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Theſeus, König von Athen, gegenwärtig in Trözene. Die Amme der Phädra. Artemis, die Göttin der Jagd. Diener äials Jagdgefolge des Hippolytos) und Dienc- rinnen. Boten. Chor trözeniſcher Frauen. Der Schauplaz iſt in der Stadt Trözene, vor dem Palaſte des Königs Pittheus. Euripides v. Donner. L. 3. Muff. Aphrodite. | Auf Crden vielgefeiert und nidt namenlos Bin id, die Gittin Kypris, und in Himmelshöhn: Und die von Pontos’ Marken zur atlantifden Erdgränze wohnen und das Lidt der Sonne fdaun, Bon diefen ehr’ ih, die verehren meine Macht, Und ftiirje, wer fid) wider uns trozvoll erbebt. Derm and) in Gitterherzen ja lebt dies Gefiihl: Sie freuen fid), wenn Wenfden ihnen Huldigen. Rie wahr id Hier gefproden, 3etg’ ich alfogleid. Der Cohn des Thefeus, einer Amazone Kind, Hippolytos, dee frommen Pittheus Finger einft, Nermt mid) von allen Gitterfrau'n die fdledtefte, Allein von allen Biirgern tm Trizenerland, Verſchmäht die Viebe, foftet midjt Der Che Glück: » Dod) Phibvs’ Sdhwefter, Artemis, die Todter Reus’, Berehrt er ald der Götterfrauen herrlidfte; ° Und ſiets der Jungfrau zugeſellt um griinen Wald, Tilgt er mit rafden Doggen rings des Landes Wild, Vertrautern Umgang pflegend, ale es Menſchen ziemt. vo Darüber fühl' th keinen Groll: was ſollt' id aud? Doch was er wider meine Macht geſündiget, Er büßt es heute: hab' ich doch das Meiſte ſchon Längſt vorbereitet: fo bedarf's nicht vieler Müh'n. Tenn als er einmal ans des Pittheus Hanſe ging, ſ * 1 _ — — ww 4 Hippolytos. 25 Ru ſchau'n die Weihen hoher Gottgeheimmniſſe, In's Land Pandions: da erblidte Phädra thn, Des Vaters edle Gattin, und wie ich's verhangt, Entbrannt’ ihr Herz in ungeſtümer Liebesglut. Und eh fie hierher wandert’ ind Trözenerland: 30 Dort anf Athene’s Felſen, der herniederjdaut Jn dieje Fluren, haute fie Kythere’s Haus, Des fernen Lieblings denfend, und verfiindete, Nad ſeinem Namen nenne ſich mein Haus Hinfort. Seit aber Thejens aus dem Kefropslande ſchied, Den Flud ju fliehn von ftoljer Pallasſöhne Blut, Und ſamt der Gattin ſchiffend nad Trözenia, Den Bann im Ausland ſich erkor auf Jahresfriſt: Seit dieſem Tage ſchmachtet ſie, das Herz durchtobt Bon Liebesqualen, weinend hin in ftummem Harm: Der Hausgenofjen keiner lennt der Armen Leid. Dod) darf mir diefe Liebe jo nicht endigen: Thejeus erjahr’ ed, Wiles werd’ ihm offenbar! Und meinen Widerjader wird jem Bater ſelbſt Durd Flüche tidten, die Der Meeresfürſt erfüllt, Pofeidon, der als Chrenlohn ihm Dreierlei Bu thun verheigen, was ex aud erflehen mag. Sie jtiebt mit Ehren, aber flerben mug fie dod): Denn nicht jo hod eradt’ id) Phädra's Untergang, Dag meine Widerjader nicht in folder Art Mir Buge jahlen jollten, daß es mir genügt. Dod eben, jeh’ id, fommt ja dort Hippolytos, Der Sohn des Thejeus, nad des Waidwerfs Mühen friſch Herangejdritten: eil' id denn hinweg von “hier! Es folgt in bellen Haufen ihm ein Dienerjdwarm, 55 Und preist die Göttin Artemis in fdallenden or) ut Hippolytos, Gefangen: denn nidt abnt er, daf des Todes Thor Sih anfgefhloffen und die legte Conn’ ihm ſcheint. (Htyvolytos mit feinem Yagdgefolge.) Sippolytes. Auf, folgt mir, folgt, Artemis fingend, Rend’ unfterbliges Rind, Das uns liebend bebittet! Chor der Jager. Herriderin, Herrſcherin, Heiligfte du Vom Gejdledte de3 Reus, Artemis, fei mir gegriift, gegrilft, Yeto’s und des Kroniden Rind, + Sdonfte weit in der Sungfran’n Zahl, Die on grofen Himmelsramm Wohnt in den ftoljen Hallen des Raters, Im goldenen Gaal Rronions! Cet mir gegrüßt, o Schönſte, O ſchönſte Du von Olympos’ Götterfran'n, Artemis! Hippolytos. Tir bring’ id, Herrin, dieſen frifdhgeflodinen Kranz Zum Shmud, gewunden auf der unentweihten Flur, Wo mie der Hirt die Heerden auf die Weide fiihrt, Rod) mie das Cifen fdaltet’, und die Biene mur Auf beiligen Auen über Frithlingsblumen ſchwärmt: Da wohnt die Unfduld, trantt die Flur mit Quellenthau. Nur wer der Lehre Nichts verdantt, mur wem Natur Für alle Dinge weifen Sinn und Maß verlieh, Darf bier fid Kränze pfliiden, dod) der Böſe nidt. So nimm, geliebte Königin, aus frommer Hand Die Krone, die dein goldnes Haar umkränzen fol! 6 Hippolytos, Mix ward vor allen Menſchen ja die Huld gewährt, Bei dir gu weilen, und tm Zwiegeſpräch mit dir Dei Wort au hören, ſeh' ih and) dein Auge nicht. Bum Riel geleite, wie wh ihn begann, den Lauf! (Er betraingt bie Bilbjiule der Artemis.) Gin alter Diener. (aus bem Jagdgefolge vortrelend) © Fiirjt, (Gebietern muß man Götternamen leih'n!) Vernähmeſt Ou wohl freundlich guten Rath von mir? Hippolytos, | Gewiß: fiir einen Thoren gilt’ id) waährlich jonft. Der Diver. 90 Nun den, Ou weißt ja, welder Brauch bei Menſchen gilt? Hippolytos. Ich weiß es nicht: dod über welchen fragft du mid)? Der Diener. Man haßt den Stolz, den ungeſellig finftern Sinn, DHippolytos. Mit Medht: Denn welder Stolze wird mht unbequem? Der Diener. Dod Liebe wohl gewinnt maw durd) Leutſeligkeit. Hippolytes, Sehr viel, und Vortheil ber gevinger Mühe sod. Der Diener. Nun, gloubjt Ou, dag bet Göttern andy daſſelbe gilt? Hippolytos. Wofern die Hitter ihr Geſez den Menſchen lieh'n. Der Diener. Was bringft Du dann der hohen Mottin keinen Gruß? Pippolytos, Weld) einer Göttin? Hüte did) vor böſenn Wort! 105 Dippolytos. Der Diener. 100 Shr, die vor deinen Thoren fteht, der Kypris hier. Sippolytos, Gin teufder Siingling, grüß' id mur von ferne fie. Der Diener. Dod gilt fle hehr und heilig allen Sterbliden. Sippolytes. Mids jeden Gott, mit jeden Menſchen liebt mar gleid. Der Diener. . O lebe glidlidg bet dem Sinn, der dir geziemt! Hippolytos. Kein Gott gefallt mir, welder Nadts gefeiert wird. Der Diener. Sohn. jede Gottheit ehre man, wie's ihr gebührt! Hippolytos. 110 il: ~ Gehn, Watdgenofjen, tretet ein gum Hauſe nuu, Yezt euch am Mahle: lieblich, nach vollbrachter Jagd, Winkt uns die volle Tafel. Auch die Roſſe müßt Ihr wacker ſtriegeln, daß ich, ſatt vom Mahle, ſie Au Wageu ſchirren und gebührend tummeln kann. (zu dem Diener) Sok deiner Aphrodite wünſch' id) alles Heil. (ab mit dem Gefolge.) Der Diener. (vor der Bildjdule der Aphrodite) 3h aber, um's nidt nachzuthun den Jünglingen, Dee dente, wie's dem Sflaven midt yu ſagen ziemt, Ich falle, Kypris, Herriderin, vor deinem Bild Anbetend nieder. Nimm es nicht ungnadig anf, Wenn Einer dir in allzuraſchem Jugendniuth 8 Hippolytos. Thorheiten vorſchwazt: ſtelle dich wie taub dazu! Denn Götter miiffen weiſer fein als Sterbliche. (ab in das Haws.) Der Chor. Erſte Strophe. Flut vem Oteanos, heift e&, ſprudelt ein Felſen hervor, Der aus hangendem Geſtein Quellwaſſer in Urnen ausſtrömt: Hier wuſch in Stromes Than Meiner Geſpielinnen Eine Purpurgewande, die 25 Sie rings anf hellſonnigem, warmem Rücken Des Felfen auslegte: von ihr vernahm id) Am erften die Kunde, dag Phädra, Erfte Gegenjtrophe. Matt von vergehrendem Schmerz, im filler Gemach fid) daheim Härme, mit leuchtendem Gewand ihr goldenes Haar beſchattend. Heut ſchon den dritten Tag, Wie die Geſpielin erzählte, Hält ſie der Erde Frucht Vom reinen Leib ferne, vom Göttermunde: In ſtummem Harm will ſie des Todesgottes 5 Unſeligem Ziele zuſteuern. Zweite Strophe, Biſt du trunken von Wahnſinn, Frau, Den dir Pan, den Hefate dir, Oder Hohe Kureten gefandt, Oder die Mutter vom Berge? 140 Bielleicht and wider Dittynna, Die Magerin, ſündigteſt du; Du verſagſt ihr die Opfer und leideft mun! DHippolytos. Phädra. Ihre Amme. Der Chor, Die Amme. 0 Weh, menjdlice Moth und dev Krautheit Qual! Was joll ih dir thin, was nicht dir thun? Hier ftrahlt div der Tag, ift Heiter Die Luft: Und) bradte man dir aug dem Hauſe bereits Dein Ruhhbett hier: 5 Denn ,,in’s Freie hinaus!“ war immer dein Wort. Bald ſehnſt in's Gemad du dic) wieder zurülck: Snell änderſt du did), es behagt dir Nichts: Was da ijt, Todjter, gefällt dir wie; Ubwefendes lot did) und zieht did) mehr. (BhGdta wird von Dienerinnen auf cine Sinfte niedergelafien.) Die Amme. (file ſich) Krank jeu ijt befjer, als Wärterin ſein: Denn jenes ift einfach, dieſem vereint Sikh Nummer des Herjzens und leibliche Muh. Nur Tritbjal ijt ja Der Sterbliden Yous, Und niemals ruh'n fie vom Leide. Was mehr Werth hat, denn das Yeben im. Vid, Das birgt in Gewölk die verhüllende Nacht. Wohl angen wir nur fo thoridt an ihm, Weil's Hier auf Erden uns glingt, weil nic Von Dem anderen Leben uns Kenntuiß mard, 90 Mod) Kunde von dem, was die Crde verbirgt: Dem widhtige Fabel bethirt uns. Phidra, © ridtet mid auj, o ftiigt mix das Haupt, She Liebe: gelöst ift den Gliedern das Band! Canjt Gebt mir den Arm mit den Häuden, o Frau'n! 12 Hip polytos. Gin Abhang ift an der Zinnen der Burg: Da thaut dir ein Quell unverſieglichen Trank. Phadra, O Artemis, die Ou den faljigen See Und die Bahnen beſchirmſt, von Rennern geftampft, Wah, daß id) mid find’ auf deinem Gefild, Und bändigte ftol; das henetiſche Rok! Die Wmme. Wie ſchwazteſt du wieder fo finnlos da? Bald treibt did) die Sehnfudt auf das Gebirg, Bu erjagen das Wild, bald fehnft du did) Hin, Bu befteiger das Roß anf trodenem. Gand. Gin prophetiſcher Geift mr mag es erſpähn, Rind, was fiir cin Gott dir die Sinne verrückt Und in wirrenden Taumel geriffen. Phadra. Ich Elende, weh! Was hab' ich gethan, Wohin nud verirrt von der Bahn der Vernunft? 5 Ach raste, ich fiel durch gittliden Fluch! Unfelige, web! © Mutter, verbiille mix wieder das Haupt! Ich erröthe vor dem, was id) eben gefagt. O verbirg mid: es thau'n mir die Zähren im Vlid, ) Und ſchampoll wend’ id das Wig’ abwarts, Das Bewußtſein wiedergewinnen, es ſchmerzt: Wahnſinn iſt ſchlimm: dod glücklich der Menſch, Der hinſtirbt ohne Beſinnung! Pie Amme. Jd verhiille did: wann dedt aber das Grab 245 Mein morſches Gebein? l4 Hippolytos. Der (hor. Fehlt's ihr an Eßluſt? Oder ſucht fie jo dew Tod? Die Amme. Den Tod: des Lebens loszuwerden, faftet fie. Der Chor. Trout, ſeltſam, wenn fid) thr. Gemahl damit begniiqt! Die Amme. Sie birgt das Leid thm und erflirt, ihr fehle Nichts. Der Ghor. Und er bemerft’s nidjt, wenn er thr in's Auge -fieht ? Die Mmme, 27h Zufällig it er eben fort und auger Yands. Dev Chor. Dod) — liefeft Du fein Mittel unverjudt an iby, Shr Leider und des Geiſtes Irrwahn auszuſpähn? Die Amme. Sd griff nad) Went, und bewirtte Nichts damit. Dod joll auch jest mein Eifer nidt ermatten: nein, J Da follft als Augenzeuge mir's beſtätigen, Wie treu beſorgt id) bei der Herrin Leide bin. (an Phädra ſich wendend) Auf, liebes Kind! Die frühern Reden wollen wir Vergeſſen beide: werde Du gelajfener, Die düſtern Brau'n erheiternd und den bangen Sim: Ich will mich dir bequemen, wo ich früher dir Nicht ſolgte, will auf andern, beſſern Wegen gehn. Und wenn's etn heimlich Leiden iſt, an dem du franfft, Sind Frauen Hier mit ihrer Hülfe dir bereit: Dod), willft du Männern ſagen, was dir Schmerzen bringt, So rede, daß man einem Arzt es melden kann. Nun? Schweigſt Ou? Wekhalh? Schweigen mußt du nicht, o Rind: 16 Hippolytos. Phidra. Gin Freund verderbt unfduldig mid) Unjduldige. Die Amme. Hat etwa Thejeus wider did) gefiindiget? Phadra. 15 Dak ich an thm nur nicht erfdhein’ als Frevlerin! Die Amme. Was wäre denn das Arge, das zum Tod dich treibt? Phadra. © log mich fehlen: fehl’ ich dod) nicht gegen dich! Die Amme. Gutwillig nie: miglingt mir's, iff es Deine Schuld! (Sie fallt vor ihr nieder. Phadra. Wie? Hängſt du mir am Arme, übſt du Zwang an mir? Die Amme. Und aud von deinen Knieen laſſ' id) nimmermehr. Phädra. Elende, weh dir, wenn du dieſes Weh vernimmſt! Die Amme. Kein größ'res Wehe kenn' ich, als dir ferne ſein. Phudra. Du wirſt vergehen: aber Ruhm bringt mir die That. Die Anime. Und foldes Edle birgft du mir, der Flehenden? PHadra. Aus böſer Quelle ſchöpf' ih erſt Das Edle mir. Die Amme. So bringt es dir mehr Ehre, wenn du's offenbarſt. Phddra. Himwveg bei allen Gottern, weg, laß meine Haud! Hippolytos. 195 Sewer laftet ded Stirnband mir um daé Haupt: Weg ier cf, und ſtreu' auf die Schultern das Haar! Die Amme. Sei rubig, o Rind, und wirf did nidt So verdrießlich umber! Biel lewhier erträgſt du der Krankheit Schmerz 0 Wit gelajjenem Sinn und wadrem Gemüth: Yeid ift ja Der Menſchen Verhängniß. Phadra. aq, Ach! | fant’ id ihe ſchöpfen, den lauteren Tranf Der exfrifdenden Flut aus lebendem Duell! © Hnnt’ wh, von Schwarzpappeln umſchattet, Auf bhemiger Wieſe gelagert rub’! Dic Amme. Woe redeft Ou da? Deß our cin fold wahnfinitiges Wort, © Todter, dir nidt vor den Leute entſchlupft! Phadra. Firt mid in's Gebirg! Ich will in dew Wald, Wo die Fichte ſich hebt, Bo Bie Hunde Sas Wild mordgierig erſpähn. Bie gern, ad! Hest’ id Die Dogger herarr, Und feqte Ber fledigen Hindin md, Und wärf an den bräunlichen Yoder vorbei Den theffaltider Speer, Ser Ger Hedhten bewehrt writ dem ſpizen Geſchoß! Dic Amme. Bet quilt Sehnjndt nad) Soldem dein Herz? Bas Mmmern denn did) Die Geſchäfte der Jagd? Bas ledyeit Mu, Kind, nah den Waſſern des Borns? 18 Hippolyros, Phadra. Der Beiden Eines hab' ich ſelbſt an mir erprobt. Die Amme. Was ſagſt du? Liebſt du, Tochter? Sprich! Und welchen Mann? Phuͤdra. 5 Wer iſt er dod, der Amazonenfürſtin Sohn? Die Amme. Hippolytos ? Phaidra. Von dir vernahmſt du's, midt von mir, Die Anime. Was mug id) Hiren, Todter? Weh! Du todteft nridj.. Nit anszuhalten, id ertrag’ es lebend mid, © Frau'n! Verhaßtes Sonnenlidt, verhagter Tag! Brid cin, du Körperhülle, ſtirb: i ſcheide mid Von diejem Dajein! Lebet wohl! Ich bin dahin. Denn werje Menſchen fröhnen, widerſtrebend zwar, Unedler Liebe! Kypris war nicht Göttin mr, Nein, iſt es möglich, größer noch, als Götter ſind, Sie, die vernichtet Phädra, mich und dieſes Haus! Der Chor. Strophe. Hörteſt, ad! hörteſt du's, Wie das Unnennbare, She unſelig Leid, die Königin geftand? O daß ich ſtürbe, bevor du, die wir lieben, ſo Endeſt in Wahnſinnsnacht! O weh, wehe mir! Ach Arme, dag du Das dulden mußt! Ach, Angſt und Noth ziehen die Menſchen groß! Du biſt verloren, Grauſes offenbarteſt du! Was fiir ein Leben harrt nun ohn’ Ende dein? 20 Dippolytos, $95 Und drittens, wie's ard aljo mix unmöglich war, Der Liebe Macht yu brechen, da ſchien Sterben mix Das Beſte: Niemand widerjpridt wohl diejer Wahl, Denn meine Tugend leudte vor der Menſchen Blick, Und wenig Zeugen habe mur die böſe That! Die Sade kannt' 1h, kannte meiner Liebe Schmach, Und fiber diefes jah id) wohl: id) bur ein Weib, Gehaßt von Allen. Schand' und Tod verderbe fie, Die, fremden Männern jugejellt, ihr Chebett Zuerſt geſchändet! Aus erlandten Hawjern brad 5 Mud über andre Franen dieſer Fluch Herein, Denn wenn den Edeln wohlgefillt das Schändliche, Bald wird's die Niedern dünken, daß es edel jei. Und) jene haſſ' ich, welche keuſch in Worten thun Und ingeheim mit ſchnödem Frevel ſich vergehn. Wie können ſie, Kythera, Meerbeherrſcherin! Doch ihren Gatten offen ſchau'n ins Angeſicht, Nicht bebend vor dem Dunkel, das mitſchuldig war, Nicht vor den Zimmerdecken, daß ſie reden einſt? Mid treibt, o Frauen, eben dies zum Tode ja: Nie mode’ id) meines Gatten Ehrenſchänderin Nod meiner Söhn' erſcheinen. Nein, fie follen frei, Jn Hohem Muthe blühend, miv die ftolye Stadt Athen bewohnen, durd die Mutter midt beſchimpft! Denn einen Mann and fiihnen Muthes beugt es tief, Wenn thar der Welter Schande kundgeworden ijt. Died Cine, ſagt man, lommt des Yebens Preiſe gleid, Wenn oir geredjter, edler Sinn im Bujen wohnt. Den Laſterhaften offenbart die Beit dereinſt, Und Halt ihm einen Sptegel, wie dem Madden, vor: 425 D mig’ id) unter Solden mie gejehen fein! 22 DHippolytos. 455 Mad) andrer Sazung oder unter anderer Goittheiten Herrjdaft, wenn dir folder Brand misfallt! Wie viel gefdeite Manner ſehn, was ihre Frau'n Verſchulden, aber ftellen ſich, als ſähn ſie's nidt? Wie viele Biter Helfer felbjt den Söhnen mit, Wenn Liebe fie bethirte? Denn der weije Mann Verheimlidgt Andern klüglich, was Unehre bringt. Nicht allzuſtreng dod) hilde div dein Yeben ans! Läßt Dod) das Dad, das unſre Wohnung überwölbt, Sid) ſchwer zuſammenfügen: und wie hoffteſt du Wns dDeinem tiefen Falle did) herauszuziehn? Mein, wenn du mehr des Guten als des Böſen Haft, So bift du wohl ſehr glücklich, eine Sterblide. Drum, liebe Todter, leg’ thn ab, dew trüben Sinn, Den Uchermuth des Trojzes: denn nichts Andered, Troy ift es, will mam bejjer fein, als Gotter find! Sa, fiige did) Der Liebe, weil's ein Gott gewollt, Und was did) ängſtet, wende klug gum Bejferen. Mod gibt es Rauberjpriide, gibt Beſchwörungen: Sin Mittel wird fid) finden wider diejes Web. Fürwahr, ore Winner finden ſpät das Ridtige, Wenn nicht das Weib die Mittel auszuſinnen weiß. Der Chor. Was dieſe ſpricht, o Phädra, mag erſprießlicher In deinem Leide wirken: demnoch Lob’ ich did. Zwar dieſer Lobſpruch lautet unbequemer wohl, Als ihre Red', und deinem Ohre ſchmerzlicher. Phudra. Das iſt es, was der Menſchen blüh'nde Wohnungen Und Städte ſtürzt, die überſchönen Worte ſind's. 490 495 Hippolytos. 23 Denn nimmer jiemt gu fager, was dem Obr gefallt, Rein, mir das dle, das gu Rubm und Chre führt. Die Amme. Wozu die ſtolzen Worte? Nidt des Redeprunts, — Des Manns bedarfft du! Schleunig denn erſpähen wir’s, Vertran’a ihm frei und offer, was dein Herz derwegt! Denn fhwebte nist dein Leben in fo drohender Gefahr, wnd warft du nüchtern und befonnener: 3h wiirde wegen deiner Luft und Liebe nie So weit did treiben! Aber nun gilt’s grogen Kampf Um Deine Rettung: dieſes ift nicht tadelnswerth. PHddra. Ha, ſchließe gleidh die Lippen, arge Schwäzerin, Und öffne foldem fGniden Wort nidt mehr den Mund! Die Amme. Schnöd, aber mehr als ſchöne Sprüche werth fiir did! Venn eine That ijt beffer, die did) rettet, als Bas Wort, auf defjen Rauber ſtolz du fterber willſt. Phaͤdra. Beim Himmel, halt! (ſchön ſprichſt du, doch ein ſchnödes Wort) Nicht weiter gehe! Zwar ih unterwarf mein Herz Der Lieb' in Ehren: doch beſchönigſt du die Schuld, So fall' ich dem zum Opfer, was ich meiden will. Die Amme. War das die Meinung, mußteſt du nicht ſündigen: So aber folg' uns: denn zunächſt thut dieſes noth. Ich habe Zaubermittel zur Beſänftigung Der Liebe drinnen, (eben jezt beſann id mid,) Vie jonder Schmach dir, ohne dag du Schaden nimmſt Am Geift, die Krantheit heiler, wenn du nidt verzagit. Vom bheiggeliebter Manne braudt’s ein Reiden Hier, 24 Hippolytys, Nur cine Vode, vom Gewand ein Fleddhen nur: So ſchlingen wir aus Zweien Cinen Yiebeshund, Phidra. Und ift em Tranf dos Mittel, find es Salben? Sprig & Die Amme. Ich weiß nicht: Log dir Helfen, Kind, und Frage nid, Phidra. Sd forge mur, Ou Handelft allzuweiſe mir, Die Amme. Du fürchteſt dich vor Allem: was beſorgſt du denn? Phidra. Du ſchwazeſt Thejens’ Sohne mem Geheimniß aus, Die Amme. Laß das, o Todjter: ich beftell’ eS alles wohl. Nur du, Kythera, meerentſproßne Königin, Sei mir wr Seite! (fiit tie) Was id) jonft su thun beſchloß, eniigt, den Freunden un Palaſte kundzuthun. (ab.) Der Chor. Erſte Strophe. 520 Wott Grogs, der du den Angen ſüß Einträufelſt Verlangen, holde Wonne Dem, den Ou beſtürmſt, in's Herz hinabſtrömſt, © nahe mix me zum Yeid, o fomm nie Des Maßes vergeſſend! Nicht des Feuers und nicht Der Sterne Pfeil aus Himmelshöhn Sengt gleich dem Geſchoß Aphrodita’s, Das Eros aus der Hand, Der Knabe des Zeus, ſchnellt. Hippolytos, Phadra. (aufhorchend O ſchweiget, Frauen, ſchweiget! Nun bin ich dahin! Der Chor. Was gibt es Grauſes, Königin, in deinem ‘Haus? Phidra. Seid jtille, daß id) Hore, wos fie drinnen ſchrei'n! Der Chor, Ich ſchweige ftill: Dod) diejer Eingang lautet ſchlimm. Phadra. O weh, wehe mir! Was muß ich doch erdulden, ich Unſelige! Der Chor. Was foll diejer Sdrei? Wozu diefer Ruf? O ſprich, weldjes Wort ſchreckt did) fo fer, o Frau, z5 Beſtürmt dir das Herz? : Phidra. Ich bin verloren! Tretet vor die Pforten hier, Und höret, weld) ein armen im Balafte tobt, Der Chor. Du ſtehſt nah’ am Thor: dein Obr rührt der Laut, Welder von innen ſchallt. Sage mir, ſage dod, was für em Leid geſchehn! Phidra. Der reifigen Amazone Sohn, Hippolytos, Schreit laut und ſchmäht gewaltiq anf die Dienerin. Der Chor, Geſchrei hör' id) wohl; dod far foun id midt Berftehu, weld ein Ruf 575 Zu dir fdoll, gu dir, durd des PBalajtes Thor. Hippolytos. 27 Phauͤdra. Er ſchilt ſie deutlich Kupplerin, Verführerin, Die ihres Königs ehlich Weib zum Böſen trieb. Der Chor. Wehe mir Armen, weh! Theure, du biſt entdeckt! Wozu rath’ ich mun? Deine Geheimniſſe 0 Namen an's Licht, dix bringt — Phadra. Wehe, wehe! Der Chor. Freundesverrath den Tod! PHAdra. Ba, fie verderbt mid, da fie meine Moth enthiillt, Und liebend, dod mt weife, fie zu heilen ftrebt. Der Chor. Bie mun? In foldem ſchweren Leid — was willjt du thu? Phaͤdra. > S$ weiß nur Eines: ungeſäumter Tod allein Kann aus der Qual mich retten, die mich jezt umfängt. Hippolytos tommt mit der Amme aus dem Palaſte. Phädra. Der Chor. Hippolytos. O Mutter Erde! Strahlenkreis des Helios! Weld) unerhörter Worte Laut vernahm mein Chr! Die Amme. Stil, Jüngling, ehe dein Gejdrei Semand vernimmt! Hippolytos. 90 Unmoglid fam id fdweigen, bir’ id) jolden Graul. Die Amie. Ber diejer Hand am fdinen Arie fleh' id) dix —- 28 Hippolytos. Dippolytos. Hinweg die Hande, rithre mat an mei Gewand! Die Amme. Bet deinen Knieen, opfre mich dem Tode nicht! Hippolytos. Wie könnt' id's, wenn du, wie du fagit, mts Arges jpradjt > Die Amme. 5 Mein Wort, o Jüngling, werde mie Der Welt befannt! Olppolytos. Das Schöne madt ſich ſchöner, wird es Vielen kund. Die Amme. Mein Sohn, den Eidſchwur achte nicht als Kleinigkeit! Hippolytos, Die Zunge ſchwur ihr, und das Herz weiß mts davon. Die Amme. Was willft du thin? Berderben deine Freunde, Kind? Hippolytos, Das Hleibe fern! Mein Laſterhafter ijt mein Freund. Die Amme. VBergib! Bu febler, Mingling, iff der Menſchen Art. Dippolytos, Was haſt Ou dod) der Menſchen gleißend Ungentad, Die Frau'n, o Reus, an dieſes Sonnenlicht gebradt? Trugſt du Verlangen, cin Geſchlecht von Sterbliden 105 Ru ſchaffen, follten dieſe mt vom Weibe fein: Mein, Manner mugten, wan fie dir des Cifens Wucht, Gold oder Gry in deine Tempeln dargebracht, Nachwuchs von Kinder aus des Gottes Hand dafiir Als Gegengabe nehmen, nod) dem ächten Werth 610 Des Dargebotnen Seder, and im freien Haus Als Freie wohnen ohne dies Geſchlecht dev Frau'n. \ 30 Hippolytos, lind wiffe, Weib: did) rettet meine Frömmigkeit! Denn fing mic) Ahnungsloſen nicht der Götter Cid: 5 Mid hielte Nidjts, e& meinem Vater kundzuthun. Nun bleib’ id) fern vom Hauſe, bis in diefe Stadt Thefeus guritdfehrt, und mein Mund foll ſtille fein. Dod) mit dem Bater form’ id heim und werde ſehn, Wie ihr ihn anblidt, du und deine Königin: Dann hab’ ich deinen frechen Sinn fidjtbar erprobt. Tod über enc)! Ich werde miemals fatt, die Frau'n Ru haſſen, ſage Mander aud, ich eifre ftets: Denn ſtets betreiben Böſes ja die Frauen aud. Drum lehre Jemand Sittjamfeit und Rudt die Frau'n: Sonſt werde mir geftattet, ftets auf fie gu ſchmäh'n! (ab,) Gegenftrophe. Die Amme. Bitter, unfelig fiel Der Frau'n Lebensloos! Wo gibt’s eine Kunſt oder nod) einen Rath, Nun Der perworrne Knoten mur unlisbar blich? Phudra. Mich fand meine Strafe! Weh, Erd' und Licht! Wie entrinn' id mm meiner Noth? Wie verberg’ id, Frau'n, meine Schmach? Weld eine Gottheit rettet? Welder Sterblicde Erſcheint helfend oder mitwirfend mir Bei fo verrudjter That? Das eid, das fo ſchwer Mir drang in's Leben, immer ring’ id) mid) heraus. So unfeliq war nod) fein Erdenweib! 34 Hippolytos. Aus dem glücklichen Vaterhauſe Meine Herrin flihrte Ru dem Bunde, dem ſegenloſen! 5 Leiden verhießen ihr beide Länder, (oder war's nur Rreta?) Als fie flog zu Ballas’ ftoljer Stadt, und ſchöngeflochtnes Tauwerk Sie an Munychos' Geftade Banden und das fefte Vand betraten! Bweite Gegenftrophe. Darum brad ihr das frante Herz Sn unheiliger Liebe vom Graujen Stirm Aphrodita’s, Bou der driidenden Laſt des Leidens 5 Ueberwältigt, wird fie An die Dede des Brautgemaches Knüpfen das ſchwebende Seil und Um den wegen Nacken fdlingen, Bebend vor der finſtern Göttin, Ruhm und Ehre ftatt der Sdhande Sid erwahlend, und vom bittern Liebesſchmerz die franfe Seele löſend. Gin Diener eilt aus dem Palaſte Der Chor. Der Diener, Auf, auf! Zur Hilfe her, thr alle, die bei'm Hauſe find! Dire Herrin, Theſeus' Gattin, hangt tm Strang entieclt Der Chor, Weh, weh! 5 GS iſt geſchehen, unjre Königin dahin! Sie ſchlang um ihren Nacken ſich das Todesband. Hippolytos. 35 Der Diener. Shr, wollt ihr eilen? Bringt ein doppelfdneidig Schwert, Und tremt von ihrem Halfe flugs die Sdlinge los! Eriter Halbdor. Was thon, ihr Lieben? Gehen wir in’s Haus hinein, 770 Sie lodumaden aus dem feftgezognen Strang? Zweiter Halbchor. Wie? Sind der jungen Diener nicht genug im Haus? Gefährlich iſt es, ſich um Allzuvieles mühn. Ein Diener. (tm Palaße) Stredt aus den armen Leichnam, legt ihn grade hin! Das iſt ein bittrer Liebesdienſt für meinen Herrn. Der Chor. 775 Berjchieden, hör' ich, iſt die Unglüchſelige: Dem ſchon als eine Todte wird fie ausgeſtreckt. Theſeus mit Lorbeerzweigen bekränzt vom Orakel guritd: kehrend. Der Chor. Theſeus. Ihr Frauen, wißt ihr, was der Lärm im Hauſe will? Der Diener ſchwere Klage drang zum Ohre mir. Vom Gottestempel heimgekehrt, empfängt das Haus 780 Rig nicht am feſtlichoffnen Thor mit frohem Gruß. Sit dod des Pittheus Alter nicht ein Leid geſchehn? Hohl neigte ſich fein Leber: dennod) wire mir’s Noch immer ſchmerzlich, wenn er ſchied' aus diefem Haus, Der Chor. Turd teines Greifes Scheiden traf dich fold) Geſchick, 7H) Theſeus! Gin junges Leben ſchied und bringt dir Schmerz. Theſeus. Beh! Ward der Kinder Leben mir dod nicht geraubt? 8 * 805 ab Hippolytos. Der Chor. Sie leben, dod) die Mutter ſtarb — o herbſtes Veid! Thejens. Wie fagft ou? Meine Gattin todt? Durd) weldes Yoos ? Der Chor. Sie wand die Todesſchlinge felbjt mm ihren Hals. Theſeus. Erſtarrt von Trauer? Oder was tried jie dazu? Der Chor. Soviel mer weiß i: denn amd id) fom eben erſt Zum Hauje, Thefeus, und Bejammere deur Gejdid. Theiens. Weh, wel! Was kränzen Lorbeerzweige denn Die Schläfe mir, Der, ah, zu bifer Stunde fam vont Gotteshaus ? Die Pfortenriegel ſchließet mir, o Diener, auf, Und lost die Fugen, lagt thr Jammerbild mich ſchaun, Der Armen, weldhe fterbend nid vernichtete! (Die Thorflligel Afnen ſich: man erblickt die Leiche Phäbra's auf ber Bahre ausgejtredt.) Der Chor. © wel, wele dir! Weld) unerhörtes Leid! Arme, du littſt, du thatſt So Schweres, daß dies Königshaus im Trümmer ſtürzt! Ha, wie tollfithn! Ha, Gewalt raffte did Dahin in dem Cod, in graunvollen Untergang, Gewalt deiner Hand! Und wer, Arme, trübt alſo das Leben dir? Theſeus. © weh, welches Yoos! Bon all meinem Leid Traf mich das ſchwerſte — hier! Zürnendes Schickſal, weh 38 Dippolytos. Der Chor. 835 Du ſchiedſt, du ſchiedſt, aller Frauen liebſte, Der Frau'n beſte, ſoviele der Strahl Sieht des Sonnenbeherrſchers, Und Nachts im Sternenglanze ſieht Selene! Ach, ach, Arme, welch ein Leid traf dein Haus! Thränen befeuchten mir Strömend das Augenlid, dent id) an deinen Schmerz: Dod längſt beb’ ih vor dem Leid, das ihm folgt! Thejeus. Ha, ba! Was will die Tafel, die von ihrer lieben Hand DHermederhingt? Was hat jie Nemes kundzuthun? Hat wohl die Gottin, hat die Mutter mir vielleidt Nod bittend einen lezten Wunſch an's Herz gelegt? Set ruhig, Arme! Nie betritt ein andres Weib Das Haus des Thejeus oder nimmt feim Lager eur. Dod fich, des goldnen Siegelrings Geprage, den | Die Todte trug, fodt freundlichſchmeichelnd mid heran! Wohlan, die Siegel löſſ id) ſamt den Bander auf, Und ſehe, wads mir dieſes Blatt verlünden will! Der Chor, Ah, ad! Im Wechſel führt ein neues Leid Gin Gott bier herauf! Ewig erlofd in Nat mir aud des Lebens Glan, Wandelte ſich in Tod, mun es ſich fo gefiigt! Denn Hin ift es, we! dem Nichts fiel es Heim, Das Hans meiner Fürſten: weh tiber uns! O Sdidfal, ijt es möglich, ſtürze nicht das Hang, 860 Und mein Gebet erhörel Denn, dem Seher gleich, Erblick' id ſchon Vorboten eines Ungemachs. 40 Hippolytos. 385 Oder ſchleppt er unſtät, aus dem Vaterreich verbannt, 900 In fremdem Lande jammervoll ſein Leben hin. Der Chor. Hier naht er ſelbſt in guter Stunde dir, dein Sohn Hippolytos. Yak ab vom böſen Zorne, Herr, Erwäge, was zum Beſten deines Hauſes frommt! Hippolytos. Theſeus. Der Chor, Sippolptos, Dein Jammern hörend, bin wh raſch Hiehergeeilt, Mein Vater; dod) was dieje Seufzer dir entlodt, Ich weiß es mit, und Hiren midt’ id's wohl von div. Ha! Was gejdal hier? Deine Gattin jeh’ ich todt, Mein Vater, — wohl ein Wunder, höchſten Staunens werth! — Sie, die id) kaum verlaſſen, dre gu dieſem Licht Der Sonne nod) vor wenig Stunden anfgeblict! Was widerfubr wr? Wie ereilte fie der Tod? Mein Vater, Hiren möcht' id) das aus deinem Mund. Du ſchweigſt? Mit Schweigen wird im Unglück mts geſchafft: Das Herz der Menſchen, Alles auszuſpähn bemüht, Verräth ja Vorwiz immer auch bei fremdem Leid. Furwahr, vor Freunden (und id) war dir mehr als Freund!) Dein Misgeſchick yu bergen, ziemt dir, Bater, mide. Thejeus, Shr Menjden, die vielfader Irrwahn blendete, Was lehrt ihr taujend Kiinfte dod), was finnet ihr So mande Vift aus und erfindet Allerlei, Und wiffet nicht das Cine, nod) evjagtet ihr's, Weishert zu lehren Cinem, dem's an Geift gebridt? 42 Hippolytos (au Hippolytos) Du, jeige, weil Ou, Gravel, dod) mix nahe hit, Dem Vater Aug’ in Auge hier dein Augeſicht! Du lebjt mit Göttern als ein auserwahlter Mann? Du biſt ein Frommer, unentweiht vom Siindendienft ? Mich itberreden deine PBrabhlereien nicht, Ruchlos die Gitter folder Unvernunft zu zeihn. Nun rühme did) denn immer, prunk' in ſtolzem Wort Mit Pflanzennahrung, fei verzückt, und huldige Dem Meiſter Orphens und der Bücher grauem Dunſt! Du biſt entlarvt! Ich mahne Jedermann, zu fliehn Bor Heuchlern, die dir gleichen: denn ihr fanget uns Mit frommen Worten, während ihr auf Böſes finnt. Sie ijt geftorben: dieſes, wähnſt du, rette did)? Das iiberfiihrt did) eben, Ou Nichtswürdiger! Denn welder Eidſchwur, weldes Wort zeugt madtiger, Als diefe Todte, dag es dic) freifpridt vom Schuld? „Sie haßte mid’, bemerkſt du, „weil Baftarde ja Des Haujes ächten Sohne ſtets gefährlich jind.” So trieh fie Denn mit ihrem Yeben ſchlechten Tanjd, Wenn fie der Hag ihe Liebjtes aufzuopfern zwang. Aud meinft du, Thorheit wohne nidt in Mannesbruſt, 5 Und nur bei Frauen, Weiß dod id), dag Biinglinge Nicht fidrer gegen Liifternheit als Frauen find, Wenn Leidenfdhaft der jungen Triebe Glut entflammt: Lind ihnen fommt zu Statten, daß fie Männer find. Indes warum bekämpf' id deine Worte jo, Da diefe Leiche wider did) fo ſichtbar zeugt? Fleuch als Verbannter ungeſäumt aus diejem Vand, Und nicht Athene's gotterbaute Stadt betritt, Noch eines Landes Marken, das mein Speer beherrſcht! 44 Hippolytos, Und aus Gemälden; aber dieje mer zu ſehn Verlangte mid) jungfräulichunverdorb'nen nie. 5 Dod) wenn du nist anf meine Tugend banen willſt: Wohlan, jo mußt Ou zeigen, was mid) jo verdarb! War etwa deines Weibes Reiz Deqaubernder, Als aller Frauen? Oder hofft' th demen Thron Mir zuzueignen durch den Raub der reiden Hand? Dann war wh eitel thirit, war von Sinnen, traun! „Doch ift em Thron gar lodend!“ Für den weiſen Pann Mitnichten, wert nicht unbeſchränkte Herrſchermacht Den Sinn verkehrt des Menſchen, dem ſie wohlgefällt. Jd) möchte wohl in Hellas’ Kämpferſpielen gern Der erfte Sieger heißen, dod) im Staate nur Als Brociter, ftets mit edlen Freunden gliidlidy fein. Denn aljo wilt man freier, und die Sicherheit VBerleiht dem Leber höhern Rey, als Herrfdgewalt. (Sins hire nod); das Andre weift Ou ſchon von mix. Bezeugte Semand, welder Wrt mein Leben fei, Und trite fie miv lebend gegentiber hier: So trifft du forſchend auf der That die Sdhuldigen. Nun bet des Eides Mader, Reus, bet dieſem Grund Der Erde ſchwör' td), daß ich mie dein Weib berührt, Es mic gewollt aud, nod) daran jemals gedadt! Ich möge ruhmlos untergehn und namenlos, Und weder Meer nod) Erde mein entſchlummertes Gebein dereinſt empjangen, wenn id) frevelte! Dod was befiirdtend dieje fic) den Tod gewählt, 1020 Ich weiß es nicht, und weiter ſagen darf ich nicht. Sie galt für weiſe, während ſie nicht weiſe war: Ich war es wirklich und gewinne ſchlimmen Dont. 1100 48 DHippolytos. Dod) tiujdt des Erfolges Berechmung, Den td gehofft, wen id) Leiden und Thon der Ge- borenen ſchaue. Alles ja wandelt ſich Und kreiſet ſtets, Und es wechſelt das menſchliche Leben, Das ewig irrſalvolle. Erſte Gegenftrophe. Möge mir Flehenden dies das Geſchick von den Göttern gewähren: Ein Loos mit Segen Und ein Herz, unerſchüttert von Kummer; Nicht ein erhabener Ruhm, noch ein niedriger, werde zu Theil mir! Mög' ich, beſcheidenes Verlangen ſtets Mit Oem morgenden, Lage vertanjdend, Des Glücks mid) freun mit Undern! Zweite Strophe. Nimmer vertraut ja Den Göttern mein Herz: Ungeahntes erblick' id. Denn ibn, den glangreidjten Stern Der helleniſchen Stadt der Athene, Sehn wir hinaus in die Fremde verſtoßen, Geächtet durd des Vaters Zorn! Wehe, du Sand des benachbarten Strandes, Du grüner Bergforſt, wo das Wild Er mit den flüchtigen Doggen erlegte, Diktynna's heiligen Spuren nad! 50 Hippolytos, Der Bote. Theſeus, ich bringe Kunden, werth der Traner, dir Und allen Biirgerm, die Uthene’s hohe Stadt Berwohnen und die Marken vom Trözenerland. Theſeus. Was gibt es? Hat ein ungeahntes Mißgeſchick Die beiden Nachbarſtädte dod) nicht Heimgefudt? Der Bote. Nicht mehr (i Kürze fag’ ich's) iſt Hippolytos: Doch hängt an dünnem Faden noch des Lebens Licht. Theſeus. Und wer erſchlug ihn? Rächte ſich an ihm ein Feind, Dem er das Weib, wie ſeinem Vater, ſchändete? Der Bote. Des cignen Wagens Biergefpann gab ihm den Tod Und deines Mundes Fide, die zum Vater du, Dem Meeresgott, ausriefeſt über demen Sohn. Theſeus. 1150 Ihr Götter und Poſeidon! Ja, du biſt gewiß Mein Vater, da du gnädig mein Gebet erhört! Wie ging ex unter? Sage! Wie vermichtete Shu, der mich fred) entehrte, Dile's Racheſchwert? Det Bote. Wir ſtanden mah Dem wildunnvogten WMeeresftrand: 55 Der Roſſe Mähnen kämmten wir mit Striegeln aug, Und weinten; Dew etn Bote fam und meldete, Dag Hier im Vande fiirderhin Hippolytos Nigt wandeln dürfe, jammervoll verbaunt vow div. Dann fam er jelber, und daffelbe Thränenlied 1160 Zum Meergeftade bringend, und ihm drängte fid 42 DHippolytos (gu Hippolytos) Du, jeige, weil Ou, Gräuel, dod) mir nahe diff, Dem Bater Aug' in Auge hier dein Anugeſicht! Du lebſt mit Göttern als ein auserwählter Mann? Du biſt ein Frommer, unentweiht vom Sündendienſt? Mich überreden deine Prablereten nicht, Ruchlos die Götter ſolcher Unvernunft zu zeihn. Nun rühme dich denn immer, prunk' in ſtolzem Wort Mit Pflanzennahrung, ſei verzückt, und huldige Dem Meiſter Orpheus und der Bücher grauem Dunſt! Du biſt entlarvt! Ich mahne Jedermann, zu fliehn Vor Heuchlern, die dir gleichen: denn ihr fanget uns Mit frommen Worten, während ihr auf Böſes ſinnt. Sie iſt geſtorben: dieſes, wähnſt du, rette dich? Das überführt dich eben, du Nichtswürdiger! Denn welder Eidſchwur, welches Wort zengt mächtiger, Als dieſe Todte, daß es dich freiſpricht von Schuld? 50 ,,Sie haßte mich’, bemerkſt du, „weil Baſtarde ja Des Hauſes ächten Söhnen ftets gefährlich find.” So trieb fie denn mit ihrem Leben ſchlechten Tauſch, Wenn fie der Haß ihr Liebſtes aufzuopfern zwang. Auch meinſt du, Thorheit wohne nicht in Mannesbruſt, Und nur bet Frauen, Weiß doch ih, daß Jünglinge Nicht ſichrer gegen Lüſternheit als Frauen ſind, Wenn Leidenſchaft der jungen Triebe Glut entflammt: Und ihnen kommt zu Statten, daß fie Männer find. Indeß warum bekämpf' ich deine Worte ſo, Da dieſe Leiche wider did) fo ſichtbar zeugt? Fleuch als Verbannter ungeſäumt aus dieſem Land, Und nicht Athene's gotterbaute Stadt betritt, Nod eines Landes Marlen, das mein Speer beherrſcht! 44 Hippolytos, Und aus Gemälden; aber dieſe nur zu ſehn Verlangte mich jungfräulichunverdorb'nen mie. 5 Dod wenn du nicht anf meine Tugend bauen willſt: 1010 Wohlan, ſo mußt du zeigen, was mich ſo verdarb! War etwa deines Weibes Reiz bezaubernder, Wis aller Frauen? Oder hofft' ich deinen Thron Mir zuzueignen durd den Raub der reichen Hand? Dann war id citel thividt, war von Sime, traun! „Doch tft ein Thron gar lockend!“ Für den weiſen Mann Mitnichten, wenn nicht unbeſchränkte Herrſchermacht Den Sinn verkehrt des Menſchen, dem fie wohlgefüllt. Ich möchte wohl in Hellas' Kämpferſpielen gern Der erſte Sieger heißen, doch im Staate nur Als Zweiter, ſtets mit edlen Freunden glücklich fein, Denn alſo wirkt man freier, und die Sicherheit Verleiht dem Leben höhern Reiz, als Herrſchgewalt. Eins hire noch: das Andre weißt du ſchon von mu. Bezeugte Jemand, welcher Art mein Leben ſei, Und träte ſie mir lebend gegenüber hier: So träfſt du forſchend auf der That die Schnldigen. Nun bei des Eides Rider, Zeus, bei dieſem Grund Der Erde ſchwör' td, daß id) nie dein Weib berührt, Es wie gewollt aud, nod) davan jemals gedadt! 36 möge ruhmlos untergehn und namenlos, Und weder Meer nod) Erde mein entſchlummertes Gebein dereinft empjangen, went id frevelte! Dod) was befürchtend dieje fic) den Tod gewählt, Ich weiß es nidt, und weiter ſagen darf ich nicht. Sie galt fiir weiſe, während fie nicht weiſe mar: Sd war es wirklich und gewinne ſchlimmen Dant. 1100 48 Hippolytos. Dod) täuſcht des Erfolges Berechmung, Den ic gehofft, wenn id Leiden und Thun der G borenen ſchaue. Alles ja wandelt ſich Und kreiſet ſtets, Und es wechſelt das menſchliche Leben, Das ewig irrſalvolle. Erſte Gegenftrophe. Möge mir Flehenden died das Geſchick von den Gott gewalyren : Gin Loos mit Segen Und cin Herz, unerſchüttert von Kummer; NidGt em erhabener Muhm, mod) etm miedriger, werde Theil mir! Mig’ id), beſcheidenes Berlangen ſtets Mit Dem morgenden Lage vertaujdend, Des Glücks mid freun mit Andern! Zweite Strophe, Rimmer vertraut ja den Gittern mein Herz: erblic’ td. Denn ihn, den glanzreichſten Stern Der helleniſchen Stadt der Athene, Sehn wir hinaus in die Fremde verſtoßen, Geächtet durch des Baters orn! Wehe, du Sand des benachbarten Strandes, Du griiner Bergforft, wo das Wild Er mit den fliidtigen Doggen erlegte, Diktynna's heiligen Spuren nad! 50 Hippolytos, Der Bote. Theſeus, ich bringe Kunden, wertl der Traner, dir Und allen Biirgern, die WUthene’s hohe Stadt Bewohnen und die Marken vom Trözenerland. Theſeus. Was gibt es? Hat ein ungeahntes Mißgeſchick Die beiden Nachbarſtädte dod) nicht heimgeſucht? Der Bote. Nicht mehr (in Kürze fag’ ich's) iſt Hippolytos: Dod) hängt an dünnem Faden nod) des Lebens Licht. Theſeus. Und wer erſchlug ihn? Rächte ſich an ihm etn Feind, Dem er das Weib, wie feinem Bater, ſchändete? Der Bote. Des cignen Wagens Biergefpann gab ihm den Zod Und deines Wundes Flüche, die gum Vater ou, Dem Meeresgott, ausriefejt iiber deinen Cohn. Thejens. Shr Götter und Pojeidon! Ba, du biſt gewiß Mein Vater, da du gnädig mein Gebet erhirt! Wie ging er unter? Cage! Wie vernidtete Ihn, dex mid) fred) entelyrte, Dike's Radejdwert ? Det Bote, Wir ftanden nah dem wildumwogten Meeresſtrand: Der Roſſe Mähnen kämmten wir mit Striegeln aus, Und weinten; denn ett Bote fom und meldete, Daf hier im Lande fiirderhin Hippolytos Nicht mandeln dürfe, jammervoll verbannt vow dir, Dann fam ex felber, uns daffelbe Thränenlied 1160 Zum Meergeftade bringend, und ihm drängte fid Hippolytos. bf Cin didter Schwarm jabhllofer Altersfreunde nad. Dod endlid) hemmt er feine Klagen und beginnt: „Was mein’ iG? Folgen mug ih meines Vaters Wort. Die jodgewohnten Roffe fdirrt dem Wagen an, 65 Ihr Knedte! Nicht mehr hab’ ih Theil an diefem Land.” Und ohne Säumen eilte nun ein jeder Mann, Und fdneller, ald ich's fage, ftellten wir fofort Vor unfern Herrn die angefdirrten Roffe Hin. (Sx mmmt die Biigel mit der Hand vom Wagentnopf 70 Herab und paßt die Füße wohl den Stiefel an, lind hebt guerft die Hände himmelan and ruft: „Zeus, nummer mög' ih leben, wenn id) frevelte: Und fiible nod) mein Vater, wie ex mid entebrt, 3d möge todt fein, oder ſchaun der Gonne Lidt!” Darauf erhob er feinen Stachelſtock und trieb Zumal die Hoffe: wir, die Diener, nebenan Tem Wagen, folgten, nah den Zügeln, unferm Herrn (radaus nad Argos und in Cpidauros’ Land. Und als wir min an einen öden Crt gelentt, au Hebt ſich ein Ceeftrand, tiber diefes Land hinaus, Gerade jum Saronerbujen hingeftredt. Ta idol ein Ton, Reus’ unterirdiſchem Donner gleid, Wit Dumpfem Kraden, ſchauderhaft zu Hiren, ber, Und bod erhoben Haupt und Chr zum Himmel auf > Tie Roſſe; tnabenhajte Furdt fam über uns, Woher das Toten ſchalle. Nun zum raufdenden Meerſtrande blidend, fahn wir eine Woge fic Graunvoll jum Hinimel thiirmen, dap der Klippenhang Des Sfeiron unjerm Auge ſich alsbald entzog: Ste barg den Bfthmos und Asklepios' Felſenwand. Dann idwoll fie höher, ſpradelt' auf nut madtigem 4* a1 qe 2 90 52 Hippolytos, Getofe ſchäͤumend auf der ringsempirten Flut, Und ftieq gum Ufer, wo das Viergeſpann erſchien. Und mit des Meers dreifadgefdwollner Woge warf Gs einen Stier, ein wildes Ungeheuer, ans, Bon defjen Briiflen alles Land umber erfüllt In Schauertönen widerjdoll, Uns Sdhanenden Gridien der Anblid graufer, als das Aug' erträgt. Urplözlich faßte wilder Schreck das Biergejpann, Und mein Gebieter, mit des Roſſes Art vertraut In langer Uebung, zog mit Macht die Ziigel an, Und zerrte, wie das Ruder zerrt eur Steuermann, 8 an den Miemen, fermen Leib riidwarts geſtemmt. Umfonft! Sie beifen knirſchend ur den harten Stahl Des Zaums, und ſtürmen weiter, midt des Lenters Gand, Nod) Biigel, nod) des Wagens wobhlgefiigten Bau Beadhtend. Wenn in's weidhe Bladgefilde mn Gr ſeinen Lauf, die Steuer lenfend, ridjtete: Stand, thn zurüchzuſcheuchen, ſchnell vor Augen ihm Der Stier, und toller Schrecken rig die Roſſe fort. Und ſtürmten die dann wuthentbrannt den Klippen gu, So fam er leije, folgte ftets am Wagen nad, So lange, bis er dieſen ſtürzt' und niederwarf, Des Nodes Ründung jdmetternd anf ein Felſenſtück. Nun war Berwirrung iiberall: es fprangen hod Die Rädernaben und der Achſen Pflöck' empor. Der Arme felbjt, im feine Zügel feſtverſtrickt, Gr wird an unlbsbarem Band dgahingeſchleift, Zerſchellt am Felſenriffe feim geliebtes Haupt, Bermalint die Glieder, ruft er, wads und fdmerglid flang: „Ihr, die id) einft am meinen Krippen aufgenährt, Steht! Nidt vertilgt mid! Grauſer Flud des BWaters, ach! 54 Sippolytos. Der Chor. Du lenkſt der Götter unbeugſamen Som und der Menſchen, o Kypris, mit ihm, Dem Buntgeflligelten, der dic) wumfreist, Wliegend den ſchnellſten Fling. Gr flieqt über die Erde, fliegt fiber des Meers Toſende Salsflut hin, Und lockt begaubernd, wenn er em liebendes Herz Stitrmend berührt, von goldbligender Schwing” umglingt, Yodt wilbe Brut des Gebirgs Und was die See, was die Erde nährt, Auf welde des Helios Blick flammend ſchaut, ) Und Menſchenherzen. Ueber die Alle gebieteft du allein Mit der Minigin Macht, o Kypris! Urtemits erjcdeint auf einem Wollenwagen. Thejens. Der Chor. Urtemis, Des gefeierter Baters, des Aegeus, Sohn! Unf, hore mein Wort! Denn Artemis, Todter der Veto, fpridt. Thejeus, du freuſt did) des Mordes, o Thor, Den am tigenen Sohn du Frevelnd veriibt? Du glaubft der Gemabhlin Lügengeſchwäz Grundlos? Mit Grund wohl traf did) das eid! Was birgſt Ou did) nicht in der Erd' Abgrund Mit errithendem Blick? Was hebft du did) nicht, vor Dem Veide zu fliehn, Auf Fliigeln empor, weilft hier nod im Licht? Denn Ou Haft unter Geredten Hinfort 1275 Nicht mehr am Leben Gemeinſchaft. 5b Hip polytos, Gegönnt die Prüfung, foudern übereilt den Sohn Dem Fluch dahingegeben und gemordet halt! Theieus. Ach, ſtürb' 1, Herrin! Urtemis, Du vergingft did) ſchwer; indeß — Du darfft Vergebung hoffen aud fiir folde Schuld. Denn Uphrodite wollte, dak es fo gejdab, Um fic) gu riden. Und Gefez der Gitter ift’s, Dak feiner je des andern Gottes Neigungen Entgegentritt; nein, tmmer weiden wir zurück. Denn, glaube fider, wenn id) Reus nicht fiirdtete, Ich hatte mid in folde Schande mie geftiirgt, Shun, der von allen Menſchen mir der liebſte war, Dem Tode preiszugeben. Dod Untunde fpridt Von allem böſen Willen dein Bergehen los, Und jeden Vorwurf, dag fie deinen Sinn beriidt, Hat deine Gattin abgewandt durd ihren Tod, Wohl brad am herbften dieſes Leid auf dich herein; Dod madt es mir and Sdmerjen: denn des Frommen Tod Rann Gotter nicht erfreuen; nur den Böſewicht Camt Haus und Kindern weihen wir dem Untergang. Der Chor, Hier naht ja der Unglitdjelige ſchon, Sein lodiges Haupt und die junge Geftalt Wie gräßlich entſtellt! 1325 Weh, Jammer und Noth! Weld doppeltes Leid Hat über dem Haus, Von den Göttern gejandt, ſich entladen! 58 DHippolytos. Dod — o käme der Tod, mein rettender Arzt! Wer reidt mir cin zwiefachſchneidendes Schwert, Zu durdbohren die Bruft, Und das Yeben in Schlaf yu verfenfen im Tod? Mein Vater, ha, dein trauriger Fluch, Ha, Hlutbefledter Ahnen Fluch! Der Stammviter Sdhuld ans uralter Beit Zögert mat mehr, über die Schranken bridt fie, Und ftitrmt auf mid, warum auf mid, der keines Frevels ſchuldig mar? Weh, was jag’ ich? Wie Wind id) ſchnell mein Leben Los Aus diefem granjambittern Schmerz? © dag in Ruh' einwiegte mid) Unjeligen 5 Die nächtlich ſchwarze Macht des Schattenherrjders! Urtemis. In welde Leiden, ärmſter Mann, verfanfeft du! Der Adel deines Sinnes ward dein Untergang, Hippolhytos, Ha! ©) Hand des Gotterduftes! Unter Schmerzen and Smpfind’ td) deine Mahe, fühl' Erleidjterung. Wohl weilt die Göttin Artemis in dieſem Raum! | Urtemis. Sie ift es, Armer, deine liebſte Gittin iſt's. Hippolytos. Siehſt du's, o Herrin, wie es mir, dem Armen, geht? Artemis. Ich feh’ e8: aber weinen darf mein Auge nidt. Hippolytos, Dein Jagdgenoß, dein trewer Diener iff dahin. ... 1375 380 Hippolytos. Urtemis. Dakin: doh and im Seiden bift du theuer mir. Hippelytes. Dein Roffelenter, deiner Gottesbilder Schuz. Artemis. So war's von Kypris ausgedadt, der tückiſchen. Hippolytos. Web mir! Ich kenne min die Gattin, die mid mordete! Artemis. Mir Shre neidend, grollte fie dem Riidtigen. Hippolntes. ling Drei vernidtet’? Cine, wohl bat mir's geabnt. Artemis. Den Vater, did, und eine Dritte, fein Gemahl. Hippolytos. So flag’ th aud um meines Vater’ Mißgeſchick! Artemis. Durch diefer Göttin Ranke ward fein Ginn bertict. Hippolytos. Ach armer Vater, daß du folded Leid erfubrit! Theſeus. Ich bin dahin, Kind, mir entſchwand des Lebens Reiz! Hippolytos. Mehr did als mid beflag’ ich über dein Vergehn. Thefeus. ©: fonnt’ th todt an deiner Stelle fein, o Rind! Hippolytos. Ha, Bitt'res gab dein Vater, gab Poſeidon dir! Thefeus. O war’ es me gefommen fiber meiner Mund! 59 I. hekabe. — | Perſonen. Dee Seiſt des Polydoros, des Sohnes der Helabe. Setabe, vormalé Königin von Troja. Belyrena, ihre Tochter. Oduffens, König von Ithala. Agamemnon, Kimg von Argos, Heerführer der Griechen. Polymefior, König des thrafijden Cherjonefos. Falthnbio€, Herold der Grieden. Gine Dienerin Hefabe’s. Ehor, befiehend and friegsqefangenen Trocrinnen. EGanplay: das Schifislager der Hellenen auf der thraliſchen Halb— ariel, ber phrogifchen Rifie geqenilber; im Vordergrunde die Pelte ber Helabe und ber gefangenen Troerinnen. Der Geijt des Polydoros. Dem Thal der Todten und dem Pforten diiftrer Nadt, Wo fern den Gittern Hades wohnt, bin id entſchwebt, Polydorot, Sohn des Priamos und Hefabe's, Todter RKifjens’. Als Gefahr die Phrygerſtadt » ju fallen durd) Der Danaide Speer. fandte fürchtend Priamos von Troja mid Bolymefior, feinem Freund in Thratia, Cherſoueſos reichſte Flur beftellt, dem Speer ein roſſeliebend Volk regiert. Gold aud ſandt' er ingeheim mit mir, ~Trojo’s Manern einft, die Kinder thin litter, welde nod) am Leben ſei'n. der eas jingfter; darum fandt’ er aud dem Heimatlande; denn Schild oder Speer jut fuhren taugte nicht mein junger Arm. nod) des Yandes ſtolze Veſte ſtand, Troja's ungebrochen waren und h dort wie der eer Zu Der hier des lind mit dem Und vieies rs > Pees ia 8 Heftor gluctlich rang im Lanzenkampf, ber'm Thrafer, meines Vaters Freund, der Palme Sprog, liebreich gepflegt. — auch die Troerſtadt Baters Herd in Trümmer ſank, — ete Spferherve fie, Som Sohn Aill's, dem mordbefledten, hingewürgt: 1 epee ae {hi UAnmerfungen zu Hippolytos. gemaf, diefen Berwandtenmord durch freiwillige Ber- bannung nad) Trigen. Pofeidon war, der Sage nad, des Theſeus Vater, wie Hens flix den Bater des Herakled galt. Theſeus erbat fid) von Pofeidon Dreierlei: Befreiung feines Freundes Peirithoos aus der Unterwelt, fichere Rildfehr aus dem Labyrinth auf Kreta, endlich) dem Lod des Hippolytos. . Mad) doeneaPae ſeze ich ein Romma, und verbinde es mit Pépeug. (woritore dgtnedOas Péprg, Toig xaxoics J ov Géusg,) eldnyer ift abhängig vom ooo, und nad homerifdem Spradgebraud in intranfitiver Bedeutung zu nehmen. tyad darmovwy find die DenGésttern ſchuldigen Ehren, honores diis debiti, . Dod deiner Aphrodite wünſch' id alles Heil, Cin zweideutiger Ausdruck: denn man wünſchte micht nur folden Perjonen Heil, mit denen man freund- ſchaftlich zuſammenlam, oder von welchen man fo ſchied, fonder aud) oft Andere, mit denen man michtS gu thun haben wollte. „Heil dir!” war eine Formel, deren Werth ſchlechterdings vom Tone der Stimme, wmomit dieſe Worte gefproden wurden, oder von der begleltenden Geberde abhing. In dem Munde des Hippolytos iſt fle halber Spott. Bothe. evallow xaffalev tvOev ayiv. Wahnfinn, Raferct ward won ergiirnten Gbttern ver hangt, vornehmlich von Pan und Helate. . Rureten, Priefter der phrygiſchen Gettin Kybele. . Diltynna, eine Goltheit der Kreter, die mit Artemis giemlid) fibereinftimmt. Bei ifr verweilt der Chor lduger, als bei den anderen Gottheiten, weil Phüdra crite Kreterin iſt Eredthens’ Sbhne, das Boll Athens, . Ans Kreta’s Heimifdem Port. Phidra war die Todter des Lretifden Königes Minos. Anmerfungen gu Hippolytos, ſeiner Kunſt überwände. Heralles vermochte dies; abe man entzog ifm den Kampfpreis, und er rächte ſicc— nun, mit Hülfe der Arkadier, durch die Zerſtörung dea Stadt des Eurytos und durd) gewaltjame Hinwegfüh — rung der Qungfrau. Allein in ifr ſchien ihm eine un— ermildliche Wettläuferin an das Todesziel, eine Danaidve— cine wilthende Bacdantin, gugefellt; denn Deiancira,. Heratles’ Gattin, eiferfiidjtiq auf die menue Liebe, ſchicte bem Helden das vergiftete Gewand, das ihe der tuckiſche Kentaur Neſſos, als einen Liebeszauber, geſchenkt hatte; Heralles legte es an, fiel im Raſerei, und verbrannte ſich ſelbſt auf dem Berg Oeta. Bothe Bers 672. Phddra’s Vater, Minos, war cin Sohn des Zeus. -« 1725. Die Töchter des Helios, die Schweſtern des Pha thon, die am Ufer des Eridanos den Gefallenen bewei— nend, im bernſteinträufelnde Pappelbdume verwandelt wurden. Hefperos’ YWungfraucn, die Hefperiden, deren lieblichen Gefang die Dichter rühmen, bewadten auf einer weſtlichen Ofeanosinfel, oder (wie hier) am Fuße bes Atlas, in Here's Garten, die goldenen Mepfel, ein Brautgeldent der Erde, Der Meergott vermehrt un— geweihten Schiffern den Weg au Diejem Ufern, die gu einem Wohnſize der Seligen, wie man ifn in jenen Gegenden fabelte, verſchönert werden, Hin gu ber heiligen Grange. Dre alte Welt Dadte fic) ihre Erde als ein länglich gerundetes und pom Ofeano8 umſtrömtes Ynfelland, unter dem anf Bergſäulen rings um fie ruhenden cheruen Gewölbe des Himmels. Der Atlas war die berühmteſte jener Bergſäulen. Alle Juſeln im Weltftrom Ofeanos lagen jenfeits Der gemeinſchaftlichen, Heiligen, dD. h. uniiber- ſchrittenen, Erd= und Himmelsgränze. Bothe. pUngliid Tefen fie beide Lander, Attila und NKreta, abnen: Uttifa, weil fein Beherrſcher Theſeus, der Phädra Gemabl, fchon die Liebe Ariadne’s, ihrer Schwefter, fo 638 Unmerfungen yu Hippolytos. Ber$ 1113. Diltynna. S. gu B. 140. = 1124. Ueber die Hemetifden Rofje ſ. zu B. 225. = 1115. imma hieß eine Renubahn mabe an der Meerestiifte ) bet Lrbgen. 1169, Der Wagenlnopf, cine hervorſtehende Ruündung am Wagenjize, woran man die Bilgel band, wenn man ſtill hielt. 1188. Der Klippenhang des Sfeiron, die Klippen am Meergeftade des megariſchen Gebietes. S, gu B. 967. 1190. Den Iſthmos, die lorinthiſche Landenge. — Der hier erwähnte Fels lag im Weere, nicht weit von Epidauros, defjen Schuzgott ASlleplos (der römiſche Aesculapius) war. Hefabe. Der Wutter, damit du erjabreft, Ws, welches Geriidt Dd Gber dei Lebew gehirt, mein Rind! Polhrena. Bos ruff du mir, ah? Was meldeft du mur, Das, Mutter, du mid voll Sdhreden und Angſt Aus dem elt, wie das Hilhnden, hervorjdendft? We), wech mir, o Kind! Polhrena. Werum feufjeft du? Hefabe, Dein Leben, o Kind — ad! Polyrena, Bet wirſt du mir fundthun? Hefade. Wein Rind, der Ungliidjeligen Rind! Polhrena. Was Hejammerft Ou mid? Cin ſchlimmer Beginn! | ſrichs mer aus, nicht lange verbirg's! Wir fokt, wie ſaßt mid, o Mutter, die Angſt! Hefabe, So ſprech ih es ans, das entſezliche Wort: Sie melden, o Kind, von einem Beſchluß, Den Argos’ Heer um dein Leben gefaßt — Polyrena. Beh, web! Was redeft du, Mutter? Lnermesplided Leib! © vwerfiinde mir's dod, 190 © verfiinde mir Wied! 62 DHippolytos. Theſeus. Verlag mich nicht, Kind, harre muthig ans im Kampf! Hippolytos, Mein Kampf, o Vater, iſt gelümpft, id ſterbe nun: © hiille ſchleunig in's Gewand mein Angefidt! (ct jtirbt.) Theſeus. Ihr Thürm' Athens und Pallas' hochberühmte Burg, Entriſſen wird euch — welch ein Mann! Ich Aermſter, weh! Wohl oft gedent’ id) deines Trugs, o Kypris, nod! Der Ghor. Dies Unheil traf uns Alle gumal, Und wir abnten es nidt. Drum firdmen fo heig viel Zühren des Grams; Denn das Trauergerücht von der Edelften Fall Schlägt midtig an fühlende Herjen, Hetabe. | Dypfer fordern mußt' er fid die Helena; yog thm hin nod Troja, die gab thm den Tod. mem ein auserleſſnes Weib ihm fallen foll, im ausgezeichnet ſchönes, gilt uns dieſes nicht: Tyndars geht on Reiz uns allen vor, iq ward fie minder widt, als wir, erlaunt. Worte fampf’ ih um Geredtigfeit: id's fordre, mir erjtatten mußt, , wie du fagft, mir einft die Hand, mir dad greije Kinn: ich jezo Kinn und Hande dir, | br’ id) mir, und bitte did: efere it 4 peer 4 ⸗ 3 i F i if = : é g Denn der Todten find genug. rer und vergaß mein Ungemach: coſt fur Bieles, ijt mir Vaterland, Stiize, Pflegerin, Geleiterin. | , gebtete midts Unwürdiges, wer im Gluch ift, hoffe nidt auf ftetes Glück! vordem aud gliidlid, dod nicht mehr bin id's: ja tanbte mir Gin dunfler Tag. ich flehe, fiel) mein Wlter an, Heid: geh’ in Urgos' Heer zurück, * e8, Frau'n zu morden, die , alg ify vom Altar iets ihr und jdontet fie. im eurem Yande dod ein gleich Geſez Den Word ded freien Manned und des Sflaven Mord. BSohl wicd Dein Anjeh’n fiegen, ſprüchſt ou ſelbſt vertehrt; 90 Dean edlen und unedlen Mannes Worte ja, Ber awh dieſelben, haben nicht dieſelbe Kraft. Geripdes & Donner. L 3. Bul. 6 et af Gleidjo Und 5 ;: Usd iro Sic if : Z predties a ir a i F AUnmerfungen zu Hippolytos. gemäß, dieſen Beriwandtenmord durch freiwillige Ber- bannung tad) Trogen. Pojeidon war, der Sage nad), des Thejeus Bater, wie Zeus filr den Bater des Heralles galt. Theſeus erbat ſich von Poſeidon Dreierlei: Befreiung ſeines Freundes Peirithoos aus der Unterwelt, ſichere Rücklehr aus dem Labyrinth auf Kreta, endlich den Tod des Hippolytos. . Mad doeneoPae ſeze ic) cit Komma, und verbinde es Wit Péneg. (vorvrore dotmedPas Génie, voig naxoior J ov Géusg,) etdnyer ift abhangig von coo, und nad homeriſchem Spradgebraud) in intranfitiver Bedeutung gu nebmen. tiyrat daernovwy find die denGöttern ſchuldigen Ehren, honores diis debiti, Dod deiner Aphrodite wünſch' id alles Heil. Cit zweideutiger Ausdruck: denn man wiluſchte nicht nur foldjen Perfonen Heil, mit denen man freund- ſchaftlich gufammentam, oder von welden man fo ſchied, ſondern aud) oft Anderen, mit denen man nichts gu thin baben wollte. ,Heil dir!” mar cine Formel, deren Werth ſchlechterdings vom Tone der Stimme, roomit Diefe Worte gefprodjen wurden, oder von der begleltenden Gederde abbhing. In dem Munde ves Hippolytos ift fie halber Spott. Botte. evallov xaffader leOew api. Wahnfinn, Rajerci ward vor ergitrnten Bittern ver- hängt, vornehmlich von Pan und Hefate, Kureten, Priefter der phrygijden Gettin Kybele. Diltynna, eine Goitheit der Kreter, die mit Artemis glemlid) iibereinftimmt. Bei ifr verweilt der Chor Langer, alS bei Den anderen Gottheiten, weil Phadra cite Kreterin iſt. Erechtheus“ Söhne, das Voll Athens. Aus Kreta's heimiſchem Port. Phädra war die Tochter des kretiſchen Königes Minos. Unmerfungen gu Hippolytos. feiner Kunſt UÜUberwände. Heralles vermodte died; aber man entzog ibm den Rampfpreis, und er rächte fid mun, mit Hiilfe der Arfadier, durch die Berjtdrung der Stadt des Eurytos und durch gewaltjame Hinwegfüh— rung der Jungfrau, Allein in iby ſchien ifm cine un- ermildlidje Wettlinferin an bas TodeSgiel, eine Danaide, cine wilthende Bacdantin, gugefellt; denn Deianeira, Heralles’ Gattin, ciferflidtig auf die neue Liebe, ſchickte bem Helden das vergiftete Gewand, bas ihr der tildijde Kentaur Neffos, als einen LiebeSganber, gefdentt hatte; Heralles legte eS an, fiel in Raferet, und verbrannte fic) felbft anf dem Berg Oceta. Bothe. Bers 672. Phadra’s Bater, Minos, war ein Sohn des Hews. = 725. Die Töchter des Helios, die Schweſtern des Phae- thon, die am Lifer des Eridanos den Gefallenen bewei— nend, in beruſteinträufelnde Bappelbdume vermanbdelt wurden. Hefperos’ Jungfrauen, die Hefperiden, deren liebliden Geſang die Dichter rühmen, bewachten anf einer weſtlichen OfeanoSinfel, oder (wie bier) am Fue des Atlas, in Here’s Warten, die goldenen Mepfel, cin Brautgeſchenk der Erde. Der Mleergott verwehrt une qeweibten Sdhiffern Dem Weg gu Diefem Ufern, die au cine Wobhnfige der Seligen, wie man ibn in jenen Gegenden fabelte, verſchönert werden. Hin gu der heiligen Grange. Die alte Welt Dadte fic) ihre Erde als cin länglich gerundetes und vom Oleanos umſtrömtes Inſelland, unter dem anf Bergidulen rings um fie ruhenden ehernen Gewölbe des Himmels, Der Atlas war die berilomtefte jener Bergfdulen, Wile Iuſeln im Weltfirom Ofcanos lagen jenfeitS der gemeinſchaftlichen, beiligen, d. b. unüber⸗ ſchrittenen, Erd- und Himmelsgringe. Bothe. »Uugliid ſießen fie beibe Lander, Attifa und Kreta, abnen: Uttita, weil fein Beherrſcher Theſeus, der Phädra Gemabhl, ſchon die Liebe Ariadne’s, ihrer Schweſter, fo Helabe. Hefabe. mieine Todjter: dod dem Schönen iff Muß Udillen diefe Gunſt , meiiffet thr den Tadel fliehr: , Don ireus, tbdtet nicht Polyrena: zu feiner Grabesftatt, mid, mid) durchbohrt, n ecbarmt end! Sd gebor den Baris ja, * Sohne mit dem Pfeil den Tod gefandt. Odyijeus. Greiſin, fordert fi Achillens Geift Oper; ihren Tod gebeut er uns. Hefabe. denn mut memer Tochter mid jugleid! ded Blutes Spende trinft die Erde dann, trinft der Todte, der von end dies Opfer heiſcht. Ooyieus. deiner Tochter Tod gemigt; midt Mord au Word Bu fiigen jiemt uns: o bedürft's and deſſen nicht! Hefabr. 3G mug, i mug mit meiner Todter fterben gehn. J aS: ig = © Eo mordet wie fach Odoffeus. Bic Dak? Bon Reinem weiß ih dod, der mir gebeut. Hefade. Wie Sphen, der die Ech umrankt, umſchling' id fie. Odyffens. 595 Ded wish da laſſen, wenn du folgſt dem Klügeren. Freiwillig laff iG nimmennehr von diejem Kind, Und ih — ih will nicht ohne fie von hinnen gehn. Heflabe. Det Bol! Achäa's fand genehm, Polyrena, Dein Rind, zu opfern an Adillens’ Hoher Gruft. Mh ward der Sungfrau zum Geleit, yum Führer ihr Crferen, und alé Ordner diejer Opferung, Wle Opferpriciter ijt Udilleus’ Sohn beftellt. Wee wirſt du than? Midt ſchleppen lof did) mit Gewalt, Mod tritt zum Kampf der Hinde wider mid heraus; Bedenfe Hellas’ Uebermacht und deine Noth: Sting i's im Leid aud denfen wie man denfen foll! Helabe. Beh, wehl Mir ſieht cin großer, ſchwerer Kampf bevor, So ſcheint es, reid) an Seufzern, nicht an Thränen Leer. MH fierb ja nicht, wo mir's zu ſterben beſſer war; Sent hat mid nicht getödtet, er bewahrt mid anf, Demit id andres, größres Leid nod) ſchauen fol, Dod menn Der Slave fragen darf den freien Mann, Was wiht fein Herz verwundet, was ihn nicht betrübt, Cicht dirs, nadjdem du fpradejt, wohl gu fdweigen an, Und mun auf mid zu hören, die did) fragen till. Obyffens, Du Darfft es, Frage; denn die Frift vergönn' id dir. Hefade. 255 fie Spaher famft du (weift du mod?) nad Blion, Cutftellt, in Yumpenhiiller; und es riejelten Sout Unge Tropjen Blutes dir den Bart hinad. Od ijſſeus. Mh veiß; es traf nicht oberflachlich mix das Herz. Helabe. lind Helena, dich erlennend, ſagte mir's allein. 80 Hefabe. Odyſſeus. Sn große Noth gerieth id: wohl entſinn' id) mid. Hefabe. Demiithig wohl umfingft du meine Kniee da. Odyffens. So dag in deinen Mleidern mir die Hand erftard. Hefabe, Wie fpradft Ou damals, als Ou mein Gefangner warft? Odofiens. Um midjt gu fterben, ſann id) viele Reden aus. Hetabe. Ich ließ did) leben, ließ dich ans Dem Lande fliehn. Odyſſens. So daß ich heut noch ſchaue dieſer Sonne Licht. Hefabe. Erſcheinſt Ou nun nicht böſe durch dein jeziq Than? Von mir empfingſt du Gutes, wie du ſelbſt bekennſt, Und thuſt mix möglichſt Böſes, ſtatt mir wohlzuthun! Shr Brut von Undankbaren, die nad Ehren jagt Sim Math des BVolfes! Hitt’ ich euch dod) mie gefannt, Die nidt darum fid) kümmern, Freunden webhzuthun, Wenn ihr der Menge fagen finnt cin Sdmeidelwort! Indeß wiefern denn adjten fie’S fiir Fluggethan, Das Todesloos zu werjen über diejes Rind? Trieb Noth Achäa's Söhne wohl zu Menſchenmord Am Grabe, wo ein Stieresopfer beſſer ziemt? Wie? Oder lenfte Thetis’ Sohn auf fie mit Redt Den Mord, wm den gu tödten, der ihn tödtete? ) Dod) ihm hat meine Todjter ja feim Leid gethan, Helabe. Bis Opjer fordern mugt’ er fid die Selena; Die jog ihn Hin nad Troja, die gab ibm den Tod. foltem Worte fiimpf’ id) mm Geredjtigteit: ) wat Ou, weil ich's fordre, mir erftatten mußt, mm! Du fafteft, wie du ſagſt, mir einft die Hard, t atederfallend mir das greiſe Kinn: id) jezo Kinn und Hande dir, t fordr’ id) mir, und bitte did: mir die Todter nidjt aus meinem Arm, pert! der Todten find genug. und vergaß mein Ungemach: fiir Bieles, ijt mir Vaterland, und Stiize, Bflegerin, Geleiterin. uns gebeut, gebiete nichts Unwürdiges, im Gli ift, hoffe nidt auf ſtetes Gli! borbem aud) gliidlid, bod) nicht mehr bin ich's; He Und D Und lag ‘Breh war cee? a 8 & 44 84 Hefabe. Sehnjudht umworben, wer mid) fiihr’ an ſeinen Herd, Mid) Arme nannten Königin ore Troerfrau'n; Bor allen Jungfrau'n ftand id hochbewundert da, Und gleid den Gittern, auger dag id) fterblid) war. Nun bur iG Sflavin: diefer eine Nam’ allein, Der ungewohnte, madt mir ſchon das Sterben ſüß. Dann muß id wohl nod einem unbarmberzigen Sebieter fröhnen, welder nud) um Geld erfanjt, Mid) Schweſter Heftors und fo vieler Helden fonjt; Und Mehl gu mahlen gwingt er mid in ſeinem Haus, Lind fein Gemad gu ſcheuern und am Webeſtuhl 30 Gebannt zu ſtehn den janumervollen Tag hindurd. Zulezt entweiht nod, irgendher gefauft, ein Knecht Mein bräutlich Lager, Heiferjehut von Fürſten einſt. Nein! Freien Auges ſcheid' id) ab vom Sonnenlicht, Und gebe frei dem Hades meinen Leib dabin. Nun denn, Odyſſeus, führe mid und todte mid! Denn feine Hoffnung, fein Gedante wedt im mir Vertrauen, daß mir je das Glück nod lächeln mag. Dod du, o Mutter, werde mir fein HindernifZ Durd Wort und That: erflehe licber jelbjt mit mir Den Tod, bevor umviirdig niedre Sdmad nud) trifft. Denn wer das Leid gu foften nidht im Leid gelernt, Der trägt's, dod) ſeufzend fiigt er fid) dem Goce mur; Entrückt dem Tageslidte, wir’ er glücklicher, Als lebend: Leben ohne Glück ijt herbe Qual. Der Chor. Erhabne Zierde, die mit Ruhm das Leben ſchmückt, Von Edeln abzuſtammen! Ja, noch höher ehrt Ein edler Name jenen, der ihn würdig trägt. Helabe. Sain ſprachſt du, meine Todter: dod) dem Shonen if Gejellt die Trauer. Muß Adhillen diefe Gunſt Exwicſen werden, milffet ihr den Tadel fliehn: Sa, damm, Odyſſeus, thdtet nicht Polyrena: Did fort qu feiner Grabesftatt, mid, mid) durchbohrt, Richt mein erbarmt end! Ich gebor den Paris ja, Der Thetis’ Sohne mit dem Pfeil den Tod geſandt. Odyffeus, S85 Widt did, o Greifin, fordert fih Achillens Geiſt Bon un als Opfer; ihren Tod gebent er uns. Hefabe. So mordet denn mit meiner Todjter mid) zugleich! Aroiefad deS Blutes Spende trinft die Erde dann, Usd trinft der Zodte, der von end dies Opfer heiſcht. Odyſſeus. $90 Bn deiner Tochter Tod genügt; nicht Mord gu Mord Zu ſügen jiemt uns: o bedürft's and deſſen nicht! Hefabe. 36 mag, id mug mit meiner Tochter ſterben gehn. Odyſſeus. Bie des? Bon Keinem weiß ich dod, der mir gebent. Hefabe. Bie Ephen, der die Cid? umrankt, umſchling' ih fic. Ody fens, $95 Das wirſt du laſſen, wenn du folgft dem Mliigeren. Hefabe. Frewillig laff id nimmermehr von dieſem Kind. Ooyfjeus. Und i — id) will nicht ohne fie von hinnen gehn. Hetabe. Zweite Strophe. 460 Hder werd’ ich im deiner Stodt, Sdhiuthronende Pallas, * Safranfarbnem Gewande Shirren die Roſſ' an dent — Dir bilden Uranos’ Stamm, Den mit flammendem Bliz Beas in ewigem Schlafe begrabt? Zweite Gegenſtrophe. Wehe, wel um die Kinder mir! 470 BWeh, Voter und Baterftadt, Die, verheert von der Flammen Naud, Sant in den Staub, von der Lanje Der Udaer gefallt! Und id Heige Silavin im fremden Lande, 475 Weg flieh'n aus Afia, dem Set Europe gebeut, — | um briuflide Wonne den Tod! Talthybios, Hefabe. Der Chor. find’ id) wohl, ihr Troerjungfrau'n, Hetaben, i¢ Herrin einſt gewejen über Blion? Der Chor. | 480 liegt in Deiner Nahe dort, Talthybios, Boden ridlings, eingehülit in ihe Gewand, Talthybios, fol iG fogen? Riimmert did der Menſchen Loos, , oder nem’ id's Luge, nenn' ich's eitlen Wahn, glanben, daß nod ein Geſchlecht der Götter lebt, Helabe. 93 nicht beſchenlen, die fo großgeſinnt auithig? — Soldje Kunden bring’ ich dix Tochter: ja, du bift die glücklichſte Muttern und die unglüchſeligſte! Der Chor. Unheil ſtürmte died Verhängniß ein | Himmel fiber Priams * und meine Stadt. — TAT, i QO UE . ich weiß nicht, Leid ich klagen ſoll: traf mid! Hang’ id nur an einem feſt, yee tim andres, und von dort ruft wieder mid meucr Schmerz ab, weldem Wel’ auf Wehe folgt. dein Geſchick bermag id) jezt aus meinem Sinn angzutilgen, daß ich's midjt bejammerte: ber Maß yu Magen wehrt die Kunde mir DSodjinn. Wunderbar, dag ſchlechtes Land, Gtterhuld ihm lächelt, edle Saat gebiert, die rechte Wartung ihm gebridt, , dod) Der Menſch cin Andrer iſt, i Bojer ftets und überall, bleibt, und vor feinem Ungemad x Sinn verlehrt wird, fonderm ſtets cin edler ijt! Unterweijung oder thun’s die Aeltern hier? t pflangt in Menſchengeiſter aud die weiſe Zucht ded Guten; wer die Tugend fennt, erfennt, Maßſtab priifend, auch was bife fei. + Worte ſchoß a toebl lh ab in —* Luft. + Kine Argos —— dies: Reiner fle berühre, dag der Schwarm von ihr bleibe! Frechen Poöbel hegt cin großes Heer, J 3Srar Rist Dod Bon deinem : 3 ; ae drat — iP 94 Hefabe. Und wilder rast der Schiffer Biigellofigteit, 00 Als Feuer; dort heißt bife, wer midjts Bijes thut. (Zalthyvios geht ab.) Dod) du, betagte Dienerin, nimm dies Gefäß, Und ſchöpfe Meereswaſſer emt und bringe mir's, Damit id meine Todjter bad’ im lezten Bad, Die Brant und Sungfran ohne Yieb’ und Jugendluſt, Und fie geſchmückt ausſtelle, — met, wie's ihr geziemt, Unmöglich! — aber wie ich's fon: wie mad’ id) et? Schmuck will ich ſammeln von den mitgefanguen Frau'n, Die mir vereinigt umerhalb der Zelte hier Berweilen: birgt dod) mande wohl vom etgnen Haus Bei fid) cin Kleinod, unbemerft dem neuen Herrn, (Die Dienerin entfernt fich.) Du ſchöner Wohnjiz! Du vordem fo gliidlid) Haus! Du, reid) an Schäzen, Priamos, durd) Kinder reid), Und diefer Kinder Mutter id, ein greijes Haupt! Wie find wir, ad, der alten Herrlicdfert berawbt, 5 Rum Midts herabgejunten! Dennod bläh'n wir uns, Der Cine, der im ftoljen Goldpalafte wohnt, Der, weil die Bürger ehrenvoll thin huldigen! Das ift ja mats, als Sinnen über Sorgen, nichts, Als Bungenhoffart, Jenem fiel da8 ſchönſte Loos, Dem ungetriibt von Leiden jeder Tag entflieht. (ab in bas Felt.) Der Chor. Strophe. Wein Haupt must’ Ungemad, Mein Haupt mußt', ad! Verderben treffen, Als anf Höhen des Ada Paris Buerft fallte den Fichtenſtamm, 96 Helabe. Die Dicnerin. Dies Leiden bring’ id Hefabe’n: im Jammer tint Nicht leidht ein Wort des Heiles ans der Menſchen Mund Der Chor. Nun ja, fie tritt Hier eben aus dem Relt hervor, Und kommt fiir deine Kunden gary zu rechter Zeit. Die Dienerin. Du Dammtervolle, mehr nod) als id) fagen fann! Berloren, Herrin, bijt du, todt, und lebjt im Lid; Hin, ohne Kinder und Gemahl und Baterland! Hefabe. Nichts Memes ſagſt du; diejes Granule weiß ih Langit. Indeß wozu denn bringft du mir Polyrena’s Leichnam? Gemeldet ward mir, daß in Argos’ Heer Für thr Begräbniß jede Hand geſchäftig fei. Die Dienerin, Sie weif von Nichts, fie jammert um Polyxena;: Bon ihrem neuen Leibe fonunt ihr Nichts gu Sinn. Hefabe. 3h Arme, wehe! Bringft du mir Kaſſandra's Haupt Bielleiht daher, der gottbetranten Seherin? , Die Dienerin. Sie lebt tm Vidte, die Du nennft; den Todten hier Beklagſt du mgt: jo ſchau den Leidjnam unverhiillt, Ob das dir überraſchend dünkt und wunderbar! Hefabe. Weh mir! Ich fehe meinen Sohn erblagt im Tod, Polydoros, den der Thrafer mir im Hauje barg! Verloren, nicht mehr bin ich Ungliicjelige! 670 © mein Kind, mein Kind! Weh! Des Wahnſinns Weiſen ftimm’ id an, 98 Hefabe. Helabe. Mein Gaftfreund, der roſſekundige Thraferfiirft, Bei dem ihn der Greis Priamos rettend barg. Der Chor. Was fagft ou? Weh mir! Um des Goldes Herr yu jem? Hefabe. Unrennbar, unausfpredlid), mer alé unerhört! Verrudt, unertragliG! Gilt fein Fremdenredt? Schnöder, verfludter Mann, dak ou mit fdarfem Stahl Des Sohns Gieder hier blutig zerſtümmelteſt, Dak ou den Tod ihm gabjt graujam, erbarmungéslos! Der Chor, Du wurdeſt, adh! der Frauen unglückſeligſte Durd cine Gottheit, deren Hand dic) ſchwer berührt! Dod jezo lagt uns ſchweigen: denn id fehe dort Den Agamemnon, unferm Herrn, o Freundinnen. Ugamemnon. Hefabe. Der Chor. Agumemnon. Warum verziehſt du, Hekabe, im Grabesſchooß Dein Kind zu bergen, da mir doch Talthybios Verkundet, daß fein Griede fle berithren foll? Wir unterlafjen’s, rithren fie nidt on, o Fran Ind du vergiehft Hier müſſig, daß id) ſtaunen muß? Ich fam did) olen; denn vom Heer ift Wiles wohl Vollbradt, wenn Etwas diefer Art ſchön heißen kann. Ha! Welden Mann erblick' id hier am Zelte todt; Wohl cinen Troer? Dak e& fein Argeier ift, Sagt jein Gewand mir, weldjes ihn umbiillend deckt. Hefabe. (gu der Leiche) 715 Unſel'ger! — So did) nennend, nem id Hefaben, Hefabe. 99 Was thu’ ih? Fall’ iG Agamemnon hier trag’ ih ſchweigend mein Geſchich? Agamemnon, cinem Angeſicht den Wilden yu, ſagſt midjt, was geſchehu? Wer ift der Wiann ? J cg ai J 5 Oelabe {det Seite) al die Sflavin, mich, das Feindesweib, e, fuhlt' ih neuen Schmerz. Agamemnon. bin id, um die Wunſch' in deiner Bruſt fimnen, wenn du mir nidjt Rede ftebft. Helabe. (bet Sette) Ende leerer Wahn, fix cinen Feind Halten, der gewiß midjt feindlid) ift? p FP J af 4J = #5 Agamemnon, Rights von diejen Dingen wiffen fol, cinig, weil awd) ih Nichts hören will. Hefabe. (bel Sette) lann i ohne dieſen Mann des Sohnes Tod tiden. Was bedenl' ich's lange nod? 750 Gs muh geragt fein, ob's gelingt, ob's nicht gelingt! — (Sie [Alt Dem Agamemnon gu Fl ben) Agamemnon, Hier bet deinen Knieen fleh' id dix, Bei Beinem Kinn, bei deiner hodbeghiidten Hand! Wgamemnon. Boned “rsa did)? Willſt du frei der Tage Refi Bericben? Gonder Muhe wird dir da8 geginnt. 7 * ¥ fe Fe ei + ie 100 Hefabe. , Hefabe. 735 Mitnichten! Wenn id ftrofen fonn dex Böſewicht. So will i Shlavendienfte thun mein Lebenlang. Agamemnon. Und nun, yu welder Hiilfe, ſprich, begehrſt du mein? Hefabe. Bon dem, was Ou vermuthejt, ijt es Midts, o Herr; Du fiehft, um den th weine, fiehft dew Todten bier! Agamemnon. 40 Wohl: dod errathen fann id nicht das Weitere. Hefabe, Ihn trug ich unterm Herzen, ihn gebar id einſt. Wgamemnon, Und weldjes deiner Minder iſt's, Unglückliche? OHefabe. Kein PBriamide, der an Troja's Mauern fiel. Wgamemnon. Gebarft du außer dieſen and nod andre, Frau? Helabe. 5 Ihn, dem ow ſiehſt, und, ſcheint es, nicht zum Segen mir, Agamemnon. Wo war er, als in Trümmer Troja’s Veſte fant? Helabe. Ihn jandte, für ſein Leben bang, der Vater weg, Wgamemnon. Wohin den Einen ans der Söhne Bahl allein? Helabe. Jn dieſe Landſchaft, wo er todt gefunden ward. Wgamemnon. 750 Zu Polymeftor, welder hier im Vand gebeut ? Hefabe. Helabe, Su diefem, daß ex ſchnödem Gold der Hüter fei. Agamemnon. lind wer erjddlug ihn, wie ereilt’ ihn fein Geſchick? Hefabe. Rein Andrer that es, ihn erſchlug der Thralerfreund. Agamemnon. Clender! Luſtern war ex nad dem Golde wohl? Helabe. Gemig, nadhdem ihm Kunde ward von Troja’s Fall, Agamemnon. We fondit Du ihn? Wer brachte dir den Todten, Fran? Helubr, Dies Beib: fie fand ihn ausgeſtreckt am Meeresftrand. Agamemnon, An fadend, oder andres Werk beſchleunigend? Hefabe, Sie ging cin Meerbad ſchöpfen für Polyrena. Agamemnon, Den Todten, ſcheint es, warf der Freund hinaus in’s Meer — Hcfabe. Bum Spiel den Wogen: aber fo gerfleifdt’ er ign! Agamemnon. Unfelige, grüngenloſes Leid erfuhreſt du! Helabe. Sah bin vernidjtet, alles Leid erſchöpft' id), Gere! Wgamemnon, Beh! Keinem andern Weibe ward fold) herbes Loos! 765 770 775 780 78 790 102 Hekabe. Oeltabe. Gewiß: das Unglück iſt allein unſeliger. Indeß warum ich deine Kniee, Herr, umſchlang, Vernimm! Erſcheint dir, was ich dulden muß, gerecht, So duld' id): wenn dir's anders dituft, fo werde dit Der Rächer mix an dtefem grauclvollen Freund, Der nidt die Gotter drunten nod) die oberen Gefiirdtet und die ſchwere Griuelthat veriibt, Der oft an meinem Tifde fog, dem gaſtlichen, Buerft von meinen Freunden, was dem Freund gebiihrt, Als Gaft empfangen, alle Lieb’ und alle Gunft, Und ihn erſchlug und nicht des Grabes rwiirdigte, Nachdem er thn gemordet, nein, in's Meer ihn warf! Wir freilid, wir find Sklaven, find unmächtig wohl; Dod midtig walter Gotter, ihr Geſez gebeut Madtvol: an Götter glauben lehrt uns dies Geſez, Und Recht ind Unrecht ftellt es uns für's Leben fet. In deine Hut gelangt’ ed: wenn eS untergeht, Wenn, wer den Gaftfreund mordet, wer das Heiligthum Der Gitter frevelnd miedertrat, nicht bitgen ſoll; Dann hat im Menſchenleben Nichts hinfort Bejtand, Dies Denn fiir ſchändlich adjtend, hege Scheu vor mir, Sdenf’ uns Erbarmen! Wie der Maler, tritt heran, Betradte mid und ſchaue, was ih leiden mug. Cinft war id) Herrin, jezo bin id) deine Magd, Reid) einſt an Kindern, nun betagt und finderlos, Ohn' Heimat, einſam, aller Frau'n unſeligſte! (Agamemnon wendet ſich abd.) Wohin (ich Arme!) wendeſt du vow mir dex Fup? Ich werde Nichts Hier ſchaffen, id) VBerlorene! 104 Helabe. Der Chor. Wie dod) um Leben Alles fic) fo feltjam fiigt, Wie fromme Sitte Pflidten ſchafft und Pflidjten lost, 25 Und oft yam Freunde wandelt aud den ſchlimmſten Feind, Und den gum Feinde, der ſich ſonſt als Freund bewies! Agamemnon, Mid) jammert dein und deines Sohnes, Hefabe, Mid) rührt der Greijin flehend ausgeftredte Hand. Auch will id wohl did) rächen am verruchten Freund, Weil Dies die Götter wollen, dies Das Recht gebeut, Cridiene folde Hülfe dir allein gewährt, Und wihnten nidt die Vilfer, um Raffandra mir Hatt’ id dem König Thrafia’s den Tod verhiangt. Denn Cines madht mir Sorge, wenn ich denken mug: 35 Den Thrafer adtet Argos’ Heer fiir einem Freund, Für einen Feind den Todten; ijt mix Ddiejer Lieb, Darn ift es meine Liebe, mt des Heeres aud, Das iiberlege: willig finden follft du mich, Für did) die Schmach gu rächen, ſchnell, dir beizuſtehn, Doch langſam, wenn ich dulden ſoll des Heeres Spott. Helabe. Wel! | Wo mag fid) rühmen, frei gu fem, ein Sterblidjer? Dem “ike frdhnt der Cine, fröhnt des Geldes Macht: Dem webhrt der Pibel, jenen hemmt geſchriebnes Recht, Dem cignen Sinn gu folgen, wie das Herz ihn treibt. Dod weil du jaghaft allgujehy dem Volk dich fügſt, Will id) von dieſer Gorge didj erledigen. Mitwiſſer fei mix, wenn id) Wade ſuch' an ihm, Der mir den Sohn exjdjlagen: felber handle nicht! Erhebt im Heer ſich Lärmen, oder helfen fie Helabe. £50 Dem Throfer, wer er leidet, wad er leiden foll: So wehre; mur nicht ſcheine mir's zulieb gethan! Senſt Sarre furchtlos: Wiles führ' id wohl hinaus, Agamemnon. Be? Was beginnſt du? Willſt du ſelbſt, in greiſer Hand Das Sdhwert, den Thrafer morden? Wirſt du Gift vielleidt 255 Dhm reihen? Oder bauſt du jonft auf Hiilfe noch? Ber beat die Hand dir? Wo gewinnft du Freunde her? Hefabe. Die AHelte bergen cine Schaar von Troerfrau'n. Agamemnon. Du uwinfl die Rriegsgejfangnen, meinft des Heeres Raub? Hefade. Beit Diefen werd’ id meinen Mörder züchtigen. Agamemnon. 860 Und wie gewönne Manneskraft ein Frauenarm? Hefabe. Stor! ijt die Menge, ſchwer befiegt; ihr Hilft die Lift. Agamemnon. Bohl; dod id Hane wenig auf der Frau'n Gefdhledt. Helabe. Bie? Goben Frau'n Aegquptos’ Söhnen nicht den Tod, Lind tigter fie auf Lemnos nidt die Manner ans? 665 Mein, fo geſcheh es! Und geing der Worte min! Geleite mir mir mugefihrdet dieſe Frau Durd’s Heer. (Bu ber raw) Und du, dem Thraferfreunde nahend, ſprich: Sie, die gu Troja Fürſtin einſt geweſen, läßt adh tufen, Deinetwegen mehr als ihrethalb, 70 Wit dein Söohnen; denn eS werd’ andj diejen hind, 106 Hefabe. Was ihr Begehr ijt.” Meiner Hhingeopferten Polyrena Vejtattung, Herr, verſchiebe nod, Damit die zwei Geſchwiſter, mein zwiefaches Leid, Sn Giner Flamme nadbarliG Cin Grab umfängt. Wgamemnon. Geſcheh' e& alſo! Zwar vermöcht' ih folde Gunſt Dir nicht zu bieten, gönnte Zeus uns ſichre Fahrt. Nun aber, weil uns guten Wind der Gott verſagt, Thut's noth m Ruh gu warten, bis Fahrwind ſich Hebt. Was Ou beginnjt, gelinge! Denn dem Cingelnen Und allem Bolfe frommt e8, dak der Böſe ſtets And Böſes leide, daß der Edle glücklich jei. (Beide geben nad) veridicdbenen Seiten ab.) Der Chor. Erſte Strophe. Du, heimiſche Troja, wirft Fortan nicht mehr Heigen die Unzerſtörte: Solde Wolf helleniſcher Lanzen umhüllt did) Sn verheerendem Sturme! Bon der Scheitel dir fant der Thiirme Kranz; gräßlich entitellt der Rug, Ungliidjelige, dir das Wntliz: Nicht mehr wand!’ wh in deinen Gaſſen. Erſte Gegenftrophe. O Mich traf das Verderben wm Mitternadt, als lieblicher Schlaf das Auge Rad dem Mahl flog, al8 vom Gefang und der Freude Danfopfern eutſchlummert Der Gemahl im Gemade rubte, 895 Und am Pflocke die Lanze hing; Helabe, Mit mehr ſah er die Sdifferhorde, Die jar ſchen Burg emporflomm. Zweite Strophe. 3 wand mit Bandern mir hinauf des GHaares Loden, ordnete, Jn golduer Spiegel S00) Eudlofe Shimmer hineinblidend, Hm ann auf das Lager hinzuſinken. Da lef cin Tojen durd die Stadt, lind ther Troja's Beſte ſcholl lauter Ruf: Sam, Adia's Sohne, jerftiret ihr, wann, $5 Mion’ Warten, und lehrt Suriid in ere Heimat ? Bweite Gegenftrophe. Som trauten Yager fprang id) auf, im Mantel, gleid der Dorerin, fad warf mid) Gin vor Der hehren Artemis, ad, umſonſt! $10 Denn meinen Gemahl im Blute fal id, Und ward gefdleppt jum Meeredftrand, Und blidte traurig nad der Stadt, als das Schiff Wieder heimwärts wandte die Segel und mid Sreunte vom iliſchen Vand: 15 Bor Schnerz verging id) Arme. Schlußgeſang. Der Dioeluren Schweſter, die Helena, und Den Hirten Dda's, Paris, den Bringer des Web's, Dem Fluche weiht id) fie! Bom Baterfand, vom Hauje rig D Diidh die Hodgeit, die nicht Hochzeit war, Rein, böſen Geiftes Unheil! 108 Helabe. Nie foll die Meerflut fie zurückgeleiten, me Kehre fie wieder gum Vaterhanje! Polymeſtor mit feinen Söhnen und Gefolge. Hefabe. Der Chor. Polhiuejtor. O Priamos, mein Liebfter! Liebſte Hefabe! Wohl muß id weinen, ſeh' id) did) und deine Stadt Und deine Todjter, welche jüngſt im Tod erblich. Ach! So hat im Leben Nichts Beſtand, nicht Ehr' und Ruhm, Nicht, daß das Unglück ewig flieht den Glücklichen! Denn feine Looſe, Wohl und Weh, miſcht ohne Wahl Cin Gott verwirrend, dag wir Unerfalr’nen ihn Verehren. Dod) gu weldem Ende flag’ ich hier? Die Kage bringt ja nimmermehr des Leides Riel. Zurnſt du mir etwa, weil ich zögernd hier erſchien, Halt' ein: im Thrakerlande fand ich ferne mich, 5 Als du daherkamſt. Chen war id) heimgelehrt, Und über meine Schwelle ſezt' wh ſchon den Fup; Da traf mich deine Dienerin und meldete Die Worte, die vernehmend ich hiehergeeilt. Hefabe. Sd ſcheue mid, Polymeftor, dir in's Angejidt Bu bliden, da mid) ſolches Leid umfangen Halt, Denn mer tm Wobhlergehen mid gefannt, vor den Nunmehr gu treten ſchäm' id) mich tn diejer Noth ; Ich wage nicht did) offnen Blickes anzuſehn. Nicht wähne deßhalb, daß ich übelwolle dir, 945 © Polymeftor; aud verbeut die Sitte ja, Daf Frauen Männern offen fhau'n ins Angeſicht, Hefabe. 109 Polymejtor. Rein Wunder ift mir’s. Dod wozu bedarfft du mein? Zu weldem Ende riefft du mid vom Hauſe ber? Helabe. | Sh wiinfde dir und deinen Söhnen, Herr, ein Wort, 950 Das mich betrifft, yu fagen: laf die Diener denn Zur Seite treten, fern’ hinweg von diefem elt. Polymeftor. (gu dem Gefolge) Geht in: gefahrlos ift es bier am ſtillen Ort! (au Sefabe) Du bift mix wobhlbefreundet, aud Achäa's Heer Sft uné gewogen. Aber min erkläre mir: 955 Wie fann dem ſchwerbedrängten Freund der Glückliche Hulfreich fidh zeigen? Denn On findeft mid bereit. Helabe. So jprid vor Alem: lebt er nod) in deinem Haus, Der Rnabe, den dir Priamos’ und meine Hand Bertraut? Hernad befrag’ ich um da8 Andre did. Polymeftor. 960 Rohl lebt er: feinetwegen fteht e8 wohl um did. Hefabe. Mein Lieber, ſchön und deiner würdig redeft du. Polymeftor. Was ift das Andre, weldes ich dir fagen foll? Hefabe. Gedentt er feiner Mutter nod, gedenft ev mein ? Polymeftor. Hierher fogar verlangt’ er ingebeim zu dir. Heflade. 965 Sft aud das Gold geborgen, das er mitgebradt?. 110 Hefabe. Polymeftor. Gewiß; in meinem Hanje wird es aufbewahrt. Helabe. Verwahr’ es denn und tradte midt nad fremdem Gut, Polymejt ot. Nein, Frau; genießen will id) mar, was mein gehört. Hefabe. Nun, weit du, was id) Dir und Ddiejen fagen will? Polymejtor. | Wie follt’ if? Offenbaren wird dein Wort es mix. Helabe. © du, mir ehmals thener, ſowie jest! Es hegt — Polymejtor, Was follen wir erfahren, meine Söhn' und id) ? Hefade. Gin alter Goldſchaz meines Stamms in tiefem Grund, Polhmejtor. Das ift es, was du Deinem Sohn enthiillen willft? Helabe, Gewiß, durd did) mur; denn du biſt ein frommer Wann. Polymejtor. Wozu bedarf es meiner Söhne Gegenwart? Helabe, Gerathner ift es: wenn du ſtirbſt, jo wiſſen fies, Polymejtor. Da haft du Redt; wohl wird es alſo fliiger fein. Helabe. Du weißt Athene's Heiligthum in Slion? Polymejtor. 980 Da liegt da8 Gold wohl? Was bezeichnet mix de Ort? Aumerkungen zu Hekabe. . Hades, der Konig dev Unterwelt; dann aud) die Unterwelt felbft. Bgl. B. 49. . Die PHrygerftadt ift Ilion oder Troja. . Danaiden, Danaer, Adder, Gellenen find bei den Midtern gleidhbedeutende Namen fiir Grieden. %. o¢ ta0d’ agtotny. — Der Cherfonefos, die thra- hide Salbinfel. " Bf. Des Acilleus Sohn, Neoptolemo3, auch Pyrrhos ge- ⸗ 53, - 46, = 43. - 118, ~ 120. * 12, = 134, + 144, nannt, erjdlug den greifen König Troja's. Agamemnons Belt, das Belt der Sflavinnen Agamemnons. 2. aynug Ir due, Helenos und Kaffandra, Kinder Helabe’s, denen die Gabe der Weiffagung verliehen war. Die Seherin, Kaffandra. Hes Theſeus Söhne, Afamas uud Demophon. Des Lartio$§ Sohn, Odyſſeus. Lartios, andere gorm bes Namens Laertes. Perfephone, die Gemabhlin des Hades, die römiſche Proferpina. Die Himmlifden Gstter im Gegenfaze gegen dte Getter des Abgrimds. 112 Hefabe. Did) hinfiihrt in Hades’ grauwolle Nadt! Unter der Schwachen Hand hauchſt du das Leben ans Polymejftor. (tm Zelte) Das Yidt der Augen Hlenden fie mir Armen, web! Der Chor. Habt ihr des Thrakers Weheruf vernommen, Frau'n? Polymejtor. Und aber weh mir: cud, o Rinder, mordet man! Der Chor. Shr Theuren, Unerhirtes ward im elt veriibt! Polymejtor. Ha, nicht entrinnen follt ihr uns mit rafdem Fug! Sn Tritmmer bred’ ich, ſtürz' ich Hier die Pfoften ein. Seht, wie Der Wurf mir mächtig faust vom ſtarken Arn Der Chor. | Auf, lat hinein uns ſtürzen: denn uns ruft die Noth, Der Hefabe zu helfen und den Troerfrau'n! OHefabe, (an bem Zelte cilembd) Schlag' cin die Pforten, jdone Nichts, zertrümmre jie! Nie bringft du dod) dem Auge feinen Glanz zurück, Schauſt me die Söhne lebend mehr, die ich erſchlug! Der Chor, Du haſt den Thrafer iibermannt, den falſchen Freund Befiegt, o Herrin? Was du fagft, ijt ausgefiihrt ? Hetabe. Du wirſt ſogleich ihn ſehen, vor das Zelt heraus Den Blinden blindlings treten ſehn mit irrem Schritt, Auch Heider Söhne Leichen, die ich tödtete Mit dieſen wackern Troerfrau'n: wohl hat er mir I Hefabe. Gcheft! O fieh, da tritt er aus des Beltes Thor! Doh weg von hier, id) will bem Unmuthfdnaubenden Antweigen: ſchwierig würde mir der Kampf mit ihm. Polymeftor. (au8 dem Selte tretend) Beh mir, web! 1025 Bo geh' ih, wo tret’ i, wo lent’ id bin? Zum Tritt, gleid dem vierfüßigen Waldesthier, Die Hand aufgeftiigt, taf? id der Spur nad. WG, melden Pfad — hierhin? dorthin? Bo ſcreit' id) hinaus? 1030 36 erhaſchte fo gern euch, iliſche Frau'n, Die, von Blut triefend, mich mordeten! Sgr Unfeligen, ihr, Dirnen vom Phrygervolk! Ha, wo in die Winkel entflohn fie, wohin, Die Verfluchten, vor mir? 1035 Dek mu das Augenlid mir, das geblendete, Los bluttriefende, Heilteft, daß du dad Licht, Comme, mir wiedergäbſt! Ah, og! Still, frill! 34 bernehme den heimlich ſchleichenden Tritt 040 Der Le een Frau'n! Wo ftiirz’ id auf fie, Und fattige mid) an Fleiſch und Gebein, Und bereite die Speiſe des Raubwilds mir, Dee Schmach rächend, ha! Die Schmach meiner Shindung? Weh über mid! 045 Bo in’ ig, wohin, und laſſe die Söhn' Win den Manaden de8 Todes zurück, Sie zu zerfleiſchen, laſſe ſie, ein blutig Mahl, Den Hunden und des Berges Wild? Wo ſteh' ich, wo geh' ich, wo wander' ich mm Euripides v. Donner. L 3. Aufl. 1060 1070 114 Hetabe. Scheu, dem Meerſchiffe gleich, zieh' id) die Segel ein, Hierher an das Lager des Todes verſtürmt, Ru meiner Kinder Hit, An ihr Todesbett, Der Chor. Weld ſchweres Leid geſchah dir, Unglüchſeliger! Sa, grauenvolle Strafe trifft die frevle That, Polymeftor. O, o! Daher, Thrafia’s Speerſchwingendes, roßtummelndes, wehrkundiges Volt, welches der Kriegsgott liebt! Daher, Achäer! Daher, Atriden! Geſchrei, Geſchrei, von mir tint Geſchrei! O kommt, o kommt, o, bei den Göttern, eilt! Hört Reiner? Steht wns Reiner bei? Was ſäumet ihr? Frau'n waren mein Berderben, Die kriegsgefangnen Troerfrau’n! Schweres, Schweres geſchah an mir! Wehe die Schmach, weh mir! Wo entfliehn, wohin mich wenden? Soll ich auffliegen in des Aethers Höh'n, Au der erhabnen Wohnumg, Wo den Glutglanz Seirios oder Orion herab aus den Flammenaugen ſendet? Oder entſchwing' ich Unſeliger mich zu des Wides ſchwarzem Strand? Der Chor. Berzeihlich iſt es, wenn man unertragliG Leid Erlitt, cin Dajein enden, das fo traurig war. Hefabe. 115 Ugamemnon. Polymeftor. Hekabe. Der Shor. Agamemnon. Geſchrei vernehmend, fomm’ id; denn nidt letfe ſcholl 075 Durdh’s Heer der Bergesfelfen Mind, der Wiederhall, 085 Mg) Entſezen rings verbreitend. Wüßt' id nicht gewiß, Dak unter Hellas’ Speere fant die Phrygerburg: Ridt Heine Schrecken wedte mir das Wehgeſchrei. Polymeftor. Mein Befter; mein Agamemnon! — Deiner Stimme Ton BVernahm id deutlid! — Siehſt du, was id leiden mug? Agamemnon. Ha! Polymeftor, Unglidfel’ger! Wer verderbte did? Wer traf das Auge blendend dir mit blut’gem Slag? Erſchlug dir deine Kinder? Wahrlich ſchweren Groll Trang dir und deinen Söhnen, wer e8 immer war! Polymeftor. BVereint den friegSgefangnen Frau'n, ſchuf Hefabe Rerderben, nigt Verderben, nein, nod Schlimmres mir. Agamemnon. Was hor’ ih? Du Haft, fagt er, diefe That veriibt? Du, Helabe, des Ungeheuren did) erkühnt? Polymeftor. Bie ſagſt du? Weh mir! Alfo fteht fie nahe wohl? O zeige, ſprich, wo ift fie, daß fie meine Hand Ergreife, fie zerreiße, bad’ in threm Blut? Agamemnon. Tu, was beginnft du? Polymeftor. Bei den Göttern fleh' ich div: Rergdnne, dak id leg’ an fie die grimme Hand! ty * 116 Het abe. Agamemnon. Halt' ein, verbann' aus deiner Bruſt die wilde Wuth! Sprich, dag id) recht urtheile, weßhalb dieſes Loos Dich traf, nachdem ich wechſelnd dich und ſie gehört. Polhmejtor. So hire! Priams jüngſter Sohn und Hefabe’s War Polydoros, welden mix aus Blion Sein Vater fendet’ und ins Haus in meine Zucht Mir tibergah, vorahnend Troja’s Untergang. Und ihn erſchlug ih: dod warum id ihn erſchlug, Vernimm, mit weld) untfidtig llugem Vorbedadt. Ich forgte, feb’ er, ewer Feind, er finnte fid Die Troer ſammeln, Ilion von nenent bau'n, Und Argos’ Sohne, hörend, dag ein Priamsſohn Nod tebe, möchten ihren Zug in's Phrygerland Erneu'n, und pliindernd diefe Thraferflur ſodann Weithin verwiijten, dak wir Nadbarn Dlions Das Leid erfiihren, weldes, Here, uns jezt bedrängt. Da hört von ihres Sohnes Yoos die Minigin, Und mich verlodt fie Durd dad Wort, fie wolle mir Sn Bion verborgnen Priamidenſchaz Entdeden, führt mit meinen Rindern mid allein In's Belt, damit fein Andrer davon Zeuge fei. Ich fize mitten anf dem Pfühl, das Knie gebengt, Und viele Troerfrauen, die zur linfen Hand Und die gur rechten, ſezen, wie zum Freunde, fid Bu mir, betradten mein Gewand am Sonnenlicht, Und loben ftaunend fold Gewirf von Thraferhand: 1120 Rod andre ſah'n bewundernd auf den Thralerſpeer, Und alfo ward mir weggeraubt mein Doppelſchmuchk. Die, weldhe Miitter waren, wiegten, hochentzückt, Helena. Dag find des Nil jungfräulich lautre Gluten bier, flatt der Himmelstropfen, wann der weiße Saduee unt, Aegyptos’ diirftend Saatgefilde trantt. Bros, folang er [ebte, war de8 Landes Fürſt, Pharos’ Ciland wobnend als Aegyptens Herr, Der ciner Wellennymphe fid, der Pfamathe, Wermiflt, nachdem fie fliehend fied von Yeatos. Und fie gebar zwei Rinder diefem Fürſtenhaus, Theollymenos, den Biingling, der fein Lebenlang 10 ‘Die Gitter ehrte, dann die anmuthftrahlende Jungfrau, der Mutter Wonne ſchon als fleines Kind, Und als fie, reif zur Ehe, blüht' in Jugendglanz, Theonde geheißen: denn dad Göttliche, Bas iſt und fein wird, Alles war ihr offenbar: ‘5 So war's von Nereus, ihrem Ahn, auf fie vererbt. Rein Vaterland ift Sparta’s hodberithmte Stadt, Rein Vater König Tyndareus: wohl meldet aud Di Sage, daß in meiner Mutter Leda Schooß Cig Zeus geſchwungen, borgend eines Schwans Geſtalt, Der eines Adlers grimmen Klau'n entfloh und ſich derſihlaet Freuden haſchte, lügt die Sage nicht. heiße Helena: welche Leiden ih erlitt, Bement | Bu Paris famen drei Gottinnen einſt Jn Grotten Ida's, kämpfend um der Schöne Preis, Curiides v. Donner. [. 3. Aufl. 9 118 Hetabe. Hefabe, Wohl, Agamemnon, follte mie bei Sterblicjen Die Hunge mehr vermdgen als die Handlungen, Mein, Gutes reden follte nur wer Gutes that; Des böſen Mannes Rede fei unmächtig aud; Unredjt in Redjt gu wandeln, mie geling’ es thr! Die ſolches gründlich lernten, neunt man weife wohl; Dod) bis gum Ende können fie midt weiſe fein, Und gehen unter, Reiner nod entfloh der Schmach. Mit diefen Worten redet' ih bisher gu dir; Nun geh’ id wider dieſen, und erwieder' ihm, Du fagft, wm Hellas nidt zu mith'n in neuer Noth, Für Agamemnon gabjt du meinem Gohn den Tod. Verrudter, wiffe: nimmermehr wird unjer Voll, Der Stamm Barbaren, Hellas’ Volk befreundet fein, Und fann es niemals werden, Wem guliebe denn Bewiejeft Ou den Cifer? Trieh ein Eidam did, Gin Blutsverwandter? Oder war's ein andrer Grind? Du dadteft wohl, fie möchten wiederkehrend euch Der Felder Saat jertveten? Dod wer glaubt dir das? Das Gold allein war's, wenn du Wahrheit reden willft, Sa, deine Habjudt war e8, die mein Rind erjdlug, Wo nicht, erkläre dieles mir: als Blion Nod Hliihte, Churm und Mauer nod) die Stadt umgab, Mein Gatte lebte, Hektor kühn die Large ſchwang, Was haft Ou da nicht, wenn On dieſem einen Dienft Erweiſen wollteft, meinen Sohn in deinem Haws Ermordet, oder lebend ihn dem Heer gebradjt, Nein, erſt nachdem erlofden unſers Glückes Stern, Und Rauch verkündet, daß der Feind die Burg erflomm, Den Gaft erfdlagen, Der fic) barg an deinem Herd? Hekabe. 119 Run hire nod), was deine Bosheit offenbart! Da wnftet, warft du wirflid) Freund der Danaer, Des Gold, (du Haft es felber fein, nidt dein genannt,) 1185 Den Armen fpenden, welde fon fo lange Zeit Waf fremder Erde darbten, fern vom BVaterland. Du aber willft and jezo nidt aus deiner Hand Gs laſſen, nein, behältſt es trogig immer nod. Sa, hätrſt du, wie's dix ziemte, meinen Sohn gepflegt 119) Usd ign erhalten, krönte did) ein finer Rubm: In Leide ja bewährt ſich ächte Freundestren; Sn guten Tagen findet fic) der Freund von ſelbſt. Und wenn du felbft verarmteft, er im Glücke war: Co blieb in meinem Sohne dir ein groger Schaz. 1195 Jet ober Haft du keinen Freund an dieſem mehr, Yad wirk du nie ded Goldes, mie der Kinder froh, Und bift fo ganz unglücklich! Dir erflar’ id) nod, Ygememon : böſe thuft Du, wenn du dieſem Hilfft; Dem teinen tugendbaften noch erprobten Freund 1200 Veſhirmſt du, feinen frommen nod geredten Mann; A müßte fagen, daß du, felbft ein Böſer, aud Lie Vöſen ltebft; dod) meinen Herrſcher ſchmäh' ih nid. Der Chor. 2a feet, wie das Gute Dod) den Sterbliden Zu guten Reden allezeit den Stoff gewährt! Agamemnon. 205 Rir fat es laftig, Ridter fremder Noth zu fern; Und dog, id) mug; denn wabrlid) Sdande bringt es mir, Das abjulehnen, was id) einmal angelobt. So wife denn: id) glaube, weder mir zulieb Roh Hella's Bolte gabft du deinem Gaft den Tod, 210 Rem, um des Goldes Here zu fein in deinem Haus: Hekabe. 121 Helabe. Beſchwingt am Rücken, oder wie vollbring' id das? VPolymeſtor. 230 Zum Hunde wirſt du, deſſen Blick wie Feuer glüht. Oelabe. Wie kam von meiner Wandelung die Kunde dir? Polymeſtor. Der Seher Thrake's, Dionyſos, ſagte mir's. Helabe. Lind bat von deinem Leide dir Nichts offenbart? Polymeftor. Tann hatte niemalé deine Lift mid fo berückt. Helabe. 935 Rollend’ id dort todt oder lebend mein Geſchick? Polymejtor. Du frirbft: der Grabeshiigel wird nad dir genannt — Hefabe. Wohl meine Wandlung oder was bezeichnet er? Polymeftor. Das Grab der Hiindin, warnend Mal fiir Sdhitfende. Helabe. Das kümmert mich nicht weiter, nun du mir gebüßt. Polymeſtor. 240 Kaſſandra, deine Tochter, auch trifft früher Tod. Hefabe. Fern Bleibe foldhes: treffe das dein eignes Haupt! Polymeftor. Die ſchnöde Hausfrau diefes Mann's ermordet fie — Hekabe. Nein, raſe ſo die Tochter Tyndars nimmermehr! 112 Hefabe. Did hinführt in Hades’ graunvolle Nadt! Unter der Schwachen Hand hauchſt du das Leben ans Polymejtor, (tm Selte) Das Licht der Augen blenden fie mir Armen, wel! Der Chor. Habt ihr des Thrafers Weheruf vernommen, Frau'n ? Polhmejtor. Und aber weh mir: end, o Kinder, mordet man! Der Chor. Shr Theuren, Unerhirtes ward im Belt veriibt! Polymejtor, Ha, nicht entrimen follt ihr uns mit raſchem Fug! Sn Trimmer bred’ id, ſtürz' wh hier die Pfoſten ei. Seht, wie der Wurf mir midtig ſaust vom ftarfen Arm! Der Chor. Wuf, laßt hinein uns ſtürzen: Derm uns ruft die Noth, Der Helabe yu Helfer und dem Troerfrau'n! Hefabe, (aus bem Zelte etlend) Schlag' ein die Pforten, ſchone Nichts, zertrümmre fie! Nie bringſt Du dod) dem Auge fermen Glanz zurück, Schauft mie die Söhne lebend mehr, die ich erſchlug! Der Chor. Du haſt dew Thrafer übermannt, den falfden Freund Befiegt, o Herrin? Was du ſagſt, tft ausgeführt? Hefade. Du wirft fogleidh ihn ſehen, vor da8 elt herans Den Blinden blindlings treten ſehn mit irrem Schritt, Aud) Heider Sohne Leider, die ich tödtete Mitt diefen wackern Troerfrau'n: wohl hat er mir Hefabe. 113 Gebhi§t! O fieh, da tritt er aus des Beltes Thor! Dow weg von hier, i will dem Unmuthſchnaubenden Ausweichen; ſchwierig würde mix der Kampf mit ibm. Polymejtor. (aus dem Belte tretend) Web mir, web! (025 Wo geh' ih, wo tret’ id, wo lent’ ig bin? Zum Tritt, gleid dem vierfiigigen Waldesthier, Die Hand aufgeſtüzt, taf? ich der Spur nad. AG, welchen Pfad — hierhin? dorthin? Bo [grit ich hinaus? 1030 Ich erhaſchte fo gern euch, iliſche Frau'n, Die, von Blut triefend, mid mordeten! Shr Unfeligen, ihr, Dirnen vom Phrygervolf! De, wo in die Winkel entflohn fie, wobin, Die Verfludgten, vor mir? 1035 Daß du das Augenlid mir, das geblendete, Tad bluttriefende, heilteft, dag du das Lidt, Come, mir wiedergäbſt! Ach, og! Still, ſtill! 34 vernehme den heimlich ſchleichenden Tritt 1040 Det verruchteſten Frau'n! Wo ſtürz' i auf fie, Und fattige mid) an Fleifd und Gebein, Und bereite die Speiſe de8 Raubwilds mir, Tie Schmach rächend, ba! Tie Schmach meiner Schändung? Weh tiber mid! 1045 Bo ire’ ith, wohin, und laffe die Sign’ Wein den Mänaden des Todes zuritd, Sie yu zerfleifden, laſſe fie, ein blutig Mahl, Ten Hunden und des Berges Wild? Ro fteh’ ih, wo geh’ id, wo wander’ td yt Euripides v. Tonner. [. 3. Aufl. Anmertungen zu Hefabe. 125 Milttern in athenifdjer Sitte und Sprade erzogen und gum Haffe gegen ihre Vater angeleitet. Als darauf die Manner diefe Kinder famt ihren Müttern ausrotten wollten, verſchworen fid) diefe und tödteten die Manner. Vers 07. Die do riſchen Jungfrauen trugen weite leidhte Mantel. 71, » 12%, &. Fos’, 4 pelgdelc, . 0. v. 2. gp. Dies und bas Folgende bezieht fid) auf die Sage, daß OHefabe in Thrafien fic) in das Meer geftiirgt Gabe und m eme Hündin verwandelt worden fei. Cin Ort bet Whydos im thratifdjen Cherfonefos, dem Borgebirge Gigeion gegeniiber, Kynos Sema (Hundeszeichen, Hun⸗ desmal) genannt, galt fir ify Grabmal. Helena. Ded find des Nil jungfraulid) lautre Fluten hier, Der flatt der HimmelStropfen, warn der weige Sduee Serrinnt, Aegyptos’ dürſtend Saatgefilde trantt. Proteus folang er lebte, war des Landes Fürſt, 3h Pharos’ Eiland wobnend als Aegyptené Herr, Ver einer Wellennymphe fig, der Pfamathe, Sernib{t naddem fie fliehend {died von Aeakos. Und fie gebar zwei Rinder dieſem Fürſtenhaus, Tyeatiymenos, den Siingling, der fein Yebentang 10 Die Gatter ehrte, dann die anmuthſtrahlende Sungirau, der Mtutter Wonne ſchon als fleines Sind, Und als fie, reif zur Ehe, blüht' in Jugendglanz, Theonoe geheißen: denn das Gittlide, S06 iſt und fein wird, Ales war ihr ofjenbar: 19 Eo war's von Nereus, ihrem Ahn, auf fie vererbt. Rein Vaterland ift Sparta’s hodberithmte Stadt, W Bater Konig Tyndareus: wohl meldet aud ie Sage, dak in meiner Mutter Leda Schooß 0 * Zeus geſchwungen, borgend eines Schwans Geſtalt, * ttnes Adlers grimmen Klau'n entfloh und ſich derſtohlne Freuden haſchte, lügt die Sage nicht. heiße Helena: welche Leiden ich erlitt, hmt! Zu Paris kamen drei Göttinnen einſt In Grotten Ida's, kämpfend um der Schöne Preis, Curwides v. Donner. 1. 3. Aufl. 9 9 a Der einer {? ded Nil jungfraulid) lautre Fluter hier, der Hunmelstropfen, wann der weige Schute Aegyptos’ dürſtend Saatgefilde tränkt. ſolang er lebte, war des Landes Fürſt, Giland wohnend als Aegyptens Herr, Wellemnymphe ſich, der Pjamathe, n fie fliehend ſchied von Aeafos, ci Rider diefem Fürſtenhaus, Zungling, der fein Lebenlang dann Die anmuthftrahlende + Mutter Wonne ſchon als fleines Kind, zur Ehe, blüht' in Jugendglanz, = denn das Göttliche, ‘ei nang Miles war ihe offenbar: Nereus, ihrem Ahn, auf fie vererbt. jn Baterland ih Sport's hospoertihmte Stadt, Bater Konig Tyndaveus: wohl meldet ang , day im meiner Mutter Leda Schooß , borgend cines Schwans Sejtatt, — Klau'n entfloh und ſich haſchte, lügt die Sage nicht. welche Leiden is erlitt, vy 4 ip int ra ? ES tf iH 7 9 i ee ah 25 30 35 40 50 le | a 130 Helena. Reus’ Todter, Ballas, Here damm und Kypria: Gr foll den Ausſchlag geben, wer die ſchönſte fei. Und meine Sdhinheit Gwenn das Unbheilbringende Sain ift) gelobte Kypris ihm jum Cigenthum, Lind fiegt. Bon Ida's Hiirden dann zog Paris fort, Und fam gen Sparta, mich gu frei'n als feine Brant Dod Hera, Groll im Bufen, dag nicht fie gefiegt, Vereitelt Wlerandros’ Chebund mit mir; Nicht mid gewährt fie, ſondern webt ein Cebendes Sebilde, Das mir ähnlich war, aus Actherftoff: So wihnte, mid gu Haber, die er mie gehabt, Sn citlem Wahne Briams Sohn. Dod anderer Rathſchluß von Reus gejellte dieſem Leid fic) gu: Denn Krieg erregt’ er Argos’ Land und PBhrygia’s Bedrängtem Bolle, daß ex Mutter Erde fo Der übergroßen Menjdhenlaft entledige, Und alle Welt erkenne Hellas’ größten Gobhn. So ward int Troerftreite denn mein Name nur, Nicht ih, gum Kampfpreis ausgeſezt fiir Hellas’ Boll Mid ſelbſt entriidte Hermes durd der Lüfte Raum, Gehüllt in Wolfen, (Bens vergak der Todhter nicht, Und führte nid) in König Proteus’ Haus hieher, Der ihm von allen Menſchen galt der weiſeſte, Damit ih ohne Wanlen trew dem Gatten fei. So bin id Hier nun: aber mein ungliidlider Gemahl, ein Heer verſammelnd, zieht vor Mions Burgzinnen, heimzufordern mid) Entflohenc. Und viele Seelen ſanken an Gfamandros’ Flut Um meinetwillen: aber mir Unfeligen, Mir fluchen Whe, wahnen, dag mein Treuebruch Um Gatter Hellas grauſen Krieg bereitete, 132 Helena. Helena. Wer biſt du? Woher tamjt ou, Freund, ur diefes 4 Teulros. Der Sdwerbedriingten Ciner, Frau, vow Hellas’ Boll Helena, Rein Wunder aljo, haſſeſt du die Helena. Dod wer? Woher? Mit weldem Namen newt man Teulros. Ich heiße Teulros, Vater mir ijt Telamon, Und Salamis die Stätte, die mid) auferzog. ao an | Helena. Wie kommiſt Ou denn an Diefes Nilgeſtade Hier? Zeufros. 3h irre flüchtig, aus dem. Baterreid) verdant. Helena. 90 Dann bift du wohl unglücklich: wer vertried did) denn? Teufros. Mein eigner Vater, Telamon, mein bejter Freund! | Selena. Warum? Cit Unglück waltet wohl in diejem Fall. Teufros. Des Bruders Tod bei Troja ward mein Untergang. Helena, Wie? Traf whe dod) micht etwa deines Schwertes Ste Teutros. 95 In's eigne Schwert ſich ſtürzend gab ev ſich den Tod, Helena. Gr raste wohl? Dent wer bet Sinnen thäte das? Teutros. Du haſt Achillen, Xhetis’ Sohn, wohl aud gelaunt? a Helena. Helena. Und welches Meeres Riiden trug die Sdiffenden? Teutros. Sie fuhren eben mitten durch's Aegäermeer. Helena. 130 Usd ob ex bier entronnen, weiß Niemand von end? Tentros. Remand; in Hellas’ Volke wird er todtgefagt. Helena. (Bh bin verloren) Lebt die Theftiade nod? Tenfros. Bon Leda ſprichſt du? Diefe ging auch ſchon dabin. Helena. Shr bradte dod) Der Todter Schande nicht den Tod? Teutros. 135 In Schlingen, fagt man, ſchnürte fie den edlen Hals. Helena. Die Signe Tyndars leben? Oder find fie todt? Zeufros. Sie leben nicht und leben; denn zwei Sagen gehn. Helena. Und weldes ift die beff’re? (Weh, id) Clende' Teukros. Sie ſollen Götter, zugeſellt den Sternen ſein. Helena. 40 Son lautet diefes; aber nun das Andere —? Teufros. Der Schweſter wegen gaben fie fid) felbft den Tod. Gemig davon! Zwiefachen Sammer fpare mir. Dod was zu diefem Königshaus mid gehen hieß, Die Gottvertraute midt’ ih ſehn, Theonoen: 135 136 Helena. Sei Du mir hülfreich, daß von ihr cin Seherjprud Mir werde, wie, mein Segel glücklich ausgeſpannt, Nad) Kypros id), dem Meereseiland, kommen mag, Wo Phibos mid) heißt wohnen und dem nenen Six Von meiner Heimat Salamis den Namen leihn. Helena. 50 O Freund, die Fahrt ſelbſt leitet did) dahin; indeß Verlajfe, fled dies Ufer, eh Des Landes Herr, Der Sohn des Proteus, did) gemalrt; fern ging er jezt Mit trenen Hunden auf die Jagd des Wildes ans. Gr todtet, weldjen Fremdling er aus Hellas greift: 5 Weßwegen, dieſes ftrebe du nicht auszuſpühn, Und id) verſchweig' es; denn was hülfe dir es amd)? Teutros. Dank dir für deine Kunde: daß die Götter dir Vergälten, was On Liebes uns erzeigt, o Frau! Zwar gleich an Körper Helenen, doch biſt du nicht Ihr gleich an Sinne, ſondern ganz unähnlich ihr. Sie treffe ſchnöd Verderben, nie gelange ſie Bum Strom Eurotas; aber du fei glücklich ſtets! (er gebt ab.) Helena. Sd, in unendlider Leiden unendliche Qualen geworfen, Wie durchkämpf' ich den Gram? Weld) trauernde Weiſen erſinn' ich, Thränenerfüllt, voll Schmerz und Bekümmerniß? Erſte Strophe. Shr beſchwingten Erdentöchter, holde Jungfrau'n, liebliche Sirenen! Daß ihr meines Grams Genoſſen lämt mit Vibya’s Rohrflite, nit Sdhalmei'n, und Thränen jolltet, Helena. Helena. Dd melded Meeres Rucken trug die Sdiffenden? Teutros. | Sie fubren eben mitten durch's Aegäermeer. | Helena. 180 Iind ob ex Hier entronnen, weiß Niemand von euch? Teutros. Nenand; in Hellas’ Volle wird er todtgeſagt. Helena. (36 bin verloven!) Lebt die Theftiade nod? Teufros. Bon Leda ſprichſt du? Dieſe — auch ſchon dahin. Shr brachte dod) der Lost €6 sol nicht Der Tod? 135 In Gitingen, jagt man, — ſie den edlen Hals. | Helena. Die Sohne Tyndars leben? Oder find fie todt? Teulros. Sic leben nicht und lehen; denn zwei Sagen gehn. Helena. Hind welches ijt die beſſ're? Weh, id Elende!) Teutros. Sie ſollen Bitter, zugeſellt den Sterner ſein. Helena — aber nun bas Andere —? Teutros. Der Schweſter wegen gaben fie fid) felbjt den Tod, Genug davon! Awiejaden Jammer {pare mir. Doh wad gu dieſem Kinigshans mid geben hieß, Die Gottvertrante midt’ ih ſehn, Theonoen: 138 Helena, 190 Sm Schmerz über meine Schmach mit frevlem Strang den Lod; Mein Gemahl, im Meer umber irrend, ſchwand verloren hin; Und der Heimat Doppelzierde, Kaſtor mit dem hehren Bruder, Schwand, verlieh der Renner ftolje Bahn, verließ dre Tummelplize Am ſchilfreichen Strom Curotas, ritjtiger Bugend Luft. Der Chor. Bweite Gegenftrophe. Weh, thranemverthes Mißgeſchickl Weh, dein Verhängniß, rau! Dir fiel ein jammervolles Crdenloos, Als Kronion did) gezengt, der, ein Schwan, durd Helle Luft Schimmernd flog in Leda's Schooß. Welded Leid blieb fern von Dir? Welded Unheil trugft du nicht? 200 Die Mutter ging dabin; Und Bens’ Zwillingsſöhnen ladelt nicht des Slides Stern; Dein Geburtésland fiehft du nie; durch die Stidte geht der Ruf, Hohe Frau, Ou hab'ſt dem fremden Buhlen dich dabingegeben; Dein Gemahl verſank im Meer, im Schooß der Wellen; deine Heimlehr Begliidt mie dein Haus, nie Pallas’ ehernen Tempel mehr. Helena. Schlußgeſang. Weh! Welder Phryger war's, Der die Fichte gefällt, die ſo thränenreich Für Troja ward, ans welder Priamos’ Sohn Sih da8 unheilvolle Boot zimmert' und anf fremdem Kiel Helena. 139 210 Zu meinem Herde fegelte, Zu der unglidfeligen Schönheit, Dok ig fein witrde? Web! Kypris aud, die ſchlaue, fam, die Mörderin, Vrachte Tod dex Danaern, Tod den Priamiven. 215 Bele mir um mein Geſchick! Aber Zeus’ erhabene Gattin hod) anf goldnem Throne, Sie fandte Maja's flügelſchnellen Sohn herab, De, al8 ich friſche Rofenblitter las in meinem Schooße, Zu Pallas’ ehernem Hauſe fie zu tragen, 220 Rid durch der Litfte Raum in died fegenlofe Land entraffte, Dag ex argen Zwiſt erweckte Priamos’ und Hellas’ Bolt. Und on Simois' Gewäſſern bat Rein Rome nidjtig eitlen Ruhm erlangt. Der Chor. Du leideſt hart, id) weiß e8; dod es frommt gewig, 225 Harmlos zu tragen, was die Noth ded Lebens bringt. Helena. Geliebte Frauen, welches Loos umftridte mid? Gear jam Graun den Menſchen nicht die Mutter mid? Dem tine Frau von Hellas, fein Barbarenweib Gebiert cin Rind, da8 eine weige Schal' umbiillt, 730 tn welder, fagt man, Leda mid von Reus gebar. em Grauen ift mein Leben, Graun mein Crdenloos, Und Sere’s Grol und meine Schönheit tragt die Schuld. D tint’ id wieder, einem Bilde gleich, verwiſcht, | sae Anftatt der Schönheit häßlichere Geftalt empfahn, 739 Und was die Gottheit Böſes über mid verhangt, etgäßen das die Danaer, und bewahrten fie tin Gutes nur im Sinne, wie mein Böſes mm! Ben Gott in Einem Glücke mur, an dem er bing, 240 140 Helena, Heimſuchte, ſchwer gwar, aber dod) ertragt er es: Ich jehe mid in vieles Ungemach verſtrickt. Vorerft verfolgt mid) unverdient ein böſer Ruf; Und größer ift fold) Uebel als die Wirklichkeit, fiir Ucbelthat gu büßen, die man nicht beging. Dann flihrten Getter aus der Heimat mid) hinweg 5 Au rohen Volfern; und, beraubt der Thenerften, Cant ih zur Slavin, freier Aeltern Rind, herab: Denn hier find Ale Sklaven und mir Ciner frei. Dod) welder Anker mid) allein aufrecht erbielt, Mein Gatte werde fonrmen einft und mid befrein, Gr ift dahingeſchwunden, wenn der Gatte ftarb! Die Mutter fied, und ihre Mörderin bin id Genannt — mit Unredt; aber mem ift dod) die Schma Die meine Luft und meines Hawes Wonne war, Die Todjter altert gattenlos als Mädchen hin. Und, die nad Beus fic nennen, meine Brüder find Dahin. Und fo, von jedem Unglück heimgeſucht, Hin iG vor Menfdenangen todt, wenn lebend and, Das Schlimmſte wire: fim’ id) Herm in's Baterland, Man legte mid) in Bande, wahnend, Helena Bor Troja fei ic), folgte mir Menelaos nicht. Denn, lebte nod) der Gatte, wir erfennten mms Yn fidern Beiden, ihm und mir allein befannt. Run it es anders, und er fehrt mdjt mehr zurück. Wozu nod) leben? Welches Yoos erwartet mid ? Erwähl' id, foldjes Ungemad gu fliehn, die Hand Des fremden Mannes, ſeze mich in feinem Hans An reidje Tafeln? Wher Haft das eigne Werb Den Gatter, ift Das Leben felbft aud thr verhagt. Ru fterben, ijt das Befte. Wie mit Chren nur? Helena. 141 270 Shed ift der Tod am hochgewundnen Strange wohl, Und gilt fogar bet Slaven als entwürdigend; Dad's SGwert yw fallen adelt und iſt ebrenvoll, Und Enes Pulſes Daner währt das Sterben muv. Ju folder Leiden tiefes Meer verfanten wir. 275 Bol hat die Schönheit andern Frau’n ein glücklich Loos Lereitet; uns mar bradte fie den Untergang. Der Chor. D Selma, der Frembde, wer er immer fei, Reh loutre Wahrheit fprad er dir, dad glaube nid. Helena. . Dod jagt’ er Har und deutlich, mein Gemabl fei todt. Der Chor. 280 Bel, mas die Menſchen rede, ift aud) liigenbaft. Helena. Und vieles wahr aud; Wahres wird unjdwer erkanut. Der Chor. | Anitatt zu hoffen, kehrſt du dich dem Grame zu. Helena. Die Furcht umjtridt mid, tretbt in Sdreden meinen Geiſt. . Der Shor. Bie find die Hausgenofjen hier fiir did) geftinunt ? em. Helena. 285 Sit find mir alle freundlich, nur mein Freier nid. Der Chor. Run, weißt du mwas? Berlaffe diefes Todtenmal — Helena. Bes witht du ſagen? Weldhe Mahnung gibjt du mir? Der Shor. Tritt cin zum Hauje, frage dort Theonoen, Der Rereide Tochter, (ihr ift Ales tund,) 142 Helena. Um deiner Gatten, ob er nod) tm Lichte weilt, Ob ſchon dahinging. Wenn du diefes wohl erforſcht; Je nad der Schicung ſtimme did) zu Freud’ und Schmerz. Bevor Du Jedes fider weißt, was frommt es dir, Der Trauer nadgubingen? Darum folge mir: 295 Berlag das Grab, und ans der Dungfrau Munde dort Wird Alles fund div werden. Rannft im Houle du Wahrheit erfragen: lice nicht gur Ferne hin! Ich will, dir folgend, mithinein gun Hauſe gen; Denn mitzuhören drängt e8 mid den Seherſpruch; Wohl ziemt eS ja fiir Frauen, Frau'n hülfreich gu fein. Helena. Sd folge, Freundin, deinem Rath. Geht, o geht in's Haus hinein, Damit ihr Hirt von meinem Leidenslampf! Der Chor. Du rufſt der swillig folgenden. Helena. Wel, unglückſeliger Tag! Welches thrinenvolle Wort werd’ id Hiren, welden Sprud? Der Chor. Riinde nidjt voraus den Jammer, flag’, o Liebe, nicht vorher! Helcua. Wie ging es meinem armen Gatten? Sieht er nod) des Tages Lidt, nod) der Somme Viergeſpann Und der Sterne Bahnen, oder Halt bet den Lodten ihn Unter Der Erde das Todesloos? Der Chor. Deute ftets gum Beſſern Alles, was die Zulunft bringen mag, 148 Helena. Wo weilt er? Auswärts oder im Palaſte hier ? Die Greijin. Nicht hier; die Grieden haßt er alé thr ſchlimmſter F Menelass, 430 Um welde Shuld, dag ich für diefe biigen mug? Die Greifin. Reus’ Todter weilt in diefent Hauſe, Helena, Menelaos. Was ſprichſt du? Was vernahm ich? Nochmals ſage m Die Greiſtn. Die Tochter Tyndars, die vordem zu Sparta war. Menelaos. Bon wannen fam fie? Rede! Wie verhält ſich dad? Die Greiſin. 435 Bon Lakedämons Lande fam ſie hergeſchifft. Menelaos Wann? — (bei Seitey Hat fie Jemand aus der Kluft y leicht eutfithet ? Die Greifin. Bevor Achäa's Heeresmadt gen Troja 309. Dod geh hinweg vom Hauje; deme es waltet dort Cin Saijal, da8 dem Königshaus Unrube bringt. 140 Du kommſt in ungelegner Beit; wenn unjer Here Did trifft, empfängſt du fidern Tod ols Gaſtgeſchenk. Id) will Achäa's Bolfe wohl und jagte dir Aus Furdt vor meinem König mir mand bittres Wort. (Ste gebt in ben PBalaft guriic.) Menelaos. Was fag’ th min? Was red’ ih? Denn gum alten Vi 445 Hat, wie wir hören, meue Noth fic Hier gefellt, 665 675 685 160 Helena. Menelaos. Sie iſt's: vertraue meinem Wort und glaube mir's. Der Bote. | (gegen Helena ſich wendend O Kind, ein Wefen, unerforjdlid) wunderbar, Iſt dod) die Gottheit! Wiles dreht und lenkt fie klug Hierhin und dorthin: diejer härmt in Moth fid) ab, Und jener, vorber ohne Harm, verdirbt hernad, Kent nicht in wandellojem Glück Bejftindigfeit. Shr rangt mit jdweren Nothen, du wie dein Gemahl, Du Ourd) des Rufes Tücken, ev um Mriegesfturm, Boll Cifer ſuchend fand er Nichts, und jezo fand, Bon jelbjt errang er ungejudt das höchſte Gliic. So haſt du nicht verbrodjen, was dein Ruf erzählt, Haft nidt den greifen Vater, nicht Zeus’ Söhn' entehrt! Nun, mun ernen’ id) deinen Brauwtgejang im Geift, Der Fackeln venk' ih wieder, die Dem Viergeſpann Ich ſtolz vorantrug, als im Wagen du mit ihm Als Braut verließeſt dein beglücktes Baterhans. Cin Schlechter ijt, wer ſeine Herrſchaft nicht verebrt, Mit why ſich freut, im ihrem Leide Flagt mit ihr. Mir ſei's beſchieden, bin id aud) ein Sflave mur, Den Dienern cdlen Sines beigezühlt gu fein, Und wurde mir der freie Name nidt, fo fei Dod frei die Seele! Beffer, als wenn Cinen zwei Gebreden driiden, dag er kühn dem Yafter fröhnt, Und daß er, unterthänig, Knecht der Andern iſt. Menelaos. Wohlan, o Greis! So viele Mühen haſt du ſchon, Bei mix iim Kampfe ſtehend, ausgelämpft wit mir: Mun geh, nachdem Ou meines Glückes Zeuge warſt, Helena. 161 690 Und melde meinen Freunden am Geftade dort, Bie ous gefunden, melbe, was mit uns gefdah, Und heif’ am Strand fie bleiben und des ſchweren Kampfs Gewirtig fein, Der, wie wir abnen, unfer Hartt, Und fpifen, wie wir Helenen geheim von bier 695 FortiGaffen, dof wir, frohvereint yu gleidem Glud, Dem wilden Bolk entflichen, wenn's uns möglich ift. Der Bote. Co fri’s, o König! Aber, traun, ®Weiffagungen Cmmd citel alle, feb’ id) ier, und lügenhaft. Nichts alſo magft du lernen aus der Flamme Glut, 700 Ridte ans der Bagel Lauten: Thorheit ift es, mur Zu wihnen, Bagel ſchafften Rath den Sterbliden. Tam Kalchas hat dem Heere niemals offenbart, Dag ec die Freunde fiir ein Luftbild fterben fab: : Niemalg! Die Troerveſte ward umſonſt zerftirt! (U5 She ſagt: ex ſchwieg wobl, weil’s ded Gottes Wille war. as fragt ihr dann die Seher? Fleht die Witter an Um Heil und opfert, aber laßt die Seherkunſt! Denn dieſe ward als eitler Köder nur erdacht, Und durch der Flamme Zeichen ward kein Träger reich: 710 Der befte Seber ift der Geift und Huger Sinn. (geht ab.) Der Shor. Bag diefer Greis vom Sehervolle fpridt, es trifft Aug meine Meinung. Wer die Huld der Gutter fid Cemomn, beſizt die befte Sehertunft dabeim. Helena. Boblan! Bis bieher, mein Gemabl, ging Alles gut. 715 Dog, Armer, wie von Troja du did retteteft, Curipides v. Donner. L 3. Aufl. 11 oe oe — — - 156 Helena. lim did, Troutfer, wind’ id meinen Arm, um did, Dak ih geniefe der Luft! Menelavs, Ich ſchelte nicht mein Loos: (o fitRer Anblick!) Ich fand fie wieder, Reus’ und Yeda’s Tochter, 5 Welde das Paar der Brilder einft, das anf jtrablent Roſſen prangt, Weierte bei der Fackeln Glanje, Und Götter meinem Haus entriidten! Helena. Gin anderes, cin feligeres Gefdhid hat ein Gott uns | reitet; lind, gqewandelt in Heil, ) Führt did in meinen Arm das Unheil zurück, Wohl fpit: dod) — o még’ id) froh fein des Glücks! Menelavs, Sei froh des Glückes: alfo fleht and dein Gemahl; Derm zwei Verbundne tragen Wohl und Weh vereint. Helena. O Fran’n, was id litt, fag’ ih, beſeufz' ih nun Nicht mehr; wieder hab’ id) thn, meinen Gemahl, Den ih erſehnt, erfehnt: nad viel Sahren fant, Kam er von Troja guriid! Menelaos. Du haſt mich, und ich habe dich! Nach langen Reih'n Durchlkämpfter Sonnen ahnt' ich erſt der Göttin Trag: Meine Thränen wandeln ſich in Luſt! Helena, Was fag’ ih? Wer anf Erden hätte das gedadt? Ich drücke did) wider Erwarten an’s Herz. Helena. 165 Helena. Ging git mir Hoffmang, was allein ung retten kam — . Menelaos. Rifaheit, Beftedung, oder Redeturft vielleicht? Helena. Bem mein Gebieter, daß du famft, midt inne wird. . Menelaos. 770 Ber wird es im verrathen? Und mid fennt er nidt. Helena. & hat daheim die göttergleiche Helferin — . Menelaos. Cine Stimme, die in feines Hauſes Tiefen wohm? Helena. Rein, feine Schweſter, und fie heißt Theonoe. Menelass. Brophetife flingt der Name: fprid, was wird fie thun? _ Helena. (19 Tem Studer did) entdecten: ibe ift Alles fund. J Menelaos. <0 ſterb' ich; denn verborgen bleiben kann id nicht. _ Helena. Vielleiht, das unfer Flehen fie beftimmen wird — Menelavs. Zu welcher That? Welch eine Hoffnung zeigſt du mir? Oclena. Tem Bruder deine Gegenwart mt kundzuthun. . Menelaos. 780 Und wenn wir fie beſtimmten, damm entflöhen rir? Helena. vereint mit ibe, leicht; aber heimlich nimmermehr. 158 Helena. | Helena. Wehe, mein Ungliic, iy Bader und Quellen, wo Sih die Geftalt der Gittinnen verflirte, wo Paris’ ridtender Spruch erfdoll! Menelaos. Auf dieſen Spruch erſchuf dir Here ſolches Lid? Helena. Mid) dem Boris gu rauben, — Mienelavs, Wie? Rede! Helena. » Dem Kypria mid gelobt, — Menelaos, Arme! Helena. (Sa wohl, Arme! —) Trug fie mid) gum Mil Hieher. Wtenelaos, Und gab fiir did) dann, wie du ſagſt, ein Schattenbild. Helena. Und nun, ad! das Unglück, das Ungliid daheim — © meine Mutter! Wehe mir! Wenelavs, Was ſprichſt du da? Helena. Dahin die Mutter! Weil ich dir die Treue brad, Wand fie die Todesſchlinge, gab fic) den Tod, Menelnos. Weh! Dod) die Todjter, lebt fie nod), Hermione? Helena. Sie beklagt unvermählt, o Freund, finderlos, Voll Sdham den Unglücksbund. 160 Helena, Menelaos. Sie ift's: vertrane meinem Wort und glaube mir's. Der Bote. (aegen Helena ſich wenberd) O Rind, ein Weſen, unerforſchlich wunderbar, Iſt dod) die Gottheit! Wlles dreht und lenft fie klug Hierhin und dorthin: diejer härmt tx Roth ſich ab, Und jener, vorher ohne Harm, verdivbt hernad, Kennt nidt im wandellojem Glück Bojtindigfeit. Shr rangt mit fdjweren Nothen, Ou wie det Gemahl, Du odurd des Rufes Tücken, er um Kriegesſturm. Boll Cifer fudend fand er Nidts, und jezo fand, Bon jelbjt errang er ungeſucht das höchſte Glück. So hajt du nicht verbroden, was dein Ruf erzählt, Haft nicht den greiſen Vater, nicht Zeus’ Söhn' entehrt! Nut, nun ernen’ id Semen Brautgejang im Geiſt, Der Facelu venk' id) wieder, die Dem Biergejpann Sch ſtolz vorantrug, als im Wagen du mit ihm Als Braut verliepejt dem beglücktes Baterhaus. Cin Schlechter ijt, wer ſeine Herrſchaft nidt verehrt, Mit ihr fic) freut, in ihrem Leide flagt mit thr. Mix ſei's beſchieden, bin id) aud ein Slave nur, Den Dienern edlen Sinnes beigezählt gu fein, Und wurde mir der freie Name nidjt, fo fei Dod frei die Seele! Belfer, alS wenn Cinen zwei Gebrechen driiden, daß er kühn dem Laſter fröhnt, Und daß er, unterthänig, Knecht der Andern iſt. Menelaos. Wohlan, o Greis! So viele Mühen haſt du ſchon, Bei mir im Kampfe ſtehend, ausgekämpft mit mir: Mun geh, nachdem Ou meines Glückes Zeuge warft, 162 Helena. war dies zu wiſſen frudjtet mits: indeß verlangt’s Den Freund, gu Hiren, welche Moth der Freund erfuhr. Menelaos, Viel fragft du mid) mit Einem Wort, in Cinem Bug. Was nennt' th Dir die Leiden tm Wegdermeer, Ym Strand Euböa's Nawplios’ trrugvollen Brand, Die Städte Sreta’s, die wir ſah'n, und Libya's, Und Perſes' Warten? Nicht exfiittigt würdeſt du Bon meinen Reden, und erzählend trauert’ id, Wie duldend id) mid) härmte: doppelt fühlt' ih Samery- Helena. & Wohl ijt die Antwort beſſer, als die Frage war. Dod Eins fiir Alles jage mir, wie. lange Reit Shr auf des Meeres Rücken triebt umhergeſtürmt. Meneluos. Zehn Jahreskreiſe brachten wir vor Troja zu; Dann volle ſieben Jahre noch durchkämpften wir. Helena. 730 Weld eine Lange Jammerzeit, Unglücklicher! Und, dort gerettet, fällſt du Hier in Mörderhand! Menelavs, | Wie ſagſt du? Wehe! Wie du mid) vernidteft, Fran! Helena. Ermorden wird did) jener, Dem dies Haus gehört. Menelaos. Was that ich denn, das ſolcher Strafe würdig mar? Helena. 5 Dein unverhoFtes Kommen ftirt: er wirbt um mid. Mienclaos. So hat ein Andrer mem Gemahl gu frei'n verlangt? Helena. 171 Dod was wir unfer wiirdig und geredt erfannt, Und was por Allem dein Gemiith ergreifen wird, Lod ſprech idh aus am Grabe deines BVaters hier: wba, der in diefem Marmormale wohnt, o Greis, 915 D gib, id) fordve mein Gemahl von dir zurück, Die Zeus hieher dir fandte, fie gu retten mir! Qu gibt fie mix nicht wieder, denn du biſt dabin: Dog diefe wird nidt wollen, dak der hohe Ruhm des Baters, den ich aus der Nadt gum Lidte rief, 920 Geidindet werde; denn es fteht in ihrer Macht.“ O Shattenfitrft, aud deinen Beiftand ruf’ ig an, _ Du, der fo viele Leiden einft um Helena 3um Lohn empfangen, die mein Schwert geopfert hat; D jende die nun wiederum an’s Lidt herauf, 925 Bo nit, fo gebe diefe dod, als witrdig Rind Leb frommgefinnten Baters, mir mein Weib zurück! Doch wenn ihr meines Weibes mid berauben wollt, <0 laß von und dir fagen, was fie dir verſchwieg. Durch hohen Eidſchwur, (wiſſe, Jungfrau!) band ich mich, 130 Zuerſt mit deinem Bruder in den Kampf zu gehn; & ober id) mug fterben: ſchlicht ift dieſes Wort! Tod wenn er nidt zum Kampfe Fug ftellt wider Fug, Und ung durch Hunger tretben will vom Grabe hier: So fteht eg jejt, id) tödte dieſe, drücke Dann 35 Nein doppelf[dnetdig Cifen mix in's Herz hinein yj dieſes Grabmals Ritden, dag de8 Blutes Strom Hinab den Hügel flieBe; zwei denn Liegen wir, De Todte bei der Todten, auf dem glatten Stein, Zit ewigwache Rene, deinem Vater Samad! 40 Tem ihre Gand empfangen foll dein Bruder nidt, Nog jonft ein Andrer: fondern id) entfiihre fie, 164 elena, Menclags. Gab's feinen War? Oder ijt died Laudesbrauch? Helena. Wie Tempel hoher Gitter, bot dies Grab mir Sduy. Menrlaos. Mit dir nad) Hauſe ſchiffen darf th alſo mit? Helena. Dein harrt der Mordftahl cher, Freund, als mein Bef Menelaos. So wär' ich aller Menſchen unglüchſeligſter. Helena. Bedenk' es denn nicht linger: fleuch aus dieſem Land! Meneldos. Ich did) verlaſſen? Troja ftiirgt’ ich dir zulieb. Helena. Dod) befjer, als wenn mein Beſiz dich tödtete. Menelaos. Cin feiger Rath, nicht witrdig meines Troerruhms! Helena. Du willft den Konig tidten? Das vermagit du nidt! Menelaos. Verwundet denn das Eiſen ſeinen Körper mat? Helena. Verſuch' es! Weife wagen nichts Unmiglicdes. Wienelaos. Still bot’ id meine Hände wohl der Feſſel dar? Helena. 765 Unjdliifjig ſchwankſt du; bier bedarf es einer Lift, Menelaos, Süß ift et tapfrer, nicht ein thatenlofer Tod. =] oo ou 790 166 Helena, Menelaos. Da fiehe du gu: fttmmt das Weib zum Weibe dow! Selena. Um ive Kniee ſchlingen will td meinen Arm. Menelavs. Wohl: aber wenn fie unjerm Fleh'n ihr Ohr verſchlie Helena. Dann ftirbjt du; mid Unſel'ge freit er mit Gewall. Menelavs. Du brächſt die Treue, die Gewalt wird vorge}diizt. Helena. Mit heil'gem Cide ſchwör' id) dir Het deinem Haupt — Menelaos. Und was? Zu ſterben, keines Andern Weib zu ſein? Helena. Durch Einen Mordſtahl: fallen will ich neben dir! Menelaos. Auf dieſes ſchlinge deine Hand in meine Hand! Helena. Our! Starbeſt du mir, ſcheid' ich abd von dieſem Licht. Menelaos. Auch ich erwähle, werd' ich dein beraubt, den Tod. Helena. Wie ſterben aber, dag der Ruhm das Ende front? Menelaos. Auf dieſem Grabmal tödt' ich dich, und mich ſodann! 5 Doch eh wir ſterben, kämpf' ich einen großen Kampf Um deine Liebe: komme, wer ihn wagen will! Denn nicht beſchimpfen will ich meinen Troerruhm, Mich nicht verhöhnt ſehn, kehr' ich Heim gu Hellas’ Bi Ich, der die Thetis ihres Heldenſohns beraubt, 10195 1020 1020 1030 Helena. 175 Menelaos. Ganz wohl gefproden! Dod dev Vorwand frommt gu Nichts, Gebeut er dir, am Lande meine Graft zu baun. Hetena. So jag’ th, dak in Hellas midt die Sitte fei, Mit Staub yu decken, die der Mteeresgrund verfdlang. Menelaes. Aud fein erfonnen! Und id {diffe dann mit div, Und führ' um gletdhen Boote mit den Todtenfdmud. Helena. Da muft vor Allem nabe fem und die mit dir Bu Schiffe waren und der Meeresnoth entflohn. Menelaos. Und fteht am Anferplage mir das Schiff beret, So wird mit nadtem Schwerte Mann yu Mann fis reih'n. ; Helena. Zu mupgt m Alem Ordner fein: o fdwelle nur Fahrwind die Segel, und entführ' tm Flug da8 Schiff! Menelaos. Das wird gefdehn: die Götter enden meine Noth! Dod, — fragt er, — wer gab Runde dir von meinem Sod? Helena. Tu ſelbſt! Allein, fprid), feteft du dem Tod entflohn Sm Schiff mit Atreus’ Sohne, hab'ſt ihn fterben ſehn. Menelass. Wohi! Dieſe Lumpenhülle, die mid kaum verhüllt, Wird vom zerſchellten Schiffe mir ein Zeuge ſein. Helena. Du miſſeſt gern izt, was du dort ungern verlorſt, Und jenes Unglück wird vielleicht ein Segen dir. 168 Helena. (qu elena) Nun, Helena, wie fteht’s um memen Seherſpruch? Dein Gatte fam, Menelaos: ſichtbar fteht er bier, Feraubt des Schiffs, und deines Ebenbilds beraubdt. (jut Menelaos) Du Jammervoller, welden Müh'n entraimeft du, Und weigt mt, ob du heimgelangit, ob bleiben mußt! Denn Streit un Gotterrathe wird an diefem Tag Um deinetwillen in Rronions Hauſe fer. Zwar Hera, die div friiher ftets fo feindlid) war, Sft mut gewogen, will dich heim gu Hellas’ Bolt Mit diefer vetten, daß fie ſeh'n, ein Truggeſchent 5 Rythere’s habe Paris einft als Weib umarmt. Dod Kypris will vereiteln deine Wiedertehr, Den Tadel fiirdtend, dak fie nur dDurd Helena Den Sieg der Schinheit ſich erkauft mit jdndder Huld Es fteht bei mir mum, ob ih, wie Kythere wünſcht, Dem Bruder deine Gegenwart fundthun wand did) Berderben, ob, nod Here's Wunſch, dich rvetten will, Dem Bruder did) verléugnend, der mir anbefabl, Es ihm qu melden, wann Ou fiimft im diejes Land, (gegen bie Diener fic) wendend) Geht Ciner, meinem Bruder anguftindigen Des Fremodlings Ankunft, dag ich felbft gefichert fei Selena, Jungfrau, gu deinen Knieen fall’ ih flehend hin, Und liege hier an Diefer jammervollen Statt Für mid) und dieſen, den ich endlich wiederfand, lind foum gefunden ſehen ſoll des Todes Raub. 850 O ſage deinem Bruder nicht, daß mein Gemahl Sn meine treuen Arme mir guviidgefehrt: 1070 I054 [Ox Helena. 177 Gefangeshindiger Vogel, König der Tone, Did, Nachtigall, ſchwimmend in Thrinen! O fomm, ans falber Kehle zu wirbeln ein Hagendes Lied, Stimm’ ein in meine Trauer, Za Helene’s Mühen und Noth Ich fing’ und iliſcher Frau'n Klägliches Weh, das über ihr Haupt Argos' Lanzen verhängten, Als der fremde Freier kam, der im Phrygerſchiff Durch der Wogen Brand dem Stamm Troja's Helenen Von Sparta, die Unglücksbraut, Zuführte, der Unhold, Priamos' Sohn, Geleitet von Kythera. Erſte Gegenſtrophe. Und viel' Achäer ſanken, von Lanzen durchbohrt, > Von Steineswurf getroffen, Hin in jammervollem Tode, Daß ihre Gemahlinnen jammernd ſchoren das Haupthaar, Stumm trauern verödete Hallen. Und viele Leben mordet' ein Mann, der im einſamen Boot Um Meergeſtad' Euböa's Entflammend der Fackeln Glanz, Zu Kaphaͤreus Felſen ſie trieb, Der an Aegä's ſtürmiſchen Höhn Schwang die trügliche Flamme. Keinen Schuz bot Malea's Vorgebirg dem Heer, Als, durch Windes Hauch verſtürmt fern vom Vaterland, Es im Schiff heimführte das Graun, Das den Streit ihm erweckte, die Wolkengeſtalt, Der Hera göttlich Luftbild. Curtpides v. Tonner. I. 3. Aufl. 1? Helena. 179 Theallymenos (von der Jagd mit Gefolge zurückkehrend). Menelaos. Helena. Der Shor. Theollymenos. (ndbert fid) bem Grabmal) ‘Hel dir, o Baters Grab! Am Gingang hier begrub 3g big, o Proteus, dic zu bringen meinen Grug. 1115 3u jeder Stunde, geh’ id aus und ein im Haus, Rein Vater, ſpricht Theoklymenos, dein Sohn, zu dir. (Qu den Dienern) Chait ihr die Jägerneze, ſchafft die Hunde nun, Sor Quedte, mir in’s fomglde Haus zurück! (Die Dtener gehen) 3 habe fon fo manchesmal mid felbft geſchmäht, 1120 Daß ig mit Todesſtrafe nie die Böſen traf. Und mun vernabm ich offen, dag etn Danaer Jus Cand geſchlichen und die Wächterſchaar getäuſcht: Lundſchaften wird er wollen oder Helenen Geheim entführen. Greift man ifn, trifft ijn der Tod! Ha! 1125 3 finde, ſcheint es, Alles ſchon in's Werk gefest: Den Fiz am Grabe hat die Tyudaride leer Gelaſſen, iſt aus meinem Lande fortgeſchifft! Holla! Die Pforten öffnet, löst im Stalle mir Die Roſſe, Diener, und die Wagen ſchafft heraus! 130 Soweit es meine Mühe gilt, ſoll mir das Weib, Um das ich werbe, nicht geheim von hier entfliehn! Tog — haltet! Sie, nach welcher unſre Schritte ſpähn, slit nage, ſeh' ich, im Palaſt, und nicht entflohn! (Zu Helena, die aus dem Palaſie tritt) 2u iprig, warum vertaufdteft du Dein Helles Kleid 135 Minſchwarzen Tranergewanden? Was beraubteft du Ten edles Haupt mit dem Eiſen feines Lockenſchmucks? 12* H elena, Verdarb, und id dem Gatten nidt die Treue brad; Und wieder tret’ id) in die Reih'n Der edlen Frau'n, Bermahle meine Todjter, die jezt Reiner freit, lind dann, erléét von meines Wanderns bittrer Fabrt, Genieß' id) froh der Schäze, die mein Haws bewahrt. Wir’ er geftorben, gehrt’ ihn auf der Scheiter Glut, Den fern geſchwundnen fetert’ id) mit Thränen dame: Nun lebt Ke, iſt gerettet, und man raubt mir ihn. Nicht alfo; Jungfrau! Wende did) zu meinem Flehn, Gewähre diefe Liebe mir, und ahme nad Dem edlen Vater! Iſt es dod der ſchönſte Ruhm Des Kindes, das aus wadrer Aeltern Stamm entſproß An edler Art dem edlen Vater gleid zu fein. Der Chor. Mitleid ermeden deine Neden mir, o Frau, Mitleid du felbft aud; aber vom Menelaos mun Wuünſch' id) gu Hiren, was er fiir fei Leben jagt. Menelaos, (su Theonoe) Jd möchte Demme Kniee nicht umſchlingen, nicht Mein Aug' in Thränen baden; denn wir ſchändeten Durch ſolche Feigheit unſern Ruhm im Troerland. Wohl ſagen fie, dem edlen Manne ſteh' es ſchön, Wenn Hm dad Unglück Thränen aus dem Auge lockt; Ich aber wähle ſolchen Ruhm, iſt's anders Ruhm, Nicht ſtatt des hohen Sinnes, der im Helden wohnt. Gefällt es dir, zu retten einen fremden Mann, Der ſeine Gattin, wie's geziemt, zu fordern lommt: So gib fie, rett’ und beide! Wenn dir's nicht gefällt, So wär' id Heute nicht zuerſt, nein, öfter ſchon 910 Elend geweſen, du erſcheinſt als hartes Weib. Helena. 181 Theollymenos. Rer ift der Mann, von wannen fam er bergefdifft? Helena. W155 Aus Hellas Ciner, meines Gatten Schiffsgenoß. Theofiiumenos. Und welches Todes, ſagt er, daß Menelaos ſtarb? Helena. Des jammervollſten, in des Meeres naſſer Flut. Theollymenos. Ro trieh er um auf fremder umvirthbarer See? Helena. An Libya's portlofen Klippen fdeitert’ er. Theollymenos. L166 Und wie entrann denn diefer auf Demfelben Schiff? Helena. Cit haben Edle mindres Glück, als Niedere. Thcollymenos. Ho liek er dann des Schiffes Wrac und tam hieher? Selena. Ro Trevler ſterben follter, dod) Menelaos nidt! _ Theoflymenos. Xr ift dabin! Dod welded Fahrzeug bradte dew? - Helena. 1165 Ihn nahm ein Chiff auf, fagt er, da8 voritberfubr. Theoflymenos. Ho weilt dae Unbeil, das fiir did nad Troja 309? Helena. du meinſt das Wolkenbild? Zum Aether ſchwand's hinauf. Theoflymenos. Friomog und Troag, welches Nichts gab cud) dew Tod! Helena. Vermag id) met nad Hauſe, dod in’s Todtenreid! Ja! Strömt' id) weibiſch mein Gefühl in Thriinen ons: PBedaucrnswiirdig war’ id mehr, als männlichſtark. Tödt' uns, gefallt dir's; leinen Niedern tödteſt di; Dod) lieber leihe meinem Wort cin willig Ohr: So bleibſt du fromm, und meine Gattin fiihr’ ich heim! 7 Der Chor. Bei dir, o Jungfrau, fieht es, Hier den Spruch zu thun: © ridte fo, dag Wile deines Spruchs ſich freu'n! Theonoe. Natur und Wille ftimmen mich zur Frömmigkeit. Jd liebe mid und möchte meines Vaters Ruhm Niemals beflecen, nod dem Bruder eine Gunſt Gewähren, die mir künftig Schmach bereitete. Gin groges, lautres Heiligthum des Rechtes ift & In meiner Bruſt hier, das mir Nereus’ Huld geliehn, Und da8 id, o Menelaos, trew bewahren rill. Der Gitterfrauen höchſte will dein Wohlergehn; Mein Wille ſtimmt zum ihren. Kypris mige mir Hold fein, Gemeinfdaft übte fie miemals mit mir, Und tradten werd’ id) immerdar Sungfran zu fein. Und was du meinem Bater hier zuriefſt am Grab, Daffelbe mug id fagen. Unrecht thiten wir, Sie nicht guviidyugeben; wenn er lebte nod, Gr gibe dix die Gattin und did) ihr zurüchk. Denn folder Frevel wird geradt im Todtenreid, Wie bet der Erde Menſchen hier; zwar lebt er nicht, Der Geift der Todten, aber hat ein ewiges Gefühl, nachdem er ew'gem Aether fid) vermählt. Dod — um mid) fury zu faſſen: ſtets verſchwiegen bleibt 970 Um wos ihr mid gebeten, und id) werde nie Helena. 173 Jn feiner Thorheit Helferin dem Bruder fein. Dem Gutes 2b’ ih, ob er's and nidt glaubt, an ibm, Cutfremd’ id) ihn dem Frevel, daß er weife wird. She ſelber mögt mun einen Ausweg euch erfpabn: 975 Jo ziehe ſtill aus eurem Rreife mid zurück. Dod bei der Göttern fanget an, und bittet fie, Kytheren, daß fie Wiederkehr in’s Baterland Dr gimme, Heren, daß fie feft im alten Sinn verharre, did) gu retten und den Gatten bier. 980 Und du, gefdjiedner Bater, foviel id vermag, Rie follft du gottlos ftatt geredt gefdolten fein! (Ste get in den Balak zurück.) Der Chor. Rod wurde Reiner glücklich, der Unrecht verübt; Des Glückes Hoffnungskränze blüh'n der Tugend nur. Helena. Yon dieſer Jungfrau dürfen wir Nichts fürchten, Freund: 985 Dod mn geziemt und, Red’ um Rede taufdend, in Vereintem Rath den Weg der Rettung auszuſpähn. Menelaos. 0 bore! Lange lebſt du ſchon in dieſem Haus, Und mit de8 Königs Dienern bift du wobhlvertraut. Helena. Bas wilt du damit? Denn du wedjt mir Hoffrungen, 990 Du merdeft Etwas magen, mwas uns Heider frommt. Menelaos. Semegte du wohl Einen, dem ein Viergejpann ur Hut vertraut ift, Roß und Wagen uns gu leih'n? d Helena. as finnt’ id; dod) gu fliehen — wie vermidten wir's, Untindig atfer Wege durch's Barbarenland? 995 1005 1010 174 Helena, Menelaos, Unmoglid! Wher wenn th, im Palaſt verſteckt, Wit diefem doppelſchneidigen Sdwert thi mordete —? Helena. Das duldet ſeine Schweſter mt, nod würde fie’s Verſchweigen, wenn man ihren Bruder todten will. Menelaos, Und aud) fein Schiff tft unjer, um durd Fliehen uns Bu vette: das wir fatten, hat die Meeresflut. Helena. Vermnun! Bielleiht ſagt Weiſes and) ein Frauenmund. Sprich, magſt du wohl todt heißen, du, der Lebende? Menelavs, Zwar Borbedeutung böſer Wrt; dod, bringt’s Gewinn, So will id) wohl todt heißen, id, der Yebende. Selena. Die Locken ſcherend jammr' wh dann nad Frauenart: So mag ich Mitleid wecken bet dem falſchen Mar. Ptenelaos. Wie follte das ein Mittel uns zu retten fein? Doch deine ſchlichte Rede birgt wohl eine Liſt. Helena. Ich bitte dann den Herrſcher, dir ein leeres Grab Erbaun gw ditrfen, den tm Meer der Tod umarmt. Menelaos, Laß ihn's geftatten! Wher wie dann ohne Schiff Sntfliehen, wenn das leere Scheingrab mid) verbirgt? Helena. Sd fordr’ ein Fahrzeug, weldjes dir den Todtenſchmuck Bu deinem Grab tm Meeresſchooße tragen foll. Helena. 175 Menelaos, > Ganj wohl gefproden! Dod der Vorwand frommt gu Nichts, Gebeut er dir, am Lande meine Gruft zu baun. Helena. So fag’ ih, dag in Hellas nidt die Sitte fei, Mit Staub gu decken, die der Meeresgrund verfdlang. Menelaos. Ang fein erfonnen! Und id) {diffe dann mit dir, ‘20 Und führ' im gleichen Boote mit den Todtenſchmuck. Helena. Du mußt vor Alem nahe fein und dte mit dir Zu Schiffe waren und der Mteeresnoth entflobn. Menelaos. Und ſieht am Anterplage mix das Schiff bereit, So wird mit nadtem Sdwerte Mann zu Mann fid reih'n. ; Helena. 1025 Du muge in Alem Ordner fein: o ſchwelle nur Fahrwind die Segel, und entführ' im Flug das Schiff! Menelaos. Tas wird geſchehn: die Gotter enden meine Noth! 4, — fragt er, — wer gab Kunde dir von meinem 0d? Helena. ty ſelbſt! Allein, jprid), feteft Du dem Tod entflohn 1930 Im Schiff mit Atreus’ Sohne, hab'ſt ihn fterben febn. Menclaos. Bohl Diefe Lumpenhiille, die mid kaum verbiillt, Vird pom zerſchellten Schiffe mir etn Benge fein. a Helena. tu mifeft gern izt, was du dort ungern verlorſt, MD jenes Unglück wird vielleicht ein Segen div. 176 Helena. Menelaos. 1035 Soll ich in's Haus mit dir hineingehn, oder hier Am Grabe ruhig harren, bis du wiederkehrſt? Helena. Hier bleibe: hebt ex wider dich die Frevlerhand, So wird das Grob did) ſchüzen und dein gutes Schwert. Ich geh’ ins Hans und fdmeide mir die Locken ab, Und ftatt des weißen Leg’ id) am ein ſchwarzes Kleid, Und blutig rigt Der Nagel mir die Wangen any. Sawer naht cin Kampf, zwei Looſe geigt die Wage mi Entweder muß id) fterben, wenn fie meine Lift GEntdeden, oder kehr' ich heim und rette did). Erhabue Hera, die On rubft im Arm des Hews, D fab’ in ihrem Leide zwei Unglückliche! Wir fleh'n, tn Himmelshöhen unfern Wem gu dir Emporgehoben, wo du thronft im Sternenglany. Und du, Dione’s Tochter, die der Schöne Preis Durdh meine Hand errungen, nicht verderbe mid! Genug der Qualen ſchufſt du mir, als Phrygern du Nur meinen Namen, nicht den Yeib, zum Opfer gabjt, © laf mid fterben, wenn du denn mich tödten willſt, Daheim! Warum dod) wirft Ou mic des Leides ſatt, 1055 Indeß du Liebeshindel, Trug und Täuſchungen Und Rauber windeft, der mit Blut die Häuſer füllt? Du wärſt vor allen, übteſt du nur Mäßigung, Der Menſchen holde Göttin; frei bekenn' id das! (Sie geht in ben Balaji.) Der Chor. Erſte Strophe. Did, der im Laubgemad, in dew Schatten des Baume, 1060 Den liederreiden Tempel fid erbaute, will ic) rufen, Helena. 177 Gefangeshindiger Vogel, König dex Tone, Dich, Nadtigall, ſchwimmend in Thränen! O komm, ans falber Kehle zu wirbeln etn klagendes Lied, Stimm' ein in meine Trauer, 35 Da Helene's Mühen und Moth Ich fing’ und iliſcher Frau'n Riagliges Weh, das über ihr Haupt Argos’ Lanzen verhängten, Als der fremde Freier kam, der im Phrygerſchiff 70 Durch der Wogen Brand dem Stamm Troja's Helenen Von Sparta, die Unglücksbraut, Zuführte, der Unhold, Priamos' Sohn, Geleitet von Kythera. Erſte Gegenſtrophe. Und viel' Achäer ſanken, von Lanzen durchbohrt, JTS Von Steineswurf getroffen, hin in jammervollem Tode, Daß ihre Gemahlinnen jammernd ſchoren das Haupthaar, Stumm trauern verödete Hallen. Und viele Leben mordet' ein Mann, der im einſamen Boot Am Meergeſtad' Euböa's 1020 GEuflammend dex Fackeln Glanz, Bu Lephaͤreus Felſen fie tried, Ter an Aegä's ſtürmiſchen Höhn Ehwang die trügliche Flamme. Leinen Schuz bot Malea's Vorgebirg dem Heer, 10*x5 Ale, durch Windes Hauch verftiirmt fern vom aterland, Et im Schiff heimführte das Graun, 208 den Streit ihm erwedte, die Wolfengejtalt, Ter Hera gattlid) Luftbild. Tarwides d. Donner. 1. 3. Aufl. 12 1090 1095 1100 Helena. Zweite Strophe. Was Gott, was nicht Gott fet, was Mittelnatur, Weld) Sterblider griindet es aus, Der die fernſten Enden durchſpäht, wenn er fieht auf der Witter Thun, Das fic) Hevitber, hinüber, und damm anf feindlide Bahn Durch ungeahnte Loofe fdlingt? Du warft des Rens Todter, o Helena, du: Sin Schwan in Leda's Schooße ja, Zeugte der Bater did) einſt; Und Dod) nennt der Ruf in Hellas’ Volle did) Unheilig, gottlos, Frevlerin, Verrätherin. Unſicher dünkt mir Menſchenwiz; Der Götter Wort mur fand ih wahrhaft. Bweite Gegenftrophe. Unſinnige, Die nad) dent Ruhme des Krieges verlangt! Shr fed nit der Schärfe des Speers Menfdhengwift ur thiridtem Sinn muthig beigulegen bemüht: Sollter ihn Kämpfe des Barts entſcheiden, gewönne der Streit In der Menfdjen Städten nie few Biel, Bom Speere ſank Briamos’ Burg in den Staub; Dod fonnte wohl den Streit wm dich, Helena, ſchlichten das Wort, Und jegt ruh'n fie felbjt amten in Grabes Nacht, Und auf die Mauern ſtürmte Brand, mie Bly vor, Sew’, Und häufte Troja’s armem Volk Jn ſeinem Unglück Leid zu Leide. Helena. 179 Theollyme wos (von dex Jagd mit Gefolge zurückehrend). RMenelaos. Helena. Der Shor. Theollymenos. (ndbert fid) Dem Grabmal) Hel dir, 9 Baters Grab! Am Gingang hier begrub 3g big, o Proteus, dir yu bringen meinen Grug. 1115 3u jeder Stunde, geh’ id aus und ein im Haus, Rein Rater, ſpricht Theoflymenos, dein Sohn, zu dir. (Bu den Dienern) Chait ihr die Sagerneze, ſchafft die Hunde mun, Sor Knechte, mir in’s foniglide Haus zurück! (Die Diener geben) 3G habe ſchon fo mandeémal mid) felbft geſchmäht, 1120 Dag ih mit Tobdesftrafe nie die Böſen traf. Und mun vernahm id offen, daß ein Danaer Jus Lond geſchlichen und die Wächterſchaar getäuſcht: Kundſchaften wird ex wollen oder Helenen Geheim entführen. Greift man ihn, trifft ihn der Tod! a! N25 3g finde, ſcheint es, Alles ſchon in's Werk gefest: Ten <1; am Grabe hat die Tyndaride leer Gelaſſen, iſt aus meinem Lande fortgeſchifft! Delle! Die Pforten öffnet, lst im Stalle mir Tie Roſſe, Diener, und die Wagen ſchafft heraus! Soncit es meine Mühe gilt, ſoll mir das Weib, Um das ich werbe, nicht geheim von hier entfliehn! Tog — haltet! Sie, nach welcher unſre Schritte ſpähn, sit nage, ſeh' id, im Palaft, und nicht entflohn! (Bu Helena, die aus dem Palajte tritt) Tu iprich, warum vertauſchteſt du dein helles Kleid 1150 Rit itwarzen Trauergewanden? Was beraubteſt du Dein edles Haupt mit dem Eiſen ſeines Lockenſchmucks? 12* — — —R ww 180 Helena, Was ftrimen heige Zähren dir die Wang’ hinad? Verſtimmte didy ein nächtlich Trammgebilde jo Bur Trauer? Oder fom dir cite Runde zu Aus deiner Heimat, daß der Gram dein Herz verzehrt? Helena, ©) mein Gebieter! — alfo nenn’ ih jezo did) — Verloren, nichts mehr bin id, all mein Gli dahin! Theotlumenos. Sn welches Ungliic ſtürzteſt du? Was ijt geſchehn? Helena. Menelaos — ad, wie fag’ id's? — mein Gemabhl iſt todt! ; Theotymenos. rau, diefe Botſchaft freut mid) met! — (fiir ſich Weld Glad fir mig! — Woher erfuhrſt du's? Sagte dir's Theonde? Helena, Sie fagt e8, und cin Andrer, der ihn fterben fab. Theotlymenos. So fom cin Bote, der es als gewiß erzählt? Helena. Wohl fam ex: mag’s ihm frommen, wie mein Wunſch es ijt! Theollymenos. Wer ijt er? Wo? Genau're Kunde wünſcht' 1h mir. Helena. Der hier am Fuß des Grabes hingefauert fizt. Theollymenoés, Apollon! Weld ein ſchmuzig Mleid eutſtellt den Maun! Helena. Web! Wud meinen Gatten, fiirdt’ ih, hüllt ein fol Gewank- Helena, Theotlymenos. Ber iff der Mann, vow wannen fom ev hergeſchifft? EIN) Bat Hellas Einer, meines Gatten Schiffsgenoß. Theoflymenos. Und melihes Todes, fagt er, dak Menelaos ftarb? Helena, Dee jammervollfien, in des Meeres naſſer Flut. Theoflymenos. Bo trich er um auf fremder unwirthbarer See? Helena, Sn Libya's portloſen Klippen ſcheitert' er. Theollymenos, 1 Lind mie entrann denn dtefer auf demfelben Schiff? Helena. OF hoben Edle mindres Gli, als Niedere. Thcofiymenos. Bo liek ex Dam bes Schiffes Wrack und fam hieher? Helena. Wo Frevler flerben ſollten, dod Menelaos nicht! Theollymenos. Gr it Dakin! Dod welches Fahrzeug bradte den? Helena. 165 Aho noher cin Schiff auf, fagt er, das voriiberfuby. Theoflymenos. Wo weilt Das Unheil, das fiir did) nad) Troja jog? Helena. Da meinft das Wollenbild? Zum Aether ſchwand's hinauf. Theollymenos. Priamos und Troas, welded Wists gob cud) den Lod! 1170 1180 182 Helena. Helena. Am Loos Der Priamiden ward aud mir mein Theil. Theoflymenos, Begrub er oder ließ er thu grablos zurüch? Helena. Grablos; id Sammervolle, meld cin bittred Leid! Theoflymenos. Drum ſchnittſt du wohl des blonden Haares Yoden ab? Helena. (inbem fie auf bas Grabmal deutet, bet weldem Menelaos fist) Wohl it ja Hier and theuer, wer es Cinmal wor. Theollymenos. So wird mit Recht denn diefer Tranerfall beweint? Helena. Du triiget wohl gleidgiiltiq deiner Schweſter Tod? Theofllymenos, Mitnichten! Nun? Verweilſt dou Linger nod) ant Gral Helena, Was willft du mid verhöhnen? Laß den Todten ruh'n! Theofiymenos. Du bleibſt ja deinem Gatten treu und flieheft mid! Helena. Nicht linger; jeqt Denn ordne mein Vermählungsfeſt! Theollymenos. Spat kommſt du; dod id) lobe dich um dieſes aud. Helena, Nun Hore: was vergangen, foll vergeſſen fein! Theollymenos. Um welden Preis denn? Gunſt erweiſ' id) gern om Gun Helena. YoR einen Bund uns ſchließen, fet mir wieder hold! Helena. Theofiymenos. 36 gine nicht mehr: Wind verwehe meinen Groll! Helena. (aoe Um au Falher) | 2085 Hier denn bet deinen Nuieen, da mei Freund du bijt, — Theollymenos, Send verlangend, wirfſt du did) zu meinen Knie'n? Helena. Dem todten Gatten möcht' iG, Herr, cin Grab erbaun. Theoflymenovs. Bie fo? Dem Fernen? Willſt du's cinem Schatten weih'n? Helena. Ge ijt Hellenenfitte, wer tm Meer evtrant, — Theollymenos, 190 Bas than fie? Pelops’ Cnfel find der Dinge fund, Helena, sia leerer Tiger Hille wohl begribt man ihn. : Theollymenos. Bring’ Oper, bow’ im ek wo du willft, ein Grab! Rist fo begrübt man — die das Meer verſchlang. Theofinmenos. Bie denn? Adia's Brande find mir unbekannt. Helena. 195 Was Todten julommt, bringen wir in's Meer hinaus. Theoflymenos, Bos foll id denn dir geben fiir den todten Freund? (auf Menelaos beutend) Der weig cB: id, cinjt glüdlich, weiß hier mat Beſcheid. Helena. Throllymenos., (au Mienelaos) Du haft erwünſchte Kunden mir gqebradt, o Freund’ — Menelaos, (hergutretend) Mir find fie’s mgt, und aud dem Hingeſchiednen nidt! | Theolinmenos. Sprig, wie begrabt ihr Todte, die Das Meer verfdlang Menclaos. Wie Jedem jeiner Habe Maß beſchieden ijt. Theoflymenos, Von Schäzen nenne, was du willft; ihr geb' i's gern. Menelavs. Biut wird zuerſt den Todesgöttern dargebradt, Theollymenos. Ron weldem Thiere? Gage mir’s, ich folge dir. Menelaos. Du ſelbſt entſcheide! Was du geben magſt, genügt. Theollymenos, Roß oder Stier gu geben, iſt Barbarenbraud, Menelaos. Gib (was du geben mögeſt) uur Untadliches. Theollimenos. Bei reichen Heerden fehlt es uns an ſolchem nicht. Wienelavs. Und) eine Bahre bringt aman, wohlumhüllt und leer. Theokllymenss, D Es fet! Was fonft au bringen heiſcht die Sitte nod? Menelaos, Die Wehr von Erze: Denn der Speer war feine Luft. 1240 1250 EE 186 Helena. (ju IMenelaod) Und fend’ wm Yiebesdienfte, die Du Diejer thuft, Did nicht mit leeren Händen fort, Und weil du mir Die frohen Kunden bradteft, joll dir Koft und Kleid Für Deine Nacktheit werden, daß du heimgelangſt: Denn jezt, bemerk' id, biſt du jammervoll beſtellt. (au Helena) Und du, Bedrängte, quäle dich um Dinge nicht, Die keine Gottheit wendet! Er hat ausgelämpft, 3 In's Leben kann der todte Gatte nicht zurüd. Menelaos. Dir, Frau, gebietet deine Pflicht, den lebenden Gemahl ju lieben, lag dew todten Gatten ruh'n: Wie dein Geſchick gefallen, iſt's am beſten fo, Dod, wird mir Rettung, kehr' id) Heim in Argos’ Land, So fteur’ id deinem böſen Ruf, bewährſt du did) | Wis Gattin deinem Gatten, wie's dei würdig tit. Helena. Das wird gefdehen; mmmermehy foll mein Gemabhl Mich ſchelten; du bift nahe, wirft felbft Zeuge ſein! Hinein, o Armer, gehe nun, und bade did, Und nimm dir andre Kleider um: 1h möchte dir Gern ohne Bigern Liebes thun: du ridjteft ja Geneigter meinem liebſten Freund fein Opjer ans, Naddem von uns dir wurde, was Dir werden muß. (Sie gehen alle in ben Balajt.) Der Chor. Erfte Strophe. Die bergliebende Göttermutter Stiirnit’ einſt mit flüchtigem Fup Durdh waldige Thale dahin, 188 Helena, Opfer fielht fen Götteraltar, feine Fladen verzehrt die G Nirgends perlt ein thauender Quell ſilberner Waſſer her denn nie Schläft ihr Gram um die Tochter. Zweite Strophe. Doch als ſie ſo Göttern die Luſt Des Mahle und den Menſchen geraubt, ſtillt Zeus entſezlichen Grimm Deo's: „eilt,“ ſpricht er, „herbei, hehre Huldgöttinn kommt! Unt die Tochter hat uns Demeter gegrollt: o verſcheut den Gram Ihr durch Tine der Luft; wn Chor ſtimmt, o Muſ Hymnen ihr an! Und nehmt dumpfdröhnendes Erz, Nehmt rindshäutene Pauken zur Hand!“ Da lacht um den Göttern Aphrodita, der Göttinnen ſchönſte, zuerſt, Nimmt in die Hände dann die ſchallende Flöte, Und freut ſich des Jubels. Zweite Gegenftrophe. Der nicht erglühn durfte für dich, Shu Haft du liebend entflammt, wand es traf did vader ihr orn, Rind, dex Erdherrſcherin Born, weil du fle nidt opfer verſöhnſt. Denn gewaltige Macht übt wahrlid) der Hindinnen flech Gewand, Uebt des Epheus laubiger Kranz, der um heilige Sti ſich ſchlingt, Und das Erz, das, hallend, im Kreis Helena. Theollymenvs. (gu ben Diener) 1520 Geht nad) der Reihe, wie's der Fremdling ordnete, Und tragt, o Diener, unjre Grabgejdent’ an’s Weer! (ju Helena) Du, wenn dir unfre Rede mit mipfallt, o Frau, Folg' uns und bletbe! Gleiden Dienft erzeigſt Du ja Dem “Satter, ob Ou nahe biſt, ob ferne weilſt, Denn. dort, ich fiirdte, wandelt did) ein Sehnen an, Did) ihm in Meeresfluten nachzuſtürzen, wann Der alten Liebe Wonnen did) durchſchauerten; Denn übermäßig flagft du ja Dem Fernen nad. Helena, Mein neuer Here und Gatte, mir gebeut die Pflidt, 1350 Den erften Gatten und den bräutlich Holden Bund Bu ehren: weil der Gatte mir fo thener war, Mode’ ich mit ihm aud) fterben: dod) mas frommt ed ihm, Wenn mid) der Tod dem Todten gugejellt? Co log Mich gehn, wm ſelbſt die Grabesehren ihm zu weihn! Gewähren div die Sitter, was mein Herz dir wünſcht, Und dieſem Frembling, weil ex mir's vollbringen hilft! Du ſollſt an mic die Gattin, wie du fic verdienft, Sin Hauſe haben nad dem Liebesdieuſt an ihm Und mir: zu gropem Herle wird uns das gedeihn. Dod wer das Boot uns jdafje, das die Gaben tragt, Gebeut, Damnit Deut Liebeswerk vollfounnen jet. Theollymenos., (gu einem Diener ans bem Befolge) Du geh und dieſen ſchaff' ein fünfzigrudriges Sidonerfahryeng, wohlbemannt mit Ruderern. Helena. Und wird im Schiff gebieten, der dad Grab beftellr? 192 Helena. Theollymenos, So je's! Indeß was kümmern Hellas’ Bräuche mich? jt unjer Hand dod) unbefledt, Wrenelaos hat Nicht Hier verhaucht ſein Leben. Geb’ ein Diener nun, Und heiße meine Fürſten Brautgeſchenke mix In meine Wohnung ſenden: weit im ganzen Land Erſchalle ſeligfroher Sang, der Helena's 1365 Brautfeſt und meines jubelnd hochverherrliche! Du gehe, Fremdling, weihe Dies dem Meeresſchooß, Des Mannes Todtenopfer, der ihr Gatte war: Zurück yur Wohnung eile dann mit meiner Braut, Damit du Heimfehrjt, wann du mein Vermählungsfeſt Mit mir gefeiert, oder hier im Gliide wohnſt. (qeht ab.) Mtenelaos. O Bens, du heißeſt Voter und ein weijer Gott: © bli’ anf uns hernieder, nimm das Leid von uns! Wir ſchleppen mühſam unjre Laſt den Berg hinan: O Hilf! Beriihrt uns deine Fingerſpize nur, 5 Gelanget wit jum Biele, Dent wir zugeſtrebt. Genug ja find der Mühen, die wir ſchon durchkämpft. Bezeugt miv, Gotter, thr vernahmt viel Gram und Leid Von mir! Ich muß nicht ewig unglückſelig fein: Nein, lagt mid aufredjt wandeln! Nur den Cinen Wunſch Gewährt mir huldreich, und id) bin fortan beglückt. (ab mit Selena.) Der Chor. Erſte Strophe. Phinifer, auf, Sidons Rind! Auf, ſchnelles Seernder, der Wogen Vater, Hiipjend im Wellentanz! Helena. 193 Qhorfirer toulicbender Delphine, wann, von den Winden 1385 Widt ccregt, ſchweigt das Meer, Und Boutos” Hlautiugiges Kind, die Meerſtille, den Ruf hebt: ~epannt die Segel, und gebt fie preis fdwellenden Luften auf hoher See, Hehmt De fidtenen Muder gur Hand! Auf, ihr Schiffer, ihr Schiffer, auf! Auf, und geleitet Helena mir 1590 Zum gofifrenndliden Port, sunt Haus des Perſeus!“ rite Gegenſtrophe. Dau wirſt am ſtolz rauſchenden Strom Sexfippo® Dungfrauen vielleicht erblicten, Oder ver Ballas’ Haus, Bu fpiten Chorreigen gejellt, oder am Feſt Hyafinthos’ 5 Bei der Nodt Jubelſchall, Den Phdbos einft, als er gum Riel ringend fduellte den Disfos, Todtete, Daf, jum Gedächtniß ihm, Opfertage Kronions Sohn Weber bieg im Lofonerland: dann vermählſt du die Todter and), Die Du blühend ließeſt daheim, 400 Der die Hogeitfadel noch nicht geleuchtet! Bweite Strophe, D fdrwoebten wir hod) durch die Lufte, bejdywingt, wie der ſchwärmende Aug, Libyjder Vogel Geſchlecht, Dic, taltfiiicmendem Herbſt entflohu, weithin zieh'n und des alteſten Ledpfeife folgen, Des Führers, dev gu dem — Land, Guripited bv. Dounce. 1. J. Auf. 194 Helena. 1405 Zum fruchtſchweren Gefilde mit laut hallendem Bub heranſchwebt. Auf, ihe Vögel mit ſchlankem Hals, eilender Wolfen Yau geſellt, Fliegt am Siebengeſtirn vorbei, ſchwebt um Orions nid liche Bahn; Ym Strom Eurotas den Flug hemmend, meldet 2 Kunde dort: Atreus’ Soir, der Dardanos’ Burg ſtürzte, fehrt im 2 Heimat! Bweite Gegenftrophe. Gilt ihr and) mit offer und Wagen im Flug durd | Lüfte Daher, Sohne des Tyndaros, fommt, Die ihr unter der funfelnden Sterne Kreiſen im Himm wohnt! O kommt als Helena's Retter über die brandende See, Ueber diifterer Meeresflut wildaufrauſchende Wogen, Und hellwehenden Windeshauch von Zeus ſendet di Schiffern zu: Wälzt die Schmach von der Schweſter ab, daß ſie de fremden Mann ſich geſellt! So bitter büßt fie Den Spruch, den am da fiillte der Hi Und dod) nabte fie Troja wie, mie den Thürmen Apollom Theoflymenos tritt ous dem Palaſte. Ein Bote. Per Chor, Der Bote. Selegen, König, treffen wir zu Hauſe dich; Denn neues Unheil hirft du gleid aus meinen Mund Theoflymenos. Was gibt es? 196 Helena. Menelaos’ Fahrtgenoſſen, Die den Augenblick Wahrnahmen, vom zerriſſnen Kleide faum verhüllt, Zwar wohlgeſtaltet, aber kläglich anzuſchaun. Der Sohn des Atreus jah fie faum, fo heuchelt er Trugvolles Mitleid, und beginnt, an fie gewandt: „Ihr Sammervollen, wie, woher, aus weldem Schiff Adia’s fommt ihr, deſſen Siel zertrümmert ward? Wollt ihr mit uns beftatten Atreus' todter Sohn, Dem hier die Tyndaride haut ein Ehrengrab?“ Und fie, die Hendler, ſtiegen dam an Schiffes Bord, 455 Qn Thrinen ſchwimmend und fiir Utrews’ Sohn den Sdn Der Todten tragend. Uns evmedte dies Verdacht, Und Wiles fliiftert: dag der Cingeftiegenen Anzahl fo grog fet; aber dennoch ſchwiegen wir, Trew deiner Weifung; dein Gebot, daß uns der Maun Im Schiff befehle, ſchuf Verwirrung überall. Und Alles mar mut mühelos an Bord gebradt lind anfgehoben; mur der Stier nod) ſtrüubte fid, Aufrecht hinabzugehen nad dem Schiffsverdeck. Er brüllte, rollt im Kreiſe wild das Aug' umher, Und krümmte ſtolz den Rücken, ſchielte nach dem Horn, Und ließ ſich nirgends faſſen; da rief Helena's Gemahl: „O Freunde, die zerſtört die Troérftadt, Auf, raffet ihr nicht nach Hellenenart ihn auf, Den Stier, und tragt auf jugendlichen Schultern ihn 1470 Zum Brug des Schiffes“, (und er hielt zugleich das Schw Gezückt) „als Opfergabe für den todten Herrn?“ Auf dieſe Mahnung griffen ſie ſofort den Stier, Und ſchafften ohne Säumen ihn zum Schifféverdeck. Menelaos aber ſtreichelt Stirn und Nacken ihm, 1475 Den wohlumſtrickten, daß er gern yu Schiffe ging. 198 Helena. Und Alle ſtürmten muthig auf, die wohlbewehrt Mit Ruderjtanger, Schwerter ſchwang die fremde Schaar; Im Blute ſchwamm die Barke. Da rief Helena Bom Spiegel her: „Wo blieb ex, euer Troerruhm? Beigt ihn der fremden Horde!“ Mun im Kampfesmuth Stürzt dieſer, Der fteht wieder auf, die ſahſt du todt Um Boden liegen. Atreus“ Sohn in voller Wehr Spiht, wo die Kampfgenoſſen im Gedviinge find, Und dort, den Stahl in hoher Rechten, eilt er hin, Uns iiber Bord gu ſtürzen: aljo leert er rings Bon deinem Volk die Muder. Und an’s Steuer trat Der Pitrft, gebietend; „Hellas gugewandt dem Riel!“ Man ſpannt die Segel, heitrer Fahrwind weht heran: 520 So ſchiffen fie vow dannen! Ich entrom dem Tod, Und ließ am Anfertaue mid in's Meer hinab. lind ſchon ermattend fant id: da bot Einer mir Sin Seil, und jog uid) vettend anf an’s tvodne Yond, Dir diefes, Herr, zu melden. Traun, fiir Sterblide 25 Iſt weijed Mißtraun allegeit das Heilſamſte Der Chor. Jd) ahnte niemals, König, dak Menelaos did) Und uns beliſten könnte, wie er's Hier gethan, Theoklymenos. Wehe mir, wie ward id Arter, wie beritét Durd Frauenliſt! Meine Lieb’ ijt mir entflohen! Wire nod das Schiff au fahn, Wenn id) ihm naächeilte, ſcheut' ich eine Muh und fing’ es leicht. Uber nun ſoll uns dic Schweſter büßen, Die Verrath geübt, Die, des Atreus Sohn im Hauſe ſchauend, mir's verheimlichte! Keinen Mann mehr ſoll fie fortan tiufden durch ihr Seherwort! (er will fort.) Helena. Der Chor, (bertritt ihm ben Weg) Hire dod! Wo willft ou fin, Herr? Wen zu tödten eiljt Du fort? Aheollumenos, £555 Bo Geredhtighett mid) fordert: weidet aus dem Wege denn! Der Chor. Mein, id) loffe dein Gewand midt: groges Unbeil finnit du ja! Theollymenos, Bolt ihe eurem Herr gebieten, Sflaven ihr? Der Chor. Jd mein’ es gut. Theoklymenos. Ridt mit mir, wofern du mid) nidt läſſeſt, — Der Ehor. Minuner laſſ' id) did! Theollymenos, Dag ih fic, die arge Schweſter, tödte, — Der Chor. Sie, die fromme Frau! Theoflymenos. 1540 Die mid ſchnöd verrothen — Der hor. ~ Medhithun ijt Verrath, der Chre bringt! Theollumenos. Die win Weib hingad dem Fremdling — Der Chor. Dem fie mehr, als div, gebiihrt! Theollymenos, Bem gebührt das Meine? =~ wy =". Der Chor. Senem, der fie nahm aus Baters Hand! Theollymenos, Wir hat fie das Shick beſchieden. Der Chor. Und das Schichkſal nahm fie dir. Theollymenos, Dir geziemt mgt hier zu ridten. Der Chor, Wen id) Beſſ'res rathe, wohl! Theollhmenvs: 1545 So bin th mat Herr, bin Sflave! Der Chor. Herr gemg, um rechtzuthun! Theollhmenos. Nad dem Tode woh! verlangt dich's? Der Chor. Morde mid: die Schweſter nur Mordeft du mit meinem Willen nimmermehr! Für feinen Herrin Sterben ift denr edlen Diener, traun, der ehrenvolljte Lod. Die Diosturen erjcheinen. Die Borigen. Giner der Dioskuren. Laß ab vom Borne, der did) treibt voll Ungebilhr, 1550 Theoflymenos, diefes Landes Fürſt! Wir rufen did, Wir Söhne Leda's und des Beus, der Helena Glorreidje Britder, welche floh aus deinem Haus, Du zürnſt der Gattin wegen, die das Schickſal dir Mißgönnt: and that die Schweſter, Nereus' Enlelin, 1555 Theonoe, dtr fein Böſes, nein, fie ehrte nur 202 Helena, Theollymenos, O Söhne Leda's und des Reus, er rube mu, Mein alter Groll wm eure Schweſter Helena; Auch meine Schweſter fterbe mdt von meiner Hand! Mag Tyndars Mind heimziehen, wenn's der Himmel will! Dod) wißt, die befte Schweſter und die weiſeſte At fie, mit end) ans Eines Vaters Blut gezeugt. Heil end) wm folden Cdelfinn der Helena, Der nicht in vieler Frauen Bruſt lebendig ijt! Der Chor. Vielfache Geftalt hat der Götter Geſchick, Biel wirtt unverhofft der Unfterbliden Math, Und was du gewihnt, vollendet ſich midt: Rum Unmöglichen findet die Bahn ein Gott. So eudete dieſes Begegniß. Aumerkungen 3u Selena. Der Wil wird jungfräulich genannt, weil er fid mit leinem auderen Fuſſe vermiſcht. Vad der Meinung vieler Alten, namentlich des Ana— goras, rilhrt bas Schwellen des Vil von dem ge— ſnolzenen Schnee der Gthiopifthen Gebirge her. . Die Juſel Pharos lag tm Meere vor einer der Nil— mondungen. Hier wohnten Die älteſten Könige Aegyptens. . Blamathe, die Tochter des Nereus, ward wider Wilken die Gemahlin des Aeginetenlönigs Aeatos, verließ ibm aber bald. Der Nome Theollymenos bezeichnet Cinen, welchen Die Gottheit hort, wie DTheonoe B. 13 die WGottes- tundige. Hens, in cinen Sdhwan verwandelt, (jo ergdblt Hyginus,) lie fic) von Aphrodite in Adlergeſtalt verfolgen und flilchtete in Den Schooß der Leda. 32. Alerandros, ein anderer Name des Paris. Soff. Dicjer Sage erwãhnt aud) Herodotos 2, 112 ff. 41. Hellas’ qgrigten Sohn, den Wchillens. 6. Das Grabmal des Proteus befand fich zur Seite ves GWuighden Palaftes. . Des Bruders, ded Ajas. Gin Anderer, Obyſſeus. 204 Unmerfungen zu Helena. Vers 114. Das Weib von Sparta, Helena. - 132. Die Theftiade, die Tochter des Theſtios, Leda. 139, Das Sternbild der Smillinge joll das Gedächtniß de Diosturen (des Kajtor und Polhdenles) verewigen, 166. Töchter der Erbe werden die Sirenen genannt weil fie aus dem zur Erde geflofjenen Blute des Strom gottes Acheloos, alS Heralles diejem im Fauſtlampf das eine Horn abgeriſſen, entſprungen ſein ſollten. Aus dem Holze des Lotosbaumes, der in Libyen (Afrila) wächsſt, wurden Floten verfertigt. Der eherne Tempel der Pallas Athene gu Laledämo Maja’s Sohn, Hermes. Helena, die Todjter des Hens, der Leden in Schwanen geftalt liebte, ward in cinem Et geboren. Helena ward von Here gehaßt alS Tochter ihrer Meben bublerin Veda, Die drei Gottinnen find Here, Pallas, Apbhrovit deren Streit um Schinheit Paris entfdied, da ex al Hirt auf dem Ida lebte. Kalliſto, cine pon den Iymphen der Artemis, wurd von Zeus geliebt, umd deßhalb aus dem Chore 2 Gsttin geſtoßen, vom der ergiirnten Here aber in eme Bären oder (nad) unſerem Dichter) in eine Lowin un geſtaltet. Bothe. Kos, die Tochter des Titanen Merops, welcher in d von ſeiner Tochter benannten Juſel herrſchte, ward, eine Hirſchkuh verwandelt, von Der Artemis, Die verachtet hatte, mit einem Pfeile getroffen, vom Perky phone aber lebendig im die Unterwelt entriidt. Bote Leber dads bier Erwähnte ſ. die Anmerfung gu Orejt V. 980, Um die Allwiſſenheit der Gbtter gu prüfen, fegte Da talos jemen Sohn Pelops ihnen gum Mahle vor. {0 yoeia, vaira aavr’ tan xaxuds Azyeuc. Unmerfungen gu Helena. 205 Bert 505. Geweibte Brode oder Kudje wurden auf vem Grabe beriifimter oder beſonders theurer Todten verbramnt. ~ 227. Helate bieh die Gbttin der Wege, weil man fie auf + $M. Anders und ben Borten der Urſchrift näher: Wleidy iſt das Ausſeh'n; Dod es läßt mich ungewiß. + OTS. Far adqe l meteny. | 96. Bel'm Glange der Fadelu wurde die Brant am bend aus dem viterliden Hauſe dem Brautigam zu— geführt. 2 dud dd ddxgue yeouorc. LZ af vor yoiloven ampocPriva xaxor ; Y dd" ele xglaw oor tyrd’ tony “How xaxor; 2. Tage ag agelorro. & Kings éxéveverr. Ss. uu B. 1078. Die Worten bes Perfens, cin Ort in Aegypter, wo Perjeus die Medufa erſchlug. S. ju B. 9. @ vér Nyléwg t anade. Dione’s Todter, Aphrodite. Manplios, König in Eubsa, lodte, um die Ermordung ſeines Sohnes Palamede3, der wahrſcheinlich durch die Wanfe des Odyſſeus gefallem war, gu rächen, die von Troja guriicfehrenden Hellenen durch trugeriſche Wach⸗ ſcuer an das Borgebirge KRapharcus, wo Viele Schiff— bruch fittem. Gr foll felbft im cinem Boote an den Ufern feiner Inſel und einer benachbarten, Aegä, hin— geſchifft fei, um die Hellenem irre zu führen. + 1183. & drow xaxdc y Ohocro. » 1219. Die bergliehende Gittermutter ift Kybele oder Rhea, die aber Hier mit ihrer Tochter Demeter ver- wedjelt wird, weil beide, wiewohl in verſchiedener Be— _—s pitbung, Sinnbilder der Erde waren. Mybele war die = . 628, 638. B34. 635, 720, 722, 74. 28 Anmerfungen zu Helena, berm Spiel mit der metallenen Wurfſcheibe getödtet, un? Apollon jtiftete zu feinem Andenten in Laleddmon cin Heft. Rronions Sohn, Phbbos Apollon. . Die Tochter, Hermione. X ¢ Alpues, . Die Sihme des Tyndaros, Kaftor und Polydeutes, Bruder der Helena, von den Sdhiffern als Sdhuggitter verehrt, unter Den Sternbildern die Zwillinge. Den Thürmen des Phöbos. Phöbos hatte mit Pofeidon die Mauern Troja's erbaut. Der Nudermeiſter fang vor, die Ruderknechte fielen mit Gejang cin und ſchlugen nad) dem Talte die Ruder. Die Hefeftigte Inſel Kranas, an der Kilfte von Attifa (Atte), dem Borgebirge Sunion gegenilber gelegen, Sieh and) Helena. Die Cilande der Seligen dachte man fic) fern tm weſtlichen Ofeanos an den Gränzen der Erbe. IV. Die Phonikerinuen. — — Perſonen. Dedipus, vormals Konig von Thebe. Sotafte, feine Gemablin. Steotles, Polyneifes, thre Kinder. Antigone, Dofmeijter der Antigone. Kreon, Sofafte’s Bruder. Mensteus, Sohn des Kreon. Leirejias, ein blinder Seber. Manto, feine Lodter. Zwei Boten. Shor phönikiſcher Jungfrauen. Der Schauplaz iſt in Thebe vor dem koͤniglichen Palaſte. €xurivides d. Tonner. I. 3. Wuk. Jolaſte. Der durch des Hiumels Sterne wallt die lichte Bahu, Und auf de Wagens golduem Thron mit fliidtigem Seſpann die Flammenjdeibe wälzt, o Helios, Bel feindlichduſtre Strahlen warfft du jenen Tag 5 Ruf Thebe nieder, als vom meerumfloſſenen Phimiferftrande Kadmos fam in diejes Land! Dex freite Mypris’ Todter einſt, Harmonia, Und jengte Polydoros: dem ward VLabdatos Weboren, fagt man; deſſen Sohn war Laios. W 3h din Mendleus' Todjter hier im Volt genannt, Mind Rreon ift mein Bender, Ciner Mutter Sohn. Sie nennen mich Jolaſte; denn jo nannte mid) Wen Bater: Lajos jreite mid. Und als ex mir Sermahlt in flanger Che finderlos verblied, ging ex, fragte Phöbos, und erbat zugleich, Sohnen ihm gu ſegnen unſer odes Haus. iprod: Fürſt im roſſereichen Theberland, Seriange nicht nod Kindern, weil's ein Gott verbeut! Dem zeugſt du Kinder, mordet dich dein Sohn dereinſt, 20 lad deines ganyen Hauſes Pfad geht über Blut.” Ded er, von Wolluſt aufgeregt und Trunlenheit, Bird Sater eines Sohnes, und als Vater erſt Crfennt ex fete Vergehen und des Gottes Spruch, Und gift den Shugling Hirten, um auf Hera’s An 14* De Tit Der Die Phiniferinnen. Ctofies und Polyneifes’ hodberithmte Kraft, . Smi Töchter dann, Ismene, wie der Vater fie Geum, die ältre hieß id felbft Antigone. Ale Oedipus, der aller Leiden Maß erſchöpft, 60 Gtlamnte, daß er Gatte mir, der Mutter, fei; 69 De trifft ex graufam mörderiſch der Augen Paar, Und ftigt mit goldnen Gpangen fic) die Sterne durd). Dog als ſich meiner Söhne Kinn befdattete, verchloſſen ſie den Vater, dak Vergeſſenheit Te Schmach bedecke, die fo ſchwer zu bergen war. & bt im Haufe; dod gebeugt vom Mißgeſchick, derſucht er feiner Sohne Haupt durd graufen Fluch, Rit Schwertesſchärfe Lajos’ Haus zu theilen einft. voll banger Ahnung, folden Fluch erfüllt gu fehn 70 Dung Götterſchickung, wohnten fie zuſammen hier, dertrugen die ſich, daß zuerſt der jüngere, Polyneifes meide dieſes Land aus freer Wahl, Ueotles aber König fei auf Iahresfrift, Abwechſelnd dann der andre. Dod am Ruder nun 75 Der Cberherrſchaft fizend, weicht Cteofles nidt, 8) Rett uns, o Reus, gib meinen Rindern Cinen Cinn! x0 Un Und treibt den Bruder fliidtig fort aus Kadmos' Land. Tee eilt nad) Argos, wird Adraſtos' Eidam hier, Lerjemmelt um ſich viele Schild' aus Argos' Volk, üct auf die ſieben Thore dieſer Stadt heran, Dfordert ſeiner Ahnen Thron und Theil am Land. Und ih, den Streit zu ſchlichten, bat den Sohn, Sohn 3u nah'n im Frieden, ef’ ev rührt an ſeinen Speer. Er komme, ſagt der Bote, den ich abgeſandt. Dog du, der Hod in lidten Himmelsränmen wohnt, 213 dem 214 Die Phönikerinnen. Du darfſt ja mt geftatter, wenn du weiſe biſt, Dak Einen Menſchen immerdar heimſucht die Roth. (ab Der Hofmeifter (auf vem Giebel des Palafies). Antigone (nod innerhalb deffelben), Der Hofmeijter. (ſſpricht vom Giller in bas Haws Hinein) Dee Baterhaujes hoher Sprog, Antigone! Weil dir die Mutter aus dem Frau'ngemach zu gehr ) Berftattet anf des Hauſes höchſten Soller hier, Das Heer qu ſchaun von Argos, wre du flehend batft: So warte, bis id ausgeſpäht die Strafe dort, Ob nicht cin Bürger etwa ſich am Wege zeigt, Daß nicht verlehrter Tadel mid), den Slaven, trifft, 5 Und did), die Fürſtin. Dann verkünd' wh Alles dir, Was dort im Feindeslager ich vernahm und ſah, Als deinem Bruder Waffenruh' entbietend, ich Dorthin von hier ging und von thm hierher zurüchk. Dod) — mirgend fomint cin Bürger gum Polaft heran, — So fteiq’ empor die alten Cederſtufen hier, Und ſchaue, fangs der Ebne, bei Ismenos' Flut, Un Borne Dirke's, weld) cin mächtig Feindesheer! Mntigone. (jteigt herauf) Reide Der Sungfrau mun, reiche die greije Hand Mir von den Stufen Her, Hilf empor meinem Schritt! Der Hofmeifter. Hier, fafje mig, o Tochter; eben kommſt du redjt, Denn ſchon bewegt ſich überall pelasgijdes Kriegsvoll, es ſondern Haufen fid) von Haufen ab, Die Phiniterinnen. 215 Antigone. Ach, Helate, Leto’s Kind, O bu Himmliſche! Oa, wie von Sr; 110 Rings das Gefilde ligt! Der Hofmeijter. Unnigtig tam Polyneites nicht in's Land: er braust Rit vielen Roſſen, Schilden ohne Zahl Geran. Antigone. Sugen die Schlöſſer dod) wohl in die Pforten ein, Etehn in der Riegel Erz fider die fteinernen 115 Rowen, Amphions Wert? Der Hofmeifter. Sei gutes Muthes! Innen ift die Stadt verwahrt. Tog fiege da den Erſten, wenn du Runde willſt. Antigone. Ber iſt es im ſtrahlenden Helin, De dort einherzieht vor der Schaar, 120 <0 leiht den ſchweren, ebernen Echild on dem Arme ſchwingt? Der Hofmeiſter. Gin Füuhrer iſt es, Herrin. Antigone. Und wo ſtammt er her? Wer iſt er? Alter, ſage mir's! Wie nennt man ihn? Der Hofmeiſter. & heißt ein Myfender feinem Stamme nad, 125 Und wohnt an Lerna’s Fluten, Fürſt Hippomedon. _ Antigone. Bie ſtolz tritt ex ber, fürchterlich anzuſchaun, Lem Erdenſohn, dem Giganten vergleichbar! 216 Die Phiniferinnen. Wie die Stern’ im Wappen leuchten! Nicht der Sterblid Tagesgeſchlecht gleidt er. Der Hofmeijter. Erblickſt du den, der über Dirke's Waſſer ſezt, Den Führer? Antigone. Anders, anders iſt der Waffen Art. Wer iſt der Mann? Der Hofmeiſter. Tydeus, des Oenens hoher Sohn: Er trägt ätol'ſchen Kriegesmuth in tapfrer Bruſt. Antigone. Iſt das, Alter, der Held, der die leibliche Schweſter der Braut Polyneikens ſich Aur Gattin anserfor? Wie fremd die Rüſtung, die er trägt, ein Halbbarbar! Der Hofmeiſter. Rind, lange Schilde tragen all’ Wetolier: Sm Lanzenwurfe treffen fie am gliteflidften. Antigone. Wie weißt Ou dod) dies Wiles fo genau, o Greis? Der Hojmeiiter. Jd ſah der Schilde Wappen dort und merfte fie, Jungſt, als id) deinem Bruder Waffenruh' entbot: Betracht' ich diefe, wei ih, wer die Krieger find, Untigone. Wer jdpreitet dem an Zethos' Grabmal dort einher, > Mit den wallenden Yoder, dem wilden Blick, Nod Diingling an Geftalt? Der Hofmeijter. Ein Fiihrer, IV. Die Phönikerinnen. — —— Perſonen. Oedipus, vormals Konig vor Thebe. Jotafte, feine Gemah{in. Greotles, PBolyneites, ihre Kinder. Antigone, Hofmeifter dex Antigone. Kreon, Jokaſte's Bruder. Menökeus, Sohn des Kreon. Teireſias, ein blinder Seher. Manto, ſeine Tochter. Zwei Boten. Chor phönikiſcher Jungfrauen. Der Schauplaz tt in Thebe vor dem toniglicher Palate. Euripides ¥- Donner. 1. 3. aul. 11 Jofajte. Ber urd des Himmels Sterne wallt die ligte Babu, Und auf des Wagens goldnem Thron mit flüchtigem Geipann die Flammenfdeibe wälzt, 0 Helios, Weld feindliddiiftre Strablen warfft du jenen Tag > Auy Thebe mieder, als vom meerumfloffenen Phoniferftrande Kadmos fam in diefes Land! Vex freite Kypris' Todter einft, Harmonia, Und jeugte Polydoros: dem ward Labdafos Weboren, fagt man: deſſen Sohn war Laiog. 10 3G bin Menökeus' Todter hier im Bolt genannt, Und Kreon ift mein Bruder, Einer Mutter Sohn. Sit nennen mid) Jokaſte; denn fo nannte mid) Men Vater: Lajos freite mid. Und als ex mir Vermählt in langer Che tinderlos verblied, 15 Ta ging er, fragte Phöbos, und erbat zugleid, Rit Zöhnen ihm yu fegnen unfer ödes Haus. Me ſprach: „o Fürſt im roffereiden Theberland, Verlange nicht nach Kindern, weil's ein Gott verbeut! Denn zeugſt du Kinder, mordet dich dein Sohn dereinſt, 20 Und deines ganzen Haujes Pfad geht über Blut.” tog er, don Wolluft aufgeregt und Bruntenheit, Gin Vater eines Sohnes, und als Vater erjt Etlennt ey fein Vergehen und des Gottes Cprud, Uap gibt den Saugling Hirten, um auf Hera’s Au 14* Die Phönikerinnen. 25 hn auszuſezen, auf Mithivons Hohem Fels, Nachdem die Knöchel ihm durdbohrt der ſpize Stahl, Weßhalb in Hellas Oedipus fein Name ward. Hter fanden Roffeshiiter ihn vow Polybos, Und trugen Heim in ihrer Fürſtin Arm das Sind. Sie legte meiner Schmerzen Frudt an ihre Brij, Und rühmte tiujdend dem Gemahl als Mutter fic. Im braunen Schmuck der Wangen dann zum Mann gereif Sing — war es Ahming, oder folgt’ er fremdem Wink? — Mein Sohn yu fragen, welder Weltern Mind er fet, Zu Phöbos' Hauje: gleiden Weg zog Vaio’, Mein Gatte, nad dem ausgeſezten Sohne dort Bu forjden, ob er lebe nod. So trafen denn Auf cinem Dreiweg Beide ſich im Pholerland. Und Lajos’ Wagenfithrer rief gebietend ihm: „Tritt anf die Seite, Fremdling! Bla; dem Könige!“ Er aber, lautlos, ſchritt dahin in ſtolzem Muth: Da trat die Ferjen blutig ihm der Roſſe Hu. Nur (was erzähl' id) Weit'res? Hirt das Grauſe felb4 Erſchlug der Sohn den Vater, nahm fein Roßgeſpann, Und gab’s dem Bfleger Bolybos. Als drauf die Spl Mit Raub die Stadt verheerte, todt mei Gatte war: Ließ Bruder Kveon meine Hand durch Heroldsruf Bum Yohne dem verheigen, der den Räthſelſpruch Der flugen Jungfrau lije. Da trifft Oedipus, 50 Mein Sohn, (die Götter fiigten’s fo) des Sprudes Sr Worauf er auserkoren al des Landes Herr, | Das Scepter ither diejes Volk als Preis empfängt, Wit wm die Hand der Mutter, wel)! er weiß es nicht, Nod) weiß die Mutter, daß der Sohn ihr Gatte ward. 55 So gab id) Kinder meinem Kind, zwei männliche, | Die Phiniferinnen. 213 Grote und Polyneites’ hodberithmte Kraft, . Sui Tadhter darn, Ismene, wie der Vater fie Genannt, die altre hieß 1 felbft Antigone. As Oedipus, der aller Leiden Maß erſchöpft, 60 Erfannte, dag er Gatte mir, der Dtutter, fei; La trifft er grauſam mörderiſch der Augen Paar, Und ftigt mit goldnen Spangen fid) die Sterne durd. Dog als ſich meiner Söhne Kinn befdattete, Beridlofien fie den Vater, daß Vergeffenheit 6 Die Schmach bedede, die fo ſchwer yu bergen war. Er lebt im Haufe; dod gebeugt vom Mißgeſchick, t er feiner Söhne Haupt durch grauſen Fluch, Mit Schwertesſchärfe Lajos’ Haus zu theilen einft. Voll banger Ahnung, ſolchen Fluch erfüllt gu ſehn © Durd Götterſchickung, wohnten fie zuſammen hier, Vertrugen die fi, dag zuerſt der jüngere, Volonites, meide diefes Land aus freier Wahl, Eteolles aber Konig fet auf Bahresfrift, Abyehſelnd dann der andre. Dod am Ruder nun 0 Der Oberherrſchaft fizend, weicht Cteofles mid, an treibt Den Bruder flüchtig fort aus Kadmos' Land. Der alt nad Argos, wird Adraftos’ Eidam bier, ſammelt um ſich viele Schild' ans Argos’ Volf, 1 udt auf die fieben Thore dieſer Stadt Heran, Md jordert feiner Ahnen Thron und Theil am Land. Did, den Streit zu fdlidgten, bat den Sohn, dem Cohn Bu nah'n im Frieden, eh’ er rithrt an ſeinen Speer. St fomme,, jagt Der Bote, den id abgefandt. 6 me bu, der hod in lidten Himmelsräumen wohut, M@ uns, o Zeus, gib meinen Rindern Cinen Cin! 224 Die PHoniferinnen. Und härmt in unendlidem Sehnen fid ab; Shon hat er gegen fid Das Schwert gezückt, am Bimmerdad die Todesſchling feſtgelnüpft, ) Verflucht ſeufzend fein Gefdledt;. Mit endloſem Jammerruf birgt er hier Sich in der Finſterniß. Dod du, mein Sohn, hör' id), haſt ein Weib ſogar Gefreit, und Vaterfreuden dir geſucht Sn fremdem Hauſe, Fremde dir als Anverwandte jugejellt: Für deine Mutter welche Schmach und deinen Urahn Yaoios. Der Ehe fremdes Unheil! Und Ich habe nicht die Brautfackel dix Nad dem Gebrand entflammt, Wie's der glückſeligen Mutter ziemt. Rein hochzeitlich Wonnebad ſpendete Dir des Ismenos Flut, und in der Theber Stadt Blieb rings Alles ſtill vom Einzug der Braut. Verderbe Pent, wer es verſchuldet, Ob dein Vater, ob Krieg, ob Zwietracht, Ob ſich verheerend entlud anf Oedipus’ Haus der Unſterblichen Fluch: Auf mich wälzt ſich all dies Unglück heran! Der Chor. Werth iſt den Frau'n der Liebe ſchmerzerlümpfte Frucht, Und liebend hängen alle Frau'n an Kindern wohl. Polyneiles. Bu Feinden fam id, Mutter, ob ich wohl gethan, Ob fdlimm, ih weiß nicht; aber unguslöſchlich bleibt Der Trieb gum Vaterlande; wer ein Andres fagt, Der fpielt mit Worten, und fein Sinn fteht mur nad ihm. Die Phiniterinnen. folde Furcht ergriff mich, ſolche Bangigteit, meines Benders Hinterlift ju fallen, daß gezuckdem Schwerte durch die Straßen ſchritt, Die Blide werfend. Eins nur tröſtet mich, und dein Wort, das mich geführt der Biter, Weinend jah id wiederum Beit die Sdhulem, die mid) bildeten, und Ultire, ſah der Dirke Born; Schmach vertrichem, mug id) fremdes Land mein Auge ftets in Thränen ſchwinmt. get Leider, und fo muß id) and Tranerfleide, mit gejdornem Haupt > Schicſal, das fo Hart mid Armen fdlug! , wenn die nãchſten Freunde ſich entzwein, 0 Mutter, einigen die Getrennten ſich! — mein olfer Vater im Palaſt, adj mix fiehet? Was der Schweſtern Paar? » fie trauern um mid) Fluchtigen? Jolaſte. Pinay Hedipus’ Geſchlecht ein Gott! 'S: iG wurde Mutter ohne Redit, Stunde freite mid) dein Vater, dann Jedoch was red’ id)? Tragen mug der Menſch, fenden! — Gerne fragt’ id) Manches, nur h dich zu frinten; doch verlangt's mich ſehr. = $ #2 rrrttiies ee | — 4 Did Bie 370 Bas al Deb Cie Oe, | eee Ait i Polyneiles. ‘mur immer und verhalte Nichts — Du wünſcheſt, iſt aud mir genehm. Jolaſte. als Erſtes was mein Herz verlangt: entbehren, iſt's cin hartes oT —— &. Seknes. LA Mui. ve Fe ‘y J 216 Die Phönikerinnen. Wie die Stern’ tm Wappen leudhten! Nicht der Sterblider Tagesgeſchlecht gleicht er. Der Hofmeiſter. Erblickſt du den, Der über Dirlke's Waſſer ſezt, Den Führer? Antigone. Anders, anders iſt der Waffen Art Wer iſt der Mann? Der Hofmeiſter. Tydeus, des Oeneus hoher Sohn: Er trägt ätol'ſchen Kriegesmuth in tapfrer Bruſt. Antigone. ft dag, Alter, Der Held, der die leibliche 5 Schwejter der Braut Polyneifens fid Bur Gattin augserfor? Wie fremd die Rüſtung, die er tragt, cin Halbbarbar! , Der Hofmeiſter. Kind, lange Sdilde tragen all’ Wetolier: Sm Lanzenwurfe treffen fie amt glücklichſten. Antigone. Wie weißt du doch dies Alles ſo genau, o Greis? Der Hofmeiijter. Ich jah der Schilde Wappen dort und merfte fie, Angſt, als id) deinem Bruder Waffenruh' entbot; Betradt’ ich dieſe, weiß ich, wer die Krieger find, Untigone. Wer fdveitet denn an ethos’ Grabmat dort cinher, 5 Whit den wallenden Yoden, dem wilden Blid, Nod Diingling an Geftalt? Der Hofmeijter. Gin Filhrer. Die Phiniferinnen. Jolaſte. Dein Del — hob aud) dieſer did) nicht hod) empor? Polynelfes. Hart if of, Darben; mid) erhielt der Adel nist. Jofajte. 40) Der Menſchen Liebſtes ijt ja wohl das Baterland. Polyneifes. Und teime Bunge fpridt es aus, wie lieb ed ijt. Jolaſte. Bic lameſt Du nad Argos? Was bezwechtteſt ou? Polyncites. Md weig es ſelbſt nidt: mir befdied das Yoos ein Gott, Bohl it die Gottheit weiſe; wie fandft du die Braut? Polyneifes. 40 Noroft erhielt von Phöbos einen Götterſpruch. Jolaſte. Und welchen? Ich erxrathe nicht. Was meinteſt du? Polhucifes. Gin Ydw’ und Eber wiirden frein der Tidter Paar. Jotaſte. Bot war mit dieſen Thieren Dix gemein, o Kind? Polhneifes. Nadjt war 8, als id) vor Adraſtos' Thore fam. i Jolaſte. 10 Ein Lager ſuchend, als eis unſtät Flüchtiger? Polyneiles. Eo wars; und nod cin andrer Flüchtling tam hernach. Ber war 8? Denn ungliidlid war aud diefer wohl. 15* 218 Die Phinifertnwen. Der Hofmeijter. Bald kommt er Hieher, und erfiillt dein Herz mit Luſt, Im Schuz der Waffenruhe. Antigone. Wer iſt jener dort, Der ſelbſt, o Greis, der weißen Roſſe Zügel lenft? Der Hofmriſter. Der Seher Amphiaraos iſt's, Gebieterin: Gr führt die Opfer, deren Blut die Erde trinkt. Antigone. Tochter des ſtrahlenumgürteten Helios, O du, die mit goldfunkelnder Scheibe glänzt, Selene! Wie geſchickt er, wie Ruhig die Zügel Hält und die Roſſe tummelt! Wo aber iſt er, der fo kühn verhöhnt die Stadt, Der Kapanens ? Der Hofmeiſter. Der Thitrme Sugang jpaht ev ans, Lind mift die Mauern auf und ab mit ſtolzem Blick. Antigone. O du, Nemeſis, ihr, des Zeus toſende Domner, du, Des wilden Blizes aufflammende Glut, o zähmt Den über die menſchliche Kraft aufſtrebenden Troz! > Der iſt's, der Thebe's Frau'n dem Wlyfenervolf lind, o Zridna, dir an Dem Lernäerſee Dahingeben will, den amymoniſchen Wajfern des Meerbeherriders, im der Knechtſchaft dort unterzugehn? Nimmer, o laß mich nimmer, du heilige —— Die Phönikerinnen. 219 O Tochter des Reus mit den goldenen Locken, Artemis, dulden den Sklavendienſt! Der Hofmeiſter. Jim, Tochter, komm in's Haus zurück, und barre dort In deinem Fraun’gemade, da du deine Luft Pefriedigt und gefehen, was dein Herz verlangt. 5 Der Rriegesaufrubr tobt eran zur Stadt und führt Dort eine Schaar von Frauen nad der Kinigsburg. SHhmahfidtig ijt ja von Natur dev Frauen Art; Und wenn fid ihnen wenig Stoff zum Reden bent, Sie ſchaffen immer neuen; nights Verniinftiges ) Ginander vorzuſchwazen, dad ift ihre Luft. (Ste geben ab.) Der Chor. Erfte Strophe. Tyros’ Meere verlaffend, fam Jah, dem pythifden Gott beftimmt, Aus phimfifgem Ciland, In Apollon's heiligem Dienſt Unter ſeines Parnaſſos jdnee- reichen Gipfeln zu wohnen: Ueber joniſche Fluten hin Fuhr ich, während in hellem Hauch Durch Poſeidon's ödes Gefild, Das Sifelta rings umwogt, Sagend, Rephyros durd die Luft Wallt’ im ſchönſten Gefaufel. Erfte Gegenftrophe. Auserforen von meiner Stadt, Kam ih, Loyias’ Dienft geweiht, >» Bum Kadmeiergebiete, wi ~ - 220 Die Phönikerinnen. Bu Agenor's hehrem Gefdledt, Her zu Yaios’ Mauern, den Mir verwandten, gefendet. Goldnen Saulengebilden gleich, 220 Werd' id) Phobos’ Dienerin jein; IInd mein wartet Raftalia’s Quelle nod), mir die Yoden, der Jungfrau'n Schmuck, zu benezen gu LEhibos’ heiligem Dienſte. Schlußgeſang. Du, von Flammen umleuchteter Fels mit ſtrahlendem Doppelhaupt, Höhn, dem Bacchos geweiht, und Rebe, du, die jeglichen Tag Uns frohlkeimender Bliite Wein In reicher Füll' hervorſtrömt; Hehre Klüfte des Drachen, und Ihr Bergwarten der Götter, du Schneebedeckter, heiliger Berg! Als der ewigen Göttin Chor Möcht' wh tanzend, fret von Gefahr, jyern jum Mittel der Erde von Dirka's Borne gelangen! Zweite Strophe. Aber jezt rückt ungeſtüm Ares vor die Mauern hier, Und entflammt (o wehrt es ab, Götter!) blut'gen Krieg der Stadt. Freundesleid ja theilt der Freund; Wenn die ſiebenthorige Stadt ein Leid erdulden ſoll, 222 Die PHintlerinnen, Dod) nahe weilt die Hiilfe: hier ſtehn Herde, ftehn Altäre, nicht verlajfen find die Wohnungen. Der dunkeln Scheide geb’ id denn mein Schwert zurüch, Und frage, wer fie ſeien, die am Hauſe ſteh'n. (Er geht anf den Chor gu) Ihr fremden Frauen, ſagt mir an, aus welchem Land Hieher yu Hellas’ Häuſern ihr gefommen ſeid. Der Chor. Und hat Phönikes' Land erzeugt und großgenährt; Agenor's Enlel ſandten uns als Erſtlinge Aus ihrer Kriegesbeute her fiir Delphi's Gott, Weleiten wollt’ uns Oedipus’ glorreider Sohn Bu Phöbos' hehrem Tempel und Orafelort; Da rückten Argos’ Sohne vor die Stadt Heran. Nun fage Du mir, wer Ou feift, von wannen du Bur fiebenthoriqen Feſte famjt, in Thebe’s Land, Polyneifes. Der Soh des Lajos, Oedipus, erjeugte nid; Jofajta, Menökeus' edles Kind, gebar mid ihm, Und Polynettes nennen mid) die Theber hier. Der Chor. ©) Blutsverwandter ans Agenor's Herrſcherſtamm, Dem id gehorde, welder mid hieher gejandt! Laß mid), gu Füßen div, did) anbeten, Fürſt, Die Weiſe meines Landes ehrend! Du kommſt, ad, fo fpat im dein heimiſch Land 5 Unf, etl’ hervor, Gebieterin, Oeffne die Pforten thm! Du, die ih geboren, Mutter, horjt ou? Warum ſäumſt du nod ut dem gewölbten Gemad? Sdhlinge die Arm’ wn deinen Sohn! Die PHdniferinnen. 223 Jolaſte. Ihr Mädchen, drinnen im Palaſt vernahm mein Chr Phönikerlaute, Und heraus, zitternd vor Alter, wankt mein matter Schritt. Ach, trautes Kind, Rod langer Zeit, viel tauſend Tagen ſeh' id) nun Tan Ange wieder; mit dem Arm umfdlinge deiner Mutter Bruft; 305 Yop dine Wange küſſen, laß die ſchwarzen Leden des Hauptes himvallen um meinen Hals, Und ibn rings befdatten! So famjt du denn, o Wore! ‘itgit merwartet, ungehofft, wm Mutterarm! 310 Bos fag’ ich Dir? Wie drück id At Hinden, wie mit Worten Reiner Wonn’ Unendlichkeit, Dich dort und hier umhüpfend, aus? ND wie koſt' ich, Kind, wiederum alter Luft Seligkeit? > Mein Rind, trautes Kind, Wie fill ward das Vaterhaus, jeit du flobft, Seit in die Fremde did) freve(nd Der Bruder ſtieß, Wohl erſehnt deinent Haus, J Bott erſehnt unſ'rer Stadt! "Laker ſchor ich ab mein ſchneeweißes Haar, Das ich, von Thränen feucht, trauernd hinflattern ließ; Kein weißes Gewand mehr ſchmückt mich, o Kind; In dies nächtlich düſtre Kleid hüll' ich Jammernde die Glieder mir. ay Und hier im Hauſe ſizt der augenloſe Greis, e) Seu um das Briiderpaar, weldes von feinem Stamm Hefend fig loegetrennt, 234 Die Phönikerinnen. Der Chor. Ihr Gitter, wendet diefes Unbheil ab von uns, Und ftiftet Frieden um Gefhledt des Oedipus ! Gteofles. Mutter, leinen Kampf mit Worten gilt es mehr, md unterdeß Ward die Zeit umſonſt verſchwendet; dein Bemühen fruchtet Nichts. Einigung iſt keine möglich, außer daß, wie ſchon geſagt, Ich den Herrſcherſtab behauptend, König bleib' in dieſem Land. Drum entlaß mich und erſpare dir die langen Mahnungen! 5 Du, entweich' ans dieſen Mauern, oder ſtirb ſogleich! Polyneikes. Durch wen? Wer denn iſt ſo unverwundbar, daß er wider mich den Stahl Mordend zuückt' und nicht das gleiche Loos empfing' aus meiner Hand? Gteofles, Nahe dir, nicht ferne, ſteht er: fiehft du meine Hinde? Polyneiles. Ja! Doch der Reichthum iſt ein Unhold, welcher feig das Leben liebt. Eteokles. Dennoch zogſt du mit jo Vielen wider mid, der Nichts bermag ? Polyucifes. Kluge Vorſicht giemt dem Feldherrn bejjer, als verweguer Muth! Die Phönilerinnen. Etrotles. Siler Prohler, anf den Stillſtand bauſt du, der dein Leben ſchüzt! Polyucites. ind tod Einmal fordr’ id) meinen Scepter, meinen Theil am Yand! Eteolles. Nigts zurüczufordern haſt du; denn id) walt’ in meinem J Haus, Polynecifes, 50 Blt bu mehr als deinen Antheil? Eteotles. Ja! Hinweg denn aus dem Land! Polyneites. Wotterherde meiner Heimat — Etrolles. Ste zu ſtürzen kdameſt du. Polneiles. Hertt oid! ®trofies. Wer mag did) Hiren, der fein Whnenland befriegt? Polyneifes, Witter thr, auf weigen Roſſen thronend, hort! — Eteolles. Sie haſſen dich. Polhucifes. Cr verſtoßt mid aus der Heimat — Eteolles. Mid verſtoßen wollteſt du. Polyneites. 1 Bel cin Heevel, Gitter! 226 Die Phönikerinnen. Polyneifes. Das herbfte, herber, als das Wort es ſchildern fon. Sofajte. Wiefern, o Kind? Was fallt dem Flüchtling denn jo fdwer? Polyneifes, 5 Eins ift das Schlimmſte, Dag ex nicht fret reden darf — Jolaſte. Nicht ſagen dürfen, was man denkt, iſt Sklavenloos. Polyneiles. Den Aberwiz der Großen ſtill ertragen mug. Jotaſte. Mit Thoren Thor fein müſſen, Kind, and dieſes ſchmerzt. Polyncifes, Sr mug um Bortheil frohnen, wenn unwillig amd. wofajte, Dod labt die Hoffnung, wie man fagt, den Flüchtigen. Polyneifes. Sie blickt mit heiterm Ang’ ihn an, doch zögert fie. Jolaſte. Und lehrt die Zeit nicht endlich, daß fie ecitel war? Polyneifes, Ihr wohnt em holder Sauber bet tm Ungemad. Jolaſte. Eh' div die Heirath Mittel ſchuf, was nährte did? Polyneiles. 3 Oft hatt' ich, oft and wieder nicht, für einen Tag. Jolaſte. Des Vaters Freunde nahmen mie ſich deiner an? Polyneifes. Set glücklich! Freunde gibt es nicht fiir Leidende. Die Phönikerinnen. 237 Polyncifes. Dod die Gungfrau’n, meine Schweſtern? Gteolies. Gie aud wirft du mimmer ſchau'n. ; 6: Poltnrettes. Gteoties. Was rufft du dtefe? Bift du dod ihr ſchlimmſter Feind! Polyneifes. G10 Mutter, lebe glücklich! Jolaſte. Ward denn mir ein glücklich Loos, o Kind? Polyneiles. Rist din Sohn mehr bin id. Sofafte. Alle Leiden find mir aufbewabrt. Polyneifes. Schwer on uns hat der gefrevelt. Cteofles. Frevelt' ex mt aud an mir? Polyneifes. Bo, vor welchem Thurme wirſt du ſtehn? Eteolles Wozu die Frage noch? Polyheiles. Gegenüber, dich zu tödten, ſteh' ich dort. Eteolles. Das wünſch' auch ich. Jolajte. 615 Beh, ich Arme! Was beginnt ihr, Kinder? 225 Die Phönikerinnen. Polyneifes. Tydens; ded Oeneus Spripling, aljo fager fie. votaite. Warum verglic) Adraſtos euch mit Thieren denn? Polyneifes. Weil wir m Streit geviethen um die Yagerftatt. Jolaſte. So legt' Adraſtos ſich den Spruch des Gottes aus? Polyneifes. Und gab yu Frou'n uns beiden beide Töchter amd. Joltaſte Und iſt er glücklich, oder nicht, dein Ehebund? Polyneiles. Ganz ohne Tadel war er bis auf dieſen Tag. Sofnite. ) Dod wie bewogſt du Argos’ Heer, mit dix gu ziehn? — Polyneifes. Adraſtos ſchwor uns beiden, Oenens’ Sohn und mir, Sun's Baterland uns heimzuführen, mid) zuerſt. Viel Haupter aus Wlyfene, viel aus Hellas find Sut Heere, mir den bittern, dod nothwend’gen Dienſt Bu leiſten; denn th kämpfe wider meine Stadt. Die Gitter wiffen’s, daß id ungern nur das Schwert Auf meine Liebſten zückte; ſie, ſie wollten es! Dod dir, o Mutter, fommt es ju, died Ungemad) Bu wenden, auszuſöhnen, die da8 Blut verband, Die Noth gu wehren mir und dir und allem Boll. Gin altes Wort zwar ift es, dennod jag’ ich's nad: „Nichts Hat den Menſchen höhern Werth, als Goldesgla G bt vor allem Menfdending die qrifte Macht.” Die PHIniferinnen. th audzieh’ in den Kampf, in's Schlachtgewühl. felbft erjpart er deines Weges Mühe div: Ereitet eber dort Heran gu meinem Haus. ftreon. 685 Um did) gu ſehen, ſchweif' id) Longe ſchon umber, Steofles; am den Thoren diejer Stadt, t allen Woden ſchweift' i um und fudte did. Gteolles. ) id, o Kreon, habe dich gu fehn gewünſcht; | wohl exlaunt wh, Bieles fehlt zur Cinigung, i mit Volyneiles zum Geſpräche fom. Sreou. ) GSrte, Hofer fired’ ex, als nach Thebe's Lond; Dean anf Wodrajios bau’ er, auf ded Schwähers Heer. Dod dieſes fei den Göttern Heimgeftellt von wns: Ber uns zungchſt obliege, form’ id) kundzuthun. 295 Und dieſes wire? Was du ſagſt, verſteh' id) nicht. stron. Gin Rriegégefangner fand fid ein vor Argos’ Heer. Eteolles. Und welches Neue meldet er vow jenen dort? Areon. Sic wollen, jagt er, ungeſäumt des Kadmos Stad: Ringsher unſchließen mit gedrängter Heeresmacht. 700 So yieh) ih aus den Thoren mit dem Here denn — Rreon, Wobin? Du fiehft nicht, Jungling, was ow ſehen jollft! Eteofies. Bad Diejen Graben umnverweilt in offen Kampf. Gurivides v. Donner. l. 3. Auſl, 16 242 Die Bhoniferinnen. Streon. Klein ift die Schaar der Unfern, grog der Feinde Bahl Gteolles. Ich weiß es wohl, in Worten find fie tapfer dovt. Arcon. 5 Doch angeſeh'n ift Argos unter Hellas’ Voll. Eteolles. Getroſt! Mit ſeinen Todten fill’ ich bald die Flur. Kreon. Das wünſch' ich; aber mühevoll iſt ſolches Werk. Eteolles. Nicht innerhalb der Mauern Halt’ ich meine Schaar. Rreon, Dod ſchafft den Sieg uns überall Bejonnenhert. Gteofles. Co willft du, daß id andern Weg einſchlagen joll? ſtreon. Traun, jeden, ch’ du Alles wagſt auf Einen Wurf. Gteofles. So ſtürz' id) Nachts aus einem Hinterhalt any fie? Streott. Wenn, falls es fehlſchlägt, dir der Rückzug offen bleibt, Gteofles. Gleich frommt die Nadt uns beiden, dod) Dem Kühnen mehr. ſtreon. 5 Graus ijt em Unfall, wenn die Nacht thr Dunkel ſpinnt. Eteokles. So fall’ ih Abends ber dem Mahl die Stolzen an? Arton. Dies mag fie woh! erſchreden; dix thut Siegen noth. Dre BHinilerinnen. 243 @teofles. Dod dedt den Ruückzug Dirle’s tiefer Strom mir wobl. Areon. Son Memniſt dad Beſte, wohl ſich vorzuſehn. Etrolles. ) Be, wenn wir ſtürmten hoch zu Roß anf Argos’ Heer? RKreon. Dort it das Boll durd) Wagen ringsumber geſchirmt. Gteotles. Bas joll id aljo? Räum' ih wohl dem Feind die Stadt? : ſtreon. Wit midten! Ueberlege mur; dn biſt ja flug. Eteolles. Und welcher Anſchlag ware Denn der klügere? Arcon. > Ge ſollen ihrer Sieben, jo ward mir geſagt, — Eteolles. Woy den Auftrag haben? Schwach tft dieſe Macht. Streon. Dit ihrer Schaar vor unfre fieben Thore ziehn. Eteolles. Bos than? Ich will nicht warten, bis die Voth mich drängt. Kreon. Stell’ an die Thore wider fie die gleide Zahl. Gteofies. Mle Fibrer? Oder wm allein gu lämpfen dort? fiteon. Als Fiber; and die Beſten wähl' im Heere div... Gteolies. Dem Feind gu webren, dag er Thebe's Manern ſtürmt, 16° 234 Die PHoniferinnen, Der Chor. Ihr Gitter, wendet diejes Unheil ab von uns, Und jtiftet Frieden im Geſchlecht des Oedipus! Eteokles. Mutter, keinen Kampf mit Worten gilt es mehr, und unterdeß Ward die Beit umſonſt verſchwendet; dein Bemühen fruchtet Nichts. Einigung iſt keine möglich, außer daß, wie ſchon geſagt, Ich den Herrſcherſtab behauptend, König bleib' in dieſem Land. Drum entlaß mich und erſpare dir die langen Mahnungen! 5 Du, entweich' aus dieſen Mauern, oder ſtirb ſogleich! Polyneifes. Dard wen? Wer Denn ift fo unverwundbar, daß er wider mid den Stahl Mordend zückt' und nicht das gleide Loos empfing’ and meiner Hand? Gteofles. Nahe dir, nicht ferme, fteht ev: fiehft du meine Hinde? Polyneifes. va! Dod der Reichthum ijt ein Unhold, welder feig das Leben liebt. Eteolles. Dennod zogſt Ou mit jo Vielen wider mid, der Nichts vermag ? Polyucifes. Kluge Vorſicht ziemt dem Feldherrn beſſer, als verwequer Muth! Die Phiniferinnen. 235 Eteokles. Ewlzer prahler, anf den Stillſtand bauſt du, der dein Leben ſchüzt! Polyneiles. Und mo Einmal fordr' id) meinen Scepter, meinen Theil am Yand! . Gteofles. Rist? zurüdzufordern Haft du; denn ich walt’ in meinem ⸗ Haus. Polyneiles. $95 Bilt du mehr als deinen Antheil? Eteokles. Ja! Hinweg denn aus dem Land! Polyneifes. Gotterherde meiner Heimat — Eteolles. Ste zu ſtürzen kameſt du. — Polyneiles. Hoͤret mig! Gteofles. Rer mag did) Hiren, der fein Ahnenland betriegt? ; Polyneiles. Gotter ihr, auf weißen Roſſen thronend, hört! — Eteolles. Sie haſſen dich. Polyneiles. Gr berftogt mid) aus der Heimat — Eteolles. Mich verſtoßen wollteſt du. Polyneiles. ” Welch cin Frevel, Götter! 246 Die PBHGwikerinnen. Stiirmeft ou ftoly mit den Rennern, und treibſt die Ge- ſchwader von Argos Auf Thebe's Geſchlecht, Und an die ſteinernen Mauern herauf wogt Tobend der feindliche Chor der Gewappneten. Fürchterlich, traun, iſt Eris, die Göttliche, Die ſolch Leiden verhängte den Königen, Labdalos' vielduldenden Enkeln! Gegenftrophe. Heiliger Wildniffe Nacht, Schneevolles Gebirg, durchſchwärmt von Gewild, o der Artemis Auge, Kithäron! Daß dit den Oedipus nimmer genührt, den Gebornen Jokaſte's, Welcher, dem Tode geweiht, mit der goldenen Spauge gezeichnet, Säugling, vom Hauſe des Vaters entrückt ward! Wir" auch nimmer das Graun des Gebirgs, die geflügelte Jungfrau, Sphinx, zur Trauer dem Lande genaht mit den Liedern des Unheils, Sie, die einſt vierklauig die thebiſchen Mauern beſtürmte, Und der Kadmeier Geſchlecht in der Luft unbewandelten Lichtraum Drug! Aildoneus unter der Erde Sandte fie Kadmos' Voll. Nun HLiht unfelige Zwietracht Sn der Stadt und tm Hans Wiederum unter den Söhnen des Oedipus. Niemals wird Unjdines zu Schönem ja, Nimmer gedeiht das in Siinden Geborene, Sdande dem Bater und Schmach der Erjeugerin, 805 Welche des Sohns Lager beftiegen. Die Phonikerinnen, Schlußgeſang. Du xbarſt, Erde, gebareſt einſt, (Bie dos Gerücht ich von Fremden vernahm, es vernahm im Der Heimat,) Sened Scſchlecht aus Zähnen ded purpurkammigen, wilder, Thiereverfhlingenden Drachen, die herrlichſte Zierde von Thebe. B10 Ws ſich Kadmos vermählt' und Harmonia, | Romen die Himmliſchen all’, und Theba's Mauern und Thiirme Stiegen empor bei'm Rlange der Laut' und der Cither Amphions — demt doppelten Strom, an der Mitte der Flut Dirta’s, die vor dem Bsinenos dort $15 Griimoallende sluren’ bejeuditet Und aus Jo's Schooß, der gehirnten Ubnfran, ſproſſen die Fürſten Aonia's. Segen um Segen empfing Zahllos im umendlicher Fitlle die Stadt; Bollglanz mit den Kränzen des Ares. Teirefias. (von fetner Totter Manto geführt, tomumt mit Mendkeud) Sorwirts, o Todjter, führe mid; dem blinden Fug Gift Ou Das Auge, wie der Stern dem Schiffenden. RKomm, Hier zur flachen Ebne teite mir den Schritt, 5 Sdwad ijt der Vater, dag wir ja nicht ſtraucheln, Rind. Demahre mir in deiner jungfräulichen Hand Des Bogelfinges Looje, die id ſammelte Un heiliger Stitte, wo mir Gitterwort ertönt. Mein Hind, Menöleus, Sohn des Kreon, fage mir, 248 Die Phiniferinnen. 830 Wie weit die Stree Weges ift von hier yur Stadt, Bu deinem Vater; denn die Kniee wanfen mir, Und nad fo langem Wege ſchreit' id mithfanr fort. freon. Sei rubhig, ſchon gelangteft du, Teireſias, In deiner Freunde Nahe: faſſ' ihn an, mein Sohn; Denn wie der Wagen, liebt der Fug des Greifes and Nad Stitgen einer fremden Hand ſich umzuſehn. Teirejias, Da bin id, Kreon; was fo eiliq rufft du mid? Ich Hab’ es nidt vergeſſen; aber fammle dir Von nenem Kraft und Wthem nad des Weges Müh'n. Teireſias. Wohl bin ich durch die Reiſe ganz erſchöpft, wh tom Erſt geſtern hierher aus der Erechtheiden Land. Dort war cin Krieg entglommen mit Eumolpos' Heer, Worin ich Kefrops’ Söhnen edlen Sieg verlieh. Bum Lohne ward mir, den du ſiehſt, der goldne Kranz; 845 Bom Raub erfdlagner Feinde ſind's die Erjtlinge. freon. Gin glücklich Zeichen fei fiir uns dein Stegesfrang! Denn heiß umwogt uns, wie Ou weigt, die Noth vom Speer Der Danaiden, Thebe ringt in ſchwerem Kampf. Steofles, unſer König, zog bereits hinaus 50 Im Waffenſchmucke wider Argos’ Heeresmacht. Mir hat er aufgegeben, dich zu fragen, Greis, Was hier au thun fei, daß wir retten unſre Stadt. Teireſias. Eteofles’ halber ſchwieg' ich wohl und thäte nicht Zum Spruch den Mund auf; aber weil du's wiſſen willſt, 240 Die Phoniferinnen, Reus’ mutterloſes Kind, Pallas, hieß darauf Shun des Unthiers Zähne ſäen Auf das tiefgefurchte Feld. Nun entſproß bewehrtes Volk Der Erd', und über des Yandes Höh'n ergoß es fid; dow eiſerne Mordwuth vermählt' es wieder mit der Erde Schooß Und mit Blute färbt' es rings die Erde, die es Raum des Aethers warmem Hand) gezeigt. Schlußgeſang. Dir auch, welchen Jo, die Urahnin unſers Stamms, Einſt dem Zeus geboren, Epaphos, Dir rufen, rufen wir mit fremdem Laut, Erhör' unſer fremdes Flehn, Komm, o komm im dieſes Lond: Deine Enlel bauten's an, Wo das Götterpaar ſich einſt, Perſephaſſa mit der freund— lichen Demeter, der Gebieterin des Alls, die das All ernährt, Angeſiedelt. Send' in Fackelglanz Sie aus au dieſes Landes Schuz! Alles ijt ja Göttern leidt. Cteofles. (surtidfommend, gu einem Diener) Geb’ Hin und rufe mir Menökeus' hohen Sohn, Streon, Jofafte’s Bruder, meinen Ohm, daher: 680 Dd wolle mich berathen im Verein nit ihm, Was unjerm Hauſe frommen mag und diefem Land, Die Pho niterinnen. Teireſias. So hire Denn, was meine Götteroralel euch 900 Zu thun gebieten, dag ihr rettet Kadmos' Stadt. Du follft Mensiens, deinen Sohn, fiir’s Baterland Dem Tode weihen: jelber rufſt du dein Geſchick. Bie meinft du, Wher? Welches Wort entfiel div da? Teirejias, Gos dit werhiingt ward, das zu thun, iſt deine Pflicht. Areon. 905 HH, vieles Unglück ſprachſt du aus in kurzer Beit. Teirefias. Unglid allein dir, großes Heil dem Vaterland. Streon. MiGis Hor’ id, Nichts vernehm' ich: fare hin die Stadt! Teirefias. Ded ift derſelbe nimmermehr, er tritt zurüchk. ſreon. Yeb’ wohl und gehe, dein Orakel brauch' id nicht. Teireſias. 910 Rusts ift die Wahrheit, weil fie dir das Leiden bringt? ſtreon. Bei deinen Knieen fleh' ich, Hei dem grauen Haar, — Tetreſtas. Log dad! Die Gottheit fordert Unabwendbares. Rreon. Sahweig’s offenbare foldjes dod dem Bolte met! Trirefias. Usredt Befiehlft du mir gu thun? Ih ſchweige nidt. Arron. 915 Bos alfo willft du? Meinen Sohn ermorden mir? 232 Die Phönikerinnen. Der Chor. Nicht ziemt es, gut gu rede bei nicht ſchöner That; Das nenn’ id unſchön, fo verhöhnt man Pflicht und Recht. Jofajte. Dem Alter ijt midjt lauter Uebles jugefellt, Mein lieber Sohn Cteofles; nein, viel weifern Math Mibt ihm Erfahrung an die Hand, als Jüngeren. Was gibjt du dod dex ſchlimmſten aller Göttinnen Did) hin, der Ehrſucht? Meide, Sohn, die Frevlerin: In mandes Haus, in hodbegliidte Stadte zog Sie ein und ſchied, verderbend, die ihr Huldigten; Und ihr ergliifft du. Shiner iſt's, Gleichheit, o Kind, In Ehren Halter, die den Freund dem Freunde ftets, Die Stidte Städten, Bundsgenoß mit Bundsgenoß, Verbindet; Gleichheit ift der Menſchheit Urgeſez. Dem madthegabten Manne lebt im Schwachen ftets Cin Widerjader, dev des Haders Tag beginnt. Gleichheit ja war es, die Gewidt den Sterbliden Und Mag geordnet, die geſchieden Rahl vow Bahl. Der Nacht erlojd’nes Augenlid, der Somme Vidt, Durchwandeln ihren Jahreskreis im gleichem Schritt, Und ihrer keins iſt neidiſch anf des andern Sieg. So dient die Sonne, dient die Nacht den Sterblichen Und dir genügt am Reiche nicht dev *3 bes Ihm gönnſt Ou nicht den jernen? Wo ne Was liebjt du fonder alles — * vie Unredt, die § » Was Wem Alles ye] Biel Angſt Das willft Denn was 254 Die Phönikerinnen. Kreon. Geh' itber Delph. Mendfens. Bater, wobhin muß ich dann? Arcon. Rum Land Aetolis. Menöleus. Und von da, wo geh' ich hin? Areon. 70 Mis Yond Thesprotis, Menoleus. Nad Dodona’s hehrem Siz? ſtreon. Du ſagſt es. Mendfeus. Uber welder Schuz wird mir erfiehn? ſtreon. Dich führt die Gottheit. Menölkeus. Was erhält mid) Wondernden? reon. Ich werde Gold dir ſchaffen. Menodfeus. Wohl gejproden! Mun Geh, Vater; denn zu deiner Schweſter will ich bin, Jokaſte mein’ id, deren Bruſt mid) einſt genährt, Als ih, der Mutter friih beraubt, zur Waiſe ward: Sie geh' id) nod) gu grüßen und entfliehe dann. Dod anf, und cile; halte du mich mot zurück. (freon geht ab.) Dem Vater nahm ih glücklich alle Furdht, thr Frau'n, 980 Durd faljde Worte, memen Wunſch erreicht zu ſeh'n; Die Phönikerinnen. 255 Gr treibt hinaus mid, opfert auf des Landes Heil, Und gibt der Feigheit mid) dabin: wohl mag man dies vetzeihn dem Greife; nicht verzeihlid) wir’ es mir, Hem if das Land verriethe, das mir Leben gab. $85 €o miffet alfo: retten geh’ id) meine Stadt, Und opfre mid) dem Tode fitr der Biter Land. Bie ſhändlich! Andre Biirger, die tein Seherfprud Unlöebar bindet, tein Gebot der Götter gwingt, Stein bet den Schilden, gagen vor dem Tode nid, 990 Sor unſern Burgen ſchirmend Herd und Vaterland; JG aber fldh’ als Geiger ans dem Land binaus, Tn Vater und den Bruder und der Vater Stadt Yerrathend! Wo id lebte, würd' ich ſchlecht genannt. Rem, bei dem Reus der Sterne, bei dem Schladtengott, 995 Der einſt die Dradenfohne, die der Erde Schooß Gebar, zu Herrſchern diefes Landes aufgeftellt! 3G gehe; dort die hohen Burgbaftein hinab Bil ig durchbohrt mid ſtürzen in die düſtre Kluft Des Drogen, wo der Seher uns die Stätte wies, 1000 Und mein Geburtsland vette. Feſt ift mein Entſchluß. 36 geh, in meinem Tode kein gemeines Gut Dem Land zu bieten: aus der Noth erlöſ' ich es! st, wollte, mas er Gutes hat in feiner Hand, Ein Seder geben und dem allgemeinen Wohl 1005 Zam Opfer weihn: dann träfe mindres Ungemad Tie Staaten, glitdlid) wären fie fiir alle Beit! (ab.) Der Chor. Strophe. Tu famft, du kamſt, flügelſchnelles Rind der Erde Und der Schlang' im Hades, Die Phönikerinnen. 257 Us er aber Spiny Den Rithfelfieg errungen, 1040 Und ſchändete dieje Stadt; & treibt von Mord gu Morde, Ctint in grauſen Wettfampf Darh den Flud die Kinder, Umer! Bewunderung zoll' id), Bewunderung, 1045 Seem, der gum Tode gebt Sir dad Land der Biter: Tem Kreon läßt er Gram zurück, Doh {hinen Sieg erringt er aud Teh’s fieben Thoren. 1050 D dof ih alfo Mutter einft, Veglidt mit ſolchen Rindern fei, Holde Pallas, die den Draden mit dem Marmorſtein erlegt, Ledmog' Geldenfinn zum Latign Werte treibend, 1035 Taf ſih Herein auf dieſes Land Ephim zum Raub durch Götterfügung ſtürzte! Gin Bote. St! Wer verweilt denn an des Haujes Pforten hier? Big, öffnet! Hollah! Ruft Jokaſte mix heraus! bollah noch Einmal! Lange währt es; dennoch komm © Heraus, und hire, hohes Weib des Oedipus; Gebeut des Grames Thränen, laß die Klage ruhn! Jolaſte. Vohl cine Trauerkunde bringſt du, beſter Mann, von Gteofles’ Tode mir, an deſſen Schild dr, Heindespfeile wehrend, ftets im Kampfe ſtand'ſt? oe ift es, das du Neues mir zu melden komniſt? Starb oder lebt er, unſer Sohn? Verkünde miv’s. Curiptdes v. Donner. [. 3. Aufl. 17 106 L065 1070 LOR 255 Die Phinilerinnen, Det Bote, O fiirdte Nichts, id) nehme dir die Furcht: er lebt. Jolaſte. Dod) wie? Die Mauern mit den ſieben Thurmbaäſtein Der Bote. Stehn ungebroden; unverjehrt ift unfre Stadt. Jolaſte. Kam Thebe's Geer zum Kampfe mit Mylene's Macht? Der Bote. Und hizig ward gefochten; dod) der thebiſche Rriegégott errang ſich über Argos' Heer den Sieg. Jolaſte. Eins ſage, bei den Göttern: weißt du etwas mir Von Polyneiles? Lebt er? Das aud kUmmert mid. Der Bote. Dir lebt bis dieſe Stunde nod) der Söhne Baar. Fofajte. Sei mir geſegnet! Wher wie vertriebet ihr Das Heer Myfkene's, das dre Thor’ umlagerte? Sprich, daß in's Haus ih eile zu dem Hlinden Greis, lind thn erfreue, nun das Land gevettet ift. Der Bote. Nachdem der Sohn des Kreon, dev fiir Thebe ftarb, Auf Hohem Thurme ftehend, fic) den dunkeln Stabl, Des Theberlanded Metter, durch den Schlund gebohrt: Da ſandte fieben Haufen mit den Oberften Dein Sohn den fieben Thoren yu, Mylene's Heer Entgegen; Reiter ordnet’ ex gu Reitern dann, Und ſchweres Fußvoll hinter Schildbewaffnete, Daß Heereshülfe nahe jet, wenn etwa Noth Die Mauern litter, Bor den Zinnen ſah'n wir nun 262 Die Phönikerinnen, Bum Lanzenkampfe; rings vereint fid) alle Noth: Sie ftarben; mieder ſtürzten fie vom Wagenfi, Die Rider jprangen, Aye fanf anf Wyre hin, Und Leichen thiirmten fiber Leiden fid) empor. Bis diefen Tag denn haben wir den Untergang Von unfern Thiirmen abgewandt; ob tiinftiq and Das Gi dem Lande lächelt, ruht in Götterhand. Der Chor, Schön tt es, fiegen; aber wenn die Hunmlifden Cin Beff'res noch beſchließen, ſei's gu meinem Heil! Jolaſte. Wohl haben Gutes Götter und Geſchick verhängt; Denn meine Kinder leben, frei ward unſer Land. Dod Kreon muß wohl Oedipus’ Verirruugen Und meinen Eh’bund büßen durch des Sohnes Tod, So ſcheint e8; Heil bringt diejer gwar Des Kadmos Stadt, Dod) ift er ihm betrübend. Jezt erkläre mir, Was meine Kinder mun zu thun entſchloſſen find, Der Bote. © lag dad Weit’ve! Glülcklich warſt du ftets bie jegt. Jolaſte. Die Rede macht mir bange: nein, ich laſſ' es nicht. Der Bote. Verlangſt du Größ'res, als der Söhne Wohlergehn? Jolaſte. Ich möchte hören, ob ich ſonſt auch glücklich bin. Der Bote. Laß mid: der Waffenträger fehlt bei deinem Sohn. Sofajte. Du birgft ein Unheil, das du ſcheu in Duntel hüllſt. Der Bate. Nad guter Botſchaft meld’ id) nicht die böſe dix. 264 Die Phoniferinnen, Da ſtehn fie flammend, wechſeln nicht die Farbe, glühn Voll Wuth, mit Speeren anf cinander loszugehn. Die Freunde famen Hier heran und famen dort, Mit Worter fie befeuernd; alſo ſprachen fie: „Nun, Bolyneifes, fannft du Zens ein Siegesbild Anfridten und dex Danaiden Ruhm verleihn.” Zum Cteofles jagten fie: „Nun gilt dein Kampf Die Stadt, und ſiegſt du rühmlich, ift die Krone dein, So redend, reigten jene fie zum graujen Kampf. Die Seher ſchlachten Sdhafe dann, und nehmen wahr Der Opferflammen, die fid) vielfad winden bald, 5 Bald aud in Spizen leudtend gliihn, und zweierlei Den Kämpfern, Sieg und Untergang, verfiindigen. Dod wer du Abwehr oder and) ein kluges Wort Weißt oder Zaubertrinfe; geh und halte fern Bom grauſen Kampf die Sohne: grog ijt die Gefabr, Und Thränen werden nad dem Kampf dein bittrer Yohn. (a6.) Jolaſte. Rind, aus dem Hauſe komm hervor, Antigone! Nicht Reigentanz vergönnt dir mod) jungfränliches Vergnügen, was die Götter über uns verhängt. Nein, tapfre Männer, die dem Tod entgegengehn, Sie, deine Brüder, halte mit der Mutter auf, Daß nicht fie ſterben Einer durch des Andern Hand. Antigone. Was iſt geſcheh'n, o Mutter, daß du wiederum Aufſchreckſt die Deinen durch den Ruf am Hauſe hier? Jolaſte. Das Leben deiner Brüder iſt dahin, o Kind. Die Phönikerinnen. 265 Antigone. 60 Wie fo? 265 Jokaſte. Bum Zweikampf ſchicken ſich die Beiden an. Antigone. Weh, Mutter, weh! Was ſagſt du? Jokaſte. Schlimmes; folge mir! Antigone. Wohin, von meinem Frau'ngemach? Jolaſte. In's Heer hinaus. Antigone. Wir ſcheun die Menge. Jolafte. Frommen fant hier keine Scham. Antigone. Was ſoll ich aber? Jolafte. Schlichte du der Brüder Streit. Antigone. Wodurch, o Mutter? Sofafte. Ihre Knie' umfdlingen rir. , Antigone. Führ' wns hinaus zum Heere; hier gilt feine Raff. Jofaijte. Eo eile, Todter, eile: wenn id vor dem Kampf Die Sohn’ erreiche, leb' ih froh im Lidte fort; Toh wenn fie flarben, fterb’ aud ich mit ihnen Hur. (ab mit Wntigone.) Die Phönikerinnen. Der Chor. Strophe. Weh, wel, wel mir! Ich gittere, mid durchſchaudert es falt, Und das Herz durdhdringt Um die leidende Mutter mur das Wiitleid, der Grain. Welder, adh! von den Söhnen wird den Wordftahl mit Blut (O gramvbolles Yeid! O Bens! Erde, weh uns!) Röthen in Bruders Bruft, fendet des Bruders Geiſt Durdh Kampf und Mord in Hades’ Nacht? Ad! Ueber weſſen Leiche Werd' id der Klage Ruf Hebe? Ich Arme, weh Gegenſtrophe. Ach, Erd', Erde! Ein Raubthierpaar, wildlechzend nach Mord, Wird feindlich alsbald Sich mit Speeren durchbohrend, hinſtürzen in ſeinem Blut. 35 Unglückſelige, daß ihr Herz gum Zweilampf fie tried! Ein fremdtönend Lied Der Wehklage ſtimm' td, Wie es den Todten ziemt, trauernd in Thränen an. Ihe Todesſchickſal naht, es naht; Noch dieſer Tag entſcheidet: Graßliches Morden droht von den Crinnyen. Aber mum verſtummt, o Klagen! Denn id) ſehe Kreon dort, Der hieher zum Königshauſe kummervoll die Schritte Lentt, Streon. Weh, was begim’ id? Wein’ iG über mein Gefdid, Bellag’ id) Theben, das Gewöll der Feinde rings [300 305 310 Die PHiniferinnen. Umflagert und zum Aderon gu fenden droht? Denn fir das Land ſich opfernd, ift mein Sohn dabin, Hat hohen Ruhm errungen, dod) gum eid fiir mid. Ihn trug iG eben aus des Draden Kluft, entfeelt Von eignen Händen, jammervoll im Arme fort. Das game Haus ruft webe: dod th fomme nun, Der Greis, yur greifen Sdwefter, dag fie bade mir Und auf die Babre lege meinen todten Gobn. Tenn ehren foll die Todten, wer im Lidte lebt, Und vor dem Gott fid) beugen, der im Hades herrſcht. Der Chor. O Kreon, deine Sdhwefter ging vom Haufe fort, Und mit der Dtutter etlte weg Antigone. Sreon. RWohin? Bu weldem Ungemad? Erkläre mir. Der Chor. Tie Söhne wollen, Horte fie, tm Doppelfampf Zid gegenitber, fampfen um den Königsthron. Kreon. Wie fagit du? Das yu wiffen, war td nicht bemiiht; An meines Sohnes Leide, traun, genügte mir. er Chor. Yang’ ijt es fdon, dag deine Schweſter fortgecilt; Auch babe ihre Cine wohl, vermuth’ ih red, 267 Ten Kampf um Tod und Leben fon vollbradt, o Herr, Sreon. Weh mir, das Heiden feh’ th ſchon im düſtern Blid, Im Angeſicht des Boten, dex hier fommt beran, Und Wied, was geſchehen, uns verfiinden wird. a Die Phönikerinnen. Gewezt, die Wangen weiß von Sdhaum, einander an, Die Speere ſchwingend; dod) fie barg des Schildes Mund, Dag wirtungslos das Eiſen niederjdmetterte, Sah Einer über'm Sdildesrand des Andern Blid, So ſchwang er cilends wider feine Stirn den Speer. Dod da fie fliiglid) an der Schild' erhabnen Rand Das Auge legten, ſauſt' umfonft der Lange Schwung. Jn dichtern Tropfen rann der Schweiß den Schauenden, (Für ihre Freunde gagtew fie,) Derm dieſen felbjt. Da ſtößt Cteofles mit dem Fug an einen Stein, Der feinen Gang hemmt, wd eutblößt vom Schilde wird Sein Bein; Polyneifes ſtürnite mit der Lang’ Heran, Als er Dem Stahle bloggeftellt den Fuß erblickt, Und durd) das Schienbein bohrt ſich fein Wrgcierjpeer. 5 Laut jubelt auf der Danaiden ganzes Heer. 1890) In dieſer Noth fieht jener erft Getroffene Des Polyneifes Sdhulter blog, und ſchnellt anf ihn Wht Macht den Wurfſpeer, und bereitet hohe Luſt Des Kadmos Biirgern; dod) des Schaftes Spize brad). Wie jo Der Speer ihm feblte, wid) er hinterwärts Zurück, ergriff und ſchleudert' einen Marmorſtein, Und. malmt' entzwei Die Lanze. Gleich ward fo der Kampf; Denn beider Hände waren nun des Speeres blog. Jezt aus Der Scheide rafften fie die Schwerter; nah Sid) ritdend, Schild an Schild gedringt, erregten jie (Fin lout Getöſe, raſch im Kampf umhergejagt. Schnell dachte nun Eteokles einer Liſt, von der Ihm Runde jüngſt geworden im Theſſalerland. Nicht meſſen wollt’ ev linger ſich tn ſolchem Kampf; Nad hinten trat er auf dew linfen Fug zurüch, lind deckte fic) bedächtig vorm Den Unterletb- Die PHdnifertunen. 271 Den redten Fug vorſezend, bohrt er ihm fodann Tif burg den Rabel feine Wehr in's Wirbelbein. Folyncited bog die Seiten und den Leib gugleid, 1395 Und miter blutigen Strömen fant der Arme bin. Ded dener, gleid) als Gieger, der mit Glück gefimpft, rit ſeine Wehr zur Erden, und beraubt den Feind, Cem feb vergeffen, mar den Sinn hierauf gewandt. Died bracht' and) ihn zu Galle. Schwach nod athmete 1400 Polneites, Gielt im granfen Sturze nod) das Schwert, Und fentte mit der Legten Kraft, er, dex zuerſt Geſtirzt, in Cteofles’ Bruſt das Eiſen ein. Yemahlt, dent Stanbe liegen min die Beiden dort Zmächſt cinander; einem ward der Sieg gu Theil. ; Der Chor. 405 Beh! Bie bejammr' ih, Oedipus, dein Misgeſchick! Sa, deine Flüche, fdheint es, hat ein Gott erfiillt. Der Bote. Tin hire, was fi Böſes augerdem begab. Redden die Brüder fallend ihren Geift verhaucht, TG ſtürzt herbei die jammervolle Mutter dort, 41 Erblict die Beiden, welde traf der Todesſtoß, Unt leufst: „O Kinder, ad, zu ſpät erſchein' id) end) Wt hülfe;“ — fuiet zu Ddiefem, fniet yu jenem hin, eflagt der Meutterpflege min verlor’ne Müh'n, „ Und iommert; ihr zur Seite ſtöhnt Antigone: »XScuz der greiſen Mutter! Ihr vereiteltet, — Vrüder, meinen Ehebund!“ Aus tiefer Bruſt Cust Cteofles ſchmerzlich auf, der Heeresfürſt, Leminmt die Mutter, ſchlingt um ſie den matten Arm; Rein Sout entfloh ihm, aber ſtumm verfiindeten 420 Tit Thränen feines Auges ihr der Liebe Gruß. 272 Die Phöonikerinnen. Der Andre, Polyneifes, athmet nod, und fpridft, Bur Schweſter und der greijen Mutter hingewandt: „Verloren find wir, Mutter; id betlage did Und hier die Schweſter und det todten Bruder dort. Gr ward, ein Freund, zum Feinde; dennoch lieb' id) ihn. Beſtatte mid), o Mutter, und, o Schwejter, du, Sm Schooß des Heimatlandes, und verſöhnt die Stadt, Die ſchweren Groll hegt, dag id fo viel Erde mer Bon thr erlange, wenn id) aud) dem Thron verlor. Mit deinen Handen drücke mir die Unger ju, O Mutter (auf fein Auge legt er ihre Hand), Und lebet wohl; denn ſchon umfängt mid Todesnacht!“ So haudjten beid’ ihr jammervolles Leben ans. Die Mutter, als fie dieſes Unbheilvolle fab, Riß aus dem Yeidnam, auger fid) vor Schmerz, den Stahl, lind that das Grauſe: mitten durch die Kehle ſtößt Sie ſich das Eiſen, und gu ihren Theuerſten, Die Arm' um beide ſchlingend, ſank ſie todt dahin. Bu Wortgefechten ſtürmte mm das Volk empor; Wir meinten, unſer König ſei der Siegende, Die Feinde, Jener. Auch die Führer haderten; Die ſagten: Polyneiles' Lanze traf zuerſt; Und Andre: niemals fallt der Sieg den Todten gu. Bu den Waffen ſtürzt man: aber wohl vorjidtiq war, Die Schild’ om Arme, Kadmos' Voll gelagert jdon; Und eh fid) Argos’ Kriegerheer mit Rüſtungen Bewehrte, brad es plözlich anf die Schaaren eu. Und Reiner iibte Widerftand, fie floh’n, das Feld Bededend; endlos ftrimte Blut von Todten, die Gefallt die Lange. Da wir fo gefiegt im Kampf, Erhöhten Dieje fiir dex Reus ein Stegesmal, Die Phiniferinnen. 273 Bir andern raubten Sdilde von erſchlagenen Argeiern, ſtadiwärts ferdend, was erbeutet ward. De Todten bringen Andre mit Antigone 1455 icher fir euch, Die Freunde, dak ifr fie betlagt. So haben unjre Kämpfe dort den glidlidften Autgang erfahren, Gier den unglitdfeligfter. Der Chor. Right mehr ſchallt bloß in die Ohren das Leid von Oedipus’ Haus; ſchon find ja die drei 1460 Lichname bereits bier vor dem Palaft Rit Augen gu ſehn, die ewige Nacht Umfing in gemetnfamem Lode. Antigone. (bevbetithrgend) Rigt mit dem Sdleier verbitllend die liebliche Wange, die blühende, og jungfräulich fdeuend das purpurne Roth, 1465 Tag ber die Wange fic) ausgießt, Stürm ich in wüthendem Schmerz um die Todten daher, nd dag jgimmernde, fafranfarb’ne Gewand Dimverfend bie Bird’ aus dem lodigen Haar tißend, geleit’ id) mit Seufzen die Leichname. ino XG, ag, o wel mir! Vohl, Polyneikes, haſt du den Namen verdient: (ach, Cheba!) ; Dein Bwift, — nein, Mord war es um Mord, — er Ctitrste des Vedipus Haus, und ed endete ; Butig und jdredvoll, blutig und grauſig. iS Belge Geſänge, Belge melodifden Laute der Rage, Lie gu Den Thranen, den Thrinen o Haus, o Haus!) ucipides v. Tonner. 1. 3. Aufl. 18 Die PHoniferinnen. 275 Du mit dem blinden Gefidt, 1510 Zeig' uns, o greifer Bater Oedipus, Dein unfelig Dafein, dex du dir Diftere Nacht um die Angen verbreiteteft, und im Palafte Gramboll dein Leben ſchleppſt! L Geis, hörſt du mid, wahrend du im Hof umber 1515 Inf, und den müden Fuß Auj dem Lager ausrubft? ) Ocdipus. Varum riefeſt du, Kind, mich, den am Stab Vindlings umherwankenden, bettlägrigen Greis Aus des Gemachs Dunkel an's Licht, 1520 Eqmerglichen Grams Thränen vergießend, Rig, ein ergrautes, unſcheinbares Gebild der Luft, Ginn aus Gades’ Nad, Gin flatterndes Traumbitd? AUntigone. Teawrige Kunden, o Vater, vernimmft du: 1525 Kigt mehr leben die Söhne, dahin ift Deine Gemablin, die did) am Stabe Ctts auf nächtlichem Pfade mit zärtlicher Muhe geleitet: er, o weh mir! Oedipus. Vehe mir, ſchreckliches Loos! Hier gilt es zu klagen, zu jammern. 1930 Bie, trauteſtes Rind, durch welches Geſchick Echieden die drei von dem Leben? Erzähle! Antigone. Richt zur Beleidigung oder zum Hohne dir, Seq’ ich das Traurige: deine Verfluchung, Cie ſtürzte, mit Glut, 18* Die Phiniferinnen. 277 Tef in den Bufen und fant gu den Rindern im Sdmer; um die Rinder. 1555 Wie Bedrängniſſe, Vater, verfammelte Ueber de8 Labdafos Hans an dem heutigen Tage der Gott, der's alfo vollendet. Der Shor. Biel Sommer häufte diefer Tag auf Oedipus’ Geichleht: o möge froher num dein Leben fein! Sreon. 1560 Jezt laſſet eure Klagen; an Beerdigung Zu denlen, mahnt die Stunde. Hör', o Oedipus, Mein Wort: des Landes Scepter gab in meine Hand Den Cohn Eteokles, als des Hämon Brautgeſchent, Dem deine Tochter fich vermählt, Antigone. 1565 So wohnſt du mir denn fürder nicht im Lande hier: Tem dentlidy ſprach Teirefias, fo lange du Dies Sand bewohneſt, werd’ es ihm me wohlergehn. Drum jithe mur von binnen! Nicht ans Uebermuth vara v1 Sib gebiet' ich ſolches dir; dein Rachegeiſ 940 Sdredt ung, von welchem diefer Stadt Verderben droht. Oedipus. Elend, o Emhidjal, ſchufſt du mid von Anbeginn, ender, als es je zuvor ein Andrer war! "or ig aus der Mutter Shook zum Lichte fam, _ eiſſagte Phöbos über mich dem Laios, 1975 Ten Vater wird’ id morden. Ih Unfeliger! ND als i war geboren, beigt der Vater mid Orden: dem er adjtet mid) als feinen Feind; urch mid ja follt’ er fterben einft. Gr warf mid vor em Wilde, rig mich Armen von der Mutterbruſt. 1580 36 ward gerettet. Ware dod in Tartaros’ 275 Die Phönikerinnen. Endlofen Schlund Kithäron tief hinabgeſtürzt, Der nicht den Tod mir bradte, nein, in traurige Knechtſchaft mid hingad bet dem Herrfder Polybos! Und meinen Vater tidtet’ i Berlorener, Beftieg ſodann der armen Mutter Chebett, Und zeugte Sihn’ und Brüder, die ich mordete, Des Lajos Flüche waljend auf der Kinder Haupt. Denn fo verftandlos Hat Natur mich micht gezeugt, Dag an den Angen und an meiner Sohne Glück Ich fo gefrevelt hätte, wollt’ ein Gott es nicht. Genug! Jedoch was thu’ ich Unglüchkſeliger? Wer lenft des Blinden Schritte, wird ihm Führer ſein? Die Todte? Wenn fie lebte, traun, fie wäre mir's. Das Paar der edlen Söhne? Sie find mir dahin! Doch, jugendfriſch noch, find' ich ſelbſt den Unterhalt? Woher? — O Kreon, alſo tödten willſt du mid? Denn dieſes thuſt dw, wenn du mid) vow Hier vertreibſt. Dod will id deine Kniee nicht umſchlingen, will Nicht feiq erſcheinen; felbjt im Unglück möcht' ich me ) Den alten Adel meines Sinns entwürdigen. 1610 ſtreon. Gut, daß du meine Kniee nicht berühren willſt; Denn nie geftatt’ ich, daß du Hier im Lande wohnſt. Von dieſen Todten tragt ſofort den Einen mir In's Haws; den Andern aber, der die Vaterſtadt Mit Fremden auszutilgen fom, Polyneiles, thn Werft unbeftattet aus des Landes Mark hinaus. Und allen Kadmosſöhnen werd’ es fundgethan: Wer dieſen Leichnam kränzend angetroffen wird, Wer ih beftattet, foll dafitr dem Tod empfahn, Du, laf die Klagen um die drei Geftorbenen, w Die PHsniferinnen. J's Hans verfiige did) zurück, Antigone, Und arr’ im Frauenzimmer bis gu jenem Tag, Der did dem Hämon als Gemabhl vereiniget. Antigone. In welde Leiden, Vater, adh, verfanfen wir! Denn did bellag’ ich bittrer, alS die Todten dort. Nicht Cin Berhängniß traf did blog, das andre nidt; Rein, alles Unheil, Vater, hat dich Heimgefudt. Dod mun befrag' ih, neuer Herrſcher, dich: warum Schaffſt du, zum Hohn dem Todten, uns ein neu Geſez? Kreon. So wollt’ es Eteolles, nidt mein Wille war's. Antigone. Er war von Sinnen, und ein Thor gebordteft du. Streon. . Wie? Soll man nidt ausridten, was geboten ward? Antigone. Nicht, wenn der Auftrag ungeredt und frevelnd ijt. Sreon. Bas? War’ es Unrest, Gunden vorzuwerfen ihn? Antigone. Dann Abt ihr eine Rade wider Redht an ibm. Kreon. Gr war ein Feind des Landes, deffen Mind er war. Antigone. Tem Loos der Waffen ftellt’ er fein Geſchick anheim. Kreon. Gr büße mm im Tode, was er frevelte! Antigone. Und was verbrad er? Heiſcht' er dod fei Erbe mur! 280 Die Phönikerinnen. Kreon. 1630 Dem Todten Hier wird, wifje das, memalé ein Grab, Untigone. Ich felbft beqrab’ ibn, wenn die Stadt es aud verbent. freon. So grabjt du neben feinem Grab dein eignes Grab, Untiqone, Wie rühmlich, wenn zwei Freunde nah beiſammen ruhn! recon. Ergreift das Mädchen, ſchafft fie gleid) in’S Haws hinein! Antigone. Niemals! Bon dieſem Todten laß' ich nimmermehr. Streon. Sungfrau, die Gottheit wollte midt, was dir gefillt. Wntigone. Auch diejes will fie, da man Todte midt verhöhnt. Areon. Niemand bedecke ſein Gebein mit feuchtem Staub! Antigone. Bei meiner Mutter, Kreon, bet Jolaſte dort — ſtreon. Du flehſt vergeblich: nimmermehr erlangſt Ou das! Antigone. Dod nur gu baden ſeinen Leib verftatte mir. Kreon. Auch dieſes wird vom Thebervolle div verwehrt. Antigone. So log die grauſen Wunden mich verbinden nur. Streon, Den Todten ehren follft du mir in feiner Wet, B45 650 Die PHiniferinnen. 282 Untigone. Dod fitfien will id deinen Mund, Geliebtefter! Kren. Bu deiner Hodjeit frommen dir die Klagen nidt. Antigone. Rie, weil th lebe, werd’ id deines Sohnes Werb! ſtreon. Das wirſt du müſſen. Wie entflöhſt du dieſem Bund? Antigone. Bur Danaide werd’ id in der erſten Nacht. Sreon. Hort, whr das ſchmachvoll ansgeftogne frede Wort? Untigone. Las Schwert, das Cifen zeuge mir, bet dem id ſchwor! Sreon. Warum verlangit du los yu fein von diefen Bund? Untigone. Mit memem Vater, mit dem drifter, will ih fliehn — Arcon. Wohl edel biſt du, aber Thorheit blendet dich. Autigone. Und fterben mit ihm: wiſſe nod dies Weitere! Sreon. (eh, morde nur nidt meinen Cohn, verlag da8 Land! (geht ab.) Cedipus. Um deiner Liebe willen preiſ' id), Todter, did. Antigone. Toh wenn iG freite, Vater, und du fldhft allein, — Cedipus. Bleib, lebe glidlig! Mein Geſchick ertrag’ ich gern. 252 Die Phönikerinnen. Antigone. Und wer, o Vater, pflegte did, dex Blinden, dann ? Oedipus. Sh fall’ und ende, wo das Schickſal mir's beſtimmt. Antigone. Dod Oedipus, wo iſt er, wo der Räthſelſpruch? Oedipus, Verloren! Cin Tag hob mich, Cin Tag ſtürzte mid. Antigone. So hab’ and ich am deinem Unglück meinen Theil. Dedipus, Flucht mit dem Hlinden Vater bringt der Todter Schmach. Antigone. Nein, iſt fie weiſe, Vater, dann iſt's ehrenvoll. Oedipus. Mun laß mid) deine Mutter nod) beriihren, Rind. Antigone. Sieh hier! Berühre mit der Hand dew greiſen Leib. Oedipus, O Mutter! O Gemabhlin! Ungliicfeligite! Antigone. Da liegt fie kläglich; alles Leid beſtürmte jie. Oedipus, Wo ward Eteofles, wo Polyieifes Hingelegt ? Antigone. Hier nah’ einander ruhn fie vor dir ausgeſtreckt. Oedipus. Leg' anf dex Armen Angeſicht des Blinden Hand. Antigone. Sieh hier, und fühle deine todten Kinder an. Is 90 Die PHsiniferinnen. Oedipus. O theure Leiden, arme Söhne de8 armen Manns! Antigone. 2) Polyneifes, ein fo theurer Name mir! Oedipus. Run, Kind, erfüllen Loxias' Orakel ſich. Antigone. Wie lauten dieſe? Fügſt du Leid zu Leide noch? Oedipus. Ich muſſe ſterben bei Athen als Flüchtiger. Autigone. Wo, welde Vefte nimmt did anf in Attika? Oedipus. Ter Hain Rolonos und Poſeidon's Heiligthum. Wohlan, geleite deinen blinden Vater mm, Da meine Fludt yu thetlen did) die Liebe drangt. Antigone. Zo zieh' in’s Elend, Arner; Reiche die traute Hand, Mem alter Vater; id geleite did, Wie Windes Haud die Sdhiffe führt im Deere. Oedipus. Sieh ber, ih wandle fon, o Rind; Sa, werde du mir Armen Fithrerin. Untigone. 3h ward, o Vater, ja, ich ward Aller Jungfrau'n Thebe’s unglitdfelighte. Oedipus. Kind, wo fey’ ih meinen Fug hin? Reidhe, Todter, mir den Stab. 283 284 Die Phinifertunen. Untigone. Gehe diejen, dieſen Pfad, Vater, fey’ Hreher den Fuß, Deſſen Kraft dem Traume gleidt. Oedipus. O Graun! © Graun itber folde Fludt! Aus meinem Vaterlande bannt er mid, den Greis! © Graun! Schweres, Schweres duld' id, Wntigone, Sa wohl, ja wohl! Dike fieht dte Bojer mid, Nod) vergilt fie frevles Thun der Sterbliden. Oedipus. Ich bin e8, der mit der Muſe Gunft den ſchönen, himm liſchen Steg ervang; Denn das dunfle Räthſelwort der Jungfrau löst' id. WUntigone. Mahnft du mid an Sphiny, an deinen 5 Ruhm? Bon frithern Glückes Tagen ſprich nit! Dieſes Leiden harrte deiner, Dak Ou fern vom Baterlande Sterben jolltejt, Vater. Ich laffe Sehnſuchtsthränen meinen Freundinnen, Und fliehe weit hinweg von meiner Heimat, Und irr' umher nicht mädchenhaft. Oedipus. Sitter, weld) cin edler Ginn! Untigone. Bei des Vaters Leiden wird Gr mit Ruhm mir lohnen: Die Phiniferinnen. 1715 Dod weh mir, web über meines Bruders Schmach, Ber, femem Volk entfrembdet, unbegraben liegt, Der Arme, den iG, Vater, mug ich fterben aud, Berg’ in dunfler Erde! 285 Oedipus. Geh' hin zu deinen Freundinnen. Untigone. 1720 Meines Klagens ift genug. Oedipus. So flehe denn die Götter an! Antigone. Wade find fie meiner Noth. Dedipus. Jar Hoke, wo Mänaden ſchwärmen, G4, in Bromios' Heiligthum. Untigoue. 17% Devin, wo einft, Unbilt von dem thebiſchen Hirſchfell, id Mn dem heiligen Chor Eemeles auf Bergeshohen atzte, fonder Dant den Göttern dienend? \\ . Oedipus. 1130 Deine Heimat edle Birger, feht mid bier, den Oedipus, Det entwirrt die Hobe Räthſel und der erjte war an Madt, Der die Macht dex blutbefledten Sphing allein ſich unter- wart, — Selb entehrt und kläglich mug er nun entfliehn aus feinem Land. POG ycuiye WL weee- Mein fterblidges Loos, Und lag midt ab, es yu Franzen! Anmerkungen 3u den Phonikerinnen. ers 101f. Ismenos und Dirke, Flug und Ouelle bei Theben. 115. 134ff. 149. 185, 156. - 187. AmpHions Werk Amphion und Bethos cf. B. 144), Zwillingsſöhne des Zeus und ber Antiope, Hatten, der Sage nah, Theben erbant. Die Gattin des Tydeus, die Todter des Adrafto3, Königs von Argos, hieß Deipyle; ihre Schwefter Ar- geia wurde bie Gemabhlin des Polyneifes. Atalante, die Jägerin, dte im Kampf um den faly- donifden Cher den Preis gewann, war die Gattin ded arkadiſchen Fürſten Meilanion, und gebar ihm ben Parthenopdos, den fie auf dem Gebirge Parthenion in Arfadien ausfegte. Selene ift hier, wie bet ben fpdteren Dichtern über— haupt, bie Todter des Connengottes, während Hefioros fie Die Schwefter des Helios nennt. Myfene war vie alte Hauptftadt von Argelis, dem Reide des Adraftos: daher begeichuen Mylener und Argeier daffelbe Voll. Tridna foll der Name eines Ortes in Argolis bet bem See Lerna fein. Amymone hieß nach einem alten Erfldrer die Celle, die hervorfprudelte, als Bofeidon, die Argeierin Amymone beſuchend, bet Tridna feinen Dreigad in die Erde ſtieß. Wamerfungen gu den Phiniferinnen. 289 den UI. Yo, vie Tochter des argeiiſchen Flußgottes Inachos, o66. 595, 635, 566, 72. 699, 716, 19%, $13, S16f. $27. die Geliebte ded Zeus, ward vom der eiferſüchtigen Gera, in Gejtalt einer Kuh, lange auf der Erde ume hergetrieben; endlid) wieder umgewandelt, gebar fie in Aegopten ben Cpaphos, den Bater der Libye, die, vow Pofeidon umarmt, dem Agenor, des Kadmos Vater, gebar. . Agenors, des Königs von Tyros. Durd) feinen Sohn Radmos waren die Könige der Theber mit ihm verwandt. Die Morgenländer warfen ſich vor ihren Königen zur Erde. L. fxovow f. toxevoss. . Die Doppelrethen, das rings um die Mauern in zwei Treffen aufgeftellte Heer der Theber. 2, dléPgsog ag 6 mdotiroc, ov Cyteic tye, yevnostas Onpascay, avdyntog dz aol. Amphion und Zethos, die Griinder Thebe’s, find die beimifchen Gstter, die PolyneifeS hier anruft. Anf weißen Roffen gu reiten, galt fiir ebrenvoll. Aonia, Böotien. Ueber Epaphos vgl. zu V. 247. Perſephaſſa oder Perſephone die römiſche Proferpinai batte Theben von Zeus zum Brautgeſchent erhalten, und mit Demeter, ihrer Mutter, ſich dort angeſiedelt. Beide ſind daber, wie Epaphos, beimiſche Gottheiten der Theber. L. wexvoios f. mvgyoros. v. zegororol. Aidoneus, der Gott der Untervelt, Pluton. An vem Coppelten Strom, vem Ysinenos und ber Dirla, die eigentlich unc cin Bad war. Aw dtefen Gewafiern lag Thebe. Ueber Yo f. gu BY. 247. Die Yoofe, die Zeichen ves Bogeliluges uno anberer Borbedeutungen, viclleicht fleine Stabe oder Curipides v. Tonner 1. 3. Wh, 19 290 Anmerkungen gu den PHdniferinnen. Bers 841. 1105. 1215. 1250, 1265, 1471. 1723. Steinden, womit der Hinde Seher ſeine Beobachtungen bezeichnete. Bothe. Ereshtheiden (Sihne des Eredthens) und Söhne des Kelkrops (VB. $43) heifer dic Athener nad den alten Königen Erechtheus und Kelrops. Der thrakiſche Knig Eumolpos hatte den Konig der Athener, Eredhtheus, mit Krieg iiberzogen, und fiel in ber Sdhladt. Indeß war dieſe Begebenheit viel Glter al8 der thebiſche Krieg. F. xoorw l. oxorw. F. woAtcac |, modleys. Y. ducpidaxr aire xaxd, airei 2 pers. praes. ind. pass, die gewöhnliche Form Der Tragiler fiir airy): „man fordert von Dir Unabwendbares“. Die Theber ftammeten nad der Sage von den Kriegern, die aus Den von Kadmos gejdten Schlangengibnen ent- fprofjen waren. Argos, der von Hera beftellte Hundertiugige Wächter der Jo, der Geliebten des Bens. Y. rode xiavdurw pre Geile, Y. xawala J. J. a. ¥, Y, sx fv aloyven trade. : Polyneifes hedentet Haderreid. Der Berg Mithdron ift gememt, anf dem ein Tempel des Dionyfos ftand. Jn Der Nähe war das Grab der Semele, der Mutter des GotteS, und ifr wurden Todtenfeſte gefeiert. Bgl, B. 1725 ff. Rite, Die Gottin des Siege’. V. Medeia. Perſonen. Safon. Medeia, Gemabhlin Jaſons. Zwei Söhne derſelben. WTreon, Konig von Korinthos. Aegeus, König von Athen. Die Amme der Medeia. Der Hofmeiſter von Medeia's Kindern. Ein Bote. Der Chor, beſtehend aus torinthiſchen Frauen. Ter Scauplaz ijt im Vorbofe vor Medeia's Palaſt in Korintbes 19* Die Amme. Dog Argo dod) durd) düſt're Symplegaden nie @rflogen wire, fteuernd nad dem Kolderland, Daz auf den Waldhöhn Pelions die Fidte nie Grfallen ware, nod) der Helden Arme fic § Gembdert hatter, welde Pelias ansgefandt, Dal gold’ne Bließ gu Holen! Niemals ſchiffte dann Medeia, meine Herrſcherin, gu Jolfos’ Stadt, Mir Sojon heiß in wilder Liebesglut entbrannt, Und hatte Belias’ Tidter nie yum Vatermord 10 Beredet, wohnte mit Gemahl und Kindern nit Sm Land Korinthos, pon den Biirgern gwar geliebt, Zu deren Lande fie gelangt als Flüchtige, Und treu dem Safon fiberall gur Seite ftets; Denn diejes ijt des Erdenlebens höchſtes Glück, 15 Bem mit dem Manne ſich vertriigt des Weibes Sinn. Dod mm ift Wiles feindlid, and das Theuerſte: Denn meine Herrin und die cignen Kinder hat Berrathen Jafon und die finiglide Braut Erwahlt, die Todjter Rreons, der im Vand gebeut. 20 fic, das ungliidvolle, ſtolzverſchmähte Weib, ia, die Gide, ruft das höchſte Pfand Trev, den Bund der Hände, ruft die Gitter laut Zeugen, wie von Jaſon ihr vergolten fei. Sadmerze Hingegeben, fonder Speiſe, liegt 294 Medeia. Ste da, verzehrt in Thränen fic) dem ganzen Tag, Seit fie von threm Gatten fid) verftogen fühlt, Das Auge midt erhebend und vom Boden tic Den Blick verwendend: wie der Fels, wie wogernde Meerflut, vernmunt fle Freundestroft und Mahnungen. Wohl Einmal aud den blendendweigen Hals gewandt, Beklagt fie ftill und heimlich ihren Bater, flagt Um Herd und Heimat, welde fie verrieth und flob, Dem Manne folgend, der fie jezt ſchmachvoll verſtößt. Erkannt an ihrem Leide hat die Arme mm, 5 Wie glücklich ijt, wer ferne Heimat nicht verläßt. Die Kinder haßt fie, und ihr Anblick fret fie nicht. Sie briitet, fitrdt’ th, iiber etwas Gräüßlichem; Denn thr Genriith ijt heftiq, Unrecht wird es nicht Ertragen; ja, id ferme fie, und fitrdte fehr: Sie ſtößt die ſcharfe Mlinge durch das Herz der Braut, Bum Hanje fill einſchleichend, wo ihr Lager fteht; Vielleicht auch daß fie Kreon und den Bräutigam Ermordet und in größ'res Leid ſich dann verſtrickt: Denn grauſam iſt fie wahrlich und nicht leicht erringt Den Sieg ein Gegner, der mit ihr den Kampf beginnt. Dod fieh, vom Remplaz fommen nad vollbradjtem Spiel Burii die Kinder, ahnen Nichts vom Ungemach Der Mutter; jugendlider Sinn betritbt ſich nicht. Der Hofmriſter. (mit Den Rindern) Du graues Gut un Hauſe meiner Königin, Warum fo cinjam ftehft du vor den Thoren hier, Und flagft in Selbftgefpriden fiber unfre Roth? Wie will allein denn, ohne did), Medeia fein? Medeta. Die Anime. Du greijes Haupt, den Rindern Jaſons zugeſellt, Hem wohigefinnten Diener ift das Leid des Herrn * 33D Wie eignes Leiden, und ergreift ihm tief das Herz. So hat aud) mid der ſchwere Kummer übermaunt, Dak mich's heraus ins Freie tried, Der Königin Unglück dem Himmel und der Erde kundzuthun. Der Hofmeijter. So lift fie nod von ihrem bitters Sammer nidt? Die Amme. 60 Bie fogt du? Nod nicht mitten ift, was kaum began! Der Hofmeiſter. Die Thirin! — wenn man fiber Herrn fo rede darf. — Co wire dieſes neue Leid ihr unbetannt ? Die Amme. Vas ift es, Alter? Sage mir's, verhehle Nits. Der Hofmeijter. Nichts iſt es: ich bereue, was ich eben ſprach. Die Amme. ©5 Bei deinem Bart, verbirg’s der Dienftgenofjin mat! Dem, wenn es fein muß, werd’ id) treu verſchwiegen fet. Der Hofmeijter. 3g fom sum Wiirfelfpiele, wo die Greife ſich Ditlagern, an Peirene's hochberühmten Bort; _. ~" Bort’ ig Ginen fagen, unbemerkt vow ibm: “0 nibs Wolle Kreon, welder herrfdt in dieſem Land, Dit Pinder bier famt ihrer Mutter aus der Stadt Verrreiben.“ Ob die Rede wahr, ich weiß es nicht, wollte lieber, daß es dem nicht alſo ſei. 295 Medeia. | » ungliidjeliges Weib! mir! Bar’ id) des Todes! Die Amme. ie ich fagte: der Mutter Gemüth emport, und empért ihy Zorn. até Haus, ihr Lieber, hinein, rudy unter das Ang’ ihr nidt, ihr midjt; nein, Haltet euch fern grauſamen Urt, pon der wilden Natur vermefienen Sinns! , cilet hinein, fo ſchleunig ihr finnt! ſch th es flav: das Gewilfe des Grams, foum ſich erhob, bald ftitrmt es empor Whit größerer Wath. Was wird cin Gemiith, Des, grimmig erboft, unverſühnbar groflt, © Bon Leiden gefoltert, beginnen ? Medeia. anen) of rie rt ne Be r Sohl Das U4, ad, ath, ad)! Ih exlitt, id erlitt unjiglides Leid, Der Bejammerung werth! Im Flud fahr' hin, Des verſtoßenen Weib's unjelige Brut, & Und dad Haws und der Vater verderbe! Die Amme. Wek, mele mir Ungliidjeligen, weh! Bas haben die Söhn' an des Vaters Vergehn Dir veriduldet? Warum denn haſſeſt du fie? id, a6! Wie bangt mir, o Kinder, fiir end)! ) Wi Hah fid) der Könige Stolz, es verfiihnt Me deta. 299 Web, weh mir! Endigen möcht' iG im Tod, Mein trauriges Leben verlaffen! Der Chor. Stropbhe. (Zeus, Lidt und o Grde!) Vernahmſt du den Ruf, O Mit weldem die Unglückſelige laut Ihr Leiden beflagt ? Welch Heftiges Sehnen ziehet Did Hin zu dem Gatten, Thirin, Beſchleunigt des Vebens Ende? > Grflebe du das nicht! Wenn ſich dein Gemahl Anderer Lieb’ ergeben; Nicht grolle du ihm daviiber: Zeus wird did an thm nod raden. > Zraure, jammre nidt Um den Geliebten allgujehr. Medeia. (innen) Themis und Artemis, ſchaut, ihr Erhabenen, was ich erdulde! Mit gewaltigem Eidſchwur band id ihn einſt, Den verfluchten Gemahl. ;35 Ha, ſäh' th einmal mit dem Hauſe zugleich Ihn ſelbſt und die Jungfrau ſchmählich vertilgt, Die Vermeſſenen, die mir Solches gethan! O Bater, o Heimat, denen id ſchnöd Abſagte, nachdem ich den Bruder erſchlug! Die Amme. 70 Frau'n, hört ihr das Wort? Laut ruft ſie empor Zu der rächenden Themis, ſie ruft zu Zeus, Der fiber Dem Eidſchwur rächend wacht. 300 Medeia. Nei, nie läßt meiner Gebieterin Groll Durch mäßige Nace ſich ſühnen. Der Chor. Gegenſtrophe. © küme fie, uns im das Ange gu ſehn, © dag fie vernal’ aus unjerem Mund in erheiterndes Wort! Es dämpfte den ſchweren Unmuth Vielleicht und die ſtolze Seele. Stets will ich den Freunden eifrig Zu dienen bereit ſein. Gehe denn, und her Führe fie ans dem Hauſe, Mit freundlidem Wort zur Cile 5 Wahnend, eh fie den Ihren Leides thut; denn, adj! Schrecklich beftiirmt der Gram ihr Her}. Die Amme. Ich gehe nod ihr; wohl fürcht' ih, mir folgt Die Gebteterin nicht; Dod nehm' ih es dir gu Gefallen auf mid, Zwar ftiert fie fo wild mit der Yowin Bld, Die Gunge gebar, auf die Sflavinmen hin, Wenn Cine fic) naht und ein Wort vorbringt. Wohl nennft du mit Recht unflug und vevrfehrt Das Geſchlecht, das ſonſt auf Erden gelebt: Sie haben Geſang bet fröhlichem Mahl, Ber Tänzen und Hochzeitfeſten erdacht Und das Leben erfreut mit den Tönen der Luſt; Dod Niemand hat noch den ſchrecklichen Gram Mit der Saiten, des Lieds vielftimmigem Klang Medeta. Zu verbamen gelehrt: drum rafft das Gefdid wa verheerendem Tod die Geſchlechter dabin. Boll wir’ 8 Gewinn, wenn jeglides Leid Uns feilte dag Lied: dod) wozu frommt 205 Bei fröhlichem Feſtmahl uns der Gefang ? Dem nit Wonne berauſcht es die Sterbliden ſchon, But ihnen die Fülle des Mahles. (eilt in’S Sans.) Der Shor. SGlupgefang. 34 vemabm ein Gefdrei, vielfaden Seufzerlaut: helhammernd flagt fie an, verfludt 210 Deg Chebundes Verrather, den fdndden; Die Shmergetrintte ruft zu Themis, Jens’ Todjter, die des Eides wabrt, Bie fie zu Gellas’ len herübergeführt, 15 Deg unendlichen Meeres Thor hindurd, Ueber nächtliche Wogen. Medeia. (tritt auf) Sor Frauen aus Korinthos, id) verließ da8 Haus, Lamit ihr mid) nidt ſcheltet. Viele heifen ſtolz, . Lie Einen, die des Voltes Bliden fich entziehn, 20 Tie Andern, die ftets außen find; noch Andere arben Schmach durch thatenlofe Ruhe ſich. Jn Menſchenaugen wohnt ja nicht Gerechtigkeit, enn Einer, eh er wohl erforſcht des Mannes Sinn, Stim erſten Blid hat, ohne daß ihm Leid geſchah. Der Fremdling muß fid) fügen nad de8 Landes Art: Aug mgt den Bürger lob’ ih, der in blindem Troz 225 302 Medea. Aus blödem Diinkel bitter auf die Biirger iff. Mich traf ein unermartet Leid, das mein Gemiith Bum Tod verwundet: hin bin ih, mein Sehnen Tod, eliebte Frauen, mir erlojd) des Lebens Met;, Unf den ih all mein Hoffen warf, mein ganjes hid, Mein Gatte, hat ſich als den ſchlimmſten Mann bewabrt. Von Aflem, was auf Crden Geift und Leben hat, Sind dod) wir Frau'n das AWllerwngliicfelighte. 5 Mit Gaben fonder Ende müſſen wir zuerſt Den Gatten uns evfaufen, ifn als unjern Herrn Annehmen; dies ift ſchlimmer nod, als jenes Leid; Dann ijt das größte Wagniß, ob er Hieder ift, Ob bije: denn unrühmlich ift's Dem Weibe, fid) Vom Gatten jdeiden, und fie darf ihn nicht verſchmähn. Und freit in neue Sitter und Geſeze fie, Mug Cine, weiß fie’s midt von Hans, Brophetin fein, Bu wiſſen, weldem Looſe fie entgegengeht. Dod) wenn wir dieſes glidlid) uns vollendeten, 5 Der uns Verbundne froh mit uns am Joche tragt; Iſt unſer Loos zu beneiden: anders fet e& Tod! Aud kann der Gatte, wenn daheim ifn Aerger quilt, Auswärts des Herzens Ueberdruß beſchwichtigen, Ber Freunden oder Einem, der mut ihm erwuds: Ung ft in Cine Seele mr der Blick vergönnt. Sie jagen wohl, wir lebten fider vor Gefahr Zu Hauſe, während jie beftehn der Speere Kampf, Die Thoren: lieder wollt’ id ja dreimal in’s Grown Der Schlacht mid werfen, als gebären Cinmal nur, Dod) nur von mir gilt folde Rede, nicht von dir: Denn cine Heimat haft du hier, ein Vaterhaus, Genuß des Yebens, einen Kreis von Freundinnen; Medeta. 303 3a bin verlaffen, ohne Hewat, bin verhöhnt Vom Manne, der aus fremdem Lande mid) geraubt; O Right Mutter hab’ ih, Britder, Anverwandte nid, Zu denen fliehend id) entrönn' aus diefer Moth. Drum nur das Cine werde mir von end gewährt: Erſimn' ih Hilfe, find’ ih mir ein Mittel aus, Für dieſes Leid den Gatten und den Vater, der Ihm gab dte Todter, und die Braut yu züchtigen; Dann fdweigt! In Anderm ift das Weib voll zager Furst, Zum Kampfe muthlos, und zu feig, ein Schwert zu ſchaun; Dod ward der She heilig Redt in ihr getrintt, Gert femme Seel' auf Erden mehr nad Blut und Mord. Der Chor. © Ich ſchweige: billig radft du wohl am Gatten did, Medeia; dak du jammerft, ift fein Wunder mir. Doch ſeh' ih dort aud Kreon, diefeS Landes Herrn, Herfommen, neve Schlüſſe wohl dir fundzuthun. or Kreon tritt auf. Dir, die Ou grollft dem Gatten und jo finfter blicft, "5 Medeia, fag’ id: giehe fort als Fliidtige Aus dieſem Lande, nimm die beiden Kinder mit, Und ſäume nicht: td bin e8, der dir das gebeut, Und werde nicht nad) Hauſe wiederfehren mehr, Vevor id did) aus meines Landes Gränzen tried. Medeia. Weh, weh! So werd' ich hoffnungslos verloren ſein! Die Feinde haben alle Segel aufgeſpannt, Kein leichter Ausweg bent ſich uns aus dieſer Noth. Doch muß ich fragen, drückt mich auch ein ſchweres Leid: Weßhalb, o Kreon, treibſt du mich aus dieſem Land? 310 Medera, Streon. Ich fürchte, (was verhüllt' ich meine Worte nod ?) Du ſchaffeſt meiner Todter unheilbares Leid. Biel trifft zuſammen, was mich ſtimmt gu dieſer Furdt. Du bift in mander Tücke wohlgewandt und ſchlau; Dann grolljt du, dak dir dein Gemahl verloren ijt: Aud jagten meine Boten mir, du droheſt wns, Dem Vater und der Todter und dem Brautigam, Unbeil. Ich will mid bitten, eh’ uns dieſes trifft; Denn beffer ijt mir's, jegt von dix gehaßt gu fein, Als ſchwer zu ſeufzen, wenn id) mid) erweichen lief. Medeia. Weh! Nicht heut zuerſt, o Kreon, öfters hat mich ſchon Berückt die Meinung und geſtürzt in große Noth. Nie ſtreb' ein Vater, dem Verſtand im Buſen wohnt, Bu hoher Weisheit aufzuziehn der Kinder Geiſt; Denn außer daß ein Weiſer, weil er Muße liebt, Trig wird geſcholten, trifft thn auch Der Bürger Haß. Und wenn du Kluges vorgebracht, was nen erſcheint, Die Thoren nennen albern und nicht weife did: Dod, giltft du mehr als Andre, die fid) Titdhtiges , Bu wifjen ditnfen, folgt der Neid des Boltes dix. Ich felber trage meinen Theil an diefem Loos, Denn weil th flug bin, feinden mic die Einen an, Den UAndern bin id läſtig und mur wenig flag. Auch Ou beſorgſt, ich finne revel wider dich. Uns fürchte nicht, o Rreon, id din alſo nidt Geartet, daß id gegen Herrſcher ſündigte. Was thateft du mir Böſes? Du vermählteſt ihm, Bu dem's did) zog, die Todjter: meinen Gatten, ja! Medeia. 305 3hu haf i; dod du, mein’ iG, Haft hier tug gethan Und leinen Neid empfind’ id, wenn dir's wohlergeht. 315 Bermiblet euch, lebt glidlidg; dod mid laſſet hier Yonde wohnen: wenn mir aud Unredt gefdab, Ich werde ſchweigen, unterthan dem Stärkeren. Kreon. Du ſprichſt in ſanften Worten; dod bang ahnt es mir, Du fumſt in deinem Herzen uns Verderben aus. 320 Dejnuegen tran’ id minder jest als früher div. Dem Frown und Männern, welde raſch zum Borne find, SH leichter auszuweichen, als ſtillſinnenden. So fliehe ſchleunig, rede mir nicht weiter ſonſt; Ss iſt beſchloſſen, teine Lift erwirkt es dir, $25 “Dir, meiner Feindin, daß du bleibjt in diefer Stadt! Medeia. Bei deinen Knieen, bei der neuvermählten Braut — Kreon. Qu ſprichſt vergebens: nimmermehr bewegſt du mid! Medeia. Du treibſt mich fort, umd achteſt meine Bitten nicht? Kreon. Dich kam ich mehr nicht lieben, als mein eignes Haus. 330 van Medeia. Wie ler gedenk' id) deiner jezt, o Vaterland! Kreon. ng mir nad meinen Kindern weit das Theuerſte! 8 Medeia. th, eh! Den Menſchen ift die Lieb’ et groper Fluch. , Arcon. Fluch oder Segen, wie's das Schickſal wenden mag. Turvides d. Donne: LJ. Aufi. 2) 306 Medeia, Medein, Erfahre, Beus, wer dieſes Leides ſchuldig ift! Rreott, Entweide, Thirin, und erlije mid der Qual! Medeia. Ich dulde Qualen und bedarf nicht andrer noch. Arron. Bald treiben did) die Diener mit Gewalt hinaus! Mtedeia, Nur diejes nidt, o Rreon! Bd beſchwöre dich — ireon. Du willft, o Web, mir läſtig werden, wie es ſcheint Medeia. ) Ich werde fliehen; nicht wm dieſes bat th did. ſtreon. Wozu das Sträuben alſo, was verziehſt du hier? Medeia. Den Cinen Tag mur ginne mir zu bleiben nod, Um auszuſinnen, welden Weg id) fliehen fol, Wo meinen Kindern eine Bahn fig öffne, weil Der Vater unbefitmmert ijt um ihr Geſchick. Erbarm did) ihrer: denn du bift aud) Vater, Haft Aud Kinder; billig zeigſt du mitleidvollen Gum. Nicht meinetwegen forg’ id), wenn ich fliehen mug; Nur fie bewein’ ih, Dak der Unfall fie betraf, Streon. Mir ward mitnidten ein tyrannijd Harter Sinn; Aus jarter Sheu mr Hab’ ih Vieles ſchlimm gemadt. Aud nun gewahr’ ih wieder, dag ich feble, Weib; Gleichwohl erlangſt du diefes; doch ich fage dir: Wenn morgen Helios’ Fadel deine Söhn' und did Medeia. ) Rod imerhalb der Gränzen dieſes Landes fieht: Stirbſt bu! Gefproden ift es, und ein wahres Wort. Segt, muft du bleiben, bleibe nod den Cinen Tag; Heut thuft du nicht das Arge, das ih fürchtete. (ab.) Der Chor. Unaglitlides Weib! O Weh, daß did das graufe Verhängniß traf! Wo flicheft du hin? Weld gaftliger Port, Weld Haus, weld Land wird, Leidende, dir Rettend fig anfthun? Wohl hat did) ein Gott, o Medeia, geftitrat 38 HAlflos in die Wogen des Unheils. Medeia. Mir folgt das Unglück überall: wer läugnet 8? Dod wird es fo nidt enden; glaubt das nimmermehr! Biel Kämpfe harren diefer Neuvermählten nod, Und ihret Anverwandten tein geringer Schmerz. 370 Du ment, geſchmeichelt batt’ id dem jemals wmfonft, Und nicht on Vortheil oder Trug dabei gedadt? Rigt angeredet batt’ id) ibn, midt angerithrt! hot die Thorheit aber ganz den Ginn beritdt: 975 er fonnte, wenn er mid) hinaus gum Lande trie, Tit meinen Plan vereiteln, und mun gönnt ex mir og dieſen Tag hier, wo id) meiner Feinde drei SH iden wandle, Bater, Braut und Ehgemahl. Bege, fie gu tödten, bab’ id) viele; dod, $80 909 Seana, id weiß midt, welden ich betreten fol. S 1G von unten Feuer an der Braut Palaft? le? Oder bohr' ih ihr in's Herz den ſcharfen Stabl, Sum Hanſe ftill einſchleichend, wo ihr Lager ftebt? 20 * 307 298 Medeia. Sich ſchwer ihr Zorn, die, ſelten beherrſcht, Selbſtherriſch walten nach eignem Geſez. Biel glücklicher lebt ſich's in Gleichheit fort: Mir gönne das Schickſal, wenn and nicht Sm Glan, dod) fider gu altern in Nuh. Dem Gentigjamen ja wird ſchon jein Preis Jn dem Nomen allein, und das feligite Loos Iſt beſcheidner Genuß: nichts Gutes verjdafft Sn der Menſchen Geſchlecht unmäßiges Glüchk; Nein, größere Noth, wann über Dem Haws Gin Gott slirnt, bringt es dem Hauſe. Der Chor, (cilt berbet) Ich hörte die Stimm’, id) vernahm das Geſchrei Der verlajjenen Kolchierin. Sie hat nod) nicht fic) beruhigt? — O jprid, 35 Greifin! Am Thore vernahm ich ja jegt Jn des Hauſes Tiefe Geſchrei; Nimmer, o Alte, freu' ich mich Ueber des Hauſes Noth, Dem feindliche Looſe verhängt find, Die Amme. Nicht mehr iſt das Haus, hin all ſein Sti! Ex freite die fürſtliche Jungfrau fic, Und die Herrin verzehrt in dem ſtillen Gemach Shr Leben, mit freundlidem Zuſpruch kann Der Geſpielinnen feine fie troften. Medeia. (timer) Weh, fire durch's Haupt miv der himmliſche Strahl! Was brite mir nod) mei Leber Gewinn? <4 q ow Medeta. 299 Weh, weh mir! Endigen midt’ id im Tod, Pein tranriges Leben verlaffen! Der Chor. Stropbhe. (Reus, Lit und o Erde!) Bernahmft du den Ruf, Mit weldem die Unglückſelige laut Ihr Leiden beflagt ? Weld Heftiges Sehnen ziehet Dich hin yu dem Gatten, Thörin, Bejdlennigt des Lebens Ende? Erflehe du das nid! Wenn fid dein Gemahl Anderer Lieb’ ergeben; Rist grofle du ihm daviiber: Reud wird did an thm nod raden. Traure, jammre nidt lim den Gieliebten allzuſehr. Medeia. (innen) Themis und Artemis, ſchaut, ihr Erhabenen, was ich erdulde! Mit gewaltigen Eidſchwur band id ihn einſt, Den verfludten Gemabl. Ha, fab” id) einmal mit dem Hauſe zugleich Ihn felbft und die Jungfrau ſchmählich vertilgt, Tie Vermeifenen, die mir Coldes gethan! O Vater, o Heimat, denen ich ſchnöd Abjagte, naddem id den Bruder erjdlug! Die Amme. Frau'n, hort thy das Wort? Laut ruft fie empor Bu der ridenden Themis, fie ruft yu Bens, Der über Dem Eidſchwur rächend wad. 300 Medeia. Nein, mie läßt meiner Gebieterin Groll Durd mäßige Rade ſich ſühnen. Der Chor. Gegenſtrophe. 5 © käme fie, uns in das Ange gu ſehn, © daf fie vernahm’ aus unjerem Mund Gin erhetterndes Wort ! Es dämpfte den ſchweren Unmuth Vielleicht und die ſtolze Seele. Stets will ich den Freunden eifrig Zu dienen bereit ſein. Gehe denn, und her Führe ſie aus dem Hauſe, Mit freundlichem Wort zur Eile 5 Mahnend, eh fie den Ihren Leides thut; denn, ad! Schrecklich beſtürmt der Gram ihe Herz. Die Amme. Ich gehe nod ihr; wohl fürcht' ih, mir folgt Die Gebieterin nidt; Dod) nehm’ ih es dir gu Gefallen anf mid, Zwar ftiert fie fo wild nit der Löwin Blid, Die Junge gebar, anf die Sflavinnen hin, Wenn Cine fic) naht und ein Wort vorbringt, Wohl nennſt ou mit Redht unflug und verfehrt Das Geſchlecht, das ſonſt auf Erden gelebt: Sie haben Gefang bei frihlidem Mahl, Ber Tänzen und Hochzeitfeſten erdadyt Und das Leben erfreut mit den Tönen der Luſt; Dod Niemand hat nod) den ſchrecklichen Gram ) Mit der Saiten, des Lieds vieljtimmigem Rlang Medeta. 301 Bu verbannen gelehrt: drum rafft dad Geſchick In verheerendem Tod die Geſchlechter dabin. Bohl war’ es Gewinn, wenn jeglides Leid Und beilte das Lied: dod wozu frommt 5 Bei fröhlichem Feftmahl uns der Gefang? Denn mit Wonne berauſcht es die Sterbliden fdon, Winkt ibnen die Fille des Mahles. (eilt in's Sans.) Der Chor. Schlußgeſang. Ich vernahm ein Geſchrei, vielfachen Seufzerlaut: Helljammernd klagt fie an, verflucht 0 Des Ehebundes Verräther, den ſchnöden; Die Schwergekränkte ruft zu Themis, Zeus' Tochter, die des Eides wahrt, Die fie zu Hellas’ Ujern beriibergerithrt, 5 Tes unendliden Meeres Thor bindurd, Ueber nächtliche Wogen. Medeia. (tritt auf) Ihr Frauen aus Korinthos, ich verließ das Haus, Damit ihr mich nicht ſcheltet. Viele heißen ſtolz, Die Einen, die des Volkes Blicken ſich entziehn, 20 Tie Andern, die ſtets außen find; nod Andere Erwarben Schmach durch thatenloſe Ruhe ſich. In Menſchenaugen wohnt ja nicht Gerechtigkeit, Wenn Einer, eh' er wohl erforſcht des Mannes Sinn, Beim erſten Blick haßt, ohne daß ihm Leid geſchah. 25 Der Fremdling muß ſich fügen nach des Landes Art: Auch nicht den Bürger lob' ich, der in blindem Troz 312 Medeia, Zwar etwas Gutes hoff’ id) nimmermehr von dir; Dod frag’ ih, weil du ſchlechter dawn erſcheinen wirſt. Wohin mid wenden foll ih jezt? Bn des Voters Haus, Bum Baterlande, das td dir verrieth und floh? Su Pelias’ armen Tidtern? Schön empfingen die Wid, ihres Voters Mirderin, an ihrem Herd! Wohl ift es alſo: meines Hauſes Freunde find Wir gram, und Andre, welchen id) verpflidtet wor, Verrieth wh ow guliebe, daß jie Feinde find, iiir jolde Wobhlthat haft du mid) vor vielen Frau'n Begliidt in Hellas: einen wunderwiirdigen Und treuen Gatten hab’ ic) Ungliidjelige, Wenn id vertrieben aus dem Lande fliehen mug, Freundlos, verlaſſen mit verlajj’nen Rindern, Ha! Cin fetner Ruhm dem nenvermahlten Bräutigam, Ich, deine Retterin, und die Söhn' tm Vettlerfleid! Warum verliehft du, groper Bens, uns fidere WMerfinale, dag uns falſches Gold nicht täuſchen fon, Und driicteft fei Kennzeichen auf der Menſchen Leib, Un dem man unterfdeiden mag den ſchlechten Donn? Der Chor, Gin ſchwerverſühnbar angeftiimer Born entbrennt, Sobald mit Freunden Freunde fic) verfeindeten. Jajon. Rein ſchlechter Redner muß id fein, bediintt es mir, Nein, wie des Schiffes vielgewandter Steuermann, Mit hodgefpanntem Segel wohlbedadt, o Weib, Eniflieh’n vor dewer Bunge wildemportem Sturm, Bu prahlend rühmſt ou deine Gunjt, exjahre dem: ) Sh meine, Kypris wer allein von Göttern und Bon Menfden meine Retterin anf meiner Fabhrt. Me deta. 313 Dir ward cin Geift voll Schärfe; dod) gehäſſig ift Die Rede, zeig' id, daß der LiebeSgott did) zwang, Aus mentfichbar'n Mithen mid herauszuziehn. 525 Tod allſtreng erdrtern mag id dieſes nidt: Jn welder Art du Halfeft, immer war e8 gut. Run aber haſt du Größres, als du mir gewabhrt, on mir empfangen, wie id) dir beweiſen will. Lorerft in Hellas wohnſt du, ftatt in traurigen 530 Varborenlindern, lernteſt Recht und Sitte hier, Und dem Gees gehordjen, nicht der rohen raft; And fernt in Hellas Seder did als weife Frau, gewamſt du. Wem du ftets am fernſten Saum Ter Erde wohnteſt, witrdeft du niemals genannt. 335 6 aber wünſchte weder Gold im Haufe mir, Rog dag ih ſchöner ſänge felbft al8 Orpheus fang, Bem mat der Ruhm aud mein Geſchick verherclidte. <0 diel erwiedr' id fiber meine Thaten dir; Ten dy beganneſt dieſen Kampf der Worte ja. 0 X weil du meine Königsbraut mir vorgerückt, <0 werd' ich zeigen, erſtens, daß ich weiſe that, Dun, daß ich züchtig, daß ich dir wohlwollend mich “Tite ub meinen Kindern: hiv’ in Ruhe denn! : “adem ih bierher wandernd fam aus Jolkos' Land, “© Lieiat in hoffnungsloſes Ungemad verſtrickt: tg größres ungeahntes Glück erlangt’ id wohl, einer Königstochter Hand, ich Flüchtiger? HOt dir entfremdet, wie du mich beſchuldigeſt, Aug mat vor Sehnſucht um die neue Vraut entflammt, 500) Nog liitern aud, 3u mehren meiner Kinder Bahl; TM de id) Habe, find genug, td liebe fie: 314 Medeia. Nein, was das Größte, dah wir wohl in Ehren hier Und ohne Mangel lebten; demr id) wußte wohl, Daf jeder Freund dem Armen aus dem Wege gebt: Die Söhne wollt’ th wiirdig meines Stamms erziehn, Und Briider deinen Kindern gugejellen, fle Gleich ftellen beide, und den Stamm vereinigend, Des Glückes froh fein. Was bedarfſt du Rinder nod? Ich aber midjte durch die Ungeborenen Den ſchon Gebornen mizen; mein’ ich's alfo ſchlimm? Du ſagteſt da8 nicht, grollteft du nidt meiner Brant. Dod alfo feid ihr Frauen: wenn der Che Bund Durch Nichts getrübt wird, fühlt thr end) vollfonmmen wohl; Wenn dann ein Unfall ener Glück gu ſtören droht, @ilt eud das Befte, Schönſte, fiir das Feindlidfte. Nachkommen ſchaffen follten fi auf anderm Weg Die Menjdjen, nicht mehr follte fein der Frau'n Geſchlecht; So träfe memals Ungemad) die Sterblidjen. Der Chor. Wohl hajt ou, Jaſon, deine Reden ſchön geſchmückt; ) Dod) mir (und red’ id) deinem Sum entgegen and) Erſcheint es unvedt, daß du dein Gemabhl verriethft. Medeila. In Vielem bin ich andern Sinns, als Viele ſonſt. So ſcheint der höchſten Strafe werth ein Frevler mir, Der ſich in ſchöne Rede fein zu hüllen weiß. Unrecht zu ſchmücken wähnt er mit der Worte Kunſt, Und wagt ju freveln; wahre Weisheit iſt ihm fremd So fei aud du mat gegen mid in Worten glatt, Rein Redekünſtler; ſchlägt did) dod cin einzig Wort, Du mufteft, wenn du redlich warſt, eingehn den Bund, Naddem Ou mid) beredet, nicht geheim vor mix. 585 590 on © A o 600 Medeta. 315 Aaſon. Sin hatteft du bei dieſer Sade mir gedient, Entdeckt' id) dir die Ehe, du, dte men fogar Ben wilder Groll des Herjzens nicht bezwingen fann! Medeia. Nicht das bewog dich; nur mit mir, der Fremden, ſchien Die Ehe bis zum Alter dir nicht ehrenvoll. Jaſon. Dies darfſt du glauben: nicht aus Lieb’ erfor ich mir Die RNinigstodter, die ſich nun die Mteine nennt; Nein, wie ih vorhin fdon gefagt, ich wollte nur Did retten, wiinjdte königliche Brüder, einft Tes Haufes Size, meinen Kindern zugeſellt. Medeia. Kein glücklich Leben werde mir, das traurig iſt, Noch hoher Reichthum, welcher mir am Herzen nagt! Jaſon. Du thäteſt klüger, nähmſt du deinen Wunſch zurück. Schmerzvoll erſcheinen möge nie das Gute dir, Noch achte dich unglücklich, wenn du glücklich biſt! Medeia. Ja, höhne nur; denn eine Zuflucht haſt du ja: Doch ich, verlaſſen muß ich fliehn aus dieſem Land. Jaſon. Du ſelbſt erkorſt dies; klage keinen Andern an. Medeia. Was that ich? Freit' ich etwa, war dir ungetreu? Jaſon. Ruchloſe Flüche fluchteſt du dem Königshaus. Medeia. Und deinem Stamm auch hab' ich Unheil angewünſcht. 316 Medeia. Jaſon. Hierüber hadr' th weiter mor nicht mehr mit dir. Dod, willft du Hiilfe für die Kinder oder did Wns meiner Habe dargereidht anf eure Fludt; So rede: willig fpend’ ich euch mit voller Hand, An mandhen Gaftfreund Zeichen aud, dir wohlzuthun. Verſchmähſt du dies and, eine Thirin bift du damm; Dod mehr gewinnſt ou, läſſeſt du von deinem Horn, Medeia. Nicht deiner Gaſtfreund' Einer gdarf mir Hülfe leihn, Auch nehm' ich niemals Etwas an: o gib mir Nichts; Denn böſen Mannes Gabe bringt niemals Gewinn. Jaſon. So ruf' ich denn die Götter mir zu Zeugen, daß Ich Alles thun will, was den Kindern frommt und dir; Dod du verſchmähſt das Gute, ſtößeſt trozigkalt Von dir die Freunde; deſto ſchlimmer büßeſt du. (ab.) Medeia, Meh hin! Die Sehnjudt nad der junger Braut zerreißt Dein Herz, verziehſt Ou lange vor dem Hauſe nod: Geh, freie fie; du feierft (Witter, mat es war!) Wohl fo die Hochzeit, daß Ou fie verwÿnſchen wirſt. Der Chor. Erſte Strophe. 520 Wenn Liebe ſich über das Riel verirrte, hat fie Manners mie Wiirde verliehen und Ruhm; dod) wenn fie befdeiden genug hat, Aft Der andern Gittinnen feine fo reizvoll, Sende memal8, Königin, wider nud) vom goldnen Bogen Deinen fidern Pfeil, getaudt in Sehnjudt! Medeia. 317 Erfte Gegenftrophe. 625 Mid) ſchmücke beſcheidener Sinn, der Götter ſchönſte Gabe, 630 635 640) ftets! Mige yu feindlidem Groll, unerfittlidem Zwiſte dod) miemals Mein Gemiith die midtige Kypris entflammen Andrer Frauen wegen; und friedlide Liebe pflegend, ſchlichte Cie mit weifem Sinn der Chen Rwiefpalt! Bweite Stropbe. Hermijdes Land, viterlig Haus, Rie mig’ id von eud) verbannt fein, Um Giilfeberaubt umd rathlos Durd die Welt zu irven, Schmachtend in kläglicher Noth! Jn den Tod, in den Tod yu gehen wänſcht' id, (Fhe diefes Loos ſich an mir erfiillt: Tenn Der Heimat beraubt zu fei, Nenn' th der Uebel größtes. Bweite Gegenftrophe. Sahn wir es dod, hörten es nicht Aus Anderer Mund erzählen: Kein Land ja, der Freunde keiner, Fühlt' um did) Erbarmen, Tie dad Umſägliche litt. Tod trejfe den Frevler, der Die Freunde 5 Nicht verehrt, des reinen Gemüthes Thor Willig öffnend dem Leide! Nie Werd' iG des Mannes Freundin! Aegeus. Medeia, Heil dir! Wohl vermag der Freund dem Freund Mit einem ſchönern Gruße nicht zu huldigen. 318 Medeia. Medeia. 50 Auch dir, Pandions edler Sohn, des Weiſen, Heil! Bon wannen, Aegeus, kommſt du her in dieſes Land? Argeus. Von Phibos’ altem, gottbetrautem Seherſiz. Medeia. Was führte nad der Erde heiligem Nabel did)? Wegeus, Ich forſchte, wie mir mig’ erbliihn der Kinder Saat. Medeia. O Gitter! War dein Leben bisher finderlos ? Aegeus. Wohl gönnte keine Kinder mir ein herbes Loos. Medeia. Ward ein Gemahl dir, oder lebſt du unvermählt? Aegeus. Nicht ungebunden bin ich durch der Che Joch. Miedeia, Was fagte Phobos in Betreff der Kinder dir? Wegens, | Cin Rathfel, dunfler, als eur Menſch eS fajjen lann. Medcia, Und darf id) wiffen, was der Gott dir offenbart? Vegens. Gewif, da mer ein kluger Sinn e8 denten mag. Miedeia, Was aljo fagt’ er? Rede, wenn ich's hören dary. Aegeus. Des Schlauches Ende löſen ſoll' ih nicht, bevor — Medeia. 665 Du was gethan Haft oder famft im weldjes Land? Medeia. 319 Wegeus. Bevor id wieder angelangt am BVaterberd. Medea. Ronad verlangend ſchiffſt du nun in diefes Land? Megeus. Cs lebt cin Pitthens, Herrider im Trözenerland. Medeia. Gn Sohn des Pelops, fagen fie, der frömmſte Mann. Wegeus. 670 Ihm will i Phöbos' Seherſpruch verkündigen. Medeia. Ring iſt ex und mit ſolchen Dingen wohlvertraut. Aegeus. Von allen Kriegsgenoſſen mir der theuerſte. Medeia. Eo lebe glücklich, was du wünſcheſt, werde dir! Aegeus. Was zehrt an deinen Gliedern, tritbt dein Auge fo? Medeia. 675 Aegeus, der Gatten ſchlimmſter ward mir angetraut. Aegeus. Bie fagft du? Deutlich nenne mv, was did betritbt. Medeia. Mid trantt der Gatte, weldem id fein Leides that. Aegeus. Durch welche Handlung? Sage mir's noch deutlicher. Medeia. Daheim gebietet neben uns ein andres Weib. Aegeus. 680 Gx hatte wirklich ſolche Frevelthat gewagt? 320 Medeia. Medeia. Gewiß; und mich verſchmäht er, die er einſt geliebt. UAegeus. Um andre Frauen brennend? Oder haßt er did)? Medeia. In wildem Wahnjinn glüht ex, weif vom Trene Nichts. Wegqrus, Nun, fpridft Ou Wahrheit, fahre hin der Böſewicht! Medeia, 5 Mad einer königlichen Braut geliiftet ihn. Wegeus. Und wer vermahlt die Todter ihm? Sprich Wes aus. Medeia, Kreon, der König über dies Rovintherland. Meqeus. Dann ijt es wohl verzeihlih, daß du trauerſt, Weib. Medeia. Sd bin verloren; und zudem vertreibt man mud. Aegens. Wer das? Du nennjt etn andres neues Ungemach. Wiedeia. Kreon vertreibt mid) aus dem Yand als Fliidtige. Weqeus, Und duldet Jaſon diejes? Auch das lob’ ich nicht. Wiedeia, Dem Scheine nad mat; dod) um Herzen wünſcht ev es, Darum beſchwör' ich flehend did) bet diejem Rum, Bei Deine Knieen fleh’ ich ſchuzberaubte dix; Erbarm', erbarme did) der Unglüchkſeligen, Und tag mid nicht verlaſſen ausgeſtoßen fem; New, nimm in’s Land an Ddeines Hauſes Herd mid) any! Medeta. So werde dir die Liebe durd der Götter Huld 00 Fruchtbar an RKindern, du beglitdt im Tode nod! Roh weikt du gar nicht, melden Fund du hier getharr: 3h fdaffe, dak dir eine Rinderfaat binfort Erbluhe; ſolche Zauber find mir wohlbekannt. Aegeus. Um vieler Gründe willen werd' ich dieſe Gunſt '05 Dir gern erzeigen, erſtlich, Weib, aus Götterfurcht, Sodam der Kinder wegen, die du mir verſprichſt. Denn wabrlid hierauf ridt’ iG all mein Sinner mv. Dod alfo fteht es: wenn du fommft in mein Gebiet, Dann ib’ id redlid) treue Gaftlidfett an div. 110 So viel indeffen fag’ id dir vorber, o Frau: Ich führe did) aus Diefem Lande nicht hinweg; Dod wenn dir felbft in meines Haufes Räumie trittft, So bleibſt du fider, Keinem geb’ ich euch dabin. Mur aus dem Land hier ziehe du freiwillig fort; 415 enn ohne Tadel möcht' ich aud vor Fremden ſteh'n. 7 Medeia. So ſei es! Doch erlangt' ich dafür Sicherheit, So hät' ich Alles, weſſen id von dir bedarf. Aegeus. Wie? Hegſt du Mißtrau'n? Oder was beſorgſt du noch? Medeia. _ Dir trau ich; doch die Peliaden haſſen mich 720 Und Kreon. Banden Schwüre did, dann webrteit du, Daf diefe mid) entführten aus Athene's Land; Und wie Du mir gelobteft und den Göttern ſchwurſt, <0 bliebft du Freund mir, ließeſt nicht durch Feindeswort wo: Dif iberreden. Bin dod) id ein ſchwaches Weib, e) Und Sene madtig und von königlichem Stamm. Cxrivides yp. Donner. 1. 3. Aufl. 321 21 §22 Medeia. Aegeus. Du zeigſt in deiner Rede viel Vorſicht, o Frau; Dod wenn es aljo dir gefallt, ih weigr’ es nid. Denn meine Sachen ftehen fo gefiderter, Hab’ id) vor deinen Feinden Die Ausrede mur, Und aud) Die Deine: ſprich, Det wem id) ſchwören ſoll. Medeia. Beim Grund der Erd' und meinem Ahnherrn Helios Und aller Hunmelégitter Macht beſchwöre mir — Wegqens, Was auszurichten, oder was zu laſſen? Sprich! Medeia. Nie wollft du felbjt mid) treiben aus Athene's Lond, 5 Nod, wenn ein Widerfader mich entfithren will, Hierin, fo lang du lebeft, ihm zu Willen fein. Aegeus. Bet Gia ſchwör' ih, bei dem Strahl des Helios Und allen Göttern, nadguleben deinem Wort. Miedeia, Meng: und bridft du diejen Cid, was büßeſt du? Aegeus. Die Strafe, die Dem Gottverächter widerfährt. Medela. Zieh' hin in Freuden! Wohlbeſtellt iſt Alles mun: Ich eil' im deine Stadt ſogleich, vollbradt’ id) erſt, Was ich beſchloſſen, und erreicht' ih, was id) will, Der Chor. So leite did) Maja's herrſchender Sohn Nad Haus; froh migft du vollendDen das Werf, Auf Das du bedadt in die Heimat eilft! Medeia. 323 Jd hab’, Acgens, Als waderen Monn did erfunden. (Megeus ab.) RMedeia. O Reus, 0 Dite, Todter Zeus’, und Helios! Db Ruhmvoll beſiegen werd’ id) meine Feinde mun, Ihr theuren Frauen, id betrat die redhte Bahn; Run darf ih hoffen, büßen meine Feinde mir. Denn diefer Mann erſchien fiir unfern Racheplan Cin fidrer Hafen, als die Noth am griften war; > Un dieſes Ufer knüpf' id feft mein Stenertan, Wenn i zu Pallas’ hoher Stadt und Burg gelangt Und mm eröffn' id alle meine Plane dir; Lod nicht zu Hiren hoffe, was did) freuen wird. Zu Jaſon fend’ id eine meiner Stlavinnen, SO Und bitte, dag er fomme vor mein Angefidt; Mit ſanften Worten körn' id ibn, erfdeint er dann, Auch mir gefalle dieſes wohl; ich rühme laut Die Königsehe, der er uns zum Opfer gibt, ss _ Renn’ es heilſam Wiles und wobhlausgedadt. Rin fiir die Söhne bitt' ih, daß fie bleiben Hier, hen fie zurückzulaſſen auf dem feindlidjen Ne ete, daß fie ein Gefpitt der Feinde ſei'n, Fein, um die Braut zu morden durch Betrug und Lift. © i mt Gejdenten fend’ ich ihr die Kinder zu, Faß Bier su weilen ihnen nod) geftattet fei; Senn fie Den Schmuck nimmt und darein die Glieder hiillt, o Wird ſie gräßlich enden und wer ſie berührt; wn Jolche Gifte tauch' id cin dad Brautgefdent. __ Tog dieſer Rede werde Hier ein Riel gefest. (is BG aber, welde That ig dann vollbringen mug, 21* 324 Medeia. Sdaudr’ id gu ſagen: meine Kinder muß ih felbjt Ermorden; Niemand rettet fie von Todesnoth. Und wann id) Jaſons ganzes Hans verwwilftete, Entflieh’ id aus Rorinthos, fliehe vor dem Blut Der theuren Kinder, wenn id) that das Griglidfte. Denn Feindes Hohn ertragen fann id nimmermehr. Was frommt das Leben? Fahr' es hin! Rein Baterlan Kein Haus mit offen, fetne Rettung aus der oth! Ich feblte damals, als id meiner Whnen Hans 5 Verließ, beredet durch des falſchen Mannes Wort Aus Hellas, der mit Götterhülf' uns büßen wird, Denn lebend ſchaut er nimmermehr die Söhne, die 3G ihm geboren, and) die Newvermiihlte foll Ihm feine Kinder ſchenlen, da die Schlimme ſchlimm | Hinfterben mug, von meinen Zauberei'n umſtrickt. © wähne Miemand, dag th ſchwach und feige fei Und rubeliebend; immer war id andrer Wt, wurdtbar den Feinden und dew Freunden wohl gefinnt; Denn folder Menſchen Leben front der hoöchſte Ruhm. Der Chor. Nachdem du deine Plane mir geoffenbart, So wünſch' ih dir zu niger, und der Sterblidjen Geſez verehrend, mahn' id) ab von dieſer That, Medeia, Du ſtimmſt mid) miemals anders; dod verged’ ih di, Was du geſprochen; denn du leideft mit, wie th. Der Chor. Du willft es magen, Dem Geſchlecht yu mordem, Frau? Medcia. So kränk' ich meinen Gatten auf das bitterfte. Medeta. 325 Der Chor. Dod wirft du felbft der Frauen ungladfeligfte. Medeia. Ge fei! Bu viel ift Wes, was ihr weiter fpredt. (gut Amme) Woblauf, und gee, rufe mir den Jaſon her; 05 Deu did gebraud’ id) überall, wo's Treue gilt. Dod Nichts verrathe, was von mir befdjloffen ward, Benn du cin Weib bift und der Herrin zugethan. Der Chor. Erfte Stropbhe. Erechtheus Sine, beglitdt von Alters her, Shr, die Kinder feliger Götter, im Land, 810 Dem heilig unverwilftbaren, wo iby am Born Herrliger Weisheit trantt, und ftets in dem beiterften Licht Des Acthers fanft hinwandeltet, wo die geweihten Ram Pieriden, die Muſen, wie fie fagen, Cnt Harmonia trug im Sdoofe : ; Erſte Gegenftropbhe. S15 Bo Rypria von des Kephiſſos reigender elle ſchöpft', (erzählt man,) und über das Land Himwehen ließ mildathmenden, ſäuſelnden Hauch tiſederfliegender Lufte, dann in die Locken ſich ſtets Crwand die lieblichduftenden Roſengewinde, 820 Und die Gefpielen der Weisheit ſandt', Croten, Remnigfattiger Tugend Helfer! . Zweite Strophe. Bie ſol did) ein gaftlides Land, Oder der heiligen rime Stadt empfangen, 825 Die Mörderin deiner Rinder, 326 Medeia. Unheilige, did), bei Reinew? Enwige der Sohne Mord, Die ſchreckliche That erwige! Ad, alle — bet deinen Knieen Beſchwören wir alle did: Nicht morde die Rinder! Swerte Gegenftrophe. Wie wirft du mit trozigem Muth Gegen die Söhne dir Hand und Herz bewaffnen, 35 Bum gräßlichen Morde ſchreitend? Wie magſt du die Kinder anſehn, Und hemmen die Thrän', und nicht Ablaſſen vom Mord? Du kannſt nicht, Wenn flehend vor dir die Knaben ) Hinſinken, in Blut die Hand Eintauchen mit Gleichmuth. Jaſon. Du riefeſt mich: hier bin ich! Denn obwohl du grollſt, Gewähr' id) dennoch dieſen Wunſch. So laß mid denn Vernehmen, was du Neues, Frau, von mir begehrſt. Medeia. Ich bitte, Jaſon: was ich vorhin ſprach zu dir, Vergib mir; billig iſt es, daß du meinen Zorn Erträgſt, nachdem wir Liebes uns ſo diel gethan. Ich ging in meinem Herzen mit mir ſelbſt zu Math, Ich habe mid) gejdolten: wad, Unjinnige, Ergrimm' id, raj’ ih, wo man mir dad Gute vith? Warum befeind’ id diefes Landes Könige Und meinen Gatten, der an und das Bete that? Die Fiirftentodter freit er, meuren Söhnen zeugt 835 360 $65 $70 375 3380 Medeia. 327 Gr Brũder: und ich ſollte nicht vom Zorne ruhn? Was groll' ich, da die Götter mir das Glück verleihn? Und hab' ich keine Kinder, iſt mir unbekannt, Daß wir verbannt und flüchtig, ohne Freunde ſind? So dacht' ich und erkannte, daß unüberlegt Mein Thun geweſen, daß ich thöricht euch gegrollt. Nun lob' ich's, acht' es kluggethan, daß Solche du Uns als Berwandte zugeſellt: ich Thörichte, Ich Hatte ſollen deines Plans Genoffin fein, Ihn fordern Helfer und an deinem Lager ftehn, Mid freuen ſollen, felbft zu ſchmücken deine Braut. Wir find mm einmal, wie wir find, — ih fdelte nicht — Sind Weiber: alfo mußt du nidt den Böſen es Gleichthun; vergilt nicht thöricht Thun mit thoridtem. Ich gebe nad, befenne, dag ich's ſchlimm gemadt Damals; indefjen tiberlegt’ ich's beſſer mun. O Kinder, Kinder, kommt ju mir, verlagt das Haus, O fommt, umarmt ibn, fiiffet ign, und redet an Mit mir den Vater, und vergeffen fet zugleid Tie alte Feindfdaft; aud) die Mutter ijt verſöhnt, Und Friede waltet zwiſchen uns, der Groll verſchwand. Grgreift de8 Vaters rehte Hand! — Wel, webe mur, Sedenf id deffen, was id tief verbergen mug! — © meine Kinder, werdet ihr dte liebe Hand Noch flange fo mir reihen? — Bh Unfeltge, Mein Auge fGmerzt von Weinen, ich bin voller Furdt! Mit eurem Vater ausgefdhnt nad langer ett, Rez” ih dDie zarte Wange mit der Thranen Glut. Der Chor. Hell braden mir. aud Zabren aus dem Auge vor: Und fonnne nur nicht größres Yeid, als jest, auf eud! 328 Medeia, Jaſon. Dies fob’ ih, Weib, und daß du grollteſt, tadl' i nicht Denn billig zürnt dem Gatten wohl der Frau'n Geſchlecht Der heimlid) einer Andern fig im Lieb’ ergab. Nun Hat dein Herg ſich umgewandt gum Beſſeren; Du haft dod) Einmal endlich div den wiirdigern Entſchluß erforen: alfo thut cin fluges Weib. Dod cures Wohl, o Sohne, wor der Vater jdon Durd) Gotterhuld voll jarter Sorgfalt emgedent; Denn ihr, ich Hoff’ es, werdet im Rorintherland Mit euren Briidern nod) dereinft die Erſten fein. So wachſet fröhlich: alles Andre ſchafft fiir euch Der Vater, ſchaffen Gitter, die uns gnädig find, © möcht' id) glücklich euch an's Biel der Mänmlichleit Gelangen, einſt als unfrer Feinde Sieger ſehn! — (ju Medeia) Was nezt die Thräne wiederum das Auge dir? Die blaffe Wange wendeft Du von mir zurüch, ) Und nimmft die Worte, die id) fprad, nicht freudig auf. Medeia. Nichts ift e&: id) gedadjte nur der Kinder Hier. Jaſon. Um dieſe trag’ id) Sorge ſchon; fei gutes Muths. Medela. Ich bin es und mißtraue deinen Worten midt, Jaſon. Was weinſt du dann fo ſchmerzlich um die Kinder? Medeia, Ich 05 Gebar fie. Als du wünſchteſt, dag fie wohlgedeihn, Da dacht' ih jammernd, ob ¢8 and gefdehen wird, Medeta. 329 Schwach find die Frauen und gu Thränen fteté geneigt. Dod von den Dingen, derenthalb id did) befdied, Bernahmſt du Eines: hire nun da8 Andre nod. 10 Beil mid) der König aus dem Lande ziehen Heift, Und das fiir mid das Befte, wohl erfenn’ id es, Damit ich dir nidt oder ihm im BWege fei, Tenn, bleibend, ſchien' tH immer eures Hauſes Feind: So ſcheid' iG felbft und fliehe fort aus diefem Land; 15 Dod daß die Kinder deine Hand erziehen mag, So bitte Rreon, dak ex fie im Lande läßt. Jaſon. zu bered' ich ſchwerlich ihn; doch ſei's verſucht! Medeia. So ſende doch nur deine Braut zum Vater hin, “ihn anjuflehen, daß er fie im Lande läßt. Safon. 920 Es fei: umd fie gu überreden glaub’ ich wohl, Rem fie gefinnt ift, wie Die andern Frauen find. Medeia. Lei ditjer Mühe will id) ſelbſt dir Hülfe leih'n, Bill ihr Geſchenke fenden, die, id) weiß gewiß, ; Yon allen auf der Erde weit die ſchönſten find, 925 Gin feines Feſtkleid, einen goldgewobnen: Kranz Shr durd die Kinder fenden. Hole denn jofort Tet Dienerinnen eine mir den Schmuck herbei! Klüchelig wird ſie, tauſendfach, nicht Einmal nur, Ti did, den beften Helden, zum Gemabl erhalt, 930 Tit mun den Schmuck errungen, den einft Helios, Tte Raters Vater, feinen Enfeltindern gab! Xebun bier die Hodgeitgaben, Söhn', in eure Hand, 330 Medeta. Und bringt der finigliden Braut, der glücklichen, Sie dar: emtpfangen wird fie nidjts Verächtliches. Jaſon. 5 Warum, o Thörin, ſchenkſt du das aus deiner Hand? Du meinft, an Golde mangl’ es wohl im Königshaus, Un Feſtgewändern? Schenke Nits, Hehalt’ es dir. Dent wenn die Braut mid ihrer Liebe wiirdig Hilt, So zieht fie mid, das weiß iG, allen Schäzen vor. Medeia. Nicht alſo! Gaben, heißt es, freun die Götter aud, Und tauſend Reden übertrifft an Macht das Gold. Ihr lacht des Glückes Fülle, ſie erhöht ein Gott, Die junge Braut herrſcht; aber mit dem Leben ſelbſt, Nicht bloß mit Golde, kauft' id) ab der Sihne Bann, Dod mm, o Kinder, geht Hinein in’s reide Haus; Die neue Frau des Vaters, meine Königin, Fleht an, erbittet, daß man end) Hier bleiben läßt, Und reicht den Schmuck ihr: denn vor Allem thut es No Dag fie mit eignen Handen mein Gefdent empfäüngt. 50 Gebht ungeſäumt; nad wohlbeſtelltem Werfe bringt Erwünſchte Kunde deffen, was die Mutter hofft. (Sajon ab mit den Aindern. Der Chor. Erſte Strophe. Nun Hoff’ id) die Söhne nicht lebend mehr zu ſchaun, Nimmermehr! Sie gehen bereits in den Lod Hur. Einen Kranz, goldfuntelnd, empfängt die Vermählte, 5 Ihren Fluch empfängt die Arme, Und in das blonde Gefledt Der Locken heftet fie des Todes Schmuck mit eiguen Haden. Medea. 331 Erfte Gegenftrophe. %p Bo wird fie der göttliche Glanz anloden, ſich dem Feſtlleid und mit dem Kranze zu ſchmücken: ſie ſchmückt im Hades ſich bald gu dem Brautfeſt. wird ſie, ach! in ſolches Bw exmworden die Söhn' wm das bräutliche Bett, Inm welchem der frevelnde Mann Der Andern beiwohnt und dich verſtoßen! Der Hofmeiſter. (mit den Kindern) DO Herrin, deine Söhne find vom Bann befrett, Und froh empfing die königliche Graut von uns 280 Tie Gaten: Friede haben nun die Kinder dort. XG) Der Chor. Der Hofmeifter. Bet ſtehſt du ba fo traurig, da Dir Freude ward? 332 Medea. Medeia. Weh, weh! Der Hofmeiſter. Bu meter Botſchaft ſtimmen ſolche Laute midt. Medela. Und aber weh mir! Der Hofmeiiter. Meldet’ id ein Ungemad ? Ich hoffte, Frohes kundzuthun, und tüuſchte mid? Medeia. Du meldeft, was du melden mußt; did) felt’ wh nicht. Der Hofmeijter. Was ſenkſt Ou denn die Blide, bricdft in Thranen aus? Medeia. Nothwendig, Alter, muß id) dad; denn Solches bat Ein Gott und mein verkehrter Sinn mir zugetheilt. Der Hofmeiſter. Getroſt! Zu deinen Kindern kommſt and Ou nod Hein. Wiedeia. Und Andre firdr’ th früher heim, id) Elende. Der Hofmetiter, Du wardſt von deinen Kindern midt allem getremt: Was ihm verhängt ijt, trage leicht der Sterblide! Miedeia. Das will id: aber gehe mum in's Hans hinein, Und forge fiir die Knaben, wie du täglich mußt. O Kinder, liebe Kinder, ihr habt Haus und Stadt, Wort ihr wohnen werdet, mich Unglückliche Berlajjend, eurer Mutter allegeit berawbt: 3h aber wand’re flüchtig aus in fremded Vand, Bevor id) froh ward ener und end gliidlid jab, Me deta. Bevor ih Hodjeitlager und die junge Brout ich fmildte, Hochzeitfaleln trug an eurem Felt. 3 — — war! Kinder, hab' ich denn euch großgenährt, ring in Miihen abgeharmt, ual ertragen, als id) etd) gebar! id Jammervolle mich mit Hoffnungen im Alter wiirdet ihr mid) pflegen einft, Tish wohl beftatten, wenn id) abgejdieden bin: | Menſchenloos! Your ift fie bin, | “1010 Die iage Sorgfalt; ewer werd’ id) nun beranbt, Und eb’ ei qualvoll Leben, mir zur Trauer nur. Spr werbet exre’ DRutter nie mu Augen mehr Griliden, in ein andres Leben ſcheidet ihr. 24, od! Warum, o Sinder, blickt ihr fo mid ar? * Das lachelt ihr mit eurem lezten Lächeln mir? Beh, was beginn’ ich? Herz und Muth entſchwinden mir, Ben ih, o Frau'n, der Kinder heitres Auge ſah. ein, mein, i fam nidjt! Fahre wohl, mein voriger Guighlug! Die Kinder führ' id) ans dem Lande weg. 19) Bos brand’ ih, dag ihr Vater um thr tribes Loos Sich hikemre , — bittres Leid mir anzuthun? Nein, nimmermehr! Fahrt hin, Entſchlüſſe, fahret hin! — Bas aber thn’ if? Soll man mid verladen, dap Sh meine Widerjader ungeſtraft entließ? 1025 Gs mug gewagt fein! Ueber mid) Feigherzige, Den weiden Worten Raum gu leihn in meiner Bruſt! Geht, Kinder, geht in’s Hans hinein! Wem's nicht geziemt, Dem Opfer anzuwohnen, der entferne ſich: Midst urd ein feig Erbormen ſchänd' id meine Hand. 4g, ah! 534 Medeia. 1030 Nein, nein, o Seele, denle dies Verwegne nidt! O laß die Kinder, fdone fie, Unfelige! Mit dir im Bane lebend, find fie Wonne dir, — Nein, bei den Radegeiftern dort in Hades’ Nat! Nie ſoll's gefdehen, daß id) meine Kinder ſelbſt Hingibe, meiner Widerjadher Spott gu fein! Das ift beſchloſſen, da8 befteht uUnwandelbar. Sdon auf dem Haupte mbt der Kranz, in meinem RK Stirbt ſchon die lönigliche Braut, id) weiß gewiß. So geh' ich mun den jammervollſten Weg dahin, Und dieſe feud’ id) einen jammervollern nod). Nod) einen Gruß den Söhnen! Meidt, o Kinder, Der Mutter eure Rechte, fie yu küſſen, dar. O liebe Hinde, lieber Mund, liebreizende Geftalt, o meiner Kinder edles WAngefidt! Ja, werdet glidlid, aber dort! Der Grde Gtiid Nahm end der Vater. Lieblich hold Umfangen, ad), Du ſüßer Hand des AUthems, weider Wangen Moth! Geht, geht, o Kinder: id) vermag nicht Langer mehr Sud angubliden, id erliege meinem eid, Wohl Fil’ ih, welden Gräuel id vollbringen will; Dod) fiber mein Erbarmen fiegt des Zornes Wurth, Die ftets die größten Leiden bringt den Sterblichen. (ab mit Den Sindern in den Palajt,) Per Chor. In die Tiefen der Weisheit hab’ ich mid) oft Schon ſinnend vertieft, und kühner gefimpft, 55 Bu durdforfdhen die Wahrheit, als es geziemt Dem Geſchlechte der Frawn: dod Sinn und Geiſt Ward uns aud) verliehn, und die Muſe beſucht, Medeia. 335 Ret ethei uns, — nicht jegliche zwar; 106 Pa menge Der Art fändeſt du wohl ' ber Reape heraus: — Br ficken die Zunſte der Muſen. fo lag’ ih es denn: ein Sterblider, der ® dig Der EH’ hinlebt und nie 065 > Odtommen gezeugt, ift glidlider, als, er Rinder erzielt. Wer feine gezeugt, lebt, fidjer und frei On manderlei Mihn, fein Leben dabin; erfuhr memals, ob, Vater gu fein, Ums Freud’, ob Summer bereite. 0 Bern aber im Hans ein holdes Gefdledt Wor Kindern erblüht, den feh’ id vergehrt Wort Bekümmerniß all fein Leben hindurd. Srft mug er forgen, fie gut gu ergiehn, Und dog er ein Erbgut laffe zurück; yin Damn weig er niemalé, ob er fidd aud Für wadere, nidt Tike entartete Kinder geängſtigt. Log Eins nod nenn' ich von Alem zulezt, Witt die Sterbliden all’ ein hartes Geſchick. 1080 Zu genügendem Wohlſtand fam er empor, Untadetig blühn, vollfraftig erftartt, Ihm die Söhne heran: zeigt nun ſich ein Gott Jeindſelig, wie hier, dann raffet der Tod F Xn des Hades Nacht ihm die Kinder hinab. as frommt's nun, daß zu dem übrigen Leid Ud dies nod, dieſen entſezlichſten Schmerz m der Kinder Verluſt, NE Sterblichen fügen die Götter? 336 Medeta. Medeia. Schon fang des Ausgangs harr' id Hier, geliebte Frau'n, Und blide nod dem Hauſe, wie's dort ender wird, Dod mut gewahr’ id Cinen dort fid) nähern uns Der Diener Jaſons; fein erregter Uthent zeigt, Gr wird ein nenes Webel uns verkündigen. Gin Bote, Du, die fo ſchwere, graujenvolle That veritbt, Medeia, fliehe, fliehe, nicht ein ſchwimmendes Fahrzeug verſchmähend, nod Der Mader raſchen Flug! Medeia. Wags ift geſchehen, daß du mahnſt zu folder Flat? Der Bote. Todt ift dte königliche Braut, aud Kreon ftard, She Vater; deine Zauberei'n entfeelter fie. Medeia. Die ſchönſte Botſchaft bringft du mix, und wirſt dafiir Fortan von mir Wobhlthiter, wirft mein Freund genannt, Der Bote. Wie fagit du? Denkſt du richtig, Weib, und raſeſt nit? Du hajt das foniglihe Haws mit Schmach bededt, Und hörſt es freudig, und dir graut vor Soldem mat? Wredeia. Jd finnte wohl auf deine Worte Mancherlei, Mein Fred, erwiedern; aber eile nit jo fehr: Erzähle, wie fie ſtarben; Doppelt wirſt ou mid Srfreuen, wenn ihr Lebensende ſchmerzlich war. Det Bote. Als mit dem Vater deiner Sohne Boar erjdjien, 1110 Und im der Braut Gemächern eingetreten war; Da frenten wir uns alle, die dein Leid betrübt, Medeta. 337 Six Diener: vielfach raunten wir uné gleid in's Obr, en alten Rwift mit Jaſon hab'ſt du beigelegt. Yer Cine Hift die Hinde, der da8 blonde Haupt Der Rnaben; und id folge felbft ihm freudenvoll Mit deinen Kindern nad der Frau'n Gemächern hin. Are Herrin, die wir ehrem jegt an deiner Statt, Ließ, eh fie deiner Söhne Paar anfidtig ward, Anf Jaſon frendig liebevoll die Blide ruh'n; Dod dann mit Einmal dritdte fie die Augen zu, Und wandte fen ihr blaſſes Angeſicht zurück, WSs deine Söhn' eintraten: aber dein Gemahl, Vemiiht, dex Sungfrau Bienen abzuwehren, ſprach Die Borte: „Feindlich haſſe nicht die Freunde mebr, D Laß cb zu groflen, wende mir dein Auge zu, Und adte die fir Freunde, die dein Gatte liebt: Rimm igre Gaben, flehe, dag dein Vater, mir Julithe, meinen Kindern bier den Bann erläßt.“ Und fie, den Schmuck erblidend, hielt fid nimmermehr, 30 Verſprach dem Gatten Alles, und bevor er nod Rit deinen Kindern weit entfernt vont Hauje war, Rahm fie das bunte Feſtgewand und legt? es an, auf die Locken ſezte fie Der golduen Kranz, ; Trat vor den blanten Spiegel Dann, und ordnete 35 Tus Haar, und lächelt' heiter an ihr todted Bild. m Throne drauf erftand fie und durdwandelte Die Dalle, leicht Ginfdreitend mit dem weigen Fup, Und iberfroh der Gaben, oft und mandesmal 8 Auge weidend an der hohen Woblgeftalt. 40 Nun aber gab’s ein kläglich Sdaufpiel angufehn. ſchnell die Farbe wedfelnd, taumelt fie zurück, u allen Gliedern bebend, und gelangte kaum Curivides v. Donner. J. 4. Aufl. 22 338 Medeia. = Bum Throne wanfend, eh fle gang zu Boden fant. Und eine graue Dienerin (die glaubte wohl, ) Ban's oder andrer Witter Zorn befalle fie,) Erhob ein lautes Beten, his fie weigen Schaum Um ibre Lippen, und den grag verdrehten Blick Der Angen, und die Wangen jah blutlos und bleid. Da ſtöhnt fie bittre Klagen aus ftatt eifriger 50 Gebete: gleid) lief Cine nad des Vaters Haus, Die Andre nad dem neuvermählten Bräutigam, Das Leid der Braut zu melden; und von eilenden Fußtritten dröhnte ringsumbher das ganze Hane. Nun Hatt’ ein raſcher Läufer wohl das Riel evreidt, Der anf der weitgeltredten Bahn die Füße Hebt: Da fuhr die Gammervolle, die lautlos und ftarr Mit zugeſchloſſ'ſnen Augen lag, wildſtöhnend anf; Denn dDoppelt zog Berderben wider jie heran, Der goldne Kram wm thre Schläfe, (wunderbar!) 1160 Gr ftrdmte Gluten Feuers allvergzehrend ans; Das feine Mleid, das deine Kinder ihr gebradt, Schmiegt an der Armen weißes Fleifd ſich gehrend an. Sie flieht, vom Thron anffpringend, durd die Fl erfaßt, Und ſchüttelt hierhin, ſchüttelt dorthin Haupt und Hoar, 1165 Den Kranz hinwegzuſchleudern; dod) feſt hafteten Des Goldes Feſſeln, und das Feuer flanunt, indeß Sic jo die Loren ſchüttelt, nod) zweimal fo ftart, Sie ſtürzt, erliegend ihrem eid, zur Erde Hin, Unkenntlich Wien, mur erfannt vom Bater nod: 1170 Denn weder fal man ihrer Augen Yage, nod Shr edles Antliz, und das Blut eutſprudelte Dev Scheitel und vermifdte mit dem Feuer fid; oe Medeia. 339 Vie Fichterzähren, troff das Fleiſch ihr vom Gebein, ins Crgrifn von des Giftes unſichtbarem Zahn. Sin Higli Schauſpiel! Anjurithren ſcheun wir uns Die Lodte; denn vorfidtig madt’ uns ihr Gefdid. Dem armen Vater abnte Nichts von foldem eid; Hauſe fommt er eilend, ſtürzt zur Todten bin, Und ſtöhnt in bittern lagen und umſchlingt und küßt 9 Den Leichnam, alſo fpredend: „Ungluückſelig Rind! Dar, welde Gottheit hat fo ſchmachvoll did) entfeelt, Wer did dem Greife, der am Rand des Grabes ſteht, Seraubt? O Tochter, wehe, ſtürb' aud ich mit dir!” PELs er yu Magen und yu jammern aufgehört, + ]Sawaporuridten ftrebt er da den greifen Leib; DoH, wie der Ephen an des Lorbeers Bweigen, hing Ge jet am Kleide: mun begann ein graufer Kampf. Tein Knie heraufgugiehen müht der Alte fid, Sie jog es rückwärts; rang er dann gewaltiger, 0 So tig er vom Gebeine ſich dad greife Fleifd. Zultzt erloſch das Leben und der Geift entfloh Dem Armen; nicht mehr ward ev feines Leidens Herr. Nun fliegen fie, die Todter und der Vater, todt Beiſmmen: thränenwürdig iſt ein ſolches Loos. nos Bu rathen, was dir frommen mag, enthalt' ich mich; ſelbſt erkennſt du, wie du deiner Straf' entrinnſt. Dog nicht zuerſt heut acht' id alles Menſchliche bi ten Gdatten, und erflire fonder Scheu: in a ting fish dunken und mit Rednereien viel ih wiſſen, ſeh' ich als die größten Thoren an. auf der Welt lebt Keiner, der glückſelig iſt; Und ſtömte Reichthum dir in Fülle zu, du magſt Andern glücklich, aber nie glüchſelig fein. 22 * Medeia. Der Chor. Die Götter ſcheinen vieles Leid an dieſem Lag Auf Sajons Haupt yu häufen, und mit vollem Red. O Todter Kreons, Arme, wie beflagen wir Dein Jammerſchickſal, die hinab zum Thore walt Des Sdhattenlandes, weil fie Bofors Gatti ward! WMedeia, Shr Theuren, feft ijt mein Entſchluß, die Kinder ſchnell Bu tödten und dann wegzuflieh'n aus diefem Yond. Nicht träge zaudernd geb’ ih meine Kinder Hin, Will nicht von eines Feindes Hand fie morden ſehn. Es gilt, fie müſſen fterben; amd, muß dieſes fein, Will ich fie ſelbſt ermorden, id, die fie gebar! Wohlauf, o Seele, waffne dig! Was ſäumen wir, Die That yu thu, die grauſe, die nothwendige? Ergreif' ein Schwert, du meine jammervolle Hand, Ergreif' e8, eile mad) des Lebens düſterm Biel, Sei nidt verjagt, und denfe nidt, wie theuer dir Die Kinder waren, dag du fie gebarſt. Vergiß Mur diejes furzen Tages Friſt der Minder, und Dann weine! Tödteſt du fie gletd), dod waren fie Dir theuer: — ih bin, ad, cin unglückſelig Werb! (ab in dex Belaft.) Der Chor. Strophe. © weh, Crd’ und allleudtender Strahl des Helios, de! O ſeht, ſeht fie an, Das unſelig grauſe Web, ehe fie Die blutvolle Hand hebt yu der Sohne Mord! Sie fprofjew ja von deinem goldnen Stamm; Gin Griul wär' es, wenn göttliches Geſchlecht Medeia. 341 1230 Fiele von Menſchenhand. 1235 1240 1250) Darum, o heilig Lidt, Hemme fie, wehre fie, Treibe vom Hans die blutige Erinnys fort, Das Graun, das von Radgerftern getrieben wird! Gegenftropbhe. Umſonſt littft du um die Kinder Schmerz, Umionft alfo gebarft du den geliebten Stamm, Tie du der Symplegaden ungaftlidem, Bläulichem Felfenpaar über das Meer entidifft! Warum, Arme, hat fo ſchwerer Zorn } Hein Herz übermannt, was taufdeft du Feindlichen Mord um Mord? Venn das verwandte Blut, welches zur Erde flog, Drückt auf die Menſchen ſchwer, ſucht mit entſprechenden Cuualen den Mörder heim, dic ifm cin Gott verhängt. Der eine Sohn. (innen) Weh, was beginn’ ih? Wie entfliehn dex Mutter Hand? Der andere Sohn. innen) Ich weiß es nicht, mein Bruder; ſterben müſſen wir. Der Chor. Hörſt du der Kinder Weheruf, hörſt du ihn? O unholde Mutter, unſelig Weib! Gil’ ich in's Gaus hinein? Den Mord wehren muß Ich von den Kindern dort. Die beiden Söhne. (innen) Ja, bei den Göttern, helfet! Wohl bedürfen wir's; Demn nal’ umftriden uns des Schwertes Neze ſchon. 342 Medea. Der Chor. © Unbholdin, wohl bift ou von Stein, vow Erz, Dak du dev Kinder Saat, die du gebarft, Alſo mit eiguen Handen hinmorden fannit! 1255 Nur Em Weib der alten Welt, Cines mr, Hat an gelicbte Minder ſelbſt Hand gelegt, Sno, von Götterwuth entflammt, alé Hera fie Aus ihrer Heimat fern’ hinaus im die Irre tried. In's Meer ftiiryt die Arme, die frevelhajt Die Sohn’ hingewürgt, Den Fuß hinüberſtreckend über Meeresſtrand, Und geht zu Grunde ſterbend nut der Sohne Baar, Was finite Grauenvolleres nod) geſcheh'n? Du qualvolle Fran'nliebe, du, 5 Wie viel Haft du ſchon der Welt Leid gebradt! Jaſon. (cit herbel She Frauen, die ihr nahe dieſem Hauſe ſteht, Verweilt in ſeinen Hallen noch die Frevlerin, Medeia, oder wandte fie zur Flucht ſich ſchon? Sie muß im Erdenſchooße tief ſich bergen, muß ) Mit Fliigeln ſich erheben, tram, tn Aethershöhn, Wenn fie dem löniglichen Haus nicht büßen will. Cie, die Des Yandes Herrſcherſtamm ermorvete, Hofft ungeftraft aus dieſem Hauſe fortzufliehn? Dod nicht wm fie ja ſorg' id), um die Minder mur; 75 Shr wird es fon vergelten, wem fie Böſes that. Die Söhne mer zu retten, bin id Hergeeilt, Daf nidjt der Anverwandten Groll fie zürnend trifft, Und ihrer Dtutter grauſen Mord an ihnen rächt. Mredeta. 343 Det Shor. In welches Ungliid du verfantit, du weißt es nidt; 1280 Sonſt, armer Safon, ſprächſt du diefe Worte nie. Jaſon. Was iſt's? Beſchloſſen hat ſie wohl auch meinen Tod? Der Chor. Todt ſind die Söhne, durch der Mutter Hand entſeelt. Jaſon. Was ſagſt du? Wehe! Du vernichteſt mich, o Frau. Der Chor. Sa, wiſſe, deine Kinder find nicht mehr, o Fürſt. ’ Jaſon. 285 Wo ward der Mord vollendet, innen oder hier? Der Chor. Thu’ auf die Pforten, und du fiehft der Söhne Blut! Jaſon. Löst ungeſäumt die Riegel, reißt die Fugen los, Shr Diener, dag ids fehen mag mein Doppelleid, Vie Todten, und fie ftraje, die den Mord veriibt! Medeia. (erſcheint mit ben Leiden auf einem Drachenwagen in der Luft) 290 Bas riihrit du, ſtürmſt mit Hebel diefe Bforten anf, Mad Leiden fpitrend und nach mir, der Mörderin? Yap ab von Ddiejer Mühe; dod), bedarfft du mein, Sprid: was begehrit du? Deine Hand berührt mid) nie, Meir gibt der Vater meines Vaters, Helios, 295 Cold einen Wagen, der mid) ſchirmt vor Feindeshand. Jaſon. Ruchloſes Scheuſal, du, verhaßt den Himmliſchen Und mir und allen Menſchen, die das Todeserz, Die Mutter, frevelnd bohrt' in eigner Söhne Bruſt, 344 Medeia. Der Kinder mich beraubte, mich vernichtete, Und nod, nachdem fie Dos verübt, der gräüßlichſten Unthot fid) unterfangen, Sonn' und Erde faut: Stirb! exo werd’ id) weije, Damalé wor ich's nicht, Als aud der Heimat, ané Barbarenlindern id Did Fluch nad Hellas führte, dich Verrätherin 1805 Des VBaters und des Landes, das dich auferzog Dich böſen Dämon warfen mir die Gatter ju, Did), Die den Bruder erſt erjdlug am Baterherd, Und dann der Urgo fhingebautes Schiff beftieg, In folder Art begannft Du, dann vermablteft dn Did mir, gebarjt mir Kinder, und ermordeteft Die Kinder, grollend wm den neuen Ehebund. Kein Weib in Hellas hätte dies jemals vermodt: Und dod) vor ihnen allen hab’ ich dich erjeh’n, Mein Web gu werden, die Du mein Verderben wardſt, Du, cine LWöwin, widt ein Weib, vow wild’rer Wet, Wis Shyla tief im Meeresfels Dyrrhenta’s, Dod) mht unt tanjendfadem Hohn vermöcht' wh dich Su kränken: jolder ſtarre Troz erfilllt dem Herz! Fahr' Hin, du Scheuſal, das die eignen Söhn' erſchlug! Sd aber fonn nur jammern über mein Geſchick; Ich werde mich der neuen Ehe nicht erfreun, Ich kann die Söhne, die ich zeugt' und auferzog, Nicht lebend mehr begrüßen; denn fie find dahin. Medeia. Entgegen deinen Worten könnt' ich lange wohl Die Rede dehnen, zeugte mir nicht Vater Zeus, Was Ou von mir empfangen, was du mir gethan. Du durfteft wit, naddem du meinen Bund entehrt, Cin wonnig Leben führen und hohnlachen mir; Medea. Nicht ungeftraft aus diejem Lande durfte mid 1830 Die Fürſtin treiben oder der fie dir vermählt. So nenne mid denn Löwin, wenn es dir beliebt, Und Sfylla, wohnend im Gelliift Tyrrhenia's; Getroffen Bab’ ih nad Gebühr dein falfdes Her3. Jaſon. Und trauerſt ſelbſt auch, haſt an meinem Leide Theil. Medeia. 1335 Wohl; dod es lösſst den Kummer, lachſt du meiner nicht. Jaſon. O Kinder, daß end Mutter ward die Frevlerin! Medeia. O Söhne, daß ihr untergingt durch Batersſchuld! Jaſon. Doch meine Hand nicht war es, die ſie mordete. Medeia. Dein neuer Eh'bund aber und dein Uebermuth. Jaſon. 1340 Und war es, ſie zu tödten, auch die Ehe werth? Medeia. Dem Weibe, meinſt du, dünke das geringe Schmach? Jaſon. Der weiſen Frau wohl; aber dir iſt Alles ſchlimm. Medeia. Sie leben nicht mehr; dieſes macht dir bittern Schmerz. Jaſon. Sie leben, weh! ſind rächend über deinem Haupt. Medeia. 1345 Die Götter wiſſen, wer des Leids Urheber war. Jaſon. Sie wiſſen's, ja, ſie kennen dein ruchloſes Herz. Medeia. 337 Bir Diemer: vielfad) raunten wir uns gleich in's Ohr, Den alten Rwift mit Bafon hab’ft du beigelegt. Ler Cine küßt die Hande, der dad blonde Haupt [15 Der Knaben; und id) folge felbft ihm freudenvoll — Mit deinen Rindern nad der Frau'n Gemächern hin. Tie Herrin, die wir ehren jest an deiner Statt, ie, ch fie deiner Söhne Paar anjidtig ward, Unf Jaſon freudig liebevoll die Blicke ruh'n; 20 Tod dann mit Einmal drückte fie die Augen zu, Und wandte fdje ihr blaſſes Angeſicht zurück, Als vein Sohn’ eintraten: aber dein Gemahl, Vemüht, der Sungfrau Zürnen abguwehren, ſprach Die Borte: „Feindlich haſſe nidjt die Freunde mehr, 25 Log ob zu grollen, wende mir dein Auge zu, Und adte die fiir Freunde, die dein Gatte liebt: Rim ihre Gaben, flebe, daß dein Vater, mir Sulitde, meinen Kindern hier den Bann erläßt.“ Und fie, den Schmuck erblidend, hielt fid nimmermehr, 30 Verjprach dem Gatten Alles, und bevor er noch Rit deinen Kindern weit entfernt vom Hauſe war, Nahm fie dag bunte Feſtgewand und legt' e8 an, Und auf die Locken ſezte ſie den goldnen Kranz, _ ita vor den blanken Spiegel dann, und ordnete 35 Tag Haar, und lächelt' heiter an ihr todtes Bild. om Throne drauf erſtand ſie und durchwandelte Vie Halle, leicht hinſchreitend mit dem weißen Fuß, uberfroh der Gaben, oft und manchesmal 4 Pn Auge meidend an der hohen Wobhlgeftalt. Ober gab’s ein kläglich Schauſpiel anzuſehn. TM ſchnell die Farbe wedjelnd, taumelt fie zurück, "allen Gliedern bebend, und gelangte kaum Curivides v. Donner. J. 3. Aufl. 22 338 Medeia. Bum Throne wankend, eh fie gang zu Boden ſanl. Und eine graue Dienerin (die glaubte wohl, Ban's oder audrer Gitter Zorn befalle fie,) Evhob ein lautes Beten, bis fie weigen Schaum Um ihre Lipper, und den grag verdrehten Blick Der Augen, und die Wangen fah blutlos und bleid. Da ſtöhnt fie dittre Klagen ans ſtatt eifriger ) Gebete: gleich lief ine nad) des BVBaters Hans, Die Andre nad) dem neuvermählten Brautigam, Das Yeid Der Braut au melden; und von eilenden Fußtritten dröhnte ringsumber das ganze Haws. Nun Hatt’ et raſcher Laufer wohl das Riel erreicht, Der auf der weitgeftredten Bahu die Füße Hebt: Da fuhr dite Jammervolle, die lautlos und ftarr Mit zugeſchloſſ'nen Augen log, wildſtöhnend anf; Denn doppelt zog BVerderben wider fie heran. Der goldne Kranz um ihre Schläfe, (wunderbar!) Gr ftrimte Gluten Feuers allverzehrend ans; Das feine Kleid, das deine Kinder ihr gebradyt, Schmiegt an der Armen weißes Fleifdh ſich gehrend an. Sie flieht, vom Thron anffpringend, durch die Flas erfaßt, Und ſchüttelt hierhin, ſchüttelt dorthin Haupt umd Haar, Den Kranz hinwegzuſchleudern; dod feſt hafteten Des Goldes Feſſeln, und das Feuer flammt, indeß Sie jo die Locken ſchilttelt, nod) zweimal fo ſtark. Sie ſtürzt, erliegend ihrem Leid, zur Erde hin, Unkenntlich Allen, mur erkannt vom Vater nod: 1170 Denn weder ſah man ihrer Augen Lage, nod Ihr edles Antliz, und das Blut entſprudelte Der Scheitel und vermiſchte mit dem Feuer ſich; r Medeia. Vie Fichtezähren, troff das Fleiſch ihr vom Gebein, .Gdgriffen von des Giftes unſichtbarem Zahn. Gin fläglich Schauſpiel! Anzurühren ſcheun wir uns Die Todte; denn vorſichtig macht' uns ihr Geſchick. Dem armen Vater ahnte Nichts von ſolchem Leid; Zum Hauſe kommt er eilend, ſtürzt zur Todten hin, Und ſtöhnt in bitten Klagen und umſchlingt und küßt Dem Leichnam, alſo ſprechend: „Unglückſelig Kind! Dax, welche Gottheit bat fo ſchmachvoll did entſeelt, Wer dich dem Greiſe, der am Rand des Grabes ſteht, Bexmbt? O Tochter, wehe, ſtürb' aud ich mit div!” ALS ex zu Magen und gu jammern aufgehört, Exxriporzurichten firebt ex da den greifen Leib; Hod, wie der Epheu an des Lorbeers Zmweigen, hing (Se jet am Rete: mun begann ein graufer Kampf. Sein Knie heraufzuziehen müht der Alte fic, Ste jog es ritdmirts; rang er dann gewaltiger, So tif er vom Gebeine ſich das greife Fleifd. Zultzt erlof das Leben und der Geift entfloh Dem Armen; nicht mehr ward er feines Leidens Herr. Rum liegen fie, die Todjter und der Vater, todt Beiſammen: thränenwürdig iſt ein ſolches Loos. 9 Bu tathen, was dir frommen mag, enthalt’ id) mid; Denn felbft erfennft Du, mie Du deiner Straf’ entrinnſt. Dog nigt zuerſt heut acht' id alles Menſchliche T einen Schatten, und erkläre fonder Scheu: 60 a flug fig dunken und mit Rednereien viel ih wiſſen, ſeh' id) ale die größten Thoren an. auf der Welt lebt Keiner, der gliidfelig ift; Unt ſtrömte Reichthum dir in Fülle zu, du magſt Bor Undern glücllich, aber nie glidfelig fein. 22* 339 340 Wrede ia, Der Chor. Die Gitter ſcheinen vieles Leid an dieſem Tag Auf Jaſons Haupt yu häufen, und mit vollem Rede. O Todter Rreons, Arme, wie beflagen wir Dein Jammerſchickſal, die hina’ zum Thore wallt Des Schattenlandes, weil fie Jaſons Gattin ward! Medeia. Ihr Theuren, feſt iſt mein Entſchluß, die Kinder ſchnell Bu tödten und dann wegzuflieh'n ans dieſem Vand, Nicht träge zaudernd geb’ id meine Kinder hin, Will nicht von eines Feindes Hand ſie morden ſehn. Es gilt, fie müſſen fterben; und, muß dieſes fem, Will ich fie felbft ermorden, th, die fie gebar! Wohlauf, o Seele, waffne did)! Was ſäumen wir, Dte That zu thun, die granje, die mothwendige? Ergreif' cin Schwert, du meine jammervolle Hand, Ergreif' es, eile mad) des Lebens düſterm Ziel, Sei mt vergagt, und denke nicht, wie theuer dir Die Kinder waren, daß dm fie gebarjt. Vergiß Nur diefes kurzen Tages Frift der Rider, und Dann weine! Tödteſt dw fie gleich, dod) waren fie Dir therer: — ih bin, ad, cin unglüchſelig Weib! (ab in dex Balaft.) Der Chor. Strophe. O weh, Erd’ und alllendtender Strahl des Helios, Du! O ſeht, febt fie an, Das unjeliq grauje Weib, ehe fie Die blutvolle Hand hebt yu der Söhne Mord! Sie ſproſſen ja vor deinem goldnen Stamm; Gin Griiul wir’ es, wenn göttliches Geſchlecht Medeia. 280 giele von Menſchenhand. Darum, o heilig Lidt, hemme fie, webre fie, Treibe vom Haus die blutige Erinnys fort, Tas Graun, das von Radgeiftern getrieben wird! Gegenftrophe. Umſonſt littft du um die Kinder Schmerz, 235 Umfonft alfo gebarft du den geliebten Stamm, Dre Du der Symplegaden ungaftlidem, Bläulichem Felfenpaar itber das Meer entidifft! Warum, Arme, hat fo ſchwerer Born Dein Herz iibermannt, was taufdeft du 240 Feindlichen Mord um Mord? Derm das verwandte Blut, weldes gur Erde flog, Drückt auf die Menſchen ſchwer, ſucht mit entfpredenden “ualen den Marder heim, die im cin Gott verhängt. Ser eine Sohn. (innen) Weh, was beginn' ich? Wie entfliehn der Mutter Hand? Der andere Sohn. (titer) L245 3G weig eg nit, mein Bruder; fterben mitffen wir Der Chor. Dork bu der Kinder Weheruf, hörſt du ign? ~ unbolde Mutter, unſelig Weib! Bil’ ich in's Haus hinein? Den Mord wehren muß Ich von den Kindern dort. Die beiden Söhne. (innen) 125 3a, bei den Göttern, helfet! Wohl bedürfen wir's; Dem nah' umſtricken uns des Schwertes Neze ſchon. 341 1260 342 Medeta. Der Chor. © Unholdin, wohl bift du von Stein, von Erz, Dag du der Kinder Gaat, die du gebarſt, Alſo mit eignen Händen hinmorden fannijt! Nur Ein Weib der alten Welt, Eines nur, Hat an geliebte Kinder ſelbſt Hand gelegt, Sno, von Götterwuth entflammt, als Hera fie Uns ihrer Heimat fern’ hinaus in die Irre tried, In's Meer ſtürzt die Arme, die frevelhaft Die Sihn’ hingerviirgt, Den Fuß hinüberſtreckend über Meeresftrand, Und geht yu Grunde ſterbend nit der Sohne Paar. Was finnte Granenvolleres nod geſcheh'n? Du qualvolle Frau'nliebe, du, Wie viel Haft du ſchon der Welt Leid gebradet! Jaſon. (cilt herbel She Frauen, die thr nahe dieſem Hauſe ſteht, Verweilt im ſeinen Hallen mod) die Frevlerin, Medeia, oder wandte fie zur Flucht ſich jon? Sie muß im Erdenſchooße tief ſich bergen, muß Mit Flügeln ſich erheben, traun, in Aethershöhn, Wenn fie dem königlichen Haus nicht bilge will. Ste, dic Des andes Herrfderjtamm ermordete, Hofft ungeftraft aus dieſem Hauſe fortzufliehn? Dod) nicht wm fie ja ſorg' id, um die Minder mm; 75 Ihr wird es fdon vergelten, wem fie Bijes that. Die Sohne mur gu retten, bin ih Hergeeilt, Dak nidht der Anverwandten Groll fie zürnend trifft, Und ihrer Mutter grauſen Mord an ibnen rächt. Medeta. 343 Der Shor. Sn weldes Unglück du verſankſt, du weißt es nidt; 60 Sonſt, armer Safon, ſprächſt du diefe Worte nie. Jaſon. Was iſt's? Beſchloſſen hat fie wohl aud meinen Tod? Der Chor. Todt find die Söhne, durd der Mutter Hand entieelt. Jafon. Was fagft du? Wehe! Du vernidteft mig, o Frau. Der Shor. Ja, wiffe, deine Kinder find nidt mehr, o Fürſt. , Jaſon. 35 Wo ward der Mord vollendet, innen oder bier? Der Shor. Thu’ auf die Pforten, und du ſiehſt der Söhne Blut! Jafon. Yost ungefiumt die Riegel, reißt die Fugen los, Shr Diener, dag id) fehen mag mein Doppelleid, Die Todten, und fie ftrafe, die den Word veritbt! Mtedcia. (erſcheint mit den Leiden auf einem Dradenwagen in der Luft) 290 Was ribet du, ſtürmſt mit Hebel diefe Pforten auf, Rag Leiden ſpürend und mad mir, der Mörderin? Xap ab von diefer Mühe; dod, bedarfjt du mein, Sprich: was begehrit du? Deine Hand berührt mid) nie, Rit gibt der Vater meines Vaters, Helios, Solch einen Wagen, der mid ſchirmt vor Feindeshand. Jaſon. Ruhloſes Scheuſal, du, verhaßt den Himmliſchen W mir und aller Menſchen, die das Todeserz, Die Rutter, frevelnd bobrt’ in eigner Söhne Bruft, Medeia. 345 Nicht ungeftraft ans diefem Lande durfte mid 10 Die Fiirftin tretben oder dex fie dir vermählt. So nenne mid denn Löwin, wenn e8 dir beltebt, lind Sfylla, wohnend im Gelliift Tyrrhenia's; Getrotfen hab’ id nad Gebühr dein falfdes Herz. fon. Und trauerft felbft and, bo on meinem Leide Theil. Medeia. 5 Wohl; dod es löst den Kummer, lachſt du meiner nicht. Jaſon. O Kinder, daß end Mutter ward die Frevlerin! Medeia. © Sohne, daß ihr untergingt durch Vatersſchuld! Jaſon. Doch meine Hand nicht war es, die ſie mordete. Medtia. Dein neuer Eh'bund aber und dein Uebermuth. Jaſon. S40) Und war es, fie yu tödten, and) die Ehe werth? Medeia. Tem Weibe, meinjt du, dünke das geringe Schmach? Jaſon. Der weiſen Frau wohl; aber dir iſt Alles ſchlimm. . Medeia. Ste leben midht mehr; diefes madt dir bittern Schmerz. J Jaſon. Stet leben, weh! find rächend über deinem Haupt. Medeia. 1345 Tie Göner wiſſen, wer des Leids Urheber war. Jaſon. Cit wiſſen's, ja, fie fennen dein rudjlofes Herz. 346 WMedeta. Medeia. Verhaßter, widrig lautet mir dein bittres Wort. Jajon. Und mir das deine; Leiter wird das Scheiden fein. Wiedeia. Wie? Was beginn’ ih? Scheiden ijt aud mir erwünſcht. Jaſon. Die Todten laß mich klagen und beerdigen. Medeia. Mit nichten: ich beſtatte ſie mit dieſer Hand Im Hain der Hera, welche hier die Burg bewohnt, Daß nicht ein Widerſacher ſie beſchimpfe, nicht Ihr Grab verwüſte: hier im Land des Siſyphos 1355 Gedent' ich Opferweihen und ei hohes Felt Fortan zu ſtiften, Sühne fiir den grauſen Word. Nin aber cil’ ich nad Erechtheus' Lande hin, Und wohne bet Pandions edlem Sohne dort, Du ftivbft, cin Bojer, bijen Tod, wre du's verdient, D Nachdem Ou meiner Che bittres Atel gejdant. Jaſon. Dich tödte der Kinder Erinnys, dich, Und das blutige Recht! Medeia. Wo hört dich ein Dämon oder ein Gott, Meineidiger, Der Gaſtfreunde berückt? Jaſon. Weh', Frevlerin, weh, Kindsmörderin, dir! Medeia. Geh' hin ix das Haus und beftatte dein Weib. Jaſon. Ich gehe, der beiden, der Kinder beraubt. Medeia. 447 Medeia. Noch jammerſt du nicht; harre des Alters! Jaſon. O theuerfte Söhne! Medeia. Der Mutter, nicht dir. Jaſon. D Und erſchlugeſt fie dod? Medeia. Did kränkt' id damit. Jaſon. Ich Unglüchkſeliger ſehne mid, ad! An den Mund der Geliebten zu fügen den Mund Medeia. Run fpridft ou fie an, nun fofeft du fie, Und verftiefeft fie einſt! Jaſon. O vergönne mir, ach! 5 Zu berühren die Wang' und den lieblichen Mund. Medeia. Niemals! In die Lüfte verſcholl dein Wort. Jaſon. Zeus, hörteſt du, wie man mich ausſtößt, ha! Was dulden ich muß von der Löwin hier, Die frevelnd die eigenen Kinder erſchlug? 30 Doch was ich noch kann und ſo laut ich vermag, So jammer' ich laut zu den Göttern empor, Und rufe fie auf als Zeugen, wie Du Mir gemordet die Sohn’ und die Todten fodaun Bu berühren verwehrft und zu bergen im Grab! 348 Medeta. 1385 Ad, zeugt' ich fie niemals! Säh' id fie nie Vou der eigenen Mutter erfdlagen! Der Chor. Viel ordnet und ſchafft im Olympos Zeus, Viel wirkt unverhofft der Unfterbliden Rath, Und was du gewähnt, vollendet ſich nicht: 1390 Zum Unmöglichen findet die Bahn ein Gott. So endete dieſes Begegniß. Aumerkungen 31 Medeia. Den erften Anlaß gu dem Buge der Argonauten gab em Oralelfprud, welder den Konig Pelias von Yoltos (am ube des Verges Pelion in TXheffalten) vor dem⸗ jenigen warnte, der mur mit Cinem Schuh befleidet vor ibn treten würde. Dies gefdhah bald hernach durd feinen Neffen Yafon, deffen Bater Aefon von feinem Stiefbruder Peltas des Thrones beraubt und ermordet worden war. Pelias, um fid) vor ber Rade feines Neffen gu fidern, befahl demfelben, die höchſt gefabr- volle Seefabrt nach Kolchis (einer Landfchaft an der Oſtküſte des ſchwarzen Meeres) gu machen und das dort befindliche, von einem Drachen bewachte, goldene Bließ gu holen. Jaſon unterzog fic) dem ſchweren Unterneh- men, ließ durch Argos das Schiff Argo bauen, und fuhr dann, von einer Schaar der erleſenſten Helden be— gleitet, unter fortwährenden gefahrvollen Abenteuern durch die Symplegaden (gwei felſige Inſeln des ſchwarzen Meeres an der Mündung des thraktiſchen Bosporos), und fam endlich nad) Kolchis, wo der Vater Medeia's, König Aeetes, herrſchte. Diefer wollte dem kühnen Fremdlinge das goldene Vließ nur unter der Bedingung überlaſſen, daß derſelbe zuerſt den bewachenden Drachen erlegen, dann mit feuerſpeienden Stieren ein großes Feld bepflügen, die Zähne des Drachen in das Feld fien und die daraus hervorwachſenden wilder Manner Anmerfungen gu Medeia, belimpfen folle. Alle dieſe Gefahren überwand of mur durch Medeia's Hiilfe, indem diefe, vom den Gi tinnen Here und Aphrodite mit gliihender Leidenſch— für Jaſon erfüllt, ihn durd ihre Zauberlünſte gec jeden Unfall ficherte. Go rettete fie thm nidt nur Leben und Half ifm das goldene Bließ gewinnen, j dern entfloh auch mit ibm, als ex mit feinen Gefährt den Urgonauter, nad) Yolfos gurildtehrie. Aber Bater Aeetes fegte ihr mad) und bolte jie ein; dod exmorbdete ſchnell ihren Bruder Apſyrtos, zerſtückelte i und warf die Glieder dem beftiirjten Vater in den wodurd fie mit Jaſon Heit gewann, den Berfolg au entrinnen. Rad) Jolkos zurüchgelehrt, faun auf Wade gegen den König PeliaS, der ihm die Ells getidtet hatte und nun den Thron vorenthielt; die liſt Medcia führte dieſe Mache anus, imdem fie die Tid des Pelias überredete, ihren Bater gu ermorden, F Race Der Berwandten des ermordeten Königs gu c gehen, flohen Jaſon und Medeia nad) Rorinthos. §F brach zwiſchen den beiden Gatten ein unbeilbarer Bw fpalt aus; Jaſon, um fic) und feinen Stindern ce bleibeude Statte gu gewinnen, wollte fic) mit der Toch des forinthifdjen Königs vermablen und verftieh DW deia, Die Alles file ihm qeopjert, die aus Liebe gu iE fo viele Berbrechen begangen hatte und aller Orten 1 rachſüchtigen Feinden gu begegnen fürchten mußte. wilder Verzweiflung iiber ihr Geſchick umd vow glilber Rachſucht geqen der treuloſen Jaſon erfiillt, finden » vie Ungliidliche im Beginne der Tragbdie. Peirene, cin Quel auf der Burg vow Koriuthos. doyis taipouevor — agyouevor. . F dvawes l. cevdsee (von avdoow, cratoow). . 2 zejadal re waxow. Ich tilge das Romma nad) daluwy, und ziehe olxc gu beiden Zeitwörtern (ogy. und anédwx.), oq plhor. ers 149 " 184, s 215, Aus, 427. 324, G6, 635, 693. “G07, Anmerfungen zu Medeia. 351 Die Worte: „Zeus, Licht und o Erde!“ find bloßer Ausruf, und die folgenden Worte nicht als Anrede an Zeus u. f. f. gu faffen. ga nebme id) als nentr. plur. ftatt des adverb. géiac, md leſe oxevocs (infin. aor.). Diefer Ynfinitin ift von tad’ avda abbingig, und nad) dem legteren Worte ein Somma gu feger. Des Meeres Bhor — der thratifde Bosporos, die Meerenge, Die aus dem Marmorameer in das ſchwarze Meer führt. Medeia ſchiffte mit Yafon von Koldhis aus Tag und Nadt, während die Seefahrer fonft im der Nacht zu tuber pflegten. . 2 roig dD at xgoodytns elus xsx ayay cogy. Mit Beziehung auf B. 302. . tow poerwy verbinde mit Sovderngs. . Hekate, als Hansgöttin Mebdeia’s, ftand in einem Schrein am Herde. Sreon war cin Sohn des Sifyphos, der einft in Ko= rinthos gebot. Helios, der Sonnengott, war der Vater des Aeetes. Lie boppelten Meeresklippen find die Symple- gaden. ©. gu B. 1. QL. novey agixter. Freunde zerbrachen Thierfndchel, und Jeder bebielt ein Stück, weldes jie felbft, oder vow ihnen Gefendete, auf Reifen zeigten, und fo als Freunde erfannt wurden. Bothe. Jad dem Mabel ber Erde, dem geheimnißvollen Abgrunde im Tempel zu Delphi, das, wie dre Alten glaubten, tm Mittel der Erde fag. Y. xagdly dt Bovletas. Nad der Erklärung des Scholiaften: ef to naidac Rowjous nary fonsdaxa xai mgoGupos elpee. 352 Bers 719, = 744. 808. = 1145, = 1173. = 1191. = 1257. = 1288. = 1532. = 1355, 2 $357f. Anmerfungen ju Medeia. Die Peliaden, die Tochter des Peljas, Hermes, Der bie Reiſenden geleitete, war ein Sohn Heus und der Maja, emer Lodjter des Alas. Erechtheus war cin alter König Athens. Der heiligen Strime Stadt ijt Athen, am phiffos und Iliſſos gelegen. Ich leſe hier: moder dé Poundos ppevog H Zeepi ix xara xagdle ® amdilec; Plogliche Anwaudlungen vow Sdyreden, Deven Uri man nidt ergriinden fonnte, ſchrieb man dem Ban Fichtenzähren, das Harz, das den Fichten entqu Y. andopn. Ino, anf Beranlajjung der giirnenden Here von ih raſenden Gemahl Athamas verfolgt, ftilrgte fid ihrem Sohne Miclifertes in's Meer. Mad) Euripi tödtete fie ihre betben Shue, darauf ſich ſelbſt. das Doppelleid: den Mord der beiden Sohne. Y. omfog f. aédor. In Rorinth, dem Lande des Siſyphos, fei man ein jährliches Silbnfeft wegen Ermordung Sihue Medeia’s, Das Land oes Erecdhthens: Athen. — Pandio Sohn: Aegeus. VI. Orefie s. —— — Perſonen. Apollon. Oreſtes, Sohn Agamemnons und der Klytämneſtra. Clettra, ſeine Schweſter. vylades, Sohn des Königs Strophios in Phokis, ſein Freund. Renelaos, König von Sparta, Bruder Agamemnons. deleng, Gemahlin des Menelaos. Tyndareos, ihr Vater. dermione, ihre Tochter. Fin Bote, Gin phrygiſcher Sklave. bor edler Frauen von Argos. Der Schauplaz ift im Borhofe von Agamemnons Palaft in Argos. Curiprdes v. Tonner. J. 3. Aufl. 23 10 2¢ Elettra. Creftes liegt gur Seite in unruhigem Schlafe. Gleftra. Kein Schickſal ift fo graplig, das die Sprache nennt, Rein Leiden und fein gottverhangtes Ungemad, Tak nist ertriige feine Laft ein Menſchenherz. Denn and der Hodbeglidte, (nicht verhöhn' ih ibn!) Der Sohn Kronions, wie fie ſagen, — Tantalos, Schwebt hod} in Lifter, vor dem Fels in fteter Furdt, Ver über feinem Haupte ragt, und büßet fo, Berl, wie fie fagen, er, eih Menſch, geroiirdiget, Der Götter Mahl gu theilen, mit der Runge fid Bermaß, von aller Schwächen, traun, die ſchmählichſte. Er ward des Pelops Vater, Atreus' Ahn darauf, Dem Klotho Zwiſt in ſeinen Lebensfaden ſpann, So dag er mit Thyeſtes, ſeinem Bruder, Krieg Anhob. Warum verweil' id bei'm Unſäglichen? > Atreus, die Sohne fhladtend, (ud gum Wahl ihn ein. Bon diefem (Denn th melde nidt, was mitten Ltegt,) Sprog Agamemnon, hochberühmt, wofern er's war, Und Menelaos aus dem Schooß AWérope’s. Der eine, Menelaos, freit um Helena, Tie gottverhafte: mit dem Fluid der Danaér, Der Klytimneftra, wird vermabhlt der andre Fürſt. Von ihm und jener ftammen wir dret Töchter ab, Shrofothemis, Sphigeneia, id) Elektra, darn 23 * ot — 5D 4 — — 50 ee 5 Jn jdnellem Loufe, wie vom Bod) em Fiillen fpringt 356 Oreſtes. Gin Sohn, Oreſtes; uns gebar die Frevlerin, Die thren Gatten mit dem Wirrgeweb’ wmijtridt, Und fo gemordet: mdt der Sungfrau jiemt’s, dex Grand Bu ſagen; diejes Dunfel hell” ein Andrer anf! Was foll id) Phibos zeihn der Ungeredjtigheit ? Gr trich gum Mord der Mutter, deren Schooß ihn trug, Oreften, was mht allen Menſchen rühmlich diinft; Gleidwohl, dem Gott gehordend, that ex dieje That. Jd) hatte Theil am Morde, wie's ei Weib vermag, Lind firdernd bot uns Pylades die Hand daber. Seit diejer eit, im qrimmer Krankheit hingewellt, Yiegt, adj, mein armer Bruder auf dem Yager bier: Mit wilde Wahnſinn quälend, jagt der Mutter Blut Shu auf: ich nenne gitternd mer die Göttinnen, — Die Eumeniden ſchrecken ihn mit grauſer Angſt. Der ſechste Tag iſt heute, ſeit des Feuers Glut Der Mutter Leib gereinigt, die fein Schwert enſſeelt. Seit dieſer Beit berührt ev keine Speiſe, gönnt Kein Bad den Gliedern; tief gehüllt im ſein Gewand, Vergießt er Thrainen, wann die Sranfhett ihn verlüßt, Bei vollen Sinnen; bald vom Yager jpringt er auf Dod) Urgos’ Math gefiel es, nicht Das Feuer une, Den Muttermördern, nod) ein Dad au gönnen, nod Ein Wort des Grußes: und beftimmt it dieſer Tag, Dak Argos’ Biirger iiber uns abſtimmen, ob Wir fallen follen durd) Den Tod der Steinigung, Ob uns den Maden ſcharfer Stahl Ourdbohren joll. Dod Eine Hoffnung haben wir gu leben nod: Denn Menelaos fam in's Land von Troja heim; Gr füllt Den Hafen Nauplia’s mit Rudern an, Oreftes. . 357 83 Und ficigt an's Ufer, jahrelang umbergeirrt, Secit Troja ſtürzte; nächtlich hat er Helena —- Porn in unfer Haus gefandt, dag Reiner fie Yi Tage kommen fehe, dem vor Slion die Zöhne fielen, und fofort fie fteinige. 60 Xun birgt das unheilvolle Weib hier innen fid, Und weint um ihre Sdhwefter und ded Hauſes Leid. Tog blieb in ihrem Sammer ihr ein Croft zurück: Tie Tochter, die von Sparta mit Menefaos tam, Tie diefer Hier liek, als ex 30g nad Slion, 65 Und meiner Mutter anbefahl, Hermione; An ihr ſich freuend, denft fie nidjt de8 Harmes mehr. Rad allen Wegen fpah’ id, ob Menelaos fid Richt endlich zeige; denn das Andre bietet und Nur ichwache Stüzen, rettet uns nicht dieſer Mann. W Wo ware Rettung, wenn die Noth cin Haus betraf! Helena. (aus dem Palafte tretend) Zu, welche Kiytimneftra von Agamemnon einſt Empfing, Elektra, unvermählt jo lange fdon, Wie wardft du Diuttermirderin, Unfelige, J Was aby Oreſtes ſolche That, dein Bruder, aus? co Deny midt verunreint werd’ id) durch ein Wort nit dir, Sa wile diefer Sünde Schuld anf Phibos’ Haupt. Log mug id Klytémneftra, mug der Schweſter Loos Seweinen, die ich nimmer ſah ſeit jener Zeit, 0 F ich, gewiß durch eines Gottes Zorn berückt, ~ “04 Troja fuhr: verlaſſen flag’ ich mein Geſchick. Elektra. Varum dir melden, Helena, was du ſelbſt erblickſt, as Ungemach, das Agamemnons Sohn betraf? 644 Medeia. Der Kinder mich beraubte, mich vernichtete, Und noch, nachdem ſie Das verübt, der gräßlichſten Unthat ſich unterfangen, Sonn' ond Erde ſchaut: Stirb! Jezo werd' ich weiſe, damals war ich's nicht, Als aus der Heimat, aus Barbarenländern id Did) Flud) nad) Hellas führte, dich Verritherin Des Boaters und des Landes, Das did) aufergog. Dich böſen Damon warfen mir Die Getter gu, Dich, die den Bruder erft erſchlug am Baterherd, Und dann der Argo ſchöngebautes Schiff beftieg, In jolder Art begaunft du, dant vermählteſt du Dich mir, gebarjt mir Kinder, und ermordeteft Die Kinder, grollend um den neuen Chebund. Rein Web in Hellas hatte dies jemalé vermodt: Und dod) vor ihnen allen bab’ ich did) erſch'n, Wein Web zu werden, die du mein Verderben wardſt, Du, cine Löwin, mdt ei Web, vow wild’rer Wet, Als Sfylla tief im Meeresfels Tyrrhenia's. Dod) nicht mit tauſendfachem Hohn vermöcht' wh did Bu kränken: folder ſtarre Troz evfiillt dem Herz! Fahr' hin, du Scheuſal, das die cignen Söhn' erſchlug! Sd aber kann nur jammern über mein Gejdid; Ich werde mich dev neuen Che nicht erfreun, Sd kann die Söhne, die iG zeugt' und anferzog, Nicht Lebend mehr begriigen; denn fie find dabin. Medria. Eutgegen deinen Worten könnt' ich lange wohl Die Rede dehnen, zeugte mir nicht Vater Zeus, Was du von mir empfangen, was du mir gethan. Du durjtejt mht, naddem du meinen Bund entehrt, Ein worig Leben fiihren und hohmladen mir; Medeia. 345 Right ungeftraft aus diefem Lande durfte mid 830 Die Fiirftin trevben oder der fie dir vermablt. 340 So nenne mid denn Lowin, wenn es dir beliebt, Und Sfylla, wohnend im Gelliift Tyrrhenia's; Getroffen hab’ ich nad Gebühr dein falfdes Herz. Safer. Und trauerſt felbft aud, haſt an meinem Leide Theil. Medeia. Wohl; dod eS löst den Nummer, ladft du meiner nid. Jaſon. O Kinder, daß end) Mutter ward die Frevlerin! Medeia. Xo Sihne, dak ihr untergingt durch Vatersfdhuld! Jaſon. Doch meine Hand nicht war es, die ſie mordete. Medeia. Dein neuer Eh'bund aber und dein Uebermuth. Jaſon. Und war es, ſie zu tödten, auch die Ehe werth? Medeia. Dem Weibe, meinſt du, dünke das geringe Schmach? Jaſon. Der weiſen Frau wohl; aber dir iſt Alles ſchlimm. Medeia. Sie leben nicht mehr; dieſes macht dir bittern Schmerz. Jaſon. Sie leben, weh! ſind rächend über deinem Haupt. Medeia. 345 Die Götter wiſſen, wer des Leids Urheber war. Jaſon. Sie wiſſen's, ja, ſie kennen dein ruchloſes Herz. 370 Und exjdlugeft fie dod? — a} ww 380 Medeta. Medeia. Rod) jammerft du nidt; barre des Alters! Jaſon. O theuerſte Söhne! Medeia. Der Mutter, nicht dir. Jaſon. Medeia. Dich kränkt' ich damit. Jaſon. Ich Unglückſeliger ſehne mich, ach! An Der Mund der Geliebten zu fügen den Mund Medeia. Nun ſprichſt du fie an, nun koſeſt du fie, Und verftiefeft fie einſt! Jaſon. O vergönne mir, ad! Zu berühren die Wang' und den lieblichen Mund. Medeia. Niemals! Bn die Lüfte verſcholl dein Wort. Jaſon. Zeus, hörteſt du, wie man mid ausſtößt, ha! Was dulden ih mug von der Löwin hier, Tie Frevelnd die eigenen Kinder erſchlug? Tod wake ih nod tann und fo laut id vermag, So jammer’ ih laut gu den Göttern empor, Und rufe fie auf als Zeugen, wie Du Mir gemordet die Söhn' und dte Todten ſodann Zu beriihren verwehrſt und zu bergen im Grab! 447 348 Medeia. 1385 Ach, zeugt' ich ſie niemals! Säh' ich ſie nie Von der eigenen Mutter erſchlagen! Der Chor. Viel ordnet und ſchafft im Olympos Zeus, Viel wirkt unverhofft der Unſterblichen Rath, Und was du gewähnt, vollendet ſich nicht: 1390 Zum Unmöglichen findet die Bahn ein Gott. So endete dieſes Begegniß. Vers 1. Aumerkungen 30 Medeia. Den erften Anlaß gu dem Buge der Argonauten gab ein Oralelfprud, welder den König Pelias von Yoltos (am Fuße des Berges Pelion in Theffalten) vor dem- jenigen warnte, dex mir mit Cinem Schuh belleidet vor ign treten würde. Dies gefdah bald hernach durch ſeinen Neffer Yafon, deffen Vater Aeſon von feinem Stiefbruder Pelias des Thrones beraubt und ermordet worden war. Pelias, um fid) vor der Rade feines Reffen gu fichern, befahl demfelben, die höchſt gefabr- vole Seefahrt nad Kolchis (einer Landſchaft an der Ofttiifte des ſchwarzen Meeres) gu machen und das dort befindlide, von einem Drachen bewachte, goldene BWlief gu Bolen. Jaſon untergzog fic) dem ſchweren Unterneh- men, ließ durch Argos das Schiff Argo bauen, und fuhr dan, von einer Schaar der erlefenften Helden be— gleitet, unter fortwährenden gefabrvollen Abenteuern durd die Gymplegaden (gwei felfige Inſeln des ſchwarzen Meeres an ver Mündung ves thrakiſchen Bosporos), und fam endlid) nad Kolchis, wo der Vater Medeia’s, König Aeetes, berrfdte. Diefer wollte dem kühnen Fremdlinge das goldene Vließ nur unter der Bedingung überlaſſen, daß derſelbe zuerſt den bewachenden Drachen erlegen, dann mit feuerſpeienden Stieren ein großes Feld bepflügen, die Zähne des Drachen in das Feld fier und die daraus hervorwachſenden wilden Manner Anmerfungen ju Medeia—. belimpferr folle. Alle diefe Gefahren iiberwand Jaſon mur durch Medeia’s Hiilfe, indem diefe, vom den Got. tinnen Here und Aphrodite mit gliihender Leidenſchaft flix Jaſon erfiillt, ihn durch ihre Zauberkünſte gegen jeden Unfall fiderte, Go rettete fie ifm nicht mur das Leber umd half ifm das goldene Bließ gewinnen, ſon— dern entfloh auch mit ihm, als er mit jeinen Gefährten, den UArgonauter, mad) Jollos zurücklehrte. Wher ibr Bater Aeetes ſezte ihr mach umd holte fie ein; dod) fie ermordete fdjnell ihren Bruder Apfyrtos, gerjtiidelte ibn, und warf die Glieder dem beſtürzten Vater im den Weg, wodurd) fie mit Jaſon Beit gewann, den Verfolgern gu entrinnen. lad) Jolkos guriidgefehrt, fann Jaſon auf Hade gegen den König Pelias, Der ihm die Eltern getddtet hatte und nun dew Thron vorenthielt; die liftige Medeia führte dieje Rache aus, imbem fie die Töchter Ded Pelias iiberredete, ihren Bater gu ermorden. Der Rade der Berwandten des ermordeten Königs gu ent- geben, floben Jaſon und Medeia nad) Korinthos. Hier brach zwiſchen den beiden Watten cin unbeilbarer Zwie fpalt aus; Jaſon, um fic) umd ſeinen Kindern cine bleibende Statte gu gewinnen, wollte fich mit der Tochter des forinthifden Rinigs vermählen und verſtieß Me« Beia, Die Wiles für ihm geopfert, die aus Liebe gu ihm jo viele Berbreden begangen hatte und aller Orten nur radhfiiditigen Feinden gu begegnen fürchten mußte. In wilder Verzweiflung über ihr Geſchick und von glühender Rachſucht gegen den treuloſen Jaſon erfüllt, finden wir die Unglückliche tm Beginne der Tragödie. Peirene, cin Quell anf der Burg vow Koriuthos. . aoyns aspdusvor = agyoueror. . % avawpee l. evdSee (von dvgaow, arateow), . & yeyadal re waxed. . Ih tilge das Komma nad) daluwy, und giehe ofxois gu beiden Zeitwörtern (dey. und axédwx.), fm plac. ee ee 8 Oe 4 .f Ty 11 * 907. 2 316. 990. 406, a 606, 693. s 707, Anmerfungen zu Medeia. 351 Tie Morte: „Zeus, Licht und o Erde!” find bloger Ausruf, und die folgenden Worte nidt als Anrede an Genus u. f. f. gu faffer. . pce nehme id) als neutr. plur. ftatt des adverb. glue, md leſe oxevoas (infin. aor.). Diefer Ynfinitiv ift von tad avda abbdngig, und nad) dem legteren Worte ein SKomma gu fegert. . Des Meeres Thor — der thratifde Bosporos, die Meerenge, die aus bem Marmorameer in das ſchwarze Meer führt. » Medeia fdiffte mit Jaſon von Kolchis aus Tag und Rat, wihrend die Seefahrer fonft in der Nacht zu Tubes pflegten. 2 roig d at xgoordvtys eins xéx ayay cogy. Mit Beziehung auf B. 302. low posver verbinde mit fovdeiing. Hefate, als Hausgöttin Medeia's, ftand in einem Schrein am Herde. Kreon war cin Sohn des Sifyphos, der einft in Ko⸗ rinthos gebot. . Helios, ber Sonnengott, war der Bater des Aeetes. . Die dDoppelten Meerestlippen find die Symple— gaden. S. gu B. 1. . 2 ndvey agixteay. Freunde gerbraden Thierfnichel, und Seder bebielt ein Stiid, welches fie felbft, oder vom ihnen Gefendete, auf Reifern zeigten, und fo als Freunde erfannt wurden. Bothe. 4, Rad dem Mabel ber Erde, dem gebeimnifvollen Abgrunde tm Tempel gu Delphi, das, wie die Alten glaubten, im Mittel der Crde lag. Y. xagdly dd Bovietas. Mad) dex Erfldrung des Scholiaften: efs to naidas Rowjoas nary tonsdaxa xai ngoPupos eljs. Anmerfiuingen gu Medeia, Die Peliaden, die Tochter ded Pelias. Hermes, Der bie Reiſenden geleitete, wat ei Sohn des Zeus und der Dlaja, einer Tochter des Atlas. Erechtheus war ein alter König Athens. Der heiligen Ströme Stadt iſt Athen, am Ke— phiſſos und Jliſſos gelegen Ich leſe hier: moder di Poaaog ppevos H yeroi tex ewe xara xaodie & omdllec; Ploͤzliche Anwandlungen von Sdhreden, deren Urſache man nit ergründen fonnte, ſchrieb man dem Ban zu Fichtenzähren, das Harz, Das dem Fichten entquillt. Y. andafn. Ino, auf Beranlafjung der zurnenden Here von threm rajendert Gemahl Athamas verfolgt, ſtürzte fich mit ihrem Sohne Mielifertes in’S Meer. Nad) Euripines tédtete fie ibre beiden Sbhne, darauf ſich ſelbſt. das Doppelleid: den Mord der beiden Söbne. . améocg f. aédov. In Rorinth, bem Lande des Siſyphos, feierte man ein jdbrlides Silbnfeft wegen Ermordung der Sbhne Medeia's. . Das Land des Erechtheus: Athen. — Pandions Sohn: Acgens, VI. Orefie s. ~ $24. = 606, 654, G0. . 707. Anmerkungen gu Medeia. 351 Die Worte: „Zeus, Licht und o Erde!” find bloßer Ausruf, und dre folgenden Worte nicht alg Anrede an Zeus u. J. f.. gu faſſen. ge uehme ich als neutr. plur. ftatt bes adverb. giAmc, und leſe omevoae (infin. aor.). Diejer Infinitiv ijt von rad aide abbangig, und nad) dem Legteren Worte ein Komma ju ſezen. Des Meeres Thor — der thratijde Bosporos, die Meerenge, die aus Dem Plarmorameer in. das ſchwarze Meer führt. Medeia ſchiffte mit Jaſon von Kolchis aus Tag und Nacht, während die Seefahrer ſonſt in der Nacht zu ruhen pflegten. Y roig 0 at agoonrtns tipi xix ayay gopy. Tit Beziehung auf B. 302. low poerwe verbinde mit Poudevnyeg. Hetate, alS Hausgöttin Medeia's, ftand in einem Schrein am Herde. Kreon war ein Sohn des Sijyphos, der einſt in Ko— rinthos gebot. Helios, der Sonnengott, war der Bater des Reetes. Die Doppelten Dieerestlippen find die Symple— gaden. ©. an B. 1. %. advws apixter, Freunde zerbrachen Thierknöchel, und Jeder bebielt em Stiid, welches jie ſelbſt, oder von ihnen Geſendete, auf Reifen zeigten, und fo als Freunde erfannt wurden, Bothe. Nad dem Mabel der Erde, dem gebeimnifvollen Mbgrunde im Tempel au Delphi, das, wie die Alten glaubten, im Mittel Der Erde fag. y. xeroolee J: foudetan. Nod ver Erklärung des Scholiaſten: ec to waidac nowjoa: nary donsdana rai mpoOvpos elu. Unmerfungen au Medeia. Die Peliaden, die Töchter des Pelias, Hermes, Der die Rerfenden geleitete, war cin Sohn de Zeus und der Maja, einer Tochter ded Atlas. Erechtheus war cin alter Kbnig Athens. Der heiligen Ströme Stadt iſt Athen, am Ke phiſſos und Jliſſos gelegen Ich leſe hier: moder dé Poaaos ppevdg H yeroi téxvw zara xagdla & omdlCer; Plozliche Anwandlungen von Schrecken, deren Urjad man nicht ergriimben fonnte, fehricd man dem Bar 5 Fichtenzähren, das Harty, bas den Fidten entquillt Y. anéapr. Sito, af Veranlaſſung der zürneuden Here von threw raſenden Gemahl Athamas verfolgt, ſtürzte ſich me ihrem Sohne Melikertes in's Meer. Nach Euripid todtete fie ihre beiden Söhne, darauf fic) ſelbſt. bas Doppelleid: den Mord der beiden Sohne. {. anéog f. aedov. In Korinth, dem Lande bes Sifyphos, feiert man ein jabrlides Suühnfeſt wegen Ermordung de SoHhne Miedeia’s. Das Yand des Erechtheus: Athen. — Pandion: Sohn: Aegeus. VI. Orefies. wae Perfonen. Apollon. ; Orefies, Sohn Agamemnons und der Klytämneſtra. Eleltra, feine Schweſter. Pylades, Sohn des Königs Strophios in Phokis, fein Freund. Menelgaos, König von Sparta, Bruder Agamemnons. Helena, Gemahlin des Menelaos. Tyndareos, ihr Vater. Hermione, ihre Tochter. Ein Bote. Ein phrygiſcher Sklave. Chor edler Frauen von Argos. Der Schauplaz iſt im Vorhofe von Agamemnons Palaſt in Argos. Suripides v. Donner. L. 3. Aufl. 23 Gleltra. Orestes liegt aur Seite in unruhigem Schlafe. Gicftra. Rein Schichſal ift jo graflid, das Die Sprache nent, Rein Leiden und fein gottverhangtes Ungemad, idjt ertrüge ſeine Laſt ein Menſchenherz. der Hodbegliidte, (nicht verhöhn' ih ibn!) hat RKromons, wie fie jagen, — Tartalos, in Viften, vor Dem Fels in fteter Furcht, inem Haupte ragt, und büßet fo, ie fie ſagen, ex, cin Menſch, gewiirdiget, Mahl zu theilen, mit der Runge fid , von allen Schwächen, traun, die ſchmählichſte. ward def Pelops Boater, Atreus’ Ahn darauf, Riotho Awift in ſeinen Lebensfaden fpann, So dof ex mit Thyeſtes, ſeinem Bruder, Krieg Mnhob. Warum verweil’ id bei'm Unjigliden? 25 Btrens, die Sihne ſchlachtend, lud zum Mahl ihn ein. | Bon dieſem (Wenn id melde nicht, was mitten liegt,) Sprof Agamemnon, hodberiihmt, wofern ex's war, Und Menelaos aus dem Schooß Asrope's. Der cine, Menelaos, freit um Helena, | 20 Die gottverhagte: mit dem Fluch der Danaér, Der Kigtinmeftra, wird vermählt der andre Fürſt. Son ihm und jener ſtammen wir drei Töchter ab, Shrajothemis, Iphigeneia, id) Elektra, dann 23* — gs i Denn Ger Schwebt hod af Hie 356 Orejtes. Gin Sohn, Oreftes; ums gebar die Frevlerin, Die ihren Gatten mit dent Wirrgeweb' umſtrickt, Und fo gemordet: nicht der Jungfrau ziemt's, dew Grund Ru fagen; dieſes Dunfel hell’ ein Andrer any! Was foll id) Phöbos zeihn der Ungeredtigfeit ? Er trieh gum Mord der Mutter, deren Schooß ihn trug, Oreſten, was mdi allen Menſchen rühmlich dunkt; Gleichwohl, dem Gott gehorchend, that er dieſe That. Jd) hatte Theil am Morde, wie's ei Weib vermag, Lind fordernd bot uns Pylades die Hand dabei. Seit diefer Rett, in grimmer Krankheit hingewelft, Liegt, ad, mein armer Brander auf dem Lager bier: Mit wilde Wahnſiun quilend, jagt der Mutter Bhut Ihn anf: id) nenne gitternd mer die Gittinnen, — Die Eumeniden ſchrecken ihn mit graujer Angſt. Der fedste Bag iſt heute, feit des Feuers Glut Der Mutter Leib gereinigt, die fein Schwert entfeelt. Seit diejer eit berührt er keine Speije, gönm Kein Bad den Gliedern; tief gehiillt in feim Gewand, Vergießt er Thränen, wan die Rranfheit thn verläßt, Bei vollen Sinnen; bald yom Yager fpringt er anf Sn jdnellem Laufe, wie vom Bod ein Fiillen fpringt. Dod Argos’ Math geficl es, nicht das Feuer uns, Den Muttermördern, nod ein Dad gu gönnen, nod Gin Wort des Grußes: und beſtimmt ijt dieſer Tag, Dak Wrgos’ Biirger über uns abſtimmen, ob Wir fallen follen durd) den Tod der Steinigung, Ob uns den Nacken jdharfer Stahl durchbohren foll. Dod Cine Hoffnung haben wir gu leben nod: Denn Menelaos fom in's Land vow Troja heim; Gr füllt den Hafen Nowplia’s mit Rudern an, Oreftes. 357 35 Und fteigt an's Ufer, jabrelang umbergeirrt, Set Troja ſtürzte; nächtlich hat er Helena Loran in unfer Hans gefandt, daß Reiner fie vei Tage fommen fehe, dem vor Slion Tie Söhne fielen, und fofort fie fteinige. 66 Xun birgt Das unbeilvolle Weib hier innen fic, Und weint um ihre Schweſter und des Haufes Leid. Tog blieb in ihrem Sammer ihr ein Croft zurück: De Todter, die von Sparta mit Menelaos tam, Die dider bier ließ, al8 er 30g nad Ilion, 65 Und meiner Mutter anbefahl, Germione; Yn ibe ſich freuend, denft fie nicht des Harmes mehr. Rod allen Wegen fpah’ id), ob Menelaos fid Ridt endlich zeige; Denn das Andre bietet uns 7 Rut ſchwache Stüzen, rettet uns nidt diefer Mann. ‘0 Bo mite Rettung, wenn die Noth cin Haus betraf! Helena. (aus dem Palafte tretend) Lu, welche Klytimneftra von Agamemnon einft Emp fing, Cleftra, unvermahlt fo lange fdon, Bie wardſt Du Muttermirderin, Unfelige, 7 Bag übt' Oreſtes folde That, dein Bruder, aus? " Su meiner Mutter Grabe foll id) gehn? Warum? Helena. Von mir die Spenden bringen und der Yoden Soll. @ieftra. Bum Grab der Schweſter diirftejt du nicht ſelber gehn? Helena, Bor Argos’ Bolfe mid ju zeigen, trag' wh Shen, Eleltra. Spät wirſt du weiſe, die ſo ſchmachvoll einſt entfloh! Helena. 100 Wahr fpridhft du; freundlid) aber war die Rede mit. Oreftes. 359 Eleltra. Und welche Scheu denn haſt du vor Mykene's Volt? Helena. Die Biter fitrdt’ ich derer, die bei Troja ruhn. . Eleltra. Mit Recht: in Argos ſchilt dich laut ein jeder Mund. Helena. Gewaͤhre mir's denn, und der Furdt erlife mid. Elektra. 105 Rigt zuſchaun vermag id meiner Mutter Grab. ; Helena. Dog ſchmählich ift e8, wenn die Magd es bringen fol. Glettra. Bas {didft du deine Todter nicht, Hermione’n? Helena. In Bolte fich zu zeigen, ziemt Sungfrauen nid. Elektra. Der hingeſchiednen Pflegerin vergilt ſie ſo. Helena. 110 Da haſt du Recht, mein Madden, und id folge dir. ind, aus dem Hauſe fomm hervor, Hermione! ; (Sermione tritt aus dem Balajte.) Ties Lodtenopfer nimm zur Hand und dicjes Haar, Unp auf der Klytämneſtra Grab, gelangit du hin, 115 Una Milch, gemiſcht mit Honig, geuß des Weines Schaum, ſtehend auf des Hügels Höhn, ſprich dieſes Wort: Dies Opfer weiht dir deine Schweſter Helena; te fürchtet deinem Grabe ſelbſt zu nahn, ſie ſcheut as Volk von Argos.“ Heiße ſie mit holdem Sinn „dir, und meinem Ehgemahl gewärtig fein, 20 Und dieſen zwei Unſeligen, die der Gott verdarb. 360 Oreftes. And alle Gaben, wie man fie den Todten weiht, Die ih Der Schweſter ſchuldig bin, verheiße mod), Min gehe, Lodjter, eile mir, und bradteft du Dem Grab das Opfer, denfe ſchnell der Wiederfehr. (Gclena und Hermione ad.) Gileftra. Schönheit, o weld) cin Uebel bift Du Sterbliden, Und weldes Heil fitr jene, die dein würdig find! Sie ſchnitt Der Haare Spizen ab, und (fieh!) bewahrt Dod) thre Sdingeit, tft das Weib nod, das fie wor. O haßten did) die Gitter, wie du mid verdarbſt Und Diejfen und ganz Hellas! Ich Unfelige! (Der Chor tritt anf.) Hier nahn, in meinem Schmerze mitzujammern, fid Die Lieber wieder: wohl erwecken dieje mir Den Ruh'nden ans dem Schlummer, und in Thränen ſchwimmt Mir dann das Ange, feh’ ih, wie der Bruder rast. 5 Shr lieben, guten Frauen, fommt mit leiſem Tritt Heran, mit Sdrweigen, fein Geräuſch erhebe ſich! Denn thewer ft mir ener fühlend Herz; indeß Geſchähe mir cin Leides, würd' er aufgeweckt. Erſte Strophe. Der Chor. Schweigend, ſchweigend ſezet anf den garten Tritt Eurer Sohle, fein Geräuſch erhebe fic! Eleltra. Hieher tretet, fern bleibt vow dem Yager mir! Der Shor, Sieh, ich gehordje dtr. Oreftes. 361 Eleltra. Ach, ach, wie flüſternder Flötenton SEchmchtigem Rohr enthaucht, redet, Geliebte, mir! Der Chor. 145 Siche, mit leiſem Laut tret' id gum Haus heran. Gleftra. Ja, fo tretet Ber! Yeife mir tretet an, (hörtet ihr?) leiſe nur, Und geht Rechenſchaft was euch hergefiihrt! Dem nod geraumer Feit ſchlummert' ex endlid ein. Erfte Gegenftropbhe. Der Chor. 150 Wie dem ift es ihm? Geliebte, fag’ es mir. Gleftra. Welch Geſchick erwähn' id), weldes Ungemad)? Rog, nod athmet er, nod ſchwach ſtöhnt er auf. Der Chor. Bie? Wag? — Armer Mann! Cleftra. 7 Gr ſirbt, ag, wenn du vont Shlummer ikn 190 Aufſchrecſt, nun er des Schlafs ſüßeſte Wonnen ſchmeckt. Der Chor. Veh um den Frevel dir, welchen der Gott verhängt! o— unſelig Loos! Elektra. revel, ja, Frevel war's, dag, Gott Phöbos, du, Ciend auf Themis’ Thron, gum Unjeligften, 160 3um Mord meiner Mutter aufforderteft! Bweite Strophe. Der Chor. Gr regt (fiebft du nidt?) in dem Gewand den Leib. 362 Oreſtes. Gleftra. Unſel'ge, ja, dem Rufen Hat thn aus dem Schlaf aufgeſchreckt. Dev Chor. Ich wor im Wahn, ex ſchlummre. Gicttra. Willft du nidt von uns, vom Hauſe Buritdwenden deinen Fuß, Meidend Geräuſch und Larm? Der Chor, Sr ſchläft: fieh! Gleftra. Ich ſehe. Dritte Strophe. Der Chor. Heilige, heilige Nacht, Die du den Schlummer ſpendeſt vielduldenden Sterblichen, komm beſchwingt in Agamemnon's Haus, Entſchwebt Erebos' Abgründen! Denn in der Leiden Qual, in der Bekünmerniß Bergehen, vergehen wir, ah! Gicftra, 5 Shr madtet Geräuſch; o wollt ihr Nicht von dem Lager entjernt Des Mundes Vout in tiefem Schweigen hemmend, Den Schlaf gönnen ihm, die harmloſe Luſt? Zweite Gegenſtrophe. Der Chor. © jprid: weld) eum Riel des Leids wartet fein? Oreftes. 363 Gieftra. 180 Der Tod: was war’ es anders? Denn mt nad Speife verlangt er mehr. Der Shor. So fommt die Todesftunde ? Glettra. Uns geopfert bat Apollon, Als ex der Mutter Mtord gebot, 185 Welche den Vater ſchlug. Der Chor. Geredht war's, dod) ſchön nidt. Dritte Gegenftrophe. Gieftra. WMutter, du mordeft und ftirbjt, Tre du mid einft gebarft; We vertilgteft du, Kater und Kinder, die deinem Gebliit’ entſtammt! 190 Dahin gehen wir, gleich Schatten. Tenn Du wohnſt im Grab, und mir fdwindet nun Les ebens größeres Theil In nächtlichen Thränen, ſchwindet Stöhnend und jammernd dahin. 195 Sieh, ohne Gatten, ohne Kinder, ſchlepp' id Gin gramvolles eben, ad! emig fort. Der Chor. Elektra, Sungfrau, naber fomm heran, und fieb, Lap mgt, bevor du's ahnteſt, Hter der Bruder ſtirbt; Denn nicht gefallt mir, dak er ganz entkräftet ſcheint. Orejtes. (erwachend) 200 © ſüßes Labſal, Schlummer, Troſt dem Leidenden, Wie kamſt du mir ſo freundlich: wohl bedurft' ich dein! 364 Oreftes, Du jelig fig Vergefjen alles Ungemachs, Den Gromgebengten weld) ein hold erwünſchter Gott! Bon wannen aber fam id), und wie fam id her? Denn ſinnberaubt vergaß id, mas zuvor geſchah. Cleftra. Wie freute mich's, mein Yieber, daß Ow ſchlummerteſt! Sd faſſe, ridjte Did) empor, wenn du's verlangit. Orejtes, Sa, thn’ es, thu’ es, und vom ftarrgeword'nen Schmuz Des Schaumes ſäub're Lipper mir und Angefidt. , Eleltra. Sieh her: o freundlich ſüßer Dienſt! Bd weigr' es nicht, Mit Schweſterhänden, Bruder, wohl zu pflegen dein. Oreſtes. An meine Seiten ſtemme did), Das wilde Haar Streidh’ aus dem Autliz; denn ich form mar dilfter ſehn. Gleftra, Unjeliqg Haupt, von wirrer Yoden Schmuz entſtellt! Wie du verwilderft, ohne Bad fo lange Zeit! Oreſtes. Leg' auf das Bett mic) wieder: wenn von mir die Wuth Abläßt, erjdlaffen, fraftberanbt, die Glieder mir. Gleftra. Wohl iſt die Lagerſtätte lieb Dem Leidenden, Zwar ſchmerzlich immer, doch ein unentbehrlich Gut. Oreſtes. Nun richt' empor mid) wieder, und wend' um den Leib: Schwer ijt dem Kranken guiigen, Der nidt Hiilfe weik, Gleftra, Verlangft du nicht zur Erde nad fo flanger Beit Den Fuß gu ſezen? Stets erfreut Verinderung. 225 230 240 Oreftes. 365 Orejtes. Gewiß; denn alfo wähnt gefund ein Kranker fid: Süß ift das Wähnen, ift es aud ein irriges. Elektra. Nun höre mich, mein Bruder, vielgeliebtes Haupt, So lang die Eumenide dich bei Sinnen läßt. Oreſtes. Was willſt du ſagen? Iſt es Glück, ſo habe Dank; Doch iſt es Unglück, deſſen hab' ich ſchon genug. Gleftra. Menelaos, deines Vaters Bruder, fam juriid; Vor Anker ltegen ſeine Schiff' in Nauplia. Oreſtes. Was ſagſt du? Ging in unfrer Moth ein Stern mir auf? Gin Blutsverwandter, dem mein Vater wobhlgethan? Glettra. Cr fam, und — dics fei meines Worts Bejtitigung! — 5 Bringt aus den Manern Slions die Helena. Orejtes. Allein gerettet, wir’ er mehr des Preijes werth; Golgt ihm die Gattin, fommt der Flud mit ihm zurück. Gleftra. Bu Sdhimpf und Sdande zeugte ſich Tyndareos Dies Paar der Vidter, ſchmachbedeckt in Hellas’ Boll. Oreſtes. Sei beſſer als die Schlechten, du vermagſt es ja, Und rede nicht bloß dieſes, ſondern denk' es auch. Elektra. Weh, wehe, Bruder! Wie verwirrt dein Auge rollt! Kaum noch beſonnen, fielſt du ſchnell in Wuth zurück. 366 Oreſtes. Oreſtes. Ich flehe, Mutter, reize doch nicht wider mich 5 Die Schlangenjungfrau'n mit dem blutroth glüh'nden Blick! Sie ſind es, ha, ſie ſpringen, nahe mir, empor. Eleltra. Bleib' auf dem Yager ruhig, Unglückſeliger: Denn Nichts erblickſt du, mwas du klar gu ſchen wähnſt. Oreſtes. O Phöbos, morden wollen mid) die Schrecklichen, Des Hades Prieſterinnen mit dem Hundeblick! Eleltra. Dich laſſ' ich nimmer, ſchlinge meinen Arm um dich, Und wehre dir, den jammervollen Sprung zu thun. Oreſtes. Laß ab; du biſt mir eine meiner Erinnyen, Ergreifſt mic) mitten, jdlewderft mid) zum Tartaros. Gleftra, 55 Wo foll id) Hiilfe fuden, ich Unjelige, Nachdem wir aller Sitter Hak verſchuldeten? Orejtes: © gib Apollons Gabe mir, das hornene Geſchoß, womit er mir gebot die Göttinnen Bu webhren, ſchreckten dieje mic) im Raſerei. Elektra. 260 Kann einen Gott verwunden eine Menſchenhand? Oreſtes. Wohl, wenn er mir nicht eilig aus den Augen geht. — Vernehmet ihr ſie, ſehet ihr des treffenden Geſchoſſes raſchbeſchwingte Pfeil' auf euch gejandt? O, o! Was zaudert ihr nod länger? Hebt mit Schwingen end Oreftes. | 367 265 Rum Aether, flagt den Gottesſpruch des Phöbos an! Ha! Was ſchwärm' id, ringt mem Athem fic) fo fdwer empor? Wohin, wohin verirrt’ ih ans dem Lager mid? Nad Wogendrang erblid’ id wieder ftilles Meer. Was weinft du, Schweſter, birgſt das Haupt in dein . Gewand? 270 Erröthend zieh' th did) hinab in meine Noth, Sungfran, mit meinem Jammer did belaftigend. Um meine Leiden ſchwinde nicht in Gram dabin! Du Haft die That gebilligt, ich vollfithrte fie, Eridlug die Mutter; dod) den Phöbos flag’ id an, 275 Ter, als er mid gum gräßlich Ungeheuren trieb, Mit Worten mid getriftet, und mit Werken mid. Mein Vater, Hatt’ id Aug’ in Aug’ ihn felbft befragt, Ob id die Mutter morden foll, er hatte, traun! Die Hinde flehend ausgeftredt nad meinem inn, 280 Nidt auf die Mutter meine Wehr gu zücken, weil Er dod ja nicht zum Lidte wiederfehre mehr, Und mir, dem Armen, foldje Qual befdieden fer. Und nun, geliebte Schweſter, mun enthülle did, Und ftille deine Thrinen, Hat der Jammer uns 285 Aud ſchwer getroffen. Wann du mid unmuthig fiebft, So Hemme du den ungeftiim verworr’nen Cinn, Und ſtärke mid und tröſte; wann du Klag' erbebft, Mug id mit freundlid holdem Wort dir nahe fein: Denn diefe Wechſelhülfe ziemt den Freunden wohl. 290 Nun geh’ hinein gum Haufe; dort, Ungliidlide, Did lagernd, laß dein ſchlummerloſes Auge rubn, Mit Speifen labe, durd ein Bad erquide dtd. Dem wenn du mid verläſſeſt, oder, pflegend mein, 568 Oreftes. Grfranfft, bin id verloren; du ja bift allein Mein Schuz, die Ander, wie du fiehft, entflohen mir @leftea. Nidt aljo! Writ dir leben, mut dir fterben and, Das will id); dies ift Eines ja! Stirbſt du dahin, Was foll id) Weib Hier? Wie ervett’ id mich, allein, Ich, ohne Bruder, Vater, Freund? Dod wem du wi 300 So gel’ id: aber lege mm zur Ruhe did, Und nidt ergib did) allzuſehr den Schreckuiſſen, Die did) vom Lager ſcheuchen; bHleib’ auf deinem Pfühl. Denn wenn er, aud nicht franfend, mix fier front fid | Quält Angſt und Clend tiberall den Sterbliden, (Eleftra geht ab.) Der Chor. Strophe. 305 Weh, weh, web! Die ihr eilt hochbeſchwingt, Furchtbare Göttinnen, Denen wir freudenlos Feſte begehen, von Seufzern und Thränen ſchwer, 310 Ihr Nachtgeiſter, ihr Erinnyen, die ihr euch Jn die Unendlicdfeit ſchwingt, in des Aethers Höhn, Um Mord Made, Mad)’ übend wm Menſchenblut, Bu euch fleh’ th, ja, gu end fleh’ id) laut: Laßt Agamemnon’s Sohn, laffet vergefjen ihn $15 Des Wahnſinns, der wildtobenden Raſerei! Weh um das Unglück, web, Wonad, Armer, did) liiftete, daß du Tod Wernteteft, als du von Phobos’ Dreifuß Den Ausfprud empfingft aus dem geweihten M $20 Um Siz, wo der Erd’ Heiliger Nabel ijt! re Dreftes. Gegenftrophe. Bo (Bens, adj!) Stanmt did, 0 rmer, auf, weldem ein Rachegott, 825 Der in das Haus einjog, on zu Glace the häuft, Deiner Gebärerin Schnöde vergoſſ'nes Blut, das dich zur Wuth entflammt? Sa, dein jammert ung, ja, dein jammert uns! Grofer Beſiz beſteht dauernd im Leben nicht; 880 Sondern exfdiitternd, wie Segel des flüchtigen Schiffes, verjenft ein Gott des Reidthumes Füll' In graunvolles Lcid, Bie in der Mteeresflut gierig verſchlingend Grab, Deut weld andres Gejdledt aud foll id 85 Hinfort ebren, als Tantalos’ ſtolzes Haus, Den Stamm, der aus gittlider Vermählung fprop? Dod fieh, dort lommt ja der König daber, Menelaos, der Fürſt; ex Hindet ſich an In dem fippigen Glang © Als einen der Söhn' aus Tantalos’ Biut. Du, welder die tauſend Maſte gefiihrt In das aſiſche Land, Heil dir! Dir lächelt das Gli, da mit Gott Du vollendetejt, was du gelobt haft! Menelaos. 2 © Rinigshaus, mit Wonne ſeh' ich bald did an, | Burlid pon Troja fehrend, bald mit tiefem Schmerz Dem wabhriid, nie nod ſah id einen andern Herd — Bon graufenvollem Leide mehr, als did, umringt. Von Agamemnon's Looje ward mir Kunde, wie Suripides v. Downer. L 3. Aufl. 24 — 370 Oreſtes. Die Gattin thu gemordet, als id) Malea Wit meinem Schiff gulenfte: das verkündete Der Meerprophet auftaudend aus der Welle mir, Der Sohn des Nereus, Glaufos, ein wahrhafter Gott, Der, mir zur Seite, deutlich alfo fprad zu mir: „Menelaos, cine Yeide, liegt Dem Bruder da, Im lezten Bad von feines Weibes Hand entjeelt.““ Und mir und meinen Schiffern ward das Ange voll Von Zähren. Ws ich Nauplia’s Geftad’ erreicht, Da mir die Gaitin ſchon hieher vorausgeeilt, Und ich Oreſtes, Agamemnon's Sohn, un Gite Und ſeine Mutter wohlgemuth in meinen Arm Zu ſchließen hoffte; da erzählt ein Fiſcher mir Der Tyndaride grauſenhaft verruchten Word, Und nun, o Jungfrau'n, ſaget mir, wo weilt der Sohn Des Agamemnon, dev vermodt dies Graglide ? Er mar ein Kind in Klytämneſtra's Armen nod, Als id, gen Troja ziehend, aus dem Hauſe ſchied, Und nicht erfermbar wir’ er mir, erblickt' id) ihn. Orejtes. Hier ift Oreſtes, den Ow ſuchſt; germ will ich felbjt, Menelaos, meine Leiden dir verfiindigen, Dod) erſt umfaſſ' th deine Knie', und flehe did Um Schuz in Worten, hebe feinen Zweig empor: Svrette mid! Gelegen famft du meiner Noth. Menelaos, Was fel’ uh, Getter? Welchen abgefdiednen Geift? Oreſtes. Wohl, wohl; vor Elend leb' id nicht, dod athm' id nod. Menelaos. Wie hängen deine Locken, wild, von Schmuz entſtellt! Ore tes. 371 DOrejtes. Ad, wiht das Ausſeh'n, meine That nur angftet mid. Menelaos. Du blidft fo gréflid aus der Augen tritbem Stern. Oreſtes. Der Körper ſchwand mir; mur der Unglücksname blieb. Menelaos. 380 Nie wähm' id alfo did zu ſehn, fo ganz entftellt. LCreftes. Sd bin der Mörder, der die arme Mutter ſchlug. Menelaos. Das hort’ ih; aber rede nicht von dieſem Leid. Oreftes. 3d ſchweige; dod der Danton madt mid reid an Moth. Menelaos. Ras ift dir denn? Weld) cine Krankheit martert dich? Crejtes. 385 Ich bin bewugt mir, dap id that das Gräßliche. Menelavs. Wie? — Deutlich, mht undeutlich tlingt de8 Weiſen Wort. LCreftes. Die Trauer ift e8, die an meinem Yeben zehrt — Menciaos. Wohl it dte Gottin ſchrecklich, dod) verfiihubar aud. Creftes. Und ‘Raferet, des Muttermordes Rächerin. Menelaos. 390 Doch wann, mit welchem Tage fing dein Raſen an? Oreſtes. Als ich der armen Mutter Grab aufrichtete. 21* 372 Oreſtes. Menelaos. War's bei dem Scheiterhaufen? War's tm Hauſe hier? Oreſtes. Nachts, als id) ihren Aſchenkrug bewachte, war's. Menelavs, War Ciner nahe, beiguftehn dem Rafenden? Orejtes. » Der mir die Mutter morden half, mein Pylades. Pienelaos, Bon welden Sdredgeftalter wirſt du fo gequiilt? Oreſtes. Ich wähnte drei Jungfrauen, gleich der Nacht, zu ſehn. Menelaos. Ich kenne ſie, doch ihre Namen nenn' ich nicht. Oreſtes. Die grauſen! Sie gu nennen ſcheuſt du wohlbedacht. Menelaos, Sie ftrajen deinen Muttermord mit Raſerei? Oreſtes. Wie treibt Verfolgung mich umher, mich Armen, weh! Menelaos. Nicht grauſam ijt grauſamer Thaten Züchtigung. Oreſtes. Dod fann ich füglich meine Schuld entſchuldigen. Mienelaos. Sprid nidt vom Tod des Vaters: thiridt wire das. Drejtes. 405 Jd meine Phobos; er gebot den Muttermord. Menelavs. Des Schönen und des Redjtes wohl vergaß ex dann. 410 415 420 Oreftes. | 3738 Oreftes. Wir dienen Göttern, ob fie gut, ob böſe find. Menelavs. lind dod) befdirmt did) Phöbos nidt in deiner Noth? Oreftes. Gr zaudert; aber foldes ift der Götter Art. Menelaos. Bie lange Beit ift’s, dak der Mutter Geift entfloh? Oreftes. Sechs Tage find’s; nod ift der Holzſtoß mt verglitht. Menelavs, Schnell abnden deiner Mutter Blut die Göttinnen. Oreſtes. Nicht weiſe war ih, dod dem Freund ein wahrer Freund. Menelaos. Und frommt dir denn die Rade fiir de8 Vaters Mord? Oreſtes. Noch nicht; und Zögern acht' ich gleich Unthätigkeit. Menelaos. Wie find die Bitrger dir gefinnt nad folder That? Oreſtes. Mich haſſen Alle, Keiner gönnt ein Wörtchen mir. Menelaos. Iſt nach Gebrauch vom Blute deine Hand geſühnt? Oreſtes. Vor mir, wohin ich komme, ſchließt ſich jedes Haus. Menelaos. Und weldhe Birger tradten did) verbannt zu ſehn? Oreftes. Oear, des BVaters alter Feind von Troja her. Oreftes. 375 Oreſtes. Ich hoffe Rettung aus der Noth allein von dir: Und da du Schwerbedrängten nahſt, ein Glücklicher, So gönne deinen Freunden Theil an deinem Glück; 440 Behalte nicht das Gute, das dir ward, allein, Und nimm dafür auch einen Theil der Mühen; was Mein Vater dir that, danke, wem du's danken mußt. Wer nicht im Ungemache ſich als Freund bewährt, Der iſt ein Freund dem Namen, nicht den Werken nach. Der Chor. 445 Sieh dort, mit Greiſesſchritten ringt er ſich heran, Tyndareos, der Sparter, im geſchornen Haar > Und ſchwarzem Kleide trauernd um der Todter Tod. Oreſtes. Ich bin verloren: hier ja kommt Tyndareos Herangeſchritten, und vor Allen ſcheu' ich ihm 450 Vor's Angeſicht zu kommen, weil ich Solches that. Er zog mich auf als Knaben, und bedeckte mir Den Mund mit ſeinen Küſſen oft, Agamemnons Kind Auf ſeinen Armen tragend, hat mit Leda mich Nicht minder, als die Dioskuren ſelbſt, geliebt. 455 Ich hab' — o meine Seele, ſchwerbedrängtes Herz! — Nicht ſchön es ihm vergolten: wo verberg' ich doch Mein Angeſicht in's Dunkel? Welche Wolke ſoll Ich vor mich breiten und des Greiſes Aug' entfliehn? Tyndareos. Wo, wo erblick' ich meiner Tochter Ehgemahl, 460 Menelaos? Als ich auf der Klytämneſtra Grab Trankopfer ausgoß, hört' ich, daß nach langer Zeit Er und die Gattin glücklich kam vor Nauplia. Oreftes. 377 Bem We wiffen, was geziemt, was nidjt geziemt; Bo war der Menſchen einer unverftihdiger, Ws dieſer, der nicht adtet’ auf Geredtigteit, Noh auf die Sazung, dex gebordjt das ganze Bolt? 485 Xe Agememnon fterbend feinen Geift verhaucht, Bon meiner Todter auf das Haupt getroffen; — ba, Vertes Wert! Mie loben werd’ id folde hat: — La mußt' er Hagend fiber fie ein redtlides Geriht'um Mord verhingen, aus dem Hauſe fie 0 Verftogen, und, midt frevelnd, übt' er Mäßigung; Rechte haltend, blieb er dod ein frommer Sohn. Bat die Schuld ihn, wie die Mutter, felbft umftrict: Shem ex nad) dem Rechte fie für ſchuldig bielt, F ne Gr, die Mutter tadtend, ſelbſt noch ſchuldiger. dieſes Cine frag’ id, o Mtenelaos, did): TI irgendwen die eigne Gattin mordete, Und Defien Sohn die Mutter tddtet wiederum, > roe des Mörders Sproffe dann den Mord mit Mord Lergälte; wo erreichte ſolche Wuth ihr Ziel? 900 Die Qrauen Vater haben’s wohl geordnet fo: TC einen Mord begangen, durfte nicht im Volt, Yor keines Menſchen Angefidt erſcheinen; ihr "Rate Verbannung, nicht mit Mord vergalt man ihm. Deum ftet8 Dem Tod verfallen blieb der Cine fonft, 505 Der feine Gand befledte durd den lezten Mord. Ruglofe Weiber half’ id und am erften fie, Cie, meine Todter, die den Ehgemahl erjdhlug; | Nie loben werd’ id) deine Gattin Helena, | Niemals ein Wort ihr gönnen, nod did) preifen, daß 510 Du fir das unheilvolle Weib gen Troja zogſt: Dod ſchirmen werd’ id das Geſez nad) befter Kraft, 49 368 Oreſtes. Erkrankſt, bin id) verloren; Ou ja biſt allein Mein Schuz, die Andern, wie Ow ſiehſt, entflohen mir. Gieftra. Nicht aljo! Writ dir leben, mit dir fherber auch, Das will id; dies tft Eines ja! Stirbſt du dahin, Was foll id) Web hier? Wie ervett’ ih mid, allein, Sh, ohne Bruder, Vater, Freund? Dod) wenn du willft, So geh' ids: aber lege nun zur Ruhe dich, Und nicht ergib dich allzuſehr den Schreckiſſen, Die dich vom Lager ſcheuchen; bleib' auf deiuem Pfühl. Denn wenn er, aud nicht krankend, nur für franf ſich Halt, Quält Angſt und Elend überall den Sterblichen. (€lettra geht ab.) Der Chor, Strophe. Wel, weh, web! Die ihr eilt hochbeſchwingt, Furchtbare Göttinnen, Denen wir freudenlos Feſte begehen, von Seufzern und Thränen ſchwer, Ihr Nachtgeiſter, ihr Erinnyen, die ihr euch In die Unendlichkeit ſchwingt, in des Aethers Höhn, Um Mord Rade, Rach' übend wn Menſchenblut, Bu cud fleh' ih, ja, gu end) fleh’ ich Laut: Laßt Agamemnon's Sohn, laſſet vergeſſen ihn Des Wahnſinns, der wildtobenden Raſerei! Weh um das Unglück, weh, Wonach, Armer, dich lüſtete, daß du Tod Aernteteſt, als du von Phöbos' Dreifuß Den Ausſpruch empfingſt aus dem geweihten Mund, 320 Am Siz, wo der Erd' heiliger Nabel iſt! Orejtes. 379 Cin Ader, der aus fremder Hand die Saat empfing; Denn obne Vater rang fig nod fein Kind an's Lid. So muft’ ich wohl dem Manne, der mir Leben gab, Mehr helfen, dadt’ id, al der Frau, die mid ernährt. 545 Und deine Todter — Mutter fie gu nennen, webrt Die Sdham — verband in heimlid ungeſezlichem Ehbund fid cinem Andern. Ich beſchimpfe mid, Indem id) fie beſchimpfe; dennoch fag’ id es. Aegifthos war wr ingehetm im Haus vermählt; 550 Grmorbdet hab’ id diefen, und die Mutter dann Geopfert; frevelnd, rächt' id) dod) des Vaters Tod. Run rujft du drohend, Steinigung gebiihre mir; Drum Hire, wie iG Hellas’ ganzem Volt genüzt. Vermeſſen ſchnöde Weiber ſich gu ſolchem Troz, 555 Die Gatten hinzumorden, und erflehen fie Der Kinder Mitleid durch die dargebotne Bruſt; Dann achten fie dex Ehgemahle Mord fiir Nichts, BVorwind' erfinnend, wie's beliebt. Ich ſteuerte Der Sitte durd die grauſe That, wie du fie nennft. 560 Die Mutter Haft’ ig und erwiirgte fie mit Red, Sie, die den Gatten, welder fern von Hauſe war, Sn Waffen Hellas’ ganzes Volk befehligend, Berrieth und Heil'ger Che Bund nicht heilig hielt. Und als fie ihre Schuld erkannt, verhangte fie > Nidt ſich die Buße; bei'm Gemabhl ftraflos zu fein, Mußt' thr der Vater biigen, fie gab ibm den Tod, Bet Beus! — De Gottes dent’ id) gwar nicht ziemlich bier, Den Mord verfedtend; — aber wie vergilte mir Der Todte, lobt’ id) fdweigend, was die Mutter that? 570 Gr wiirde haffend mid den Eumeniden weih’n; an for) ww 370 Orejtes, 50 Die Gattin thn gemordet, als id Malea Wit meinem Schiff sulenfte: das verfitndete Der Meerprophet auftauchend ans der Welle mir, Der Sohn des Nereus, Gloufos, ein wahrhafter Gott, Der, mix gur Seite, deutlich alſo fprad) gu mir: > ,,Wenelaos, cine Yeide, liegt dein Bruder da, Im lezten Bad von jeineds Weibes Hand entieclt,“ Und mir und metnen Sciffern ward das Auge voll Bon Zähren. Als id) Nauplia's Geftad’ erreicht, Da mir die Gattin ſchon hieher vorausgeeilt, Und id) Oreſtes, Agamemnon's Sohn, im Glück Lind ſeine Mutter wohlgemuth in meinen Wem Su ſchließen hoffte; da erzählt ein Fiſcher mir Der Tyndaride graujenhaft verruchten Mord. Und nun, o Dungfrau’n, faget mir, mo weilt der Sohn 5 Des Agamemnon, der vermodt dies Gragliche? Sr war cin Rind in Klytämneſtra's Armen nod, Als id, gen Troja ziehend, aus dem Hauſe ſchied, Und nicht erkennbar wär' er mir, erblict’ id) ihn. Oreſtes. Hier iſt Oreſtes, den Ow ſuchſt; gern will id) ſelbſt, 0 WMenelaos, meine Leider dir verkündigen, Doch erſt umfaſſ' ich deine Knie', und flehe dich Um Schnuz in Worten, Hebe keinen Zweig empor: Errette mid! Gelegen kamſt du meiner Noth. Wienelaos, Was ſeh' ih, Gotter? Welchen abgeſchiednen Geift? Orejies, Wohl, wohl; vor Elend leb’ ih nidt, dod athm' ich noch. WMenelaos, Wie hängen deine Yoden, wild, von Schmuz entftelle! Ore ftes, 371 Orejtes. Md, wide das Ausſeh'n, meine That nur ängſtet mid. Menelavs. Da blickſt fo gräßlich ans der Augen triibem Stern. Orejtes. | Der Krper ſchwand mix; mer der Ungliidsname hlieb. Menelaos. S80 Nie wihnt’ ih alſo did) gu ſehn, fo ganz entftellt. | Oreſtes. 36 Gin der Mörder, der die arme Mutter ſchlug. Menelaos. Dos Hort’ ih; aber rede nicht von dieſem Leid. Oreites, Jah fdnweige; dod) der Damon madt mid reid) an Noth. Menelaos. Bos ift dir denn? Weld) cine Kranfheit martert did? | Oreſtes. | 385 Dd bin bewußt mir, daß ich that das Gräßliche. Menelavs, | Die? — Dentlid, nicht undeutlich flingt des Weiſen Wort. Oreſtes. Die Traver iſt es, die an meinem Leben zehrt — Menelaos. Wohl Ht die Gottin ſchrecklich, dod) verſühnbar and. Orejtes. Und Raferei, des Muttermordes Rächerin. WMenelaos. $90 Dod wa, mit weldem Tage fing dein Raſen an? Oreites. Wis id) Der armen Mutter Grab aufrichtete. 24° Oreſtes. 383 Dem wenn die Gottheit Glück verleiht, was ſoll der Freund? Ler Gott genügt allein ja, wenn er helfen will. Du liebſt die Gattin, wähnen AN’ in Hellas’ Volt; — Um ſchmeichelnd did) yu gewinnen, fag’ id dieſes nidt: — 56 Um ihretwillen rette mi! — Weh, wehe mir! Wohin gerath’ i? Wie verfolgt mid mein Geſchick! Lenn fiir de8 ganjen Haujes Wohl erfleh’ ich das. © Vatersbruder, denfe, dak er diefes Hirt, . Ler Todte, dex im Grabe wohnt; des Todten Geift 6) Schwebt über dir und redet fo wie id zu Dir. Dies fag’ ih unter Seufzern, unter Thränen dir In meinem Ungliid, flehe did) um Rettung an: Und nicht allein id, alle wir erſehnen died. Der Chor. _ Aud ig, cin Weib nur, flehe did), o König, an, Den Hülfsbedürftigen beizuſtehn; du kannſt es ja. Menelaos. Vor deinem Haupt, Oreſtes, trag' ich wahrlich Scheu, Und dulden will ich deine Noth mit dir vereint. tenn alſo mug man blutsverwandter Freunde Leid 7 Vemeinſam tragen, wenn die Kraft ein Gott verleiht, * fleiner Macht der Freunde, die mir itbrig find. | Nie Mag if) dod) wohl Argos’ Volk in offnem Kampf Yen überwinden; aber daß ein mildes Wort Wie Sies verſchaffen könne, das vertrau' ich feſt. Reig möchte Jemand Großes mit geringer raft Sen? Untlug war’ e8, da8 zu wollen nur, 374 Oreftes. . Wrenelaos. Ich weiß, ev ahndet Balamedes’ Mord an dir, Orejtes, Ich bin daran nicht ſchuldig; Drei verderben mid. Menelaos. Und wer verfolgt dic) fonft? Wegijthos’ Freunde wohl? Oreſtes. Mid) höhnen jene, welchen men gehorcht die Stadt. Menelaos. Vergönnt die Stadt nicht Agamemnons Scepter dir? Oreſtes. Wie ſoll fie, ote gu leben mir nicht mehr vergönnt? Wienclaos, Was thun fie, wenn du's deutlich uns zu fagen weißt? Drejies, Das VBolf beſchließt an dieſem Tage wider uns .... Menelavs. ) Tod, oder mt Tod, oder Flucht aus dieſer Stadt? Oreſtes. Den Tod von Bürgerhünden, Tod durch Steinigung. Menelaos. Entfliehe, laß des Landes Marken hinter dir! Oreſtes. Ein eh'rner Wald von Waffen ſtarrt ringsher um wd. Menelaos. Von einzlen Feinden oder vom Argeierland? Orejtes, Bon allem Volke droht mir Tod: Hier haſt du's kurz. Menelaos. Mit dix gedieh's zum Lezten, Unglücſeliger! Oreftes. 385 Dog bier erblick ich Pylades, den theuerften 715 Der Menſchen, dev in Eile naht von Phokis ger: © fitfer Anblid! Holder ift, als filles Meer Roh Storm den Schiffern, ein in Noth getrener Freund. . Pylades. Soneller, als es mir geziemte, komm' ich eilend durch die Stadt. Damn if hörte, ſah's mit Augen, wie ſich Argos’ Bolt berieth “9 Ucher- di und deine Schweſter, euch gu tödten ungefaumt. 120 Bas geſchah? Wie geht 6, meiner Spielgenofjen theuerſter, {xu Perwandter, mein BVertrauter? Miles dies ja bift du mir. xt Crejtes. ES hin! In kurzem BWorte leg’ ich div mein Leiden dar. > Pylades. {FRE bin id mit dir vernidjtet: Freundesloos ja theilt der Frennd. 7 Oreftes. © Fxclaos hat fi mir und meiner Schweſter flint gezeigt. Pylades. 125 Bruxy, natiirlig, dag des fdlimmen Weibes Mann ein ſchlimmer wird. OL: . Crejtes. . Cm als war’ er mt gefommen, hat er kommend nur genüzt. Pylades. Ako ift der Mann in Wahrheit angelangt in Argos hier? Creftes. Endlich; aber bald erfand man ihn den Freunden ungetreu. Turipides v. Donner. L. 3. Aufl. 20 386 Oreſtes. Pylades. Hat er and die ſchnöde Gattin auf den Schiffen mitgebracht? Oreſtes. Er nicht brachte ſie, den Gatten führte ſie hierher zurück. Pyhlades. Wo verweilt fie, die jo Vielen Tod gebracht, das Eine Weib ? Orejtes. Hier im metnem Hauſe, wenn ich's nod) das meine nennen Dar. Pylades, Und gu deineds Baters Bruder — weld Worte fpradeft du? Oreſtes. Nicht gelaſſen ſoll' er mich und meine Schweſter tödten ſehn. Phlades. Was (o Gitter!) ſagt' er hieranf? Das au wiſſen wiinidt’ id) dod). Oreſtes. Scheu entſchlüpft' er, wie's den Freunden ſtets die falſchen Freunde thun. Pylades. Welden Vorwand aber nahm ev? Weiß id) das, weiß ich genug. Oreſtes. Jener Mann, der jene wackern Töchter zeugte, fam dazu. Pylades, Tyndarens? Cr grollt gewif aud dir wm ſeiner Todter Tod. Oreſtes. 740 Freilich: höher, als den Vater, hielt ex dieſen Schwäher werth. Ore ftes. 387 Pylades. Er ejgien und wagte nicht dir beizuſtehn in deiner Noth? Oreſtes. Rig ym Speereskampf erfdajfen, ijt ev ftart bet Frauen mur. Pylades. Aus dem Seid denn keine Rettung? Unentfliehbar droht bir Loo? u Orejtes. Cer uns des Mordes halber ſtimmen Argos' Bürger ab. 745 Belek a Pylades. — es lirtheil wird man fpreden? Rede; mid) ergreift die Furcht. Yebery Hreſtes. oder Tod: das Große faßt in ſich das kleine Wort. Hie H Pylades. S denn, das Haus verlaſſend, fliehe mit der Schweſter fort! Sie & Oreftes. Ht du nigt? Von Wachen find wir überall umfdloffen hier. Roy Pylades. ; Sal erblickt id alle Straßen durch gewaffuet Volf gefperrt. 0 Rix Ureites. | | Tae umlogert werd’ ih, wie von Feindesfdhaaren eine Stadt. Xr Pylades. Od age mig nun, was id leide: denn verloren bin aud id. Creftes. DAR Durh men? Bu meinem Leide ware dies ein nenes eid. 25% 388 Oreſtes. Pylades. Strophios, mein Bater, trieb mid) aus der Heimat zürnend fort, Orejtes, Hatt’ er ſelbſt Etwas ju Hagen? Klagte wider did) das Bolt? Pylades. 5 Dak th dtr beim Mord geholfen, nennt er gottlos, frevelhaft. Oreſtes. Armer, meine Leiden, ſcheint es, bringen Gram auch über dich. Pylades, Undrer Art, als Menelaos, trag’ id) das verhängte Leid. Oreſtes. Bangt dir nicht, daß WArgos’ Bürger dich ermorden, fo wie mich? Pylades. Argos lann uns nicht beſtrafen; richten darf uns Phokis mer, Oreſtes. Schrecklich iſt die rohe Menge, wenn fie böſe Führer hat. Pylades. Hat fie gute ſich erleſen, Dann beſchließt fie Gutes ſtets. DOrejtes. Git: jo müuſſen wir berathen ... . Polades, Was bedarf des Rathes hier ? Oreſtes. Wenn ich Argos' Bürgern ſage — Pylades. Daß gerecht fei deine That? ) Oreftes. 389 Oreſtes. Weil ich meinen Vater rächte — Pylades. Wird man umſanft did empfahn. Orejtes. 765 Soll id denn, lautlos mid) duckend, fterben? Pylades. Traun, das wäre feig. . Orejtes. Was beginn' ih? Pylades. Haft bu Hoffnung did zu retten, wenn du bleibſt ? Oreftes. Keine. Pylades. Darfft du deiner Leiden Ende Hoffen, wenn du gebft? Oreftes. Renn es fein foll, fet es. Pylades. Alfo beffer gehen als verziehn! Oreftes. Pylades, Und mugt du fterben: alfo ſtirbſt du rühmlicher. Orejtes. 770 Freilich; und den Hohn der Feigheit meid' i — Pylades, Mehr, als wenn du bleibt. Crejtes. Und geredt ift meine Cade. eb’ ih denn? DOrejtes. Pylades. Daß mau's glaube, flehe nur! Oreſtes. Mancher wird ſich mein erbarmen — Pylades. (roped wirkt dein edler Stamm. Oreſtes. Der des Vaters Tod betrauert. Pylabes. Welchem Aug' entginge das? Oreſtes. Geh' ich denn! Feig iſt es, ſterben ohne Ruhm. Pylades. —— Ein ſchönes Wort! Oreſtes. Sollen wir es nicht der Schweſter ſagen? Pylades. Bei den Göttern, nein! Oreſtes. Thränen würde ſie vergießen. Pylades. Uns et ſchlimmes Seiden mer. Oreſtes. Beſſer iſt es denn, yu ſchweigen. Pylades. Und an Beit gewinnſt du fo. Oreſtes. Kummer macht mir nur das Cine — Pylades. Was? Ein andres, nenes Leid? Ore ftes, 391 Oreſtes. Daß mich Götterwuth ergreife. Pylades. Gern bin ich dein Pfleger dann. Oreſtes. 780 Laftig iſt es, Kranke pflegen. Pylades. Nimmer biſt du läſtig mir. Oreftes. Siehe ju, daß meine Wuth dig nicht erfaft! Pylades. Sh fürchte nidt! Orejtes. Und du willft did nicht bedenken? Pylades. Traurig, wollten Freunde das. Oreftes. Geh denn, Stab auf meinem Wege.... Pylades. Wonnevoller, ſüßer Dtenft! Oreftes. Und gu meines Vaters Grabmal führe mid. Poylades. Was willft du hier? Oreftes. 785 Seinen Geift anflehn um Rettung. Pylades. Wohl geziemt dir’s, das zu thun. Orejtes. Dag ih mur der Mutter Grab midt ſehe! 382 Oreſtes. Menelaos. Du ſpracheſt ridtig; rede denn! Das Schweigen iſt Gerathner oft alé Reden, oft and) unigefehrt, Oreſtes. So will ich reden: beſſer ſind weitläufige Als kurze Worte, klingen nicht fo räthſelhaft. Weir ſchenke du, Menelaos, Nichts vom Deinigen; Was dir von meinem Vater ward, das gib zurüchk Nicht Schäze metn’ ich: retteſt du mein Leben mir, Das hböchſte meiner Güter, acht' ich's Schäzen gleich. Beging ich Unrecht? Unſer Unglück fordert ſelbſt Bon dir ein Unvedt: and ein Unrecht war es ja, Dag Agamemnon mit dem Heer nad) Troja zog, Nicht weil er felber fehlte, new, um fremden Fehl Au tilgen, deines Weibes ungerechtes Thin, Dies Eine gib vergeltend um das Andre mir. Wie's Freunden ziemt fiir Freunde, gab mein Vater tren Für Did) in Heifer Männerſchlacht fein Leben blog, Daß deine Gattin wiederfehr’ in demen Arm. Bezahle mir denn, was Ou dort empfangen haſt; 345 Als Metter uns yur Seite, dulde Ou fiir uns Nur Einen Tag, nicht voller zehen Sabre Friſt. In Aulis trank die Erde meiner Schweſter Blut; Nicht Gleiches will ih; tödte nicht Hermionen! Wohl magſt du, während mid) verfolgt mein Ungemad, 150 Sm Glücke leben; gerne ginn’ id dir das Gite, Mein Leber nur gid meinem armen Bater hin Und das Der Schweſter, die dabhimvelft unvermahlt: Denn wernt id flerbe, fteht verwaist des Baters Hans, Du fagft: „es ift unmöglich!““ Sei's! Dod Freunden fieht Es wohl, den Freunden beizuſtehn im Ungemad. Ore ftes. 383 Dem wenn die Gottheit Glück verleiht, was foll der Freund? Der Gott geniigt allein ja, wenn er helfen will. Du liebſt die Gattin, wähnen AM’ in Hellas’ Volt; S60, — Um ſchmeichelnd did) yu geminnen, fag’ id) diefes nidt: —- Um igcetwillen vette mid)! — Weh, webe mir! Wohin gerath' ich? Wie verfolgt mich mein Geſchick! Dem fir des ganzen Hauſes Wohl erfleh' id) das. x BVatersbruder, dente, daß er diefes birt, 65 Ler Todte, dex im Grabe wohnt; des Todten Geift Echwebt über dic und redet fo wie ich gu dir. Lies fag’ id) unter Seufzern, unter Thränen div In meinem Unglitd, flehe did) um Rettung an: Und nicht allein id, alle wir erfehnen died. x Der Chor. ie ig, ein Weib nur, flehe did, o König, an, | IX Hülfsbedürftigen beizuſtehn; du kannſt e8 ja. Vo Menelaos. X deinem Haupt, Oreſtes, trag' ich wahrlich Scheu, NO dulden will id deine Noth mit dir veveint. at alfo muß man blutsverwandter Freunde Leid IeNreinſam tragen, wenn die Kraft cin Gott verleiht, <& wir Die Feinde tödten, ob uns trifft der Tod. ~ Dag mir gute Witter mur die Kraft verlieh'n! enn ganz entblößt von Streitgenofjen komm' id her, Sn taufend Mühen jahrelang umbergeirrt, Mit tleiner Macht der Freunde, die mir übrig find. 55" So mag id) doch wohl Argos’ Volt in offuem Kampf NiGt überwinden; aber dag ein mildes Wort Den Sieg verjdaffen könne, das vertrau’ id) feft. Wie midjte Semand Großes mit geringer Kraft Refiegen? Unklug war’ e8, das yu wollen mur, 384 Dreftes. 685 Denn wenn das Volf aufbranfend ſchäumt in wilbem Zorn, Nicht leicht zu dämpfen ift es, gleich entflammter Glut; Doch wenn du ruhig vor dem unmuthſchnaubenden Schmiegſam zurücktrittſt und die gute Beit bewahrſt; Mag wohl die Wuth verhauchen, und, hat's ausgetobt, So wirſt du leicht es lenlen, wie es dir gefillt. Ihm wohnt das Mitleid, ihm der Zorn im Buſen auch; Wer wohl die Zeit abwartet, wählt das Beſte fid. Run geh’ id, Argos’ Biirger und Tyndareos Für did) gu ftimmen, ihren Groll gu mäßigen. Cin Schiff, an dem du mit Gewalt die Segel ſpannſt, Sinkt unter; minum die Segel bei, fo hilt es Stand, Die Gitter haſſen ungemeſſnen Uebermuth, Der Biirger Haft ihn; wiſſe Denn, nicht eitler Troz, Der Macht geboten, nur die Klugheit rettet did. Mit Wafer tant id) nimmer, wie du wähnen magft, Did retten; nidt leidt ijt es ja, mit Cinem Speer Die Leiden itberwinden, die dic) rings umdrohn. Wohl midt’ ie Argos’ Bolle nie mit fanftem Wort Mid) ſchmeichelnd nahen; aber nun gebeut die Moth, | Die weife Miinner dem Geſchick ſich fitgen lehrt. (ab,) Orejtes. O du, in Nichts erfahren, als der Frau zulieb In's Feld gu giehen, feig, Dem Freunde beizuſtehn, — Du fliehjt mid, fehrft den Ridden? — Was du, Be thatft, Hin ift es; freundlos wurdeſt du durd deine Moth! 710 3d bin verrathen, feine Hoffnung, feine mehr! Wohin vor Argos’ Volfe, vor dem Tode flieh’n? Die lezte Zuflucht rubte mir auf diejem Mann. Oreftes. 385 Dod Hier erblid’ ih Pylades, den theuerften Der Menſchen, der in Cile naht von Phokis her: O fier Anblid! Holder ijt, als ftilles Meer Nah Sturm den Sdiffern, ein in Noth getrener Freund. Pylades. Schneller, alS es mir geziemte, fomm’ id eilend durch die Stadt. Denn id hörte, ſah's mit Augen, wie jid Argos’ Bolt berieth Ueber dich und deine Schweſter, euch zu tödten ungefaumt. Was geſchah? Wie geht e8, meiner Spielgenofjen theueriter, Mein Verwandter, mein Vertrauter? Wlles dies ja bijt du mir. Orejtes. Alles Hin! Bn furzem Worte leg’ ich dir mein Leiden dar, Pylades. Dann bin id mit dir vernidtet: Freundesloos ja theilt der Freund. Oreſtes. Menelaos hat ſich mir und meiner Schweſter ſchlimm gezeigt. Pylades. Ganz natürlich, daß des ſchlimmen Weibes Mann ein ſchlimmer wird. Crejtes. Gleich als war’ er nicht gefommen, hat er kommend mir geniizt. Pylades. Alſo ift der Mann in Wahrheit angelangt in Argos ber? Oreftes. Gndlid; aber bald erfand man ihn den Freunden ungetreu. Euripides v. Donner. [. 3. Wulf. 25 396 Oreſtes. =) Umſchwärmen ftets Herolde; wer die Macht befizt, Wen hohe Wiirden ſchmücken, der ift ihnew wert, Nad ihm erhob fid) Diomedes, Argos’ Fürſt. Sr ſtimmte wider deinen und des Bruders Tod; Wenn euch Verbannung ftrafe, fer das Volk gefiihnt. Beifallend riefen Viele laut, er rede wohl; 890 Die UAndern fdalten. Und wad ihm erftand etn Mann Von zügelloſer Sunge, ſtark durch kühnen Troz, Gezwungen nur Argeier, nicht aus Argos ſelbſt, Auf lauten Beifall pochend und auf thörichten Freimuth, befliſſen, Schmach yu häufen auf das Volk. 895 Wenn Einer, fig in Worten und im Herzen ſchlecht, Beſchwazt die Menge, bringt es große Noth der Stadt; Dod) wer mit Einſicht allezeit zum Guten rath, Wenn nicht fogleid) aud, fronmt er dod) im ſpüt'rer Heit Dem Volke. Darauf adte wohl ein Herrjdender ; 900 In gleidem Falle lebt ja, wer ein hohes Amt Smpfing, und jener, dent die Kraft des BWortes ward. Der rieth, Oveftes auf den Tod zu ſteinigen Und did): er ſprach als Eimer, der auf euren Word Es abgefehen, anfgeftellt von Tyndareus. 905 Cin Undver, min auftretend, fprad entgegen ihm, Nicht lieblid) gwar im Aeußern, dod cin edler Mann; Die Stadt befudt er felten und des Marlktes Mund, Sein Feld beftellend, (was allein dad Vand erhilt,) Dod oud) evfahren, warn er will, im Redelampf; 910 Unſträflich lauter wandelt’ er fein Lebenlang, Er rieth, Oreftes, Agamemnons Heldenjohn, Bu kränzen, der den Vater ridt’ anus eignem Trieb, Und jened ſchnöde, gottvergeff'ne Weib erſchlug, Das jedem Manne fid den Arm zu waffnen wehrt, ae 5S or Oreftes. 397 915 Und aus der Heimat auszuziehn in fernen Krieg, Bem, die zu Hauſe lieben, ihm des Hauſes Hut, Sein Weib, verführen und des Gatten Bett entweih'n. Und edle Männer fanden gut, was er geſagt, 900 Und Reiner fprad mehr. Mun begann dein Brider felbft “FO vortretend: „Die thr Inados’ Gebiet bewohnt, mats Pelasger, Danaiden drauf genannt, Rift minder ale den Bater hab’ id) euch beſchüzt, ils ich erſchlug die Mutter; ift der Gatten Mord 195 Ten Frau'n geſtattet, möchtet ihr dem Tode nicht Cuteixmen, oder Knechte fein von euren Frau'n, Deſſen, was end ziemte, thun das Gegentheil. Jat Ut das Weib, das meines Vaters Bett verrieth, ~ FOr. Wenn ihr aber mid ermorden wollt, 30 Vai das Recht und Reiner mag dem Lod eutfliehn, Bo Ene hinfort an folder Frechheit Mangel ryt. BL ſchien er wahr zu reden; Dod tanb war dads Yolf, ; ener Schnöde ſiegte, der zur Menge ſprach, Hed deines Bruders ftimmend und fiir deinen Tod. 35 2 mM modt’ Oreftes, dak man ihn nidt ſteinige, 8 Volk bereden; er verhieß, durd eigne Hand In Leben noch an dieſem Tag zu endigen tt dir. In Thränen ſchwimmend führt thn Pylades SC3t aus dem Rath der Biirger, und die Freundesſchaar Folgt weinend ihm und jammernd; bald erjdeint es dtr, ag bittre Sdaufpiel, cin bejammernsmerthes Bild. So leq’ cin Schwert denn oder einen Strang zurecht; Tu mußt vom Lidte ſcheiden: dein erhabner Stamm Hat nicht gefrommt dir, nod) der Gott in Pytho's Haus, Ler auf dem Dreifug waltet; er gab euch dew Tod. 940 398 Oreſtes. Der Chor. Wie ſenkſt du, Jungfrau, dein bewölktes Angeſicht Zur Erde, ſteheſt ohne Laut, Unſelige, Bald auszuſtrömen deinen Gram in wildem Schmerz! Eleltra. Strophe. Weh, laute Klagen heb' ich, mein Pelasgerland, Die Nägel leg’ ich an die blaſſe Wange mir, Will fie blutig ſchänden, Meir Haupt zerſchlagen; Ronigin der Todtenwelt, Dir gebiihrt, Sdine, diejer Roll! Mit mir ſtimm' at das Lied, Kyklopenſtadt, Vom Haupt die Locken trennend, und beſeufze des 155 Hauſes Ungliief. Die Klage tint den Sterbenden, Tint den Sproſſen jener, die Einſt Hellas Heer angeführt im Rampfe. Gegenſtrophe. Geſchwunden iſt, geſchwunden, hin der gange Stamm Der Kinder Pelops', und der Ruhm, dev einſt umſtrahlt Dieſes Haus des Glückes. Der Neid der Götter ſtürzt es und das feindlice Lodesurtheil m Argos’ Stadt. © wel, web, thriinenreid) mühvoll Geſchlecht Der Tagedjihne, ſeht, wie unverhofft beſtürmt ling das Schickſal! Stets andres Veid um andres ſchickt Wechſelnd uns die lange Zeit; Stets ungewif wankt der Menfden Veber. Oreſtes. 389 Oreſtes. Beil ich meinen Vater rüchte — Pylades. Wird man unjanft did) empfahn. Orejtes. 765 Goll i Denn, lautlos mid) duckend, fterben? Pylades. Traun, das wire feig. | Oreſtes. Bak beginn' ich? Pylades. Haft du Hoffming dich zu retten, wenn ou bleibſt? : Oreftes. Reine. Pylades. Darfſt Ou deiner Leiden Ende Hoffer, wenn du gehſt? Lrejies, Wenn e& fem foll, fet es. Pylades. Alſo beſſer gehen als verziehn! Oreſtes. eh’ ich denn? Pylades. Und mußt du fterben: alſo ſtirbſt du rühmlicher. Oreſtes. 70 Freilich; und den Hohn der Feigheit meid' ich — Pylades. Mehr, als wenn du bleibſt. Oreſtes. Und gerecht iſt meine Cade. 1000 400 Oreſtes. Und das ruchtbare Mahl des Thyeſtes Und Abrope's Trug Wechſeln mit anderem Trug in dem ehlichen Bund. Dod das Guferfte Leid in der vielfachen Noth Des Geſchlechtes betraf Mid und meinen Vater. Der Ghor. Sieh da; dort kommt dein Bruder heran, Bum Tode verdammt durd des Volkes Beſchluß; And Pylades naht, der getvenefte Freund Voll Briiderlidfert, Der forglid) den Schritt des Ermatteten lent, Ihn liebendes Sinnes geleitet. Elektra. Weh mir! Ich ſeufze, daß ich Hier an Grabes Rand, So nah dem Holzſtoß, Bruder, dich erblicken muß. Und aber weh mir! Heute ſieht mein Auge did Bum leztenmale; gang vergehn die Gime mir. Orejtes, Dem, was verhingt ift, füge did), Die weiblide Wehflage hemmend! Schmerzlich gwar ift unjer Loos: Dod dies Gefdhi zu tragen, zwingt uns ftrenge Noth. Eleltra. Wie kamn ic ſtill fein? Dieſes Licht des Himmels Hier Zu ſchauen, iſt uns Armen nicht vergönnt hinfort. Oreſtes. Nicht tödte Ou mich! Schon genug von Vollkeshand Bin id gemordet: denke nicht an dieſes Leid! Elettra. Mich jammert deine Jugend und dein früher Tod, © Bruder: leben ſollteſt du, und biſt dahin! 10 30 M Oreſtes. 401 J Oreftes. Rigt, bei de Göttern, treibe mid zu feiger That, Die Thrine wedend durd) des Leids Erinnerung. 25 wy. Gleftra. > Bir gehn gum Lode: Seufzer wedt dad Leiden ſtets, Und jammernd läßt fein Leben nur der Sterblide. Oreſtes. ve, Diefer Tag entſcheidet: heute mug der Strang Dies Leben enden oder ſcharfgeſchliffner Stahl. ~ Gleftra. “9 tödie du mid), Bruder! Kein Argeier foll ich tödten, Reiner Agamemnon’s Todjter ſchmäh'n! 9; Oreftes. Ue ift Der Mutter Blut genug; id) werde dig Ride todten; falle, wie du willſt, Durd) eigne Hand. Elektra. ſei! Den Dienſt verſagen wird dein Schwert mir nicht: doch ſchlingen möcht' ich meinen Arm um deinen Hals. an Oreftes. Yoo Sty froh der eitlen Greude, wenn dir's Freude macht, en Arm um die yu folingen, die zum Tode gelyn. Gleftra. Du Liebſter, der die Züge ſeiner Schweſter trägt, Die ſüßen, heißgeliebten, ganz Ein Sinn mit ihr! Oreſtes. J Du wirſt mein Herz erweichen; laß deun meinen Arm Auch dich umfah'n: was hätt' ich Armer noch zu ſcheun? O Schweſterbruſt! O Traute, die mein Arm unſſchlingt! Für holde Kinder, für das Glück der Ehe blieb Uns Armen dieſer Sprache Troſt allein gegönnt. Euripides v. Donner. I. 3. Mull. 26 40)? Oreſtes. Eleltra. Daß uns doch Ein Stahl träfe, daß uns beide doch Ein Sarg empfinge, ſchöngefügt aus Cedernhol; ! Oreſtes. Auch mir das Viebſte; doch verlaſſen ſind wir ja Von allen Freunden: wer vereinigt uns im Grab? Eleltra. Sprach jener Feige, der dew Bater uns verrieth, WMenelaos, gar nichts, abzuwehren deinen Tod? Oreſtes. 1050 Er wandt' auf mich kein Auge; nem, er ſcheule ſich, Den Freund zu retten, hoffend anf den neuen Throw. Wohlan, fo lag uns ſterben, wie's am würdigſten Des Agamemnon, wie's der Edeln witrdig tft! Bewähren will id) meines Adels Glanz der Stadt, Ich ſtoß' in mene Bruſt den Stahl; du, Schweſter, mußt Dich fertig maden, meiner That es gleid) zu thun. Du, Pylades, ſollſt unjers Todes Zeuge fein; Für unſre Leichen ſorge wohl, ſind wir dahin, Vereint beſtatte bei Dem Grab des Vaters uns, 1060 Und tebe wohl! Ich ſchreite, wie du fiehft, zur That. Pylades. Halt ein! Vor Allem muß ich Eins dir tadeln, wenn Du wähnteſt, dag td leben will, wenn Ou mir ſtirbſi. Oreſtes. Warum mit mir qu ſterben, Freund, gebührte dir? Pylades. Du fragt? O Freund, wie kann id) leben ohne did ? Oreſtes. 1065 Du ſchlugeſt deine Mutter nicht, wie id) gethan. Oreſtes. 403 Pylades. Nit dir vereinigt: theil’ id) denn dein Leiden aud! Gi Oreſtes. ib deinem Vater dich zurück, ſtirb nicht mit mir! Lu Haft nod) eine Vaterſtadt, id) feine mehr, 70 3 N Vaterhaus nod, und des Reichthums weiten Port. Mar dieſer Unglückſel'gen Hand erhältſt du nid, ie, Deine Freundſchaft ehrend, id) dir angelobt: MU Eheſegen fude dir ein andres Weib; “TOE mein Verwandter wirft du mehr, nod) deiner id. 7 <0 Lete wohl, fei glücklich, trautes Bruderher; : Sh Benn e8 niemals werden, dod) du fannft es nod; Teer, ung, den Todten, lächelt mat dte Freude mehr. aa Pylades. Wa ex meine Worte wollten, Haft Ou nicht erkannt. WE Hibares Erdreich möge me, noch Helle Luft, “Ctr Blut empfangen, wenn ich je dich laſſe, dich nen “Ce rathe, Freund, auf meine Rettung nur bedadt! wth habe mitgemordet, ja, id) läugn' es nicht, Lyd Ales mitberathen, was ou büßen mußt: Zp mug id) aud) mitſterben, wenn du ſtirbſt und ſie. Lune Denn Diefe Jungfrau, deren Hand du mir gelobt, »Iſt meine Gattin. Welchen Vorwand ſänn' ich aus, Nach Delphis kommend anf die Burg von Phokis, wenn Ich ener Freund war, eh die Noth euch heimgeſucht, Und jezt in deinem Leide dich verlängnete? F So, nimmer! Ener Schichſal iſt das meinige. Doch, nun wir ſterben ſollen, laßt uns nod) vereint Verathen, wie Menelaos mit verderben mag. Creſtes. Ha, tinnt’ id) das erleben, ef td ſterbe, Freund! a 404 Oreſtes. Pylades. So folg' und halte nod) zurück dew Todesſtoß! Oreſtes. Ich warte, wenn id at Dem Feind mich rächen lann. Pylades. Set ftille: Denn Dew Weibern trau' th wenig mer, Oreſtes. Nicht fürchte dieſe; denn ſie ſind uns wohlgeſinnt. Pylades. Laß Helenen uns tödten: bitt'res Leid fiir ihn! Oreſtes. Wie? Wenn es angeht, bin ich wohl bereit dazu. Pylades. Wir morden fie! Sie birgt in deinem Hauſe ſich. Oreſtes. Ich weiß, und Allem drückt ſie ſchon ihr Siegel auf. Pylades. Doch fürder nicht mehr, wenn ſich Hades ihr vermählt. Oreftes. Und wie? Barbaren hält ſie ja für ihren Dienſt. Pylades. Wen? Phryger? Keinen fürcht' ich aus dem Phrygervoll. Oreſtes. Mit Salbenduft und Spiegeln find fie wohl vertraut. Pylades. So bringt fie Troja's Ueppigheit mit ſich hieher? Oreſtes. Ja, tur ein armes Hüttchen dunkt ihr unſer Land. Pylades. Nichts iſt ein Sklave gegen Freigeborene. Oreftes. 405 Oreftes. . Rweimal su fterben weigr’ id midt, gelingt mir dad! Pylades. 3h wahrlich aud) nidt, wenn ich mir did) rächen kann. Orejtes. lO Sprig, wie's gefdehn foll, und vollend’ es, wie du ſagſt. Pylades. We um zu fterben, gehen wir in's Haus hinein. Oreftes. Zo weit verfteh’ ich Wes; dod) was weiter dann? Pylades. Kir fommen jammernd, fagen iby von unferm eid. Oreftes. Dag thre Thranen fliegen und iby Herz ſich freut! _ Polades. >» Tae wird and uns nod) werden; fie frohlode uur! Crejtes. Dann aber, wie vollenden wir den blut'gen Kampf? Pylades. Rix tragen Schwerter im Gewand verborgen hier. Oreftes. We wird vor ihrer Diener Schaar der Mord vollbradt? Pylades. Rir fperren alle, diefen dort, hier jenen ein. Oreftes. © Und fallen mug ein Seder, der nidgt rubig bleibt. Pylades. Vie Sache felbft wird lehren, was wir ferner than. Crejtes. Wir morden Helena: was du meinft, errath’ ich ſchon. 396 Orefted. Umſchwärmen ftets Herolde; wer die Macht beſizt, 185 Wen Hohe Wiirden ſchmücken, der ift ihnen werth, Nad ihm erhob fic) Diomedes, WArgos’ Fürſt. Er ſtimmte wider deinen und des Bruders Tod; Wenn euch Verbannung ftrafe, fei das Volk gefithnt. Beifallend riefen Biele laut, er rede wohl; Die Undern fdalten. Und nad ihm erfiand ein Mann Von zügelloſer Zunge, ſtark durd) kühnen Troz, Gezwungen nur Argeier, nicht ans Argos ſelbſt, Auf lauten Beifall pochend und auf thörichten Freimuth, befliſſen, Schmach qu häufen anf das Voll. Wenn Einer, fig in Worten und im Herzen ſchlecht, Beſchwazt die Menge, bringt es große Noth der Stadt; Dod wer mit Cinfidt alleseit yum Guten rath, Wenn mdt jogletd and, frommt er dod im ſpät'rer Heit Dem Volfe. Darauf adte wohl etn Herrjdender: Qn gleidem Falle lebt ja, wer ein hohes Amt Empfing, und jener, Dem die Kraft des Wortes ward, Der rieth, Oveftes auf den Tod zu ſteinigen Und did): er fprad als Ciner, der anf euren Word Es abgefehen, aujgeftellt von Tyndareus. 5 Gin Andrer, min aufteetend, jprad entgegen ihm, Nicht lieblid) gwar im Aeußern, dod) ein edler Mann; Die Stadt befudt er felten und des Marlktes Rund, Sein Feld beftetlend, (was allein das Land erhält,) Dod aud erfahren, wann er will, im Redelampf; Unjtraflid) lauter wandelt’ er fein Yebenlang. Er rieth, Oreſtes, Agamenmons Heldenſohn, Ru frangen, der den Bater rächt' aus eignem Trieb, Und jenes ſchnöde, gottvergeſſ'ne Weib erſchlug, Das jedem Manne fic) den Arm zu waffnen webrt, Dreftes. 915 Wnd aut der Heimat auszuziehn in fernen Krieg, Rew, die gat Hauſe blieben, ihm des Hanjes Hut, Sein Beib, verführen und des Gatien Bett entweih'n. Und eble Winner fanden gut, was er gejagt, ind Reimer fprad mehr. Nun begann dein Bruder ſelbſt 920 Sortettend: „Die ihr Inados’ Gebict bewohnt, Chmals Pelasger, Danaiden drauf genannt, Nit minder ala den Vater hab’ ich euch befchiist, Us ih erſchlug die Mutter; ift der Gatten Mord Den Frau'n geftattet, möchtet ihr Dem Tode nicht 925 Gutrimen, oder Rnedte fein von euren Frau'n, Und deſſen, wat euch ziemte, thun das Gegentheil. Izt ift Das Weib, das meines VBaters BWett verrieth, Geallen. Wenn ihr aber mid) ermorden wollt, So ſturzt Das Recht und Reiner mag dem Tod entfliehn, 10 Da me hinfort an jolder Frechheit Mangel ijt.” Bohl ſchien ex wahr zu reden; dod taub war das Boll, Und jener Schnöde fiegte, der sur Wenge ſprach, fir deines Bruders ftinunend und fiir deinen Tod Raum modt’ Oreftes, dak man ihn nidjt jteinige, 935 Das Boll hereden; er verhieß, durch eigne Hand Sein Leben nod) an diejem Tag zu endigen Wit dir, In Thränen ſchwimmend führt thn Pylades Dest ans dem Roth der Bürger, und die Freundesſchaar Folgt weinend ihm und jammernd; bald erſcheint es Dir, $40 Das bittre Schauſpiel, cin bejammernswerthes Bild, So leq’ cin Schwert Denn oder einen Strang zurecht; Da mugRt vont Lichte ſcheiden: dem erhabner Stamm Hat nicht gefrommt dir, nod der Gott in Pytho's Haus, Der auf dem Dreifug waltet; er gab euch dew Tod, 398 Oreſtes. Der Chor. Wie ſenkſt du, Jungfrau, dein bewölltes Angeſicht Zur Erde, ſteheſt ohne Laut, Unſelige, Bald auszuſtrömen deinen Gram in wildem Schmerz! icftra. Strophe. Weh, laute Klagen heb’ i, mein Pelasgerland, Die Nägel leg' ich am die blaſſe Wange mir, 50 Will fie blutig ſchänden, Mein Haupt zerſchlagen; Königin der Todtenwelt, Dir gebührt, Schöne, dieſer Zoll! Mit mix ſtimm' an das Lied, Kyklopenſtadt, Bom Haupt die Locken trennend, und beſeufze ded 5 Hauſes Unglück. Die Klage tint den Sterbenden, Tint den Sprofjen jener, die Einſt Hellas Heer angefiihrt im Kampfe. Gegenjtrophe. Geſchwunden ijt, geſchwunden, hin der gaye Stamm Der Kinder Pelops’, und der Ruhm, der einſt umftrabit Diejes Haus des Glückes. Der Reid der Götter ſtürzt es und das jeindlice Todesurtheil in Argos’ Stadt. © weh, web, thranenreid) miihvoll Geſchlecht Der Tagesſöhne, ſeht, wre unverhofft beſtürmt Uns das Schickſal! Stets andres Leid um andres ſchickt Wechſelnd uns die lange Zeit; Stets ungewiß wankt der Menſchen Leben. Oreftes. 399 Sl wpgefang. 970 © könm'' ih gu dem Felfen Hin, Der zwiſchen Erd' und Himmel gleididmebend hängt im der Mitten, Bur Sdholle, die fid) von de8 Olympos Höhn An goldnen Ketten wirbelnd hinſchwingt, Es ihm webflagend zuzurufen, 975 Dem grauen Vater Lantalos, Der fie gezeugt bat, meines Geſchlechts Ahnherrn gejengt, Die gefehn das Unheil, Seitdem Pelops den fdnellen Wagen lind feiner Roffe Viergefpann 980 Mit des Fluges Cile hinab zum Meergeftade Trieb, und Myrtilos In der Wogen VBrandung fdleudert’, An Geräſtos' Budt längs der wilden See weißumſchäumtem Strand Haftig die Bahn durdftiirmend. 985 Drum nabte memem Hauſe ſich Sener unbeilvolle Flud, Da bet des roſſenährenden Atreus Heerden fid Das Wunderlamm mut goldnen Bließ An's Vidt rang, da8 Unbeil, vom Cohn 990 Maja’s im Rorne gefandt: Drob entbrannte Bwift, und Phöbos Yenfte mit dem beſchwingten Wagen um; morgenwarts Wandt' ex zurück den Abendlauf am Himmel Ru der dämmernden Cos, 995 Und auf andere Bahnen entritdte das Siebengeftirn, die Plejaden, Kronion; Gr läſſet im Haus Mord wedfeln um Mord, 400) DOrejtes. Und das ruchtbare Mahl des Thyejtes Und Wérope’s Trug Wechſeln mit anderem Terug in dent ehliden Bund, Dod) das üußerſte Lewd im der vielfaden Noth Des Geſchlechtes betraf Mid) und meinen Boater. Der Chor. Sieh da: dort fommt dein Bruder heran, Bum Tode verdammt durd des Volkes Beſchluß; Aud Pylades naht, der getrenefte Freund Poll Britderlidfeit, Der forglid den Schritt des Crmatteten Lent, Ihn liebendes Sinnes geleitet. Elektra. Weh mir! Beh ſeufze, daß ich hier an Grabes Rand, So nah dem Holzſtoß, Bruder, dich erblicken muß. Und aber weh mir! Heute ſieht mein Auge dich Rum leztenmale; ganz vergehn die Sime miv. Oreſtes. Dem, was verhängt iſt, füge dich, die weibliche Wehllage hemmend! Schmerzlich zwar tft unſer Loos; Dod dies Geſchick gu tragen, zwingt uns ſtrenge Noth. Eleltra. Wie kann ich ſtill ſein? Dieſes Licht des Himmels hier Zu ſchauen, iſt uns Armen nicht vergönnt hinfort. Oreſtes. Nicht tödte Ou mich! Schon genug von Volleshand Bin ich gemordet: denke nicht an dieſes Leid! Gleftra. Mid jammert deine Sugend und dein früher Tod, © Bruder: leben follteft du, und biſt dabin! 1030 1035 1040 Oreftes. 401 Orejtes. Nicht, bei den Gottern, treibe mid gu feiger That, Die Thräne wedend durd des Leids Erinnerung. Elektra. Wir gehn zum Tode: Seufzer weckt das Leiden ſtets, Und jammernd läßt ſein Leben nur der Sterbliche. Oreſtes. Sa, dieſer Lag entſcheidet: heute mug der Strang Dies Leben enden oder ſcharfgeſchliffner Stahl. Gleftra. So todte du mid, Bruder! Kein Argeier foll Mid tödten, Keiner Agamemnon's Todter ſchmäh'n! Oreſtes. Mir iſt der Mutter Blut genug; ich werde dich Nicht tödten; falle, wie du willſt, durch eigne Hand. Elektra. Es ſei! Den Dienſt verſagen wird dein Schwert mir nicht: Doch ſchlingen möcht' ich meinen Arm um deinen Hals. Oreſtes. Set froh der eitlen Freude, wenn dir's Freude macht, Den Arm um die zu ſchlingen, die zum Tode gehn. Elektra. Du Liebſter, der die Züge ſeiner Schweſter trägt, Die ſüßen, heißgeliebten, ganz Ein Sinn mit ihr! Oreſtes. Du wirſt mein Herz erweichen; laß denn meinen Arm Auch dich umfah'n: was hätt' ich Armer noch zu ſcheun? O Schweſterbruſt! O Traute, die mein Arm umſchlingt! Für holde Kinder, für das Glück der Ehe blieb Uns Armen dieſer Sprache Troſt allein gegönnt. Euripides v. Donner. L 3. Mull, 26 1050 104060 402 Oreſtes. Elektra. Daß uns doch Ein Stahl träfe, daß uns beide doch Ein Sarg empfinge, ſchöngefügt aus Cedernholz! Oreſtes. Auch mir das Liebſte; doch verlaſſen ſind wir ja Bon allen Freunden: wer vereinigt uns un Grab? (Fleftra. Sprach jener Feige, der den Vater uns verrieth, Menelaos, gar nichts, abzuwehren deinen Tod? Oreſtes. Er wandt' auf mich kein Auge; nein, er ſcheute ſich, Den Freund zu retten, hoffend anf den neuen Throw, Wohlar, fo lag uns fterben, wie's am witrdigften Des Agamemnon, wie's der Edeln würdig ift! Bewähren will 1h meines Adels Glanz der Stadt, Ich ſtoß' in meine Bruſt den Stahl; du, Schweſter, mußt Did) fertiq maden, meiner That es gleid) zu thun. Du, Pylades, follft unſers Toded Zeuge ſein; Für unſre Leichen forge wohl, find wir dahin, Bereint beſtatte bet dem Grab ded Baters uns, Und lebe wohl! Ich ſchreite, wie du fiehft, zur That. Pylades, Halt ein! Bor Willem mug th Cins dir tadeln, wernt Du wähnteſt, daß ich leben will, wenn du mie ftirhjt, Drejtes. Warum mit mix zu ſterben, Freund, gebiihrte dir? Pylades, Du fragft? O Freund, wie kann td) leben ohne did? Oreſtes. Du ſchlugeſt deine Mutter nicht, wie ich gethan. Oreſtes. 403 Puylades. Mit dir vereinigt: theil' ich denn dein Leiden auch! Orejtes. Gib deinem Vater dich zurück, ſtirb nicht mit mir! Du haſt nod eine Vaterſtadt, id) keine mehr, Ein Vaterhaus noch, und des Reichthums weiten Port. OF Zwar dieſer Unglückſel'gen Hand erhältſt du nicht, Die, deine Freundſchaft ehrend, ich dir angelobt: Zum Eheſegen ſuche dir ein andres Weib; Nicht mein Verwandter wirſt du mehr, noch deiner ich. So lebe wohl, ſei glücklich, trautes Bruderherz: 1375 Id) kann es niemals werden, dod) du kannſt es mod; Denn uns, den Todten, lächelt nicht die Frende mehr. Pylades. Was meine Worte wollten, haſt du nicht erkannt. Fruchtbares Erdreich möge nie, noch helle Luft, Mein Blut empfangen, wenn ich je dich laſſe, dich ane Verrathe, Freund, auf meine Rettung mu bedacht! Ich habe mitgemordet, ja, ich läugn' es nicht, Und Alles mitberathen, was du büßen mußt: So muß ich auch mitſterben, wenn du ſtirbſt und ſie. Denn dieſe Jungfrau, deren Hand du mir gelobt, Oxo Iſt meine Gattin. Welchen Vorwand ſänn' ih ans, Mad Delphis kommend auf die Burg von Phokis, wenn Ich cuter Freund war, eh die Noth euch heimgeſucht, Und jezt im deinem Lcide dich verlängnete? Ha, nimmer! Euer Schickſal iſt das meinige. aga Dod, mim wir ſterben ſollen, laßt uns nod) vereint Verathen, wie Menelaos mit verderben mag. Lrejtes. Ha, tim’ ich da8 erleben, ch ich fterbe, Freund! 260* 404 Ore fies, Polades. So folg’ und hatte mod) jurii den Todesſtoß! Drejtes. Sd warte, wenn id) an dem Feind mich rächen fom, Pylades. Sei ſtille: denn den Weibern trau' id wenig mur. Orejtes, Nicht fürchte dieſe; denn fie find uns wohlgeſinnt. Pylades, Yak Helenen uns tidten: bitt'res Leid fiir ihn! Drejtes. Wie? Wenn es angeht, bin th wohl bereit dazu. Pylades. Wir morden ſie! Sie birgt in deinem Hauſe ſich. Orejtes. Jh weg, und Allem drückt fie ſchon thr Siegel anf, Pylades. Dod fiirder nicht mehr, wenn ſich Hades iby vermählt. Oreſtes. Und wie? Barbaren hält ſie ja für ihren Dienſt. Pylades. Wen? Phryger? Keinen fürcht' ich ows dem Phrygervoll. Orejtes. Mit Salbenduft und Spiegela find fie wohl vertrant. Pylades. So bringt fie Troja’s Ueppigkeit mit ſich bieher ? Orejtes. Sa, nur ett armes Hiittdhen dünkt iby unjer Land, Pylades. Nits ijt ein Sflave gegen Freigeborene. 1110 1115 1120 Oreftes. 405 Orejtes. Zweimal su fterben weigr’ id midt, gelingt mir das! Pylades. Ich wahrlich aud nidt, wenn id mur did) rächen kann. Orejtes. Sprich, wie's geſchehn foll, und vollend’ eS, wie du fagft. Poylades. Als um gu fterben, gehen wir in’8 Haus binein. Orejtes. So weit verfteh’ ich Ales; dod) was weiter dann? Pylades. Wir fommen jammernd, fagen ihr von unferm Lerd. Oreftes. Dak ihre Thranen fließen und ihr Herz ſich freut! Pylades. Dae wird aud) uns nod) werden; fie frohlode mur! Orejtes. Dann aber, wie vollenden wir den blut'gen Kampf? Pylades. Wir tragen Schwerter im Gewand verborgen hier. Oreſtes. Wie wird vor ihrer Diener Schaar der Mord vollbracht? Pylades. Wir ſperren alle, dieſen dort, hier jenen ein. Oreſtes. Und fallen muß ein Jeder, der nicht ruhig bleibt. Pylades. Die Sache ſelbſt wird lehren, was wir ferner thin. Lrejtes. Wir morden Helena: was du meinft, errath’ iG fon. 406 Oreſtes. Pylades, Mut; aber Hore: rithmltd aud ijt unjer Plam Denn Sdhande wir’ es, zückten wir den ſcharſen Stall, Cir Weib gu morden, welches fret vow Cadel iſt; Nun aber ſoll fie biigen für das ganze Bolf Vou Hellas, dem fie Biter, dem fie Sohn’ erſchlug, Für Braute, Frauen, dewen fie der Mann geraubt, Da wird man jubeltr und den Göttern Opferglut Anzünden, Heil in Fiille dix erflehn und mw, Weil unfre Hand des ſchuöden Weibes Blut vergop. Nicht Muttermörder nennt man did, erſchlägſt Ou jie; Statt diejes Namens wiirde dix ein ſchönerer, Du hießeſt Mörder Helena’s, der Mörderin. Menelaos darf nicht, nimmer darf er glücklich ſein, Und deine Schweſter ſterben und dein Bater und Du und die Mutter; — ſtill vow thr! was nem’ jie? — Mod) Darf er Dein Haus Habe, nun Agamemnon ihn Sem Weib erfiimpfte, Leben mög' id) nimmermehr, Entblöß' ich wider dieſe nicht mein dunlles Schwert! Doch, können wir nicht Helena dem Tode weihn, Laß uns entflammen dieſes Haus und ſterben dann! Gelingt von Beiden Eines mur, wird uns der Ruhm, Wir fterben oder vette uns mit Ehren dod. Der Chor. Des Haſſes aller Frauen iſt fie wahrlich werth, Die Tyndaride, die geſchändet ihr Geſchlecht! Orejies. Nichts auf der Welt ijt edler, als ein treuer Freund, Nicht Reidhthum oder Herridermadt, und thöricht iſt's, Die Gunſt der Menge vorzuziehn dem edlen Freund. id) DOrejtes. £150 Du bift es, der Aegifthos' Strafe mir erſann, Du flandejt bei Gefahren tren zur Seite mir; Run Hilfft Ou wieder mir den Feind demüthigen, Tritiſt wit zurück! Dod) did) zu loben laſſ' id) ad, Weil aud das allzugroße Lob Helajtiget. 1155 Nun aber, weil ih meinen Geijt verhauden muß, So will id fierbend meine Feinde züchtigen, Dag aud verderben, die dem Tode nud) geweiht, Und jommern, die mit folded Loos bereiteten. Qa bin der Sohn Agamemnons, der erforen ward 1160 Zu Hellas’ Herrſcher, lein Gewaltherr wor er, dod Beſaß er eines Gottes Kraft. Ihn will ich nicht Durdh feigen Tod entehren, nein, ich laſſe frei Mein Leben, wann Menelaos mir guvor gebiift. Mh, wenn wir Eins erreidjten, weldes Glück fiir uns: 1165 Wenn uns die Rettung unverhofft erſchiene, daß Bir Dod mit Tod nicht jahlten! Diejes wünſch' id now. Und Herzerfrenend it e8, wenn, was unſre Brut GErpallt, in flit’ gem Worte leit vom Munde flieht. Gleftra. Mid diintt, o Bruder, dieje That, fie werde dir 1170 Und dieſem Rettung bringen und jum dritten mir. Oreſtes. Gin Götterſchicſal wäre das: dod ſage, wie? Bh weig, Die Weisheit, Schweſter, wohnt in deiner Bruſt. So Hore: du and merfe hierauf, Pylades. Drejtes, Sprich denn das Gute, mur gebojft, ijt Wonne japon, Elettra. 1175 Du temijt die Todter Helena's? Du lennſt fie, jo. 1190 1195 408 Oreſtes. Oreſtes. Die meine Mutter einſt erzog, Hermione ? Gleftra. - Aum Grabe Klytämneſtra's ging fie eben fort. Oreſtes. In welder Abſicht? Welche Hoffnung zeigſt di mir? Gleftra, Trankopfer auszugießen anf der Wutter Grab, Oreſtes. Wie meinſt Ou das? Wie ſoll es Rettung mir verleihn? Eleltra. Sie nehmt sum Unterpfande, wann fie wiederfommt. Oreſtes. Was hülfe denn uns dreien dieſes Unterpfand? Eleltra. Wenn nach dem Falle Helena's Menelaos dich, Mid oder dieſen (Denn wir drei find Ciné) bedroht; So jage: tödten werdeft du Hernionen; Halt’ anf der Sungfrau Macken dann dein Schwert gezückt. Verheißt er did) zu retten, wm der Todter Tod Zu wehren, wann evr Helenen im Blute fieht; So gid die Jungfrau wiederum in feine Hand, Dod) wenn ev, ſeiner Zorneswuth mht Meiſter mehr, Did droht yu tödten, morde du das Mädchen and). Er wird, vermuth' id, zürnt er anfangs nod) jo ſehr, Bald feinen Sim erweichen: denn nicht unverzagt, Noch kühnen Muthes iſt er. Nur dies Mittel, uns Su retten, weiß th, Ales habt thy mun gehört. Drejtes. Du, die erhabnen Mannesſinn im Buſen tragt, Ore ftes. 409 Und mit der Schönheit Glange ftrahlt vor allen Frau'n, Wohl bift du mehr zu leben, als gu fterben, werth! Und folde Gattin follft-du man verlieren, Freund, Die dir das Leben ſchmücken follt’ in ſchönem Bund! Pylades. O, wiirde das mir, fame fie gu Bhofis’ Stadt, Mit Brautgefangesfeter fro verherrlidet! Orejtes. Wann aber fommt Hermione nad Haus zurück? Denn alles Andre ftiinde wohl, wenn’s uns geltngt, Wenn uns de8 argen Vaters Rind yu fahen glückt. Gleftra. Dem Hauſe muß fie, diinft e8 mir, ſchon mabe fein; Denn wohl damit zufammen trifft die Lange eit. Oreſtes. Gut! Harre du denn vor des Hauſes Schwelle hier, Elektra, Schweſter, bis die Jungfrau wiederkehrt, Und achte wohl, ob Einer, eh der Mord geſchehn, Sei's unſers Vaters Bruder, ſei's ein Freund von ihm, Zum Haus dahereilt: gib ſofort ein Zeichen uns, Schlag' an die Pforten, oder ruf' in's Haus hinein. Uns laß hineingehn, und, gefaßt zum lezten Kampf, Die Arme waffnen mit dem Schwert, mein Pylades; Denn mir vereinigt ſtreiteſt du ja dieſen Streit. © Vater, wohnend in dem Haus der düſtern Nacht, Tein Sohn Oreftes fordert did), Hitlfreid) gu nahn Den Hiilfsbeditrftigen: denn td) leide deinethalb Unſchuldig; weil id recht gethan, verrieth er mich, Dein Bruder, und ich gehe nun, ſein ſchnödes Weib Zu morden: ſei du Helfer uns bei dieſer That! 410 Dreſtes. Eleltra. Sa, komm, o Bater, wenn du deiner Kinder Ruf, De deinetwegen ſterben, hörſt un Erdenſchooß! Puylades. Berwandter meines Baters, Agamemnon, mein Gebet vernimm aud, und errette dein Geſchlecht! Oreſtes. Die Mutter ſchlug ich — Polades. Und das Schwert ergrify auch ich. Eleltra. Jd nahm die Furcht end), hauchte Muth im ener Herz. Orejtes. Dih, Bater, rächend! Elektra. Und auch td) gedadte dew! Pylades, 1230 Bernimm das Flehen, und beſchirme dein Geſchlecht! Orejtes. Zum Opjer fpend’ td Thränen dir. Elektra. lind Stlagen ich. Polades. © haltet ein, zum Werke ſchreiten wir hinaus! Denn wenn Gebete dringen in der Erde Grund, So hört er. Du Reus, hoher Ahn, und Dile du, Schafft unjrer That Geltugen, mir und ihm und ihe! Der Freunde Kampf ijt Cer, Eins iſt unſer Med: Entweder Leben oder Tod ijt Wier Yous. (Orefte? und Boladed ab. 1240 124d 1250 Oreſtes. Erſte Strophe. Elektra. Mykeniſche Freundinnen, Ihr Edelſten im Pelasgerſiz, Argos' Land! Der Chor. Herrſcherin, welches Wort riefeſt du? Noch gebührt, Herrin genannt zu ſein, dir in der Ahnen Stadt. Gleftra. Shr Cinen Hier, ftellt eud an diefe Wagenbahn, An jenen Weg thr Andern: jo bewadt das Haus! Bweite Strophe. Der Chor. Warum gebeutft du mir dies Geſchäft? Gag’, o Seliebte, mv. Cleftra. Bangen ergriff mid), dag Einer an’s Haus heran Bunt Morde, dent blutigen, ſchleiche, neues Leid Häufe zum, alten Leid. Erſter Halbchor. Wir wollen eilen, kommt heran! Hier dieſen Pfad, Dem Sonnenaufgang zugewandt, bewachen wir. Zweiter Halbdor. Und wir den andern, welcher ſchaut zum Niedergang. Dritte Strophe. Elektra. Wendet die Augen nun ſpähend umber, von hier Dorthin, und dann fpaht wieder nach jenem Bezirk. Der Chor. Wie du gebotjt, thun wir. 411 Oreftes. 413 Gat wohl die Schönheit ihre Schwerter abgeſtumpft? Bielleiht elt cin Mann aus der Argeier Stadt 5 Helfend in voller Wehr ju dem Palate her. Run gilt es nicht gu fetern: ſeht euch beffer um, Shr ſchauend bierber, ihr den Blick dorthin gewandt! Der Chor. Wir geh'n hier- und dorthin, Und ſpähen ringsum. Helena. (innen) O Weh mir! Pelasgiſches Argos, ſchnöde komm' id) um! Elektra. Hört ihr's? Die Männer heben ſchon zum Mord die Hand: Es war die Stimme Helena's, vermuth’ ich recht. Der Chor. Ewig erhabene Macht des Olympiers, Eile zu Hülfe, du Starker, meinen Lieben! Helena. (innen) ‘> Gemahl, ich ſterbe; du erſcheinſt und retteſt nicht! Elektra. Schwingt in den Händen die doppelten, ſchneidigen Schwerter, erſchlaget, erwürget, vernichtet ſie, Welche den Vater verließ, Und den Gemahl verließ, und der Hellenen ſo 1) Viele gemordet, die Am Stromgeſtade verbluteten, Wo Thränen um Thränen, erregt von den eiſernen Ge— ſchoſſen, Fielen, an des Skamandros wilden Strudeln! 17995 100 1505 1310 414 Oreftes, Der Chor. Seid ftille, ftille) Denn Geräuſch vernahmen wir; Fußtritte ſind's von Emem, der am Hauſe geht. Kieftra. Melichte Frauen, Hier erſcheint Hermione Im Augenblick des Mordes: nun ſchweigt alle ſtill! So fällt fie wohl in ausgeſpannter Neze Gorn; Traum, eine ſchöne Bente, wenn der Fang gelingt! Steht heitres Anges, wie zuvor, verrathet nicht Durd eurer Wangen Röthe, was fid) hier begab; In Traner hüllen will th ſelbſt den dilſtern Blick, Als ob ich gar nicht wüßte, was geſchehen iſt. — Nin, kommſt du, Jungfrau, haſt dn Klytämneſtre's Grob Bekränzt, den Todten thre Spenden dargebracht? Hermione. Verſöhnung bringend, kehr' ih Herm: dod) bange Furcht Iſt über mid) gekommen: weld) Geſchrei vernahm Ich ſchon in weiter Ferne vom Palaſte her? Eleftra. Nun, wohl geſchieht, was unjrer Seufzer würdig iſt. Hermione. Sprich gute Worte: was begab ſich Newes Hier? Gicftra. Mix und Oreftes hat die Stadt den Tod verhängt. Hermione, Nicht fterben dürft ihr, meine Blutsverwandten, nein! Gleftra. Feſt fteht es, und wir ſchmiegen uns in’é Joch der Moth, Hermione. Das ift es, deßhalb fdoll im Hans der Weheruf? 5 | Lrefted. 415 Gleftra. 1315 Der Helena yu Figen, fleht und jammert er — Hermione. Wer? Denn id weif nicht, wen du meinft, erflarft du's nicht. Gleftra. Mein armer Bruder, daß man ihn nidt tödt' und mid. Hermione. Dann ift 6 billig, dak das Haus Wehklag' erhebt. Gleftra. Worüber fonft aud ziemte mehr des Jammers Ruf? 1320 So fomm, vereine did) mit uns, mit unſerm Fleh’n, An's Knie der Mutter ſtürze did), der Glücklichen; Dann wehrt vielleicht Menelaos noch den Tod von uns! O du, in meiner Mutter Armen großgenährt, Schent' uns Erbarmen, und erleicht're dieſe Noth! 1325 Hieher, zum Kampfe, folge mir: ich führe dich! In dir allein ruht unſer einzig leztes Heil. Hermione. Sieh, eilend heb' ich meinen Schritt zum Hauſe: ſeid Gerettet, liegt's an mir allein! (ab in's Haus.) Elektra. (hinetnrufend) Auf, ihe im Haus, Ihr ftahlbewebrten Freunde, fat die Beute ſchnell! Hermione. ( innen) 1330 Weh, welche Männer ſeh' id) da? Orejtes. iinnen) Still, ſag' ich dir: Denn uns erſcheinſt du, nicht dir ſelbſt, als Retterin. 416 Oreſtes. Elektra. Feſt haltet ſie, feſt haltet! Zückt auf ihren Hals Das Schwert und bleibt dann ruhig, daß Menelaos ſieht: Auf Männer, nicht auf feige Phryger, traf er hier, Und was der Feige dulden mug, erduldet ev. Unf, auf, geltebte Frau'n! Hebet Geräuſch, Geräuſch, Erhebt lauten Lärm Vor den Gemächern, daß nicht der vollbrachte Mord Mit grauſen Schrecken Argos' Volk erfülle, daß Es helfend eile zum Palaſt der Könige, Eh' id gewiß und wabrhaftiq im Hauſe bier Helene's Leidje fah, liegend in ihrem Blut, Oder von Der Diener einem uns die Kunde ward: Dein Cures weiß id, was gejdhehu, und Andres nidt. (ab in den Balajt.) Der Chor. Geredht hat der Gitter Mad) Helena heimgefudt, Sic, die ganz Hellas in Thränen verjentte Um den Berderbliden, den Hirten vom Ida, den Paris, Der Hellas’ Heer lodte nad Blion. Dod hord! Die Riegel dröhnen laut anr Königéhaus; Drum ſtille; denn der Phryger einer ſtürzt heraus, Von dem wir Hiren wollen, wie's tm Hanje ſteht. Der Phryger. Argos’ Schwertern entrann id, entrann dem Tode; Leichtes Flags eilt' id) in Phrygerſchuh'n, Hindurd die Hallen mit den Cederzinnen, Mit der Dorerjaulen Schmuck, Fluchtig fort, (o Erde!) Fort im blindDem Laufe. Wohin foll id fliehn, wohin, Frauen? Web! 1360 1365 1370 1380 1385 Oreftes. 417 Flieg' id gum Aether anf, oder gu dem Meere, da8 Rings der Gott Ofeanos, Gleid Armen, um die Erde fdlingt? Der Ehor. Was gibt 8, Dann vom Ida, Diener Helena’s? Dex Phryger. Slion, Slion, web mir, web! Phrygerftadt mit fettem Boden, du! Heiliger Sdaberg, wie, Unfeliger! — Wie beflagt in Tranerweifen, Mit VBarbarenton mein Lied Dich, dem Helena’s’ Auge BVerderben fduf, Der Unholbin, die der Schwan Leda’s Schooß Entlockt! Blions gottliden Dtauern ward Sie gur Erinnys, ad! O Yammerloos, o Jammerloos! Arme Dardania, wo Ganymedes die Roffe getummelt, der Liebling des Reus! Der Chor. > Meld’ uns ein Bedes deutlig, was im Haus gefdah: Denn nicht entrathjeln fann id mir das Frithere. Der Phryger. Klagliden, kläglichen Ruf ber dem Mord Stimmen wir Barbaren an (web! Sn fremden Lauter Wfia’s, Wann Kinigesblut ſich der Erde vermählt, Verſprizt vom eiſernen Todesſchwert. In dem Palaſt' erſchien (um dir es Alles kundzuthun) Das Löwenpaar von Hellas, jene Zwei. Und des Einen Vater hieß vordem der Heeresfürſt, Und der Andere, der, wie Odyſſeus, ſtill Euripides v. Donner. J. 3. Aull. 27 418 Oreſtes. Auf Trug mtr ſann, war Strophios’ Sohn, Treueigen dem Freund, und gu Wagniſſen lühn, Gin blutiger Drach', und lundig des Kriegs. Er fahr' hin, dieſer ſtill bedächtig Verruchte Mann! Dieſe traten ein zum Siz des Weibes, Das der Bogenſchitze Baris einſt entführte, Sezten ſich, des Auges Glanz in Thränen ſchwimmend, Demiithig ihr zur Seite, Hier Dev Cine, dort Der Andre, Jeder wohlbewehrt. Und beide jdlangen, ſchlangen min Schuzflehend die Hand’ am der Helena nie. Und es rannten, es rannten in etlendem Lauf Phrygiſche Diener fort; Der Cine ſprach gum Anderen, von Furdt aufgeſchreckt: oa, Berrath lanert hier!” Manche wohl glaubten’s nicht; Andern ſchien's, wie die Brut mordete das Mutterherz, Lege fie des Tyndareus Todjter Fallſtricke mum. Per Chor. Wo wareſt Ou da? Lange wohl ans Furcht entfloh'n? Der Phryger. Sd ließ nad) phrygifdent, phrygijdem Braud) An der Helena, Helena Yoden, Wn die Wang’ ihr kühlende Luft hinwehn Mit rundemt gefiedertem Fächer, Nad Barbarenfitte. Drehend am Roden den ein, Ließ ihr garter Finger Gleiten jur Erde das Gefpinnft; Bon dent phrygiden Raub ein Todtengefdent Oreſtes. dat Grabmal war fie zu weben bedacht, purpurnes Gewand, o Klytimneftra, div. | Dreſtes gu der Dungfrau von Sparta: auf vom Siz, Todjter Reus’, ſez' hieher , ee i iden wollt ihr, Bhryger? Seid ihr ewig trig?” Alle fperrt er cin im Haus wmber, Berſchließt in Roſſesſtälle diefen, auf den Saulengang, die Cinen hierhin, Andre dorthin; 53* 450 Und was geſchah nad dieſem, welches Ungemach? Der Phryger. D iſche, mächtige Mutter, Ullmadtige Göttin, web! D blutige That, o gejeslos Leid, Das id geſehn, geſehn $5 Sier im Minigshaufe! Aus den Purpurtleidern nahmen fie fofort Berborgne Sdrwerter in die Hand, Dort und hier und dort Umfdauend, ob vielleicht Lauſcher nahe ſei'n. $40 Wie des Berges Cher, dann Dem Weibe fid) entgegenftellend, 420 Orejtes. Riefen fie: du mußt, On mußt Sterben; dem verrudter Gatte mordet did), Der des Bruders Sohn verrieth, Dak er in Urgos fterben mug. Yaut heulte fie auf, ſchrie: wel mir, web! Traf nut weigem Arme fis dem Bufen, Lind tray das Haupt mit unjeligem Sdlag. Und in fliüchtigem Lauf enteilte fie, die gol— dene Sandal’ am Fuß. Dod) Oreftes fagte mit Der Hand die Locken, Pertrat den Weg der Sparterin, Und anf die life Sdulter bog er ihr den Hals, Wollt’ thr in die Kehle ſtoßen Den dunflen Mörderſtahl. Der Chor. Wo wart ihr Phryger dort tm Haus und halfet midt? Der Phryger. Wir jtingten bet dem Schrei des Hauſes Thor Lind Pfoften, wo wir weilten, kühn mit Hebeln ein, Und rannten belfend all’ Beran, von hier, von dort: Der trug in Handen Steme her, Der Hielt die Lanze, jener Hielt ein Schwert am Griff, Dod uns entgegen Trot Pylades, ungebengt, wie Hektor, Wie Wjas mit dreifadem Buſch des Helmes, Den einft an Priamos' Thoren ich gejehn, geſehn; Unjre Schwerterſpizen trafen ſich. Da, Da ward es offenbar, Wie phrygijdes Voll im den Kämpfen des Ares Unmächtiger ijt, als Hellas’ Speer. 1470 Der fliidtete, der lag wundenbededt, Oreftes. 421 Der todt, der fieht’, al€ wire fein Flehn Schuz wider den Tod. Wir floh’n in dunfle Winkel bin; Todt fanfen Viele; Viele wantten; Mander fag. 475 Aber in’S Haus daker eilte Hermione, Bum Mord, der die Mutter Hinftreden foll, Die Arme, die fie einft gebar. Und rennend, gleidwie Bacden ohne Thyrſos Junges Wild der Berge greifen, ~ 1480 Ergriffen fie dad Mädchen, eilten dann zurück, Die Todter Reus’ zu morden. Dod die war aus dem Gemad Entſchwunden durd des Hanfes Räume, (O Zeus und Erd' und Licht und Nacht!) 1485 Sei's durch Zaubereien, Oder Kunſt der Mager, oder Götterraub. Was nun geſchehn, ich weiß nicht; Denn flüchtend ſtahl ich aus dem Hauſe mich hinweg. Ja, herb' iſt, herbe das Leid, 1490 Das Fürſt Menelaos erfuhr, Der nun aus Troja umſonſt Seine Gattin heimgeführt. Der Chor. O ſiehe! Neues folgt bereits auf Neues nun! Denn aus dem Hauſe ſeh' ich ſchwerbetroffen dort 1495 Oreſtes ſchreiten, in der Hand ſein dunkles Schwert. Oreſtes. Wo der Mann, der aus dem Hauſe meinem Schwert ent⸗ ronnen iſt? 499 Oreftes. Der Phryger. Konig, hier gu deinen Füßen fleh’ id) nad) Barbarenbrauch. Drejtes. Nicht in Troja thuft du diefes, ſondern tm Argeierland. Der Phryger. Ueberall ift Leben ſüßer, al8 der Tod, dem flugen Diam. Oreſtes. Riefſt du nicht mit lauter Stimm' um Hülfe den Mene— laos ber? Der Phryger. Dir bin ich bereit zu helfen; du ja biſt es würdiger. Oreſtes. Alſo ſtarb die Tyndaride dod) mit Recht von meiner Hand? Der Phruger. Mit dem vollſten Recht, und hätte fie Den Tod dreifach gefühlt. Oreſtes. Mir zu ſchmeicheln, ſprichſt du Feiger; anders denkt dein Herz dabei. Der Phryger. War fie denn nicht, wie fiir Hellas, andy für Troja's Volf ein Fluch? Orejtes, Schwöre, dak du nidt zu Gunft mir redeft; anders mord' id) Did). Der Phryger. Bei dem Geiſt in mir beſchwör' ich's; heilig halt' ich dieſen Schwur. Oreſtes. Bangte fo den Phrygern allen and in Croja vor dem Schwert? Oreftes. 423 Der Phryger. Halte fern dein Schwert: fo nabe, blizt es fitrdterliden Mord. Oreftes. O Firdteft du, jum Stein yu werden, angufdan’n der Gorgo Bild? Der Vhryger. Rein, zur Leide, fürcht' id); miemals Hirt’ id) nod von Gorgo's Haupt. Oreſtes. Graut dir Sklaven vor dem Tode, der dich (dst aus allem Leid ? Der Phryger. Seder Meni, and wenn er Sflave, [abt fid an des Lichtes Glanz. Oreftes. Wohl gefproden! Deine Klugheit rettet did: min geh’ in's Haus, Der PHroyger. 5 Tdteft du mid) alfo nist, Herr? Oreftes. Du bift fret. Der Phryger. ©, ſchönes Wort! Oreftes. Dod bedenk' ich's wohl nod anders. Der Phryger. Diefes war tein fines Wort. (ab.) Oreſtes. Thöricht, wenn du meinſt, ich röthe meinen Dolch in deinem Blut; 424 Orefies, Denn du Hift nicht Weib geboren, nod) gebirft du Män— nern ait, Nur um dein Gefdret zu henimen, trat id) zum Palaſt herans : 520 Denn fobald fie Lärm vernehmen, regen Argos’ Bürger fid. Vor Menelaos bangt uns miemals, wer er tritt vor unfer Schwert: Komm' er denn, die ſtolzen Schultern ſtolz umwallt vom blonden Haar! Uber führt er Wrgos’ Söhne wider dieſes Hans heran, Seines Weibes Mord gu riiden, will er mid) dem Tode weih'n, Und die Schweſter, und den Freund, der dieſe That voll- bracht mit mir; Soll ex Tochter und Gemahlin beide hier als Leichen ſchaun! (ab in's Haus.) Der Chor. O weh, Schickſal, weh! Wieder in anderen, Underen furdtbaren, Sefahrvollen Kampf verfinkt Wtrens’ Hans. Erfter Halbdor. Was thun wir? Sollen wir’s der Stadt vertiindigen, Freundinnen, oder ſchweigen? Zweiter Halbchor. Dies iſt ficherer, Grifter Halbdor. Sieh an dem Hauſe, fieh, der Naud, der empor Wirbelnd zum Wether wallt, kündet es ihnen an. Rweiter Halbdor. Sie zünden Fackeln, wm der Tantaliden Haus 1535 In Glut ju fegen, ruben nidt vom Morde mehr, 1545 Oreftes. 425 Erfter Halbdor. Cin Biel fest, ein Biel, der Gott Sterbliden, wie er will. Grog war die Gewalt: durd rächende Geifter BVertilgt fant dies Hans, wegen vergoff’nen Bluts, Weil einft Myrtilos entſtürzte dem Wagenſiz. Der Chor. Dod id) fehe Menelaos ſchon dem Haufe naber bier, Raſchen Schrittes: wohl vernahm er fdon das Grauſe, das thn traf. Baudert ihr, legt iby die Riegel nicht des Thores Flügeln an, Shr im Hanfe, Kinder Atreus’? Furchtbar ift ein Glitd: lider Für des Ungliids Söhn', Oreftes, wie du jest unglücklich bift. Menelaos. Sh fomme, hörend von der fred) verrudten That Des Löwenpaares: Menſchen nenn' ich dieſe nicht. Wohl hab' ich nun vernommen, daß mein Ehgemahl Nicht ward gemordet, ſondern unſichtbar verſchwand: Ein leer Gerücht, daß Einer, außer ſich vor Furcht, ) Mir hinterbracht hat. Aber das iſt eine Liſt Des Muttermörders, lächerlich erſonnen, traun! Das Haus geöffnet! Diener, ſchlagt die Pforten ein, Gebiet' ich, daß wir meine Tochter wenigſtens Erretten aus der blutbefleckten Männer Hand, Und mein verloren, jammervoll gemordet Weib Empfangen, welcher zugeſellt im Tode nun Das Paar der Mörder fallen muß von meiner Hand. Oreſtes. (erſcheint auf der Höhe des Palaſtes) Du, daß du nicht an dieſe Pforten rührſt die Hand, Menelaos, der du ſtolzen Trozes dich erhebſt! 426 Oreſtes. Mit dieſer Zinne ſchmettr' ich ſonſt das Haupt dir ein, Zerbrechend edler Meiſter Werf, dies alte Dach, Wohl fugen Schloß und Riegel, und die hemmen dich Sn deinem Eifer, dag du nicht eindringſt in's Hans, Menelaos. Ha, was tft das? Dort ſeh' ih Heller Flammen Schein, Und auf des Hauſes Höhe Die gewaffnet ſtehn, Und einen Dold, auf meiner Tochter Hals gezückt! Oreſtes. Was willſt du? Fragen oder mich anhören? Sprich! Menelaos. Von Beidem Keines: dod) — dich hören mug ich wohl. Oreſtes. Dein Kind ermorden will ih, wenn du's wiſſen willſt. Wienelaos, So fiigft du Mord yu Morde, Mörder Helena’s ? Oreites. Sa, Hitt’ id) diefe! Raubte fie mix nicht cin Gott! Menelaos, Du läugneſt, Mirder? Sagſt mir das gum Hohne nod? Orejtes, Wie ſchmerzt mich dieſes Läugnen! Hitt’ ich's dod) ver- modt — Menelaos. Was auszuflühren? Rede; denn du machſt mir bang, Oreſtes. Bu ſtürzen Hellas’ böſen Geiſt in Hades’ Nacht! Menelaos. Gib meine Gattin zur Beſtattung mir heraus! Oreſtes. Das hitte die Götter; doch dein Kind ermord' ich jezt. Oreftes. 497 Menelaos. Der Muttermbrder fügt zum Mord nod andern Mord? Oreſtes. Den Bater rüch ich, welchen du zum Tod verriethſt. PMienelaos. 1580 So wor an deiner Dintter Blut dir nicht genug? Oreſtes. Ruchloſe Frauen tödt' id) und ermüde nie. Menelaos. Du, Poladed, nimmſt and an dieſem Morde Theil? Drejtes. Ja fagt er ſchweigend; unjer Wort genüge dir. Menelaos. Schlimm joll dir’s werden, wen du nicht anf Flügeln fliehſt! 1585 Jd fliehe nicht, der Flamme weih' id dieſes Haus. Menelaos. Dein Baterhans in Aſche legen wolltejt du? Orejies. Um dir's zu nehmen: anf den Flammen mord’ id die! Menelaos. — Sa, morde fie, du Mörder, und dann büße mir! Oreſtes. So fei es! Menelavs. Ha! Beriibe nimmer folde That! Drejtes 1590 Sei ftille denn, und dulde, was du wohlverdient! Menelaos, Du diirfteft leben? Oreftes. 429 Oreſtes. Das logeſt du. Menelaos. 1600 Ermorden alſo willſt du ſie? DOreftes. Nun logſt du nidt. Menelaos. Weh, was beginn' ich? Oreſtes. Argos' Bürger ſtimme mir — Menelaos. Zu welcher That? Oreftes. Uns midt gu tddten, bitte fie. Menelaos. Ihr mordet meine Todter fonft? Oreftes. Ich wiirde dad, Menelaos, LUnjel’ge Helena — Oreftes. Bin th nicht unfelig aud? Menelaos. 1605 3d führte dig als Opjer heim — Oreftes. O wir’ es fo! Menelaos. Mühſale duldend ohne Zahl! Oreſtes. Doch nicht für mich. Menelaos. Sh leide ſchrecklich — Oreſtes. Oreſtes. Weil du mir fein Helfer warſt! Menelavs, Durd did) gefangen, Oreſtes Deine Bosheit fing ſich ſelbſt. Wohlan, Elektra, ſeze nun das Haus in Glut, Und du, von allen Freunden mix der trenefte, Bind’ an die Mauerzinnen Hier, mein Pylades! Meneldos. © roſſenährendes Argos, Volk der Danaér, Eilt ihr gewaffnet nicht heran zur Hülfe mir? Der übt im Troz an eurer ganzen Stadt Gewalt, Bu leben nad des Muttermordes grauſer That! Apollon. ſAber bern Hauſe erſcheinend) Menelaos, Hemme deinen zornentbrannten Muth, (3h Sohn der Leto, Phobos, nah’ und rufe dir,) Wud du, Oreftes, der den Stahl auf dieſe zückt, Damit du höreſt, was id) end) yu melden fom. Die Du, dem Gatten grollend, erſt in ſchwerem Born Srmorden wollteſt und verfehlteſt, Helena, Sie ijt es, die thr droben feht im Aetherraum, Serettet, und nidt hingeftredt von deinem Arm, Ich Habe fie gerettet und (dem alſo hat Mir Vater Bens geboten) deinem Schwert' entrückt. Denn ewig mug fie leben als die Todter Reus’. Pei Kajtor und Polydenfes wird fie thronen dort Sn Aethershihen, Schiffern eine Metterin, Gin andres Weib denn führe Heim in dein Gemad! 1630 Um ihrer Schonheit willen hat der Gotter Rath Bu Hader Hellas aufgereigt und Phrygia, Oreſtes. Und Mord geſendet, um die Welt vom Uebermuth Der Menſchenmengen ohne Bahl zu reinigen. Dies fag’ ih wegen Helena's. Dod) du verlaß Ruumehr, Oreftes, diefes Landes Marten hier, Und wohn’ ein Saher lang im Gebiet Parrhaſia's. Dereinft, im Namen deine Fludt verewigend, Heigt DOrefteion eine Stadt Arfadia’s. Bon dort gelangft du nad) der Athenäer Stadt; Da mußt Ou Rede ftehen fiiv der Mutter Mord Den Cumeniden: Richter find die Götter felbjt; Unf Wres’ Hiigel werden fie geredten Spruch Der jpreden, und als Sieger gehjt du rein hervor. Sie, deren Hale dein Stahl bedroht, Hermione, Sft alé Gemabhlin div beftimmt, und der fie heim Bu fithren wähnt, Neoptolemos, erhält fie wie. Denn durd ein Schwert der Delpher ijt ihm Tod verhängt, Wem mid) ex ruft zur Strafe fiir des Vaters Tod. Die Schweſter gib dem Freunde, dem du fie gelodt, Bur Gattin: ihrer wartet nun ein glücklich Loos, Du laf Oreften Konig fein in Argos’ Stadt, Menelaos; gel) und herrſche dort im Sparterland, Der Gattin Morgengabe, die, zahllojes Leid Dic fort und fort bereitet bis auf dieſen Tag! Ru feinen Gunften ſtimm' id mun der Birger Sinn, Ich, der ihn aud gum Morde feiner Mutter tried. Oreſtes. O Yorias, Prophete, fein trugvoller Spruch, Gin lautrer, ächter alſo fam ans deinem Mund, Mich hatte Furcht befallen, böſer Geiſter Ruf 1660 Hatt’ id vernommen und gewähnt, id) hive did. Nun endet’s wohl: gehorjam ehr' id) dein Gebot. 432 Orejtes. Sieh denn, ich laſſe, tödte nicht Hermionen, Lind gibt fie mix Der Vater, wahl’ id whee Hand. Wienelaos, Reus’ Todter, Helena, fei gegrüßt; id preife did), 1665} Die du der Götter ſelig Haus gum Sig erforjt! Oreftes, dir verlob’ id) auf des Phobos Wort Die Todter; du biſt edel, nimm der Edeln Kind, Froh dieſes Glückes, wie id) felbjt, dev dir fie gab! Upollon. Geht mun, ein Veder nad) dem vorgeſchrieb'nen Siel, Und laßt den Hader ruben! Menelaos, Wir gehorden dir. Drejtes. Aud id: mit allem Yeide bin id) ausgeſöhnt, Menelaos, und mit deinem Spruce, Lorias, Upollon, So geht nun eueres Weges, und ehrt Girenen, Die holdejte Gittin! Ich Will Helena fiihren zu Zeus’ Wohnſiz; Am leuchtenden Sternpol ſchweb' wh empor, Wo, Hebe'n, Herafles’ Weibe, gejellt, Yn Hera’s Seite, fie fortan thront Als Gottheit, ftets durch Opfer geehrt, Mit dem Zwillingsgeſtirn, mit den Söhnen des Bens - Durch's Meer die Piloten gelertend. Der Chor. Hodbeilige Nife, nimm allzeit Mein Yeben im Hut, Und log nicht ab, es gu kränzen! Ammerkungen zu Oreftes. Die Straje des Tantalods wird verſchieden erzählt. Rad) Euripides hing iiber feinem Haupte cin Fels, der tminer anf thn herabguftiirzen drohte, während er felbjt im Der Luft ſchwebte. Er zog fic) dieſe Strafe gu, nad Einigen, weil ex, sum Mable der Getter zugelaſſen, ihre Geheimniſſe vervieth, nad) Anderen, weil ex den @otterw, um ihre Allwiſſenheit zu prüfen, feinen Sohn Pelops sum Mahle vorfeste. Wofern ev'S war. Cin aus Homer belaunter Aus drud wehmuthigen Sweifels, ob Etwas in der Vorzeit qewejen fer, deſſen Spuren we ber Gegenwart ganz ver- wifdt find. othe. Monplia, Stadt und Hafer in Arqolis am argoliſchen Meerbuſen. - Mrgos und Myſene, Hauptſtädte des Landes Argolis, werden Oft cite für Die andere geſezt, beide dawn and filt Die ganze Landſchaft Argolis und ihre Bewohner. Sie ſchor Der Haare Spizen ab, als Zeichen der Trauer um den Tod ihrer Schweſter. Der Themes Chron ift au Delphi, wo dieje Géttin, als nuchſte Nachfolgerin dex Gäa, Oralel jprad. Bon Themis faim das Oralel an ihre Sdhwejter Phibe, die Wtutter Yeto’S, Die eS auf ihren Enlel Apollon vererbte, ber ſeitdem Phobos hieß. 820. Der Erde helliger Mabel. S. gu Medeia B. 653, - $957. Eantalos war cin Sohu des Zeus und der Nymphe Pluto, Purlpides v. Donner |. 8. Nuit. 2s 434 Bers 342. Sou, 422, Anmerfungen gu Oreſtes. Das afifde Yaund, Trond. Wialea, ein Vorgebirge im Yafonten. Palamedes, Dew, auf cine vermuthlich ungegriindete Anflage hin, Agamemnon vor lion hatte tedten Lafjen, war ein Bruder des Hear. Drei Uebel verderben den Oreſtes: zuerſt die Qual des Bewußtſeins, Daun das (in den Erinnhen perjoni- jicitte) mit Wahnſinn verbundene brperliche Leiden (von Beidem hat er frither geſprochen); das dritte Uebel find jeine Berfolger und Feinde, von welchen zulezt bie Rede war, . Leda, die Gemabhlin des Tyudaros. Die Diosturen, ihre Sohne, Kajtor und Polydeules. Cin ſchneller Gang beleidigte die Alten und ſchien einem Sflaven anſtändiger, alS cinem freien Dianne. Bothe. Die Dintter des Bylades, Anayibia, war die Schweſter Agamemnons. Nach dem Tode des Pelops (berichtet ein alter Aus— leger) ſtritten ſeine beiden Sohne, Atreus und Thyeſtes, um Die Thronfolge. Cin goöttliches Heidjen ſollte endlid den Swift entiderden: und fiebe! Atreus fand im ſeiner Heerde cin Yamm mit goldenem Bließe. Aber feine Gemahlin Aërope entwendet das Ther, und febentt es threm Bublen Thyeſtes. Atreus, darüber ergrimmt, ſtürzt Die Berrätherin in's Meer, ermordet ingeheim die Shue des Bruders, und tiſcht ibm das Fleiſch derſelben auf: ein Gräuel, vor dem der erſchreckte Sonnengott nad) Morgen zurückfloh und die Plejaden ans ihren Bahnen widen. Pelasgerland, der Peloponneſos, deſſen Ureinwohner Dic ‘BelaSger waren, und hier Argos. Die Kytlopen, bemerlt der alte Erflarer, waren aus Thrate nad Kreta gelommen, und wurden als Bau fundige wor Dort berufen, wm Argos und Mylene au bauen. Anmerkungen yu Oreſtes. 435 Berd 57, Die Wortfolge tm Griedhijden ijt: vate tav Cavov- pérwr (naldwr) dvrwr (vow) wort orperyharwv (ry5) Moff. Siehe Bers 6. 951. Oenomaos, Kinig von Elis, verhieß feine einige Eodhter Hippodameia demjenigen threr Freier, der ihn und feine Roſſe tm Wagenlampfe befiegen wiirde, Pe— lops, einer derſelben, beftad) den Wagenlenter des RKinigsS, Myrtilos, einen Sohn des Hermes, dah ex den Radern des Oenomaos die Lünſen entzog, wodurd) der Wagen deſſelben bei der Wettfahrt aus cinander ging und Der Konig ſtürzte. So wurde Pelops Sieger. WIS aber Myrtilos den hedungenen Lohn forderte, war Pelops ihn von dem goldenen Wagenjize in's Meer binab, und Hermes rächte {pater den Tod ſeines Sohnes durch das Bunderlamm mit Dem goldeucn Bließe, deſſen ſchon B. 799 gedadjt worden ift. Bgl. die Anmertung gu dieſer Stelle. Gerdftos, cin Borgebirge von Cubsa. Der Sohn Maja's, Hermes, dex Vater ded Myr tilos. F Groue |, dune, Hoffend anf den neuen Thron, anf den Throu pon Mylene, der dem Menelaos nad) dem Lode des Oreſtes gugefallen ware. Sym Die Helle Luft oder in den Nether verflog, nad der Meinung alter Weltweijen, die Seele bei'm Tode. Der Sy aber der Secle im Leben war nad der Auſicht Bieler das Blut. Rad Delphis, vem Gebiete der Stadt Delphi, in der Yandi{daft Photis, wo Strophios, der Vater des Pyhlades, herrſchte. émeoratas D. 1. imidtymeoras, Die Wortfolge deS Wriedhifdyen ijt: di yag dors xai dit ropa aryvoion mide ddandews régwee pgere ttle, & Botlonar, Der Sun: o fovdouae yag, towre wai ded croma fyew du dover. 426 Oreſtes. 1560 Mit dieſer Zinne ſchmettr' id) ſonſt das Haupt dir ein, Zerbrechend edler Meifter Werk, dies alte Dad. Wohl fuger Schloß und Riegel, und die hemmen did Sn deinem Eifer, dag Ou midjt eindringſt in's Hous, Menelaos. Ha, was iſt das? Dort ſeh' ich heller Flammen Schein, Und anf des Hauſes Höhe Die gewaffnet ſtehn, Und einen Dold, auf meiner Tochter Hals gezückt! Orejtes, Was willft du? Fragen oder mid anhiren? Sprich! WMenelaos, Von Beidem Reines: dod) — did) Hiren mug ich wohl. Oreſtes. Dein Kind ermorden will ich, wenn du's wiſſen willſt. Menelaos. So fügſt du Mord zu Morde, Mörder Helena's? Oreſtes. Sa, hätt' ich dieſe! Raubte fie mir nicht ein Gott! Menelaos. Du läugneſt, Mörder? Sagſt mir das zum Hohne nod ? Oreſtes. Wie ſchmerzt mich dieſes Vangnen! Hatt’ ich's doch ver— mocht — Mienelaos, Was auszuführen? Rede; denn du madjt mir bang, Drejirs. 1575 Bu ſtürzen Hellas’ böſen Geiſt in Hades’ Nacht! Menelaos. Gib meine Gattin zur Beſtattung mir heraus! Oreſtes. Das bitte die Götter; doch dein Kind ermord' ich jezt. Oreftes. 497 Menelass. Der Muttermörder fitgt gum Mord nod andern Mord? Dreftes. Den Vater rid’ id), welden du zum Tod verviethft. Menelaos. 1580 So war an deiner Dtutter Blut dir nicht genug? Orejtes. Radlofe Frauen tödt' ich und ermüde nie. Menelaos. Du, Pylades, nimmft aud an diefem Morde Theil ? Oreſtes. Ja ſagt er ſchweigend; unſer Wort genüge dir. Menelaos. Schlimm foll dir's werden, wenn du nidt auf Flügeln fltebft! Orejtes. 1585 Ich fliehe nit, der Flamme weih’ id diefes Haus. Menelaos. Dein Vaterhaus in Aſche legen wollteft ow? Orejtes. Um dir's yu nehmen: auf den Flammen mord’ ih dte! Menelaos. Sa, morde fie, du Mörder, und dann büße mir! Oreftes. Go fet 8! Menelaos. Ha! Verübe nimmer folde That! Orejtes. 1590 Get ftille denn, und dulde, was du woblverdient! Menelaos. Du ditrfteft leben ? Oreſtes. Oreſtes. Und der Herr im Lande fein, Wtenelavs, In welchem? Orejtes, Hier in Argos, im Pelasgerland. Meneluos. Weihwaſſer ſprengte deine Hand? Oreſtes. Was wehrte mir's? Wienelaos, Du bridteft Opfer vor der Schlacht? Oreſtes. Das ziemte dir? Menelaos. 1595 Ich habe reine Hände. _ Orejtes. Dod fein reines Herz. Menelaos. Wer möchte dich begrüßen? Oreſtes. Wer den Vater liebt. Menelaos. Und wer die Mutter achtet — ? Orejies, Iſt ein Glücklicher. Menelaos, Nicht alfo du, Oreſtes. Die ſchlechten Frauen lieb' ich nicht. Menielavs, Wend’ ab den Dold von meinem Rind! Oreſtes. 429 Oreites. Das logeſt du. Menelaos. 00 Grmorden alfo willft du fie? Oreftes. Nun logſt du nidt. Menelaos. Weh, was beginu' ich? Oreſtes. Argos' Bürger ſtimme mir — Menelaos. Zu welcher That? Oreſtes. Uns nicht zu tödten, bitte fie. Menelaos. Ihr mordet meine Tochter ſonſt? Oreftes. 3h würde das, Menelaos. Unſel'ge Helena — Oreſtes. Bin ich nicht unſelig auch? Menelaos. 605 Ich führte dich als Opfer heim — Orejtes. © wir’ ed fo! Menelaos. Mühſale duldend ohne Zabl! Oreftes. Doch nicht fiir mid. Menelaos. Sd leide ſchrecklich — DOreftes, Oreſtes. Weil du mir kein Helfer warſt! Menelavs. Durd did) gefangen, Oreſtes. Deine Bosheit fing ſich ſelbſt. Wobhlan, Elettra, ſeze mm das Hans in Glut, Und du, von allen Freunden mir der treuefte, Bind’ an die Manerzinnen Hier, mein Pylades! Menelavs, © rojjenihrendes Argos, Volk der Danaér, Eilt ihr gewaffnet nidt Heran zur Hiilfe mir? Der tibt un Troz an eurer ganzen Stadt Gewalt, Bu leben nad) des Muttermordes granjer That! Apollon. (ber Dem Hauje erſcheinend) Menelaos, hemme deinen gornentbrannten Muth, (Ich Sohn der Leto, Phöbos, nah’ und rufe dir,) Wud du, Oreftes, der den Stahl anf dtefe zückt, Damit du höreſt, was ich end) gu melden fom. Die Du, dem Gatten grollend, erjt in ſchwerem Zorn Ermorden wollteft und verfehlteſt, Helena, Sie ift e8, die ihr droben feht im Aetherraum, Gerettet, und mat hingeftredt vom deinem Arm, Jd) habe fie gerettet und (denn alſo Hat Mir Vater Bens geboten) deinemt Schwert' entriict. Denn ewig muß fie leben alB Die Tochter Zeus’; Bei Kajtor und Polydeufes wird fie thronen dort Sn Aethershöhen, Schiffern ete MRetterin, Cin andres Weib denn führe Herm in dein Gemad)! 1630 Um ihrer Schönheit willen hat der Gitter Rath Bu Hader Hellas aufgereizt und Phrygia, Oreftes. 431 Lind Mord gefendet, wm die Welt vom Uebermuth Der Menfdemmengen ohne Bahl gu reinigen. Dies fag’ ih wegen Helena’s. Dod du verlag 85 Runmehr, Oreftes, dieſes Landes Marten Hier, or Und wohn’ ein Jahr lang im Gebiet Parrbafia’s. Dereinft, im Ramen deine Fludt verewigend, Heißt Orefteion eine Stadt Arfadia’s. Von dort gelangft du nad der Athendier Stadt; Da muft du Rede ftehen file der Mutter Mord Den Cumeniden: Ridter find die Goͤtter felbft; Auf Ares’ Hügel werden fie geredhten Sprud Dir fpreden, und als Sieger gehft du rein bervor. Sie, deren Hals dein Stahl bedroht, Hermione, St als Gemablin dir beftinunt, und der fie beim Bu fithren wähnt, Neoptolemos, erhält fie mie. Denn durd ein Sdwert der Delpher ijt ihm Tod verhangt, Wenn mid er ruft zur Strafe fitr des Vaters Tod. Die Schweſter gib dem Freunde, dem du fie gelobt, Bur Gattin: ihrer wartet min ein glitdlid Loos. Du lof Oreften König fein in Argos’ Stadt, Menelaos; geh und herrſche dort tm Sparterland, Der Gattin Mtorgengabe, die, gabllofes Leid Dir fort und fort bereitet bis auf diefen Tag! > Bu feinen Gunften ſtimm' ih nun der Birger Sinn, Sh, dex ihm aud yum Morde feiner Mutter tried. Oreſtes. O Loxias, Prophete, fein trugvoller Spruch, Ein lautrer, ächter alſo kam aus deinem Mund. Mich hatte Furcht befallen, böſer Geiſter Ruf 160 Hatt’ ich vernommen und gewähnt, id höre did. Mun endet’s wohl: gehorfam ebr’ ich dein Gebot. 432 Oreftes. Sieh denn, ich laſſe, todte nicht Hermionen, Und gibt ſie mir der Vater, wähl' ich ihre Hand. Menelaus. Zens’ Tochter, Helena, fer gegrüßt; ich preiſe dich, 16651Die du dev Götter ſelig Hans gum Siz erkorſt! Oreſtes, dir verlob' ich auf des Phöbos Wort Die Tochter; du biſt edel, mimm dev Edeln Rind, Froh dieſes Glückes, wie wh ſelbſt, der div fie gab! Upollon, Geht min, ein Seder nad dem vorgefdrieb’nen Riel, Und lagt den Hader ruben! Mienelaos. Wir gehorden div. Drejtes. Auch id: mit allem Yewe bin id) ausgeſöhnt, Menelaos, und mit deinem Sprude, Loxias. Apollon. So zieht nun eueres Weges, und ehrt Eirenen, die holdeſte Göttin! Ich Will Helena führen yu Zens’ Wohnſiz; Am leudtenden Sternpol ſchweb' id) empor, Wo, Hebe'n, Hevafles’ Weibe, gefellt, Wn Hera’s Seite, fie fortan thront Als Gottheit, ſtets durch Opfer geehrt, Mit dem Zwillingsgeſtirn, mit den Söhnen des Reus - Durch's Meer die Biloten geleitend. Der Chor. Hodheilige Rife, nimm allzeit Mein Leben in Hut, Und laß nicht ab, es gu kränzen! Bers 5 17. r Jou. 320. 335f. Anmerkungen zu Oreſtes. Die Strafe des Tantalos wird verſchieden erzählt. Nach Euripides hing über ſeinem Haupte ein Fels, der immer auf ihn herabzuſtürzen drohte, während er ſelbſt in der Luft ſchwebte. Er zog ſich dieſe Strafe zu, nach Einigen, weil er, zum Mahle der Götter zugelaſſen, ihre Geheimniſſe verrieth, nach Anderen, weil er den Göttern, um ihre Allwiſſenheit zu prüfen, ſeinen Sohn Pelops zum Mahle vorſezte. Wofern er's war. Ein aus Homer bekannter Aus druck wehmüthigen Zweifels, ob Etwas tn der Vorzeit geweſen ſei, deſſen Spuren ut der Gegenwart ganz vere wiſcht ſind. Bothe. Nauplia, Stadt und Hafen in Argolis am argoliſchen Meerbuſen. Argos und Mykene, Hauptſtädte des Landes Argolis, werden oft eine für die andere geſezt, beide dann auch für Die gauze Landſchaft Argolis und ihre Bewohner. Sie ſchoör Der Haare Spizen ab, als zieichen ver Trauer um den Tod ibver Sdnvefter. Der Themts Thron ijt zu Delphi, wo diefe Göttin, als nächſte Nachfolgerin der Gäa, Oralkel jprad. Bon Themis tam das Orakel an thre Schweſter Phöbe, die Mutter Leto's, die es auf thren Enlkel Apollon vererbte, Der ſeitdem Phöbos hieß. Der Erde heiliger Mabel. S. gu Medeia V. 653. Tantalos war cin Sohn des Jeus und der Nymphe Pluto. ‘uripide? vo. Tonner boo. Aufl, 2s 434 Hers 342. SoU. 422, Uninerfungen gu Orefres, Das afijde Vand, Troas, Malea, cin Borgebirge im Latonien, Balamedes, det, auf cine vermuthlich ungegründete Unflage hin, Agamemnon vor Ylion hatte tödten laſſen, war cum Bruder des Oecar. Drei Webel verderben den Orejies: zuerſt die Qual des Bewußtſeins, daun das (in Den Erinnyen perjoni- ficirte) mut Wahnſinn verbundene körperliche Leiden (vou Beidem hat er friiber qejprodjen); das dritte Uebel find jeine Berfolger und Feinde, von welchen zulezt Die Wede war. Yeda, die Gemahlin Ded Tyndaros. De Diosturen, ibxe Sohne, Kajtor und Polydeules. Ein ſchneller Gang beleidigte die Alten und ſchien cinem Sllaven anfiindiger, als cinem freien Manne. Bothe. Die Mutter des Pylades, Anaribia, war die Schweſter Ugamemmnous. Nad dem Tode des Pelops (beridjtct cin alter Ause leger) ftritten feine beiden Sohne, Atreus und Thyeſtes, um die Chronfolge. Cin göttliches Zeichen follte endlich Den Zwiſt entidjeiden: und fiehe! Atreus fand in ſeiner Heerde ein Lamm mit goldenem Bliefe, Aber feine @emabhlin Wérope entwendet Das Thier; und jdentt es ihrem Bublen Thyeſtes. Atreus, darilber ergrimmt, ſtürzt die Verrätherin in's Meer, ermordet ingeheim die Sihne des Bruders, und tiſcht ibm das Fleiſch derſelben anf: ein Gräuel, vor dem der erjdpredte Somnengott wad) Morgen zurückfloh und die Plejaden aus ihren Bahnen wichen. Pelasgerland, der Pelopouneios, defjen Ureinwohner die Pelasger waren, und hier Argos. Die Kyklopen, bemerft der alte Erfladrer, waren aus Thrate nad Kreta geflommen, und wurden als Bau- fundige von dort berujen, um Argos und Miytene au bauen. Anmerfungen zu Oreftes. 435 Bers 957. Die Wortfolge im Griedifden ift: wag tax Savov- * = pévwy (naldwy) ovray (suv) xote otpatylatwy (1175) "Eldados. 970 ff. Siehe Bers 6. 981. 983. 990. 1037. 1051. 1078. 1086, i104. 1167. Oenomaos, Konig von Elis, verhieß feine eingige Todter Hippodameia demjenigen ihrer Freier, der ihn und feine Roffe tm Wagenkampfe befiegen würde. Pe- tops, einer derfelben, beftad) dew Wagenlenter des Königs, Myrtilos, einen Sohn des Hermes, dak er den Radern des Oenomaos die Lünſen entzog, wodurd) der Wager deffelben bet der Wettfahrt aus etuander ging und Der Konig ſtürzte. Eo wurde PelopS Sieger. Als aber Myrtilos dew bedungenen Lohn forderte, warf Pelops ihn von dem goldenen Wagenfize in’S Meer hinab, und Hermes rächte fpdter den Tod ſeines Sohnes durd das Wunderlamm mit dent goldenen Vließe, deffen ſchon V. 799 gedacht worden iſt. Bgl. die Anmertung gu dieſer Stelle. Gerdfros, em Vorgebirge von Euböa. Der Sohn Maja's, Hermes, der Vater des Myr⸗ tilos. F. ovoneg 1. ageee, Hoffend auf den neucn Chron, auf den Thron von Mylene, der dem Menelaos nad) dem Tore des Oreſtes zugefallen ware. wu die Helle Luft oder in den Aether verflog, nad der Meinung alter Weltweifen, die Seele bei'm Tovde. Der Siz aber der Secle tm Leben war nad) der Auſicht Pieler das Blut. Nad Delphis, dem Gebiete der Stadt Delphi, in Der Landſchaft Photis, wo Strophins, der Bater des Pylades, herrfdte. émeoratas DB. i. Anor moras, Die Wortfolge des Griedifden tft: qdvu yee eave xai Sia oom acyvoioe iGo; adanirws téQwas poiva éxelyw, 0 Botiouas, Ter Ginn: o Povloucase vag, couro xui dea arom leew nou éocer. 436 Bers 1234. 1456, 1550, 1605. 1646. 1637, Unmerfungen zu Orefted. Pylades neunt den Heus ſeinen Ahnherrn, weil feu Mutter Anaribia alS Tochter des Atreus von Tantalos, bem Sohne des Zeus, abſtammte. Wagenbahu, Fahrweg, Landſtraße. Die idaiſche Mutter iſt Kybele, Vie Mhitter der Gotter, die urſprünglich auf dem phrogiiden Berge Ida verehrt wurde. itt : m0U Jnr cr — — ſchrieb der Dichter — moO F yx dwivew; too waret iby su helfen? S. gu B. 981. {. SF opeayror, Parrhaſia, Arladien, fo genannt von der Stadt Parr— haſia. Wörtlich? Oppidum autem nomine a tua foga ducto appellabitur apud Azanes et Arcades, ita ut Oresteum yocent, Maner wud Wrfadler nennt gu beimer Fluid Mnbdenten Dreſteton cine Stadt bercinit. Apollon hatte den Bogen des Baris geridjtet, als diefer den Achillens tödtete. Meobtolemos, des Leateren Sohn, ging Nad) Delphi, um den Apollon wegen dieſer That zur Rechenfdhaft au fordern; aber die Delpbher rächten ibven Gott durd die Ermordung bes Uebermiithigen. Eirene, die Mottin des Friedens und der Eintracht. Das Hwillingsgeftirn, die Sihne Des Heus, Kaftor und Polyoeules, welche von den Schiffern als Schuzgotter verehrt wurden, Webriudt bei FF Bolg ti Geipgla Euripides. Deutſch in ben Bersmaßen der Urſqrift vor Jj. 3. C. Donner. Dritte Wuflage. Zweiter Band. — +4 > @@e@r—e— — — feipsig und Heidelberg. C. F. Winter'ſche Verlagshandlung, 1876. VIL. Vill. IX. X. XI. XII. WAnmDromade. 2 2. 2 ee, 321 Inhalt des zweiten Landes. Seite Weitis .. 0... 2... 2.2... 22824 1 Sphigenia in Wulis 2 2 2. we . .. 57 Sphigenia in Tauri. ee 139 Vie Bacchantinnen. . ww, 213 Der Roflop . ln 281 VII. Alkefits. Perfonen. Apollon. Thanatos, der Gott des Todes. Admetos, Kinig von Pherd in Theſſalien. Alkeſtis, ſeine Gemahlin. Pheres, der Vater des Admetos. Eumelos, der Sohn des Admetos und der Alkeſtis. Eine Tochter des Admetos, ſtumme Perſon. Herakles. Ging Dienerin der Alkeſtis. Ein Diener des Admetos. Der Chor: Greiſe von Pherä. Der Schauplaz iſt in Pherä. Euripides v. Donner. If. 3. Wu. 1 10 Apollon (mit Bogen und Pfeilen). Admetos’ Hallen, wo id einft, obwohl ein Gott, Am CSflaventijdhe gerne mir geniigen lief! Reus fiigt? e8, welder meinen Cohn Asfleptos Erſchlug, des Blizes Flamme warf in feine Bruft, Worüber zürnend, id) die blizeſchmiedenden Kyklopen tödte, daß dafür zur Strafe mich Der Vater zwang zu dienen einem Sterblichen. So kam ich hierher, ward des Freundes Rinderhirt Und ſeines Hauſes Hüter bis auf dieſen Tag; Denn ſelber fromm, gewann id einen frommen Herrn, Den Sohn des Pheres, welchen ich vom Tod erlöst, Die Schickſalsmächte täuſchend: die gelobten mir, Admetos ſoll dem Tode, der ihm droht, entfliehn, Dafern er einen Andern ſtellt dem Schattenreich. Und all die Seinen forſcht' er aus und ging umher, Den Vater und die Greiſin, deren Schooß ihn trug; Doch fand er Niemand, als die Gattin, die für ihn Den Tod erdnlden, ſcheiden will vom Sonnenlicht. Sie ringt daheim im Todeskampfe nun, geſtüzt Von treuen Armen; denn an dieſem Tage noch Ruft ihr Geſchick die Herrin aus dem Leben ab. Doch ich verlaſſe dieſes Haus, dies traute Dach, 1* 4 Alkeſtis. Daß nicht der Hauch des Todes mich entheilige. Denn ſchon herannahn ſeh' id) Hier den Thanatos, Der Todten Prieſter, daß er ſie zu Hades' Haus Hinabgeleite; recht zur Stunde kommt er an, Wahrnehmend dieſes Tages, wo fie ſterben ſoll. Thanatos. Ha, ha! Du, Phöbos, hier? Du Hier am Palaſt? Wohl willſt du mit Unvedt wieder die Macht » Uns Gittern tm Hades ſchmälern, entziehn? Es geniigte Dir nicht, des Admetos Geſchick Bu verhindern, indem du die Mören beriict Mit verſchlagener Kunſt; nun waffneſt du dix Auf's neue den Arm mit dem Bogen wm fie, Die, ihren Gemabl zu erlöſen, ſich ſelbſt In den Tod gibt, Pelias' Tochter. Apollon. Getroſt: ich rede tadellos und thue recht! Thanatos, Nun, wenn ou vcedtthujt, was bedarf's Der Pfeile damn? Apollon. Die Wehr yu führen war id immerdar gewohnt. Thanatos. 40 Und diefent Hauſe widerredtlid) beizuſteh'n! Apollon. Des theuren Mannes Ungemach bekümmert mid. Thanatos. Aud dieſen andern Todten willſt du mir entzieh'n? Apollon. Und jenen Had’ th mit Gewalt dir nicht geraubt. Wife ftrs. 5 Thanatos. Wie wohnt er dann auf Erden, nicht in Hades' Haus? Apollon. 45 Gr gibt die Gattin, die Ou nun gu holen kommſt. Thanatos. Lind gleich entführen werd’ id) fie zur Unterwelt. Apollon. So wim fie; denn dich Uberreden kann id) nicht — Thanatos. Run tödten, wem's verhängt iſt? Dazu fom ich ja. Abpollon. Mein, Den zu tödten, Der zu lang im Leben ſäumt. Thanatos. 50 Dein Wort verſteh' ich, kenne dein Verlangen nun. Apollon. So kann ſich hohen Alters mod) Alleſtis freu'm? Thanatos. Mitnichten! Mich aud), glaube mir's, freut meme Mad, Upollon. Nicht mehr, ale Eine Seele mur, empfängſt Ou ood, Thanatos. Wenn junges Leben ſchwindet, bringt mir's höhern Ruhm, Apollon. 55 Reich wird beftattet, wenn fie ſtirbt, die Greiſin and, Thangatos. Für reiche Leute, Phöbos, gibſt du das Geſez. Apollon. Wie meinſt du? Biſt du wizig auch? Das wußt' ich nicht. Thanatos. Den Tod wn Alter fouftern ſich dte Reichen dann. Alkeſtis. Apollon. So denkſt du dieſen Liebesdienſt mir nicht zu thun? Thanatos. D Nein, wahrlich; meine Sinnesart iſt dir befannt. Apollon. Den Menſchen freundlich und verhaßt den Himmliſchen. Thanatos. Nicht Alles haben kaunſt du, was dir nicht gebührt. Apollon. Du ſtehſt gewiß ab, wenn du noch ſo grauſam biſt. Wohl kommt zu Pheres' Hauſe bald ein ſolcher Held, 5 (Ihn Hat Euryſtheus ausgeſandt in Thrakia's Beeiste Flur nad Diomedes’ Viergeſpann,) Der, gaftlid) aufgenommen in Admetos' Hans, Dir wohl gewaltjam diefes Weib entreißen wird: Und feimes DankeS Ehre wird dir dann von uné; Gr thut es gleidwohl; aber du wirſt uns verhaäßt. Zhanatos. So viel dun Worte maden magſt, es frommt dir nicht: Ju's Haus des Hades geht das Weib Hinab mit mir, Bu diefer eil’ ih, mit Dem Sdwert fie einzuweihn. Denn weſſen Haupthaar diejer Stahl geheiligt hat, Der fiel des Hades unterirdifden Mächten heim, (Peide au verſchiedenen Seiten ab.) Per Ehor tritt in zwei Halbchören cin. Erſter Halbdjor. Was ift eS fo ftill dod) vor Dem Palaſt? Was ruht in Sdhrweigen Admetos' Hans? Sweiter Halbdor. Auch weilt fein Freund in der Nähe, Ru verfiindigen, ob der Gebieterin Tod 80 Au betranern geziemt, ob lebend annoch 85 90 ad = 9D 100 Alkeſtis. Im Licht hier athme des Pelias Kind, Ulfeftis, die ſich an ihrem Gemahl Als das edelſte Weib Vor mir und Andern bewährt hat. Erſter Halbchor. Erſte Strophe. Vernahinft du Seufzen, hörteſt du Geriujd von Handen tm Palajt? ftlagen fie mat, als ſei's gejdehn? Zweiter Halbdor. Mein, fein einziger Diener, fürwahr! Erſcheint an den Pforten wmber. D fimeft du, Pian, des Unglücks Wog' uns abzuwehren! Erſter Halbchor. Nicht ſchwiegen ſie alſo, wäre ſie todt; Noch trug man ſie nicht zum Palaſte heraus. Zweiter Halbchor. Ich juble noch nicht; was macht dich ſo dreiſt? Erſter Halbchor. Wie möchte doch wohl ſein würdiges Weib Admetos fo einſam beſtatten? Erſte Gegenſtrophe. Auch ſeh' ich vor den Thoren kein Weihwaſſer, wie es ſonſt am Thor Eines Geſtorbenen üblich iſt; Abgeſchnittene Locken erblick' Ich nicht an der Pforte, geweiht Zur Klag' um die Todten, und keine Jungfrau ſchlägt den Buſen. Alleſtis. Sweiter Halbchor. Und heut iſt doch der entſcheidende Tag — Erſter Halbdor. Was ſagſt du mir da? Sweiter Halbdjor. Wo Sie yu den Todten hinab muß. Griter Halbchor. Du bewegft mir das Herz, du bewegſt mir dew Geiſt. Rweiter Halbchor. Bricht Unglück über die Guten herein, Muß trauern ein Mann, Der brav ſich erwieſen von Anfang. Der Chor. Zweite Strophe. Wohl Reiner lann, wo er hin Steuer mag tm Sdijfe, Ob yum Lyfierfand oder in Ammons Gebiet Ju die trocdene Wüſte, > Ihre Seele, der Wrmen, Srretten; denn da8 grauje Geſchick naht ſchnell. Un welden Briefter, jagt, Soll id) mid) wenden, wo Götteraltür' entflanumen ? Zweite Gegenftrophe. Wenn Ciner mir lebend nod 20 Weilt' im Sonnentidte, PHibos’ Sohn: fie entrönn' aus den Geſilden dex Nacht, Bon den Pforten des Hades; Denn ex wedte de Todten, Bevor die Wetterflamme, des Zeus Glurpfeil, 125 Ihn niederſchmetternd traf. Dod wo foll ih mun ſchöpfen des Lebens Hoffuumg“ Haben dod) ſchon Alles verſucht unjere Fürſten; Alleſtis. Rings dampfen die Götteraltäre, Bom Blut der geopferten Thier’ umſtrömt, 130 Und nirgend ift Hilf’ in dem Leide. Dod cine Slavin jdreitet ans dem Hauje dort, Jn Thränen ſchwimmend. Weld) Geſchick vernehmen wir? (hu ber Slavin.) Berzeihlich ijt die Trauer, wenn ein Ungemad) Zuſtieß den Herrſchern. Wher lebt die Herrin nod? 135 Dit fie beveits verſchieden? Das erführ' td gern. > Sklabin. Du kannſt fie lebend nennen und geftorben aud, Der Chor. Wie mag dod) Ciner leben und todt fein zugleich? Stlavin. Sie neigt ſich ſchon zum Tode, ringt im lezten Kampf. Der Chor. Weld) edles Weib verlierſt du, fold ein edler Mann! Stlavin, ! 140 Mod fuhlt es nicht Admetos, bis das Leid ihn tviffe. Der Chor. Sit feine Hoffnung alſo fie gu vette mehr? Sklabin. Der Tag des Schichals rafft fie unerbittlich hur. Der Chor. Was hier der Brauch will, wird's gethan? Stlavin. Bereitet iſt Der Schmuck, womit ihr Gatte fie beftatten will, Der Chor. 145 Sie wiſſe: ruhmvoll ſcheidet fie vom Leben ab, Sie, aller Frauen befte weit un Somenreid. 10 Alleſtis. Sklabin. Gewiß, die beſte! Wer beſtritte dieſes auch? Wie ſoll das auserleſ'ne Weib beſchaffen fein, Wodurch vermag fie größ're Gattenliebe wohl 150 Sw zeigen, als indem fie ſterben will fiir ihn? Dod) allem Bolfe Pherä's ift ja dies befannt; Nun hore, was fie drinnen that und ſtaune mir. Sobald fie fühlte, dak der ſchickſalvolle Tag Gefonmmen, wuſch fie mit des Fluſſes Waſſer ſich Die weißen Gieder, nahin Gewand und Schmuck ſodann Ans Cederſchränken, that ſich feim und gierlid an, Und trat gum Altar Heftia’s, und betete: „O Gotti, weil id wandeln muß in Hades’ Haus, So fall’ id wieder, flehe div gum leztenmal: Behitte mir die Waiſen, wnd dent Sohne gib Gin liebes Weib, der Todjter einen edeln Mann; Laß midt, wie id) nun, thre Mutter, ender muß, Sie vor der Beit hinfterben, ſondern hochbeglückt Im viiterliden Lande froh ihr Leben flieh'n!“ 165 Ru jedem Altar in Admetos’ Hauſe dann Trat fie, befranzt’ ihn, flehte lout die Gitter an; Der Myrte Bweigen fireifte fie die Blatter ab, Nicht weinend, ohne Seufzen, und der nahe Tod Eutfärbte midt ihr blühend ſchönes Angefidt. Hierauf zum Ehbett eilte fie in ihr Gemach, Ergoß ſich dort in Thränen, und ſo ſagte ſie: „O Lager, wo Des Mädchens reine Blüte ſich Zuerſt ergab dem Manne, dem ich ſterbe nun, Leb' wohl! Ich zürne dir ja nicht; denn mich allein 175 Verdarbſt du, weil ich, treu verharrend dir und ihm, Den Tod erdulde. Dich gewinnt ein andres Weib, 80 85 90 95 00 05 Wife ftis. 11 Nicht tugendhafter wahrlich, dod) wohl gliidlider.” Und fiiffend ſank fie nieder, rings befeudtete Der Thrinen iberflutend Naß die Lagerftatt. Dod als in vielen Zähren fle ſich ansgeweint, Da ſtürzt fie weg vom Lager mit gefenftem Haupt ; Und oft binausgegangen fehrt fie wiederum, Und warf fid dann von neuem auf die Rubheftatt. Und am Gewand der Mutter hängend, weinten laut Die Kinder; beide nahm fie wohl in ihren Arm, Ein's um das andre fiffend, nun fie fdeiden fol. Und alle Diener im Palafte weinten mit, Die Herriderin bejanumernd; Jedem reidte fie Bulegt die Hand nod, und fo ſchlecht war Reiner ihr, Den mht fie anfprad, deſſen Wort fie nidt vernahm. Gin foldes Unglitd laftet auf Admetos’ Haus. Starb er, fo war er wohl dabin; dem Tod entflohn, Trifft ihn ein Leiden, da8 er nie vergeffen wird. Der Chor. Wohl ſeufzt Wometos itber foldes Ungemad, Wenn ihm das hodgefinnte Weib entriffen wird? Sklavin. Er weint, beſchwört ſie, die er feſt im Arme hält, Ihn nicht allein zu laſſen; doch Unmögliches Begehrt er; denn ſie ſchwindet, welkt in herbem Schmerz, Erſchlafft, die unheilſchwere Laſt in ſeinem Arm. Und doch, wiewohl ſie leiſe nur aufathmet noch, Verlangt ſie aufzuſchauen nach der Sonne Glanz. Nun geh' ich anzumelden deine Gegenwart. Nicht alle Diener wollen ja den Fürſten wohl, So daß ſie freundlich ihnen nah'n im Ungemach; Ihr aber ſeid die alten Freunde meines Herrn. Wi feft is. Erfte Strophe. Grjter Halbdjor. O Bens! Weldes Biel unfrer Leiden, wann Erſcheint eS, wendet fid) das Loos, Das die Herrſcher ſchwer belaftet? Bweiter Halbdor. Kommt Semand? Goll ih mir das Haupt Scheeren, im ſchwarzes Trauerkleid endlid) die Glieder hiillen? Erſter Halbdor. Sa, es ijt vollbradt, Freunde; dennoch laßt ling fleh’ des Himmels Gottern: der Gitter Gewalt ift endlos! Biweiter Halbdor, © Paan, Fürſt! Find’ cine Rettung aus der Noth fiir unfern Herrn, Gewiihre fie, gewähre! Früher Haft du Rath gefunden; Auch jezo werd’ ein Crretter in Todesnoth, lind vertreibe den Mörder Hades! Erſte Gegenftrophe. Erſter Halbdor. © web, webe dir! Weh, o Gran, o Gran! Was mußt du Oulden, Pheres' Sohn, Daß die Gattin dir geraubt wird! Bweiter Halbchor. Ja, werth wohl, daß du den Tod dir gibſt, Schmerzlicher iſt es, als den Strang hod wm den Nacken ſchlingen! Erſter Halbchor. Denn das theure Weib, ja! das theuerſte 225 Bon allen wirjt Ou heute des Todes erbleidjen jehen. Wlfeftis. Zweiter Halbchor. O fieh, o ſieh! Da kommt fle ſammt dem Gatten aus dem Hauſe her. O jammre fant, beflage, Mein Pherierland, die befte 280 Der Frauen, die gu den Thoren des Hades wallt In die Erde, verzehrt von Rranfkheit! Der Chor. Rie, glaub’ id, erblüht in der Che fürwahr Mehr Lnft als eid, Urtheil’ id nad) dem, was frither gefdab, 285 Und betradht’ ih des Königes Schidfal hier, Der, mun er verliert dies edle Gemabl, Auf Erden hinfort Gin verlorenes Leben dabinlebt. Bweite Strophe. Alleſtis. Helios’ Glanz und des Tages Licht, 240 Eilende Wolfen, die hod in den Lüften kreiſen! Admetos. Uns beide ſieht die Sonne, zwei Unglückliche, Die Nichts den Göttern thaten, was den Tod verdient. Zweite Gegenſtrophe. Alleſtis. Erde du, auch des Palaſtes Dach, Bräutliches Lager in dem heimiſchen Lande Jolkos! Admetos. 245 Ermanne dich, o Arme, laß mich nicht allein, Und fleh' Olympos' Götter um Erbarmen an! 18 Allkeſtis. Dritte Strophe. Alleſtis. Ich ſehe, ſehe das doppelrudrige Boot; der Todten Füährmann, die Hand amt Steuer, ruft mir fdon; „warum verziehſt Ou? Geſchwind, cile! Du ſäumſt nod, Und bereit iſt Alles zur Fahrt; ſo eile!“ Admetos. Weh, weh! Du haſt von einer bittern Fahrt mir da Geſprochen. Unglückvolle, was erdulden wir! Dritte Gegenſtrophe. Alleſtis. Gr führt, er führt mid (o ſiehſt du nicht?) in das Haus der Todten, Aus düſtern Brauen blickt er vor, der ſchwarzbeſchwingte Hades. 55 Ha, was willſt du? O laß mich, Mid Aermſte! Welcherlei Pfade wandl' ich? Admetos. Schmerzvoll den Deinen ſind ſie, doch vor Allen mir Lind unſern Kindern, die gemeinſam trifft der Schmerz. Schlußgeſang. Alleſtis. O laßt mich jezt, o laßt mich! Lehnt mich an! Mein Fuß iſt ſchwach. Hades erſcheint; Grauen der Nacht Beſchleicht diifter nur die Augen. Rinder, adj! Kinder, nicht Mehr, nidt mehr ift euere Mutter! Seht freudig fortan dieſes Licht, o Minder! Wdimetos, Weh, weh! Bd vernehme das traurige Wort, Das bittrer mir it alé jeglider Tod, W (teftis. 15 Bei den Himmliſchen fleh’ ih, verlag mich nicht, Bei den Kinderchen, die dein Scheiden verwaist! 270 Wohlauf, barr’ aus! 275 280 290 299 Denn ſtirbſt du, feb’ aud id nicht mehr; Bet dir ift Leben und Tod fiir mid; Did adt’ id als heilig, o Liebe! Alleſtis. Du fiebft, Admetos, wie mein Loos gefallen tft; Verninun denn, eh’ id fterbe, was mein Wille fei. Ich liebe did), und höher als mein Leben galt Mir diefes, daß du fiirder fahft der Sonne Lidt; Go fterb’ id) denn ftatt deiner, fonnt’ icf leben awed, Und wen id wollte, freien aus Theffalia, Und wobhnen hier im hodbeglitdten Herrſcherhaus. Mid lodte nicht ein Leben, losgetrennt von dtr, Mit vaterlofen Rindern, und id fdonte nicht Der Dugendblitte Gaben, die mein Herz evfreut. Did gab der eigne Vater und die Mutter preis, Und ihnen giemte Sterben wohl als Welteren, Und wohl, den Gobn gu retten durd ebrvollen Tod; Denn du allein bliebft ihnen, und fie fonnten nicht Auf andre Kinder Hoffer, ftarbeft du dabin. Ich lebte dam, und du vertranerteft nicht allein Dein flinfttg Leben, deines Ehgemahls beraubt, Nod müßteſt Waifen aufergziehn. Dod) diefes hat Gefiigt der Gotter Ciner, dak es fo gefdab. Wohlan, gedenfe du mix mun an folde Gunſt; Denn nidt um eine gleide fleh’ id je did an, (Nichts anf der Welt ift edler als das Leben ja,) Nur unt Geredtes, wie du felbft befennen wirft; Du Liebft wie ih die Kinder, wenn du weife denkſt. Alleſtis. Genug der Kinder hab’ ih; laßt, o Götter, froh Mich ihrer werden! Deiner werd' ich's nimmermehr! Und Trauer, Theure, trag' ich nicht ein Jahr um dich; So lange wird fie dauern, als mein Leben währt, Die mid) geboren, Haff’ ih, aud dem Vater bin Jd) gram; mit Worten liebten fie, nicht Durd die That. Du aber gabſt dein Liebſtes fiir mein Leben hin, Und haft mid) fo gerettet; und id) ſeufzte midt, Dein, foldjes Chgemahles, mid) beraubt gu ſehn? Gaſtmahle, Freudenfeſte werd’ ich fliehn hinfort, lind Kränz' und Lieder, die guvor mein Haus erfüllt; Denn wie berühren werd’ iG mehr das Barbiton, Noch mid begeiftern yum Gejang bei libyfden D Weftfldten; denn Ou raubteſt mir des Yebens Reis. Bon eines Miinftlers Meifterhand gebildet, wird Bor meinem Yager aufgeſtellt dein Ebenbild; Dort hingejunten, und die Hand’ umſchlingend ihm, Und deinen Namen rufend, werd’ id) wähnen, did) Sm Arm gu halten, Liebe, die dod) ferne weilt. Traun, cine nichtige Freude; dennoch werd’ ich fo Des Herjens Volt erleidtern, Auch im Traume wirſt Du nah'n und mid) erquiden; ot es dod jo ſüß, And Nachts den Freund zu ſehen, wann er fommen mag. Dod) hatt’ ich Orpheus’ Lieder, Hitt’ ic) ſeinen Mund, Daß id) Dew Schattenherridher und Demeters Rind Durd Lieder rührend, aus der Nacht dich rettete: Ich ftieg’ hinab; und weder Plutons Beller, noch Der Seelenſchiffer Charon hielte mid) zurilck, > Did lebend heimzuführen an dee Tages Vid. Erwarte dort denn bis gu meinem Tode mid), ind unjer Haus bereite, mix vereint zu jein! Wuripibed v. Donner. Mh, 4. Mul. 2 18 Allkeſtis. In Einem Cederſarge ſollen Dieſe mich Zu dir beſtatten, und an deiner Seite wird Die meine ruhen; auch im Tode möcht' ich nie Bon dir getrennt fein, die allein mir Treue hielt. Der Chor. Wie mit dem Freund die Freunde, will and id) mit dir Das bittre Leiden tragen; denn fie ijt es werth. Alleſtis. Shr ſelbſt, o meine Kinder, habt des Voters Wort Nunmmehr vernommen, dak ex mie ein andres Weib Wis Mutter euch gufiihren, mich mißachten will! Admetos. Und abermals gelob' ich's und vollend' es and. Alleſtis. Auf dieſes nimm aus meiner Hand die Kinder hin. Admetos. Die theure Gabe nehm' ich aus der theuren Hand. Alleſtis. Sei du den Kindern Mutter jezt am meiner Statt! Mometos, Wohl haben fie mid) ndthig, find fie dei beranbt. Wifejtis. Ich follte Leber, Kinder, und id mug hinab! Admetos. Was ſoll id, adh! beginnen, fo getrennt von dir? Alleſtis. Nichts iſt ein Todter; deinen Gram erweicht die Zeit. Admetos. 375 Nimm, bet den Göttern, nimm mich auch hinab mit dir! Alleſtis. Ich bin genug ſchon, die für did) dem Tod erwählt. Alte ftts. Admetos. O grauſes Schichſal, welche Gattin raubſt du mir! Alleſtis. Mein Auge dunkelt, und die Blicke werden ſchwer. Admetos. So bin ich denn verloren, ſcheideſt du von mir. Alleſtis. 80 Ich bin geweſen, nenne mich die Todte nun! Admetos. Richt' auf das Antliz! O verlaß die Kinder nicht! Alkeſtis. Ungerne ſcheid' ich, Kinder: lebt denn, lebet wohl! Admetos. Nach ihnen blicke, blicke hin! Alleſtis. Nicht mehr bin ich. Admetos. Was willſt du? Scheiden? Alleſtis. Lebe wohl! Admetos. Der Chor. 85 Nicht mehr, dahingeſchieden iſt Admetos' Weib! Eumelos. Strophe. O weh, welches Loos! Meine Mutter iſt hinabgegangen, weilt nicht eb, Bater, im Sonnenlidt; Sie verlieR, (Die Unfelige,) Verlorner ih! 2* 19 20 Alleſtis. 390 Machte zur Waiſe mid! Sieh nur, ſiehe die ſtarren Augen, die. ſtarre Hand! O vernimm nid, vernimm md, ad Mutter, Mutter, ich flehe! Ja dir, ja dir Ruf' th mm, o Geliebte, nad, 395 Sinke, dein armed Rind, Mutter, an deine Vippen. Admetos. Sie ſieht dich nicht mehr, noch vernimmt ſie deinen Ruf; Getroffen hat ein ſchweres Unheil mich und euch. Eumelos. Gegenſtrophe. So jung, Bater, ſchon Steh' ich einſam, und die theure Mutter fehlt mir. Weh, Grauſames Schickſal, das Ich erdulde! Und du leideſt mit mir, mein Schweſterchen. Vater, ach! Wie traurig, adj, wie traurig war's, Dag du fie laſſen mußt! Du kamſt mit ihr Nicht an des Alters Riel: fie ſtarb zuvor! Unſer Geſchlecht vergeht, Mutter, mit deinem Tode! Der Chor. Dies Loos, Admetos, tragen heißt die ſtrenge Moth. Dew nicht der erſte biſt Ou, noch der lezte Meat, Der fold) ein edles Weib verlor. Erkenne denn, Den Tod bezahlen alle wir als cine Schuld. Admetos. Das weiß ich, und nicht plözlich hat mich ſolches Leid Beſtürmt; id) ahut' es lange ſchon und härmte mid. 415 420 425 430 435 Wilke ftis. 21 Dod diefe Codte will ic) nun beftatter gehn; Shr bleibt indeffen, und dem unterirdifden, Dem unerflehbar’n Gotte fingt ein Wedfellied! Dodh ganz Theffalien, über das mein Speer gebeut, Es thetle tranernd meinen Schmerz um diefe Frau Durd abgefdorne Lode und ein ſchwarzes Kleid; Und die ihr Viergefpann’ und Einzelroſſe lenkt, Trennt igre Mähnen mit dem Stahl vom Naden ab! Aud werde nidt der Lyra, nidt der Flite Ton Zwölf volle Monden mehr gehirt in diefer Stadt: Denn keinen theurern Todten, der mid fo geliebt, Werd’ id) hinfort beftatten. Wohl verdiente fie Bon mir die Thre; denn fie ſtarb allein für mid. (ab.) Der Chor. Erfte Strophe. Todter von Pelias’ Stamm, Froh wohne mir mim in des Schattenreiches Wohnſiz, in dem ſonnenloſen Hauſe! Doch Aides wiſſ' es, der Gott mit dem dunkelen Haar, und der Alte, Welcher am Steuer gebeut, jener Seelenſchiffer, Er habe die beſte Frau, die beſte, Wohl über den Acheron geleitet Mit dem Doppelruder. Erſte Gegenſtrophe. Sänger verherrlichen dich Nun auf der Gitarre mit ſieben Saiten, Die tönt im Gebirg, nun ohne Lyra Bu Sparta, jo oft der karneiiſche Mond mit den kreiſeuden Doren 22 Ulfejtis, Wiedergefehrt und im Vollglanze ftrahlt Selene, Und im gliidliden, frohen Yond Wthene’s. Sold heilige Lieder hinterließeſt Du den Sängern fterbend. Bweite Strophe. Stind’ es in meiner Macht, und Könnt' id) wieder zurück did Un das Licht von des Hades Hauſe Führen, Heim vom Sofytos, Rudernd über den Strom der Todten! Denn du nur, o Ou, der Frauen liebſte, Du hatteft den Muth, den theuren Gemahl mit deinem Leben Von Dem Tode gu löſen: o möge der Staub Leicht Die Gebeine dir decken, Frau! Wenn er cin neues Gemahl fid) erwählete; Wahrlid, id müßt' ihn haſſen, Verhaßt würd' er deinen Kindern. Zweite Gegenſtrophe. Nicht der ergraute Vater, Nicht die Mutter entſchloß ſich, Fiür den Sohn in den Tod gu gehen, Ihn gu retten, ihu, den fie zeugten, Die Unjeligen mit den Silberloden: Du opferteft did) fiir deinen Gemahl in blith’nder Jugend. 30 O wird’ aud mir ein fo zärtliches Wei, Die fid in Liebe gu mir gefellt! (Seltenes Gli in dem Leben der Sterbliden !) Wahrlich, das Leben follt’ ihr Mit mix ohne Harm verfließen. We ftrs. 23 Oeralles. 465 Ihr Freunde, wohnend im Pheräerlande hier, Treff’ i Admetos, euren Herrn, im Haufe wohl? Der Shor. Der Sohn des Pheres ift daheim, o Herafles. Dod fage, was did führte nad Theſſalia, Was did) gu Pheri’s hoher Stadt gu kommen trieb. Heratles. A70 Nad einer Arbeit fendet mid Curyfthers aus. Der Shor. Wo willft du hingiehn? Welchem Irrſal gugewandt? Herakles. Nad Diomedes' Viergeſpann, des Thraliers. Der Chor. Wie magſt du dieſes? Kennſt du denn den Fremden nicht? Herakles. Mit nichten; niemals kam ich in's Biſtonerland. Der Chor. A75 Du kannſt dex Roſſe fonder Kampf nicht Meiſter fein. Herafles. Unmiglid ift mir's, auszuſchlagen die Gefabr. Der Shor. So ſtirbt er, oder tédtet dich zur Stelle dort. Herakles. Nicht heut zum erſtenmale kämpf' ich ſolchen Kampf. Der Chor. Doch was gewönnſt du, wenn du ihn bewältigteſt? Heralles. 480 Dem Herrn von Tiryns führ' ich ſeine Roſſe zu. 24 Alkeſtis. Der Chor. Die Renner aufzuzäumen, ijt nicht leicht fiir did). Herafies. Nun, men fie mr midt Feuer aus den Nüſtern ſprühn! Der Chor. Herr, fie zerſtücken Menſchenfleiſch mit wildem Sahn, Herakles. Das ijt des Bergwilds Futter, nicht der Roſſe Frag. Der Chor. Bejprigt vont Blute wirft du wohl die Krippen febn. Herafies. Und welded Vaters rühmt fid), der die Roſſe nährt? Der Chor. Des Aves, ev, der ſchildbewehrten Thrafer Fürſt. Heralles. Von meinem Schickſal ward verhängt auch dieſer Kampf; Stets iſt es feindlich, ſtellt in rauhe Bahnen mich, Wenn ich die Söhne, die der Schlachtengott erzeugt, Im Streit beſtehn mug, wie Lykaon's Kraft zuerſt, Den Kyfros dann; gum dritten Kampfe ſoll th min Mit dieſen Roſſen ziehen und mit ihrem Herrn. Doch Keiner lebt ja, welcher je vor Feindeshand 5 Den Sohn Alfmene’s feige wird erzittern ſehn. Der Chor. Dort naht fic) uns Admetos, diefes Landes Fürſt; Dahergeſchritten fommt er avs dem Hauſe felbjt. Admetos. Heil div, des Zeus Sohn, dev von Perfews’ Blute ſtammt! Herafies. Heil, Heil and dir, Admetos, Fürſt Theffalia’s! Alfe ftis. 25 Admetss. 500 Das wiünſcht' ich wahrlich; dod th weiß, du biſt mix hold. Herakles. Warum erſcheinſt du trauernd mit geſchornem Haupt? Admetos. An dieſem Tag beſtatt' ich einen Todten noch. Herafles. Bon deinen Kinder wend’ ein Gott dies Uebel ab! Admetos. Sie leben noch im Hauſe, die ich einſt erzeugt. Heralles. 505 Wohl war der Vater, wenn er ſtarb, zum Grabe reif. Wdmetos. And ex und meine Mutter lebt, o Herafles. Herafles. So ftarb dir dod) Alfeftis, deine Gattin, nicht? Admetos. Von ihr vermag ich Zweierlei dir kundzuthun. Herakles. Sprichſt du von einer Todten oder Lebenden? Admetos. 510 Sie lebt, und lebt nicht; Schmerz erfüllt mein Herz um fie. Herakles. So weiß ich's um Nichts beſſer, da du Räthſel ſprichſt. Admetos. Du weißt ja, welches Schichſal ihr beſchieden iſt. Heralles. Wohl weiß ich, daß ſie ſterben will an deiner Statt. Admetos. Wie lebte ſie nun fürder, wenn ſie das gelobt? 26 Alleſtis. 515 © wein’ wm ſie nicht, ehe fie vollendet hat! Admetos. Todt iſt der Todesnahe, wie der Todte ſelbſt. Herafies. Dod Sein und Nichtſein ift ja wohl nicht Cinerlei. Admetos. Du meinſt es fo, Herafles, und ic) mein’ es fo. Heratles. Was aber weinſt du? Welchen Freund nahm dir der Tod? Admetos. Cin Weib; des Weibes Hab" th eben ſchon erwähnt. Herafles. Und war's ein fremdes, oder ijt es dir verwandt? Mdinetos. Gin fremdes, aber nithig fonft im Hauſe mir. Herafles, Wie büßt' in deinem Hanje fie das Leben ein? Admetos. Sie blieb nad ihres Vaters Tod als Waiſe da. Herafles. 525 Ach, triifen wir, Admetos, did) nicht trauernd an! Admetos. Was ſollen dieſe Worte denn, was willſt du thun? Heralles. Ich ziehe hin an eines andern Freundes Herd. Admetos. Mitnichten! Komme ſolches Leid nicht ther mid! Leicht iſt ein Fremder läſtig bei dem Trauernden. Alte fis. | 27 Admetos. 530 Todt find die Todten: gehe denn in's Haus hinein. Herafles. Unziemlich ift es, ſchmauſen bet dem Weinenden. Wdinetos. Gefondert find die Hallen, wo du wobnen wirſt. PSerakles. Entlaß mid, und id) danke dir es tauſendmal. Admetos. Ich laſſe dich zu keines Andern Herde ziehn. (zu einem Diener) 585 Geh du voran, die Fremdenhallen außerhalb Des Hauſes öffnend, und befiehl den Schaffnern dort, Der Speiſen Full' ihm aufzutragen; ſchließt ſodann Die Mittelthüren: nimmer ſoll ein ſchmauſender Gaſtfreund die Klage hören, die zur Trauer ſtimmt. (Herakles ab mit dem Diener.) Der Chor. 540 Was thuſt du? Da dich ſolches Leid umfangen hält, Bewirtheſt du die Fremden? Was, Herr, raſeſt du? Wdmetos. Hatt? ih den Fremdling, als er fam, von Stadt und Haus Buriidgewiefen, hatt'ft du wohl mid mehr gelobt? Nein, wahrlich; denn um nichts geringer wire ja 545 Mein Leid gemefen, aber id ungaftlider. Und bet den andern Uebeln wir’ aud diefes nod: Unhold den Frembden wiirde rings mein Haus genannt. Den beften Gaftfreund aber find’ id felbft an ibm, Gelang’ id einft in Argos’ wafferlofes Land. Der Shor. 550 Warum ibm aber dein Gefdhid verheimlichen, Ihm, dev dein Freund gefommen, wie du felber fagft ? 28 Ulte ftis, Admetos. Niemals betreten hätte mir der Mann das Haus, Wir’ ihm bekannt geworden, welches Leid mid) traf. Und Mancher achtet mich darum für thöricht wohl, Und wird mich ſchelten; aber ich verſtand es nie, Hinauszuweiſen wd yu ſchmähn dem fremden Mann. Der Chor. Erſte Strophe. O du ſtets freiſinniges, gaſtliches Haus, o Palaſt des Rinigs! Und Phöbos, der pythijde Lautenkünſtler, hielt did) Werth, in dix zu wohnen, Verſchmäht' es nicht, ein weidender Hirt, Durch verſchlungne Thäler Deine Heerden zu führen einſt, Auf ländlichem Rohre vorſpielend Brautgeſänge der Hirten. Erſte Gegenſtrophe. Und es weideten mit, von den Tönen entzückt, die gefleckten Lüchſe; Die Schluchten des Othrys verlaſſend, kam der Löwen Feuergelbe Horde; Um deine Cither tanzten dahin Bunte Rehe, Phöbos, Von hochragender Tannen Wald Mit flüchtigem Fuß dahereilend, Froh der heiteren Lieder, Zweite Strophe. Drum wohnt er, von Heerden umſchwärmt, Bei dem ſchönhinwallenden böbiſchen See, 575 Hier im reichen Hauſe; die Marlen der Au'n [ud] | Alteſtis. 29 Und der Gefilde, vom Pflug Durchſchnitten, erftredt er zum Land Moloſſis, Wo Helios Abends die Roffe abfdirrt; Gr gebeut, wo am hafenloſen Aegder- Meeresftrand Pelion emporragt. Zweite Gegenftrophe. Er öffnet die Pforten aud) jezt; Seinen Gaftfreund grüßt er nut thrinendem Blid, Um die Gattin weint er, die [tebende, die Siingft im Palafte verſchied: Gin erhabener Sinn hegt fromme Sitte, Und die Fille der Weisheit wohnt dem Cdelu In der Bruſt. Ba, die Hoffnung nähr' ich im Buſen: Wobhlergehn muß e8 nod dem Frommen. Wdmetos. Shr Manner Phera’s, die mid liebevoll umſtehn! Die Codte, die mit Wem wohl verſehen ward, Trägt hod zu Grab und Sdeiter fon dte Dienerjdaar. Shr aber grüßt nad) bergebradter Citte fie, Die min vom Hauſe wallt hinaus den lezten Gang! Der Chor. Mit greifem Fupe feh’ ic) deinen Vater dort Annah'n, und fein Gefolge tragt fiir dein Gemahl Den Schmuck in Händen, deffen fid) die Todten freun. Pheres. Ich komme, fühle deinen Schmerz, mein Sohn, mit dir; Wohl haſt du, Niemand widerſpricht's, ein züchtiges, Ein edles Weib verloren; doch ein ſolches Loos, 600 Wie ſchwer es ſei, zu tragen, iſt Nothwendigkeit. Nimm dieſen Schmuck denn, und zur Erde walle ſie Hinab! Verehrung heiſcht von uns der Theuren Leib, 30 Alkeſtis. Die, Sohn, für dich ihr Leben hingeopfert hat, Es nicht geduldet, daß id, kinderlos und dein Beraubt, im Alter kummervoll verſchmachtete, Nein, die des Lebens höchſten Ruhm für alle Frau'n Errang, beſtehend dieſe külhn erhabne That. Du, die den Sohn gerettet und aus tiefem Fall Uns aufgerichtet, fahre wohl, und möge dir's Wohl gehn in Hades’ Hauſe! Ba, der Manner Gi Sind jolde Frauen; andre Frau'n veradte man! Admetos. Bon mix geladen kommſt du nicht zu dieſem Grab, Nod nenn' id) Deine Gegenwart willfommen mir. Sie wird mit deinem Schmucke niemals angethan; Sie wird begraben und bedarf des Deinen nicht. Dir jiemte Mitleid, als der Tod mid) jiingft umfing: Da ftandjt du fern’ und ließeſt Andre fterben, ou, Der Greis die Ditngern, und beflagft die Todte num! So bift du denn mein üchter Vater midt, nod hat Sie mid) geboren, die fic) meine Mutter nennt Und jo genamt wird; nein, erzeugt aus Sflavenblut, Ward id) geheim an deines Weibes Bruſt gelegt. Wohl hat die Pritfung, wer du bift, geoffenbart, Lind nimmer kann id glawben, dak du mid) gegeugt. Gewiß, an Feigheit ibertriffft Ou Jedermann: Du, fo bejahrt, an deines Lebens Ziele fdjon, Dn hatteſt midt den Willen nod) den Muth, fiir mid, Mir deinen Gohm gu fterben, nein, du ließeſt Hier Die Fremde fterben, welde nun mit Recht ollein Als Vater mir, als thenve Mutter gelten wird. Du hätteſt gleichwohl einen fhinen Kampf gefampft, Statt deines Sohnes fterbend; war dod) kurze Beit Wlfeftis. Mur übrig, die gu leben dix verftattet war; Und id und diefe lebten nod fortan vereint, 685 Und nidt vereinſamt weint’ id) über mein Geſchick. Was immer widerfahren mag dem Glücklichen, War dir geworden: nod) ein Jüngling, herrſchteſt dw; 3d war, dein Sohn, in diejem Haufe Folger dir; So, finderlos nicht fterbend, hinterließeſt du 640 Nicht als die Bente Frembder dein verwaistes Haus, Und fannft du wohl nidt fagen, daß dein Wlter id Verhihnt und du mid dieferhalb vervathen Haft; Sd ehrte did) auf’s höchſte; dafür Haft du mir, Und hat die Mutter mir gelohnt mit ſolchem Dank. 645 Drum ſume nicht mehr, andre Kinder zeuge dir, Die deines Wlters pflegen und tm Tod dereinſt Nod deinen Leichnam ſchmücken und beerdigen. Denn ih begrahe nimmer did) mit meiner Hand, So viel an dir log, bin ih todt; nnd Leb’ ich nod, 650 Und ward cin Andrer Netter mir, fo nenn’ id gern Mid) deſſen Sohn, will feines Alters Pfleger fein. Wie nichtig, wiinfdjen Greije ſich den Tod herbei, Das Alter ſcheltend und des Lebens lange Feit! Denn fommt die Todesftunde, wünſcht Niemand fid) mehr 655 Bu fterben, und das Alter ijt ihm feine Loft, Per Chor. Laßt ab! Des Unglücks haben mir genug bereits, © Sohn; erbittre, reize nicht des Voters Sinn. Pherrs. Wen, einen Lyder oder Phryger, den du dir Um Geld erlaufteſt, wähnſt du jo qu ſchelten, Sohn? 660 Bedentft du, dag id) cin Theffaler bin und frei, Sohn eines freien Vaters aus Theffalia? 32 Ulte fris. Du ſchmähſt gu fred, mit Knabenworten höhnſt du mid: Dod) ungeahudet ſollſt du nicht von dannen gehn. Ich habe did. als dieſes Hauſes Herrn erzeugt, Mad Pflicht erzogen; fterben mußt' ich nicht fiir did). Denn weder Abnenfitte nod) Hellenenbrand) Gebot dem Boater, dag er ftiirh’ an Sohnes Statt. Dir felber, ob Ou glücklich, ob unglüdlich ſeiſt, Vebjt Du; von mir empfingft Ou, was ih ſchuldig war. Du herrſcheſt uber Viele, wirft der Fluren viel Nod erben, wie mein Vater fie mir hinterliep. Wo that id) Unrecht alſo? Was entgog ih div? Stirb du für mid nicht, aber th auch nicht für did. Du freueſt did) ded Lebens; und ich follt’ es nicht? Das Leben unten, mein’ id), traun, währt lange Beit; Das Erdenleben dauert fury, ijt aber jig. Du Haft ja ſchamlos vor dem Tode did) geſträubt, Und lebeft über dein beſchiednes Yoos hinaus, Die Gattin tidtend; dennod) rückſt du feigen Sinn Mir vor, du Feigſter, Dew bejiegt’ ein ſchwaches Weib, Das dir, dDem ſchönen Knaben, fid) geopfert hat? Gin Mittel, aie gu flerben, Haft du ſchlau erdadht, Wenn Dir die Gattin jedesmal gewärtig ijt, Für Did) gu fterben! Und du ſchmähſt die Deinen nun, 5) Die diejes nicht thun wollen, da Ou jelber zagſt? Sei frill; bedenfe, wie Ou felbjt dein Leben Liebjt, So liebt es Seder! Läſterſt Ou mich fürderhin, So hörſt du nod viel Arges und mand wahred Wort. Der Chor. Bu viel des UArgen ward guvor und nun gejagt; Yak endlid) ab, o Ulter, deinen Sohu gu ſchmäh'n! 695 705 Alkeſtis. Admetos. Sprich ſo wie ich geſprochen; wenn das wahre Wort Dich ſchmerzt, ſo mußteſt du dich nicht vergehn an mir. Bheres. Mehr hätt' ich mid) vergangen, wenn id) ſtarb fiir did. Admetos. Eins war’ es, ob ein Jüngling, ob ein Alter ſtirbt? Pheres. Cin einzig Yeben leben wir, fein doppeltes. Wometos. Nun, lebe Ou denn flanger, als der höchſte Reus! Pheres. Du fluchſt den Aeltern, welche dir fein Leid gethan? Admetos. Du liebſt ein langes Leben ja; dies merkt' ich wohl. Pheres. Beſtatteſt du die Todte nicht an deiner Statt? Admetos. 700 Hier offenbart ſich deine Feigheit, Schändlicher! Pheres. Nicht meinetwegen ſtarb ſie; das behaupte nicht. Admetos. Wie wünſch' ich, daß du meiner einſt bedürfen mögſt! Pheres. Recht viele Weiber freie, daß ſie ſterben ſo! Admetos. Dae ware dir Schmach, der du did) dem Tod eutzogſt! Pheres. Süß iſt es, dieſes Gotteslicht, uns allen ſüß. Admetos. Feigherzig tt dein Sehnen, nicht wie's Männern ziemtt. Euripides v. Donner. II. 3. Aufl. 33 34 Alkeſtis. Pheres. Wohl wirſt du lachend nicht den Greis beerdiger, Admetos. Dod wirſt du ruhmlos ſterben, warn du ſterben magſt. Pheres. Geſchmäht zu werden, kümmert mich im Tode nicht. Admetos. Weh! Wie iſt das Alter ohne Scham und ohne Sden! Pheres. Die war mat ſchamlos; dieje fandft du thöricht mov. Admetos. Geh fort, und laß die Todte mich beerdigen. Pheres. Ich gehe; du beſtatte, die Ou mordeteſt! Dod deinen Anverwandten wirſt du's büßen nod. 5 Fürwahr, Alaſtos ware mir fern Wann hinfort, Läßt er das Blut der Schweſter ungeridt an div, (ob,) Wodimetos. Fluch Dic und jener, Oe mit Dir im Hauſe wobhnt! Yebt cuer Sohn aud, altert ohne Sohn daljm, Wie ihr's verdtent: mat unter Einem Dad mit mir 20 Diirft ihr verweilen! Mulßt' i and durch Heroldsruj Dem VBaterherd entjagen, wohl entfagt’ ih ihm. Wir gehn — evtragen mug id) ja Den herben Schmerz — Und führen ihre Leiche nad) der Scheiter hin. fab mitt bem Troanergejolge.) Der Chor. Du muthvoll duldende, befte der Frau'n, 3 Heil, Sdelfte, dir! Es empfange mit Huld Did) Hermes dDrunten und Hades dich! 740 745 55 Mit Recht den Fremdling, der in foldem Veide fam? Alkeſtis. Wird dort auch Wonne den Edeln zu Tye So geniefe des Glücks, An der Seite Perfephone’s thronend! (ab.) Der Diener. Schon viele Fremde ſah ich und aus manchem Land In's Haus Admetens kommen, und bediente ſie Mit Trank und Speiſen; aber keinen ſchlimmern noch, Als dieſen Fremdling, nahm ich auf an unſerm Herd. Er trat, obwohl er unſern Herrn in Trauer ſah, Herein, und trozig ſchritt er durch das Thor daher. Die dargebotnen Gaſtgeſchenke nahm er dann, Bou Leide hörend, keineswegs beſcheidentlich, Und wenn wir was nicht brachten, trieb er uns darum. Er faßt den Epheubecher drauf mit ſeiner Hand Und trinkt der ſchwarzen Reben unvermiſchten Saft, Bis ihn des Weines aufgeſtiegne Glut erhizt. Mit Myrtenzweigen kränzt er dann die Stirne ſich, Und brüllte wild auf; nun erſcholl etn doppelt Lied. Denn unbekümmert um das Leid, das dieſes Haus Betroffen, ſang er; wir, die Diener, jammerten Um unſre Fürſtin; dod) dem Fremdling zeigten wir Kein feuchtes Auge: ſo gebot Admetos uns. Und nun bewirth' ich im Palaſt den Fremden da, Der wohl ein Straßenräuber iſt, ein ſchlauer Dieb. Sie hat das Haus verlaſſen, und ich folgte nicht, Erhob zum Abſchied nicht die Hand, beklagte nicht Die Herrin, die mir Mutter war und Allen hier Im Hauſe; tauſend Uebel wehrte ſie von uns, Den Zorn des Herrn erweichend. Haſſ' ich alſo nicht 3* Alkeſtis. Heratles. ritt mil belrongtem Haupte in ble Zhilve des Haulers) Du, was jo diifter blickſt Ow drein und forgenvoll ? Der Diener muß nicht mürriſch gegen Fremde fein; Mein, mit gefalliq Holdem Sinn empfang’ er fie. Bor dir erfdjeint ein alter trauter Freund des Hern; Und ihn empfingft du finſter, mit gefurdter Stirn, Und denkſt allen der Fremden, die tm Hauſe ftarb. Komm her, damit du fitnftig doch geſcheidter wirſt! Kennſt du das Menſchenleben, welder Wet es it? Sd glaube nicht; woher and)? Hore denn mich an! Den Menſchen allen iſt verhängt des Todes Loos, Und ihrer keinem wurde nod geoffenbart, Ob nur der Tage nächſter ihn am Leben trifft. Denn ountel ift, wohin des Schickſals Wege gehn, Und nicht erlernbar, und die Kunſt enthiillt es nicht. ) Run, Da Ou dies vernommen und gelernt von mir, (Srheitre did) und trinfe, rechne diejen Tag Für Det, Das Andre fiir des Sdhidjalé Cigenthum. And ehre Kypris, die vor allen Göttinnen Die Menſchen lieben, weil fie Huldvoll ihnen naht. Das Andre, laß es fahren, und gehorde dem, Was id) geredet, glaubjt du, daß id) Wahres jprad; Sd glaub’ eS: Lag dics allguviele Grämen dem, Tritt fiber dieſe Schwelle, Freund, trinf’ eins mit uns, Die Stirn befranjend; und wh wei, der perlende Wein, der un Bedjer fprudelt, wird den finfteren, Den jest fo traurig ftarren Geiſt umwandeln div. Dem Menſchen ziemt es, menſchlich and gefinnt zu fein; Denn allen Mürriſcheruſten und Trübſinnigen Sft wahrlich, wenn id) fagen foll, wie mir's bedünft, 785 Das Yeben mit ein Leben, fondern cine Qual. 790 800 Alfeftrs. 37 Dev Diener. Wohl weiß id) dieſes; aber fein Geſchick betraf Uns mun, yu weldem laute Luft und Lachen gientt. Herafles. Die Todte war mur eine Fremde; jammre drum Nicht allzufehr; de8 Harfes Herren leben od). Der Diener. Wie, leben diefe2 Kennſt du nicht des Hauſes Leid? Herafles. Wohl, wenn nid) anders dein Gebieter nicht belog. Dev Diener. Mur allzugaftlid), allgujehr iſt's unſer Herr. Herafles. Soll mir's der Fremden halber wiht behaglich jem? Der Diener. Sa freilich, ſehr fremd war fie uns, nur allzufremd. Oerakles. 5 So hat Admetos einen Unfall mir verhehlt? Der Diener. Nun lebe wohl! Uns fiimmert unſers Herrn Geſchick. Herakles. Mit ſolchem Worte klagt man nicht um fremdes Weh. Der Diener. Dann hätt' ich deinen Jubel dir wohl nicht verdacht. Heralles. So hat mein Gaſtfreund denn an mir nicht wohlgethan? Der Diener. Zu rechter Stunde kamſt du nicht in dieſes Haus; Wir haben Trauer, und du ſiehſt geſchornes Haar Und ſchwarze Kleider. Alkeſtis. Oerakles Sage, wer geſtorben iſt! Verſchied der alte Vater, ſtarb der Kinder eins? Der Diener. Admetos' Gattin hat der Tod ereilt, o Herr. Heraties. Wie fagit du? Dennoch nahmet ihr mid gaſtlich auf? - Dex Diener. > Dich aus dem Hauſe fortzuweiſen, ſcheut' er fic). Heratles. O Armer, welches Ehgemahl verloreſt du! Der Diener. Wir alle ſind verloren, jene nicht allein. Herafies. Wohl aus des Anges Thranen, ans der Haare Schnitt, Den traurigen Blicen ahnte mir's; dod) glaubt’ th thm, Cin Frembder fei e8, weldjen ev beerdige. Tro; meiner Ahnung trat id) ein urd) dieſes Thor, Und tranf im Haus des liebevollen Wirthes hier, Der foldjes Leid erjahren, ja, id) juble gar, Das Haupt bekränzend. Aber du trägſt hier die Sduld, Der mir das Leid verDorgen, das dew Freund betray. Wo will er fie beftatten? Sprig! Wo find’ id ihm? Der Diener. Um graden Weg, der draufjen nach Lariſſa führt, Dort wirft du ſeh'n iby ſchöngeglättet Todtemmal, (ab,) Heralles. O Herz, o meine Seele, die ſo Vieles trug! Nun zeige, welchen tapfern Sohn — Elektryons Alkmena, die Tiryntherin, dem Bens gebar! $25 830 835 840 $45 850 Alkhkeſtis. Denn retten muß ich dieſe jüngſt Geſtorbene; Alkeſtis führ' ich wiederum in's Haus zurück, Und lohne ſo dem König, was er mir gethan. Drum will ich gehn, des Todtenherrſchers Thanatos, Des ſchwarzbeſchwingten, harrend, den ich finde wohl Vom Opferblute trinkend bei dem Todtenmal. Wenn aus dem Hinterhalte dann ich ſtürzend ihn Ergriff, mit meinen Armen rings umklammerte, Daß ihm die Seiten ſchmerzen, ſoll ihn keine Macht Der Welt entreißen, bis er mir die Todte läßt. Doch fehl' ich dieſes Fanges, und erſcheint er nicht Beim blutigen Opferkuchen; dann in Hades’ Nacht Steig' ich, zu Kora's ſonnenloſem Haus hinab, Erflehe ſie von dieſen, und ich weiß gewiß, Ich führ' in meines Freundes Arm Alkeſtis heim, Der mich in ſeine Wohnung nahm und nicht verſtieß, Wiewohl ein ſchweres Ungemach ihn niederſchlug, Das mir der edle Mann verbarg aus zarter Scheu. Wo war ſo gaſtlich Einer in Theſſalia, Und wo in Hellas? Sag' er darum nimmermehr, Ein Edler, hab' er wohlgethan dem ſchlechten Mann! (ab.) Admetos. (kommt mit ſeinem Gefolge zurüch) Ach, trauriger Eingang, trauriger Blick Des verwaisten Palaſtes! © web mir, web! Wo gehn, wo ftehn? Was fag’ th, was nit? O ſtürb' id) dabin! Unjelig gebar mid) die Mutter, fürwahr! Sh beneide die Todten, ic liebe nur fie, Su der Todten Vehaufung zieht mich's Hinab. 40 Alkeſtis. Denn nicht mehr freut mich der Sonn' Anblick, Nicht, daß mein Fuß noch die Erde berührt: Solch theueres Pfand hat Thanatos mir Zu den Todten entführt, in den Hades. Erſte Strophe. Der Chor. 5 Voran, voran tritt; verbirg in's Haus dich. Admetos. Wehe! Der Chor. Der Klage werth iſt wohl, was du littſt. Admelos. Ach, ach! Der Chor. Qualen erduldeſt du, ich weiß es. Admetos. Weh, weh! Der Chor. Dein Klagen frommt der Todten nicht. Admetos. O weh, weh mir! Der Chor. Nie wiederſehen dürfen das theure Gemahl, Shr Antliz, o herbe Trauer! Admetos. Du berührſt, was tief in der Seele mich ſchmerzt. Welch größeres Unglück träfe den Mann, Als miſſen ein treues Gemahl? Dag nie Ich verbunden mit hr ut dem Hauſe gewohnt! Froh lebt man fonder Gemahl und Sind. Ein Lehen ift dad, und die Trauer darum Alfe frre. Cin erträgliches Leid; 870 Doch Kinder erkrankt und das bräutliche Bett Von dem Tode zerſtört ſehn, dies Leid iſt Unerträglich fürwahr, und beſſer, man freut Sich niemals dieſes Beſizes! Erſte Gegenſtrophe. Der Chor. Ein Loos, ein Loos, ſchwer zu tragen, fiel dir. Admetos. 875 Wehe! Der Chor. Du hemmſt dennoch die Webflage nicht. Admetos. Ach, ach! Der Chor. Hart zu ertragen iſt's, und doch — Admetos. Ich Armer! Der Chor. Harr' aus; nicht du verlorſt zuerſt — Admetos. O weh, weh mir! Der Chor. 880 Die Gattin; Andre martert ein andres Geſchick, Wie's oft wohl die Menſchen heimſucht. Admetos. O dauernder Schmerz nud Gram um die Freund' In der Erd' Abgrund! — Was wehrteſt du mir, Mich zu ſtürzen in's Grab, in die gähnende Gruft, x85 Ulm dort bet ihr, der Krone der Frau'n, Im Tode zu rubs? 41 42 Alteſtis. Zwei Leben für Eins dann hätte der Tod, Die getreuſten, zumal, die beide vereint Wohl über den Acheron ſchifften. Zweite Strophe. Der Chor. Mir war ein Dawn nahverwandt, Weldem der einzige, thräneuwerthe Sohn dahinſtarb Sin Balajt; dod trug er Das eid gelafjen, finderlos Und gu grauendem Haupthaar 5 Sid) bereits Humeigend, lind vom Yeben abwärts. Admelos. ©) Vaterpalaſt! Wie tret' id) hinein? Wie wohn' ich in dir, nachdem das Geſchick Sid gewandt? Biel anders ja ward es mit mir! Ginft trat id, von Hochzeitliedern umtönt, Sn das Haus, von pelifden Fackeln mmftrahlt, Und fiihrt’ an Der Hand mein trauted Gemahl. Und es folgt’ und nod, loutjubelnd, ein Schwarm, Der hod) die Geftorbene pried und nud, Daß uns, von dew wirrdigſten Vätern entſtammt, Aus erlauchtem Geſchlecht, Gott Hymen vereint. Nun tint fein Brautlied, Klagen erſchallt; Kein weißes, mich hüllt ein ſchwarzes Gewand; So tret' ich hinein Zum verlaſſenen Lager der Ehe. Bweite Gegenſtrophe. Indeß dir hold ſchien das Glück, Nahte das Leiden dem Unerfahrnen; doch du retteſt Dir Geiſt und Leben. 915 920 925 930 93 er 940 Alte ftis. Die Gattin ſtarb, die Liebe ſchwand. Was ift es denn mehr? Hat Doh Mandem der Tod fdon Das Gemabl entriffen. Admetos. Das Loos der Gattin, Freunde, diinkt glitdfeliger Mir als das meine, wenn es and met alfo fdemt; Denn sie beriihrt fie fürderhin ein Ungemad, Und mandher Tritbfal wurde fie ruhmvoll entrückt. Ich, nicht beftimmt zu leben, überſchritt mein Riel, Und leb' ein traurig Leben; nun erfenn’ id ed. Wie werd’ id’s tragen, einzugehn in dieſes Haus? Wen werd’ id) hier anreden, und von wem begriift, Wird mir der Cingang frohlidh fein? Wo foll ih hin? Die Oede drinnen, treiben wird fie mid hinaus, Sobald id leer der Gattin Lager fehe, leer Die Statten fehe, wo fie fag, im Haufe rings Staubvoll den Boden, wenn an's Knie die Kinder fid Mir klammern, fie berweinend, und der Diener Schaar Betlagt die Herrin, die das Haus verloren hat. Co wird es ftehn im Hauje. Draußen qualen mid Ter Weiber volle Sdhaaren und Theffalia’s Vermählte Frauen; denn ertragen fann ich's mid, Die Meitgefpielen meiner Frau fortan gu febn. Und Einer, der mir fibel will, fagt wohl: „O febt Ihn, welder lebt in Sdhande, der den Tod gefdeut, Und feine Gatti opfernd anus Feigherzigfeit, Entflohn dem Hades; und er glaubt ein Mann zu fein, Und haßt die Weltern, weil er felbft nicht ſterben will?” Und folden Leumund foll id) nod) gum andern Leid 43 44 Alkeſtis. Ertragen? Was, o Freunde, frommt das Leben mir, Wenn böſer Ruf, cin böſes Schickſſal mich verſolgt? Der Chor. Erſte Strophe. Ich auch ehrte die Muſen, Und hoch ſchwebt' ich empor, und ward Manch erhabenes Wort gelehrt; Doch Nichts mächtiger faud ich, Als das Schickſal, die Mittel ſelbſt Nicht auf thratijdhen Tafeln, bewahrt in dem Liede des Orpheus, Nod) was Phöbos an Mitteln Asklepios' Söhnen lehrte, Lindernd die herbe Oual kummerbeladner Menſchen. Erſte Gegenſtrophe. Dieſer Göttin bekräuzt man Keine Bilder, und kein Altar Prangt ihr; Opfer erhört fie nicht. Komm im Leben, o Hehre, Mir nie furchtbarer, denn zuvor! Denn mit dir vollbringt Bens Jegliches, was er beſchloſſen. And der Chalyber Eiſen ja bändigeſt du gewaltjam, Und in dem harten Sinn regt fid) fein Erbarmen. Bweite Strophe. Rinig, in unlbsbare Band’ hat fie verftridt andj did). Duld' aus; nimmer ja ruft Klage die Todten Drunten wieder an’s Licht empor. And Söhne der Gitter fterben, ſchwinden dunfel in Nacht. 5 Werth, da fie uit uns nod) lebte, Werth ift fie and im Tode. Die edelfte aller Frauen Hatteft du dir erwahlt zur Gattin. 975 980 985 ww 990 445 Alkeſtis. 45 Zweite Gegenſtrophe. Nicht, wie das Grab Anderer, ſei deiner Gemahlin Grab Angeſehen; zu ihm, wie zu den Göttern, Betend, ehr' es der Wanderer! Und Mancher, die Pfade ſeitwärts wandelnd, redet das Wort: „Sie ſtarb, den Gemahl zu retten; Nun ward ſie ſel'ge Göttin. Heil, Holde, dir! Glück gewähr' uns!“ Alſo wird man ſie einſt begrüßen. Dod ſiehe, dort kommt, wie mich dünkt, Alkmene's Sohn Zu deinem Herd, Admetos, wiederum zurück. Herakles tritt auf, ein verſchleiertes Weib führend.) Herafles. . Bum Freunde rede muß man fret da8 freie Wort, Admetos, und dew adel midt im Herzen frill Bewahren. Als id) jiingft in deinem Leide dir Mid) nate, Hatt’ td gerne mid als Freund erprobt; Dod) du verſchwiegſt mir deiner Gattin Tod und nahmſt Mich hier im Hauſe gajtlid auf, als waren es Nur fremde Leiden, welde did) bekünmerten. Und id bekränzt' in deinem Unglückshauſe mir Tas Haupt, und goß den Göttern froh Lranfopfer aus. Und dieſes tadl’ id, tadle, daß mir das geſchah; Dod wiht betrüben will id) did) in deinem Leid. Weßhalb id) fomme, wiederum hierher gewandt, Vernimm, Admetos: dieſes Weib bewabhre mir, Bis id) Dew König mordet’ im Biftonerland, Und wiederfehre mit den Roſſen Thrakia's. Dod trifft mid), was fern bleibe, (germ ja kehrt' ich heim,' So geb’ id) deinem Hauſe fie zur Dtenerin. Alkeſtis. Mit großer Mühe bracht' ich fie i meine Hand. Den einen Kampfpreis fand id) dort im ganzen Bol, Werth eines Streites, ausgeſezt für Rampfende; Und aljo hab’ ich dieſe mir als Siegespreis Davongetragen. Wer gefiegt im leidjten Kampf, Den lohnten Roſſe; wer im größern Sieger war, Fauſtlämpfer oder Ringer, führte Rinder heim; Wud) eine Jungfrau folgte; mim iw) die gewann, So wir’ es ſchmählich, lie’ ih fold) ruhmvollen Preis. Dod, wie gejagt, Admetos, nimm oes Werbes wabhr; Denn nicht geraubt, in ſchwerem Kampfe hab’ ich fie Errungen; einſt aud lobſt du mich vielleidt darum. Admetos. Nicht ous Berachtung oder weil id did) gehaßt, Berbarg id) meiner Gattin ungliidfelig Loos. Nein, neues Leid mur fiigte fid) zum alten Leid, Zogſt du davon im eines andern Freundes Hans; Und miv gemiigte, jammert’ id) wm mein Geſchick. Dod) dieſes Weib, ic) bitte, wenn es möglich ijt, Yak einen Andern, welcher midjt mein Yew erfuhr, Bewahren, König; Haft du dod) der Freunde viel Su Pherä; nicht an meinen Kummer mahne nud). Sd könnte niemals dieſes Weib tm Hauſe jehn, Und ohne Thranen bleiben; drum gefelle mir Nicht Leid au Leide; mich beſchwert mein Gram genug. Und wo beberbergt’ id) im Haws das junge Weib? Denn dak fie jung ift, zeigt Gewand und Sdhmud mir an, Sie jollte wohnen, wo das Männervolk verfehrt? Wie wird fie ſchuldlos Hleiben unter Jünglingen? Schwer ift 8, jugendlider Troy zu bändigen, Herafles, und id) wahrte gern des Freundes Gut. 1080 1035 1040 1045 Alteſtis. 47 Doch räum' ich wohl der Todten Schlafgemach ihr ein? Wie führ' id fie zu meines Weibes Lagerftatt? Zwiefachen Tadel fürcht' ich: erſt von Pherä's Vol, Daß Einer ſchilt, ich habe meine Retterin Verrathen, ruh' in eines andern Weibes Arm; Und viele Rückſicht ſchuld' ich dann der Todten auch; Denn meiner Achtung iſt ſie werth. Du aber, Frau, Alkeſten gleichſt du, wiſſe, wer du immer ſeiſt, An Körperbildung, Ebenmaß der Wohlgeſtalt. O, bei den Göttern! Schaffe mir dies Weib hinweg Aus meinen Augen, quäle mich Gequälten nicht! Denn wenn ich ſo ſie ſehe, glaub' ich mein Gemahl Zu ſehn; das Herz wallt über, und ein Thränenſtrom Bricht aus den Augen. Wehe mir Unſeligen! Welch herber Kummer, den ich wieder koſten muß! Der Chor. Zwar glücklich nennen kann ich niemals dein Geſchick; Doch trage muthig, was dir auch ein Gott verhängt. Heralles. O Hatt’ id) ſolche Macht von Zeus, unt dein Gemahl Aus Hades’ Hauſe wieder an das Sonnenlidt Zu führen, dieſen Liebesdienjt an dir gu thun! Wometos. Ich weiß, Ou thiteft’s gerne; dod) wie könnteſt du's? Die Todten fehren mimmermehr an's Vidt guriid. Heratles. So traure nidt unmäßig, trag’ es mit Geduld. Wdmetos. Leicht ijt, ermahnen, dod) im Leid ausharren, ſchwer. Herakles. 1050 Dod) was gewinnſt di, wenn Du immer ſeufzen willſt? 45 Alleſtis. Admetos. Das weiß id ſelber; dod) ein Sehnen reißt mid hin. Heratles. Die Liebe zur Verſtorb'nen preßt div Thränen aus. Admetos. Sie machte mich elender, als ich ſagen kann. Heratles. Fin edles Weib verlorjt du: wer bejtritte das? Admetos. Daß ich des Lebens nimmermehr mich freuen mag. Heralles. Die Beit beſänftigt; jezt nod iſt dein Kummer meu. Admetos. Sa, fie beſänftigt, iſt Der Todestag die Zeit. Heratles. So heilt cin Weib und neuer Che Luft den Gram. Admetos. Still! Welche Rede! Nimmer Hatt’ id) das gedadt. Heralles. Wie? Willft du me mehr freien, ewig Wittwer fein? Wometos. Nie foll cin Weib an meiner Seite ruhn hinfort. Heratles. Lind hoöoffſt Ou wohl, der Hingeſchiednen nüze dies? Admetos. Sie, wo ſie ſei, zu ehren, mahnt mich fromme Pflicht. Heratles. Das lob’ id, lob’ id; aber thiridt thuft du dod). Wometos. 1065 Mich folljt du niemals Bräutigam mehr nennen, me! Alte ftis. 49 . Herafles. Ich lobe did): du Hift der Gattin treuer Freund. Admetos. O ſtürb' ich, werd' ich ungetren der Todten ſelbſt! Herakles. So nimm das edle Mädchen hier an deinen Herd. Admetos. Niemals! Bei deinem Vater Zeus beſchwör' ich dich. Heralles. Schwer wirſt du dich verfehlen, thuſt du dieſes nicht. Admetos. Und wenn ich's thue, nagt der Gram am Herzen mir. Heralles. Gewähre mir die Liebe: das frommt dir gewiß! Admetos. O daß du niemals dieſe dir im Kampf gewannſt! Herafles. Dod, nun ich einmal fiegte, fiegteft du mit mir. Admetos. Ganz wohl geredet! Doch das Weib entferne ſich! Herafles. Mun, wenn fie gehu mug, geht fie; dod) erwäg' es erft. Admetos. Sie muß, wofern du mir darob nicht zürnen willſt. Herafles. Ich weiß um Etwas; dies erwedt mir folden Wunſch. Admetos. So ſiege: doch gefallen will dein Thun mir nicht. Heralles. OxQ Du wirſt dereinſt une loben; darum folge nur. Euripides v. Tonner. Hl. 3. Mah. 1 Alleſtis. Admetos. (hut ben Dienern) She führt hinein fie, weil ih denn ſie nehmen mug! Heralles, Nein, deinen Dienern überlaſſ' ich nicht das Werb, Wometos. So fiihre fie Derm ſelbſt hinein, wenn dir's beliebt, Heralles. Sn deine Hinde, Rönig, übergeb' ich fie. Wdmetos. Ich rithre fie mdjt an: fie trete mur in's Hand! Heralies, Jd) werde fie mir deiner Rechten anvertraun, Admetos. O Herr, Ou zwingſt mid), wider Willen muß ich's thun. Heralles. Streck' aus die Hand, Admetos, kühn herühre fie! Admetos. (bas Geſicht abwendend) So will ich ſie berühren, wie der Gorgo Haupt. Herakles. 1090 Du haſt fie? Admetos. Heratles. So wahre fle; du rühmſt dereinſt, Ein edler Gaſtfreund dünke dir der Sohn des Zeus. Sieh an das Mädchen, ob fle deinem Weibe gleicht, Lind jo verbanne deinen Gram, des Glückes froh! Admetos. Was ſag' ih, Sitter? Unverhoffte Wunderſchau! Alkeſtis. 51 1095 Erblick' ich wahrhaft mein Gemahl bier, oder hat 1100 1105 1110 Mit eitler Wonne täuſchend mid) ein Gott erfdredt? Heratles. Mitnidhten! Wahrhaft fiehft ou deine Gattin Hier. Admetos. O daß es nur kein Schattenbild des Hades ſei! Heralles. Admetos, keine Geiſter führt dein Freund an's Licht. Admetos. So ſeh' ich wahrhaft mein Gemahl, das id begrub? Heralles. Gewiß. Du glaubſt nicht an dein Glück, mich wundert's nicht. admetos. Berühr' ich, red' ich mein Gemahl als lebend an? Herakles. Sprich nur! Du Haft nun Alles, was dn dir gewünſcht. Admetos. O meiner Liebſten Aug' und Leib! Ich habe dich, Dich wieder, die ich nimmermehr zu ſehn gehofft. Herafles. Du haſt fie; fern nur bleibe dir der Witter Meid! Wometos. © du, ded allerbidften Zeus erhabner Cobn, Fei glücklich, und der Vater, der did) zeugte, fei Dein Schuz! Du Haft nid) aufgeridtet, du allein. Wie brachteſt du die Todte mur an's Lidt zurück? Herafles. Ich rang im Kampfe mit dem Herren der Todtenwelt. Admetos. Sprich, wo beſtandſt du dieſen Streit nut Thanatos? 4* 22 Alleſtis. HSeratles. Um Grabeshiigel faßt' id ihn im Hinterhalt. Admetos. Warum fo lautlos aber ſteht mir dieſe da? Herafles, Nod Darfft dw nicht vernehmen ihrer Stimme Mnf, Bevor die Todesweihe wiederum von ihr Genommen, und das dritte Tageslicht erſcheint. Wohlan denn, führe ſie hinein, und übe ſtets Gerechtigkeit, Admetos, ſei den Fremden hold! 1120 Run lebe wohl! Ich mug dew anbefohlnen Kampf Vollziehn dem Herrſcher, Sthenelos’ erhabnem Sohn. Admetos. O bleibe bei uns, weile noch an meinem Herd! OHeratles. Das wird dereinſt geſchehen: mur ziemt Eile mir. Admetos. So lebe glücklich, kehre bald gu mir zurück! Die Bürger heiß' id) und das ganze Königreich Shortiinge feiern ob des uns gewordnen Heils, lind auf Altären dampfe jroh der Opferduft! Dern wmmgewandelt hat fic) aus dem Yeide mir Bur Luſt das Veber: ja, mein Glück, id) läugn' es nicht! Der Chor, Vielfache Geſtalt hat der Götter Gejdid; Gar Bieles verhingt wunerwartet ihr Math, Und was du gewähnt, vollendet fid) nicht; Bum Unmigliden findet die Bahn ein Gott. So endete diejes Begegniß. Bers 8. = 12, = 23. = 24, s 58, ~ 66. z 90. z 98. Aumerkungen 3u Alkeftis. — — — Zeus erſchlug den Asklepios, dex Sohn Apollons, mit dem Blizſtrahl, weil er die Todten durch ſeine Kunſt wieder gum Leber erweckte. Die Sdhidfalsmadte, die Moiren, die Gsttinnen des Schickſals. Val. B. 32. : Der Anblid von Sterbenden und Todten verunreinigte bie Götter. Thanatos, der Todesgott, ward mit ſchwarzen Flügeln und mit einem Schwerte in Der Hand gebildet. Alleftis war die Todter des Peltas, Königs von Jolkos in Theſſalien. Y. ynoacod Paveir. Dtomedes, ber Soh de3 Ares, Konig der VBiftonen in Thrakia, filtterte feime Rofje mit Menſchenfleiſch. Heralles warf ihn ſelbſt ben Ungeheuern vor, und fithrte fie Dann, gum Zeichen des Sieges, mit fid) hinweg. Päan, Vetname de3 Apollon, als bes rettenden Gottes. Man ftellte an die Thüre Geftorbener ein Gefäß mit Waffer, damit die durch ihre Nabe Verunreinigten da- von nähmen und fid) fo wieder weihten. Bothe. Bu Patara im Lytierlande hatte Apollon ein Orakel, ebenfo Zeus Ammon in Cibyen. S. die Anmerfung zu V. 3. Des Phibos Bohn, Astlepios. Anmerfungen ju Alteftis. Auf dem Herde jedes Hauſes ſtand das Bild der Heſtia, die als die Meberin alles häuslichen Glückes verebrt ward und ber römiſchen Befta entſpricht. S. die Anmerfung zu B. 90. in Jollos, der Hauptitadt Thejjaliens, herrſchte Pelias, der Bater der Alleſtis. S, au B. 36, Der Todten Fadbrmann, Charon. Ich leſe nad) eigener Vermuthung (ſ. die Anmerlung im Der erſten Ausgabe von 1841): twiv d'aelorms peyrgds xnepuxdvas, Das Barbiton, ein vielfaitiges, der Laute ähnliches, Tonwerlzeng. In Libyen Afrila) wuchs der Lotosbaum, aus deſſen Holze man Ildten verfertigte. Demeter's Kind, Perſephone, die Gemahlm des Schattenherrſchers. Hexodotos bexichtet (9, 24), die Perſer batten, als fie Dem Zod des Maſiſtios vernommen, fid) felbjt und ihre Roſſe und ihr Laſtvieh geſchoren. Ebenſo beſchor Alexan— der ſeine Roſſe bei dem Tode des Hephäſtion, und die Theber bei der Beſtattung des Pelopidas. Das Feſt des Apollon Karneios wurde zu Sparta im April (Thargelion), ber deßhalb der karneiiſche Monat heißt, neun Lage lang, zur Zeit des Vollmondes ge— feiert. Apollon hatte den Beinamen von einem be— tiihinten Sänger Karnos, des Zeus und der Europa Sohn.) Die Dichter ſangen bei dieſem Feſt thre Humnen ohne Begleitung der Lyra. Bothe. Dee Biſtoner waren cine Böllerſchaft Thrafia’s, ber welche Diomedes herrfdjte. Bal. gu B. Gt. Dem Herrn von Tiryns, dem Könige von Argos, Euryſtheus. Othrys, ein Berg in Theſſalien. Unweit dem See, anf deſſen ſüdlichem Uſer die Stadt Bobe erbaut war, lag Pherd am Fuße des Offa. Vers 665. = 715. = 822. = 950. - 959. = 1116, Anmerfungen gu Alkeſtis. 55 | 2. xdOgey deellwr, dy ixegOvgoxey ofGey, d. i. xed YOqewa opellwy codpey ce, sx Spellav tinegOvyoxew o. Pelias, ber König Theffaliens, hatte drei Tochter, unter welden Wlteftis die jiingfte war, und einen Sohn, Afaftos. Diefer war felbft ef Theilnehmer der Argonautenfahrt; er beftattete ſeinen Bater, den auf BVeranlaffung Medeia's feine Tochter getBdtet hatten, tried den Jaſon zugleich mit Medeia aus dem Lande, und nahm den Thron feines Vaters tn Beſtz. L. Mav ¥oPreiog qr. Aus sOreiog tonnte wohl otxsioc entſtehen. . Elektryon, der Vater Alkmene's, Sohn des Perſeus und ber Andromeda, herxſchte i Mylenä. Herafles wohnte eine Beit lang in Tiryns, einer Stadt in Argos, die dadurch fo berühmt ward, daß fpater Argeier, argeiiſche Filrften und Fürſtinnen, wie bier Alkmene, mit dem Namen Tirynther bezeichnet wurden. . peeldpentegor. - 862. - 901. 2. xgddwnoy Aunngor arta. Pelifdhe Fateln, vom Pelion, dem Berge Thelfa- lien’. Zolfo3, die Vaterftadt ber Alleftis, Tag in der Nahe. Thratifdhe Tafeln, Schriften, die man dem Orpheus beilegte, der in Thrakia geboren war, namentlid fiber Heilfunde. Die Chalyber, ein Volk in Pontos am ſchwarzen Meere, verfertigten den beften Stahl: weßhalb auch der Stahl felbft Chalybs genannt wurde. Alfeftis war den Göttern der Unterwelt geweiht worden (B. 73 ff.), und diefe Weihe mufte durch Darbringung von Sühnopfern und andere Gebräuche wieder von ihr genommen werden. VIII. Sphigenia in Anlis. 228 gs — Perſonen. Agamemnon, König von Argos, Heerführer der Hellenen. Menelaos, ſein Bruder, Gemahl der entführten Helena. Klytämneſtra, Gemahlin Agamemnons. Iphigenia, Tochter Agamemnons und der Klytämneſtra. Achilleus, Sohn des Peleus und der Meergöttin Thetis. Ein Greis. Ein Bote. Der Chor: Frauen von Chalkis. Der Schauplaz iſt Aulis im Böotien. 10 Agamemnon. Cin Grets. Agamenmon. Komm, Alter, hervor aus deinem Gemach. Der Greis. Ich komme. Was ſinnſt du Neues im Geift, Agamemnon, mein Herr ? Agamemnon. Du vernimmſt es ſofort. Der Greis. Ich eile. Mein Alter beſucht kein Schlaf, Und es hält mir den Blick ſtets offen und wach. Agamemnon. Wie nennt ſich der Stern, der dort hinzieht? Der Greis. Seirios; er ſchwebt nod im Mittel der Bahn, Bei'm Siebengeftirn, an der Bärin junddft. Agamemnon. Auch ſchallt weitum kein Vogelgeſang, Kein Meeresgeräuſch; und die Winde, verſtummt, Ruh'n hier um den Sund des Euripos. Der Greis. Doch was ſtürmt dich aus deinem Gezelt, Agamemnon, mein Herr? Noch ſtumm liegt Alles um Aulis hier, 60 Uphigenia in Aulis. Und die Waden der Burg, fie rithren fic nicht. So gehn wir bhinein? Agamemnon. Ich beneide did), Greis, Und beneide den Mann, der, fret von Gefahr, Sein Leben verlebt, namlos, ruhmlos : Dod Manner itt Würden beneid’ id) niet. Der Greis. Nun, hierin liegt ja des Lebens Glanz. Agamemnon. Sin betrüglicher Glauz; wohl reizend und ſüß, Doch, wann er erreicht iſt, ängſtet er nur. Bald weckt dir im vielfach wähnenden Volk Mißfälliges Urtheil bitteren Schmerz; Bald trübt dir das Glück Ein Verſehn in dem Dienſte der Götter. Der Greis. Ungern hör' i das Worr von dem Minige: Nicht ja gu Freunden allen, Agamemnon, Zeugte did) Atreus. 30 Du ſollſt dich freun, und dich härmen in Leid; Denn du wurdeſt ein Menſch; und ſträubſt du dich auch Doch Himmliſche fügten es alſo. — Da nährſt du das Licht an der Leuchte, beſchreibſt Dies Täfelchen Hier, 35 Das jezo du nod in den Händen bewahrit, Und löſcheſt darauf gleid) wieder die Schrift, Und fiegelft und löſeſt von menem das Band, Und wirfft auf die Erde das Holy, warm thaw Dir die Zähren im Blick. 40 Sur Verzweifelung fehlt mv Wahnſinn nod: 45 55 Iphigenia in Anlis, 61. So geberdeft du did. Was driidt did, o Herr? Was ift div, o fprid), fo Beſondres geſchehn? Auf, rede das Wort, und vertraue did) uns! Du vertrauft e8 dem Mann, der bteder und tren; Denn deinen Gemahl gab Tyndaros mid In der Mitgift einft Als redliden Diener der Braut zu. Agamemnon. Der Leda, Theſtios' edlem Kind, erblühten drei Jungfrauen, Phöbe, Klytämneſtra, mein Gemabl, Und Helena. Um dieſe werbend, fanden ſich Die reichſten Fürſtenſöhne rings aus Hellas ein. Und grauſe Drohung wurde laut, und Jeder ſchwur Den Tod dem Andern, führ' er nicht das Mädchen heim. Sn bangen Zweifeln ſchwebte da Tyndareos, Sollt' er ſie geben oder nicht, um ungekränkt Das Glück zu feſſeln. Und er ſann dies endlich aus: Die Freier alle ſollten ſich durch hohen Schwur, 60 70 Durch treuen Handſchlag binden, und in heil'ge Glut Traukopfer gießen unter Fluchbetheurungen: Vereint zu helfen jenem, der ſich Helena Erringe, wenn ihm Einer ſie vom Haus entführt, Und ihn verdrängt vom Lager, der die Braut gewann, Gewaffnet wider ihn zu zieh'n und ſeine Stadt Ru ſchleifen, ob er fremden Stamms, ob Grieche ſei. Nachdem ſie das verheißen und Tyndareos, Der Greis, die Werber wohl berückt mit ſchlauem Sinn; Läßt er die Tochter wählen aus der Freier Zahl, Zu wem der Liebe ſüßer Hauch hinneig' ihr Herz. Sie wählt — o daß er nimmermehr ſie heimgeführt! — Menelaos. Nun kam Troja's Sohn, er, jener drei 62 Sphigenia in Aulis. Göttinnen Richter, wre der Menſchen Sage jpridt, Nad) Lakedämon, ftrahlend in der Gewande Bradt, Von lauterm Golde blizend, im Barbarenprunt, Und führte, liebend amd geliebt, zur Rindertrift Des Ida Tyndars Todjter fort: Menelaos war Anuéwirts. Berlajjen ſtürmte der durch Hellas nun, Bom alten Cide zeugend on Tyndareos, Dak Hiilfe werden müſſe dem Beleidigten. Da ſtürzten Hellas’? Voller ungeſäumt zum Kampf, ) In Wehr ſich hüllend, und vor Aulis' Engen hier Grideinen fie, mit Schiffen, Schilden allzumal, Mit Roffen viel und Wager ohne Bahl bewehrt. Und mid), Menelaos' halber wohl, erforen fie Bum Oberhaupt, den Bruder. Dieſes Ehrenamt, >» O Hatt’ ein Andrer es erlangt an meiner Statt! Und mim das Heer verfammelt und geordnet iſt, Nun fliegen wir vor Aulis, weil uns groflt der Wind. Der Seher Kalchas aber fprad in diefer Moth, Wir müßten Iphigenia, mein geliebtes Mind, Der Todter Leto's opfern, die dies Yand beherrſcht: Dann wehe Fahrwind, Troja ſtürz' in Tritmmer ew; Dod) blute fle nicht, würde Nichts von dem gejdebr. Jd, das vernehmend, wollte durd Talthybios Mit lautem Ruf abdanfen Argos’ ganzes Heer, 95 (Denn meine Tochter morden fonnt’ wh nimmermehr,) Bis, alle Griind’ avfbietend, mid) der Bruder zwang, Den Gräul gu dulden. Und ſofort vertraut’ ih es Des Briefes Falten, und gebot der Königin, Mein Kind gu fenden als Achilleus' junge Braut. Den Werth des Mares rithm’ id Hod) und wende vor, Ev weigre fid), mit Argos' Heere fortzuziehn, 105 110 115 12a Sphigenia in Anlis. Folg' ihm von uns midt eine Braut nah Phthia berm. So täuſcht' ih iiberredend mein Gemahl, indem Ich iby der Todter Ehebund vorfpiegelte. Um dies Geheimniß wiffer Drei im Heere nur, ‘Menelavs, Kaldhas und Odyſſeus: aber was Ich dort nidht gut berathen, mach’ id) wieder gut In diefem Briefe, den du mid in Ounfler Nacht Aufbredhen und von neuem fiegeln fabft, o Greis. Dod auf, und gehe, nimm den Brief, und flugs damit Nad Argos! Was in feinen Falten ſich verbirgt, 3h will dir Alles fagen, wie's gefdrieben ward; Denn meiner Gattin bift du tren und meinem Haus. Der Greis. So ſprich und bezeichn' es, damit mein Wort Einſtimme zu dem, was die Tafel verbirgt. Agamemnon. cliest) „Zu dem vorigen Schreiben empfängſt du Dies andere, Tochter der Leda. Nicht ſende dein Kind Zu dem ſchirmenden Buſen Euböa's, wo Am Geſtade von Aulis die See nicht wogt. Denn in anderen Zeiten begehn wir Die Vermählungsfeier der Jungfrau.“ Der Greis. Doch wird der Pelid', um die Ehe getäuſcht, Nicht wild aufflammen in Wuth? And Hier Droht Unheil dir Und deinem Gemahl. Sprich aus, was du meinſt. Agamemnon. Mur den Namen, die That nidt, leiht er dazu, 63 64 Sphigenia in Aulis. Der Pelid’s ex weiß um die Hochzeit nicht, Nicht, was ich betrieb, noch, daß ich gelobt, Zu bräutlicher Wonn' und Umarmung Ihm beizugeſellen die Jungfrau, Der Greis. Agamemnon, du ſpielſt ein entſezliches Spiel: Du verlobſt ſie zum Scheine der Göttin Sohn, Und führteſt Dem Heer als Opfer fie gue. Agamemnon. Weh, weh! Mich verließ die Beſinnung! Ich verſank in die Tiefen des Elends! Doch rühre did, auf! und beflüügle den Fug, Und ded Alters vergif. Dev Greis. Ich ſpute mich, Herr. Agamemnon, Nicht lagre did) heut an den Quellen des Hains, Nod) lag did) vom Schlafe verloden. Der Greis. Sprid jo mat, Herr! Agamemnon. Und kommſt du vorbei, wo ſich ſcheidet der Weg, Sieh ſpähend umber, dag nicht unbemerft Vorüber an dir mit geflügeltem Rad Das Geſpann hinrollt, das die Tochter hieher Bu den Danaern tragt, Denn begegneteft Ou den Geleitern der Braut, Dann ſchüttle die Siigel, und lente jie flugs Au der heiligen Burg der NKyflopen zurück. Der Greis. So jei’s! 205 210 220 229 Iphigenia in Aulis. Den Nereus’ Todter gebar, Cheiron bildete, fab id, Als ex fiber die Kieſel Am Geftade dabhin Hurtig flog in den Waffen. Dem vierfpannigen Wagen Schwang er fig nad um die Wette, Schwang fid ftirmend dem Sieg nad. Dod der Wagenfithrer rief, Pheres’ Enkel, Eumelos; ih jab, Wie die ſchönſten Roſſe der, Wunderwiirdig prangend mit goldnen Zaumen, Crieb mit geifelndem Schwung: Die zweie mitten am Joch Mit weißſcheckigem Haar gefledt, Die äußern, die fig am Geil Gleid Hin drehten auf friimmender Bahn, Braunlih von Haar und am Hufe mit farbigen Flecken gejprentelt. Wn ihnen voritber ſchwang Sid der Pelid’ in den Waffen am Kranze des Wagers und der Rader Naben. Bweite Strophe. Aud der Sdhiffe Zahl erblidten wir, Sahn den unausfpredliden Wunderanblid, dag unſer Auge fid An dem holden Zauber fattigte. Rechts der Flotte Blan Nahm mut fünfzig ftiirmenden Sdiffen, von Phthiotis ausgefandt, (Sin der Myrmidonen Rriegesgott. Und in goldhellen Bildern thronten bod, 5* 67 68 Jphigenia tn Aulis. Als Willers’ Heeresmal, Nereus' Töchter any dem Hinterſchiff. Zweite Gegenſtrophe. Argos' ſchnelle, wohlgeruderte Schiffe ſtanden nah dabei; Jn den Streit führte fie Mekiſtes' Sohn, Den fein Ahuherr Talaos erzog, Und des Kapaneus Sprigling, Sthenelos. Sofort Hatte ſechzig Sdhiff’ aus Wttifa Thejeus’ Sohn am Ufer hingereiht; Pallas, hod ftehend anf geflügeltem Wagen, ift der Schifft Bild, 5 Heilverfiindend anf der Meeresfahrt. Dritte Strophe. Auch Bootia’s Kriegerflotte dann, Fünfzig Meeresſchiffe, jahen wir, Mit edlen Bildern wohl geſchmückt; Kadmos, Thebe's Ahn, Stand nut goldner Schlange dort Auf der Schiffe hohem Stener. Yeitos, der Erdenſohn, War des Sdhifferheeres Fürſt. Uber aus der Bhofer Yond Und Yofris fam des Oeleus Sohn Wit der gleiden Zahl von Schiffen her, Aus dem hehren Thronion. Dritte Gegenſtrophe., Uns Mykene's Stadt, die Kyllopen einſt Bauten, ſendet Krieger, wohl geſchaart Iphigenia in Anlis. | 260 Jn bundert Schiffer, Atreus' Sohn. Wie der Freund dem Frewnd, War Adraftos ihm gefellt, Daß ev fie, die der Heimat Um die fremde Lieb’ entflob, Wiederfordre mit Gewalt. Neftor’s aud, des Pyliers, Geſchwader fah id, das am Stener Alpheos, den nadbarliden Gott, Mit deS Stieres Füßen trug. Schlußgeſang. 270 Dann die zwölf Aenianenſchiffe noch Sah ich, deren Führer Guneus war; Und an dieſe wiederum Reihten ſich von Elis' Flur Fürſten, die das ganze Volk Epeier nennt; 275 Eurytos beherrſchte dieſe. Kriegsvolk der Taphier Mit weißen Rudern führt' heran Ihr Herrſcher Meges, Sohn des Phyleus, Ans der Echinaden Bucht, 280 Wo der Schiffer nie zu landen wagt. Ajas, welchen Salamis gebar, Schloß den rechten Heerflügel an den linken an, In deſſen Näh' er die lezten Ruder hielt, in Hellas' Flotte zwölf 285 Leichtgewandte Schiffe flechtend. So hört' ich, alſo ſah ich ſelbſt Dort das Schifferheer. Welcher Kahn vom fremden Land Dieſem kühn entgegentreibt, on 26 69 70 . Sphigenta in Aulis. Kehrt zur Heimat nicht zurüchk. Sold) gewaltige Segelmacht, Als ich hier geſehen, Dies vereinte Kriegesheer, nimmermehr wird es mir Aus der Erinnerung daheim entſchwinden. Menelaos. Der Greis. Der Chor. Der Greis. 295 Menelaos, Urges wagft Ou, was dir midjt geziemt. Menelavs, Ge dod! Du Handelft allyutren an deinem Herve. Der Greis. Mich ehrt der Borwurf, den Du mir gon Schimpfe ſagſt. Mtenelavs. Du follfl nur heulen, thuft du, was dix nicht gebiihrt. Der Greis. Du darfſt den Brief nicht öffnen, den td trage, Herr. Meneldos. Und du nicht tragen, was Dem Volk Verderben bringt. Der Greis. Mit Andern had're darum; doch mir laß den Brief! Menclaos, Das werd’ id memals. Der Greis. Aber ich auch laff’ ihn mide. Mienelaos. So ſoll dein Haupt gleich bluten unter meinem Stab! Der Grris, Für feinen Herrn yu fterben, traun, tt ehrenvoll. Menelaos. 305 Gib her! Für einen Sklaven ſchwazeſt du zu viel, Er entrelßt thm den Brief.) 310 $15 Sphigenia in Aulis. 71 Der Sreis. (faut rufend) 9 Mein Konig, Unrecht thut man wns! Sieh, deren Brief, Aus meinen Hinden reift ex mix ihn mit Gewalt, Agamenmon! Nichts vom Redte Hiren will der Mann. Agamemnon. (aud fetuem Belte vortretend) Welch ein Lirm vor meiner Thüre? Weld ein ungebithrlid Schrein? Der Greis. Meinem Wort, und nicht dem ſeinen, leihe, Herr, zuerſt das Ohr. Agamenmon. Du, was haderſt du mit dieſem, Menelaos, und zerrſt ihn fort? Menelass. Sieh gu mir her! Denn an dieſes fritpf’ ich meine Reden an. Agamemnon. Zitternd wohl das Auge fenten ſoll i, Atreus’ Sohn, vor dir? Menelaos. Siehſt du dieſen Brief, dad Werkzeug unerhört rudlofer That? Agamenmon. Leider ſeh' ich ihn: vor Allem gib ihn weg aus deiner Hand! Menelaos. Nicht, bevor ich ſeinen Inhalt offenbart dem ganzen Bolt. Agamemnon. Wie? Die Siegel (djend, weißt du, mwas dir nicht gu wiſſen ziemt ? Menelaos. Was du Böſes ſannſt im Stillen, deckt' ich dir zum Aerger auf. Iphigenia in Aulis. Agamemnon. Wo belanſt Ou ihn? O Götter! Welch ein ſchamver— gener Sinn! Wienelaos, Denes Kind's aus Argos harrend, ob fie fim’ m Argos’ Heer. Agamemnon. Was bewachſt du meine Schritte? Biſt du nicht ſchamlos und frech? Menelaos. Weil Der Wille mitch gekizelt; bin ich dod) dein Sklave nicht. Agamennon. Unerhört! Fret ſchalten ſoll ich nicht im eignen Hauſe mehr ? Meneldos. Wel Ou ſteté Verkehrtes ſinneſt, heut und ehmals und hinfort. Agamemnon. 25 Wie du fein biſt! Weh der Zunge, die verſchmizt nur Haß gebiert! Menelaos. Ungerecht, untreu den Freunden, iſt cin unſtät eitler Sinn, Doch ich will dich überführen; aber du verſchmähe nicht, Uebermannt vor Zorn, die Wahrheit, wenn did and mein Wort verdriept. Weißt Ou nod, als wm den Heerjtab du nad Troja did bewarbit, Wohl dem Schein nad Nichts evftvebend, dod) in Wiinjden ſtill entbrannt, Wie Ou voll Demuth did) ſchmiegteſt, alle Hinde ſchüttelteſt, Und in unverfdlofinen Thiiren offnes Obr der Reihe nad Sphigenta in Aulie. 73 Ullen ous dem Vole gönnteſt, wer es rwilnjdjt’ und wer auch nicht, Daß du dir im Boll dic Ehre kaufteſt durch Geſchmeidigleit? 335 Dod nad faum errungner Würde nahmſt du ene Sitten an, Wareſt nicht den alten Freunden mehr der Freund von ehedem, Sawer daheim zugänglich, außen foum zu jehen. Dor) Der Mann Edler Art, der grog geworden, ändert ſein Betragen nicht; Nein, er fet gerad' ant meiſten Dann dem Freunde treugeſinnt, 340 Wenn er ſelbſt im Slice wohnend ihm om meiſten mitzen fann. Alſo ſchalt ich ſchon zuvor dich, als ich ſchwach zuvor dich fand. Wie du drauf gen Aulis kameſt mit Achäa's ganzem Heer, Warſt ou Nichts, unmännlich zitternd bei dem gottverhäng— ten Loos, Als die Wind’ ungünſtig wehten; alles Volk verlangte Laut, 345 Heimzuſegeln, nicht in Aulis ſich vergebens abzumühn. Wie verſtört, wie kläglich blickte da dein Auge, daß on nicht, Tauſend Maſte führend, Troja ſollteſt überziehn mit Kricg! Und du riefſt mid; „Was beginnen? Welchen Ausweg find’ id)? Wo? Dag du nidt, beraubt dev Herrſchaft, auch verlörſt den ſchönen Ruhm. 350 Kalchas hieß dich, laut des Opfers, nun anf Artemis’ Altar Deine Tochter tödten; „Fahrwind wehe dann!’ dw warft erfreut, Und verhießeſt froh des Kindes Opferung, und ſchriebeſt evn, 74 7 Sphigenia in Anlis. Nicht gezwungen, (age das nicht!) deinem Weib, die Toch— ter dir Herzuſenden, zur Bermählung unit Achilleus, gabſt du vor. h Wher dann wmlenfend ſchriebeſt du geheim den andern Brief, Weil Ou nicht des Mindes Mörder werden willft: der bist ou, ja! Diejer Himmel iſt devfelbe, der da8 Wort von dir vernahm. Uber taujend Andern ging es, fo wre dir; aus freier Wahl Streben fie rafttos nad Ehren, treten dann ſchmachvoll zurück, Oft durch blöden Wahn des Volkes fortgejdeudt, oft ond mit Recht, Weil, den Staat aufrecht gu Halten, ihnen Kraft und Sunt gebricht. Hellas mur, das ſchwerbedrüngte, jammert mich am meiſten, das Wider Troja’s nichtig Volk zu hoher That ſich angeſchickt, Jezt um dich und deine Tochter, ihm ein Spott, es ziehen läßt. 5 Keinen wählt' ich ſeines Vortheils wegen je yum Krieges— herrn, Mod zum Landeshaupt; mit Einſicht fei der Heeresfürſt begabt; Denn im Staat zu herrſchen taugt wohl Jeder, wenn Ver— ſtand ihm ward. Der Chor. Wie ſchrecklich, wenn bet Brüdern Zant und Streit ent- brennt, Nachdem die Zwietracht unter fie getreten iſt! Agamemnon. 370 Milde dent’ ich did) zu ſtrafen, kurz, und nicht mit frecher Stirn, ¢ Iphigenia in Mulis. .73 Noſch in ſchamlos ſtolzen Lanter, nein, mit edler Mußigung; Dem du biſt mein Bruder; Scham auch liebt ein wohl⸗ geſinnter Dam. Gage mir: was ſchnaubſt du zornig, und das Ange blu- tigroth? Wer verlest did? Was begehrft bu? Dein vortrefflich Weib zurück! 875 Ich vermag dir's nicht zu ſchaffen: die du hatteſt, haſt du l 380 385 ſchlecht Dir bewahrt: nun ſoll ich büßen, was nicht ich, was ou gefehlt? Oder quält dich ſo mein Ehrgeiz? Nein, im Arme wün⸗ ſcheſt du Nur ein ſchönes Weib zu haben, achteſt nicht Vernunft und Recht, Höhnſt die Zucht. Des ſchlechten Mannes Freuden ſind gemeine Luſt. Wenn id ſchlimm zuvor gewählt, und dann zum Beſſern mich beſann, Raſ' ich darum? Eher du, der, eines ſchnöden Weibes los, Sie zurückzuführen trachtet, da's ein Gott dir wohl gefügt! Liebentbrannte Freier ſchwuren unbedacht dem Tyndareus Ihren Eid; ſie trieb die Hoffnung, eine Göttin, mein' ich, wohl; Sie hat dieſes ausgerichtet, weder du noch deine Macht. Nimm ſie denn, zieh' aus mit ihnen; deine Thorheit büßeſt du. Nicht verſtandlos iſt die Gottheit, und ſie kennt die Schwüre wohl, Die, gewaltſam aufgedrungen, nicht auf feſtem Grunde ruhn. 76 Iphigenia if Aulis. Meine Kinder werd' wh niemals morden, und dein eignes Wohl Wehrt es, daß du widerrechtlich Rache für die Schnöde ninnnſt. Aber ih verzehrt' ur heißen Thränen Tag' und Nächte mich, Wer ic) ruchlos ungeſezlich freveln wollt' am eignen Blut. Hier vernahmſt du meine Meinung, kurz ud klar und leicht gefaßt; Willſt du nicht das Beſſre wählen, ordn' ich doch das Meine wohl. Der Chor. Von dem verſchieden, was zuvor verheißen ward, Kiang dies, und wohl ihm, daß er mn des Kindes ſchont. Wienelaos, Wel! Wljo Freunde hab’ ich Armer keine mehr ? Agamemnon. Wohl, wenn du nicht des Freundes Untergang begehrſt. WMenelavs, Wo zeigſt du mir, daß Cines Voters Cohn du biſt? Agamemnon, Gern theil’ id Weisheit, aber mie Wahnſinn mit dir. Meneldos. Vereint zu trauern mit dem Freund, iſt Freundespflicht. Agamemnon. Gewinne mid durch Liebe, nicht, indem du kränkſt. Meneldos. So willſt du nicht um Hellas dieſen Kampf beſtehn? Agamenmnon. In dir und Hellas rast ein Gott, dev enc) bethört. Sphigenia in Aulis. 77 . Menelaos. 405 Stolz auf den Heerſtab, opf're denn den Bruder auf! Ich gehe, mich nach andern Mitteln umzuſehn, Nach andern Freunden. Gin Bote. (tritt anf) Du, der Panbhellenen Fiirft! Agamemnon, Herr, div führ' id) Deine Todter gu, Die du zu Hauſe nannteft Iphigenia. 410 Shr folgt die Mutter, deine Riytimneftra, folgt Dein Sohn Oreftes, dak du did) des Wiederfehns Erfreuſt, der Heimat ferne ſchon die lange Beit. Dod, nad fo weiter Wanderung, erfrijden fie An eines klaren Badhes Rand den zarten Fug, 415 Und losgebunden laſſen wir die Roffe fret Umgeh'n, in grüner Wiefe ſich yu ſättigen. Ich aber eilte, daß du dich bereiteteſt, Voraus; denn alles Heer vernahm's, und ſchnell durchflog Der Ruf das Lager, daß dein Kind gekommen ſei. | 420 Rings driingt in Schaaren eilend fid) das Volf herbei, Will deine Todjter fehen; denn die Glücklichen Sud hochgerühmt von Allen, Alle fehu arf fie. Sie fragen: gibt es eine Hodyeit? Oder was Wird Hier bereitet? Rief der Fiirft fein Mind hieher, 425 Nad thr verlangend? Und von Andern hort man dies: Sie weihn das Madden Artemis, der Herrſcherin Bon Aulis, als Verlobte. Wer wohl führt fie Hein? Wohlan denn, elt, und bringet Opferkörb' heran, Bekränzt die Haupter! Ordne du, Menelaos, uns 430 Das Feſt der OHodgeit, und umber im Caale laft 73 Iphigenia in Aulis. Den Klong dev Flite fallen und der Füße Tritt, Weil heut der Jungfrau Wonnetag erſchienen iſt. Agamemnon. Wohl, Alter! Aber gehe nun in's Zelt hinein; Das Andre wird wohl enden mad des Glückes Lauf. (Dect Bote geht ad.) 35 Was fag’ th Armer? Wo begin’ id)? Wehe mir! Sn weldhe Neze, Schickſal, Haft du mid) verſtrickt! Mid überſchlich ein Dämon, der, weit liſtiger, Als meine Liſten alle, mich belijtete, ©) Niedrigkeit, wie manchen Vortheil haſt du dod! Das Recht, ſich auszuweinen, wird dir leicht gegönnt, Und Alles frei zu ſagen; doch den edlen Mann Drückt dies vor Allem: immer will der Sitte Zwang Sein Veber regeln, und dent Volfe fröhnen wir. Ich ſcheue mich, gu weinen eine Thräne mur, > Und micht gu weinen wieder fen’ ich Armer nud, Nachdem Das ſchwerſte Misgeſchick mid heimgeſucht. Was ſag' ich meinem Weibe doch? Wie ſoll ich ihr Entgegentreten? Wie begegn' id) ihrem Blick? Denn fie vollendet unſer Leid, vernichtet mid, Kommt ungerufen! Schicklich gwar geleitet fie Ihr Kind zur Hodpeitfeier, um ihr Theuerſtes Au geben, wo fie meine Falſchheit tennen lernt. Lind dam der ungliidsvellen Braut, — was jag’ th Brant? Der Hades, ahnt mir, wird fie bald als Braut umjahn! — > Wie janunert ihe mid, wenn fie meinend alfo fleht: „Mein Bater, Ou mid) tödten? Dag du felbjt und wer Dir thener ift, cin ſolches Brautfeſt feierteſt!“ Oreftes, naheſtehend, wird aufſchrein zugleich, Wird umverſtändlich lallen, ich werd’ ihn verſteh'n! 460 463 470 4380 485 Iphigenia in Aulis. 79 Ha, wie verdarb mich Helena's Ehbund mit ihm, Dem Priamiden Paris, der mir das gethan! Der Chor. Auch ich beklag' es; muß doch auch die fremde Frau Das Ungemach bejammern, das die Fürſten traf. Menelaos. Mein Bruder, laß mich deine Hand ergreifen! Agamemnon. Hier! Dein iſt der Sieg; ich bin der Unglüchſelige. Menelavs. Berm Vater meines Vaters und des deinigen, Pelops, und Atreus, unferm Vater, ſchwör' ih eg, Dir offen fret gu jagen, wie's vom Herzen fommt, Und nichts Verftelltes, jondern wie’s mein Sunres ment. Als teh die Thränen deinem Aug' entſtürzen fab, Da fühlt' id) Mitleid, weinte felbft im deinen Gram, Und widerrufe, was id) fpradh, will gegen did Nicht graujam fein; gu deiner Meinung ſtimm' th mun, Und rathe dir, die Lodter mt gu tödten, nidt Mein Glitc dem deinen vorzuziehn; denn war’ es redt, Dak mir’s nad Wunſch erginge, wenn du jammerteft, Die Deine ſtürben, wahrend wir die Gonne ſäh'n? Was will ih aber? Kann id auserlesne Frau'n Nicht jonft erlangen, wenn nad Frau'n mein Herz ſich ſehnt? Den Bruder joll id, joll ihn gar um Helena Verlieren, Böſes tauſcht' id) mir fitr Gutes ein? Sin Thor, ein Knabe war id erſt; nun näher es Erwägend, fand id, wad es beige, Kindesmord! Und innig jammert mid) der ungliidfeligen Jungfrau, bedent’ ih, daß fie meines Stammes ift, RU Sphigenia im Aulis. Die memer Lieb' Hier aufgeopfert werden fol. Was hat mit diefer Helena deur Rind zu than? Mem, mag von Aulis aufgelöſt abziehn das Heer! Dod, Bruder, du lag ab, in Thränen demen Blid Su baden, und mir Thränen abzunöthigen. Gibt Theil an deinem Kinde mir das Sebherwort, Ich will ihn nicht; dir überlaſſ' ih meinen Theil. Dod) daß id), früher heftiq, umgewandelt ward, Es ijt Die Megung der Natur, ich wandte mid Zur Brudertiebe wieder; denn des Edeln Art Mt die, dem beften Mathe ftets fein Ohr zu leihn. Der Chor, Großherzig ſprachſt du, wie's geziemt dem Tantalos, Bens’ Sohne; deiner Ahnen Stamm entehrſt du nicht. Agamemnon. Ich lobe dich, Menelaos, daß du wider mein Verhoffen wacker ſpracheſt, wie's dein würdig iſt. Menelaos. Durch Frauenliebe ſoll entſtehn ein Bruderzwiſt Und durch der Häuſer Habbegier? Wie haſſ' ich doch Verwandte, die fic) gegenſeilig bitter ſind! Agamemnon. Doch, ach! des Schickſals unerbittlich Wort gebeut: Ich muß der Tochter blutigen Mord vollziehn. Menetnos, Du mupt? Wer wird gu deines Rindes Mord did) nothigen? — Agamemnon. Der Danaiden games Hier vereintes Heer. Menelaos. Nicht, wenn du fie nad Argos wieder fender wirſt. 510 515 520 525 Iphigenia in Anlis. 81 Agamenmon. Das ließe ſich verbergen, dod) das Andre nicht — Menelaos. * Und was? Man muß nicht allzuſehr die. Menge ſcheun. Kalchas enthüllt Achäa's Heere ſeinen Spruch. Menclacs. So mag er vorher fterben: dieſes macht ſich leicht! Die ganje Brut der Seber giert nad Ehre nur. Menclass. Nichts Gutes ſchafft fie, fiftet Unheil überall. Agamemnon. Dod) fürchteſt du nicht jenes, was mic Furcht erweckt? Menelaas. Du mut es nennen; denn errathen kann ich's nicht. Agamemnon. Des Sifyphos Gezüchte weiß um Wiles fdon. Menelaos. Nie kam Odyſſeus dir und mir gefährlich ſein. Agamemnon. Stets hinterliſtig war er und des Volkes Freund. Menelass. Ehrſucht, ein Uebel grauſer Art, beherrſcht ihn wohl — Agamemnnon. Drum, glaube mir, vor Argos' Heere ſtehend wird Er laut des Kalchas Seherſpruch verkündigen, Daß ich das Opfer angelobt der Artemis, Nun aber lüge; ſeine Red' entflammt das Heer, Daß dich und mich ſie tödten, und auf ſein Geheiß Mein Kind ermorden. Flöh' ich auch nach Argolis, Euripides v. Donner. II. 3. Aufl. 6 82 Sphigenia in Aulis. Sie kämen, famt der Mauern wunfrer Rinigsftadt Uns fortyuraffen, und zerſtörten unfer Vand. So ſchweres Leid umfingt mid: Ungliicfeliger ! In welde Drangfal ſtürzte mid) der Gitter Born! Eins, wenn du fommft in's Yager, Cine verhiite mix, Menelaos, dak die Mutter Nichts davon erfabrt, Bis id) dem Hades meine Tochter opferte, Dah mut der Thränen kleinſter Zahl ih elend fet. 5 Und ihr bewahrt uns, fremde Frau'n, Verjdwiegenheit! (Menelaos ab.) Der Chor. Strophe. Selig, wer in beſonnener Scheu mit Mäßigung deine Luſt Koſtet, göttliche Kypris! Ruhig fließt ſein Leben dahin, Nimmer getrübt pon ſtürmender Wuth. Der goldlockige Liebesgott Hilt zwei Bogen der Huld geſpannt; Einer bringt ein ſeliges Loos, Der zertrümmert des Lebens Olid, Diejen, reizende Kypria, Halte fern von unſerm Gemach! Mir fet beſcheidener Liebreiz Gegönnt und heilige Luſt, Wud Aphrodita’s keuſcher Genuß; ) Dod unmäßigen haſſ' rh. Gegenftrophe. Ungleich find die Beftrebungen, Sind die Geifter der Menſchen; dod Wahrhaft Coles bewährt fid 555 565 970 on a) qe 580 Sphigenia in Aulis. Allzeit felbft; aud bildende Zudt Lenft mit Macht gur Tugend binan. Denn Scheu tragen ift weife fein, Und dte finnig erfannte Pflidt Tragt vergeltenden Dank gum ohn; Denn der Ruhm, nadfolgend, verleiht Shr den niemals alternden Preis. Nad der Tugend ringen ift grog, Die ftil in Liebe das Weib übt; Dod hoher mannlider Sinn, Strahlend in taufendfiltiger That, Mehrt die Größe des Volkes. Schlußgeſang. Wärſt du doch nie zum Ida gelangt, Paris, und nicht erwachſen als Hirt Bei weißſchimmernden Rindern, Phrygiſche Weiſen tönend, und kühn Auf einheimiſchem Rohr dem Olympos Nacheifernd im Spiele! Blühende Rinder weideteſt du, Als die Göttinnen deines Spruchs Harrten, welcher nach Hellas Vor die Paläſte von Elfenbein Dich geführt, wo Helena du Mit holdanlächelnden Blicken Zur Liebe verlockteſt, Von Liebe ſelbſt bezwungen glühteſt, Daß Streit, daß Streit Hellas mit Speeren und Schiffen heran Wider Troja's Zinnen führt. 6* 84 Iphigenia in Aulis. Da, ſchaut! Erſter Halbdor. Groß ift der Gewaltigen gliidlided Yoo, Seht Iphigeneia, Die gebietende Todter des Königs, Und Klytämneſtra, Tyndaveos’ Kind! Wie herrlich von Herrlidhen ftammen die Zwei, Und wandeln im Glanz weitftrahlenden Glide! Die Gewaltigen, traun, find Götter, verleihn Unglücklichen Sterblichen Wohlftand. Zweiter Halbchor. Shr Töchter von Challis, tretet heran Zu der Königin, hebt ſie vom Wagen herab, Dag nicht an der Erd' ausgleite der Fug; Sanjt reidhet die Hand mit freundlidem Sinn, ® Dag Bangen die kaum Wnlangende nicht Aufreg', Agamemnons herrliches Mind; Denn Kummer und Unruh dürfen wir nicht Den argetijdhen Frau'n, Wir Fremden Den Fremden, bererten, Klytimnejtra mit Aphigenia und Orejtes. Agamem- non. Der Chor. Alntümneſtra. Ein heilbedeutend glücklich Zeichen nehm' ich mir Aus eures Wortes holdem, wohlgemeintem Gruß. So hab’ ich Hoffnung, daß id) Brantgeleiterin Su ſchönem Bund erſcheine. Hebt vom Wagen denn Die Morgengaben, die Der Braut ih mitgebracht, Und. tragt fie wohlbedächtig dort in's Zelt Hinein. Du, meine Todter, fteige mir vom Wagen ab, Den Fug gur Erde jezend, gart wand ſchwach zugleich. 610 615 620 630 Iphigenia in Anis. 85 Und ihr empfangt in jugendliden Armen fie, Und aus dem Wagen hebt fie mir, o fremde Fran'n! Aud reihe Jemand mir den Arm gur Stüjze dar, Dak id gemidlid fteig’ herab vom Wagenſtz. : (Sie fieigen ab.) Shr Andern ftellt end vor den Zug der Roffe bin; Denn fdwer gezügelt wird der Roffe ſcheuer Blick. Und bier den Knaben, Agamemnons Meinen Sohn, Nehmt auf, Oreftes; denn ein Säugling ift er nod. Mein Söhnchen, ſchläfſt ou? Hat die Fabrt dic etngemiegt? Srwade froh gu deiner Schweſter Freudentag; Cin edles Bündniß, edles Rind, erwartet did Mit ihm, der Mereide göttergleichem Sohn. Hieher yu mir, an meine Seite tritt, o Rind, Zur Mutter, Sphigeneia, dak die fremden Frau'n Mid felig preifen, wenn du fo mir nabe ftebft; Hieber, und beut dem theuren Vater deinen Gruß! (gegen Agamemnon gewandt) Du, meines Lebens hidfter Rubm, Agamemnon, Fürſt! Nicht ungehorjam deinem Ruf, erfdienen wir. Iphigenia. O Mutter, eil' ich entgegen ihm, (ad, zürne midt!) Dem Vater, drück' ich meine Bruſt an ſeine Bruſt? Kythmneftra. Der Luft genieße; liebteft du den Vater dod Stets mehr als alle Kinder, die mein Schooß gebar. Iphigenia. Wie freut mich's, Vater, did) gu fehn nad langer Beit! Agamemnon. Und mid — die Todter! Was du fagft, uns beide gilt’s. 86 Iphigenia in Anlis. Spbhigenia. Willlommen! Schön war's, daß Ow mich zu div beriefft! Agamemnon. Schön oder nicht ſchön, Tochter, wie man’s nehmen mag! Iphigenia, Du blickſt fo traurig und verftirt, und ſiehſt mid gern? Agamemnon. Gin Fürſt, ein Feldherr hat der Sorgen mancherlei. Iphigenia. Get jezt bei mir nur, Denke nicht an Sorgen mehr. Agamemnon. Auch bin id eben ganz bei dir, nicht anderswo. Iphigenia. Verbanne denn die Falten, fieh mich Heiter an. Agamemnon. Mich freut es, dich zu ſehen, wie mich's freuen farm. Iphigenia. Und dennoch ſtrömen Zähren aus Den Auge div? Agamemnon. Wohl; eine Trennung, lang und ſchwer, ſteht uns bevor. Iphigenia. Ich weiß, ich weiß nicht, liebſter Vater, was du meinſt. Agamemnnon. Berſtändig redend ſtimmſt du mich nod) trauriger. Iphigenia. So red’ id) unverftindig, wenn's dich Heiter ſtimmt. Agamemnon. 645 Ha, ſchweigen kann id (anger nicht! — Ich lobe did. Ihigentia, | Daheim bei deinen Rindern bleib, o Bater, bleib! Spbhigenia in Aulis. 87 Agamenmon. Gern wollt' ich; daß ich's nicht vermag, bekümmert mich. Iphigenia. Fluch allem Krieg und Uebel, das Menelaos ſchuf! Agamemnon. Fluch bringt es erſt noch Andern, was mir Fluch gebradt. Iphigenia. 650 Wie lange warſt du ferne ſchon in Aulis' Budt! Agamemnon. Und immer hemmt nod Etwas unfre Weiterfahrt. Iphigenia. Wo, ſagt man, Vater, wohnt es denn, das Phrygervolk? Agamemnon. Wo Paris ſollte nimmermehr geboren ſein. Iphigenia. Du jhiffitt fo weit weg, Vater, und verläſſeſt mid? Agamemnon. 65d Sum gleiden Riel mit deinem Vater fommft anh du. Iphigenia. Wie glücklich, könnt' ich deiner Fahrt Genoſſin ſein! Agamemnon. Aud) deiner harrt nod eine Fahrt, wo du mein gedentſſt. Iphigenia. Mit meiner Mutter, oder reiſ' ich dann allein? Agamemnon. Allein, getrennt vom Vater und der Mutter fern. Iphigenia. 660 In andre Häuſer bringſt du mich, o Vater, wohl? Agamemnon. Laß folded; dad zu wiffer, ziemt Dungfrauen nicht. 88 Sphigenia in Aulis. Iphigenia, | RKomm bald pon Troja, wenn dw Dort es wohl beftellt. Wgamemnon, Sin * opfern mug id) nod) vor Allem hier. Iphigenia, Mit Prieftern iiberlege denn Den frommen Brand, Agamemnon. 665 Du wirſt's erfahren, bet dem heiligen Waſſer ſtehnm. Iphigenia. Wir werden Reigen tanzen am Wltare dann? Agamemnon. Du biſt fo glücklich, mehr als th; Nichts ahneſt du. Dod tritt hinein, Kind, Dak die Mädchen dort did) feh'n; (Hib mir die Hand nod, biete mix den Schmerzenskuß, 670 Nun du vom Vater ſcheiden follft anf lange Zeit. © Bujen und ihe Wangen und o blondes Haar, Wie fdweren Jammer (ud auf end die Phrygerftadt Und Helena! Dod ih ſchweige; denn fdnell dringt ew Strom Aus meinen Angen, wenn did) fo mein Arm umfängt. 675 So geh’ ind Relt mun! (Sphigenta geht ab.) Dn vergib es meinem Schmerz, © Todter Leda’s, fandft du mid gu tief bewegt, Weil unjer Kind mit Thetis’ Gobhne ziehen ſoll. Zwar glücklich ift ein Vater, dennoch ſchmerzt es ihn, Kommt nun die Trennung, wenn hinaus in fremdes Haus 680 Er gibt Die Töchter, die er mühevoll erzog. Kiytimnefira, Nidt jo gefühllos bin ih; glaube mir, and mich Wird gleider Schmerz ergreifen, ohne daß du mahnſt, Wann ih jum Broutfeft unfer Kind geleiten foll; Iphigenia in Anfis. 89 Dod Beit und Sitte werden ihn befinftigen. 685 Den Namen Lenn’ id deffen, dem du fie verfpradft; Dod feine Heimat, fein Geſchlecht erführ' id gern. Agamemnon. Aegina ward Aſopos' Tochter einſt genannt. Kytimneftra. Und wer der Menſchen, welder Gott umarmte fie? Agamemnon. Reus felbft, und zeugt' Ocenone’s Herrfder, Heatos. MUoytimneftra. 690 Wer feiner Sohne folgt’ im Reidy dem Mealos? Agamemnon. Peleus; und Peleus hatte Nereus’ Rind gefreit. RMytinmeftra. Nad Wunſch des Gottes? Oder troz der Gitter Schluß? Agamemnon. Der Vater übergab ſie, Zeus verlobte ſie. Kiytdmneftra. Wo ward die Gattin ihm vermahlt? In Meeres Flut? Agamemnon. 695 Wo Cheiron wohnt, auf beiligen Höhen Pelions. Klytdmnefira. Da, wo Kentauren wohnen, wie man fagen hort? Agamemnon. Dort fei'rten Peleus’ Chrentag die Himmliſchen. Kiytimnefira. War's diefer, oder Thetis, die den Sohn erzog? | Agamemnon. Cheiron, damit er fliehe böſer Menſchen Art. Kytiwnefira. 700 Gin Meifter, weife, weifer, der ihn diefem gab! ‘90 Sphigenia in Aulis. Agamemnon. Cin ſolcher Mann wird Gatte deiner Tochter fein. MAytũmneſtra. Cin Mann, untadlich; wo in Hellas waltet ev? Agamemnon. Sm Reiche PBhthia’s um den Strom Apidanos, Kytimnejtra. Dorthin entfithrt er dein und mem geliebtes Kind? Agamemnon. 5 Dafür hat er zu ſorgen, der die Braut erringt. Klutämneſtra. Sie ſeien glücklich! Welches Tags vermählſt du fie? Agamemnon. Sobald des Mondes ſegenvoller Kreis ſich füllt. Klytämneſtra. Vermählungsopfer bradteft du der Here ſchon? Agumemnon. Ich werd’ es; eben ordnen wir das Opfer an. Alytümneſtra. Und alſo nachher feierſt du das Ehrenmahl? Agamemnon. Wenn ich geopfert, was ich Göttern opfern muß. Kiytimnejtra. Wir aber, wo bereiten wir den Frau'n das Diahl? Agamemnon. An Hellas’ ſchöngebognen Ruderſchiffen Hier. Klytamneſtra. Schlimm, doch die Noth gebietet; alſo mag es ſein! Agamemnon. 715 Frau, was Ou thun ſollſt, höre mm und folge mir. Iphigenia in Anlts. 91 Kiytumneſtra. Was iſt es? Dir zu folgen, war ich ſtets gewohnt. Agamemnon. Ich werd’ am Orte, wo der Bräutigam verweilt, — Kotimneftra. Was ohne mid, die Mutter? Was, da8 mir geziemt —? Agamemnon. Shm deine Todter geben vor den Danaert. Rytinneftra. 720 Und wo verweilen follen wir gu dtefer Zeit? Wgamemnon. Geb’ heim nad Argos, und der Mädchen warte dort. Klytaͤmneſtra. Mein Kind verlaſſen? Wer erhebt die Fackel dann? Agamemnon. Ich will die Leuchte tragen, die der Braut gebührt. Klytämneſtra. Das iſt der Braud nicht; achteſt du denn das für Nichts? Agamemnon. 725 Nicht ziemen will ſich's, daß du weilſt im Heergewühl. Klytämneſtra. Wohl ziemt der Mutter, daß ſie ſelbſt ihr Kind vermählt. Agamemnon. Aud, dag die Mädchen nicht allein gu Haufe find. AR ytdimneftra. Sn fefter Frauenzimmern find fie wohl verwabrt. Agamemnon. Gehorche! Iphigenia in Aulis. Kiytimnejtra. Mein, bet Argos’ Götterkönigin! Du geh’ und ordne draugen dein Geſchäft; daheim Will td) beftellen, was der Braut gu reichen ziemt. | Agamemnon. = Web! Ich rong wnfonft, und meine Hoffnung ward getinfdt, Aus meinen Unger mein Gemahl entfernt gu ſehn. Sd) ſinn' und klügle, wider meine Thenerften Urglift erdenfend; dod) erlieg’ icy überall. Ich eile nun ju Raldhas, will vom Seher nod, Was lieb der Gittin und fiir mid fo traurig ift, Das Leid von Hellas, näher auszuforſchen gehn. Wohl muß ein folgſam edles Weib der weiſe Mann ) Im Hauſe hegen, oder nehm' er Lieber leins! 750 (ab. } Der Chor. Strophe. Ziehn deun wird gu des Simois Silberglingenden Strndeln, Hellas, deine verjammelte Macht Auf Meerfdhiffen, mit Waffen und Wehr, Sion ju, nad Troja, Des Phibos heiligem Grund; Wo, wie wir vernonunen, Rafjandra Läßt flattern goldenes Haar, Prangend in gritnendem Lorbeerkranz, Wenn madtvoll des prophetijden Gottes begeifternder Hand fie fortſtürmt. Gegenſtrophe. Und ſtehn werden auf hoher Burg Troja’s und win die Manern 755 760 765 775 780 Sphigenia in Aulis. 93 Troér, wann mit dem ebernen Schild Axes in ſchöngeſchnäbeltem Schiff Ueber die See mit Rudern Der Flut des Simois nabt, Aus Priamos’ Lande die Schweſter Der Aetherjdhne des Fens, Helena, heimzugeleiten nad Hellas’ Ganen mit ftreitbaren Lanzen und Sdilden der Söhn' Achäa's. Schlußgeſang. Pergamos, die phrygiſche Burg, Rings um ſteinerne Thürme, Schließt er ein mit blutigem Speer; Häupter, vom Nacken gelöst, Entrafft er, wieder ſtürzt er Die Feſte Troja's in Staub, Weckt viele Thränen den Jungfrau'n Und Priamos' edlem Gemahl. Helena, Tochter des Zeus, Wird trauernd in Zähren ſich baden, Daß ſie dem Gatten entflohn. O mögen mir Und den Kindern der Kinder nie Solche Ahnungen kommen, Wie goldſchimmernde Lyderfrau'n Und der Phryger Gattinnen bald Aufſchrecken am Webſtuhl, Wenn dort eine zur andern ſpricht: „Wer wird uns am lockigen Haar, Uns in Thränen ſchwimmend dahin Schleppen und trennen vom ſinkenden Vaterland? Deine Schuld iſt's, Tochter des Schwans mit hohem Hals, 94 Iphigenia in Aulis, Wenn die Sage wahr erzählt, Da der gefliigelte Vogel Yiebend Veda berückt, Da fig Beus gewandelt in ihn, Und eitle Dichtungen mat Auf plérijdhen Tafeln uns Sterblide täuſchten zur bijen Stunde.“ Achilleus. (tritt auf) Wo find’ ih thn, der Argos’ Heeren hier gebeut? Wer fener Diener fagt ihm an, dag, fudend ihn, Der Sohn des Peleus, dag Achilleus weilt am Thor? Denn harrt man am Euripos nicht in gleichem Sum? Die Einen, nicht gebunden durd der Che Band, VerlieBen Hde Rimmer dort und ſizen hier Am Strand mit Andern, die Gemahl und Kind daheim Gelaſſen: fold) cin unerhirter Drang befiel Mad dieſem Heerzug Wile, wohl erregt von Gott. Was ich flir recht erfenne, jag’ id alfo wohl; Sin Undrer, hat er's nothig, rede ſelbſt fir fid. Vom Vaterhauſe fied ih, ans Pharſalos' Land, Und am Curipos Harr’ ih hier bei ſchwachem Wind, Die Myrmidonen Haltend, die mid) immerdar Peftiirmend fragen: „was, Wdillens, zögern wir? Wie longe währt's nod, His wir ziehn nad Ilion? Thu, was du thun willft, oder führ' heimwärts das Heer, Und warte mdt mehr, gaudern Atreus' Söhne nod.” Alytümneſtra. © Sohn der Nereide, deiner Worte Laut 810 Vernahm id innen im Gemad und trat heraus. Iphigenia in Anlis, 95° Achillens. O heilige Scham! Was ſeh' ich? Welch ein Frauenbild Sn würdevoller Schöne Glanz erblick' th hier? ytd Mid wundert dein Verkemen nicht; du fabft mid sme Zuvor, und fdin ift, dak du fromme Scheu bewabrft. Udillens. 815 Wer biſt du? Was erfdeinft du bier in Argos’ Heer, Die Frau vor Männern, dte der Eiſenſchild bededt ? MUoytimneftra. 3d bin der Leda Todter, Klytämneſtra ift Mein Mame, Rinig Agamemnon mein Gemabl. Achilleus. Jn kurzem Worte ſagſt ou ſchön, was ſchicklich iſt; 820 Doch ungeziemend wäre mir Geſpräch mit Frau'n. Rytimneftra. Seltfam! Warum entfliehft du? Gib zu glücklichem Beginn des neuen Bundes dein’ in meine Hand. Adillens. Wie fagft du? Dir ih meine Hand? Ich müßte wohl Agamemnon fdheun, beriihrt’ id, was mix mgt gegiemt. Koytdimnejtra. 825 Gar wobl gegiemt es, da du did) mit meinem Kind Vermählſt, o Sohn der Thetis, die das Meer bewobhnt. Achilleus. Vermählen? Ich? Lautloſes Staunen faßt mich, Frau, Wenn nicht im Irrwahn etwa du fo ſeltſam ſprichſt. Klytaͤmneſtra. Uns alle pflegt, ſobald wir neue Freunde ſehn, 830 Scheu anzuwandeln, wenn die Red’ auf's Freien kommt. Iphigenia in Aulis. 97 Achtlleno. Weſſen? Nicht der meine; fremd find Agamemnons Diener mir. Der Greis. 860 Dieſer Frau; vom Vaterhauſe gab mich ihr Tyndareos. Achillens. Nun, wir ſtehn. Sprich, was begehrſt du? Wozu hältſt du mid) zurück? Der Greis. Aber ſeid ihr beide wirklich auch allein an dieſem Thor? Achillens. Rede; wir find ganz allein hier. Tritt heraus zum Königs⸗ zelt! Der Greis. Hohes Glück und meine Vorſicht, rette, die ich retten wil! Achilleus. 855 Lange dehnt ſich ſeine Rede, gar gewichtig thut der Mann. Kiytuͤmneſtra. Zögre nicht, bei deiner Rechten, wenn du was entdecken willſt! Der Greis. Wer ich ſei, wie zugethan dir und den Kindern, weißt du ja. Klytümneſtra. Wohl; ich weiß, von alter Zeit her dienſt du meinem Hauſe ſchon. Der Greis. Weißt aud, daß in deiner Mitgift Agamemnon mig em- pfing. Kiytdmneltra. 860 3a, du kamſt mit uns nad Argos, und der Meine warft du ſtets. Euripides v. Donner. II. 3. Aufl. 7 Sphigenia in Aulis. 99 Alytaͤmneſtra. Doch die Heirat, die von Haus mich lockte, was erlog er die? Der Greis. 875 Daß du gern die Tochter brächteſt als Achilleus' junge Braut. SKlytdimneftra. Kind, du felbft und deine Mutter, web, zum Tode kamen wir! Der Greis. Kläglich, was ihr beide duldet, gräßlich, was der König that! . Klytaͤmneſtra. Hin ich Arme! Länger birgt mein Auge nicht die Thräne mehr. Der Greis. Bittre Thränen, wenn die Mutter um verlorne Kinder weint! Klytamneſtra. 880 Dod woher, Greis, fam von dieſem dir fo ſichre Kunde zu? Der Greis. Bringen ſollt' ich dir ein andres Schreiben nach dem erſten Brief. Klytamneſtra. Welches abrieth oder nochmals ſie zum Tode führen hieß? Der Greis. Das dir abrieth; umgeſtimmt war dein Gemahl zur Milde nun. Klytämneſtra. Dod warum denn, Alter, gabſt du nicht an mich das Schreiben ab? Der Greis. 8385 Mir entrig es Menelaos, welder all’ dies Leid erweckt. 7* Iphigenia in Anlis, Rein Altar, in deffen Hut ih fliehen lann, als dieſes Knie, Aud fein Freund ift uns zur Seite. Meines Gatten gran- james Unterfangen ward dir find; id ftehe, wie du ſiehſt, ein Weib, Unter meifterlofen Banden, die ju böſen Thaten fred, > Wader find, fjobald fie mugen, Breiteft du kühn deinen Arm Leber mich, find wir gerettet; ohne did) vevderben wir. Der Chor. Hart find die Weh'n dev Mütter; dod) dev Liebe Reiz Treibt alle, dag fie gerne fic) fiir Rider mühn. Achilleus. Erhabnen Sinnes ſchwingt ſich hoch mein Geiſt empor; Mit Maße lernt' er traurig ſein im Ungemach, Mit Maß ſich freuen, wenn das Glück die Segel ſchwellt. Denn ſolches iſt bedächtig weiſer Menſchen Art, Die ſichern Schrittes ungeirrt durch's Leben gehn. Wohl Fälle ſind, wo's frommt, nicht allzuweiſe ſein, Und andre wieder, wo die Weisheit müzlich iſt. Ich, einſt im Haus des frömmſten Mannes großgenährt, Des Cheiron, ward zu ſchlichter Sinnesart gewöhnt, Und bin des Atreus Söhnen, wo ſie Rühmliches Gebieten, folgſam, aber mie gu ſchnöder That; Mein, Hier, und dort in Troja, will id) freien Sinns, So viel an mir ijt, Aves’ Ruhm verherrliden. Dir aber, die von ihren Liebſten Grauſes litt, — Was dir cin Diingling geben lann, gewähr' id dix, Und fdlinge voll Erbarmen meinen Urm um did; Nie foll die Sungfrau fterben durd des Vaters Hand, Die mein genanut ward; nimmermehr, wm ſolchen Trug Ru flecten, ged’ ic) deinem Gatten mid dahin. 960 965 970 > 980 985 Sphigenia in Aulis. 108 Gleid) gilt es ihnen, ob fie recht thun oder ſchlecht. Bald ſoll das Schwert entſcheiden, das id röthen will Mit Blut, des Mtordes Flecken, eh's nad Troja fommt, Wenn deine Todjter Ciner mir entreigen will. Sei rubig! Sichtbar fam id div ein ftarfer Gott; Und bin id fein Gott, werd’ id dod) für did) es fein. Der Chor. O Sohn des Peleus, deiner wiirdig war das Wort, Und werth der hohen Göttin, die tm Meere thront. Klytämneſtra. Wie lobt dich meine Rede nicht zu ſehr und nicht Zu ſpärlich, daß du deine Huld mir nicht entziehſt? Denn edlen Männern, die man lobt, ſind Lobende Wohl gar zuwider, wenn ſie loben ohne Maß. Auch trag' ich Scheu, den Jammer, der nur mich berührt, Dir vorzuklagen, dem ja fremd mein Leiden iſt. Doch ziemt's dem wackern Manne wohl, des Leidenden Sich anzunehmen, wenn er ihm auch ferne ſteht. 75 So fühle Mitleid; wohl bin ich mitleidenswerth: Dich Sohn zu nennen wähn'' id erſt und täuſchte mig Mit leerer Hoffnung; dann vielleicht auch ſchreckt dir einſt Mit ſchwarzer Vorbedeutung mein gemordet Kind Dein künftig Hochzeitbette: davor hüte dich! Nein, ſchön beginnend ſprachſt du, ſchön auch endige! Du darfſt nur wollen, und gerettet iſt mein Kind. Sprich, ſoll ſie flehend deine Knie' umſchlingen? Das Ziemt nicht für Jungfrau'n; aber wenn du's alſo willſt, So wird ſie kommen, züchtig und mit offnem Blick. Sod, wenn fie nicht kommt, werd’ ich aud von dir ere hort? 1010 1015 1020 1025 1030 Sphigenia in Aulis. 105 Dein riihren deine Bitten ibn, bedarf es mein Nidt weiter; fo ja würde fie gerettet fet. Aud) id) erſcheine beffer vor dent Freunde dann, ind fdelten kann mid) mit da8 Heer, vollend’ is mehr Mit Ueberlegung und Vernunft als mit Gerwalt. Und geht es wobl von ftatten, wird e8 dich erfrenn Und deine Lieben, ohne dag ihr mein bedürft. Kytimuejtra. Du fpradft befonnen: thu’ th denn, wie dir's gefallt! Dod wenn ih midt erreide, was mem Herz begehrt, Wo feh’ id dann did wieder? Wohin mug id gehn, Um deine Hand gu finden, die mid) ſchirmt in Noth? Achilleus. Ich hüte dich als Hüter, wo du deß bedarift. Doch daß dich Niemand aufgeregt durch Argos' Heer Hinſtürzen ſehe, daß du nicht dein Vaterhaus Entwürdigſt! Wahrlich, Tyndaros verdient es nicht, Beſchimpft zu werden, der ſo groß in Hellas iſt. Alytaͤmneſtra. So ſei's; gebiete! Dir gehorchen muß ich wohl. Und gibt es Götter, wartet dein, gerechter Mann, Ein ſchöner Lohn; gibt's keine, weßhalb müh'n wir uns? (Beide gehen ab zu verſchiedenen Seiten.) Der Chor. Strophe. Welchen Geſang, Hymen, vereint libyſcher Flot’, Und von der tanzliebenden Laut' Und von Rohrſchalmeien umtönt, Erhobeſt du jubelnd, Da zu dem Göttergelag' auf Pelions Höhn Die ſchönlockigen Muſen, mit Sphigenta tr Aulis. Cin Gejdent der Erhabenen, die Den Glücklichen geboren!“ Alſo begingen die Götter das Feſt Der Erſten aus Nerens’ Stamm, Thetis, der edeln Todter, Bermählung Mit des Acafos Sohne. Schlußgeſang. Dod dir, o Kind, drückt Argos’ Heer auf das Haupt Ginen Kranz, in's lockige Haar, ) Wie dem Rind, das, unberlihrt vom Joch, aus felſiger Bergkluft Sid on dew Strand verirrt; fie tauchen In der Jungfrau Nacken den Stahl, Die nidt bei der Syring' erwuchs, Rod) bei fingenden Hirten, nein, Still aufbliht’ in der Mutter Schooß, Helden yur Braut beſtinmit! Wo vermag die Sham, wo der Tugend Antly Srgend hinfort madtvoll gu gebreten, Wenn das Yafter die Uebermacht Siegend errang, und der Tugend Geieg Bon den Menſchen verhihut wird, Unrecht über das Recht gebeut, Und nicht Alle vereint ſich mühn, Den Zorn der Götter zu meiden? Kiytimncitra. Agamemnon. Iphigenta. Der Shor. Kiytimmejtra. ) Bh trat heraus, nach meinem Gatten umzuſpähn, Der fein Gemad Hier lange ſchon verlaffen hat. Und drinnen ſchwimmt in Thränen mein unfeliq Rind, L115 1120 1125 Spbhigenia in Auli. 109 Iphigenia. Ad! Wo heb’ ic) in der Fitlle meiner Leiden an? Beginnen kann ich überall, wo mir's beliebt, Beim lezten und beim mittlern, wie beim erſten Leid. Agamemnon. Was gibt es, daß ihr alle fo zuſammenſtimmt? Unmuth, Beſtürzung, Trauer ſpricht aus eurem Blick! Klytaͤmneftra. Antworte wahr auf meine Fragen, mein Gemahl. Agamemnon. Wozu die Mahnung? Frage nur; ich bin bereit. Rytimneftra. Dein Kind und meines wollteft du dem Tode weihn? Agamemnon. Unfelig Wort! Du abneft, was du midt gefollt. Roytimnefira. Sei rubig, Und gib zuerſt auf jene Frage mir Befdeid. Agamenmon. Sobald du ſchicklich fragteſt, hörſt du Schickliches. Kytdmneftra. Nicht anders frag’ id, rede Du nicht anders mir. Agamemnon. Erhabne Schickſalsmächte, du, mein böſer Geiſt! Klytuͤmneſtra. Auch mein, auch ihr Geiſt! Drei Verlorne theilen ihn. Agamemnon. Wem that ich Leides? Iphigenia in Aulis. Kiutãmneſtra. Wiſſen willſt du das von mix? Du, faum fo ſchlau mod, zeigſt did) hier nicht eben ſchlau. Agamemnon. Ich bin verloren! Mein Geheimniß iſt entdedt! Alhtũümneſtru. Wohl weiß id, hört' id) Wiles, was du mir beſtimmſi. Dies Sahweigen ſelbſt und deine vielen Seufzer find Der Schuld Bekenntniß. Delihe dich mit Worten nicht. Agamemnon. Sieh dod), ich ſchweige; filg’ id dod) Schamloſigkeit Durdh Viigenreden nimmermehr ju meiner Moth! Alytämneſtra. So hore mm! Bn offmer Rede will ich div Entgegentreten, nicht verftedt tin Räthſeln mehr. 5 Erſt nahmſt du — dieſes vii’ id) div am erſten vor — Mid wider Willen zum Gemahl, und ranbteſt mid, Nachdem du mir den frühern Gatten Tantalos Eridlugit, und meinen Shugling, den du meiner Brut Entrafft gewaltiam, auf dem Grund zerſchmetterteſt. wir mid, die Schweſter, jogen dann Zeus' Söhne wohl Unf Roſſen ſchimmernd, wider did) gum Kampf hinaus; Dod Tyndareus, mein graner Vater, ſchirmte 1 — Du flehteft fnieen’ — und ih wurde mieder dein Mit dir verfohnt mm, war id div and deinem Hous, Und du bezeugſt e&, cine tadelloje Frau, In Liebe tren und züchtig, und des Hauſes Slory; Dir mehrend, dag did) Wonne, wenn du tratfi herein, lind Seligkeit durchzückte, wenn du weiter gingft. Cin ſelt'nes Gli ift's, wenn dex Mann cin foldjes Weib 1150 Erringt; die böſen Frauen find nichts Seltenes. Sphigenia in Aulis. Den Sohn gebar id) auger dvei Jungfrauen dir, Wovon du eine jammervoll mir rauben willſt, Und fragt man did), weßhalb du dieſe tödten willſt. Was wirft du fagen? Oder foll id's thun fiir did)? » Dak Menelaos Helenen gewinne.“ Schön, Sein Kind als Preis gu geben fiir ein ſchnödes Weib! Mit unferm Liebften faufer wir das Häßlichſte. Sieh, wenn du fortziehft und daheim mid) läſſeſt, Herr, Und dort die lange, Lange Beit abweſend bift: Wie wird im Hauſe, gloubft du, mir zu Muthe fein, Erblick' id alle Stiihle leer, wo diefe jak, Und leer die Franenginumer, fiz’ im Thränen ftets Allein, und finge dieſes Mlagelied von ihr: „Ermordet hat did), Tochter, der dir Leben gab, Dein Bater jelbft, fein Wndrer, nicht durch fremde Hand, Und lie fiir did) dem Ganfe foldjen Lohn zurück.“ Geringen Vorwand wahrlich nur bedarf es da fiir mid) und meine Tidjter, die mir blteben find, Did, fehrft du Heim, yu grüßen, wie du's würdig biſt. Bei aller Göttern, zwinge mid dod nicht, an dw Bur Frevlerin qu werden, nod fer du's an uns. Wobhlan! Du wirſt die Todjter opfern; dann wie beteft du? Was wirft du Gutes dir erflehn bei RKindesmord? Schmachvolle Heimlehr, wie du ſchlecht vom Hauſe jogft? Dod mir geziemt wohl, Gutes dir Gerabguflehn? Traun, unverftindig milßten mir die Gitter dann Erſcheinen, war’ id) Mördern liebevoll gefinnt. Heimlehrend drückſt Ou deine Kinder wohl an’s Herzꝰ Du darfft es nimmer! Weldes Kind aud) midte did 1180 Anbliden, wenn du eines falt ermordeteft? Sphigenia in Aulis. 113 210 Da pflegteft du gu fagen: „Tochter, werd’ id aud Did glücklich einft in eines Mannes Haufe febu, Sn Lebenskraft und Blithe, wie’s mein würdig ift? 3d aber fprad dann, um das Knie dir angejdmiegt, An das id) flehend rithre nun mit diefer Hand: . 215 „Werd' id den alten Vater, werd’ ih dich dereinit Gaftfrei bewirthend unter meinem Dade febn, Die Mühn vergeltend, die Ou pflegend mir geweiht?“ Ich denfe nod) an dieſe Reden; aber du Vergaßeſt Alles, gibjt dem Tode mid) dahin. 220 Beim Vater Atreus, bei dem Ahn Pelops und ihr, Der Mutter, die mit Schmerzen mich geboren einft, Und nun von Neuem diejen Schmerz erdulden fell! Was gehen mid denn Paris an und Helena? Warum, o Vater, bradte mir ihr Bund den Tod? 225 Sieh her, o gdm’ uns deinen Blid und einen Kus, Damit id fterbend diefes Denkmal dod) von dir Empfange, wenn did meine Rede mt bewegt! Mein Bruder, gwar ein ſchwacher Helfer biſt du nar Den Deinen, dennoch weine mit und fleh’ thn an, 230 Den Vater, deine Schweſter nicht zu tödten. Traun, Cin Mitgefühl der Leiden fpridjt aus Kindern auch. © jiehe! Schweigend, Vater, fleht dein Sohn zu dir; So lag did) denn erbitten, lag mein Leben mir. Zwei deiner Lieben flehn dic) an bet deinent Kiun: 235 Unmiindig nod iſt Ciner; ih, herangereift, Gedrängt in Cin Wort faſſ' id) aller Gritnde Rraft: Dies Licht der Sonne ſchauen ift das Süßeſte, Der Tod fo graunvoll. Raſend, wer zu fterben wünſcht! Sin traurig Leben befjer, als ein finer Tod! Euripides v. Donner. II. 3. Aufl. 8 114 Iphigenia in Aulis. Der Chor. Weh, Helem! Durd did) und deine Viebe find in ſchwerem Kampf Die Kinder Atreus' wider ily Gefdledt entbrannt. Agamemnon. Ich lenne Mitleid, wo das Mitleid mir geziemt, lind liebe meine Kinder; denn ich raste ſonſt. Entſezlich iſt mir's, dieſe That zu wagen, Frau, Entſezlich, fie au laſſen; dod) id) muß jie thun. She feht des Schiffheers große hier veveinte Macht, Der Fürſten Hellas’ große Bahl un Erzgewand; Zur Veſte Troja’s finden jie miemals die Bahu, Srobern niemals Slion’s gepriesnen Siz, Wofern wh did) nicht opfire, wie der Seber ſpricht. Gin wild Berlangen ſezt' in Wuth Achäa's Heer, In Eile hinzuſteuern nad dem Phrygerland, Bu wehren, dag man Hellas“ Frau'n hinfort entführt. Ste morden, widerſtreb' ich dieſem Gottesſpruch, Die Töchter mir in Argos, morden end) und nnd. O Tochter, nicht Menelaos unterjochte much, Und nicht in ſeinen Willen hab' ich mich gefügt; Nein, Hellas zwingt mich, dem ich, wollend oder nicht, Did) opfern muß, an Hellas ſcheitert unſre Macht. 1260 Denn fret, jo veel, o Tochter, du vermagſt und ich, Muß Hellas werden, — mdt Barbaren unterthan, Sid feine Frauen mit Gewalt entreifen jehn. (ab,) Rip litmmnejtra. Mein Kind! Ihr Frau’! Ich Clende, weh! Du ftirbjt! Cr entflieht, 1265 Dein Bater, und gibt dic) dem Tode dahin. 1270 1275 1280 1290 Sphigenia in Aulis. 115 Iphigenia. Weh mir! O Mutter, o Meutter!. Das nämliche Klaglied ſtimmt ein zu Beider Gefdid; Nicht mehr ift es mein, Dies Lidt und die Strahlen der Sonne. Wehe, wehe div. Schneebedeckter Phrygerwald, Und euch, Ida's Berge, wo den zarten Sohn Priamos, von Mutterbruſt Weggerafft, zu grauſenvollem Tode hingeworfen einſt, Dich, o Paris, der Idäer Hieß, Idäer in der Stadt der Phryger hieß! Hätt' er ihn, der unter Rindern Dort erwuchs ein Rinderhirt, Alexandros, nie verbannt An die kryſtallene Flut, wo die Bäche der Nymphen Sich ergießen und rings Grün auf Wieſen und Au'n Blumen erblühn, roſige und Hyacinthene, zu pflücken von der Göttinnen Hand! Dorthin kam Pallas einſt, es kam 5 Die verſchlagene Kypris Und Here; Hermes auch, Des Zeus Bote, kam, Kypris, ſtolz auf ihren Liebeszauber, Auf die Lanze Pallas, Here Auf des Herrſchers Zeus königliches Vett,) Bu dem verhagten Sprud, der Schön' unjeligem Streit, Der uur dew Tod bringt, aber Ruhm, a) O Frau'n, dew Danaiden. 8* Sphigenia in Uutis. Der hor. Did) empfängt Als erftes Opfer Artemis fiir Ilion. Iphigenia. 5 Der mid Jammervolle zeugte, ©) Mutter, er entflieht, verlüßt, verrüth mid. Jd Arme, dag id) fie geſehn, die falfde, falſche Helena! Mun mordet, nun veriidjtet mich Des frevelhaften Vaters frevelhafter Stahl. Ach, hätte dod) nimmer die Schiffe Mit den chernen Schnäübeln, die Fichten, Nach Troja zu ſegeln beſtimmt, In der Bucht Hier Anlis empfangen! O ſandte doch nie Zeus widrigen Wind am Euripos, Zeus, der Anderen mildere Hauche Wehn läßt, daß fle der Segel ſich freuen, Andern die Bängniß, Andern Bedrängniß, Glückliche Abfahrt Dieſen und Eile, Jenen die Weile! Ud, vielduldend ja ſchon, vielduldend ja Sind die Söhne des Tages! Woy nod neues veid Witt Die Menſchen erfinden? Der Chor. Weh, großes Unheil, groge Noth Bradjte Tyndarés Todter fiber Hellas’ Bolt! Wid) jammert dein, daß diejes unbheilvolle Loos Auf did) hereinbrach; Hatt’ es did) niemals ereilt! Iphigenia. Mutter, Ou, dre mich geboren! Männerſchaaren ſeh' ich dort, Iphigenia th Anlis. 117 Kiytdmuneftra. Rind, es ift Der Gohn der Göttin, dem id) did) Hierher ge- bradt. Iphigenia. 20 Oeffnet mir das Thor, ihr Diener, daß ich mich verbergen lann. (jie twill fort.) Alutamneſtra. Was entfliehft du, Kind? Iphigenia. Achilleus, ibn zu ſehen trag' ich Scheu. Kiytümneſtru. Und warum? JIyhigenia. | Srrithen madt mich diefer ſegenloſe Bund. Stiotimnefira. Goldes Sartgefiihi gu nahren, giewtt in deiner Lage midi; Bleibe denn; weg eitler Anſtand, wo der Schmerz uns niederdruckt! Achilleus. (tritt mit einigen Bewaffneten auf). 25 Armes Weib, o Tochter Leda's! Klytaͤmneitra. Keine Lügen ſagſt du 9 Achilleus. Wuſter Lärm durchtobt das Lager — Klytaͤmneſtra. Lärm worüber? Sage mir! Adillens. Deine Todter — Klytaͤmneſtra. Böſes weifſagt dieſes Wort, Berdecben uns. Iphigenia in Aulis. Udillens, Dak fle fterben foll — Alytämneſtra. Und Niemand widerſprach und wehrte dem ? Wehifleus. Ich gerieth davitber ſelbſt aud) in Gefahr — Aytümneſtra. Sir welche, Freund? Achllleus. 1330 Daß ich faſt geſteinigt wurde — Aytũümneſtra. Wohl ſie retten wollteſt du? Achilleus. Dieſes war's. Alytäümneſtra. Wer unterfing ſich, legt' am did) die kühne Hand? Achilleus. Alle Grieden. MAntämmneſtra. Und es halfen dir die Myrmidonen nicht? Achilleus. Sie bedrohten mich am erſten — Alhtümneſtra. Kind, verloren ſind wir denn! Achilleus. Schalten mid den Liebeskranken. Mytümneſtra. Was verſezteſt Du darauf? Achillens. 1335 Daß ich nicht die mir Verlobte morden laſſe — Sphigenia in Wulis. 119 Roythwmnefira. Ganz mit Red. Ahillens. Die der Vater mir verheißen — Kotimnefira. Und von Argos dir entbot. Achillens. | Doh mid überſchrie der Aufruhr. KTlotd mre ftra. Furchtbar ift des Pobels Wath. Achillens. Dennod helf' ich dir. Klytaͤmneſtra. Und kämpfeſt, Einer mit den Tauſenden? Achillens. Siehſt du dieſe hier in Waffen? Klytaͤmneſtra. Fromme Dir Dein edler Sinn! Achilleus. 1340 Wohl, er wird mir frommen. Klytaͤmneftra. Alſo wird ſie nicht geopfert mehr? Achilleus. Nicht mit meinem Willen. Klytaͤmneſtra. Kommt denn Einer, der ſie mir entreißt? Achilleus. Tauſend' und voran Odyſſeus. Kiytaͤmneftra. Wohl der Sohn des Siſyphos? 120 Iphigenia in Auwlis. Adillens, Shen der. Kl otimnefira. Aus eignem Willen, oder angeftelle vom Heer? Wdilleus. Unsermihlt, und willig. Stiptimnejtra. Schnöde Wahl au frevelhaftenr Word! Achilleus. 1345 Doch ich werd' ihm wehren. Rlhtũmneſtra. Reißt er fort die Widerſtrebende? Achilleus. Un des Hauptes blonden Lochken. Kitumneſtra. Aber id) — wos thu' ich dann? Achilleus. Halte feſt om Arm die Todter, Klytümneſtra. Hindert dieſes ihren Tod? Achill eus. Freilich dahin wird es fommen. Iphigenia. Höret meine Meden an, Mutter; ohne Grund ja feh’ id) wider deinen Gatten dig 1350 Grollen: nimmermehr erkümpfen formen wir Unmögliches. Wohl gebiihrt um ſeinen Eifer diejem Freund cin großes Yob; Uber Ou mußt and verhiiten, dag das Heer dich nicht bee ſchimpft, Iphigenia in Aulis. 121 Und wir dod Nichts weiter ſchaffen, während ihn Ber- Derben trifft. Was id) ruhiq itberlegend, Mutter, awsfamr, hire mm: Sterben ift mein fejter Vorſaz, und vollenden will ih es Und mit Ruhm, unedle Regung tilgend aus der edlen Braff. Drum erwäge Ou nit uns jet, Mutter, ob ich's wohl bedacht: Mir hat Hellas’ ganzes großes Bolf die Blicke zugewandt, Und auf mir ruht fener Schiffe Fahrt wid Troja’s Unter— gang; Mir verdanft es, wenn der Fremdling künftig bublt wm ſeine Frau'n, Daß er fie nicht mehr von Argos’ ſel'gem Yond entführen darf, Wann um Helena's Entflihrung Ilion Verderben traf. Dieſes Alles werd' ih ſterbend ſchirmen, und mein Name lebt, Weil id) Hellas’ Volk befreite, ſelig fort in Ruhmesglanz. Denn warum follt” aud das Leben mir vor Allem theuer jet ? Allen Haft du mid geboren, allem Volk, nicht dir allein. Biele tauferd Männer werden, mit dem Schild om Arm bewehrt, Tauſend, die Das Ruder ſchwingen, für's gekränkte Bater- land Muthig auf den Feind ſich ſtürzen, in den Tod für Hellas gehn: Sollte da mein einzig Leben allem Dem im Wege ſein? Wäre das gerecht, und welches Wort erwiedern fort’ ich hier? Dieſes aud) nod laß mid) ſagen: nicht des Weibes wegen darf Er zum Kampf mit allem Volle ſchreiten und zu Grunde gehn; 122 Sphigenta in Aulis. Eines Mannes Leben wiegt ja tanfend Frauenleben anf. Und wofern alé blutend Opfer Artemis mein Yeben will: Soll id) thr entgegentreten, Göttern id, die Sterbliche? Nein! Unmöglich! Hellas geb’ id meinen Leib zum Opfer bin. Tödtet mich, verwiiftet Troja! Denn ein Denkmal iſt mix Dies Ewig, das find meine Kinder, meine Hodgeit and mein Ruhm. 1380 Hellas’ Bolfe fei der Fremdling unterthan, dod, Mutter, mie Fröhne Hellas’ Volk den Fremden; Knechte find fie, Freie wir! Der Chor. Wohl zeugt, o JZungfrau, dein Entſchluß von edlem Sim; Dod grauſam ift das Schickſal, granjam Artemis. Achillens. Rind Agamemnons, ſelig machte mid) cin Gott, Der did) in froher Che nur vereinigte. lim did) beneid’ i Hellas, und wm Hellas did; Denn edel fpradjt du, ſprachſt des Vaoterlandes werth, Entſagſt dem Kampf mit überlegner Göttermacht, Und wählſt das Schöne dir im Unabwendbaren. Noch größre Sehnſucht lebt in mir nach deiner Hand, Seitdem ich, Hochgeſinnte, ſchaut' in dem Gemilth. Bedent’ es wohl; mid) drängt es, Liebes Diy gu thun, Dich heimzuführen; Thetis weiß, tief ſchmerzt es mid, Wenn id un Kampf mit Argos dich nicht retten farm, Erwäge, Mind: ein furchtbar Uebel iſt der Tod. Iphigenia. Nem, frei erklär' ich ohne Shen vor Jedermann: Durd ihre Schinheit wedte Männerkampf und Mord Die Tyndaride ſchon gemig; fo darfſt du denn Um mid, o Freund, mdjt fterben, Niemand tidten aud; Rein, lak mid) Hellas vette, wenn ich's vetten foun! 05 10 20 Sphigenia in Aulis. 123 Adillens. Erhabne Seele! Gegen diefes tann i Nichts Erwiedern, weil dir’s fo gefallt. Du denfft fo grog! Was follt’ id nit die lautre Wahrheit eingeftehu? Dod möglich, dak du diejen Schritt eimmal bereuft. Go merle diefeS legte Wort aus meinem Mund: Mit diefen Kriegern ſtell' id beim Altar mid auf, Nicht zuzulaſſen, nein, zu wehren deinen Tod. Vielleicht, du machſt von meinen Worten noch Gebrauch, Wann deinem Nacken nahe du das Schwert erblidft. Nicht dulden werd' ich, daß du ſtirbſt aus Unbedacht; Mit dieſen Kriegern eil' ich denn zum Heiligthum Der Göttin, dort zu harren deiner Gegenwart. (mit den Bewaffneten ab.) Iphigenia. Was nezen Thränen, Mutter, ſtill das Auge dir? Mytdmneftra. 3h habe Grund zu trauern, id Ungliidlide. Sphigenia. Lag ab, mich weid) zu ſtimmen; eins gewähre miv. Klytämneſtra. Sprich; denn die Mutter, liebes Kind, verſagt dir Nichts. Iphigenia. Von deinem Haupthaar ſchneide nicht die Locken ab, Noch hüll' um deine Glieder dir ein ſchwarz Gewand. ſlutämneſtra. Was ſagſt du da, o Tochter? Wenn ich dich verlor? Iphigenia. Das wirſt du nicht; ich lebe, kröne dich mit Ruhm! Klytaͤmneſtra. Wie ſagſt du? Nicht betrauern ſoll ich deinen Tod? 124 Iphigenia in Aulis. Iphigenia. Mit widten: fein Grabhiigel thürmt ſich fiber mir. Aytümneſtra. Wie das? Empfängt fein Grab den Hingeſchiedenen? Iphigenia. Mein Hügel iſt der zeusgebornen Göttin Herd, Kiptiimnejtra, 1425 Nun, Rind, id) will Dir folgen; denn Du fpracdeft fin. Iphigenia, Wohl bin td felig, meines Land's Erretterin. Alytämneſtra. Was ſoll id) deinen Schweſtern nod) verkündigen? Iphigenia. Und dieje, Mutter, Hiille nicht in ſchwarz Gewand, Kiptimncjtra. Sag’ id) von dir den Mädchen nicht cin freundlid) Wort ? Iphigenia. 1430 Gin Yebewohl. Oveften zieh gum Manne grog! Kiytimnejtra. Aum leztenmale fiehjt Ou den; umarm' thn noch. Iphigenia. Mad) Kräften, Viebfier, ftandeft du den Deinen bei. Kiytimneitra. Rind, Fann id) dir m Argos etwas Liebes thun? Sphigenia, Dies: haffe meinen Vater, deinen Gatten nicht. Kiytimnejtra, 1435 Der mug um did) nod) manden fdweren Kampf beftehu. Jphlgenla. Sr gab mic) ungern in dew Tod für Hellas hin. Sphigenia in Aulis. 125 iy timucjtra, Ehrios, mit Trug, nicht wie's des Artreus würdig war. Iphigenia. Wer geht mich führen, eh man mich an den Locken faßt? Kytümneſtra. Ich gehe mit dir — Iphigenio. Nimmermehr: das wäre ſchlimm! Alytaͤmneſtra. 1440 An dein Gewand mich hängend. JIphigenin. Mutter, folge mir, Und bleibe: ſchöner ſtände dies uns beiden an, Von meines Vaters Dienern hier mag Einer mich Bur Au der Göttin führen, wo ich bluten ſoll. Kiytimnejtra. Du gebjt, o Kind? Jwhigenia, Und fehre nimmermehr zurüchk. Alytümneſtra. 1445 Berläſſeſt deine Mutter? Iphigenia. Ruhnwoll, wie du fiebft. Alytämneſtra. Halt, nicht verlaß mich! Swhigenia, Wutter, weinen darfſt du nicht. 1490 126 Sphigenia in Wults. Dod) iby, o Jungfrau'n, ftimmet an um mein Geſchickt Hens" hoher Todter, Artemis, ein frohlides Yoblied; ein Segenszeiden jer’s den Danaern! Herau mut Opjertirben! Laßt unr läuterndes Salzmehl die Glut auflodern, und mein Vater joll Rechtshin den Herd umwandeln: denn ſiegreiches Heil Hu bringen gel’ 1h, Hellas, Orr, mem Baterland! So fiihrt mid) bin, Slion’s, Phrygia's Bezwingerin! Reicht Bhunenfronen, mich zu frangen; Dieſem Haare ziemt ein Kranz. Sprenget heilig Waſſer, Schlingt Reigen um den Tempel, Um den Alar, Artemis, Artemis, die ſelige Herrſcherin beſingend, daß ich, wenn es gilt, Tilge Das Gottesorafel Durd mem Blut, mein Opfer. Der Chor. © wiirdige, wiirdige Diutter, fieh, wir bringen bier linjere Thränen dir dar; Denn berm Opfer ziemt es nid, Sphigenia. Wohlauf, ihr Jungfrauen, preist Wrtemis mit mir, Die Challis gegeniiber thront, Wo die Rriegesfpeere nod) um meinetwillen Jn Aulis' engen Budten Hier verweilen, Heil, Heil dir, Mutterland, Pelasgia, lind dir, Dinfend, meine Heimat! Sphigenta in Anlis, 127 Der Chor. Die Burg des Perjeus nennſt du, dte 75 Kyflopenarme griindeten. Iphigenia. Ihr zogt mich auf zu Hellas' Heil, Und nicht' zu ſterben weigr' ich mich. Der Chor. Drum lebſt du ſtets im Ruhme fort. Iphigenia. Wohlauf! Fackelträger Tag, und du, 80 Lichtſtrahl des Zeus! Ein andres Leben, Ein andres Loos thut ſich uns leuchtend auf. Fahre wohl, du ſüßes Licht! Der Chor. Wohlauf! O ſeht ſie hier, Ilion's, Phrygia's Bezwingerin, 5 Hingehn, mit Kränzen geſchmückt ihr jugendlich Haupt, Und beſprengt mit Weihflut, An der Göttin blutigem Altar in Blut ihr Leben auszuſtrömen, Wann der Mordſtahl ihr den ſchönen Nacken fällte! Quellen, dargereicht vom Vater, In heiligen Strömen harren dein, Und Argos' Heer, das zur Stadt Ilion's zu kommen ſtrebt. Aber laßt der Tochter Zeus' Gor Uns flehen, Artemis, der Götterfürſtin, Dap fle jende günſtig Loos. Ehrwürdige, die der Menſchenopfer fid Erfreut, gelert’ in’s Phrygerland Hellas’ Heer, gelette fie w 9( ad ~ ~~ w 128 Sphigenia in Aulis. 1500 Rad) dem verjdlagnen Siz Jlion's, lind Lag Agamemnon fitr Hellas’ Speere den herrlichſten Kranz Und ſeinem eignen Haupt Dauernden Ruhm ſonder End' erringen! Ein Bote tritt auf. Der Bote. O Tyndaride, Klytämneſtra, tritt hervor Uns deinem Zelte, daß du hörſt des Boten Wort, Aytamneſtra. Vernehmend deiner Stimme Yaut, erſchien ich hier, Sd) Urme, zitternd and betäubt in banger Furcht. Du kommſt, ein neues Ungemad pun alten Veid Mir kundzuthun. Der Bote. Bon deinem Kinde will id mer Dir Wunderbares anelden, wie Gejehenes. Riytinmestra. So ſäume nidt, und ohne Zögern jage mir's. Der Bote. Geliebte Fürſtin, deutlich hörſt Ow Weg lided, Bon Anbeginn erzähl' ich, wenn mein wirrer Gum Nicht beim Erzählen etwa mir die Zunge lähmt. Sobald im opferreichen Hain der Artemis Wir angekommen und den blumenreichen Au'n, (Wo rings Achäa's Heeresmacht verſammelt ſtand, Dein Kind geleitend; augenblicks umdrängten uns Argeierſchaaren. WS der Fürſt Agamemnon jezt Sein Kind zum Opfer in den Hain herwandeln jah; Da ſeufzt' er und ergoß ſich, abgewandt das Haupt, In Thränen, bergend in's Gewand der Augen Licht. 9259 230 935 140 wt — a+ w ADO Sphigenia in Aulis. 129 Dod) jene trat an hres Vaters Seite min, Und fprad die Worte: ,, Vater, fieh, da bin ic fdon, Und biete froh zu meines Vaterlandes Wohl, Für alles Land von Hellas biet’ ich meinen Leth Hreudvoll sum Opfer am Altar der Artemis Den Führern, wenn es alfo will der Gottedsfprud. So viel an miv ijt, feid beglidt, und Siegesdant Grringend, fehrt zum BVaterlande froh zurück. Darunm berithre Reiner mid von Argos’ Heer; Ich biete ſchweigend ohne Furcht den Maden dav.” Und aljo fprad jie; Seder, der da8 Wort vernabin, Staunt' an der Jungfrau Tapferfeit und Heldenfinn. Talthybiv8, vortretend, wie jein Amt e& war, Gebot ſofort andächtig Schweigen allem Boll. Der Seher Kalchas legte dann den Opferſtahl, Den ſcharfen, den er blinkend aus der Scheide zog, In goldnen Korb, und kränzte deiner Tochter Haupt. Der Sohn des Peleus aber nahm den Korb, zugleich Das heilige Waſſer, und umlief dew Feſtaltar. Er ſprach: „O Göttin Artemis, Thiertödterin, Die klares Licht hinſchlängelt durch die dunkle Nacht, Empfange dieſes Opfer, das wir ſpenden dir, Achäa's Heer und Agamemnon, unſer Fürſt, Des ſchönen Jungfraunackens unentweihtes Blut, Und gib den Schiffen unverſehrte Fahrt, und laß Die Zinnen Troja's untergehn durch unſern Speer!“ Bur Erde blickend ſtanden Atreus' Söhn' und wir; Da nahm der Prieſter ſeinen Stahl und betete, Und ſpähte nad dem Halſe, wohl zu treffen thu. Mich überfiel ſchmerzvolle Wehmuth, und ich ſtand Nachſinnend: plözlich bot ſich uns ein Wunder dar; Euripides v. Donner. l. 3. Aufl. 9 130 Iphigenia in Aulis. Denn deutlich hörte Jeder wohl des Schlages Fall, Dod) ſchaute Niemand, wo hinab das Mädchen ſchwand. Da ſchrie der Opferprieſter, ſchrie das ganze Heer, Als wider Hoffer ihrem Aug’ ein Bud erſchien, Ein gottgejandtes, das, gefehn, nicht Glauben fand. Denn bange jappelud lag em Hirſch am Boden da, Von hohem Wuchs und herrlich, deffen friſches Blut In Strömen rings der Göttin Opferherd benezt. Und Kalchas mu — mit welder Freude, meinſt du? — rief— „O Fürſten ihr von Hellas’ hier vereinter Macht, Erblickt ihr dort das Opfer, das zum Feſtaltar Geſandt die Göttin, einen Hirſch der Bergeshöhn? Anſtatt der Jungfrau wählt fie den zum Opfer ſich, Daß nicht den Altar edles Blut entheilige. Freudvoll empfing fle dieſes, ſendet guten Wind Zur Fahrt, vergönnt uns Ilion's Eroberung. Drum faſſet Muth, ihr Schiffsgeführten all’, und geht Bu Schiffe; deme an dieſem Tage müſſen wir Bon Aulis' hohler Winkelbucht abziehen und Aegäermeer durchſegeln.“ Und als völlig mut 575 Das Opferthier Hephajtos’ Heller Strahl vergehrt: Da fleht’ ev ziemend, daß die Seefahrt glücklich jet. Mid jendet Fürſt Ugamenmon, das dir kundzuthun, Bu jagen, weld) ein Sdhidjal thr vom Himmel ward, Und dag ihr Ruhm in Hellas unvergänglich fei. Ich war zugegen, fah es, und verkünde dir's: Gewiß, zum Siz der Götter iſt dein Kind entſchwebt. Laß denn die Trauer, und dem Gatten zürue nicht. Unvorgeſehn kommt über Menſchen Gottes Rath; Sr rettet, wen er lieb hat. Dieſer Tag, vo Frau, 1585 Gah deine Tochter ſterben und gum Lichte fliehn. 590 rw) | © Oit 600 Sphigenia in Aulis. Der Chor. Wie freut es mid) yu Hiren, was der Bote fagt, Dag deine Todter lebend bei den Göttern weilt! Kytdmneftra. Rind, welder Unfterblide hat did) entriidt? Wie red’ id did an? Was jag’ ih? Die Botfdhaft wurde dod nidt, Mid yu triften, erdadt, mir den traurigen Gram Um did) aus der Geele gu bannen? | Der Ehor. Sieh dod), Hier kommt der Gebieter heran, Agamemnon felbjt; Er fann dir das Gleidhe verfiinden. Agamemnon. Der Tochter wegen ſind wir hochbeglückt, o Frau; Denn wahrlich unter Göttern iſt ihr Aufenthalt. Jezt nimm in deinen Armen auf dies junge Reh, (auf ſeinen Cohn Oreſtes zeigend) Und eile heimwärts; denn das Heer gedenkt der Fahrt. Leb wohl! Rad langen Monden red’ ich wiederum Zu dir, von Troja kommend; mögſt du glücklich ſein! Der Chor. Freudvoll zieh' hin in der Phryger Gebiet, Sohn Atreus'; freudvoll kehre zurück Mit der herrlichſten Beute von Troja! 9* 131 Anmerkungen zu Sphigenia in Autis. Im erſten Anapaft ijt die Lauge im zwei Kürzen aufgelbst, jo wie ftatt Der beiden Kürzen im Anfang chee Linge geſezt. !. Eliens “oowr. Enripos heift die Meerenge, welche die Inſel Eubba von Bbotien ſcheidet; dort lagen die Hafenſtädte Challis und Aulis, wir durch eine Britde gejondert, einander qeqeniiber, Anlis, cine Stadt im Boothen, wo die nad) Troja be ſtimmte Hellenenflotte vor Anfer lag. Wir tigen mit Hermann ro re qiddrimor wid beziehen Die folgenden Worte auf ro xador. Dies Tafelden Hier. ine Schreibtafel aus Fichten bola, die mit Wachs iibergogen war, und woranf man mit einem eiſernen Griffel ſchrieb. Tyndaros (Lyndareos, Tyndareus), Konig von Sparta, Gemahl der Leda, Bater der Heleno und der Klytämneſtra. Bers 56. 70. 83. 90. 93. 123. 126. 133. 149, - 166. 175. 182. 190. Anmerfungen yu Bpbigenia in Aulis. 133 L. apa aPgavora. Zroja’s Sohn, Pari8 oder Alecandros. Ida, ein Berg in Troas, anf dem Paris in feiner Jugend als Hirte gelebt atte. Für xuta l. xagre. Die Todter Leto’s und ded Reus, Artemis. einor drückt die Abſicht, den Willen, den Verſuch aus. „Ich wollte dem Herold Talthybios gebieten, bas ganze Geer abgudanten.” Ebenſo ift B. 1330 gu faffen: par xdenv auto duny; ,,Wobhl, indem du meine Todter gi retten beabfidjtigteft?” Zu dem Bufen Eubbda's, zu der Landzunge vor Cubsa, auf welder Chalkis tag. Der Pelide, des Peleus Sohn, Achillens. Die Worte: coi oj ct cchoyw ziehen wit yu tode xai desvor. Der Göttin Gobhn, Acdilleus, der Sohn der Meer- göttin Thetis. Die Kyklopen follten die Mauern von Mykenä erbant haber. Arethufa, eine Quelle, die durch Chalfid flog. Curotas, ein Strom bet Sparta, wo Mtenelaos herrſchte. In Aulis hatte Artemis einen Tempel mit heiligem Haine. Proteſilaos, einer von den vielen Freiern der Helena, war der erſte Hellene, der gleich nach der Laudung vor Troja getödtet ward. 134 Bers 193, Unmerhnigen gu Sphigenta in Aulis. Palamedes, cin Gobn des Nauplios, welchen Pofet- Don mit Amymone erzeugt hatte: er foll das Schachſpiel erfunden haber. Meriones zog mit dem Kreterfürſten Idomeneus vor Troja. Der Sobu des Yaertes, Odyſſeus. Nirens, Sohn des Charopos und der Aglaja, war nicht Achilleus der ſchönſte unter den GHellenen, die vor Eroja zogen. Yn Phthiotis herridjte Bclens, der Bater des Achillens. Die Myrmidonen, Unterthanen des Achilleus. Der Sohn des Meliftens, Curyalos. Gonft führen die Alten zwei Söhne des Theſeus an, Afamas und Demophon. Homer uennt als Führer der Uthener den Meneſtheus und nur fünfzig Schiffe. Yeitos war aus dem von Kadmos geſäten Sdlangen- zaͤhnen entfprojjen. : Die Aecnianen oder (wire Homer fie nent) Eniener bewohnten Kyphos in Theſſalien. peter, jo genannt von Epeios, einem Konig im Chis, Die Bewohner von Taphos, einer der echinadiſchen Jufeln, waren durd) Seeräuberei berüchtigt. Deines Kind's anus Argos harrend. Die Synlope in dem zweiten Worte eutſchuldigt ſich durch den Volal, mit welchem das folgende Wort anhebt. . ovyyvoty +, el wo veow und im folgenden Verſe dumdy aris. Y. Addnaces fF. Addn ypecs. Sie trich bie Hoffnung gu dem Cide, indem jeder pon ihnen die Helena gu gewinnen boffte, Bers 409. 426. 970. 657. 665. 836. — oO BD Anmerhuigen zu Spbigenia in Aulis. 135 Die vorlegte Sylbe in „Iphigenia“ hier vertitrst! Mart pjlegte die Brdute durd) ein der Artemis als GeburtSgittin dargebrachtes Opfer gur Hochzeit eingu- weihen. ihr (Genitiv.) und ihrer, wie ſein und ſeiner. Odyſſeus war nach einer Sage nicht des Laertes, ſondern des Siſyphos Sohn. v. mit Hermann: oles, w Idee, wave oyt cet. uti- nam ne venisses illuc, neve armenta pavisses cet. Das dem zweiten Zeitworte vorangeftellte pqre ift bei dem erften Zeitworte gu ergdngen. Olympos, ein alter Flstenfpieler aus Phrygien, Schüler de3 Marſyas. «> . a 8 —V t e o L. Fe lors xai oot milous, va pynoe nares. Jn dem heiligen Waffer reinigte man die Hinde, bevor dads Opfer geſchlachtet ward. Denone, alter Mame der Inſel Aegina. Bor dem Vermählungsfeſte brachte man der Here als Vorſteherin der Chen Opfer dar. Die Mutter der Braut trig dem Brautzuge die Fadel vor. Q. by O vomos avTOg? q ab path Hye cade; Simos, ein Fluß bet Sroja. Phöbos hatte mit Poſeidon die Mauern Troja’s erbaut. Für vodev ift wobl acdew gu Tefen, mit Rildfiddt auf die friihere Eroberung Ilions durch Heralles. Pieriſche Tafeln, auf welche die Pieriden (die Muſen) ihre Dichtungen ſchreiben. Q, xcei maidas. v. aupw vag éyevdourda, 136 Vers S50. 911, 923. YSU, 985. 1001, 1034, 1051, LOSS, 1096. 1137, Anmerkungen zu Iphigenia in Aulis. Y. rygde, tow aagorder olxwv Tuvdugew doreog terpos. Hujus; e domo priore Tyndarens detit pater. perodwe ft aud au dem erſten Quyinitiy (coyeder) gn ziehen. Die Wortfolge ijt: « dy xee avdow yiyverae vecelev, (ratte) xaccoteda, togavtoY oixtor negipodwr quae quidem per adolescentem fieri possunt, ca parabo, tan- tam induens tui commiserationem, oder mit einem bier gang entiprechenden Ausdrucke des Tacitus Annal. 14. 53) tantam tibi misericordiam circumdans. Yn Sipylos, enter CMeinen Stadt anf der Grange Yodtens und Phrygiens, wohnte Tantalos, der Ahn der Feldherren Agamemnon und Menelaos. Y. DHla Mt vovmoyv ¢ obdamon xexdijoerne. Das Salzſchrot, welhes man den Opferthieren auf bie Stirn fireute. Die Weiheflut, das heilige Waj- fer, in welchem man vor dem Opfer die Hände wuſch. Für vedy I. wedec. — . q magovans reura ceukosome wey ; Nodmals, jagt Achillens mit Rückſicht auf die Worte des Greijes B. 883. Des Acalos Sohn, Peleus. Die theffalijden Qungfraun, die Muſen anf dem Pindos m Thefjatien. Y. xed my xowds ayow Ayoroig. Wirthid: „Was ijt eS, wozu die gilnjtige Beit von dix wahrgenommen wird?“ Tautalos, der erſte Gemahl der Klytämneſtra, war ein Sohn des Thyeſtes, der ein Bruder des Atreus und Agamemnons Oheim war. Zeus' Söhne, Kaſtor und Polydentes , die Britder der Klytämneſtra. Bers 1157. = 1166. 2 1210f. = 1272ff. = 1291. 2 1292. = 1294. 2 1315. 2 1324, = 1330. 1423. = 1421, 2 3445. Anmerfungen zu Sphigenia in Aulis. 137 Q. razGcare rotor giltartors wrspeOn. Y, 290 o8 douoss. v. aga a, w céxvor, eidaluoy avdgos éy doposovy Oporas; Als Hefabe mit dem Paris coder Alexandros) ſchwanger ging, trdumte ihr, fie gebdve eine Gadel. Died fah man als eine Vorbedentung an, dak Troja durd ihn follte in Brand geftedt werden; er wurde deßhalb von ſeinem Bater Priamos auf dem Xda ausgeſezt; dort fand thn ein Hirt und erzog thn. Zu dem verhagten Sprud, dem Ausfprude des Parts iiber die dret V. 1268 ff. genannten Ssttinnen, welche von ihnen die ſchönſte fei. Favator ijt Appofition gu ger, fo wie —R als Prädikat zu Pavatow gehört; wa» bezeichnet Hier „freilich“, und deutet auf einen nicht ausgeſprochenen und in Gedanken zu ergänzenden Nachſaz, wie V. 1316 (dyo wey olxtelow) und V. 523 pedorepele wey . d. x. wo wir im der Ueberſezung durd) dew Gedantenftrid andeuteten, dak Etwas gu ergdngen ift). Ginn: ,,den Streit, der aber mein Ton ijt, welder (Tod) freilid den Danagaern Ruhm bringt.” — In der Ueberfegung ift ete antere Wendung gewählt worden. Artemis, die Schweſter Apollons, der mit Poſeidon die Mauern Ylions erbant hatte, war, wie Apollon, ven Troern geneigt. V. avdgecat. cv oduraneOu. . awlor f. awler Bovdouevos. S. zu B. 98. v. tf dal; to Ovyoxov ov reepoug xoullerear ; Die zeusgeborne Gsttin, Artemis. td ¢ ~ 3 3 > Y. wo onds y ev xecdlos, 138 Aunmerkungen zu Iphigenia m Aulis. Bers 1476. Yo *odpaR “Hiidds we o. Modpware ſteht mit Bezichung anf die beiden B. 1472 f. angeredeten Subjette, 1479. Der fadeltragende Lag, der leuchtende fag, der bie Sonne heraufführt. 1490. Gemeint tit Dad vow Agamemnon der Iphigenia vor der Opferung gum Händewaſchen dargereichte Waſſer. IX. Sphigenia in Tauri. Perjonen. Sphigenia, Lodter Agamemnons und der Klytämneſtra. Oreftes, iby Bruder. Pylades, des Oreftes Freund. Thoas, Konig der Tanrier. Gin Hirt. Ein Bote. Pallas Athene. Cer Chor: hellenifdhe Frauen und Sungfrauen, Dienerinnen der Spbhigenta. Der Schauplaz ijt in Tauri. — — a ee ——— — — Spbhigenia. Pelops, der Tantalide, fam in Pifa’s Au'n Mit fdnellen Rofferr, und gewann Hippodame ; Sie ward des Atreus Mutter: Atreus’ Söhne find Menelaos und Agamemnon; dieſer zeugte mid, Der Tyndaride Todter, Sphigenia, Die bet den Strudelu, wo mit endlos diifterm Haud (Euripos kräuſelnd ewig thürmt die blaue Flut, Der Vater wegen Helena’s der Artemis (So met er) einſt in Aulis ftoljer Bucht erfdlug. 10 Dem Agamemnon hatte dort zum Heereszug Vereint der taujend Sdhiffe Macht aus Hellas’ Reid, Auf dap Agäa's Männer ſchönen Siegeskranz Von Troja ſich erkämpften und der Helena Beſchimpftes Lager rächten nad Menelaos' Wunſch. 15 Doch als in grauſer Stille rings verſtummt der Wind, Da bringt er Opfer, und vor ihm ſpricht Kalchas dies: „Du, der du Hellas' Heereszug befehligeſt, Agamemnon, eher ſegelt dir fein Schiff hinaus, Als Artemis zum Opfer Iphigenia, Dein Kind, empfangen; denn die ſchönſte Frucht des Jahrs Gelobteſt du der Strahlengöttin einſt zu weihn. Und nun gebar im Hauſe Klytämneſtra dir Die Tochter: (alſo gab er mir der Schöne Preis; xt — 20 142 Sphigenia im Tauri, Sie mußt Ou opfern.” Und Odyſſeus' Trug entriß 5 Bum Bund mit Peleus’ Sohne mich der Mutter Wem. Ind als id) kam gen Unlis, ward (1h Clende!) Auf hohem Holzſtoß fiber mir der Stahl gezückt: Dod mid) entrojfte Leto's Kind, an meiner Stott Die Hindin jendend, durch des Aethers lidjten Naum, Und ließ mud hier im Taurerlande meder, wo Barbarenhorden ein Barbar Geſeze ſchreibt, Der, Flügeln gleich, die raſchen Füße ſchwingt, und dem Den Namen Thoas ſeine Sdhnellighert verlieh. Ge ſezt im dieſem Tempel mid) zur Prieſterin, Wo nach dem Feſtgebrauche, deſſen Artemis Sid) freut, die Göttin, welche ſchön von Namen my, (Bom Andern ſchweig' ich, hege vor der Göttin Scheu! id Jeden opfre, nad) der Stadt uraltem Braud, Der aus Achäa's Bolfe dtejes Yand betritt. ) Sd) wethe nur das Opfer, Andre ſchlachten es (O grauſe Pflidjt!) im Innern diefes Heiligthums, Weld neues Traumbild aber nix die Nacht geſandt, Bum Aether will ich's rufen, bringt mir ſolches Troſt. Mir trüumte, daß ich, fern’ entrückt von dieſem Land, 5 Daheim in Argos unter meinen Frau'n eutſchlief; Der Grde Rücken unter mir erbebt’, ich floh; Und außen ftehend, fah id, wie des Hauſes Sims Sinfiel, und alle Decken, ringsher eingeftiirgt, Aus hohen Pfeilern auf den Grund hinſchmetterten. Yur Cine Säule blieb zurück vom Vaterhaus, So träumte mir, wd blondes Haupthaar flog hinad Vom Knauf der Gaule, die wit Menſchenſtimme jprad. Und iw, gedenfend meines menſchenmordenden Geſchäfts, begoß die Säule, wie gum Tod beſtimmt, 60 65 —_ Sphigenia in Tauri. 143 55 Und weinte laut. Dies Traumgebilde deut’ id fo: Oreſtes ftarb, ch weihte felbft gum Opfer ihn. Denn Saulen unfrer Haujer find dte Sohne ja, Und Tod erdulden alle, die mein Bad befprengt. Auf Anverwandte deuten kann ich midt den Traum: Denn Strophios hatte feinen Sohn, als id verſchwand. So will id nun dem Bruder Lodtenopfer werhn, Dem Fernen, Abgefdiednen, (ies vermag id ja) Mit Dienevinnen, die der Fürſt uns beigefellt, Hellenenfrauen. Aber was Halt diefe wohl Nod immer ferne? — Geh’ id denn in's Haus hinein, Sn dem id wobhne, meiner Gattin Heiligthum. (ab.) Oreftes und Pylades, (vom Meere Her fommend) Crejtes. | Schau, fieh did) vor, ob Meiner auf dem Wege weilt. Pylades. 3d ſchaue, ſpähe, werfe ringsumber den Blid. Orejtes. Dünkt das der Gottin Tempel dir, o PBylades, Bu weldem wir von Argos über's Meer gefdhifft? Pylades. Mir wohl, Creftes; zweifle du aud nidt daran. Orejtes. Und dies der Altar, dent Hellenenblut entſtrömt? Pylades. Vou Blute wohl find dieſe Ceiten rothgefärbt. Oreftes. Du fiehft am Dadfims aufgehangt die Beute dort ? 144 Sphigenia in Tauri. Pylades. Siegesmale ſind's von hingewürgten Fremdlingen. Oreſtes. Wohl mug man ſpähen, rings das Aug' umhergewandt. — In welded Nez, o Phöbos, lockſt du wieder nid , Durd dein Orakel, fert ich meines Baters Blut, Die Mutter mordend, radte? Bon den Erinnyen Raſtlos getrieben, flohen wir von Haus und Vand, Und manden Irrlauf ohne Ruh vollendet’ id. Sd ging Did) Fragen, wie Das Siel umſchweifenden Wahnſinns ich fande, wie das Ende memer Mühn; Und du gebotft mir, hinzuziehn in's Taurxerland, Wo deine Schweſter Artemis Altire hat, Der Gittin Bild zu rauben, dae (jo ſagt man hier) Su dieſem Tempel einſt herab vom Himmel fiel, Und wenn id das durch Lifter oder Gliück entwandt, Und die Gejahr bejtanden, es dem Bolf Athens Ru bringen: weiter wurde mir Nichts offenbart: lind that’ id) aljo, würd' ich alled Veides Los, Ich fam, gehorjam deinem Wort, im diejes Vand, Das unbefannte, wilde. Dod) — dich frag’ ich mom, Mein Pylades: (du theilſt ja dieſe Noth mit mir) Was follen wir? Dn fiehft der Mauern ragende Befeſtigungen. Suchen wr dw Lempelwand Hinanzuklimmen? Wie vermidten wir's geheim? So ſprengen wir mit Hebeln eherne Riegel ein? Hier, wo wir fremd find? Aber öffnen wir das Thor, Verjuden Einbruch, und ergreifi man wns, jo drobt Gewijfer Tod wns. Ch wir fierben, fliehen wir Zum Schiffe lieder, das uns trug an dieſen Strand. 105 110 115 120 124 Spbigenia ita Tauri. 145 Pylades. Flieh'n ijt mir unerträglich, mt in unfrer Art: Nicht feig verachten dürfen wir ded Gottes Spruch. Co bergen wir, vom Tempel abgemendet, und Su Höhlen, die des Meeres dunfle Flut beſpult, Vom Sdiffe fern, dag Keiner, der den Kahn evblict, Hem Herrn es meldet, und man uns gewaltjam greift. Dod wenn das Auge ſchwarzer Nacht empor ſich hebt, Sv wage du’s und rufe jede Lift eran, Das ftolze Bild zu ranben aus dem Heiligthum. Sieh zwiſchen die Triglyphen durd, ob etwa Raum, Did dort hinabzulaffen; denn Gefahren fdent Der Tapfre me, der Feige jittert itberall. Sind wir des Mecres lange Bahn nicht hergeſchifft, Und mun am Btele lenften wit die Fabrt zurück? Oreftes. Wohl jpradft du; folg’ id deinem Wink! Nun geh’ und fieh, Wohin wir uns verbergen, heimlich, ungeſehn. Demi might am Gotte foll die Schuld erfunden jein, Daß fein Orafel tritglid fet; jo wagen wir's! Beut dod dem Jüngling feine Moth Entſchuldigung. (Ste gehen ab.) Der Chor. Schweig' andadtvoll, Du Volt am Cureinos, das ou die zwei Sid begegnenden Felsanhöhen umwohnſt! OC Geborene Leto's, Bergliebende Jägerin, Zu dem Vorhof deines Palaſtes Mit der Säulen Gepräng' und den Zinnen von Gold Sez' ich den heiligen jungfräulichen Fuß, Euripides v. Donner. II. 4. Aufl. lu 146 Sphigenia in Tauri, Dienend der heiligen Schlüſſelbewahrerin, Seitdem id) Die Thürme von Hellas’ Roßreichem Gefild’ und Europa, den Sty, Den unjere Vater bewohnten, Voll prangender Baume, perlaſſen. — 5 Hier find wir; wads gibt’s? Was befiimmert did fo? Was riefeſt Ou mid) zu dem Tempel daher, Du Todter des Manns, der Blions Höhn Mit den Mudern genaht in gefeiertem Zug, Mit der Schiff Unzahl und von Kriegern umſchaart, ) Den gefeierten Söhnen Achäa's? Aphigenia. Shr Sklavinnen, weh! Wie ward th verſtrickt Sn unawéwembares Weinen, Sn den Mislaut jammernder Klage, Unholdes Gefangs, 5 Ud, ad, im dem Leide ded Hauſes, Dag mich fold ſchweres Geſchick traf, Da de Zähre mir rinnt um den Bruder: er ftarb! Sold) ſchreckendes Traumbild wies mir die Nacht, Die nun mit dem Dunkel dahinjdhwand! Ich verging, td) verging; mein väterlich Haus Sft nidt mehr, (wehe!) dahin mein Gefdledt! Weh' über die Leiden in Argos! Ud, unglückſeliger Damow, der Du den Bruder mir raubſt und den Cingigen mir Sn Den Hades entriidft! Bh bereite mid, thm franfopfer ju weihn, und der Todten Pofal Auf den Rücken der Erde zu gießen, Und die Mild) bergweidender Miihe, Und den Geiligen Trank des Lyaos, Iphigenia in Tauri 160 Und das Werk hellidhwirrender Bienen, 165 170 175 180 185 Was Sithrungen find fiir die Todten. So reide das goldne Gefäß denn : Lind die Spenden mir dar fiir den Hades! Du, wohnend in Nadt, Agamemnons Rind, Ich opfere dir, dem Gefdhiedenen, dies; O empfang’ es mit Gunft; i kann auf 308 Grob Nicht bräunliches Haar, nicht Thränen dic weibn. Denn ich ward in die Ferne von deinem Gebiet Und von meinem entritdt, wo, wie man gewähnt, Sh Arme gefdladtet dabinfant. Der Chor. Gin Lied, antwortend dem Liede, Gefang Sn barbariſchem Ton, afiatifdent Nang, O Gebieterin, heb’ id dir an, Dre Gefainge dex Trauer in Liedern, Wie Hades ohne des Päans Laut Anftimmt, den Entidlafnen geweiht. Weh’ über den Stamm der Atreiden! Das List Einheimiſcher Zepter erlofden, Und dahin dein Vatergeſchlecht, Und geſchwunden die Macht Der geſegneten Herrſcher in Argos' Land! Drangſal ſtürmt her auf Drangſal, Da mit kreiſendem Flügelgeſpanne, Sein heiliges Aug' abwendend, der Gott Die durchmeſſenen Bahnen zurückfloh. Und zum anderen Leid kam anderes Leid Um das goldene Lamm in der Herrſcher Palaſt, Mord auf Mord und Mühn anf Muhen. Drum f{dreitet thr Haus durd rächend der Geiſt 10* 147 145 Iphigenia in Tauri. Der erſchlagenen Tantalosſöhne, Und es ſtürzt in unheilbringendem Sturz Sid etn Damon auf dich. Aphigenia. Mir grollt’ er finfter von Anfang, Seitdem fid) vermählte die Wiutter, Lind ſeit der Nacht, da des Schichſals Göttinnen das Yoos ftrengbildender Zucht Jn den werdenden Faden mir ſpannen, Mix Erſtlingsſproſſen von Atreus' Sohn, Die Leda's Todter, die arme, Sum Morde dem frevelnden Bater, Als graujenerregendes Opfer, Gebar, erjog; da dex Roſſe Geſpann Das erforene Mädchen un Wager Zu dem auliſchen Sande dahintrug, Wis Brant, als ungliicjelige Brant Dem erbabenen Enkel des Nereus. Nun Gajt ungaftlider Meere bewohw ich dire uneinladende Wildmp, Ohne Kurd und Gatien, ohne Freund und Hewat, Jd, einſt von Hellenifden Freier umſchwärmt; Nicht Argos’ Hera beſing' ich bier, Nod wir id) der attijden Ballas Bild Und titantiden Kampf auf buntes Gemand Am lieblich evtinenden Webſtuhl, nein, Ich röthe den Grund der Altäre Mit der Fremdlinge graunvoll blutigem Mord, Die mit kläglichem Ton ausſammern ihr Leid, Und in kläglichen Thränen zerfließen. Dod wun ijt dieſes vergeſſen: um ibn, 220 225 230 Sphigenia in Tanri. Sd jammer’ um ibn, der in Argos’ erlag, Um den Bruder allen, ac, den id daheim Als Säugling annod, als Sprifling fo zart, Sn dem Arm und am Bufen der Mutter verlief, Mytend’s Herrider, Oreſtes. Gin Hirt. Sphigenia. Der Chor. Der Chor. Sieh da, vom Meergeftade fommt ein Rinderbirt Herangeeilt, dir Neues anzukundigen. Der Hirt. Tochter Agamemnons und der Klytämneſtra Kind, Vernimm das Neue, das ich dir zu melden kam. Zphigenia. Was weckt aus meiner Trauer mich erſchütternd auf? Der Hirt. Sm Yande find, der Symplegaden blauem Fels Bu Schiff entflohen, angelangt zwei Siinglinge, Cin woblgefillig Opfermabl der Herrſcherin Diftynna. Willſt du nicht ſofort Weihwaſſer ihr Und Erſtlingsopfer, wie's geziemt, beſchleunigen? Iphigenia. Von wannen? Woher nennen ſich die Fremdlinge? Der Hirt. Von Hellas; nur dies Eine weiß ich, weiter nicht. Iphigenia. Aud ihren Namen weißt du nicht uns kundzuthun? Der Hirt. Der Cine ward vom Andern Pylades genannt. Spbigenia. 149 Der zweite Fremdling, fein Genoß, wie nenut ſich der? 150 Sphigenia in Tauri. Der Hitt. Das weiß dir Keiner; denn wir horten uidt davon. Iphigenia. Wie ſahet, fandet, gqriffet ihr Die Fremdlinge? Der Hitt. Am fernſten Rand der wilden unwirthbaren See. Iphigenia. Was haben Rinderhirten mit dem Meer gemenr? Der Hirt, Das Vieh gu baden gingen wir in WMeeresthan, Spbiaenia. Darauf zurlick nun forme mir: wie grifft thr fie, & In welder Weijfe? Denn zu wiſſen wünſch' wh das. Wohl ift es lange, dak der Göttin Opferherd Bon Blut der Hellasſöhne mit geröthet ward. Der Hirt. Wir trieben wunfrer Winder walddurchweidend Boll In's Meer hinab, das durd) die Symplegaden rauſcht; Da fond, von jtetem Wogenſchlag durdbroden, ſich Gin hohler Fels, der Purpurfiſcher Aufenthalt. Dier jah cin Hirte, der mit uns am Ufer ftand, Ein Jünglingspaar; er wandte feinen Schritt zurück, Auf hohen Zehenſpizen ihn beſchleunigend, Und rief den Andern: ,,Seht ihr nicht? Uuſterbliche Sind Hier gelagert!“ Und ein frommer Mann von wns Erhob die Hinde betend, als ev fie gewalrt: „O Sohn der Meeresherrjderin Leufothea, Seegott Balimon, Schiffeshort, fei gnädig ung, Und ihr, o Dioshuren, weir ihr weilt am Strand, Und ihr, des Nereus Töchter, der mit Doris einft Der flinfyig Nereiden edeln Chor gezeugt!“ Sphigenta im Tauri. Gin Andver, citel, trogig, voll Mudhlofigfeit, Dies Flehn verhihnend, meinte, dag Schiffbrüchige > Qn jener Shludt ſich birgen, die von unferm Brand Gehört mit Schrecken, dag wir Fremde ſchlachteten. Sein Wort gejiel dem Meiſten, und wir cilter ſchon, Der Urtemis ihr üblich Opfer einzufah'n Der eine Fremdling tritt indeß zum Fels Heraus, Bleibt ſtehn, und ſchüttelt wild das Haupt hinab, hinauf, Und Arm' und Hinde jittern ihm, er ſtöhnt und ſeufzt, Und ſchreit, von Wahnſinn wumgeftiirmt, dem Jäger gleid: „Erblickſt du die Da, PBylades? Gewaährſt du nicht Die dort, des Hades Schlange, die mich morden will, Mit graujen Nattern wider mid gornvoll bewebrt? Und Bene, ſchnaubend Glut und Mord, mit Flitgela am Gewande, rudert, meine Mutter hod) im Arm, Auf miich herabzuſchmettern eine Felſenlaſt. Sie wird mid tödten! Wie entfliehn?“ Man koumte Nichts Von dieſen Graungeſtalten ſehuz ev achtete Der Rinder Brüllen und der Hunde dumpf Geheul Für Laute, die Der Eumeniden Zung' entſtrömt. Wir, uns zuſammenſchmiegend, wie von Furcht betäubt, Verharrten ruhig. Aber er euntblößt das Schwert, Stürzt anf die Rinder mitten los, Dem Lowen gleich, Und Haut mit Stahl in die Weider, ſtürmt in die Seitew ein, Ws wel’ er fo der Eumeniden Wuth fic) ab, Dag hod das Meer von rothem Blutſchaum überwallt Und min bewaffnet jeder Mann zum Streite ſich, Sobald er fitirzen unfre Heerd’ und ſterben fieht, Und blast die Muſcheln und beruft des Landes Bolf; Denn wider wohlgenihrte, junge Fremdlinge 300 152 Iphigenia in Tauri. Bedünkten Minderhirten uns gu ſchwach un Kampf. Und unjer viele wurden wir or kurzer Friſt. Da ſtürzt Der Fremdling nieder, frei vont Sturm der Wath, Sem Kim von Schaume triejend. Als wir jo nad Wunſch Ihn liegen ſahen, mühte fidh ein Jeder ab Mit Wurf und Stoße. Dod) der Andre, ſein Genoß, Wiſcht ihm den Schaum ab, und bemüht ſich viel um ihn, Und hüllt in ſeines Mantels dicht Geweb' ihn ein, Und merkt auf alle Wunden, die dem Freunde drohn, Und nimmt mit jedem Dienſte ſich des Theuren an. Nun rafft Der Fremdling, wieder fem bewußt, ſich aif, Erkennt die Feindeswoge, die heran ſich wälzt, Das Ungewitter, das ſo nah' um beide ſchwebt, Und ſtöhnt; wir Andern warjen Stein’ ohn' Unterlaß, Und hier und dort, auf allen Seiten drängten wir. Da dröhnt der granjenvolle Ruf ur unſer Ohr: Wir fterben, Pylades; aber lag den ſchönſten Tod Uns fterben! Mir nod, in der Hand das Schwert gezückt!“ Lind als wir zwei geſchwungne Feindesſchwerter jaln: Durch felfiq Waldthal ſtürzten wir in jäher Fiucht. Dod), floh der Cine, drang ein Andrer raſch herbei, Die Fremden werfend; wann ſie den zurückgedrängt, So wary mit Steinen wiederum, wer erſt enti. Dod) war es ſeltſam, dak von tanjend Händen ond Nicht Cine ſiegreich unſrer Göttin Opfer traf. Kaum konnten wir fie zwingen, nicht durch Tapferterr; Sie rings wm Kreiſ' umſchließend, ſchlugen wir die Wehr 20 Aus ihrer Hand mit Steinen, und evmattet jant Ihr Knie zur Erde. Wir geletten fie darauf Zum Landesherrider. Dieſer fieht und fendet jie Sofort jum Heiligen Waffer und als Opfer div. Sphigenia in Tauri. 153 Du mußt, o Bungfrau, wiinfden, dak du Solde ftets $25 Bum Opfer findeft; wenn dir folde Fremodlinge £9 * = Als Opfer bluten, büßt Achäa denen Lod, Und zahlt die Strafe deines Falls in Aulis' Budt. + Der Chor. | Du meldeft Wunder itber ihn, wer's immer fei, Der fern an's untoirthbare Meer aus Hellas fam. Spbhigenia. Gut! Gehe du nun, hole mir die Fremdlinge: Was unjer Amt uns Hier gebert, vollbringen wiv. (Der Hirte geht ab.) Mein armes Herz, Ou wareft immerdar zuvor Canftmiithig und mitleidig gegen Fremdlinge, Und bradte(t Stammvermandten gern der Thräne Boll, Co oft ein Mann Achäa's fiel in deine Hand! Nun, nad) dem Traumgefidte, da8 mid) aufgefdredt, Als weile mein Oreſtes nicht im Lichte mehr, Sollt thy nud graujam finden, wer mir tmmer nabt! Und ewig wabhr bleibt dieſes: (td) erfubr’s, o Frau'n:) Der, dew das Unglück beugte, pflegt dem Gliidlidern, Weil ign das Glück verlaffen, niemals hold gu fein. Dod) mte bis diefe Stunde fam ein Wind von Zeus, Kein Segel, das der Symplegaden Fels hindurd Helénen hierher fiihrte, dte mid) mordete, > Und Menelaos, dag fie meine Rade traf, Daß diefes Wults lohnte fiir das dortige, Wo mid) die Danaiden, einer Färſe gleid, Himoiirgten und mein eigner Vater Priefter war! Weh! Diefer Leiden bange Beit vergeff’ id nie, Wie oft zu meines Vaters Kinn id flehentlid Die Hind’ emporwarf und an feinen Knieen hing, 154 Iphigenia in Tauri. Und rief: „o Bater, einem unglüchkſeligen Brautfeſt entgegen führſt du mid: die Mutter ſtimmt Hodgeitsgefinge mit Mylene's Frauen an, Indeß Ou Hier mid) mordeft, und das game Hans Erſchallt von Fliten; aber uns gibſt Du den Tod! So war es Hades, dem Ou mid) alS Braut verlobt, Und nicht Achilleus, Thetis’ Sohn; gw blutigem Brautfefte hat mid) dein Geſpaun durch Trug entführt!“ Und id, dex Blick in zarte Schleier eingebiillt, Empfing den theuren Bruder mit auf meinem Arm, Der men dahin ijt, küßte nidjt der Schweſter Mund, Aus Sdham; zu Peleus’ Hauje wähnt' ich fortzuziehn, Und ſchob die Zärtlichkeiten all' auf andre Zeit Hinaus, als kehrt' id) wieder Herm im Argos' Land. © wenn du ftarbjt, Oreftes, adh! von weldem Gla Des BVaterhanjes ſchiedeſt du, von weldem Glück! Dod unjre Gotti tadl’ id) ob des Widerſinns, Sic, die Den Mann, der eines Ander Blut vergog, ) Der Leichen anrithrt oder Neugeborenes, Ausſchließt von ihrem Tempel, thn als Gräuel flieht, Lind ſelbſt der Menſchenopfer ſich, des Mordes freut. Nein, nimmermehr erzeugte ſolchen Aberwiz Die Braut Kronions, Leto! Darum adt’ ich's and 5 Als eitle Fabel, jenes Wahl des Tantalos, Daß Götter ſich an ſeines Sohnes Fleiſch ergözt, Wie dieſes Volk hier, weil es ſelbſt nad) Blute giert, Wohl eigne Schuld anf unſre Gottheit überträgt; Denn kein unſterblich Weſen dunkt mid) böſer Art. Der Chor. Erjte Strophe, 380 Bläuliches Meer, bläuliche, brandende Meeresenge, Iphigenia in Tauri. 155 Wo, von der Bremſe geftadelt, im Fluge fis Jo zum Euxeinosſtrudel von Argos herſchwang, Bu des aſiſchen Landes Gauen floh von Europe! | Wer find die Männer, die dem rohrumgriinter Strom, 385 Eurotas' Flut, entſchifft Und den heiligen Waffern Dirka’s, Gefommen, gekommen gum grauſen Lande, wo die hehre Jungfrau dex Altar Und ihr ſäulenumringtes Hans 890 Regt mit menſchlichem Blute? Erfte Gegenftrophe. Trieben fie wohl, rauſchende tannene Doppelruder Schwingend, durd wogende Fluten den ſchwimmenden Wagen, (im die Segel bliefen die Winde fdrwellend,) Um die Wette den Reichthum ihres Haufes gu mehren ? Denn fife Hoffming ift es, dte, den Sterbliden Bum Leid, fig nicht erſchöpft; Aus ziehn fie, das Glück gu gewinnen, Durdirren die Meere, beſuchen fremder Menſchen Stidte, Voll thörichten Wahns. 400 Harrſt du ſtill auf des Glückes Zeit, Ungerufen erſcheint es. Zweite Strophe. Wie den doppelten Fels hindurch, Wie drangen ſie durch des Phineus Schlafloſes Geſtade, 405 In Amphitrite's Wogenreich am Seeſtrand Mit den Wellen ringend, (Wo die fünfzig Töchter des Meer⸗ greiſes ſich mit Geſang Sn frohen Reigen ergehn, nr 39 156 SIphigenta im Tawri. 410 Bei ſegelſchwellendem Hand, Indeß am Stener das Ruder, Unthitig ruhend, erdröhnt, Waihrend fiidlider Wind Weht oder Zephyros’ Haud, Und zu Dem Eilande der Bögel, Ru dent weigen Geftad’, an Achilleus', Dest Memers, Bahnen fie tragt Auf Euxeinos' Gewäſſern? Zweite Gegenſtrophe. Daß dod) Helena, Leda's Rind, Auf anjerer Herrin Flehen, Bom Yande der TDroér Un diefes Ufer fame, damit fie, das Haupthaar Mit dem blut'gen Thaue Benest, ſtürbe von unjerer Herrin Händen entieclt, Daf gleiche Strafe jte büßt! Dod Maing’ am lieblichſten uns Die Botjdhaft, wenn von der Heimat, Aus Hellas käm' ein Pilot, Bom miihfeligen eww Der Knedhtidaft uns zu befrein. Könnt' ich die Wohnſtätte der Water Yudh muir un Traume betreten, Mid) ſüßer Lieder zu freu’n, Uller Glücklichen Wonne! Dod) ſiehe, da kommt, mit Feſſeln die Hand’ Umwunden, ein Paar, Schlachtopfer, bereit lir Der Göttin Altar: ihr Geliebten, verſtummt! Dort ſchreiten ſie ſchon, die Hellenen, geweiht Sphigenia in Lauri. 440 Der Unjterdliden, nahe dem Tempel. Kein Liigenberidht war's, welchen Der Hirt Uns eben gebradt. © Gewaltige, wenn dir wirklich gefällt, Was unjere Stadt ausridtet, fo nimm Dies Opfer mit Huld, das unjer Geſez Darbringt, den Hellenen cin Gräuel! Oreites und PBylades werden herbeigeführt. Aphigenia. Der Chor. Wohlan! — Der Göttin Brand ju wahren, jer vor Allem mir Die nächſte Sorge, Vogt der Wremden Hinde frei; Geweihte dürfen nimmermehr gebunden jeu. Nun geht hinein zum Tempel, ſorgt und ordnet an, Was hier zu thum vonnöthen, was die Sitte will (Die Tempelbiener ab,) jal Bert Weſangktnen! Uh! Wer ijt die Mutter, deren Schooß einſt euch gebar, Der Boater und die Schwefter, wenn end cine ward, Die, joldjes Bruderpaares, adh! beraubt, hinfort Dajteht verlafjen? Wer erkennt, dag ſein Geſchick Gin joldes jet wird? Was der Sitter Nath beſchließt, Im Finſtern ſchleicht es, Reiner fieht Unheil zuvor; Denn unſer Schickſal leitet uns in Dunkelheit. Bon wannen kommt ihr, jammervolle Fremdlinge? Auf langen Bahnen ſchifftet thr in dieſes Land, Und lang, der Heimat ferne, ſollt ihr drunten jew. Oreſtes. Warum bekllagſt du ſolches und betrübſt aud uns Bei dieſem drohenden Leide, wer du jeijt, o Frau? : 158 Sphigenia in Tauri, Nicht weife diinft mix wahritd, wer, zum Sterben reif, Durdh Jammern iberwinden will die Todeséfurcht, Nod wer ſich abhärmt, wenn der Tod ihm nabe trat, Und feine Hoffnung lendtet; denn zwiefaches Leid Uns Cinem ſchafft er, zeigt fid) thöricht ſchwach, und ftirdt Nidt minder. Rein, das Schidfal gehe ſeinen Gang! Uns darfſt du nicht beweinen; denn der Opfer Braud In dieſem Lande fermen und verftehen wir, Iphigenia. Wer unter end hier ijt es, Den fie Pylades Mit Namen nennen? Wiſſen möcht' ich das zuerſt. Oreſtes. Der, wenn dix dies zu wiſſen irgend Freude macht. Iphigenia. Und welche Stadt in Hellas nennt er Baterland? Oreſtes. Was aber frommt dir's, wenn du das vernimmſt, o Fran? Iphigenla. Seid ihr von Einer Mutter, ſeid thr Brüder wohl ? Oreſtes. Durch Liebe find wir's, aber nicht durch's Blut, o Fran, Iphigenio. Und welchen Namen legte dir dein Vater bei? Oreſtes. Mit rechtem Namen hießen wir Unſelige. Iphigenia. Nicht dieſes frag’ ich; rechne dies dem Schickſal gu. Oreſtes. Man kann mich nicht verhöhnen, ſterb' id namenlos, Spbhigenia in Taari. . | 159 Warum mir dies verfdjweigen? Hegſt da folden Stoly? Orelies. Mein Korper, nicht mein Name, foll. das Opfer ſein. Tpbigenia. ° 485 Und aud die Heimat nenuft du nicht, die dich gebar? Orefies: Nichts fronmrt ja mir dein Fragen, nun id flerben fol Spbigenia. — Dod dieſe Gunſt gu gönnen, was verhindert ich? > Des ſtolzen Argos rihm' ich mich als Vaterſtadt. Iphigenla. Bei Bens, in Wahrheit ſtammſt du, Freund, vow Argos ber? 490 Wohl, aus Mykenä, da8 vordem fo glitdlid war. Spbigenia. BVertrieh dein Volk did, oder weld ein andres Loos? Oreſtes. Nicht wollend, wollend floh ih, wie du's nennen magſt. Iphigenia. Nun, wirſt du mir wohl ſagen, was ich wiſſen will? Oreſtes. Das iſt von meinem Leide nur ein Nebenwerk. Iphigenia. 495 Erwünſcht in Wahrheit kameſt du von Argolis. Oreſtes. Für mid) gewiß nicht: ob für dich, dad fiehe felbft! Sphigenis. Wohl fennft du Troja, bas in Aller Munde ledt. 160 Iphigeniag it Tauri— Orejtes. ©) Hatt’ ich's niemals, aud) mr Traume nie geſehn! Iphigenia. Es ſei dahin, erzählt man, durch das Schwert zerſtört. Oreſtes. | Wohl iſt es alſo; was geſchehn, vernahmet ihr. Spigenia. Kam Helena wieder in Meneloos' Hans juriid ? Drejtes. Sie tam, gum Unglück eines memer Theuerſten. | Jphigenin. Wo weilt fie? Weer auch war fie Schuld an vielem Leid Oreſtes. Ru Sparta wohnt fie bei Dem frühern Ehgemahl. Sphigenia. Abſcheu fiir Hellas’ Sohne, nicht fiir mid allein! Oreſtes. Auch id empfand fie bitter, thre Buhlerei'n. Iphigenia. Ram Argos’ Heer nad Hauſe, wie verfiindet wird? Orejtes, Du fragit mit Einmal Alles mid in Cinem Wort. Sphigenia, Bevor du ftirbjt, erfithr’ ic) dieſes gerne mod), Drejtes. So frage, wenn dich's lüſtet; ic) will Mede ſtehn. Jphigenia. Ein Seher, Kalchas, fom er heim von Ilion? Oreſtes. Er ward getödtet, wie der Ruf in Argos ging. 515 520 Iphigenia in Tauri, 161 Spbigenia. Shin, große Gittin! Wie ergeht’s Lasrtes’ Sohn? Oreſtes. Noch kam er nicht nach Hauſe; doch man ſagt, er lebt. Iphigenia. Er ſterbe, komme nimmermehr in's Baterland! Oreftes. Kein Böſes wünſch' ihm; alles Ueble fam auf ifn. Iphigenia. Der Nereide Thetis Sohn, — lebt dieſer noch? Oreſtes. Nicht mehr. Vergebens hat ihn Aulis frei'n geſehn. Iphigenia. Ein trüglich Frei'n! So nennt es, wer betheiligt war. Oreſtes. Wer biſt du? Dir ſind Hellas' Dinge wohlbekannt. Iphigenia. Ich ſtamme dorther; noch ein Kind, verſchwand ich ſchon. Oreſtes. Recht haſt du denn, zu forſchen, wie's dort ſteht, o Frau. Iphigenia. Wie geht's dem Feldherrn, den man einſt als glücklich pries? Oreites. Wen? ener, Dew id) ferme, war kein Glücklicher. Spbhigenia. Ein Konig war's, Agamemnon, Atreus’ Gobu genannt. Orejtes. Brich ab von diefer Cake, Frau; id weiß es nidt. Sphigenia. Nein, bei den Göttern! Rede mir gum Croft, o Freund! Euripides v. Donner. UE. 3. Mal. 11 162 Sphigenia in Tauri. Drejtes, Todt iſt er, zog aud) Andre mit in feinen Tod. aphigenia. Todt? Welder Unfall traf ihn? Ich Unſelige! Orejtes. 530 Was feufgeft du davitber? War er div verwandt? Sphigenia. Ich ſeufze nur um feines Glückes alter Glanz. Orejtes. Graunvoller Todes fom er um durch Gattenband, Spbhigenia, © Thriinenwerthe, Mörderin und Gemordeter! Oreſtes. Nun ſchweige, bitt' ich, frage mid) nicht weiter mehr. Jphiqenia. Nur Eines; lebt des armen Mannes Gattin mod)? , Oreſtes. Nicht mehr; der Sohn erſchlug fie, Den jie ſelbſt gebar. Iphigenig. O Haus des Unglücks! Und warum erſchlug ev fie? Oreſtes. Des Vaters Tod zu rächen, gab ev thr den Tod, Iphigenia. Wie wader itbt er, was geredt und ſchändlich war! Orejtes. Dod) Gnade fand er troy dem Recht bei Gittern nicht. Iphigenia. Ließ Agamemnon med) ein andres Rind daheim? Orejtes. Elektra, ſeine Todjter, noch als einziges. 045 160 Sphigenta in Tauri, Iphigenia. Wie? Hort man nidts von jener, die geopfert ward? Oreftes. Nichts, als fie fet geftorben, nicht tm Lichte mebr. Iphigenia. Elend ſie ſelbſt und der Vater, der ſie mordete! Oreſtes. Sie fand um ſchnöden Weibes Dank dankloſen Tod. Iphigenia. Der Sohn des todten Vaters lebt in Argos noch? Oreſtes. Er lebt, in Elend, nirgendwo und überall. Iphigenia. Fahrt wohl, ihr Lügenträume! Nichts denn waret ihr. Oreſtes. Und auch die Götter, die der Menſch allweiſe nennt, Sind lügenhaft, beſchwingten Traumgebilden gleich. In Allem, ob es göttlich, ob es menſchlich ſei, Herrſcht viel Verwirrung; überall iſt Kummer nur. Wer, wohlbedächtig, auf Prophetenworte baut, Der endet, wie ihn endend weiß der Kundige. Der Chor. 1638 Wie geht’s nit uns? Was ward aus unjern Altern? Ag! Ah! Sind fie lebend? Sind fie todt? Wer fagt e8 uns? Spbigenia. BVernehmet! Eben famen wir auf einen Punt, Der euren Vortheil fördert und den meinigen, O Freunde. Gutes ſchafft fic wohl am beften fo, Wenn Allen Cine Cade frommt und wohlgefällt. Sh will did) retten: willft du dann gen Argos ziehn, Und eine Botidaft bringen an dte Meinen dort 11* 154 Sphigenia tn Tari. Auf einem Blatte, weldes ein Gefangner ſchrieb, Der, mid) bedanernd, wihnte, dag midt meine Hand’ == Den Mord verfdulde, ſondern dag Geſez und Brauch Ihn tödte, weil’s Der Gittin alfo recht erſchien? Sd hatte Niemand, der es melden fonnte, Heim Nad) Argos fehrend, und gevettet meinen Brief 570 Un einen metner Theuern überlieferte. Du mm, (Ou biſt ja, ſcheint mir, nicht unedler Art, Du fennft Mylenä, ferneft, die mir theuer find,) Zieh’ hin gerettet, nimm von mir fiir flüchtige Schriftzuge feinen ſchnöden Lohn, dein Leben, Hin. % Dod dieſer falle, weil das Volk mir fo gebeut, Wis Opfer unjrer Königin, getreunt von dir, Orejtes, Wohl jpradjeft Ou dies Wes bis auf Cing, o Frou: Dak er geopfert fterben ſoll, betviibt mich ſchwer Ich bin's ja, der im ſeinem Schiffe führt das Lewd, Und Ddiejer zog um meiner Mühſal willen mit. Drum wir’ es unrecht, wollt’ id Dank durd ſeinen Tod Für mich gewinnen, und mich felbft aus Noth befrein. Nein, jo geſcheh' e8: dieſem übergih den Brief; Er fordert ihn nad) Argos, gam nad deinem Wunfdy: » Uns aber tidte, wer da will! Die grifte Schmach Iſt wahrlich, wenn man Freunde ſtürzt ut Ungemad, Sid jelbjt ervettet. Dieſer ijt mein edler Freund, Und wie mir felber, wünſch' id) ihm der Sonne Licht. Iphigenia. Erhabne Secle! Hohem Stamme bift du wohl 590 Entſproſſen, wie ou redlid) Freund der Freunde bift! © wire der ein Solder, der al Bruder mir Allein geblicben! Denn aud) iG, o Freunde, bin Sphigenia in Taurt 163 Nicht ohne Bruder, fieht ihn aud mein Auge nicht. Dod, ift es fo dein Wille, fend’ ich dieſen fort, 595 Den Brief gu bringen, und du ftirbft. Grok ift fie, tvawn, Die Liebe, die did) gegen dieſen Freund befeelt. Oreftes. Wer wird mig opfern und beftehn das graufe Wert? Iphigenia. Ich; denn die Göttin legte dies Geſchäft mir auf. Oreftes. Cin traurig Amt, o Madden, und fein glidlides. Iphigenia. 600 Mich zwingt ein fremder Wille, dem ich folgen muß. OCreftes. Selbft opfern willft du mit dem Schwert, das Weib den Mann ? Iphigenia. Nein; deine Locken weih' td) nur befprengend ein. Orejtes. Wer ſchwingt den Mordftahl, wenn id) dieſes fragen darf? Iphigenia. Sm Tempel hier find, welchen dies obliegt zu thun. Oreſtes. 605 Und wenn ich todt bin, welches Grab empfängt mich dann? Iphigenia. Ein heilig Feuer drinnen und ein Felſenſchlund. Oreſtes. O daß der Schweſter Hände mich beſtatteten! Iphigenia. Vergeblich, Armer, wer du ſeiſt, war dieſer Wunſch; Denn ferne wohnt ſie, ferne vom Barbarenland. 610 Indeß auch ich will, weil du ſtammſt ans Argolis, 166 Sphigenia in Dawrt. Dir Nichts verweigern, was id) dir gewähren fom. Denn viel des Schmuckes leg’ id dir in deine Gruft, Mit braunem Oel befprengen will id deinen Leib, lind gelben Saft dir, dew die Vien’ aus Blumen jog, 5 Die Bergesfreundin, auf den Scheiterhaufen ftrewn. Nun geh' id, dir das Sehreiben aus dem Heiligthum Au holen: dod) verbanne jeden Groll auf mid, Bewadt fie, TempelDdiener, laßt fie feſſellos. Wohl unverhoffte Kunde fend’ id) einem Freund, Der mir vor Allen thener ift, in Argos’ Yand; Denn die er todt glaubt, neunt mein Blatt alé lebend thm, Und regt in ihm unzweifelhafte Wonnen auf. (ab im ben Tempel Der Chor. © wie beflag’ id) did), wie fehr, daß mut bald Des Weihwaffers Flut dei Haupt blutig nezt! Drejtes. Klagt nicht wm diefes; freuet ed, o Freundinnen! Der Chor, Dod) did), Diingling, dein Geſchick preij’ ich hod: Du kehrſt wiederum zur Heimat zurück! Pylades. © bittrer Schmerz dem Freunde, ſtirbt der Freund dahin! Erſter Halbchor. Weh, unſelige Heimfaährt! Weh, du biſt des Todes Raub! Zweiter Halbchor. Wer wird des Todes? Denn ſtets irrt mir nod) zweifelnd umber der Geiſt, Wen id) zuvor beflage, did) oder did, Iphigenia in Tauri. 167 Oreijtes. Mein Pylades, bei’m Himmel, dentſt du gleid) mit mir? Pylades. 635 Weiß uidt, Ou fragſt mid, was wh div nicht ſagen form. Orejtes, Wer ijt die Jungfrau? Wie beforgt wm Hellas’ Bolf Sie mid nad) fermen Kämpfen frag vor lion, Nad feiner Heimfehr, nad dem vogelfundigen Kaldas und Peleus’ Sohne! Wie beklagte fie Des Agamemnon trauvig Yoos, wie forjdte fie Mad feinem Weih und Kindern! Dieſe Fremde ftanunt Gewiß von dort, aud Argos; fonft beftellte fie Wohl nie dad Sdhreiben, fragte nicht nad) Allem fo, Wis ob es ihr wohl ginge, geht es Argos wohl, Pylades. & Du kamſt um etwas mir zuvor, und ſagteſt, was Ich ſagen wollte; doch das Loos der Könige Kennt Seder, der mit Menſchen aufmerfjam verkehrt. Indeß beſchäftigt meinen Geiſt cin Andres nod. Oreſtes. Was? Offenbar' es, und Ow wirſt es flarer ſehn. Pylades, Sdmad ijt es mix, gu Leben, fandeft Du Den Tod. Wit div ja ſchifft' id, ſterben muß id aud) nit dtr, Denn feige werd’ id) heißen und ruchlos zugleich Sn Argos und der Pholer fAludtenreidem Yond, Und alle Welt wähnt, Henn die Welt iſt böſe ja) Sd habe, did) verlafjiend, nur mid felbjt nad) Hous Gerettet, oder, weil ja {don dein Haus erlag, Dir Tod bereitet, liiftern mur nod deinem Thron, Dag id) den Shay gewönne mit der Schweſter Hand, 168 Sphigenta in Tauri. Das, Freund, beforg’ ih, und mit Scham erfiillt es mids Ich foun midt anders, fterben muß id), dir vereint, Mit dir geopfert werden und in Glut verbrannt, Dein Freund im wahrſten Sinne, dem vor Tadel graut. Drejtes. O fprid) bedadtjam! Tragen muß id mein Geſchick, Und will für einfad) Leiden nicht ein doppeltes. 5 Denn was Du traurig nannteft und von Schmach erfüllt, Das trifft ja mid) and, opfr' id) did), der meine Noth Mitleidet. Denn mid) ſchmerzt es nidt, jo heimgeſucht, Wie id, vom Zorn der Götter, aus der Welt zu qehne Dir ladt das Glück, wnd lauter, ohne Flecken, iſt Dein Hans, das meine frevelvoll und ſegenlos Und wirft Du nun gerettet, blüh'n dir Rinder auf Bon meiner Schweſter, welde dir id) anvermählt; Mein Name wird dann leben, und nicht Finderlos Erlöſchen wird mei viterlihes Haus hinfort. Drum jiehe hin und lebe, wohn’ im Vaterhans! Dod wann du fommit nad Hellas und in's Roſſeland Bon Argos, Dann, bei diejer Rechten fleh' ich dir, Erbau' ein Grabmal, rite mir Denkſäulen auf, Und Lockenhaar und Thränen ſoll die Schweſter weihn. Verkünde, wie durch eine Mykenäerin Ich hier ein blutig Opfer am Altare fiel. Und meine Schweſter, o verlaß ſie nimmermehr, Wenn Stamm und Haus des Vaters du verödet ſchauſt. Nun lebe wohl! Did fand ih meinen treuſten Freund, Mein trauter Jagdgeführte, der mit mir erwuchs, Und der ſo viele Laſten trug von meinem Leid! Mir log Apollon, er, der ſchickſallundige, Und trieb mich trugvoll fern hinaus von Hellas’ Bolt, 690 6095 700 705 w 710 Sphigenia in Tauri. 169 Von Shani erfiillt um feinen erſten Seherfprud. Ihm gang mid übergebend und anf fein Gebot Die Mutter mordend, fall’ id) felbft des Todes Raub. Pylades. Dir foll ein Grabmal werden, und die Schweſter will Sh wie verlaffen; denn du wirft, Unglücklicher, Sm Tode mir nod theurer, als im Leben, fein. Dod hat der Sprud de8 Gottes dir den Untergang Nod nidt bereitet, ftehft du gleid dem Tode nab. Nein! Ewig, ewig feben wir das gréfte Leid Den größten Wedjel dulden, wenn's das Sdidfal fügt. Oreftes. O fdweige: nidts mehr frommen fann mir Phöbos Wort; Denn aus dem Herligthume tritt die Priefterin. Iphigenia. (zu den Tempeldienern) Entfernet ihr euch, ordnet an im Heiligthum, Was jie bedürfen, die dea Opferdienſt vollziehn. (dte Manner gehen ab.) Mein vielgefaltet Schreiben, jeht, o Yremdlinge, Mier ift e8; aber was id mun mod weiter will, Vernehmt. Cin Andrer ift der Menſch im Ungemad, Gin Andrer, wann ev ftatt der Furdht Vertraun gewann. Co mup id fürchten: fehrt ex Hem vom Taurerland, Der diefen Brief nad) Argos überbringen foll, So wird er midt mehr adten, was id ihm befabl. Oreftes. Was alfo willft du? Was bedngftet did) fo fehr? Iphigenia. Er fol mix ſchwören, dieſen Brief in Argos’ Land Dem Freund gu bringen, weldem id) ihn fenden will. 170 Sphigenta in Tauri. DOrejtes. Und ſchwörſt du dann ihm einen Gegenſchwur dafiir? | Iphigenia. Was ihm zu thun, ſprich, oder was ihm nicht yu thu? Orejtes, Shu lebend fortyujenden aus dem fremden Land. Iphigenia, Natürlich: wie Denn könnt' ev fonft aud) Bote fein? Oreſtes. Wird aud des Landes Herrſcher Dies Dir gugeftehu? Sphigenia. Ich überred' ihn; ſelbſt geleit’ id den gum Schiff. {anf PBylades deutend Drejtes. (ju Pylabdes) So fdwire: (Ant Bohigenia) Du fprid) einen frommen Gid thin vor. JIphigenia. Sprich denn: „ich überbringe deinem Freund den Brief.” Pylades. Ich überbringe dieſen Brief an deinen Freund. Iphigenia. Und ich errette durch die ſchwarzen Felſen dich. Pylades, Bei weldher Gotthert ſchwörſt du, dies Hetriftigend? Spbhigenia. Pei Tauri's Gittin, der id) dien’ als PBriefterin. Pylades. Sd bei des Himmels höchſtem Herrn, dem großen Zeus. Iphigenia. Und went du Mteineid ſchwörſt, an mix zum Frevler witht? Iphigenia in Tauri. 171 Pylades. Nie mig’ ih Donn Heimfehren! Dod) — bridjt du der Eid —? Iphigenia. So fez’ id) lebend nie den Fug in Wrgos’ Youd! Poylades. Bernimm nod Cines, was ih unbeadtet lief. Iphigenia. Nichts fommt zur Ungeit, wenn es etwas Gutes ijt. Pylades. Nimm dieſen Fall aus; wenn dem Schiff ein Leid geſchieht, Und ſamt der Ladung dieſen Brief der Wogenſturz Berſchlingt, und id) das bloße Leben rettete, Dak dawn der Eidſchwur flirder midt mehr gelten foll. Iphigenia. Nun, was id than will — Mandes trifft fid) mandes- mal —: Was dieſes Briefes Falte birgt, eröffn' id) dir In Worter Ales, meinem Freund es kundzuthun. Denn alſo gehu wir fider. Retteft du die Schrift, Selbft offenbart fie ſchweigend, was id ihr vertraut; Dod wenn das Schreiben untergeht im Meeresgrund, Dann, did) ervettend, rettejt du mein Wort im dir. Pylades. Schön ſorgſt du für die Götter und für mich zugleich. Doch ſprich, an wen ich dieſen Brief in Argos' Land Beſtellen, was ich ſagen ſoll auf dein Gebot. Iphigenia. 745 Berkünd' Orefter, Agamemnons edlem Sohn: „Sie, die vor Anlis unterging, Iphigenia, Die dort fiir todt gilt, dieſe lebt und fendet died,” 172 Iphigenia in Tanti. Oreſtes. Wo weilt fie? Ram fie wieder ans des Todes Nadi? Iphigenia. Hier, Die du fieheft; aber unterbrid) mid) mid. „O vette mid) nad) Argos, eh’ ich fterbe bier, Vom Fremdlingslande, Bruder, Heim vom Opferherd Der Artemis, auf dem ih Fremde ſchlachten mug.“ Orejtes. Was jag’ ih, Freund? Wo find wir? Wo gerieth id hin? Iphigenia. „Wo nicht, jo ruf' id) Fluch Herab anf dein Geſchlecht, Oreſtes!“ Merfe den Namen, zweimal nannt' ich thi. Pylades. ©) Götter! Iphigenia. Rufſt du meinethalb die Götter an? Pylades. Nein. Ende! Meine Gedanken waren anderswo, Sphigqenia. Sprid, dag die Gittin Artemis an meiner Statt Gejandt die Hindin, die Der Bater opferte, 0 Im Wahn, ex zücke wider mid) den ſcharfen Stahl, lind dag fie rettend mich entrückt in dieſes Yond. Das ift dex Inhalt meiner Schrift, das ift der Brief. Pylades. Du, die mit leichtem Sdwure mid umwunden hat, Um ſchönſten felbft geſchworen, linger ſäum' id) nicht, Und will beftellen, was der Eidſchwur mir gebent, Da fieh, das Sdhreiben bring’ ich, übergeb' wh dir, Oreftes, das Hier deine Schweſter dir geſandt. Sphigenia in Tauri. 178 Oreftes. Sh nehm’ e8; dod bei Seite laff’ ich nun die Schrift, Und nicht aus todten Worten ſchöpf' id meine Luft. 770 O Schwefter, liebftes Leben, fo beftitrgt id bin, So fling’ id dod ungléubig meinen Acm unr did, Und juble, da mir wunderbare Runde ward. Der SHor. Verwegen, Freund, berithrft du diefe Priefterin, Umſchlingſt ihr beilig rein Gewand mit deinem Arm. Oreſtes. 775 O meine Schweſter, die von Einem Vater ſtammt, Von Agamemnon, wende dich nicht ab von mir! Du haſt den Bruder, den du nie zu ſehn gehofft. Iphigenia. In dir ich meinen Bruder? Schweigſt du nicht ſogleich? Oft iſt er wohl in Argos, oft in Nauplia. Oreſtes. 780 Dort ijt er nicht, dein Bruder, Unglticfelige. Spbhigenia. Du bift der Tyndaride Sohn, der Sparterin? Oreftes. , Und aud) vow Pelops’ Enkelſohne ftanum’ id ber. Iphigenia. Was fagft du? Haft du deffen mir etn Unterpfand? Oreftes. Wohl; frage mid von unferm BVaterhaufe nur. Sphigenia. 785 Dir emt eS denn yu reden, und zu hören mir. Oreftes. So fag’ id erften8, was Cleftra mir vertraut — 174 Iphigenia in Tauri, Iphigenia. Bald hir' id ohne Fragen, was unglanblid it. Oreſtes. Den Swift des Atreus und Thyeſtes kennſt du dod? Iphigenia. Ich hörte, Dag er ſich entſpann um's goldne Lamm. Oreſtes. 90 Auf ſchön Gewebe ſtickteſt du's, wohl weißt du's nod? Iphigenia. O Viebſter, nah zu meinem Herzen drängſt du dich. Oreſtes. Gin Bild, gewoben, ſtellte dar der Gonne Flucht“ Jphigenia. Auch dies Gebilde wob id) einſt mit feinem Morn. Oreſtes. Badwaſſer gab dic Mutter dir gen Aulis mit, Iphigenia. Ich weiß; der edlen Che Bund verlangte dred. Orejtes. Dann fandteft du der Mutter aud dein Haar jurtid, Iphigenia. Rum Angedenken fiir die Gruft an meiner Statt. Oreſtes. Sd nenne mur als Zeichen, was id) ſelbſt geſehn: Pelops', des Ahnherru, alten Speer im Vaterhaus, Den mächtig ſchwingend er gewann Hippodamen, Das Madden Piſa's, nad) dem Fall Oenomaos’; In Deinem Fran'ngemade liegt ex anfberwahrt. 810 820 Sphigenia in Tauri. 175 | Sybigenia. Mein Liebfter, und nidts Andres, deun das bift ou ja, Ich habe did, Oreftes, did, 5 Der du vom Heimatland, Liebfter, von Argos famft! DOreftes. : Ich habe did, die Todte, wie die Sage wähnt. Thrinen der Wehmuth fieh, Wonne gu Letd gefellt, Dein Augenlid benezen, wie das meinige! Iphigenia. Da, da liek ih did), rubend tm Arme der Pflegerin, nod) ein zart fallendes Kind, dabeim, Did, mehr beglitdt, als unfre Sprache fagen fann. Dod nun? Mehr als wunderbar, (feine Sprade nennt's, fiel dein Loos. Orejtes. O mögen wir verbunden fortan glücklich fein! Spbigenta. Mir ward ungeboffte Luft, Freundinnen! 5 Ich fürchte, daß er himmelan aus meinem Arm Sih auffhwingend fliebt. Hört's, ihr Kyflopenberde, du mykeniſche Heimat, theure Stadt! Dank für ſein Leben, Dank, daß du mir ihn erzogſt, Ja, daß du den Bruder heran mir erzogſt, Ein Licht unſerm Haus! Oreſtes. Nach unſrer Abkunft, Schweſter, ſind wir glücklich; doch Zum Leide führten Götter uns in's Leben ein. Iphigenia. Weh, ich erfuhr es, als mir anf den Maden dort Grauſamen Sinnes mein Vater das Eiſen ſchwang — 176 Sphigenta in Tauri Drejtes, Ach, ad! Entfernt aud, wähn' id) Dod) did) dort zu fel. Iphigenia. Da man, o Bruder, mid ohn’ Hymenien dort Bu des Achilleus Relt trüglich als Brout gefiihrt; Bei dem Altar erſcholl Weinen und Klageruf. Wehe dort der Opferfiut! Oreſtes. Auch ich beklage, was der Vater frevelte. Jphiqenin. Cin grauſam Harter Bater ward uns; Leiden keimt' aus Leiden auf. Orejtes. Wohl, wenn du deinen Bruder, Arme, mordeteft Durd ein feindlich Gotterloos! Iphigenia. Grauſes erkühnt' id Elende mid), graujer That, graujer that, Wel mit! Entflohn wärſt du kaum ruchloſem Untergang, Bruder, von meinen Händen graunvoll erwürgt. Welches Ende folgt auf dieſes? Welches Schickſal wird mein Loos ſein? Was ſinn' ich dir aus, auf welchem Pfad ſend' ich dich Bon hier, frei von Tod, in's Land Argos heim, Eh’ hier dein Leben dem Stahle verfallt ? Das, das ift es, o armes Herz, Was ou mir ausſpähn mußt, Ob du qu Vande, nicht im Schiffe, Ob du mit eilendem Fuß Did gibſt in dor Tod, wenn du Stämme der Fremden 850 855 860 865 870) Sphigenia in Tauri. 177 Und unwegſame Wege durdgiehft; durch fyanifde Felfen, Den Engpaß hindurd, dehnt fitr die Fludt fig, tran, Der Mteerpfad gu weit. Sh Arme, id Arme! Wer, ob es ein Gott, ob es etn Sterblider fei, Welch glitdlider Zufall Entwirrt den verworrenen Pfad, Zeigt uns, die nod allein leben von Atreus’ Stamm, Aus Noth Rettung an? Der Chor. Dies Wunderbare, dieſes Unausſprechliche, Ich ſah es ſelber, hört' es nicht aus Andrer Mund. Pylades. Daß Freunde, wenn ſie Freunde plözlich wiederſehn, Sich froh umarmen, das, Oreſtes, ziemt ſich wohl; Doch nun die Klage laſſend, komm auf jenes auch, Wie wir der Rettung hohes Werk mit hohem Ruhm Sofort beſtehend, aus dem Fremdlingsland entfliehn. Denn weiſe Männer trachten nicht nach andrer Luſt, Das Glück verſäumend, wenn die Zeit zur That erſchien. Oreſtes. Ganz wohl geſprochen! Doch das Schickſal ſorgt mit uns Für dieſes, hoff' ich; biſt du wohlbereit zur That, Erringt die Gottheit über andre Macht den Sieg. Iphigenia. Nichts hemmt mid) weiter, oder Halt mein Wort zurück, RBuvor ju fragen, weld) cin Loos des Lebens ihr, Gleftren, wurde; das vor Allem Hirt’ id) gern. Oreſtes. Vermählt mit dieſem, lebt ſie froh das Leben hin. Euripides v. Donner. II. 3. Mf. 12 178 Iphigenia in Tauri. Iphigenia. Und der, woher ift Ddiejer, wer und weſſen Sobn? Orejtes. 875 Sein Vater nennt fid) Strophios im Bhoferland, Yphiqenia. So war’ er Atrens’ Todterjoln und mir verwandt? » Orejtes, Geſchwiſterkind, mein einzig trenbewahrter Freund, Iphigenia. Gr lebte nod) nicht, als Der Vater mid erſchlug. Oreſtes. Nein; Strophios war lange Jahre kinderlos. Sphigenia. 880 Set mir gegrüßt, o meiner Schweſter Ehgemahl! Drejtes. Und night Verwandter it er mur, mein Netter aud! Iphigenia. Dod das au thun der Mutter, wie vermodteft du's? Drejtes. © ſtill davon: th rüchte meines Boaters Tod. Iphigenia. Dod) welder Grund war's, daß ihr Arm den Gatten jhlug? | Oreſtes. 885 Lak dod) die Mutter; dir ja frommt die Kunde nicht. Tphigenia. So f{dweig’ th. Argos’ Birger ſehn jegt wohl anf did? Oreſtes. Menelaos herrſcht; ih irre flüchtig anger Lands. Iphigenia. Hat dod) der Obeim nicht verhihut des Hauſes Moth? 90 95 00 10 Sphigenia in Tauri. 179 | DOreftes. Nein; Sdreden vor den Erinnen trieben mid hinaus. Spbigenia. Defwegen hieß es, daß du rafteft bier am Strand, Oreftes. Man fah mid) hente nicht guerft in diefer Qual. Svbigenia. Der Mutter wegen quälten did die Gattinnen. Oreftes. Sie fagten mid mit bluterfülltem Schlangenmund. Spbigenia. Was trugft du denn gu diefem Lande deinen Schritt? Oreftes. Gehorfam Phöbos' Gitterwort, erſchien id bier. Spbhigenia. Bu weldem Bwede? Sagſt du's oder ſchweigſt du mir? Oreftes. ) Ich fag’ e8; vieler Leiden Oiuelle ward es mir. Naddem mein Arm der Mutter Gräuelthat geridt, Von der id) ſchweige, trieberr mid) verfolgende Crinnen flüchtig auger Lands, bis Loxias’ Orakel endlid) nad) Athen mid) geben hieß, Bu büßen bier den namenlofen Gattinnen Vor jenem hohen Ridterftubl, den Reus vordem Für Ares ſezte, weil er fid) dure Mord entweiht. Dort, als id hinkam, ſchloß fein Freund die Pforten mir Willfahrig auf, als einem gottverbaften Mann; Und, die fid) ſchämten, retdten mir anf eignem Tiſch Die Gaftgefdenfe, wenn fie fon Cin Haus umſchloß, Und fagen ſchweigend, daß aud) ich verftununt’ und ſcheu Von ihrem Mable feinen Theil miv forderte; 12* 180 Sphiqenta in Tauri. Su eignen Bedher fiillten fie des Weines Maß Für Jeden gleid und tranfer alle wohlgemuth; Und id), gu ſchelten wagt' id) Dod) Die Freunde nicht, Yitt Schmerz im Stillen, jftellte mid), als ahnt' id) michte, > Und feufgte ſchwer anf, weil i Muttermörder war, Num hor’ id), daß mein Mißgeſchick im Bolf Wthens Ein Feſt veranlagt, und die Sutte nod bejteht, Dak Gießgefäße Ballas’ Volk in Ehren halt. Als wh gum Wreshiigel fom und vor Gericht Mid) ftellte, nahm id) jelber ein den einen Siz, Den ander nahm oder Eumeniden älteſte. Und als man nud vernommen um den. Dluttermord, Da jprad mid Phöbos' Zeugniß los; and) wurde mir Durd Pallas’ Hand geordnet gleiche Stimmenzahl, Und fiegend trat id ans dem Blutgeridt hervor. Um Ort des Unheils wählten ſich cin Heiligthum Die Eumeniden, die der Sprad befriedigte; Dod jene, welden nicht genehm der Spruch erſchien, Verfolgten frets in ruheloſem Laufe mid), Bis ih im Phobos’ heilig Yand von neuem fam, Und vor dem Altar hingeftredt, der Speije mid Enthaltend, dort das Leben mix zu nehmen ſchwur, Wein Phobos, mein Berderber, mic) nidjt vettete. Da ſcholl Apollons hehrer Sprud) vom goldenen 5 Dreifug, mid) hierher jendend, wm in's Yand Athens Das Bild hinwegzuführen, da8 vom Himmel fiel. So Hilf die Rettung, die der Gott mir zugedacht, Uns miterringen; ranben wir das Gottesbild, So flieht der Wahnſinn meinen Geift, id) bringe did Bum Argosland un ruderreiden Schiff zurück Denn du, o trautes Schweſterhaupt, Geliebteſte, 945 960 Iphigenia in Tauri. 181] Sei Shug dem Vaterhaufe, fei mix Retterin; Denn all mein Glück und unfers Hauſes Glück gerrinnt, Wen nicht der Gattin Himmelsbild uns eigen wird. Der Chor. Cin fhwerer Born der Götter brad entbrannt herein, Und treibt in Noth der Tantaliden Stamm umber. Iphigenia. Bevor du hierher fameft, war fdon mein Eutſchluß, Bu gehn nad Argos, und, o Bruder, did gu febu. SG will, was du willft: did befrein aus deiner Noth, Und bod aus Leid aujridten unfrer Ahnen Hans, Und mdt dem Mörder groflen, dex mid opferte. Bon deinem Blute halt’ id) fo die Hinde rein, Und vette meiner Biter Haus; dod Artemis, Wie täuſch' id) diefe, wie den König, wann ex leer Den Mtarmor findet, welder tragt das Gottesbild? Wie dann dem Tod entrimen? Was entfduldigt mid? Zwar wenn ef dir in einer eingigen That gelingt, Das Bild hinwegzuführen und an SGdiffes Bord Mich felbft, es wire wabrlid fhin, dad Wageftiie. Loh, mug id Hiervon laffen, ift mein Tod gewiß; Du kehrſt nad Haufe, wenn du wohl dein Werk beftellt. Nein, did) gu retten, fiirdt’ i Nigts, und muß id and Den Tod erdulden;, ftirbt ein Mann vom Haufe weg, Schwer ift die Trauer; dod) eit Weib wird ſchwach vermift. Oreftes 5 Ich möchte nicht Dein Mörder umd der Mutter ſein; Ihr Blut genüge! Dir vereint zu leben, iſt Mein Wunſch, und' ſterbend gleiches Loos zu theilen auch. Ich gehe, wenn mich mein Geſchick nicht hier ereilt, Mit dir nad Argos, pder ſterb' ih Hier mit div. 132 Sphigenia tn Tauri. 970 Bernimm die Griinde: wenn die That der Artemis Zuwider wire, wie gebdte Phöbos mir, Das Bild in Pallas’ hohe Stadt gu bringen und Dein Angeſicht ju ſchauen? Wenn is alles dies Zuſammennehme, hoff’ ich froh die Wiederfehr. Jphigenia. Wie wird es möglich, dag wir uns Dem Tod" entziehn Und unfer Biel erreichen? Denn hieran allein Mag unſre Heismfehr ſcheitern; th bin gern beret. Oreſtes. Den Herrn des Landes, könnten wir ihn morden wohl? Iphigenia. Der Fremdling morden ſeinen Wirth — ein grauſes Wort! Oreſtes. Dod wenn es rettet did) und nnd, fo ſei's gewagt. Iphigenia. Ich fonn es nicht; Dod) Lobe muß id) deiner Muth., Oreſtes. Wie, wenn Ou hier im Tempel mich geheim verbärgſt? Iphigenia, Dag wir die Nacht erwarten und von dannen fliehn’? Oreſtes. Nacht iſt der Diebe Freundin, Wahrheit liebt das Licht. Iphigenia. 985 Die Tempelwad’ ift innen, dev wir nicht entgehn. Orestes, Weh mir! Berloven find wir! Whe entrimmen wir? Sphigenia. Jd habe, diintt mir, etwas Newnes ausgedacht. Oreſtes. Und was denn? Laß mich hören, daß aud id es weiß. Iphigenia in Tauri. 183 Iphigenia. Als kluger Vorwand diene mir dein Seelenleid. Oreſtes. 990 Im Rantefpinnen find die Frau'n dod gar geſchickt. Spbigenia. Als Muttermörder fldhft du, fag’ ih, Argos’ Land — Oreftes. Benüze mer mein Leiden, wenn dir's frommen mag. Iphigenia. Ein Gräuel wär' es, fieleſt du der Artemis — Oreſtes. Um welches Grundes willen? Doch ich ahne ſchon. Iphigenla. 995 Befleckt mit Blutſchuld: denn das Reine tödt' ich nur. | Creftes. ‘Warum erleidhtert diefe Lift des Bildes Raub? Spbhigenia. Ich woll’ in Meeresfluten did) entfiindigen. Orejtes. Das Bild, um das wir famen, ift im Tempel nod. Iphigenia. Auch dieſes woll' ich waſchen, weil du's angerührt. Oreſtes. 1000 Wo das? Du meinſt wohl, wo die Flut das Land beſpült? Iphigenia. Dort, wo dein Schiff an flächſenen Ankertauen ruht. Oreſtes. Trägſt du das Bildniß, oder trägt's ein Anderer? Iphigenia. Ich; denn es anzurühren iſt nur mir erlaubt. 184 Sphigenta in Tauri. Oreſtes Dod welche Stellung geben wir dem Pylades? Iphigenia. Die gleiche Blutſchuld Haft’ an ihm, erfliren wir. Oreſtes. Geſchieht es heimlich, oder weiß Der Fürſt Darwm ? Iphigenia. Jd) überred' ihn; denn verborgen blieb’ es nicht. Oreſtes. Nun, fertig harrt des Schiffes raſcher Ruderſchlag. Iphigenia, Du mupt bejorgt fein, daß das Andre wohlgelingt. Oreſtes. 1010 Eins thut allein noth: dieſer Frau'n Verſchwiegenheit. Erfind ein überredend Wort, beſchwöre ſie; Denn, traun, die Kraft zu rühren wohnt den Frauen Bei, Das Andre fügt ſich alles dann vielleicht nach Wunſch. Iphigenſa. Auf euch, geliebte Frauen, wend’ id meinen Blich, Auf end) allein beruht es, ob ich glücklich fein, Ob elend ſein ſoll und beraubt des Vaterlands, Des Bruders und der Schweſter, meiner Theuerſten. Und dieſes fet vor Allem meines Worts Beginn; Wohl ſind wir Frauen, Eine will der Andern wohl; Was uns gemein iſt, wahren wir mit treuem Sinn. So ſeid verſchwiegen und gewährt hülfreiche Hand Bur Flucht! Des Ruhmes würdig iſt ein treuer Mund. Ihr ſehet: Ein Loos wartet auf drei Liebende, Heimkehr in's väterliche Land, ad! oder Tod. Gerettet rett' id), dag aud) du mein Schichſal theilſt, Auch dich nach Hellas. Bei der Rechten fleh' ich denn, Iphigenia in Tauri. 185 Dir fleh’ ih, div aud, bet der Holden Wange bir, Bei dieſen Knie’n und deines Hauſes Thenerftem, Bei Mutter, Vater, Kindern, wenn du Kinder Haft! 1030 Was meint ihr? Welde will es, welche weigert es? O ſprecht! Berfagt ihr meinem Wort die Villigung, Bin ich dahin, mein armer Bruder ift dabin. Der Chor. Geliebte Herrin, fet getroft und rette did; Denn traun, vor mir wird Alles, was du mir gebentft, 1035 Getreu verfdwiegen; zeuge mir der groge Bens! Spbigenia. Dant end für diefe Worte, mögt ihr glitdlid fein! (Bu Pylades und Oreftes.) Dein Werk, und deines, ift es nun, hineinzugehn Bum Tempel: bald erfdeint ja diefes Landes Herr, Ru forſchen, ob das Opfer ſchon vollendet fet. (Dte Ungeredeten geen in den Tempel.) 1040 Erhabne Göttin, die du mid vor Aulis' Budt Aus meines Vaters Mörderhand erretteteft, Errette nun aud mid und fie, dak Phöbos' Wort Den Menfden deinetwegen nidt als Lüge gilt! Auf, wandre Huldvoll aus dem Land der Fremodlinge 1045 Zur Stadt Athene’s! Hier gu wohnen ziemt dir nid, Dir, die der Pallas Segensland bewohnen fann. (Ete gehen in den Tempel.) Der Chor. Erſte Strophe. Vogel, der du bei felfigen Meeranhöhen, o Halfyon, ° Klagſt in traurigem Liede, 1050 Yeidt gu verfteh’n dem Rerftindigen, daf 186 Sphigenia in Tanri, Du den Gemahl im Gejange ftets berweinft! Dir vergleidbar im Yeid bin 1, Rein gefliigelter Singer; Mid verlangt es nad Hellas, zur 1055 Urtemis, der Kreiſenden Schuz, Die bei dem kynthiſchen Hügel wohnt, an Palmbäumen mit zartem Laub, Schönblühendem Lorbeer und Heiligem, dunklem Sproſſe des Oelbaums, 1060 Wo Leto die Beiden gebar, Längs dem See, der wirbelnd die Flut Hinvollt, wo der gejangesreide Schwan feiert die Muſen. Srfte Gegenftrophe. O reidftrimende Thranen, die 1065 Meine Wangen bethauten einft, Als die Burger der Hermat Stiirgten und id) in Die Schiffe mid ſchwang, Und von dem Ruder und Speer des Feindes eveilt, Und um goldenen Lohn verfanft, 1070 Zog in's Yond der Barbaren, Wo der hirſchedurchbohrenden Artemis Holde Briejterin, Wo mir gebeut Agamemnons Todter Am opferretden Altar! Ich preiſe glidlid den Mann, Der ftets elend war; er ermattet Nicht in dem Veid, mit Dem ev erwuchs. Holder Glücksſtern wandelt fid oft; Uber nad gliidliden Tagen Unglück — 1080 Schwer drückt es die Menſchen. Or —) on an Sphigenia in Tauri. 187 Bweite Strophe. Dod, erhabene Herrin, did Trägt ein argiſches Schiff zur Heimat; Laut ertint das fiinftlide Rohr Des bergliebenden Pan, und ruft Seeruderndem Volk zur Fabrt. Aud der Seher Phobos erjdeint, Rauſcht in die Satten der Lyra, ftimmt Lieder an, und geleitet did Wohl in Atthis’ glangendes Land. Dod mich laffeft du Hier zurück, Flieheſt mit raufdendem Riel, und es breiten ſich aus in den Lüften die Segel, und flattern an Tau'n, von dem Spiegel zum Buge; raſch Theilt das Schiff die Wogen. Zweite Gegenſtrophe. Könnt' ich die ſtrahlende Rennbahn ziehn, Wo die flammende Sonne hinwallt, Daß ich heimwärts flöge den Flug, Und dann über dem heimiſchen Dach hemmte der Flügel Schwung! Ständ' ich dort in den Reigen, wo Ich, von den Edeln umworben, ſtand, Und mit meinen Geſpielen in Holder Luſt wetteifernd den Fuß Schwang im Tanz, und in bräutlichem Glanze des Haars in den Kampf mich erhob mit den ſtrahlenden goldenen Schäzen, von farbigen Schleiern umwallt, und von Locken dicht Meine Wang' umſchattet! 188 Sphigenia in Tanri, Thoas mit Trabanten und Slaven. Der Chor. Aphigenia, Thoas, Wo weilt des Tempels Hiiterin, die griechiſche Sungfrau? Sie hat wohl cingeweiht die Fremdlinge ? Und ihte Körper flammen fdon tm Heiligthum? (Sphigenia fommt mit der Bildjiule der Göttin aus dem Demrpel.) Der Chor, 1110 Hier ijt fie, die Dir Wiles dentlid) fagt, o Fürſt. Thoas. | Ha! Was trig du, Kind Agamenmons, unjrer Gottin Bild Vom unverrückhar'n Fuggeftell tm Arme fort? Iphigenia. Herr, bleibe ſtehen, wo du ſtehſt, am Säulengang. Thoas. Was gibt es Neues drinnen, Iphigenia? Iphigenia. 1115 © Graun! Dem heiligen Dienſte weih' ich dieſes Wort. Thoas. Welch Unerhörtes meinſt du? Sprich es deutlich aus. Iphigenia. Kein reines Opfer habt ihr uns erjagt, o Fürſt. Thos. Wer gab dir hievon Kenntniß? Oder ahnſt du blog? Iphigenia, Das Bild der Gittin wandte ſich von feinem SG. Thos, 1120 Freiwillig? Oder weil der Erde Grund gebebt ? Iphigenia. Freiwillig: und der Augen Lider ſchloß es gu. Sphigenia in Tari, 189 Thoas. Was war der Grund wohl? Gräuelthat der Fremdlinge? Iphigenia. Nichts Andres; Graujenvolles, Herr, verübten fie. Zhoas. Erſchlug the Arm am fer einen Taurier? Jphigenia. Mit Mord belaftet famen fie von Hauſe Her. | Thoas. Mit weldem? Denn gu fragen kommt die Luft mid an. Spbhigenia, Die Mutter wiirgten Beide durdh vereinten Mord. Thoas. O Phobos! Aud fein Wilder hatte das gewagt. SPhigenia. Berfolgt vom ganjen Hellas flohn fie auger Yands. Thoas, Aus diejem Grunde trigft Ou denn das Bild heraus? Iphigenia. Sn heil'gen Aether, dag es fern dem Gräuel jei. Thoas. In welcher Weiſe fandeſt du der Fremden Schuld? Iphigenia. Sd) fand fie, als der Gottin Bild ſich umgewandt. Thoas. Bur Weiſen zog did) Hellas, daß du's wohl erlkannt. Iphigenia. 1155 Mun haben fie mir fiigen Köder vorgefe}t. Thoas. Aus Argos etwas Liebes dir vertiindigend? 190 Iphigenia in Tauri, Iphigenia. Dag mein Oreft, mein einziger Bruder, glüclich fei. Thoas, Damit Ou, froh der Runde, dann fie vetteteft ? Sphigenia. And lebe nod) mein Vater, led’ in Wohlergehn. Thoas. Dod) Du verbliebft der Göttin, wie fic) ziemt, getwew. Tphigenia. Ich haſſe ja ganz Hellas, das mid) mordete. Thoas. Was aljo thun wir, fage, mit den Fremdlingen? Iphigenia, Den alten Braud) bewahren, heigt die ftrenge Pflicht. Thous. Nun, Haft Ou nicht Weihwaſſer, nicht dein Schwert Hand? Iphigenia, Durd fromme Waſchung will th evft fie reinigen. Thoas. Wit Wafferquellen, oder Meereswellenthau? Iphigenia. Des Meeres Flut ſpült alle Schuld der Menſchen ab, Thons. Der Göttin mehr gefallig fterben Beide dann. Iphigenia. Und meiner Pflicht auch leb' ich fo getreuer mad). Thoas, Nun, fpilt on unfern Tempel mit die Meeresflut ? | Sphigenia. Der Einſamkeit bedarf es; Andres thin wir nod) — Sphigenia in Tauri. 191 Thoas. Geh, wo du hinwillſt; kein Geheimniß will ich ſehn. Iphigenia. Das Bild der Göttin muß ich auch entſündigen. Thoas. Wohl, wenn des Muttermordes Mal es ſchändete. Iphigenia. 55 Sonſt hätt' ich's mie von ſeinem Marmorſiz entführt. Thoas. Der fromme Sinn, die weiſe Vorſicht iſt gerecht. Zphigenia. Weißt du nun, Herr, was geſchehn ſoll? Thoas. Dir gebührt dies kundzuthun. Iphigenia. Schlag' in Feſſeln dieſe Fremden. Thoas. Doch wohin entflöh'n ſie dir? Iphigenia. Hellas' Volk weiß nichts von Treue. Thoas. Bringt, ihr Knechte, Feſſeln her. Iphigenia. 160 Aud die Fremden herzuführen, gib Befehl ... Thoas. Es wird geſchehn. Iphigenia. In's Gewand ihr Haupt verhüllend ... Thoas. Vor der Sonne Strahlenglanz. 192 Sphigenia im Tauri. Iphigenia. Dann von deinen Dienern fend’ uns welde mit . . . Thoas. (auf die Diener zeigend Die folgen dir. Sphigenia. Einen fende nad der Stadt hin, fundjuthun . Thoas, Und welches Wort? Iphigenia, Wiles foll Saheim fic) halten . . . Thoas. Sflave, geh’ und melde died. Spbhigenia. Und von Freunden darf vor WAllem . , Thoas. Dieſe Mahnung gibſt du mir. Iphigenia. Reiner ſich Den Blicken zeigen . . Thoas. Daf fie nit der Sühne nahn. | Iphigenia. Denn Entſezen wedt der Anblick . . Thoas, Rühmlich forgit du fiir te Stadt, Iphigenia. Wie's geziemt. Thoas, Darum beftaunt did), wie's geziemt, die ganze Stadt. Iphigenia. Du verweile vor der Göttin Tempel hier . Spbhigenia in Tauri. 193 a2hoas. Was fol wh thun? Spbigenia. 170 Sühne ringsher feine Hallen ... Zhoas. Dag ou rein ihn wiederfdauft? Iphigenia. Wenn indeß die Fremden aus dem Thore gehn... Thoas. Was mug i} dann? Iphigenia. In's Gewand dein Auge hüllen. Zhoas. Dak der Gräul mid nicht entweiht! Iphigenia. Schein' ich dir zu lang zu ſäumen ... Thoas. Welche Friſt beſtimmſt du mir? Iphigenia. Wundre drum dich nicht. Thoas. Vollend' in Muße, was dein Amt gebeut. Iphigenia. 1175 Könnt' ich doch vollziehn die Sühne, wie ich will! Thoas. Ich wünſch' es auch. (Thoas geht ab; Dreſtes und Pylades werden herbeigeführt. Iphigenia. Dort gewahr' id) ſchon die Fremden, nahend aus dem Hei— ligthum, Euripides v. Donner. Ul. 3. Aufl. 13 1190 194 Iphigenia in Laur, Aud der Sittin Schmuck und junge Limmer, wn den Mord | ntit Mord Auszuſuühnen, and) der Fadeln Shimmer, und das Andre, das Sd geordnet fiir der Fremden und der Göttin Reinigung Aus dem Wege, ruf' ich Allen, vor dem jdjuldbeflecten Paar: Wer, des Heiligthumes Hiiter, rei die Hand den Göttern weiht, Oder Eh'n ausgeht gu knüpfen, oder wen Geburt beſchwert, Flieht, entweicht, daß euer Keinen dieſer Gräul entheilige! Herrſcherin, von Zeus und Leto ſtammend, wann ich ihren Mord Sühnt' und würdig Opfer bradte, wohnſt du vem im reinen Haus, Und beglückt ſind wir. Das Andre ſag' ih nicht; den Göttern nur Dent’ ich's an, die Alles wiſſen, und, erhabne Göttin, dir. Iphigenla mit den Mefangencn mab.) Der Chor. Strophe. Grog tft der Sohn Yeto's, ev, Den wy Des deliſchen Cilandes geſegnelen Griinden, Den citherfundigen, gold- locfigen Gott mit der Artemis, De Lreffender Pfeile ſich frent, Die Mutter einft trug von dem Feljen ded Meers, Entflohn der gefeierten Stiitte, Wo fie gebar an wogender Flut, Trug yt Parnaſſos' Gipfel empor, Den Diomſos' Jubel umſchallt; Wo der fleckige Drache mit blutroth glühendem Blick, Von des ſchattigen Lorbeers dichtem Youb umkränzt, Iphigenia in Tauri, 1200 Denes Ungethiim, Das Orafel bewadt, Ge's furdtbarer Sohn, Shu Haft du, nod) ein Rind, ei Rind, Sn den Armen der fligen Mutter hüpfend, Gemordet, Phöbos, und Zogſt hin yu dem gittlidjen Herd; Dort anf untriiglidem Thron, Dem goldnen Dreifug, walteft du, Sendeſt Heilige Gottesſprüch' ans Licht Aus göttlichem Grund, in der Mitte der Welt Kaſtalia's Waſſern nahe thronend. Gegenſtrophe. Doch als er Ge's hohes Kind, Themis, von Pytho, der Stadt heiliger Sprüche, vertrieben; Da zeugte Gäa ſofort Nächtliche Bilder, Geſichte des Traums, Welche dem Menſchengeſchlecht, Was erſt, was drauf war, oder das künftige Loos Aus düſterem Schooße, der Erde Lagern, herauf kundgaben im Schlaf; Und ſie raubte dem Phöbos, ihr Rind ju rächen, des Sehers Ruhm. Und hinauf zum Olympos eilte flugs der Gott, Und erhob zu dem Throne des Zeus die kleine Hand, Flehte, Pytho's Haus Bu befrein vow der Gia nächtlichem orn, Zeus ladte, daß das Rind fo bald Sridien und um goldene Ehren bublte; Er neigte das Yodenhaupt, Lind hemmte die Stimmen der Nacht, 196 Sphigenia in Tauri, | Rahim von der Menſchen hinweg Der Nächte Traumweiſſagungen, Gab dem Loxias Ehr' und Glanz zurück, Und den Menſchen Vertraun zu dem göttlichen Wort, Das tönt vom Thron, den ſie dicht umſtehen. Gin Bote. Der Chor. Der Bote. (ruft vor Dem Zempel) Shr Tempelhiiter, PBriefter ihr am Opferherd! Thoas, des Yandes König, jpredt, wo ging ex hin? Erſchließt die feftverbundnen Thore mir und ruft Aus dieſes Hauſes Räumen uns de8 Yandes Hern. Der Chor. Was gibt e8, wenn id's jagen foll nod deinem Wunſch⸗ Der Bote. Davon, entſchwunden find die beiden Jünglinge; Sie flohi aus diejem Vande nad dem ſchlauen Rath Der Codjter Ugamemnons, und eutführten uns Das heil’'ge Bild tm Buſen eines Griedenjdiffs. Der Chor, Unglaublid, was du meldeft! Dod) des Landes Herr, Rad) dem du ſpähſt, ging eilig aus dem Tempel fort. Der Bote. Wohin? Cr muß erfalhren, was gejdehen iſt. Der (hor, Wir wiffen’s mt; dod eile, folg’ ihm ungeſäumt, Ihn aufzufinden und die That ihm kundzuthun. Der Bote. 1250 © jebt, wie trenlos dieſes Bolt der Weiber ijt! Gewiß, and iby habt ener Theil an diejer Srhuld. 260 270 Sphigenta in Tauri. | 197 > Der Chor. Du rafeft! Was geht uns dte Fludt der Fremden an? Bum Haus des Königs eile {nell und faume midt! Der Vote. Nicht eher, als bis Ciner deutlid) uns erflart, Ob innen oder draußen fei des Landes Fürſt. Holla, die Schlöſſer öffnet, ihe da drinnen, iby, Und fagt dem König, dak ih Hier am Thore fei, Ihm eine Laft von neuen Uebeln fundzuthun! (Thoas tritt aus dem Tempel.) Thoas. Wer hebt am Götterheiligthum ſo lauten Ruf, Und ſchlägt die Pforten, und erſchreckt, die drinnen ſind? Der Bote. (auf den Chor deutend) Sie logen alſo, dieſe, ſcheuchten mich hinweg, Als wärſt du draußen; doch du warſt im Hauſe ja. Thoas. Und welchen Lohn denn hofften oder ſuchten ſie? Der Bote. Nachher bezeichn' ich ihre Schuld; vernimm zuvor, 5 Was eben aufkam. Jenes Weib, die Prieſterin An dieſem Tempel, Iphigenia, floh hinaus Zum Lande ſamt den Fremden mit dem heiligen Standbild der Göttin; Lüge war die Reinigung. Thoas. Wie? Welcher unheilvolle Geiſt kam über ſie? Der Bote. Sie will Oreſtes retten; darob ſtaunſt du wohl. Thoas. Wen? Jenen, den die Tochter Tyndars einſt gebar? 198 Sphigqenia tr Tauri. Der Bote. a, Den die Göttin ihrem Altar herligte. Thons. © Wunder! Wie mit größerm Nomen nennt' id didy? Der Bote. Nicht wende hierauf deiner Sinn, nein, Hore mid; » Und wenn dit hirteft and erwogſt, dann fume nad, Wie wir verfolgend wieder fahn die Fremdlinge. Thoas. Du rithft mir wohl; fo redes denn fie fliehen nicht Anf kurzem Pfade, doz fie meinem Speer entflöhn. Der Bote. Sobald wir Hingelangten an des Meeres Strand, 1280 Woſelbſt Oreftes’ Barke ftill vor Aner Lag, Winkt’ Agamemnon's Todter uns, die deinem Ruf Dienjtbar, an Feſſeln fortgefiihrt die Fremdlinge, Abſeits gu treten, weil fie mm das heilige Brandopfer rüſten wollte jamt der Reinigung. Sie felber trug die Feſſeln beider Fremdlinge, Und fdjritt gum Meer nad. Dies erweckte zwar Verdadt; Dod) deinen Dienern, edler Herr, gefiel es fo. Zulezt, damit jie flirder nicht unthiitig uns Erſcheine, ſchrie ſie, ſang Beſchworungsformeln ab 90 In fremden Lauten, als verſöhne ſie den Mord. Nachdem wir lang geſeſſen, kam es uns zu Sinn, Die Fremden könnten aus den Banden fic befreit, Die Fran getodtet haben, und entſprungen fein. Dod Furdt, gu ſchauen, wos man uns veriwehrt, bewog Uns ſtill gu figen; endlid fam uns Cin Entſchluß, Bu ſpäh'n nad ihnen, ob's uns gleid) verboten war. Und jezo ſahn wir eine Griedjenbarfe dort or i) ou uN Sphigenia in Tauri. 199 Mit hohen Rubderbliittern fdon zur Fahrt beſchwingt, Und faben fünfzig Sdiffer anf den Bänkereih'n Die Ruder haltend, und von ihren Feffeln fret Am Hintertheil des Schiffes ſtehn die Junglinge. Mit Stangen ſtüzt man bier den Bug, dort hängen fie Den aufgewundnen Anker ein, Zugbrücken eilt Man Hier gu legen, windet an des Spiegels Tau'n, Und läßt die Leitern nieder fiir die Fremblinge. Wir ſchonten mn nidt langer, und das falſche Spiel, Den Trug erfennend, faßten wir das fremde Weib, Bugleidh die Spiegeltane; dann verfudten wir Die Rudergriffe loszudrehn am Hinterfdiff. Da gingen Reden: „Was entflieht ihr Aber’s Meer, Stehlt aus dem Lande Gitterbild und Priefter uns? Wer, weſſen Cohn du, daß du die fortfithrft von bier ? Der fprad: ,,Oreftes, Agamemnons Sohn, bin id, Shr Bruder, daß ihr's wiffet, und entfithre fie, Cie, meine Sdwefter, die dDaheim id einft verlor.“ Dod, deſſen adtlos, hielten wir die Fremde feft; Su dir zu folgen, wollten wir fie ndthigen, Und arge Streide gab e8 nun auf Wang’ und inn. Denn Schwerter Hatten jene nidt in ihrer Hand, Nod) wir; die Faufte ſchlugen auf die Faufte los, Und fdmetternd traf der beiden Siingling’ Arm guglerd Auf Ribben und auf Leber uns mit ſchwerem Schlag, Dak unfre Glieder braden und ermatteten. Mit Wundermalen grauenvoll gezeidnet, floh Bum jähen Rand des Ufers unfre Sdaar, am Haupt Der eine, der am Auge blutigroth gefärbt. Dort oben ftehend fampften wir gefiderter, Und warfen Steine nieder anf die Fremblinge. 200 + Sphigenia in Tauri. Nun drüngten uns die Schüzen auf dem Hintertheil 1380 Des Schiffs mit Pfeilen, jagten uns weithin zurück Indeſſen trieh ein grauſer Wellenſtoß das Schiff Runt Lande, wenig fehlte nur, fo jdeitert’ es; Jezt nimmt Oreſt die Schweſter auf den linlen Arm, Und ſpringt in's Waſſer, eilt die Leiter raſch hinauf, Und ſezt ſie wohlbehalten auf das Ruderſchiff Samt unſrer Göttin Bilde, das vom Himmel einſt Gefallen. Da ſcholl mitten aus des Schiffes Raum Ein Ruf? „Des Schiffes Meiſter ihr vow Argosland, Ergreift die Ruder, weißt mit Schaum die Meeresflut; Wir haben Alles, weſſenthalb Eureinos' Furth, Die Symplegadenfelſen wir durchſegelten!“ Da brüllt' in frohem Dubel auf das Schiffervoll, lind fdjlug die Wogen. Innerhalb des Portes nod, Schwamm leicht die Barfe; dod) gelangt im offne See, Da floh fie ringend vor der Wogen Schwall zurück; Denn plözlich ſtürmte wilder Wind auf's Schiff herein, Und warf es rückwärts; Alle rangen angeftrengt Der Wog' entgegen; aber nod dem Land zurück Trieh neuer Wogen Schwall das Schiff. Agamenmon’é Kind ) Erhob ſich jqgt und flehte „Göttin Artemis, © vette mid) nad Hellas, deine Priefterin, Vom Fremdlingsufer, und vergib uns dieſen Brug! Du liebjt ja demen Bruder aud, du Göttliche; So qlaube mir, id Liebe meinen Bruder auch.“ Die Sdhiffer ſtimmten jubelnd cin mit Päanston In's Flehn der Jungfrau, bis yur Schulter blog den Arm, Sunt Rudern froh fid) giirtend anf des Meiſters Ruf. Dod niher, näher tried das Schiff dew Felſen zu; Und Einer ſchwang mit dem Füßen flugs in's Waſſer ſich, Iphigenia in Tauri. 1360 Gin Andrer warf gewundnes Tauwerk über Bord. Ich wurde ſogleich ausgejandt, hierher zu dir, Um div zu melden, König, was ſich dort begab. Drum cile, nimm dir Feffeln, nimm Fangſchlingen mit; Denn wird dee Meeres Wogen wiht beſänftiget, Daim ift fiir diefe Fremden fein Entrinnen mehr. Dek Meeres Gerrfder ſchaut mit Huld anf Jlion, Poſeidon, wid der Pelopiden grollt der Gott: Und heute gibt er, wie's geziemt, im deine Hand Und demer Bitrger Agamemnons Sohn, mit thm Zugleich die Schweſter, die der Mord in Aulis' Bucht Vergaß und unfre Göttin wndanfbar verrieth. Ter Chor. Kind Agamenuwns, Arme, mit dem Bruder mußt Du fterben, falljt du wieder in des Herrſchers Hand! thos, Shr Birger all’ in dieſem fernen Uferland, Auf! Zäumt ihr eure Roſſe nicht, wollt nicht hinaus An's Meergeſtade ſprengen, um das ſtrandende Hellenenſchiff gu faſſen, und in Artentis’ Obhut die gottvergejinen Räuber einzufahn? Zieht ihr die ſchnellen Schiffe nicht hinab in's Meer? Zur See, zu Lande wollen wir auf Roſſen ſie Ereilen, und vom ſchroffen Felſenberg hinab Sie ſtürzen, oder auf den Pfahl befeſtigen! zum Chor) Euch aber, die ihr wohlgewußt um dieſen Trug, Euch Frauen werd' ich ſpäter, wenn mir Muße wird, Beſtrafen. Jezo bleiben wir nicht ruhig mehr, Bis wir das dringend ernſte Werk vollendeten. (Mrhene erſcheint. 202 Sphigenia tn Tauri. Uthene. Wohin, wohin Denn führſt du die Verfolger hier, O König Thoas? Hove mein, Athene’s, Wort. Berfolge mbt mehr, lag den Strom des Heeres ruhn; Gefithrt vom Sdidjal, fam, Apollons Spruch gemäß, Oreftes hierher, vor der Cumeniden Zorn Entflohn, wm feine Schweſter heim in Argos Reich Zu bringen und das Heil’ge Bild in mein Gebret, Damit er frijd aufathme, fret von aller Noth. So lautet unjer Wort an dish. Dew aber du Im Meeresfturm ereilen, den du morden willſt, Ihn tragt Poſeidon, mix gu Gunſt, im fidern Schiff Jezt eben hin auf wogenloſer Meeresbahn. Auch ou, Oxeſtes, achte wohl anf mein Gebot: (Du hörſt der Göttin Stimme, wenn and) ferne ſchon Zieh' hin mit deiner Schweſter und dem Götterbild! Und wenn du kommſt zur gotterbauten Stadt Athen, Dann iſt an Atthis' fernſtem Saum ein heil'ger Ort, Dem Strand benachbart, wo Raryftos’ Hiigel find; Bon meinem Bolfe wird der Ort Hala genannt. Dort baue dir den Tempel, dort ftell’ auf dad Bild; Bom Tanrerlande nenn' es dann und deinem eid, Das du von Eumenidenwuth erduldeteſt, Durd Hellas irrend. Künftig heigt Tauropolos Die Todter Yeto’s im Geſang der Sterbliden. Und dies Geſez verordne: wenn das Boll ein Feſt Für Deine Löſung feiert, beuge fid) dem Stahl Der Nacken eines Mannes, ftrime Blut hervor, Damit der Gittin heiliger Brand in Ehren fei. 1415 Du, Todter Agamenmons, wirſt anf heiligen Berghöhn von Brauron Priefterin der Artemis; 1425 1440 Iphigenia in Tanri, Einſt wirft du dort beftattet und in Schmuck gehüllt Von ſchöngewobnen Sdleiern, den Gebärende Daheim zurückgelaſſen, die den Todeskampf Ausrangen. Aber dieſe Frau'n von Hellas hier Gebiet' ich heimzuführen aus dem Taurerland Des wackern Sinnes wegen, ich, die früher auch Durch gleiche Stimmen auf des Ares Hügel did) Befreit, Oreſtes; und es gelte dies Geſez: Daß Sieger fei, wer gleiche Stimmenzahl erhielt. So fiihre deine Schweſter aus dem Lande mum, Sohn Agamemnons: ou, o Thoas, aiirne nicht! Thoas, Uthene, Herrin, wer der Götter Ruf vernimmt, Und ihm Gehorjam weigert, hegt unweiſen Sinn. Jd zürne nidt Oreften, daß der Sittin Bild Sr uns entführt, nod feiner Schweſter fiirderhin: Wie ziemte Kampf mit Gittern, die fo mächtig find? Ste mögen nur fortziehen in dein Yond und dort, Des Gluckes froh, anjjtellen unſrer Göttin Bild! Auch dieſe Frauen ſend' ich zum geſegneten Hellenenlande, wie mir dein Gebot befiehlt, Und ſenke meine Lanze vor den Fremdlingen Und meine Ruder, Gottin, weil du's alſo willſt. Athene. Ganz wohl! Das Schickſal waltet über dir und uns, Weht, Lüfte, führet Agamemnons Sohn dahin Sm Schiff nad Atthis! Ich geleite ſeine Fahrt, Und fdhiize meiner Schweſter hochverehrtes Bild, 204 Iphigenig in Tauri. Der Chor. Num ziehet dahin auf glückliche Fahrt, Stets froh des geretteten Lebens! Dod, Heilige du, von den Göttern verehrt, Und von Menſchen verehrt, Ballas Athene! Wir thu, wie's uns dein Wille gebeut. Sin erfreulides Wort, wunerwartet, it uns Dein Ruf yu den Obren erflungen. — 50 Hodbeilige Sittin des Siegs, o nimm Mein Leben in Hut, Und lap nicht ab, es zu kränzen! Anmerkungen 3u Iphigenia in Tanti. Vers 1. Pelops, der Sohn bes Tantalos aus Lydieu, befiegte der 33. König von Elis, Oenomaos, durd) Lift, und empfing als Preis des Sieges Hippodame, die Todter des Oenomans. Vergl. meine Anmerfung zu Sophokles' Clettra B. 487 ff. Euripos, die Meerenge gwifden Böotien und Euböa, war febr ftiirmifd. Livius fagt 28, 6: Nicht fiebenmal de Tages ebbt und flutet die Dteerenge des Curipus, wie die Gage meldet, gu gewiffen Zeiten; fondern un- regelmiafig, wie vom Winde, wird das Meer, einem herab- ftilrzenden Bergftrome gleich, hierhin und dorthin geriffen. Die Strahlengottin tft Artemis. Thoas, meint Iphigenia, babe dew Namen von thoos, d. t ſchnell. Artemis als Todesgöttin hatte den Beinamen die Schöne, ixedn), mit einem Euphemismus, wie man die Crinnyen Cumeniden (die gnddigen Göttinnen) xannte. Vd weihe nur das Opfer — durh Befprengung deffelben mit dem beiligen Wafer. Bgl. VB. 602. Strophios in Phokis war des Pylades Bater und Obeim der Yphigenta. Geine Gemabhlin war Anaribia, die Schweſter Agamemnons. 206 Anmerlungen yu Iphigenia in Tauri. Bers 66. VY. enw rivog mapuow; elu elow douww, 110. - 1123 117. 124. 130. 132. Y. voduytiow oor. Die Triglyphen, der ſ. g. Dreiſchliz liber Dem Andie trav, eine der dorifden Gaulenordnung eigenthümlich Zierrat. V. yager 0 ogo, Die gwei fic) begeguenden WelSanhihen fit die Symplegaden. S, gu Medeia B, 1. Der Schlüſſelbewahrerin, der Prieſterin Qpbigenia, Europa, der Sig voll prangender Baume, frebt im Gegenfage gegen das baumloſe Scythier. Im Bore bergehenden find beſonders die roßreichen Gefilde von Argos gemeint, Dem Baterlande der Iphigenla F. Argedav l, Ayyelwr, j. Aus Wafer, Milch, Wein (dem Trant des Yondos) und Honig beftanden die Lodtenopfer. Haarloden legte man als Todtengeſchenl auf Die Graber. UY. Mono, eerdaow. V. wexvoe pedowerar, Di. 7. Hermanns Ansgabe. . oluor tov Atoudav olxwy fope: pug oxyntpwr, oisas, ruly OOF TaTpowY Olxwy. Rad) dem Tode des Pelops (berichtet ein alter Ausleger ſtritten ſeine beiden Söhne, Atreus und Thyeſtes, um bie Thronfolge. Cin göttliches Zeichen ſollte eutſcheiden; und ſiehe! Atreus fand in ſeiner Heerde ein Yomm mit goldenem Vließe Aber ſeine Gemahlin Aerope ent- wendet das Thier und ſchenkt es ihrem Buhlen Thyeſtes Atreus, darüber ergrimmt, ſilirzt die Verraaätherin ws Bers 186, . &. xed vuxrds xelvac @ as. = 2932. « 260. = 291. 2 $39. = 361. 2 362. a 368. = 9375. Anmerfungen yu Iphigenia in Tauri. 207 Meer, ermordet ingeheim die Sohne des Bruders, and tifeht ifm das Fleiſch derfelben anf: ein Gränel, vor’ bem ber erfthredte Gonnengott nad Morgen guritdfloh und bie Plejaden aus ihren Bahnen widen. Q, adidase sc. odtvaeg. Diktynna, cin anderer Rame der Artemis. — Weih⸗ waffer, das Heilige Wafer, in dem man vor dem Opfer vie Hande wuſch. . Quo, von ihrem rafenden Gemahl Athamas verfolgt, ſtürzte fid) mit ihrem Sohne Mtelifertes von einem Felſen deS Iſthmos in’S Meer, und Belbe wurden von Pofeidon unter die Gottheiten des Meeres anfgenommen als Leufothea und Palämon. Die Diosturen, Kaftor und Polydentes, Schuzgdtter nes Meeres, wie Paldmon und Lewfothea, wurden, wie dieſe, von den Schiffern in dex Gefahr angerufen. Und bläst die Mufdeln, welder man fid, vor Erfindung der Trompete, gum Lärmblaſen bediente. LQ. yoPounr, pbrees. {. adelpor ovr crechounr ZEQoir. Q. xaocyrnty;. Aus Sdham: fie hatte, wenn fle die Schweſter küßte, das Angefidjt enthiillen milffen, das fie alS Braut verfdleiert trug. Bgl. B. 360. Tantalos hatte den Göttern, um ihre Allwiffenheit gu erproben, feinen geſchlachteten Sohn Pelops gum Mahle vorgefegt: Zeus merfte es, kochte die Gieder, bis auf eine von Demeter ſchon angegeffene Sdhulter, in einem Keffel wieder gufammen, und ſchloß die Aide mit Elfenbein; nad) einer andern Gage erfegte er die verlorie Schulter durch eine goldene. 208 Anmerkungen gu Iphigenia in Lauri. Bers 380, Die bläuliche Meeresenge, der thrahijd@e Bospors. = S881. & iv oforgog ORM EROS ‘Ayyoder Evlevor éa oidua diemégaorv ‘Tove, Yo, die Tochter des Flußgottes Jnachos, wurde vow Zeus, der fie Den Angen Here's entziehen wollte, tn cine Kuh verwandelt. Aber die eiferfiidtige Wortin erbat fid) Die Kuh jum Gefdente; und naddem ihr Hundertdugiger Wächter, Argos, durd Hermes getödtet war, fandte fie ihr eine Bremfe, die famt dem Schatten des Argos fie anf dem gangen Crdfreife umhertrieb. Jo ſchwamm liber dem thratifden Bosporos nad Aſſen. 388. Y. dia réyyen, S08, Y, Awomoporw aires. 399, &. xewe dot. 400. Y. yrome 0 olg werdecapog odgow, toigd elg péoor axes, Phinenus, König der thratijden Stadt Salumpoejjos, wohnte nicht weit von der Diiindung des Bosporos und den fymplegadifden Felfen, Schlaflos neut der Dichter Die Geftade wegen des ſtürmiſchen Meeres. d ff. Auf diejer Juſel oder vielmehr Halbinjel, die int Pontos Euxreinos lag, feierte Adhillens, der mit einer Flotte mH dieſe Gewajjer eingedrungen mar, femme Siege durch Wettrennen und andere Spiele. Die weifen Gefrade und Die vielen Vögel dex Inſel erwähnt and Arriau. Wahrſcheinlich dachte fic) Euripides auc) dieſes Yand, wie Tauri dieſſeits des Pontos Gureinos, in er Rabe des thratifden Bosporos, Nicht wollend, weil ex vow feinen Mitbürgern vere trieben ward; wollend, weil er von Dem Dhittermorde entfilndigt gu werden wunſchte. Y. oatvdow? uma. u Vers 606. = 655. = 780. = 742, = 787. = 1792. - 811. = §17. = §27, = $28. = 844, = $72, = 902. = 903. - 911, Anmerfungen gu Bphigenia in Tauri. 209 Vielleicht dachte der Dichter hier an die eherne Bildſäule des Kronos in Karthago, welde, die Hände mit vem Riiden gegen einander gur Erde geftredt, die Ge- ſchlachteten in einen mit Gener gefitllten Erdſchlund binabfallen lief. S. Diodor Sic. 20, 14. L, ngodors ceawaGal o ards eig ofxovg pOdvos. Q, add’ ovreg for’ axcngos, ijy xadeg ty. ovreg beg. auf Asyos V. 729. Für die Gstter, um einem Meincide vorzubeugen, für mich, um meinem Gewiſſen zu genügen. L. tay sx lgwtwo sig ancot’ aglSoma. S. gu B. 185. Q. edtvyor tiyar. Herde der Kytlopen. Mykene war von den Kyflopen erbaut. Hyomenden, Brautgefange. L. dods” ot ayomear. Y, tode, tod, w mehea yryd. L. glla yao torae tee enol. Den namenlofen Göttinnen, den Erinnyen, deren Namen mam Zu nennen mied. Ares Hatte den Halirrhothios, einen Sohn Pofetdons, erfdlagen, und die Getter richteten ihn, der Sage nad, auf dem Areiopagos dem Areshügel), welder der Atropolis gegentiber lag. Während fonft allen Gaften die Becher aus einer ge- meinfamen Schöpfwanne gefüllt wurden, erbielt bier Seder fein eigenes Gefäß, um mit dem Muttermörder Nichts gemein zu haben. Euripides v. Donner. Ul. 3. Aufl. 14 210 Anmerlungen zu Iphigenia in Taur. Pers 917, Dieſes Heft hieß das Trinf- oder Kamnenfeſt, und wurde am zweiten Tage der Anthefterien, am zwölften des Monats Anthefterion, gefeiert. Nath dem Scholiaſten zu Den Rittern ves Ariſtophanes ſchrieb es fich eben von Oreſtes Her, welder nad) Athen zum Kbuige Pan- dion gelommen fein foll, als er gerade eine Sffemtliche Schmauſerei feierte. Er habe Scheu getragen, dem Dreftes fortgujdicen; aber weil er vom Morde nod nicht geveinigt geweſen, babe ex ihm auc) mat am Eſſen und Triulen Theil nehmen laſſen fonnew. Daher habe ex, damit er nicht mit ihnen ans Einem Miſchkruge teinfe, Jedem fein beſonderes Gefäß vorgeſezt. Ludwig Es waren zwei Size Da, des Schimpfes und des Trozes, d. b. im alter Sprache: dev Antlage und der Bertheidigung, des Klägers und des Angellagten; fie werden aud) Die ſilbernen oder Die weißen Steine genannt. Da die verurtheilenden und die losſprechenden Stimmen gleich waren, fo fügte Ballas ihre Stimme denen hinzu, bie für Die Losſprechung waren, Die Erinnyen erbhielten nad Baujanias nahe ber dem Size des Gerichtes ein Heiliqthume. Y. wide yg woot voarosg Hm. O. Halfyoue ftiirgte fid), als fie Den Leichnam ihres We- mables Keyr, Königs von Tradis in Theffalien, an’s Ufer treiben fab, verjweiflungSvoll in's Meer; beide witrden von Thetis it Eisvögel (Halfyonen) verwandelt. Auf der Inſel Delos gebar Leto den Apollon und dle Artemis. Dort war der 1ynthiſche Hügel, dort ſtanden zwei beilige, miemals welfende Baume, die Balme und der Lorbeerbaum, in deren Schatten Yeto entbunden ward; dort war auch der B. 1061 genannte runde See, anf welchem die heiligen Schwäne gehalten wurden. Bers 1061. 1084. = Anmerfungen yu Iphigenia in Tauri. 211 Y. wliwdvow. Pan hatte die mit Mads verbundene Rohrpjfeife er- funden. Durd Pfeifer gab man aud) den Ruderern das Heiden, und begleitete damit den taltmäßigen Nuderſchlag. Sie Hat wohl eingeweiht ove Fremdlinge? Mämlich durch Beſpreugung mit dem heiligen Waſſer. Die Prieſterin belam Abſcheu, weil durch die des Muttermordes ſchuldigen Opfer der Artemis der heilige Dienſt verlezt war. Nac) allgemeinem Glawben des Alterthums hatte das Waſſer, bejonders das Meerwaſſer, reinigende Kraft. . Das Haupt der Unveinen foll verhüllt werden, daß Helios nicht verunreinigt werde durch ihren Anblick. {. nyueoor xvxiw uéladpor. Yu dieſem Chorliede theilt dex Dichter die mythiſche Geſchichte mit, wie Apollon ju feinem Oralelſiz im Delphi oder Pytho gelommen iff. Leto brachte bald nad) der Geburt des Apollon und der Artemis auf der Inſel Delos Beide zum Parnafjos, wo Themis em bon dem Draden Pytho bewachtes Oratel batte. Diejen Drachen tödtete Apollon nod) als Kind, nahm Beſiz vow dent Oratel, und fing an zu wweiffagen. Wher die Erde, erboßt Uber die Bertreibung ihrer Todjter (Themis), ertheilte den Menſchen im unter- irdiſchen Höhlen Oralel im Sdlafe. Auf Dieſes begab ſich der junge Phöbos it den Olymp, und drohte von dort mit zücender Hand, als hätte ex Blige gu ſchleudern, dex Erde, ihr dew Oralelſiz gu entreißen. Hers, lachend iiber den Muth umd ben Cifer des ſtnaben, befanftigte Den Zorn der Mutter Erde, und ſezte den Apollon förmlich in Delphi ein als legitimen Oratelertheiler, Ludwig. Der fledige Dradhe — Python, deſſen Tödtung durch die pythiſchen Spiele gefeiert ward, 14* 212 Bers = 1210. 1212. 1213. 12158. Anmerkungen yu Iphigenia in Tauri. Delphi galt fiir dem Mittelpunlt der Erde. Ge oder Gaia, die Gettin Erde. Y. xnaid’ anevacanto [lvOuvog ano Caddo. Gemeint find Höhlen, wie die des Trophonios, we man fidj, nad) Vollbringung beiliger Gebraude, jum Schlafe niederlegte und im Traume fein Schickſal erfubr. Bothe. Y. xydovlay aprleiv pwavw viyior. Q. Ime d’ foswoev xopeyr, navoe vuylovg érvomag. Q. weudaig ag aide. Bu wovrois dé mowpar eiyow ift aus Dem of dé ded folgenden Sazes of wy zu ergänzen. Y. voir Ffvour. Deu Pelopiden, den Machfommen des Pelops, wie DOreftes und Iphigenia. Für merowutrors |, memgmpeéro sg. Karyftos, eine Hafenftadt auf der Inſel Eubba, Der attiſchen Küſte qgegeniiber. ooteg ift Subjtantiy und Prag davon abhängig. Bon Brauron, emem attijden Stamm mit ſeinem Gebiete, worin Hala fag, Man weihte die Kleider, welche fterbende Wochnerinnen angehabt Hatten, der Iphigenia, als Priefterin der Artemis, welche zugleich hitlfreiche Gettin der Ge bdrenben ijt. Y. xai wou forms (oder forw) rode. Man finute aud) leſen «ives vode, wo Dann der Infinitiv von Sepleucae abhängig ift. X. Die Bacchantinnen. Perſonen. Dionyſos (oder Bacchos) in menſchlicher Geſtalt. Chor der Bacchantinnen, der Begleiterinnen des Gottes. Teireſias, ein Seher. Kadmos, der Gründer Thebe's. Pentheus, Enkel des Kadmos, König von Thebe. Agave, Mutter des Pentheus, Tochter des Kadmos. Diener. Boten. Der Schauplaz ijt Thebe. Man erblickt den Palaft des Pentheus, auf der anderen Seite das vormalige, vom Blize zerſtörte, Königs⸗ haus, aus welchem von Zeit zu Zeit Rauch aufſteigt. — fae | 20 Dionyfos. . In's Yand Der Theber fam id) hier, der Sohn de8 Reus, | Dionyfos, den einft Kadmos’ Todter, Semele, Umflammt von eller Blize Glut, geboren hat. Su Menjdhenbildung wandelt’ ih die Gottgeftalt, Win Vorne Dirke's wallend und Ismenos' Flut, Und hier da8 Grab der Mutter, die der Blitz entfeelt, Bei'm Hauſe feh’ ih, des Palaftes Trümmer Hier, Wo rvaudend nod) des Gutterfeuers Flamme lebt, Cin ewig Denfmal, welde Naw’ einft Here nahm. Sd) lobe Radmos, dak er diefen Raum geweiht, Ver Todter unnahbare Gruft, und babe felbft Shu rings umhüllt mit traubenrethem Rebentanb. Der Lyder Fluren, reid an Gold, und Phrygia Verließ ich, fam gu ſonnenhellen Perjergau’n, h Den Mauern Battra’s, und dent fturmdurdwehten Land Der Meder, darn zu Segensau'n Arabia's, Lem ganzen Afien, das an ſalziger Woge liegt, Wo Hellas’ Volk, zahlreichen Barbarn zugefellt, Bahlreih im Vann von ſchöngethürmten Stadten wobnt: Und als th unter Tänzen dort mein Feft geweiht, Als Gott vor aller Menſchen mid) verberritdhend, Gelangt’ id) Hier in dieje Griedhenftadt zuerſt; Buerft in Hellas regt’ ich auf der Theber Volt 216 Die Bachantinnen, Zum Jubel, hüllt' in Hirjdesfelle fie, und gab In ihre Hand des Thyrfos epheugriinen Stab, Denn meine Muhmen, denen dies ant wenigſten Geziemt, behaupten, Bacdos fei nicht Sohn des Reus; Nein, Semele, von eines Menſchen Trug verführt, Wälz' ihre Shuld dem höchſten Himmelégotte ju, i Durch Lift des Kadmos; darum aud erfdlug fie Sens, (So prahlen jene,) weil fie log den Liebesbund. Aur Strofe ſchreckt' id aus der Stadt in wilder Wath Sie fort; auf Berghihn haujen mun die Rajenden; Und angulegen zwang id) fie mein Feſtgeräth. 5 Und alle Frauen aus der Kadmosſtadt, fo viel Volljährig waren, ſcheucht' ih aus den Häuſern weg; Und jugefellt des Kadmos Töchtern, lagern fie Dadlos, in duntler Tannen Griin, auf Felfenhohun. Denn dieje Stadt muß fiihlen, widerftrebt fie gleich, Sie fet fiir meinen Bacdosdienft nod) ungeweiht, Und fimpfen mug id fiir die Mutter Semele, Der Welt als Gott mid zeigend, dew fie Zeus gebar. Der König Kadmos übergab der Todter Sohn, Pentheus, des Königs Chrenamt und Herrſchgewalt, Shm, welder Krieg führt wider mid, den Gott, und mid AusjhlieRt vom Opfer, im Gebet nie mein gedentt. Drum will id ihm und allem Thebervolfe mid Als Gott bewähren. Und fobald id) Diefes wohl Vollendet, wend’ id) meinen Schritt in andres Land, Uud da mid) jeigend. Wenn die Theberftadt im Zorn Mit Waffenmacht die Bacchen auszutreiben ſucht, Führ' id) Mänaden wider fie zur Schlacht hinaus. Deßwegen nahm ich Erdenbildung an und ſchuf Aus einem Himmelsgotte mich zum Menſchen wm. 35 60 65 70 a] ot Die BVachanttunen. 217 Du, da den Tmolos, Lydia's Schuzwehr, verließ, Mein Yeftgelert’, thr Frauen, dte vom Fremodlingsvolf 3h als Genoffen meines Rugs hiehergeführt, Ergreift die Paufen, heimiſch längſt tm Phrygerland, Die Rhea, der Gotter Mutter, und id felbft erfand, Und rings de8 Pentheus Königshaus umwandelt Hier Mit hellem Schalle, dah es Hirt die KRadmosftadt! Ich eile hin gu den Höhen, wo die Bacden find, Ten Höhn Kitharons, mifde mid in ihre Reihn. (ab.) Der Chor. Von dem afifdhen Land Und vow dir, Beiliger Berg Tmolos, entſchwaug ich mich daher Zu der leichtfertigen Arbeit, zu dem anmuthigen Werk, Singe den Gott Bromios, jauchz' ihm laut. Wer weilt auf dem Pfad? Wer in den Wohnungen? Er entweiche, Und zu Worten der Weihe heilige Jeder den Mund! Denn nach dem Brauch feier' ich ihn hoch im Geſang, den Bromios. Erſte Strophe. Seliger, der, ein Götterfreund, In den Weihn der Unſterblichen heimiſch, das Leben rein bewahrt, Der im Gebirg' umher Göttlichem Sühnefeſt aufjubelnd, die Seele heiligt, Und der Kybele, dev erhabenen, ſich, der Allmutter, geweiht hat, Und emporſchwingend den Thyrſos, mit dem Epheu fid das Haupt frangt, Zu verberrliden Dionyfos! 218 Die Bachantinnen. Gilt hinauf ihr, Borden, hinauf, ihr, die des Gottes Sohn, den Gott Dionyſos, von den Berghdhn der PBhrygier in die weit- 80 ränumigen, volfwimmelnden Gaffen von Hellas führten, den Mott, Erſte Gegenftrophe. Welder voreinjt im Schmerzenskampf, Jn den Wehn qualvoller Geburt, vor Kronions fliegendem Strahl Sid von dem Bujen der Seugerin loswand, die Zeus’ Donnergeſchoß entfeelte; $5 Ungeſäumt nahm der Kronid' ihn von der Ruhſtalt der (Fntbundenen, Und verbarg ihn ut der Hiifte, von den Goldjpangen um— ſchloſſen, Bor der rachſüchtigen Hera. Dod jobald die Lebensgöttin reift den friergehirnten Gott, Da gebar Reus; und er wand ihm wm die Stirn Schlangen, den Raub, Den die Mänad' haſcht und in wallende Yoren jubelyd ſich flicht. Zweite Strophe. Semele's Mutter, Thebä, grün' in des Epheus Kranze, Grüne, grün' in dem friſchen, blühenden Bohnenlaube, Sturm' in des Bacchos Jubel in den Zweigen der Dann’ und Eiche! Hüllt dev fleckigen Hindin Fell um weißwolliges zartes Gewand, 95 Den muthwilligen Stab heiligem Braud heiligend; bald hebt fid) das Land wirbelnd im Tange, )0 1( — Die Bacchantinuen. 219 Wann Bromios die Reigen führt auf das Gebirg, Auf das Gebirge, wohin ſchwärmender Frauen Schaar Von Webſtuhl und Gewebe floh, wahnſinntrunken von Bacchos! Zweite Gegenſtrophe. Du, der Kureten alter Siz, und o göttliche Grotte Kreta's, die den Kronion nährte, wo mir die Stierhaut Ründeten die Korybanten mit dem dreifach bebuſchten Heime! Süßem phrygiſchen Flötenhauch miſchten ſie ſtürmiſchen Bacchosgeſang, Legten aud in die Hand Rhea's, der Allzeugerin, was ff in das Lied Hallt der Mänaden. Die Satyren, die raſenden, erflehten ſich's, Nahmen die Paufe von ihr, die gu dem Reigentany Der dreijahrigen Feier dröhnt, der fid) freut Dionyfos, Schlußgeſang. Wann er vom flüchtigen Tanz fröhlich herab die Berge In's Feld ſich ſchwingt, von der heiligen Hülle des Hirſches umwunden, tm Flug Fliehende Böcke verfolgt, ſein blutiges Mahl, Strebend in phrygiſche Höhen und lydiſche, Den Chor anführend, der Wonnegott! Wo das Gefilde von Milch und von Wein ſtrömt, und von der Bienen Nektar ſtrömt, und ſyriſchen Weihrauch duftet; Wo Dionyſos, der Im Hohlſtabe des Kienes hochaufflammende Fackel ſchwingt, Zum Wettlauf, zu Tänzen die Schweifenden erregt, Und mit Jauchzen emporruft, Und das glänzende Haar in die Lüfte verſtreut. 220 Die Bacdhantinnen. Zugleich dröhnt er laut in den Wonneruf: Auf, Bacchantinnen, eilt zu des goldentſtrömenden Tmolos | Bradt! Feiert Den Gott Dionyſos Bei Oumpfhallender Pauken Klang, Srhebt den befeligenden, begeifternden Gott Frohlich in Lauten und Weifen der Phrygier, 5 Wann ſüßer Flötenhauch Heiliq gum heiligen Jubel ertint, fiihrend den Ghor, der in’s Gebirge walt; Jauchzend fofort, wie das Füllen, gefellt su der weidenden Mutter, Hebt den gefltigelten Fug und tanzt die Bacchantin. Teireſtas; fpiter Radmos, Teivefias, Wer ift am Chore, daß er ruft im Königshaus Den Sohn Agenors, Kadmos, der die Sidonftadt Verließ, und dieſe Theberburg emporgethiirmt? Geh' Ciner, ihm gu melden, daß Teireſias Ihn ſuche; ſelber weiß er ja, weßhalb id) fom, Und was ich Alter ſchon mit ihm, dem Greis, beſprach Den Thyrſosſtab zu nehmen und der Hindin Fell, Mit vollem Epheulaube dicht umkränzt das Haupt. ſadmos. (aus dem Palaſte vortretend) - Mein Liebfter! Ich erkannte deiner Stimme Laut, Des weiſen Mannes weiſen Ruf, im Hauſe hier. Sd fomme fertig, angethan mit ded Gottes Schmuck; Denn wohl geziemt uns, dak wir unſrer Tochter Sohn, Dionyfos, der den Menſchen grog cin Gott erjdien, So viel an uns it, als den Gott verherrlidjen. Die Bacdhantinnen. Wo joll id tanyen, wo den Fug erheben, wo Die grauen Yoden fdiitteln? Du, Teivefias, Greis, führe mid), den Greijen; (dir ward Alles kund;) Denn nicht ermatt’ id, Tag und Nacht mit des Thyrſos Stab Den Grund ju ſchlagen. Gerne wohl vergeſſ' ich es, Dag ih ein Greis bin, Teirejias, Alſo geht eS dir, wre mir; Und id verjiingt, Herr, gitrte mid zum Reigentanz. Radimos. So fahren wir auf cinem Wagen in’s Gebirg? Teirejias. Da wird’ in mindrer Weife ja der Gott geebrt. Kadmos. Ich Alter will denn, Alter, dein Geleiter ſein. Teirejias. Der Gott geleitet miihlos uns an jenen Ort. Radmos, Und fiihren wir allein dem Bacchos Reigen auf? Teirefias. Wir find allein flug; Thoren find die Anderen. Kadmos. Yang ijt Der Weg hin; faſſe Ow nun meine Hand, Teirejias, Da nimm und füge deine Hand in meine Hand. Radmos. Niemals veracht' id) Götter, id, cin Sterblicher. * Teirejins. Mitnidten recht' id) wider fie, die Himmliſchen. 160 Wes fromme Biter uns gelehrt, was unſre Bert 222 Die Bachantinnen, Vorlängſt geheiligt, fein Vernunftwort ſtößt es mn, Aud wenn's dex höchſte Menſchengeiſt ausklügelte. Wohl Mancher ſagt, es bringe meinem Alter Schmach, Dag ich den Meigen tanzen will im Epheukranz. Dod) nie gebot Dionyfos, ob nur Jünglinge Den Meigen fithren jollen, ob mur Yelteve; Rein, gleid) von Allen wünſcht ev fid) verehrt zu ſehn, Und mr von Thoren will er mie verherrlidt fein. Radios. Weil dir des Tages Strahl erloſch, Teireſias, ) Will id) dir Herold deſſen ſein, was Hier geſchieht. Pentheus — er ſchreitet eilig dort gum Hauſe her, Der Sohn Edions, dem iG Macht tm Vande gab. Voll Schrecken kommt ev; weldes Neue bringt er wohl? Pentheus. Radmos, Teirejfias. Der Chor, Pentheus. Ich war von dieſem Yande fern, und hire mm 75 Die neuen Frevel, die geſchehn im diejer Stadt: Dak unjre Frau'n dem falſchen Bacchosfeſte nad Das Haus verließen, und die Waldgebirg’ in Wuth Durchſchwärmen und mit Neigen ihn, den neuen Gott Dionyjos, (wer er immer fei) verberrliden, Voll ſteh'n die Becher in Gelages Mitte dort, Und Cie hüpft Hier, Andre dort in ödes Thal, Sich bergend, um mit Buhlern fid der Luft gu weihn; Ste heucheln, Bacdhen wären fie, Begeifterte; Dod Aphrodite ziehen fie Dem Bacchos vor. So viel id) ihrer Hafdte, ſchlug der Diener Arm In Feſſeln, und im RKerfer find fie aufbewahrt. Die miv entflohen, will ich im Gebirge fahn, Die Bacchantinnen. Ino'n, Agave'n, welde von Echion mid Gebar, Aktäon's Mutter dant, Autonoën; Und wenn ich fie uit Eiſenbanden feſtgeſchnürt, Wird dies verrudte Bacchosſpiel am Cnde fein. Aud Heigt es, dag ein Fremdling Hier erſchienen jet, Cin Rauberer, ein Beſchwörer aus dem Lyderland, Mit blonden krauſen Yoden wohlgeſchmickt das Haar, 95 Mit ſchwarzer Augen ounflem Glanz, Kythere's Luft, Der muner, Tag’ und Nächte lang, mit ihnen tft, Und dieje frechen Bacchosweihn det Frauen preiſt, Ergreif' ich dieſen innerhalb des Hauſes bier, So werd’ id) bald fein Thyrſosſtampfen endigen, Sein Lockenſchütteln, trem’ id) ihm den Hals vom Rumpf— Der Monn behanptet, dag ein Gott Dionyfos jet; Der jagt, im jeine Hiiften hab’ ihm Zeus genäht, Ihn, dew des Blyes Flammen ſamt der Mutter dod Verzehrten, weil fie falfdh geriihmt den Götterbund! Iſt folded nicht des granenvollen Stranges werth, Den Hohiw zu wagen, wer der Fremdling immer jet? Dod) fieh, das andre Wunder! Sieh den Seher dort, Teireſias, im des Hirſches buntgefledtem Fell, Und meiner Mutter Vater hier (wie lächerlich!) ) Bergiidt den Hohlſtab fdwingend! Wie beſchämt es mich, Mein Bater, ewer Wlter fo verriidt gu fehn! Wirfſt du dem Ephen nicht Himweg? Läßt deine Hand, O meiner Mutter Boater, nicht den Thyrjosftab? Du, Greis, verfiihrieft ihn dazu; wohl möchteſt ou Den neuen Gott einfithren bei den Sterbliden; Nach Vögeln fpahe, nimm der Flammengeiden Lohn! Wenn dein ergrautes Alter did) nicht rettete Du ſäßeſt, daß du ſolch verruchte Feſte mir Die Bacdhantinnen. Einführſt, gefeffelt unter den Bocdantinnen! 220 Gin weijer Dienft der Gitter iſt es nimmermehr, Wo Frau'n des Troubenjaftes ſich erfreun am Mahl. Der Chor. Der Frömmigleit Gottheiten ſcheuſt du nidt, o Freund, Scheuſt nicht den Kadmos, der die Männerſaat geftrewt? Gin Sohn Edions, ſchändeſt du den cignen Stamm? Trirejias, Wann ſchönen Stoff gum Reden fand cin weiſer Maun, Dann ijt es thm nidts Sdweres wohlberedt gu ſein. Dir ift Der Mund geläufig, wie dem Klugen, wohl; Dod wohnt in deinen Reden nicht der kluge Sinn. Cin kühn verwegner König, der gu rede weiß, Bringt ſeinem Volt Berderben, wenn dev Geift ihm fehll Dod diefer Gott, der nene, welden du verhöhnſt, Sd fann es nicht ausſprechen, welche Macht ex einſt Erlangt in Hellas. Zweierlei verehrt der Menſch Bor Allem, Kind: Demeter (diefe Göttin iſt Die Mutter Erde; mene fie, wie dir's gefällt, Mit welchem beider Namen du ſie nennen willſt; Sie nährt mit trocknen Gaben auf die Sterbliden;) Und dieſen Bacchos, der mit ihr zum Kampfe fam: Der ſüßen Traube naſſen Trank erfand ev, gab LO Den Menſchen, was die jammervollen Sterblichen Grlist vom Harme, wann der Wein ir Herz erfriſcht, Und was den Schlaf, Bergeffen ihrer täglichen Mühſale, bringt und einzig aller Kummer heilt. Er wird geſpendet Göttern auch, der Gottesſohn, Dap jo durd ihn dew Menſchen alles Gute kommt. Und ihn verladft du, dak in ſeine Hüfte Bens Ihn cingeniiht! Bh zeige, daß dies richtig iſt. Die Bachantinner. Als anus der Wetterflamme Rend ihn weggerafft, Und im Olympos eingeführt des junge Bind: 250 Da wollt’ ibn Hera werfen amd des Himmels Gus - 255 260 265 270 278 w Dod Zeus, alS Gott, erſann dagegen diefe Liſt. Er rif ein Theil des Aethers, der das Erdenrund Umſäuſelt, ab, und {uf es in Dionyfos um, Des Gottes Bild ihm leihend, gab's an Here dam Bun Unterpfande, dag fie nicht mehr hadere. Weil Bacchos Heren alfo war zum Pfand geliehu, So tam die Sage ſpäter auf, man didjtete, - Ihn Habe Zeus in feiner Hiifte großgenährt. Aud Seher ift Dionyfos; dens die VBocdhoswuth, . Der truntne Wahnſinn tragt in ſich die Seberkunft. Dent weffer lieder gan; erfüllt des Gottes Geift, Den madt er rafen, daß er ſpricht das Künftige. Er eignet’ aud von Ares einen Theil fid gu; Denn wann ein Heer in Waffen tampfgeritftet jteyt, Schreckt Furcht es augeinander, eh's die Lange hob: Aud diefes ift ein Rafen, da8 Dionyſos ſchafft. Ihn wirft du nod auf hohen Delpherfelfen einft 3m Fackelglanze fpringen fehu, wann frohen Schwungs Parnaffos’ Doppelhihen trifft fein Thyrſosſtab, Shu grog in Hellas. Drum, o Pentheus, folge mir: O prahle nit, der Menſchen Höchſtes fet die Macht, Nod, wenn der Glaube, den du hegſt, ein falſcher iſt, Erachte did) fitr weife. Nimm dew Gott in’s Land, Bring’ Opferfpenden, joudge laut, und kräünze did). Dionyjos wird die Frauen niemals ndthigen Bu Raferein der Kypris; nein, in ihrer Sruft Wohnt weifer Sinn fitr alle Dinge jedergeit. Das, Sohn, bedente; denn in Bacchos' Dienfte felbft Euripides v. Donner. (1. 3. Aufl. 15 226 Die Bachantinnen, (Entartet nicht etn zuchtig weiſer Frauenſinn. Du weißt, es freut did), wenn um Deine Thore ſich Die Menge drängt und deinen Namen hod erhebt: Aud) jenen, mein' th, freut es, wenn man thn vevehrt. Jd Derm und Kadmos, det du höhnſt, wir wollen une Das Haupt mit Ephew frangen und jum Tanze ziehn, >) Gin Baar in grauen Haaren; dod) ziemt uns der Tam, Und id) bekämpfe mat den Gott, durch dic) verführt Denn traurig ijt dein Raſen: tein Heilmittel kann Did retten, nod) wird ohne das dein Geiſt geſund. Der Chor. O Gres, du ſchändeſt Phöbos durch dein Meden nicht, Biſt weiſe, dak ou Bacchos ehrſt, den großen Got. Kadmos. Wein Rind, vortrefflich mahnte did) Teireſias. Wohn' uns vereinigt, nicht dee Volkes Brauche feru! Jezt ſchwankſt du haltlos; voll des Dünlels, denkſt du nicht. Denn ware Bacchos, wie du ſagſt, aud nicht ein Gott, Dod werd’ er jo mit fdiner Lüge Div genannt, Ais Sohn der Semele, dak fie, Gottgebärerin Geheißen, unſern gamen Stamm verbherrlide, Du kennſt Aftions janrmervollen Untergang, Den rohverjdlingende Hunde, die er großgenährt, Auf Waldeshihu zerfleiſchten, weil ev groper cinft, Us Artemis, in Jägerkünſten ſich gerühmt. So mögeſt du nicht büßen! Komm, ih franje dix Das Haupt mit Ephew; feire Ou mit uns der Gott. Pentheus. Hinweg die Hand Hier! Gehe du yu Bacdhos’ Feſt, 505 Dod hänge mix mgt deiner Thorheit Makel an! 310 315 wy tw in, — pel) tw St Die Bachantinnen. 227 Den aber, der did folden Unverftand gelebrt, Will id) beftvafen. Gehe ſchleunig Ciner hin, Und fam er dorthin, wo der Mann die Vögel fragt, Eo ſtoß' er Ales anf den Grund mit Hebeln aus, Und ſtürze nieder Wiles und zerſchmettere! Die Seherbinden ftveut hinans in Sturm und Wind! Denn alfo thuend, ſchaff' id ihm da8 grifte eid. Shr, durd die Stadt hingehend, ſpäht den Frembdling ans, Den weiberhaften, dex in neuen Trug die Frau'n 5 Ginfithrt und unfrer Chen keuſches Glück entweiht! Und wenn ihr ibn gefangen, führt gefeffelt ihn Hierher, damit ihn treffe Cod durch Steinigung; So foll ev bittre Fefte ſeh'n tm Theberland! (eilt ab.) Teirefias. O Thor, du weigt mdt, welche Worte dir entflohu! » Du rajeft; and ſchon frither war dein Geift verwirrt. Wir wollen gehn, o Kadmos, und um Gnade flehn Für dieſen, glüht er heftig aud) in ſchwerem Zorn, Und unſre Bürger, daß der Gott kein Arges uns Bereite. Mir denn folge mit dem Thyrſosſtab; 325 Verſuch' es, aufrecht halte mich, ich ſtüze dich. 330 Denn ſchmählich iſt es, wenn ein Paar von Greiſen fällt. Doch — gehe; Bacchos dienen wir, dem Sohn des Zeus! O möge Pentheus deinem- Hans, o Kadmos, nicht Verderben bringen! Nicht als Seher ſprech' ich ſo, Die That belehrt mich; denn der Thor ſpricht Thörichtes. (fle geben a6.) Der Chor. Erfte Strophe. Unentweiht heilige Macht, Frömmigkeit, welde die Crd’ Auf GoldfGwingen durdfliegt, hörſt du den Rentheus, hörſt 15* 225 Die Bachantinuen. Du den unbeiligen Hohn, den er dem Bromios beut, Semele’s Sohn, welder am frangreiden Gelag Frohlich voran unter dem Chor Hinmliſcher ftrahlt, Der fie gelehrt, Sid in Reih'ntänzen gu freu'n und der froh Hallenden Flor, Und die Trübſal zu bejdwidtigen, wenn die luſtathmende Tranbe Un dem Mahl Gitter erquidt, und der Gofal bei dem Selag Männer un Epheukranz in den Schlummer einwiegt? Erſte Gegenſtrophe. Wo die Gier ohne Geſez waltet, die Zung' ungezühmt, Harrt am Ziele das Leid; Tage des Weiſen, die Voll Ruh' Harmlos entfliehn, ftehu unerjdiittert un Sturm, Schirmen das Haus. Denn des Olympos Gitter, fern, Wohnend im Vidhthihen dex Luft, fehauen das Thun Sterb lidjer Dod), Nicht Weisheit ijt die Weisheit, die das Unfterblide denft Unvermeilt fliidtet die Beit. Wer das Erhabene fid gum Biel jext, Fr genießt nicht, was die Erd’ ihm bent. So than Rae— jende mur, Meinen wir,) jo nur Thoren, von Wahn geblendet. Zweite Strophe Dag id) fame nad Kypros, dem Inſelland Aphrodite's, 50 Wo die Schaar der Croten wohnt, Menſchenherzen de zaubernd, Und nad) Paphos, dem regenloſen, Das des mächtigen Fluſſes hundertarmige Ströme trunft, Oder wo der pieriſche Sig der Muſen in heiliger * Die Bacchantinnen. 229 Schönheit ragt, der Olympos! 355 Dahin leite mich, Bromios, der die bacchiſchen Chöre fiibrt Da find Chariten, Liebe da, Da dürfen fret die Bacdhen Fefte feiern. Bweite Gegenftropbe. Unfer Gott, des Kroniden Sohn, frent fish feftlider Mahle, Liebt den fegenverleihenden, männernährenden Frieden. 360 hay | 370 Bacchos fpendet des Weines Wonne, Seden Gram zu vergeffen, gletd dem Armen und Reiden aug, Hagt ihn, der es verſchmäht, in Luft Helle Tag’ und die ſüße Nadt Ohne Harm zu verleben. Klug tft, welder das Herz von dew Ueberweifen ſich ferne hält; Doch der Pöbel, behaupt' ich frei, Das Schlechtre wählt er immer und vollbringt es. Dionyfos, gebunden von Sklaven des Pentheus herbeigeführt. Pentheus. Der Chor. Ein Sklave. Da ſind wir, Pentheus, thaten dieſen Fang, nach dem Du uns gefendet: nicht vergeblich jagten wir. Vas Wild benahm ſich freundlid) und entzog ſich uns Nicht durd die Fludt; die Hände bot es willig dar, Nit furdtfam; and die rothe Wang’ erblagte met; Nein, lachend rief es: ,,Bindet nur und führt nud) fort,” Blieb fteh’n und madjte felber mein Geſchäft mir leidt. Ich fprad beſchämt: „Ungerne, Freund, verhaäft' id) did); at Tod Konig Pentheus fendet mid, ev trug mir's anf.” Nod) Eins: die Bacden, die du griffft umd feffelteft, Im öffentlichen Rerfer dort in Bande flugft, * 230 Die Vachantinuen. Sind nad) den Höh'n entſprungen, and ergehn ſich frei Wit Tang, und rufen Bromivs an, den neuen Gott. 380 Bon felber hat fid) ihrer Füße Band gelöſt, Die Pfortenriege! widen ohne Menfdhenhand, (ar viele Winder bringt er uns in wunjre Stadt, Der Maun, o König; ordne Oy das Andre sete. Pentheus. Ergreift ihn bei den Händen: ſo gebunden, iſt Sr nicht fo hurtig, daß er uns entfliehen fam, Mun, Wreund, du bift wiht häßlich, dein Geſicht gefällt Den Frauen, die gu verloden du nach Theda tamyt. Dein Haar, vom Ringkampf unverwirrt und langgelodt, Umwallt die fine Wange, die aur Viebe reigt. Auch biſt du wohl mit weikgeledter Haut verſehn; Denn mht in Sonnenftrahlen, nem, un Sdattengrit Verfolgit Ou Kypris’ holde Spur mit Deinent Wey. Bor allen Dingen fage mir, woher du ſtammſt. Dionnſos. Nicht hoher Worte braucht es; leicht ijt das geſagt. Vom blumenreichen Tmolos haſt du wohl gehört? Pentheus. Gewiß; vom Berg, der Sardes’ Mauern rings beherrſch Dionyjos. Dorther entſtamm' ih; Yydien ift mein Baterland. Wenthens. Bon wannen führſt du dieſe Weih'n in Hellas etn? Dionyjos. Der Sohn des Rens, Dionyfos, Hat uns eingeweiht. Penthens, 100 So lebt cin Bens dort, welder neue Gitter zeugt? 40D 410) 41% Die Bachantinnen: 2381 , Dionyfos, Kein Andver, al der Semele’ fid) bier verband. Pentheus. Empfingſt du traumend oder wadend fein Gebot ? Dionyjes. Wir ſahen uns, und feine Weihen gab er miv. Pentheus. Und dieje Weihen, welden Sinn denn haben fie? Dionyfos. Nicht wiſſen darf’s ein ungeweihter Erdenſohn. Pentheus. Und welchen Segen bringen ſie dem Feiernden? Dionyſos. Nicht hören darfſt du's; doch des Wiſſens iſt es werth. Pentheus. Geſchickt verlarvſt du dieſes, wo ich's hören will. Dionyſos. Den Frevler fliehn, ihn haſſen Bacchos' Orgien. Pentheus. Tu ſahſt den Gott ja deutlich: nun — wie ſah er ans? Dionyſos. I So wie es ihm beliebte, nicht wie ich's gebot. Pentheus. Auch dies umſchlichſt du gar gewandt und ſagteſt Nichts. Dionhfos, Unweiſe ſcheint Unkund'gen aud) wer weife fpridt. Pentheus. Du kamſt juerft Hieber mit deinem neuen Gott? Dionyjos. Die Fefte jetern alle Midthellenen fdon. 232 Die Bacchantinnen. Pentheus. Wohl find fie weit unweiſer, als Achäa's Bol. Dionhſos. Hier find fie weiſer, freilich ſouſt ungleich an Art. Bentheus. Und dieſe Weihen feierſt du Nachts oder Tage? Dionyios. Bei Nacht am meiften; heilig ift die Dunlelheit. Pentheus. 20 Für Frauen iſt fie trügeriſch und voll Gefahr. Dionhſos. Wohl auch ant hellen Tage ſinnt man Frevel aus, Pentheus. Du ſollſt es büßen, daß du fred) Trugſchlüſſe webſt. Dionhjos. Und du dte Thorhert, dag Ow Hihn dew Gott verhöhnſt Penthens. Wie Dreift, in Worte wie geübt der Bacdhos ijt! Dionhfos, Was mug id leiden? Welches Arge thuft du mir? Pentheus. Die weichen Locken ſchneid' ih dir vor Allem ab. Dienhjos. Die Locken find geweiht; dent Gotte pfleq’ id) fie. VPentheus. Dann übergib mir, den Dw trägſt, den Thyrjosftad. Dionyijos. Selbſt nimm ihn mic; als Bromios' Gabe traq’ id ihn. Pentheus. 430 Sm Rerfer drinnen ſchlagen wir in Bande did. 433: 5 440 445 Die Bacchantinnen. 283 Dionyfos. Befreien wird mid Bacdhos felbft, fobald id will. Pentheus. Wann du, den Bacdhen zugefellt, anrufft den Gott! Dionyfos. Anh nun mir nahe, fieht er, was id leiden mug. Pentheus. Und wo verweilt exc? Denn mein Auge fieht thn midt. Dionyſos. Bei mir; doch du Gottloſer kannſt nicht ſchau'n den Gott. Pentheus. Ergreift ihn! Cr verachtet mid) und Thebe's olf. Dionyfos. (gu den Sflaven) Nett, fag’ ih! Ihr Unweiſen, faßt mid) Weifen nidt! Pentheus. Ich ſage: faßt ihn! Dem ich bin der Stärkere. Dionhſos. Nicht weißt du, Stolzer, was du thuſt, noch wer du biſt. Pentheus. Pentheus, Echions und Agave's Sohn, bin ich. Dionyſos. Durch deinen Namen biſt du ſchon dem Fluch geweiht. Pentheus. Hinweg mit ihm! Legt bet den Roffestrippen ibn Cogletd im Feffelu, daß er faut die dunfle Nacht! Dort tange! Diefe Frauen, die On hergeführt, Des Frevels Helferinnen, fie verfaufen wir, (an den Chor fid) wendend) Coder an den Webftuhl feffl id euch als Sklavinnen, Maddem ich euch von dieſem Paukenlärm entwöhnt. 234 Die Bachantinnen. Dionyjos. Jd gehe. Dulden mug ih nicht, was mein Geſchick Mir midt beftinnnt hat. Aber, traun, fiir dieje Samad Wird Bromios did) ftrafen, den Ou läugnen willſt. Denn uns mit Hohn belaftend, feffelft du den Gott, (Er wird fortgefihrt; Benthens folgt.! Der Chor. Strophe. Udheloos’ erhabenes Rind, Dirfa, du holdlächelnde Jungfrau! Denn du nahmſt einſt in Dein Flutbett Den Sohn Kronions auj, Da der Gott ihn ans der Glut, Der unſterblichen, raffend, In Die Hüft' ihn mit der Goldjpange ſich einſchloß: »Dithyrambos, — rief er — anf, gebe hinein in diejen Mannlerb! Sv did, o Bacchios, nennend, ſtell' ich dem Bolt Thebes dich dar.“ Und du, glückſelige Dirka, Du verſtößeſt mich von dir, Meine kranzgeſchmückten Feſtreih'n? Was verſchmähſt du mid, was fliehſt ow? O gewiß, cinft, bei des Weingottes befeligenden Pofalen! Einſt wird Bromios dir nod werth fein! Gegenftrophe. Sr bewährt ſein Crdengejdledt, Pentheus bewährt fee Geburt, daß Ihn der Erdſprößling Echion Gezeugt. Ein Ungethüm Mit der Wuth funkelndem Blick, 470 Kein ſterbliches Weſen, 475 480 190 Die Bacchantinnen. 235 Ein Gigant, triefend von Blut, kämpft er mit Göttern. Und in Bande will er uns, Bromios' Dienerinnen, ſchlagen; Schon im Palaſte bewahrt er, ſchloß in der Nacht Kerlker ihn ein, Den Genoffen unſerer Feſtreih'n. Sieh her, o Sohn des Zeus, Dionyſos, deine Prieſter In dem Kampf äußerſten Unheils! O herab komm vom Olymp, ſtrahlender Gott, ſchwinge den Thyrſos, Und mit Macht hemme die Wuth des Mörders! Schlußgeſang. An den wildhegenden Höhn Nyſa's vielleicht ſchwingſt du den Hohlſtab In dem Tanz, jauchzender Gott, oder hinauf Korykos' Fels, In den baumreichen Gebirgsklüften des Olympos, wo vordem Yautengetin Orpheus erhob, und mit dem Lied Bäume ſich nachzog, Und die Waldthiere ſich nachzog. 5 Pieria, ſeliges Land, Dich liebt Evios, naht ſchon mit den Chorreigen, und jubelt, Und hindurchſchreitend die Stromfluten des AWrios, Führt er im Tanz frohe Mänaden Hin zum Lydias, der Sterblichen hohes Glück Spendet, und hin zu dem Vater, dem Gotte, der (Hör' id) das roſſenährende Land Tränkt mit ſchönem Gewäſſer. Dionyfos. (innen) Auf! Hirt meine Stimme, hört, Bacchen, hort! Wobhlauf, Bacher, auf! 236 Die Bacdhantinnen. Der Chor. 5 Wen, wen hdr’ id) da? Woher jdoll der Nuf des Dionyfos mir? Dionyios, innen) Auf, auf! Wieder ruft Semele’s Gohn und Rroniong, Erſter Halbchor. Auf, auf! Göttlicher Herrſcher, fomm, Tritt in unſere Reigen ein, O Bromios, o Bromios! Zweiter Halbchor. Erſchüttert beht der Erde Grund, o Freundin; ha! balb wanlt das Hans, Penthens’ Palaſt; er mwanft, und ſtürzt, und ſtürzt m Staub und Trümmer hint Erſter Salbdor. Dionyjos iſt im Palaſte; fetert ihn! Zweiter Halbchor. Wir feiern ihn: o! Sehet dort die marmornen Säulengebälke, ha, feht, wie fie wanfer rings! Bald hebt der Gott im Hanje Siegsgeſchrei. Dionvjos, Biindet die bligende Fadel, die. lodernde! Brent, o verbrennt die Paläſte des Penthens! Erſter Halbdor, Ha, ha! Siehft du nicht die Glut, ſchauſt du nicht Die Flamm’ um Semele’s heiliges Grab, Die fie, getroffen vom Bly, Einſt von dem Donner des Reus yuriidlieR? Wieder zur Erde Die Glieder, die gitternden, 20 25 Die Bacchantinnen. 237 Rieder zur Crd’ o Mänaden! Denn der Gott, zerſtörend Alles, fdjreitet Wider diefes Hans, der Gohn des Rens. Dionysos tritt aus dem Palafte. Der Ehor. Dionyfos. Frauen ihr des fremden Landes, fo betiubt von wilder Angft, Stürztet ihr zur Erde? Wohl habt ihr erfannt, fo ſcheint es uns, Daß Lyäos' Arm des Pentheus hohes Haus erſchütterte. Aber auf, erhebt die Glieder, ſeid getroſt und zittert nicht! Der Chor. Du, für uns ein Licht, entzückter Bacchosfeſte ſchönſter Glanz, Welche Wonn' uns, dich zu ſchauen hier im einſam öden Ran! Dionyfos. Tiefgebeugt, voll Trauer wart ihr, als er uné hinführen ließ, Uns hinab in ſeiner Kerker düſtre Nacht zu ſtoßen ſann. Der Chor. Und warum nicht? Wer beſchirmt' uns, wenn ein Unfall dich betraf? Aber wie ward dir Befreiung aus des freveln Manns Gewalt? Dionyfos. Gelber war id mein Erretter mühelos und ohne eid. Der Chor. Hatte Bentheus mht in Schlingen feffelnd dir die Hand gelegt? Dionyfos. Shen hier erfuhr er meinen Hohn: zu feſſein wähnt' er mid, Die Bachanttrnen, 530 Und berührt' und griff mid niemals; eitle Hoffnung wel Det’ thin Sinen Stier am Troge fand ev, wo er wns au binder ſann: Dieſem warf er um die Klauen und die Beine flugs den Strid, Schnaubte With, an allen Gliedern troy der Schweiß herad von ihm, Und ex big in ſeine Yippen. Wher id) war nahe, ſaß Stille ſinnend und betradtend. Dod) im diejer ett erſcheim Bacdhos, und dos Hans evgittert, und von feiner Mutſer (Mrab Wallte Glut auf. ener fieht eS, wihnt, in Flammen fei das Haus, Stürmte hierhin, ſtüirmte dorthin, herrjdte Waſſerflut herbei; Atle glühn im Werf, die Diener; dod) dic Muhe bleibt umſonſi. Und er ligt vom dieſer Arbeit, weil er mid) eutflohen glawbt, Und entrafft im Flug das dunfle Schwert, wd elt te Haus hinein. Nun erſchuf äos (alfo ſchien mir’s, und jo jag’ td es) Cine Lidtgeftalt im Vorhof; wider dieſe rent der Thor Mit dem Sdwert, und ſchlug den Hellen Wether, ale ex ſchlüg' ev mid), Aungerdem Hat nod) mit anderm Leid der Gott ihn Heine geſucht: Dent er ſtürzt ſein Haus in Trümmer, und zerſchmenert liegt es ganz Durch den Gott, der mich in bittern Banden ſah. Der König jaunt ADO 560 Die Bachantinnen, 239 Watt dahin, ſein Sdwert entfiel thm; denn ex wagt’, ein Sterblider, Wider cine Gott gu ſtreiten. Ich, dem Hauſe ſtill entflohn, Trete, Frau'n, in cure Mitte, nicht des Pentheus achtend mtelyr, Wre mir ahnt, (un Hanje drinnen hor’ wh eben Tritte gehn) Wird er bald im Hofe fein, Was ſagt er wohl, wm Dies geſchehn? Denn ich werd' ihm leicht beſtehen, wenn er aud zorn ſchnaubend kommt; Ziemt es doch dem weiſen Manne, ruhig und geſezt zu ſein. Pentheus. Dionyſos. Der Chor. Pentheus. Entſezlich, unerhört! Der Fremdling iſt entflohn, Gr, der in Feſſeln eben uoch gebunden lag. ſerblickt den Dlonuſos Ha! Dort iſt der Mann! Was? Und du zeigſt im Hofe dich Ant meinem Hauſe fonder Scheu, nachdem du flohſt? Dionyfos, Halt! Ruhig! Gib nicht linger detnem Borne Raum. Pentheus. Wie wardſt du deiner Bande los und kamſt heraus? Dionhjos. „Er wird mid) lifer,” fagt’ ih div, du hörteſt es. Pentheus. Wer das? Du bringſt uns immer neue Dinge vor. Dionhſos. Der Gott, der uns die traubenvolle Rebe pflanzt. Die Vacdhantinnen, PBentheus, Von Bacdhos fom dir, meinft du wohl, dies hohe Hid. Verſchließen hei’ ich alle Thürme ringsumher. Dionyjos. Was? Ueberſteigen Sitter mdt die Mauern and? Pentheus. Klug brit Ou, mr mat, wo du Klugheit nöthig haf. Dionnjos. Da, wo's am meiften nöthig ift, da bin id flug. Indeß vernimm vor Allem, mas Der Mann dir jagt, ) Der, Etwas dir gu melden, fom vom Berge dort; Ich werde bei dir bleiben, nicht vow hinnen fliehn. Gin Bote. Dionyfos. Penthens. Der Chor, Der Bote, O König, der in dtejem Theberland gebeut, Bom Berg Kithäron fomm’ id, wo des welßen Schutes Glanzvolle Hügel me der Strahl der Sonne ſchmolz. Pentheus. 5 Und welds Ernſte lameſt du mir kundzuthum —— Der Bote, 3d ſah die raſenden Bacdhen, die von dDiejer Stadt Mit nafter Ferſe wuthentbrannt hinausgeſtürmt, lind fone, dir aut jagen und der Stadt, o Fürſt, Weld Arges fie beginnen; mehr ols Winder find’s. Dod) mid’ id) hören, ob id frei, was dort geſchah, Dir melden ſoll, ob meine Worte mäßigen, Da mir, o Fürſt, vor deinem raſchen Sume graut, Der allzu herriſch harten Art, dem jähen Zorn. Ventheus. Sprich mur, befürchte leinerlei Gefahr von mir; Die Bachantinnen. 241 585 Dem wadern Mann zu grollen ziemt fid) nimmermehr. Se grauenvollre Dinge du von den Bacchen ſagſt, Um jo geredjter werd’ ich Den der Strafe weihn, (auf Dionnjos dewtend) Der unjern Frau'n die lofen Riinjte beigebradht. Der Bote. Die Minderheerden trieb ich ſchon die fahlen Höhn Des Berges aufwirts, alg der Sonnengott, das Yand Erwarmend, uns mit feinent erſten Strahle gqriigt. Drei Schaaren Frauendhire fieht mein Auge da; Den cinen fiihrt’ Agave, deine Mutter, an, Sno den andern, einen fiihrt’ Wntonoé. Meftredt die lieder, lagen all’ im Schlafe nod, Bum Theil die Miter lehnend an der Tanne Laub, Auf Cicjenblittern andre dort Harmlos das Haupt Weneigt am Boden, züchtig, nicht, wie du gefagt, Beraufdt vor Weinpofalen und der Flite Ton, Und Bublern nad in Waldeseinjamfeit gelodt. Nur deine Mutter jauchzte lout im Bacchenſchwarm, Um aufzurütteln aus der Ruh die Schlummernden, Sobald gehörnmer Stiere Laut ifr Ohr vernahm. Sie rafften ſich aus tiefem Schlafe flugs empor, Und ſprangen anf, (ein Wunderanblick edler Scheu) Mannbare Mägdlein, junge wie bejahrte Frau'n. Und auf die Schultern ſtreuen ſie die Locken erſt, Und gürten, wo der Bande Knoten ſich gelöst, Die Haut des Hirſches, und das bunte Fell umſchlingt Die Natter, die vertvaulid) ihre Wang’ umleckt. Nod andre trugen wilder Wolfe Brut im Arm Und Rehe; diefen jpenden fie die weiße Milch Aus vollen Briiften, faumgeboruen Säuglingen Eurwider v. Dower, Uf. 3. Cuil. 16 242 Die Bachantinnen. Sich ſpröd' entziehend. Epheu kränzt der Frauen Stirs, 5 Und Eichenzweig' und blüthenreiches Bohnenlaub. Und Cine nahm den Thyrjos, ſchlug und traf den Fels, Dak Hellen Thanes feuchter Born dem Stem entiprang. Die Andre ſtieß in gritnes Erdenland den Stab, Und einen Weinguell fendet’ ihe der Gott herayf. Dod, die verlangten nod) dem Traul ſchneeweißer Milch, Die theilten mit der Fingerſpize nur den Grand, Und batten Milch im Fülle; ſüßer Honig trof Ju Strömen aus des Thyrſos ephengritnem Stab, Daf, hätt'ſt du das gejehen, fromm anbetend ou 25 Dem Gott gehuldigt hitteft, den du jezo höhnſt. Wir Rinderhirten traten mm die Schäfer an, Vereint in Wedjelreden auszuſchütten uns, Weld) arge Wunderdinge da vor wns geſchahn. Und Einer, tect im Reden, der die Stadt geſehn, Begann vor Allen: „Ihr Bewohner herliger Berghöhen, laßt Agave, Pentheus’ Mutter, une Vereint dem Bacdosfefte Hier entführen und Uns Dank vom Herr verdienen! Wohl gejproden ſchien Uns dies; verborgen legten wir zur Lauer uns In's Laub der Büſche. Wie des Feſtes Stunde fom, Da ſchwangen jene zur Feier ihren Thyrſosſtab, Aus vollem Munde Bromios, den Sohn des Reus, Den Bacchos rufend; und der Berg und das Wild amber Stinmt et zum Jubel. Alles wogt in raſchem Lowy. Nun kommt Agave tanzend nah’ heran zu mir; Ich jprang, wm fie gu greiſen, ungeſäumt empor, Den Bujd verlajjend, wo wir uns vorher verftect. Da rief fie (ants ,, Ihr, meine fliidtigen Doggen, auf! Uné jagen diefe Männer nad; drum folget ws, Die Bacdhantinnen. 243 645 Folgt uns, die Hinde mit dem Thyrſosſtab bewebrt!” Wir aber flohn von dannen und entgingen fo Ter Wuth der Bacdhen. Dieſe warfen ohne Stabl Zid auf die Färſen, weldhe Gras abweideten; Und ihrer Cine fahen wir ein brüllendes 650 Stierfalh, ein fettes, faffen mit des Arms Gewalt; Die dort zerfleifdten Kühe, ſchaarenweiſ' erhaſcht; Und Schenkel ſahn wir, ſahn den zweigeſpaltnen Huf Empor und nieder werfen, und von Aſt und Zweig Der Tamen trof zerriſſner Glieder Blut herab. 655 Die Stiere, die voll Uebermuthes kaum zuvor In's Horn gewüthet, wurden auf den Grund geftredt, Bon tauſend Jungfrau'nhänden überwältiget; Und ſchneller, als du mit dem Königsauge winfft, War da von ihnen abgeſtreift der Thiere Fell. 660 Sofort unt Lauf emporgehoben, Vögeln gleich, Floh'n ſie zur Ebne, die ſich an Aſopos' Flut Hinſtreckt und Thebe's Volke zollt fruchtreiche Saat. Und auf Erythrä, Hyſiä, die Städt' im Thal Am Fuß Kithärons, fielen ſie, wie feindliche Heerhaufen, Alles obenher und untenher Zerſtörend, raubten manches Kind vom Hauſe weg, Und legten's auf die Schulter, wo kein ſchirmend Band Es hielt; und doch fiel keines auf den dunklen Grund. Rein Erz, fein Eiſen, aber Feuer trnugen fie 370 Im Haare, das nicht ſengte. Nun griff zornentbrannt, Bom Schwarm der Bacchen fo beraubt, das Volk zum Schwert, Und ſchrecklich anzuſchauen war, was hier geſchah: Tas Blut der Frauen ſtrömte nicht dem ſcharfen Speer; Nein, Thyrſosſtäbe warfen fie aus ihrer Hand; 16* 665 w 244 Die Bachantinuneti. Da gab es Wunden, Männer flohn in wilder Flucht Bor Frauen, nicht ohn’ eines Gottes Wundermacht. lind wieder Heim, woher fie fomen, fehrten fie, Ru jenen Quellen, die der Gott heraujgejandt, Das Blut ju wajdhen; und der Draden Zunge lect Das Wajjer, das in Tropfen. ihrer Wang’ entftrinat, Nimm diefen Gott denn, wer er fei,” mmm, König, iba In dieje Stadt auf: denn ev iſt in Allem grok, Und wie der Ruf thn fetert, wre man uns erzählt, Er gab der Welt die Mebe, die Dew Summer fiillt. 85 Denn wo der Wein fehlt, mangelt and Der Liebe Luft, Und alle andern Wornen fliehn die Sterbliden, Der Chor. Ich fürchte, fret gu reden, wie dads Herz mid treibt, Bor dir, dem Herrjder; aber dennoch ſei's gefagt: Dionyjos, Herr, fteht keinem andern Gotte nad, Pentheus. 690 Sdon flammt ur unſrer Nahe hier, dem Feuer gleich, Die Wuth der Bacchen, Hellas’ Volk ein grofer Hohn. Drum nicht gezaudert! (Au bem Bolten Sum Cleftrathore geb, Lind heiß' hinausziehn alle Schildgewappneten, Und Alle, die ſich tummeln auf dem ſchnellen Roß, Lind die den Wurſſpeer ſchwingen und nit ſtarker Hand Die Bogenfehne fpannen; denn wir gehu gu Feld, Run Kampfe mit den Bacchen. Unerhorte Samad, Wenn wir von Frauen dulden, was wir dulden Hier! (Der Bote ab.) Divonyjos, Du folgit mix mat, von meinen Worten ungerührt, 700 Peutheus; indeſſen ob du mich aud ſchwer gefvantt, Die Bacchantinnen. 285 Dod warn’ id dih, in Waffen einem Gotte nidt Bu trogen; nein, fei rubig! Bromios duldet nie, Daß du vow feinen Iubelhdb die VBacden treibſt. Penthens. Lag ab gu mabnen; biſt du dod Der Vande los; 705 Das gniige: fonft verbing’ id nene Strafe dir! Sd bridt’ ihm Opfer, ch id gornentbrannt ein Menſch Dem Stadel widerftrebte, trogend einem Gott. Ich will ihm opfern, morde (fie verdienen es) | Die Frau’n gufammen in Kithärons Felſenſchlucht. : Dionyfes. 710 Shr alle fldht, und Schande war's, wenn . eherne Heerfdhilde vor der Bacchen Thyrfosftabe fldhn. Pentheus, (Fite ſich) Schwer fallt der Kampf mit diefem laftigen Fremblinge, Der, ftraft man oder lift man ihn, met ſchweigen wird. Disnyfes. Nod madt fic alles dieſes ganz bequem, o Freund. Pentheus. Wodurdh? Ich foll wohl meiner Sklaven Sklave fein? Dionyfos. Ich führe dir die Frauen ohme Wehr hieher. Pentheus. Weh! Da verjudft du wider mid wohl eine Lift. Dtonyfos. "Du denfft an Lift, wo meine Ranft did) retten will. 71: ot Penthens. Rereint befpradht ihr's, um in Bacchos' Dienft gu fein. 462 Dee Vachantinnen. Dionyjos, 20 Mit Bacchos, ja, beſprach ich's, und id weiß warum Pentheus. Bringt Wehr und Waffen mix heraus! Du ſchweige frill. Dionyjos. Du willſt die Franen anf den Berghöhn figen fehn? Penthens. Woht möcht' id das, und gabe ſchweres Gold darn, Dionnhjos. Wie kommt es, dak du, das zu fel, fo lüſtern bijr? Pentheus. 25 Sdlinun ging’ es ihnen, find’ id fie von Wein bejdjwert. Dionhfos. So willft du Dod) gern jehen, was dir bitter ijt? Pentheus. Mewif, id) fige ſchweigend unterm Tannenbaum, Dionyſos. Sie werden did) ausſpäühn, and wenn du heimlich font. Pentheus. Das haft du wohl gefproden: offen fomm’ wh denn! Dionyjos. So lag did) fiihren, du betrittft mit uns det Pyad, Penthens. Thu's ohne Säumen; gerne gin’ th dir die Heit. Dionyjos. So Hill’ in Byſſosmäntel dir die Glieder ein. Pentheus. — Was foll das? Wandl' id aus dem Mann gum Weib mid) um? Die Vachantinuer | 247 Dieune⸗. Du wirſt ermordet, wenn du dort alg Wann exrſcheinſt. Venthens 735 Da ſprichſt du recht; ein alter Weiſer biſt du wohl. Diente⸗. Dionyſos war's, der und in Alles eingeweiht Penthens. Und wie vollend’ ich's ohne Fehl nad deinem Rath ? Disnyies. Ich will did dort verkleiden, komm in's Haus hinmin. Penthens. In welches Kleid? In Frau'ngewand? Ich ſchäme mich. Dionyies. 740 Su fdhaun die Bacchen, trägſt du kein BVerlangen mehr? Penthens. Welds eine Traht denn, meinft du, daß th wiblen foll ? Dionyfos. Herab vom Haupte walle frei das Lodenbaar. Penthens. Dann weldhes andern Sdmudes Art beftimmft du mir? Dtonyfos. Cin langes Feftileid, um das Haupt ein Diadem. Pentheus. 745 Und fiigft du dem mod etwas Andres bei fiir mid? Disnyfos. Sn die Hand den Thyrſos, und deS Reh’s gefledte Haut. Pentheus. Sn Frau'ngewand mich hüllen kam ich nimmermehr. Dionyſos. So gäbſt du, kämpfend mit den Frau'n, dein Leben hin? 248 Die Boacdhantinnen. Ventheus. Recht, Freund: ich mug vor Alem erſt hingehn und ſpähn. Dionyſos. Wohl klüger, als wenn Böſes Ou gum Böſen häufſt. Penthens. Und wie gelang' ich unbemerkt durch Radmos’ Stadt? Dionhſos. Unf öden Pfaden wandeln wir; ich führe dich, Pentheus. Mir Alles lieber, als der Bacchen Spott zu ſein. Gehn wr in's Haus und überlegen, was wir thun! Dionyjos. 55 Es fei! Su jedem Dienfte bin id) div beret, Peniheus. Ich gehe Denn: entweder werd’ id) wohlbewehrt Von dannen ziehen, oder folg’ id) deinem Rath. (qaeht tn ben Balafe.) Dionhſos. Der Mann, o Frauen, geht i's Nez, ein ſichrer Fang, Bur Schaar der Bacdhen; fterbend wird er büßen dort. Dionyjos, nun vollende (denn Ou biſt midjt fern) Dein Werf; er joll uns büßen! Erſt verriide du Durd leichten Wahnjinn fein Gemiith; deun, ijt ex ſein Bewußt, fo leqt er's nimmer an, das Franenfleid; Dod, ift er wirr im Geifte, leqt ex's fider an. 5 Zum Spotte maden will id thn vor Thebe's Volk; Jim Weiberanzug führ' ich ihn die Stadt hindurd, Nachdem ex vorhin drohend uns fo kühn getrozt! Dod) mem enteil’ id; jenen Schmuck, mit dem er bold, Bon Mutterhand gemordet, fährt in Hades' Haus, Cmpfange Pentheus! Wohl erfennt er dann den Sohn 77: 5 780 785 ww 790 Die Bacdhantinnen. 249 Des Reus, den Bacdos, der ſich als gemwaltigften Der Götter und voll Gnade vor der Welt bewahrt. (a6.) Der Chor. Stropbhe. Berd’ id in nidtlidem Reigentang einft Hebe den weißen Sug, aufiubelnd und frei den Hals hod in thauige Lufte werfend, Dem Reh gleih, da8 in der Auen gritner Luft fid fpielend ergebt, Wain es jditdhtern entfloh, gefdredt, Ueber ſchöngeflochtene Nez' augerhalb des Gebeges, Und der rufende Sager gu rafdem Laufe die Doggen treibt? Bitternd, fdeu, mit dem Flug de8 Sturmwminds, eilt fliegend e8 hin zu dem Gefild’ am Strom, Freut fid), dag es mirgend Menſchen fieht, Freut ſich des Ounfellaubigen Haines. Was iſt Weisheit des Menſchen, was Iſt ein ſchönerer Götterlohn, Als halten über das Haupt Des Feindes die ſtärkere Hand? Lieb iſt ewig das Schöne. Gegenſtrophe. Spät kommt Göttergewalt heran, doch ſicher erſcheint ſie Zulezt, züchtigt der Menſchen Stolz, wenn ſie thörichtem Wahne fröhnen, Und nicht die Götter verehren, voll wahnſimnigen Ueber⸗ muths. Klüglich lauern die Göttlichen Lange Zeit im Verborgnen, und haſchen endlich den Frevler. 250 Die Bachantinnen, Dem me ſtrebe der Menſchengeiſt üuber Sitt’ und Gejey empor ! Denn leicht ijt ja der Gloube, dag Gewalt habe dos Göttliche, Gewalt dad Redt, Das tm langen Alter unfrer Welt Ewig beftand, und das die Natur ſchuf. Was ift Weisheit des Menſchen, was ft ein ſchönerer Götterlohn, Wis halter über dag Haupt Des Feindes die ftirfere Hand? Yieb ift ewig das Schone. Schlußgeſang. Heil ihm, welcher, des Meeres Wogen Glücklich entflohn, im Hafen einlief! Heil auch thin, der über Drangjal Sich erhob! An Glück und Herrſchaft Thut es Einer vielfach vor dem Andern. Aber tauſend Hoffnungen Laben tauſend Andre noch; Und im Segen enden dieſe Für Die Sterblichen, jene verſchwinden. Dod wem jeglichen Tag das Slit lacht, ihn preiſen wir ſelig. Dionyſos. Pentheus. Der Chor. Dionyſos. Dich, der zu ſchaun verlangte, was nicht ziemt zu ſchaun, Nach unerſpuürbar'n Dingen fpiirt, ich rufe did, Penthens: hervor aus deinem Haus, erſcheine mic Sin einer Bacde Feftqewand, der raſenden, Die Bachantinanen. 815 Rady deiner Mutter und dan Frauenchor zu fpagu! (Pentheus tritt in Frauenkleldetn aus dem Galefie.) Traun, einer Radmostodter. gleidft bu von Geftalt! Penthens. . Ich fee zwiefach, dunkt es mix, dex Soune Licht, Und Thebe doppelt ſamt den ſieben Thoren hier; Voranzuſchreiten ſcheinſft du mix in Stiergeſtalt, $20 Und deinem Haupte wuchſen ja zwei Horner an. Du bift ein Thier wabrhaftig?. Ja, du bift verftiert. Dionyfes. Der Gott, guvor widt gniidig, er geleitet uns 251 Voll Freundeshuld. Mun fiehft du, was ou fehen mußt. Penthens. Wem feh’ ich ähnlich? Schein' id nicht dec Iuo gleich, 825 Nidt gleih Agaven, meiner Mutter, daguftehx ? Diouyfos. Bu feben wähn' id dieſe felbft, erblid’ ich did. Dod aus der Lage riidte dir die Lode da, Die wir am Stirnband unten dir befeftigten. Pentheus. Hinauf, hinunter ſchüttelt' ih im Haufe fie, $30 Bacchantiſch taumelnd; aus der Lage fam fie fo. Dionyfos. So will denn ih, Herr, dem die Sorg' obliegt für did, Sie wieder zierlich ordnen; ridt’ empor das Haupt. Pentheus. Wohl; ſchmücke du mid; dir vertraun wir unbedingt. Dionyfos Schlaff hängt der Gitrtel, nicht gerade fallt der Saum 835 Des faltenvollen Kleides auf den Fuß Gerad. 25? Die Bacchantinnen. Penthens. Auch mir bedünkt es alfo, hier am rechten Fug: Dort reicht zum Knöchel ordentlid) das Kleid hinab, Dtonnjos. Wohl nennft du wid) den evften Deiner Freunde, wenn Du fittiam wider Hoffer dort die Bacchen ſiehſt! Pentheus. Und nehm' id) in Die Rechte meinen Thyrjosftab, Den Frau'n gu gleiden, oder in die Linke hier? Dionyfos. Die Rechte foll thn ſchwingen und der rechte Fug Ihn fiiigen. Herrlich, daß du jo Den Simm gewandt! Pentheus, War’ id) Kithärons Thaler ſamt den Bacchen ſelbſt 5 Auf meinen Sdhultern wegzutragen wohl geſchickt? Dionyjos. Du könnteſt, wenn ou wolltejt. Krauk, verblendet war Dein alter Sinn; jezt ift er, wie's filr did) geziemt. Pentheus. Sind Hebel nöthig, oder reiß' ich ſelbſt den Berg Auf meinen Schultern oder auf dem Arm empor? Dionyjos, Entweihe Ou der Nymphen Heilige Stätten mat, Und mat die Grotten, wo die Flite Pon's ertont. Penthens, Ganz ridtiqg! Frauen muß man nidt durch Körperkraft Befiegen; unter Tannengrün verberg’ ich mich. Dionhſos. Du wirſt dich bergen, wie du dich verbergen mußt, 855 Wenn als ein ſchlauer Späher du den Bacchen nahſt Die Baccantinnen. 258 Peuthews. Gie follen, dent’ id, Vögeln gleih im Waldgeſträuch, In ſüßen LiebeSnegen bald gefangen fein. Dionyfos. Das auszuſpähen alſo madft du dig hinaus? Bielleicht — du fängſt fie, wenn fle did nicht fan guvor. Pentheus. 860 Geleite mid) denn mitten durd die Theberftadt! Ich bin ja bier allein der Mann, der diefes wagt. Disnyfos. | Du mithft allen did, du allein, für diefe Stadt; Drum harren Rimpfe deiner, die dein witrdig find. So folge; dir gum Heile ſchreit' tH dir voran. 865 Bon dort entfithrt ein Andrer di — Penthens, Die Mutter wohl ? Dionyfos. Vor alles Voltes Augen. Pentheus. Dabin fommt’s mit mir. Dionyfos. Sie trägt did beim... Penthens. Mid tragen? Weichlich ſchiltſt du mid. Dionyfos. Sm PMtutterarme. Pentheus. ; Bwingft du mid, fo zart ju thun? Dionyfos. Sn folder Art wobl. Penthens. 3h beginn’ ein wiirdig Wert. “ 254 Die Bachautinnen, Dionyfos. ) Du bift ein groger, groger Mann, und Groped harrt Auf di, und Ruhm gewinnſt du, der zum Himmel reidt. (Bentheus ab.) Stred' aus die Hand, Agave, greijt, Wr Schweſtern, zu, Des Kadmos Tidter! Diefen Diingling fiihr’ id Her Aum großen Kampfe: Sieger werd’ id) jew, mit mir Siegt Bromivg. Das Andre lehrt die Sache jelbjt. (ab.) Drr hor. Strophe. Hinauf, jdnelle Hunde der With, auf gum Berg, Wo fid) im Tange Kadmos' Zungfrau'n ergehn! Hinauf, ſtachelt jie Wider den Wahnſinntrunkenen, der Bacdos’ Feſt Auszuſpähn, un Frau'ngewand hinauszog! Zuerſt wird die Mutter thn von dem glatten Fels Oder vom Banme ſchaun, Wenn ex umherſpäht; Dann ruft fie den Frauen Fu: Welder Kadmeier kommt Hier im fo rafdem Lauf, Spihend, zum Berg, pum Berg? Gagt, o Bacdhantinnen: Wer war ſeine Mutter? Nicht von Frauenblut Stammt ev; thu gebar Cine Löwin, oder ift er Yibyjder Gorgonen Sejdledt.” Erſcheine, Recht, erjdeine, ſchwertbewehrtes Redt! Ermord' ihn, durchſtoß' ihm die Kehle, dem Mottlos, geſezlos, rechtlos frevelnden, Echlons erdentſproßnem Sohn, - $95 900 910 Die Bachantinner. Gegenftrophe. Der, voll arger Luft, in gefeslofem Grimm, Auszog wider deine Weihn, Bacchios, Und fie, die did) gebar, Sm Geift wuthentbrannt, in wehutrunteer Gier, Um den unbezwungnen Gott gu zwingen! Wo ſtillweiſer Sinn der Sterbliden unverviidt Sih gu dem Göttlichen Gewandt, fliegt das Leben hin fonder Harm. Jager nad Weisheit, ift höchſte der Wonnen mir; Wber von Alem, traun, firdert am erften dies Das Gli deines Lebens, wenn du Tag und Nacht Did dem Heil’gen weihſt, Und die Gutter ehrſt, verbannend, Was ſich empört wider das Rest. Erſcheine, Recht, erſcheine, ſchwertbewehrtes Recht! Ermord' ihn, durchſtoß' ihm die Kehle, dem Gottlos, geſezlos, rechtlos frevelnden, Echions erdentſproßnem Sohn! Schlußgeſang. Als Stier erſchein' uns, oder als Drache, mit viel Köpfen zu ſchaun, als Len, der in Glut feurig ſtrahlt! Auf, Bacchos, wirf dem Späher des Bacchenchors Mit lachender Miene Das Nez um, ſobald er die todbringende Mänadenſchaar überfällt! Die Vacdhantinnen. Gin Bote. Der Chor. Der Bote. © Haus, in Hellas glücklich einft, das griindete Der Greis von Sidon, der das erdgeborene Geſchlecht der Draden ausgeſät in Theberland, Wie muß th dich bejammern, ob aud) Slave mar! Der Herren Veid ijt wadern Sflaven eignes Leid Der Chor. Was gibt es? Bringft Du Neues von den Bacdartinnen? Der Bote. Penthens, Echions Sprößling, fand den Untergang. Der “hor. © Romig Bromios, du biſt ein groper Gott! Der Bote. Wie fagft du? Was entfuhr dir Da? Du freueſt did Des Misgeſchics, das meme Herren traf, o Frau? Der Chor, Sieg, Steg jauchzen wie Fremden im fremdem Vout; Denn mun jittern wir vor fewer Feffel mehr. Der Bote. 930 Diinft end) der Theber Voll fo feig? Der Chor. Dionyjos, Dionyſos, nicht der Theber Volt, At unjer Derr. Der Bote. Ich muß es dir verjeihen: dod) wenn Ungemad, Ihr Frauen, ſich begeben, ziemt die Freunde nid, Der Chor. Sage mir, melde, welden Tod ftarb der Dann, Der ruchloſe, der nur Rudlofes jann? Die Bachantinnen. Der Bote. Naddem wir hier des Theberlandes Wohuungen Verlaffend, über Ufopos’ Flut hinansgewallt; Nun auf Kithärons hohen Fels gelangten wir, Penthens und ih (ih folgte meinem Herrn) und dann Der Fremdling, der uns. Führer war yur Feſtesſchau. Zuerſt ein grünbewachsnes Thal erblickten wir, Den Tritt der Füße bergend, und der Bunge Yaut » Sn Schweigen hüllend, um gu ſehen ungeſehn. Durchſtrömt von Waſſern, lag in Felſenſchooß das Thal, Von Fichten überſchattet, wo die Bacchen ſich Gelagert, hingegeben anmuthvollem Wert. Denn jene kränzten wiederum mit laubigem Epheu den Thyrſos, dem ſein Schmuck entfallen war; Und dieſe, gleich den Füllen, die dem bunten Joch Entronnen, fangen Bacchos' Lob im Wechſellied. Pentheus, der unglückvolle, ſah die Frauen nicht, Und ſprach die Worte; „Fremdling, wo wir ſtehen hier, Vermag mein Auge midt zu ſehn der Frauen Chor; Bum Hiigel fteig’ id auf der Tanne hohes Haupt, Dort ungehindert auzuſehn der Bacden Gräul.“ Da ward ein Wunder meinem Blick: der fremde Mann Nahm einer Tanne himmelan erhihten Zweig, Und nieder bog et, bog ev ihn yum ſchwarzen Grund, Und krümmt' ifn, wie der Bogen, wie des Rades Rund, Gedreht vom Dredfeleijen, fanft umfdwingt den Lauf. So bog der Fremdling mit der Hand des Berges Aſt Bur Erd' hinab, vollbringend, was fein Menſch vermag, Gr fete Pentheus auf der Tanne Zweig fofort, 965 Und lief allmiblig aus der Hand den hohen Stamm Nah oben ſchweben, dag ex ihn nicht ſchnell' * Euripides v. Donner. IL 3. Aufl. 258 Die Bachantinuwen. Aufrecht zum hohen Wether ftteg Der Tannenbaum, Und trug den Herrn anf ſeinem Rücken hoch empor. Ihn ſah man eher, als er ſelbſt die Bacchen ſah; Derm ohne Säumen macht' ihn fund ſein hoher Six. Den Fremdling aber fornten wir hinjort nicht felu; Dod) eine Stimme rief herab aus. Aethershihn Dionyſos war es, ahn' ih recht): , Wir bringen’ thn, Der euch und anid, Jungfrauen, der mein heilig Weft 75 Bu Spott herabgewiirdigt; auf, und ſtrafet ifn!” UC) Lind aljo jprad er, und guglerd anf Himmelshöhn Und Erde ſchwang des Feuers heiligen Strahl der Gott, Stumm ſchwieg der Wether, ſchweigend hielt das Wiefenthat Die Blatter, mrgend hirteft du des Wildes Laut. Dod flar vernahmen jene nicht des Gottes Ruf; Ste ſtanden hordend, hin und her den Blick gewandt. Und er ermalnte wieder: alg jie mm erlannt, Des Kadmos Tidter, Dionyſos' Hellen Ruf, Auf fprangen jie mit eilend angeftrengtem Lauf, In ſchneller Fuße raſchem Schwung Waldtaube gleich, (Agave, Penthers’ Mutter, und der Schweſtern Paar, Und alle Bacdhen,) hüpften Waldesftrim’ hindurch Und elfen, wahnſinntrunken durch des Gottes Hauch Und als fie Pentheus auf der Tanne ſizen ſahn, Da jdwangen fie Feldſteine wider ihn nit Macht, Den Fels ertlinrmend, der ſich gegenüber thürmt, Und Tannenäſte trafen ihn aus ihrer Hand; Noch andre ſandten durch die Luft den Thyrſosſtab, Aum Siz des Pentheus zielend; doch verfehlten fie: Auf hohem Baum, vow ihrem Eifer unerreicht, Sak hod der Arme, fonder Hülf' und ohne Rath. Zulezt der Eichen Aeſte, wie mit Blizeskraft, Loos Lovo Die Bacchantinnen. Sujommenbredend, hoben jie dem Tannenbaum, — Als wie mit Hebeln ohne Stahl, die Wurzeln aus. Dod) weil der Urbeit Ende nicht gelingen will, Beginnt Agave: ,,Stellet end) im Kreis umher, Und fagt den Stamm, Mänaden, dag wir dieyes Wild, Das auf den Baum jtieg, fangen, und des Gottes Weihn (Er met verrathe! Taujend Hinde fagten da, Und aus dem Grunde riſſen pie den Tannenbaum. Im Gipfel oben ſaß ex, und vor Gipfel fiel Pentheus zur Erde iieder mit unendlidem Wehruf: er fühlte, dag ſein Unglück nahe jet. Da war's die Mutter, die Den Opfermord begann, Und auf den Sohn fid) ftiirgte. Dod) er rig vont Haar Die Binde, dag die Wlutter thn erlenne, nicht Shu morde; dann berithyend thre Wange, ſpricht Sr diejes: „Ich bin's, Wlutter, bin Pentheus, dein Sohn, Den in Echions Hauje du geboren haſt. Erbarm Did) mein, o Mutter, ad! ermorde dod Um feiner Sünde willen nicht dew eignen Sohn!“ Ugave, ſchäumend, rollte wild das Aug' umher, Und dachte nicht mehr, was yu Denke thr geziemt, Und ward von Bacdos jortgerafft, und hörte nicht. Writ ren Armen fagte fie die linfe Hand, Stemmt anf des Unheilvotlen Leib mit Macht den Fuß, Und reigt ifm ab die Sdulter, nicht durch eigne Krajt; Der Gott verlieh dem Fraucnarme die Gewalt. Die Glieder ihm zerreißend, jdafft’ am andern Theil > Ino; mit aller Bachen war YAurtonod Berm Werf geſchäftig; alle ſchrien in Einem Yant; Benthens, jo lang er athmet, ſtöhnt ur dumpfen Zon; Die Bacden jubelu. Einen UArnt trig dieſe fort, 17* Die Bachantinnen. Die ſamt den Schuhen einen Fug. Zerriſſen ward 1080 Die game Set’ ihm; jede warf der anderen Mit blut'ger Hand, wie Bille, Pentheus’ Glieder gu, Vereingelt liegt die Leiche theils auf ſtarrenden Felshöhn, cin Theil in didjtbelaubdtem Waldgebiijd, Nicht leicht gu finden; aber jein unjelig Haupt, Ergriff die Mutter mit der Hand, und fiedt es hod Auf ihren Thyrjos, triigt 8, wie des Löwen Haupt Des berggebornen, mitten durch Kithärons Höhn, Und ließ die Schweſter bei der Bacden Chor zurück. Sie zieht, fid) briiftend auf den wunbeilvollen Fang, In dieſer Mauern Räume, ruft den Bacdos an, Den Jagdgenofjen, welder fiegverleihend iby Bei diefem Raub half, der zum Lohn ihr Thränen bringt. Ich eile weg vor dieſem ungliidfeligen Aublick, bevor Agave fid dem Hauſe naht. Befounen Tugend üben und die Getter fdeun, Iſt unter allen Gittern, die Der Menſch befizt, Das ſchönſte, mein’ id, und der Weisheit höchſter Ruhm (ab.) Der Chor. Hebt den Tanz an, feiert Bacdos, Jubelt um Pentheus' Rachegeſchick, Der aus des Drachen Zähnen entſproß, der ſich Hüllt' in Frauengewand, und der Hohlitad zu gewiſſem Tode, Den weinlaubigen, nahm, Vom Stier, dem Gott, in ſeinen Untergang gefilhrt. 1055 Kadmos' bacchiſcher Chor, Der Siegeswornne Holes Lied vollendetet Shr in Thriinen, in Leid ! 60 65 Die Bacdhantinnen. 261 Sdin ift der Kampf, die Hand, in Blut Triefend, gu legen an des eignen Gobnes Haupt! Dod — dort erblid’ id, gum Palaft her fdreitet fie, Agave, Pentheus’ Putter, mut verdrehtem Blid: Wobhlan, empfangt des Freudengottes Feiergug! Wgabe tritt auf mit dem Haupte des Pentheus auf dem Thyrfosftabe. Der Chor. Agave. Afia’s Frauen, Hort! Det Chor. Was foll diefer Ruf? Wgave. Vom Berge bringen wir den jitngfterlegten Stier nad Haus, Den glidbefronten Raub. Der Chor. Sh febe: fet willfommen, Feftgenoffin! Heil! Ugave. Sh fing ihn ohne Sdhlingen, Den, den jungen Ldwen, wie du fiebjt. Der Chor. Wo in der Cindde? Wgave. RKitharons Hihu — Der Chor. Ritharons ? Agave. Gaben ihm den Tod. Der Chor. 70 Wer traf zuerſt ihn? 1080 Die Bacchantinnen. Agabe. Mein iſt der Ehre Verdienſt; Selige Agave nennt mid der Chöre Geſang. Per Whor. Wer nod div? Aguvbe. Des Kadmos — Der Ghor, Des Nadmos ? VWqave, Des Kadmos Tidter trafen nad me, Nach mir dieſes Weld, Der Chor, Glücklich durch dieſen Fang ! Wane, Nimm denn am Mahle Theil. Der hor. Theil ich Arme? Wie? Mave, Der junge Stier hat jüngſt Cem Kinn, von werdem Haar umwallt, Meborgen unter'm Helm. Der Ghor. Gleich eines Waldthiers Mähne ſehn dre Yore awe. Vgawe. ur Fluger ager, Bacchos, trieh anf diejes Wild dye Bacchen los. Der Chor. Dex Fürſt fermt die Jagd! Agabe. Du lobſt mich? RD 90 — di w Die Bacchantinnen. 263 Der Chor. Wie? Did loben? Wgave. Dod bald loben mid Die Theber, Pentheus fpendet der Mutter fein Lob, Die dieſen Raub, den ldwengebornen, erhaſcht, Den muthigen nurthig. Der Chor. Du freuft did ? Wgave. Ich freue mid, dap diejes Werk Vollbradht ward von mir, grog in des Ruhmes Glan. : Der Ghor. So zeige deinen Bitrgern aud, Unjelige, Den Siegesraub, mit dem Ou prangend heimgekehrt. Wave. Die thr des Theberlandes ſchöngethürmte Burg Bewohnt, o fommt, die Beute, diefes Wild gu ſchaun, Vas wir, des Kadmos Tidter, auf den Höhn erlegt, Night krumme Bogen fpannend, wre Theffalter, Nod) Neze werfend, nein, eS tiberwaltigend Mit merger Arme feftem Griff! Nun prahlt hinfort, Und ſchafft von Lanzenſchmieden euch umſonſt die Wehr! Mit dieſem Arme fingen wir das Ungethüm, Zerſtückten ſeine Glieder ihm mit dieſer Hand. Wo weilt der alte Vater mir? Er komme her! Pentheus, mein Sohn, wo weilt er? Auf! Er ſteige flugs Auf ſchöngefügter Leiter zum Palaſt empor, Une am den Dreiſchliz feſtzunageln dieſes Haupt Des Yowen, da8 ih auf der Sagd erbeutete. 264 Die Bachantinnen, Kadmos mit Dienern, welche die Leiche Des Pentheus tragen. Agave, Der Chor. Radios, Folgt uns, o Diener, mit der unbeilvollen Loft, Penthens’ zerſchlagner Leiche, tragt fie vor das Haus, Die wir, in endlos fangem Spähn uns peinigend, Hier bringen: auf Kithärons Höhen fand ih fie, Zerriſſen, und die Glieder feins am gleiden Ort, Weithin zerſtreut wm dichtverwachſ'nen Waldgebüſch. Kund wurde mir der Töchter unerhörte That, Da ſchon gu Thebä's Mauern ih vom Bacchenfeſt Zurückgekehrt war mit dem Greis Teireſias; Und wieder eilt' ih nad) dem Forſt und bringe mut Den Enfel, den die Bacden uns ermordeten. Auch Ino ſah ih, fah zugleich Autonoen, Die did), Aktäon, WAriftios’ Sohn, gebar, Sah wuthergriffen beide nod im Cidenhain. Agave, jagt’ uns Ciner, eilte fonder Raft Hierher im Bacchostaumel, und er fagte mwalr: Ich ſehe Hier Agave's unglückſelig Bild. Agabe. Dich hoch zu rühmen, Vater, iſt dir wohl vergönnt, Dak unter Allen du gezeugt die tapferften Jungfrau'n: die Schweſtern mein’ ih, dod) vor allen mid, Die, Spindel laſſend und Geweb', an Größeres 25 Sid magte, Waldthier’ einzufahn mit diejer Hand. Ich trag' in meinen Armen, wie du fieheft, Hier Des Muthes friſcherrungnen Lohn, der aufgehängt An deinem Hauſe prange. Du, mein Vater, nimm Shu hin, und rufe, freudigftoly auf meine Jagd, Die Vacdhantinnen. 265 30 Zum Mahl die Freunde; denn du bift gliidfelig ja, Glidfelig, dak wir folde That hinausgefithrt. Kadmos. O Jammer, unermefligp und nicht angufebr, O Mord, von unbeilvollen Händen ausgeführt! Sain ift das Opfer, welches du den Göttern bringft, 85 Dag du zum Mable Thebi’s Volk herrufft und mid! Weh über deine Leiden, weh aud über mid! - Denn wohl geredht, dod graufam, weihte Bacdhos uns, Der uns verwandte Götterſohn, dem Untergang. Agave. Wie mürriſch dod der Menſchen Alter ift, wie falt 40 Und ditfterblidend! Käme mur, der Mutter gleid, Mein Sohn mit reiher Beute mix vom Bagen heim, Sndem er, Thebä's Söhnen zugeſellt, nad Wild Bum Kampfe zige! Dod er weiß mit Göttern nur Bu fampfen. Vater, ih und du, wir miiffen thn Ermahnen, nidt verfehrter Weisheit fid gu freun. Wo weilt er? Ruft ihn Reiner vor mein Angefidt Hierher, um mid) yu fehen, mid, die Glückliche? Kadmos. Weh! Wann ihr euer frevles Thun dereinſt erkennt, Wird eure Trauer ſchmerzlich ſein. Doch, bleibt ihr ſtets 50 Im gleichen Zuſtand, ſo wie nun, ſo ſeid ihr zwar Nicht glücklich, aber wähnet nicht elend zu ſein. Agave. Was wire nidt fin oder was betritbend bier ? Kadmos. Buerft erhebe deinen Blick zum Himmel Hier. Agave. Sieh doh! Warum gebeutft du mir, ihn angufehn? be (i i | Die Bachautinnert. Radmos. Erſcheint er dix veräudert, oder wie vorher? Agaube. Er dünkt mir heller, als zuvor, und leuchtender. Kadimos, lind jener Wahnſinn, wohnt er nod in deiner Bruſt? Agabe. Nicht weiß ich, was du ſagen willſt; wohl werd' id mem Bewußt, und umgewandelt iſt der alte Sum, Radmos, Du hörſt vielleicht nun und erwiederſt dewtlicer ? Agave. Vergeſſen hab’ wh, Vater, was ich ſprach zuvor. Radmos. Sn welches Haus als Neuvermählte kameſt du? Agabe. Dem Schlangenſohn Echion, heißt es, gabſt du mie. Kadmos. Und welchen Sohn gebarſt du dem Gemahl daheim? Aquve. Pentheus entblühte meinem Schooß, ſein ächter Sohn. | | Radmos. | Nun — weſſen Antlig trägſt du denn in deinem BWrnr? Agaue. Cin Löwenhaupt: die Jägerinnen ſagten jo. Kadmos. Betracht' es recht; leicht ijt des Schauens Mühe ja. Ugave. Ha, was erblid’ id, Gitter? Was trigt meme Hand? Kadmos, 1170 Beſchau' eS offer, und erkenn' es deutlicher. Die Bachantinnen. Agave. Den größten Bammer ſeh' id) Unglückſelige. Kadmos. Nun, ſcheint es dir noch einem Löwen gleich yu ſehn? Anquve. Das Haupt des Pentheus iſt es! Ich Unſelige! Aadmos. Das ſchon bejammert worden, ehe du's erkannt. Agabe. Und wer erſchlug thn? Wie gerieth's in meine Hand? ſadmos. Unſelige Wahrheit! Ach, zur Unzeit fomeft du! Wqane. 4 Was werd id) hiren müſſen? Sprich! Weir bebt Ser}. RKadmos. Du warſt's und deine Schweſtern, die ihn mordeten. Wqave. Wo jtarb er? War's un Hauſe, war es anderswo? Kadm0s. Port, wo von ſeiner Hunde Wuth WAttion fiel. Ugave. Der Urme, wephalb ging er anf Kithärons Hohn? Radmos. Den Mott und deine Bacchosweihn verhöhnt' er dort, Agabve. Wir aber, wie gelangten wir an jenen Ort? Radmos. Shr rastet, Bacchos trieb in Wuth die game Stadt. Agabe. Ung gah den Tod Dionyſos! Nun erkenn' ih es pas 268 Die Bacdhantinnen. Kadmos, Den ihr verhohutet, meil ihr ihn als Gott verfarnt. Agabe. Wo liegt, o Vater, meines Sohns geliebter Leib ? Er ift an fetnen Gliedern gang und unentftellt? Kadmos. Nach langem Umſpähn bringen wir kaum Dieſes heim. (auf den zerfleiſchten Leichnam geigend.) Agabe. Dod) meine Thorheit, was betraf fie meinen Sohn? Radmos. Gud ward er ähnlich, ehrte nidt des Gottes Macht; Darum verftridte Bacdhos all’ in Cinen Fall, Euch felbjt und Penthens, diefem Haus den Untergang Und mir zu bringen, dem fein Gohn geboren ward, Und der den Sprigling deiner Vieb’, Unſelige, Schmachvoll in unheilvollem Tod gemorbdet fieht! Bu dir, o Rind, aus meiner Todter Shook gezeugt, Blickt' unſer Stamm auf, du beſchirmteſt mir das Haws, Und warft dem Bolf ehrwiirdig; Niemand wagte, mid, Den Greis, gu höhnen, ſcheuend dein geliebtes Hawpt; Gr hatte würdige Strafe dir dafür gebüßt. Nun wird man aus dem Hauje mid) ehrlos Hinans, Den grogen Kadmos, treiben, Der den Theberſtamm Geſät und ſchöner Aernten Lohn geärntet hat. O liebſter aller Menſchen! (Zwar du biſt dabin, Dod meinen Liebſten wirſt du beigezählt, o Rind:) Nicht mehr, mein Kinn berührend, wirſt Ou mid) Hinfort Umarmen und der Mutter Vater nennen, Rind, Und fragen: „Wer beletdigt, wer entehrt did), Greis? 1210 Wer kränkt, o Bater, dein Gemitth, betriibte did? Die Bacdhantinnen. Sprich, daß id ihn beftvafe, der dir Leides that.” Sa, nun bin id unglücklich, bift elend du felbft, Bellagenswerth die Mutter und der Schweſtern Paar. Wer etwa nod die Gitter tibermiithig höhnt, 915 Betvadte deinen Untergang und fiirdte fie! Der Chor. Uns jammert dein, o Kadmos; dod) dein Tochterſohn, Er büßt, geredjt wohl, aber dir ſchmerzhaft, o Greis. Dionhſos erjdeint in Gittergeftalt. Kadmos. Agave, Der Chor. Dionyfos. Du fiehft, o Vater, wie id) umgewandelt bin! Du wirft gam Draden werden; aud Harmonia, 220 Das Kind des Ares, dir vermählt, dem Sterbliden, Nimmt andre Bildung, nimmt Geftalt der Schlangen an, Du ziehſt, gejellt ihr, wie des Bens Orafel fpridft, Mit Stiergefpann’ aus, herrſcheſt über Fremdlinge, Und wirft mit unzühlbarem Heer der Stiidte viel 225 Berftiren; aber wann fie Delphi's Heiligthum Verwüſtet, ift unglücklich ihre Wiederfehr. Dich rettet Ures, er befreit Harmonia, Und führt in Seliger Wonneland dein Leben cin. Dies fag’ id) euch, ih, keines irdiſchen Vaters Sohn, 230 Der Sohn des Reus, Dionyfos. Wenn ihr weifem Sinn Gehuldigt hättet, alé ihr andern Sinnes wart; Shr wäret glücklich in des Götterſohnes Hut. Wgave. Dionyjos, Herr, wir flehen; Unrecht thaten wir. Dionyjos, Bu ſpät erfennt ihr's, fanntet, als es galt, mid nicht. * 270) Die Bacchantinngen. Agabe. Ich hab's erlannt, Herr; dod) du züchtigſt uns zu Hart. Dionyfos, Mit Recht; ihe Hatter einen Gott in mir gehöhnt. Ugave. Im Sorne ſeien Götter nit dew Menjden gleich! Dionyfos. vLängſt hatte Zeus, mein Vater, Dies mir zugeſagt. Wgave. Ad, Greis! Cin unheilvoller Bann ijt uns verhängt! Dionyſos. Was alſo ſäumt ihr, wo die ſtrenge Noth gebeut? Madmos. © Kind, i grauenvolles Leid verſanlen wir, Du jelbjt, o Jammerwerthe, jamt der Schweſtern Baar; Und ih, der Arme, mug hinaus zu Fremdlingen, Cin Greig, entwandern, wid dazu, jo will es Zeus, Nad Hellas führen ein gemiſchtes Fremdlingsheer. Und meine Gattin, Ares’ Rind, Harmonia, In cines Draden Graungeſtalt, geleit’ id, ſelbſt Sin Drade, Hellas’ Gräbern und Altären ju, Den Weg dem Feinde weijend! Nie des Leides ſoll 1250 Gin Biel miv Armen werden, wie, den Acheron Der Unterwelt beſchiffend, joll id) ruhig jein, Agavbe. © Bater, ich entfliehe, ward ich dew beraubt, Nadmos. Was, arme Tochter, ſchlingſt du deinen Arm wm mid, Wie ſeinen alten Bater fost der graue Schwan? Agave. 1255 Wohin wid) wenden, ſtößt wid) aus mein Baterland? 6( 36 i( —_ w — Die Bacchantinnen. Kadmos. Weiß nicht; ein ſchwacher Helfer iſt der Vater, Kind. Agave. veb' wohl, mein Haus! Und der Ahnherrn Stadt, Leb' wohl! Ich verlaffe did, fliehe verbannt In das lend hinaus! Kadmos. So ſuche, mein Kind, Ariſtäos' Gebiet. Agave. Stets flag’ th um did, mein Vater. Radmos. Und id Um did, und beweine die Sdhweftern, o Sind. Ugave. Graunvoll, graunvoll hat über dein Haus Dies ſchmähliche Loos Dionyfos, der Gott, had)’ übend verbangt. Kadmos. Shr habt aud an ihm Graunvolles veriibt, Und in Thebä ward fein Name verhöhnt. Ugave. Heil, Heil dir, o Bater! Radios. Und Heil aud) div, Unglückliches Kind: ſchwer findeſt du's wohl! Agabe. O ngeleitet nid) hin zu den Schweſtern; ſie ſei'n Die Genoſſinnen mir auf der traurigen Flucht! Und o fänd' ich ein Land, Wo nie der verruchte Kithäron mich, Noch ich den Kithäron erblickte, wo nie 271 272 Die Bachantinnen, 1275 Des Epheuſtabes gedadt wird! Er Mag andere Bacchen umkränzen! Per Chor, Vielfache Geftalt hat der Gutter Geſchick; Gar Vieles verhingt unerwartet ihr Math, Und was Du gewähnt, vollendet fid) nicht; 1280 Zum Unmigliden findet die Bahu ein Gott. So endete diefes Begegnif. Ammerkungen zu den Bacchantinnen. Bers 2. Semele, des thebifden Königs Kadmos Todjter, wurde von Reus geliebt, und verlangte einft, auf heimliches An- ftifterr der eiferfilchtigen Hera, daß er ſich thr im eben der Herrlicteit, wie ſeiner Gemahlin, mit dem furdtbaren Seiden fener Gottheit, dem Blige, nahen folle. Cr that eS; aber die Sterblice wurde verzehrt in der Umarmung des Donnergottes. Zeus nahm feinen nod ungebornen Sohn, Bacchos, aus dem Leibe der Mutter, barg ihn, um ihn vor dem Grolle der Hera gu ſchüzen, in feiner eigenen Hüfte, und bradjte thn dann, als die Beit der Geburt heranfam, woblerhalten zur Welt. > 5 Dirte und Ismenos, Ouelle und Strom bei Thebd. - 10. Kadmos hatte Das vom Blige gerfdymetterte Haus, wo Gemele ftarb, micht wieder erbaut, ſondern den Ort, wie beiliges Lempelgebtet, durch etme miedrige Mauer vom der Stadt abgefondert. Bothe. = 13. Dtonyfos war in Lydien und Phrygien erzogen worden. Als Jüngling durchzog er Perfien, VBattrien und Medien, wo er zuerſt feine religiöſen Feſte ftiftete, Dann die am Meere gelegenen Lander Arabien und Rleinafien, über Die er nad) Hellas zuriidfehrte, nachdem er überall feinen Dienft eingefiihrt hatte. 33. Gemeint ift der Berg Kithdron bet Thebd. Euripides v. Donner. UL 3. Aufl. 18 “ 274 Anmerkungen gu den Bacdhantinnen. Bers 34. Das Feftgerath wird B. 135f. genannt: eS ijt der Thyrjosftab in der Hand, das Hirjdifell um die Schultern und der Epheufrang um das Haupt. Bacchen (oder Bachantinnen, auch Mänaden (3. 52), Thyaden,) hießen die von wilder Begeifterung erfilliten Beglerterismen des Dionyfos auf feinen Bilgen, dann auch Die in feinen Dienft eingemweihten Frauen iiberhampt. Auf dem Bmolos, einem Berge Lydiens, auf welchem der goldfiihrende Pattolos entſpriugt, war mad) einer port dem gewöhnlichen Mythos abweichenden Sage Dionyjos geboren. Daher mird diejer Berg B. HS „heilig“ genannt. Rhea, die aud) Kybele hieh, des Kronos Gemahlin, die Goͤttermutter, deren geräuſchvoller Dienjt, wre der ded Dionyfos, in Lydier und PHhrygien befonders heimiſch war, 35. 66, Tetramet, jon. catalect, (jonicus a minore, fteigender Joniker ~ — —), Bromios, der Brauſende, Beiname des Dionyſos. Tetrameter jon. brachycatalect, (jonicus # majore, jinfender SJonifer — — ~ ~}), eudalnwy D. 1, Geopedrg. binauf, den Berg Kithiron, wo Dionyjos ſich bejand. Bgl. B. 627. S. gu B. 2. Mit Stierhörnern, als Zeichen der Stirle und der Fruchtbarleit, wurde Dionyfos, wie nod) mehrere andere Bottheiten, abgebildet, Die Bacchantinnen durdflodten ſich mit gezähnnten Seblangen bas Haar. Ueber dem weißwolligen leichten Untergewande trugen fie ein gefledtes Hirſchfell, und m den Handen ſchwangen fie den Thyrſosſtab, in deſſen Höhlung fie ihre Fadeln einfügten. Muthwillig pflegten fie die Boriibergehenden mit dieſen Stäben gu ſchlagen. Bgl. V. 95. Unmerfungen gu den Bachantinnen. 275 Bers 99. Die Kureten, vereint mit dew Korybanten, den Prie- jiern der Rhea, retteten den Heus, nachdem ihn Rhea in einer Grotte des fretijdjen Berges Ida geboren hatte, vor femem Vater Kronos, mbdem fie durch lärmende Geſänge und durch Zuſammenſchlagen der Schilde ein Getbſe erregten, damit Kronos jem Weinen nicht hören und ihn, wie ſeine ührigen Kinder, verſchlingen möchte. — Der Gig Der Kureten iſt die Stadt sures. . Sie riindeten die Stierhant, Dd. i. fie erfanden Die Paute. - Der Helm dev Korybanten hatte ringsherum einen drei- fachen Schild, fo dah er ausſah, wie drei im einander geſchobene Helme. , . Basin das Lied der Mänaden hallt, — die Flute. . Die Satyrn erflehten fid) von Rhea die Paute, weldje fie darauf bei den Reigentingen der Dionyjos- fefte anwandten, die alle Drei Jahre gefeiert wurden, Bal. B. 105 f. : ſyriſchen Weihraud. Aſſyrien, welder Name auch Syrien begriff, ſandte die edelſten Gerüche, einheimiſche ſowohl, als aus Arabien und Indien herlommende. Voß gu Tibull. 1, 4, 7. 0. Ueber der Stadt Sardes, bemerft Strabo, liegt der Tmolos, cin gejequetes Gebirge, auf deſſen GHihe cine Warte ift, eine Halle von weifem Marmor, ein Wert ber Berjer, von wo ans maw dew Ausblick hat auf die ringsum Tiegenden Ebenen, beſonders dic am Kayſtros. Bom Tmolosgebirge ſtrömt der Paltolos, der einſt vielen Goldſand herabfiifrte, vow welchem der Reichthum des Kröſos und ſeiner Ahnen herlam. Teireſias, ein blinder Seher, der gu Thali in Bbotien, unfern Thebd, lebte, und ſehr alt ward; denn tr weiſſagte mod) Kadmos' Ururenlelſöhnen, Eteolles und Polyneiles, obgleich er ſchon hier als ein Greis vorgeſtellt wird. Bothe. 1s* 276 Anmerkungen gu den Bachantinnen Bers 156. VL. wexpor to péidov, 0. i. waxpe @ ovwredtiodas pel lovaa odns. 214. & rovd’ dy Porc, und im folgenden Berje elopépery. B. 216 1. oxdwer und pepe. Man weiffagte vornehmlich aus dem Fluge der Bagel und dem Brennen der Opferflammen. Der Frimmigtcit Gottheiten, die Gstter, welde bie Frömmigleit ſchüzen. WIS Kadmos die Schlange getbodtet hatte, welche dre Quelle Dirle itt Bootien bewachte, fate er ihre Zähne auf Dad Feld. Daraus erwuchs eme Schaar bewaffneter Manner, die den Kadmos umringten, ihn gu tsdten. Auf der Rath der Athene wart er einen ſtlichen Stem unter fie; jeder wollte ihm haben; ba fielem fie Wer einander ber und erſchlugen ſich. Nur Fünf blieben übrig, mit welchen Kadmos die Stadt Theben erbaute Echion war einer von den Kriegern, die aus den von Kadmos geſäten Schlangenzähnen entſproſſen waren. Gr vermählte fic) mit Agave, der Tochter des Kadmos, bie ihm den Pemtheus gebar. Y. Goucics O 6 duverig xai léyew ofag 1 rerio maxdy modlracy ylyvetac. Der Parnaſſos hatte zwei Gipfel, deren einer dem Wpollon, Der andere Dem Dionyſos Heilig war, F. voaric |. vonis, Euripides folgt hier ciner anderen Sage, als der ge- wöhnlichen, nad) welder Afton, der Sohn des Ariftdos und der RKadmostodter Autonos, der Artemis von ungefabr im Bade jab, von der ergiitnten Gittin im einen Hirſch umgewandelt und vom feinen eigenen Hunden zerriſſen ward, Bers 311. - 345. 351. - 352. 424. 439. = 441, Anmerfungen zu den Bachantinnen. 2277 Die Binden, wollene. Haupthinden, wie fie Sefer und Briefter trugen. LY. to ta un Gunte poover. Eroten, MebeSgitter. Die Altdre der Aphrodite gu Paphos befeuchtete nad der Cage fein Reger. Hes mächtigen Fluffes, des Seſtrachos, der Paphos umftromte. Der Bacdos, der begeifterte Diener des Bacchos oder Dionyfos. v. ox 0109 arllwv, ov8 0 deas ov coreg al. Anſpielung auf die Ableitung ded Namens Benthens von dem griechiſchen Worte noc, welches Trauer, Traurigkeit, Unglück begeidmet. Den Namen Acheloos führten mehrere Flüſſe. Aber die Dichter gebrauchen das Wort auch zur Bezeichnung ſtrömenden Waſſers überhaupt, und wohl in dieſem Sinne nennt Euripides hier die Quelle Dirke das Kind des Acheloos. Dithyrambos, (ein Wort von ungewiſſer Ableitung,) Beiname des Bacchos. Y. og tut Zyozosor, tav rod Booltlort, teya Evvawes. Nyfa, Berg mit einer gleichnamigen Stadt in Indien; die legtere ward, der Sage nad, von Dionyſos gegriindet. Korykos' Fels, eine Berggrotte am fiidliden Abe hange des Parnaſſos. Pieria, eine Landſchaft in Theſſalien. Evios, Beiname des Bacchos. 278 Aumerkungen gu den Bacchantinnen. Bers 467, Arios, em Fluß in Theſſalien. 489. Lydias oder Ludias, Fluß bet Pella in Vlaledonien, 490, Der Bater, der Gott, ift der Gott des Fluſſes Paftolos, der vom Berge Tmolos herab durch Pydien fich ergießt. Die Wortfolge ijt: o yee aval rode pilaGpa ave xt Teele Freese (Sc. myees), Wir ftatuiven bier trodaifde Berfe, umd laſſen seorwoos am Emde weg, Yydo8, Beiname des Dionyſos. Y. navyos O° dpig fyw domerur. Y. arjaov mod, ogy) b° txodeg qanyow redamor. Ohne Stahl Der Thyrſosſtab hatte eine eiſerne Spize, ward aber von Dem Hirten nicht bemertt, meil er unter Den Epheublättern verborqen war, Q, ty yeiguw (yegoiv) dixn. Ajopos, ein Fluß bet Thebä. Erythrad und Hvfid, alte Stadte tm Theberlande. L. dpuxorres. Durd das Eleftrathor trat man m Theben em, wenn man von Attifa fam, und in dieſer Richtung lag auch der Kithäron. Meiner Sklaven, d. i dex Frauen, denen Pentheus nicht nachgeben will. Y. to ae (elg te), propter aliquid. Die Hunde dex Wuth find die rächenden Erinnhen, die aud) von anderen Didjtern fo genannt werden. Die Gorgouen waren einer alten Vollsſage mad drei Schweſtern in Libyen, welche die Gabe Hatten, Wiles, was fie anjaben, in Stein gu verwandeln, Die berlifme Anmerfungen zu den Bachantinnen. 279 Bers 896. = 919. = 920. = 955. 2 1054. = 1063. = 1093. = 1111. = 1160. = 1163. = 1186. = 1206. = 1222f. = 1228, = 1235, tefte mar Mtedufa, deren Sdhlangenhaupt Perfeus ab⸗ ſchlug. Semele ward bei den Dionyſosfeſten mit ihrem Sohne gemeinſchaftlich verehrt. Der Greis von Sidon iſt Kadmos, Thebe's Erbauer, der aus Sidon kam. S. zu V. 223. RQ. oyGov FD eneupag és elarny. Bom Stier, dem Dionyfos, den Pentheus im Wabhn- finn für einen Stier bielt. Bgl. B. 819. Der Chor war aus Aften dem Dionyfos gefolgt. Bal. V. 55. Fd Die Theffalier waren gewandte Bogenſchüzen. . Baxyar naga. v. angers. Dem Sdlangenfohn Cdhion. S. gu B. 224, v. tuiv Usgsadels. Q. réxvov, Es war alte Volksſage in Griedhenland, daß Kadmos auf einem mit Stieren befpannten Wagen nad Illyrien am adriatiſchen Meere geflohen fei und dort bie Stadt Buthos erbaut habe. Des Feldzuges nad) Griedenland erwähnt aud) Herodot. Das Land der Geligen dachte man fic) im tiefer Wefter, bald auf dem feften Lande von Afrita, in per Nabe ded Berges Atlas, wo aud) die Hefperiden wohnten, bald auf einer benadbarten ſchönen Inſel. . ~ > Y. Fyvone wiv tart. 280 Bers 1260. 1268. Unmertungen au den Bacdhantinnen. {. yoo “dooratov, Arifidos, sult Rinig im Arladien, Das Hier unter dem Gebiete des Wrifidos gemeint iff, mar mit ber Tochter des Radmos, Mutonoe, vermahlt, und Bater des Aldor. Heil! Die Srufformel des Abſchiedes. XI. Der Kyklop. —-Gere— Perfonen. Seilenos, der alte Erzieher und Begleiter des Bacdos. Odyſſeus, Konig auf Sthafa, von Troja heimfehrend. Der Kyflop Polyphemos, ein Sohn des Pofeidon. Ghor der Satyrn, der Söhne des SCeilenos. Der Schauplaz ift eine cde Kilftengegend Siciliens vor der Höhle ves Kyfloper. 10 15 20 Seilenos. Um deinetwiller, Bacdhos, duld’ id tanfend Mühn Nod heut, wie damals, als id blüht' in Sugendtroft. Erſt, als mit Wahnſinn Hera did erfiillt und du Den Oreaden, weldhe did) gepflegt, entliefft, Dann, al8 du rangeft mit den Erdgeborenen, Stand id, ein treuer Kampfgenoß, yur Seite dir, Erſchlug, naddem id feinen Schild entzweigebohrt, Enfelados. Laß fehen: hat mir das getraumt? Nein, nein! Die Bente wies id ja dem Bacchios. Und nun befteh’ id) grégre Moth, als jene war. Denn als dir Hera Rauberbrut Tyrrhenia’s Bufandte, daß du zögeſt im die weite Welt: So ſchifft' id, das vernehmend, famt den Söhnen aus, Did aufzufuden. Auf de8 Spiegels Höhe faf Sd felbft und Lenfte mein behendes Ruderſchiff; Die Sohn’, am Ruder fdaltend und die graue Gee Mit Schaum bedeckend, fudten did, o Konig, anf. Dod alS wir fdon Maleia nahe ſteuerten, Da bltes ein Wind aus Often auf mein Sadiff herein, Und warf an diefen elfen uns des Aetna, wo Cinfam des Flutengottes Sahn’. cindugige Kyflopen, hauſen, gierig nad der Menſchen Blut. Von dieſen fing uns Ciner, dem im Hanfe wir 284 Der Kyfloy. Mls Knechte dienen; Polyphemos newt man ihn; Und femme Heerden weiden wir dem frevelnden Kyllopen, ftatt uns Bacdhos’ Luft harmlos yu weihn. Nun Hiiter meine Sohne fern’ am äußerſten Abhang die Lammer, Knaben, frifd) in Dugendnmth; Ich muß die Troge fiillen, mug daheim das Hans ) Ihm nad Geheiß ausfegen, mug dem grauliden Kyflopen gubereiten fein verrudtes Wahl. Auch Heute mug ih, wie des Dienſtes Harte Pflicht Gebent, die Wohnung ſäubern mit dem Eiſenlarſt, Dak meinen Herrn, den Kyllopen, want er wiederfommt, Gin reinlich Hans empfange ſamt der Lämmerſchaar. Schon weiden, feh’ id, meine Knaben dort das Bieh Heran. Was foll das? Tanzet the den Srfinmistaty Heut wieder, wie vor Reiten, als, dem Bacchios Gefellt im Feſtchor, ihr zum Haus Althäa's zogt, Entzückt zum Wonnetaumel durch der Lauten Klang? (Dec Chor tritt ſingend unter lürmenden Tänzen auf) zugleich die Schafſe vor ſich Hertreibend.) Der Chor. Strophe. Wohin, du dort, trefflicher Vater Geſchlecht, Von treffliden Müttern erzeugt, Läufſt du mir fort durch Klippen, wobhin? Dort bläst ein windiger Luftzug, Dort ſproßt fein grünendes Kraut; Aud kein wirbelnd Waſſer dee Quells Fließt in Trögen dir, nahe der Grotte, Wo Lämmerblöken did) ruft. Weide mir dort, he! weide doch hier, 50 Wm thauigen Abhang hier! Der Kyklop. Hoho, hoho, du Gehörnter, Gleich, gleich werf 1h den Stein nad dir; He! fomme juriid, juriid, Bu wadhen am Thore der Höhle Des weidenden wilden Nyflopen! Gegenftrophe. Bon Mild ſtrozt dein Cuter, erletdtere dich, Und nimm an die Zizen dein Lamm, Dos du ließeſt im Yager daheim. Did ruft der zärtlichen Lämmer Geblök, das ſchlummert am Tag. Kehrſt du nicht einmal in den Hof Heim vom grünen Raſen der Trift, Henn wt Aetna's Felſengeklüft 7 Hier ruft fein Bromios, ruft fein Tanz, Noch Bacchen, bewehrt mit dem Thyrſos, Noch hallen ſchmetternde Pauken An ſchäumender Quellen Erguß; Kein friſchlabender Wein winkt hier, Nod Nyja mit ſchwärmenden Nymphen. Schlußgeſang. Ein bacchiſches, bacchiſches Feſtlied, Dir ſtimm' id) es on, Aphrodita: Einſt jagt' ich im Fluge dir nach, Weißfüßigen Bacchen geſellt. Lieblicher, lieblicher, wo ſchwärmeſt du, Bacchos, allein, Blondlockiges Haupthaar jdiittelnd? od, Herr, dein treuer Gefell, Fröhne Dem wilden SMyflopen, Dem Cindiugigen, 286 Der Kytlop. ‘latter’ im Grmlide Geißfelle verhüllt, Sein Diener, umber, Von deiner Liebe getrennt. Seilenos. Nun ſchweigt, o Kinder, und in's felsumgürtete Geklüft Das Vieh gu treiben, weist die Diener an. Der Chor, (au ben Dtenern) Geht; aber, Boater, wads für Eile hajt du denn? Seilenos. Ich ſeh' am Meergeſtade dort ein Gricechenſchiff Und Ruderknechte, die mit einem Oberſten Bur Höhle fommen; jeder trägt ein leer Gefäß Um ſeinen Nacken für gewünſchten Mundbedarf, Auch Waſſereimer. Jammerwerthe Fremdlinge! Wer find fie dod)? Ste fermen Polyphemos’ Wet Wohl nidt, des Herrn hier, dag fie dies ungaftlide Wohnhaus betreten und dem menſchenfreſſenden RKyflopenfdlunde fid) vertraun in blindem Wahn. Dod) haltet end) nur rubig, dag wir hören erſt, » Woher jie kamen jum ſikeliſchen Aetnaberg. Die Borigen. Odyſſeus tritt mit dew Ruderinechten anf, Odyſſeus. Ihr Freunde, ſagt uns, wo wir friſches Waſſer hier, Den Durſt zu löſchen, finden, ob bedürftigen Schiffleuten Einer Speiſe wohl verlaufen mag? Was it dad? Sn eine Stadt des Bacchos, ſcheint e8, fomen wir; Fin Sdwarm von Satyrn flattert wn die Höhle dort. Vor allen ruf’ id) meinen Gruß dem alteften. Der Kytlop. 287. Setienes. Dank, Herr! Dod fage, wer du bift, aus weldem. Land. Ovvftens. Odyſſeus, Kephallenerfürſt aus Ithala. Seilenos. Den Schwäzer tenn’ ih, Siſhphos' verſchmizten Sohn. Odyfſens. 105 Der eben bin ich; aber läſtre nicht, o Freund. Sellencs. Von wannen fdiffend famft du nad Sitelia? Odyffens. Aus Croja, von den Kämpfen dort um lion. Seilenos. Wie? Fandeft du gum Vaterlande nidt den Weg? Odofiers. Sturmwirbel rafften mit Gemalt hieher mid fort. Seilenos. 110 Poz! Da geſchah dir eben das, was mir geſchah. Odofiers. So wif aud) did der Winde Sturmgewalt hieber ? Seilenos. Den Raubern folgt’ ig, die geraubt den Bromine, Odyffens. Dod welches Yand ift diefes, und wer wobnt Davin ? Seilenos. - Du fiehft Sikelia's hidften Berg, den Aetna bier. Odyffens. 115 Wo find die Thürme, wo die Mauern einer Stadt? Seilenos. Ou fudft umfonft, Here; menfdenleer find diefe Höhn. 288 Der Kyflop. Odyfſens. Wer wohnt in dieſen Gauen? Wilde Thiere wohl? Seilenos. Sn Höhlen, nicht in Häuſern, wohnt Kyflopenvoll. Odyfſeus. Wer iſt ihe Herrſcher? Oder ruht im Voll die Macht? Seilenos. Es ſind Nomaden; Keiner hört auf Andrer Wort. Odyfſeus. Bebaun fie Felder? Oder wovon lehen fie? Seilenos. Bon Milch und Käſe nährt man ſich und Hammelfleijd. Odyſſeus. Den Tranf des Bacchos fermen fie, der Rebe Saft? Seilenos, © nein; ein freudenloſes Yand bewohnen fie. Odyſeus. Dod) find fie gaſtlich, freundlich wohl mit Fremdlingen? Seilenos. Die Fremden bringen, ſagen fie, das beſte Fleiſch Odyſfſeus. Was? Sind es Wilde, ſchlingen Menjdenfletid) hinad? , Seilenos, Kein Frembder fam nod), welder nicht geſchlachtet ward. Odyfſeus. Wo weilt er ſelbſt, der Kyklope? Hier in der Höhle wohl? Seilenos. Mit ſeinen Hunden jagt er Wild anf Aetna's Höhn. Odyſſeus. Num — weißt du? — wie entfliehn wir aus dem Lande hier? 135 140 14 On Der Mytlop. 989 Seilenos. Weiß nicht, Odyſſeus; doch ih will dir Wiles thun. Odyfens. | Wobhlan, verfauf’? uns Speife; daran feblt es uns. Seilenos. Wir haben Nichts hier, wie gefagt, Midts auger Fleiſch. Odyyfſens. And das genügt uns, wenn es mur den Hunger ſtillt. Seilenos. | And Feigentife fteht gu Dienft, and Milch der Rub. Odyffens. | An's Lidt heraus mit; was man kauft, befieht man gern. Setlenes. Wie viel des Goldes, fage, gibft du mir dafitr? Odoffens. Rein Gold; den Trant des Dionyſos bring’ id euch. Seilenos. Du nennſt, o Beſter, was wir lange ſchon erſehnt. Odyffeus. Und Maron gab mir dieſen Trank, des Gottes Sohn. Seilenos. Gr, den in meinen Armen einſt ich großgenährt? Odyffeus. Der Sohn des Bacchos, daß du nicht mehr zweifeln magſt. Seilenos. Iſt er im Fahrzeug, oder bringſt du gleich ihn mit? Odijffens. Du ſiehſt den Schlauch hier, welcher ihn verbirgt, o Greis. Seilenos. Mit dieſem Tröpflein füll' ich kaum die Backen mir. Euripides v. Donner. U. 8. Mull. 19 290 Der Kyllop. Ody fens, Zweimal fo viel nod) hab' ih, als dem Schlauch entſtrönn. Seilenos. Traun, eine ſchöne Quelle, die mir munden foll! Odyſſeus. Verlangſt du nicht vom unvermiſchten Wein zuerſt Seilenos. Natürlich; denn die Probe lockt den Kauf herbei. Odyſſeus. (pieht einen Becher hervor) Hier, ſamt dem Schlauche bring’ ich aud) den Becher mit. Seilenos, Unf, eingejdhentt! Dann trinf id und entſchließe mid. ; Odyfieus. Da nimm. Seilenos. Der Tauſend! Welden ſüßen Duft er hat! | Odyifeus, Du ſahſt wn aljo? Seilenos. Nimmermehr! dh vied’ ihn mur, Odyſſeus. 5 So fofte, dag du nicht allein mit Worten lobſt. Seilenos. (trintt) Juchhei! Bunt Reigentange rujt mid) Bacdhos aur! Ha ha ha! Odfſeus. Nun, rieſelt ex durch deine Gurgel leicht hinad? Srilenos, Bis auf die Zehenſpizen drang's hinunter mir, 160 175 Der Kyklop. : 291 Odyffeus. Und obendrein nod zablen wir ein Sümmchen dir. Setlenos. — O {ak das Geld fein, und erleichtre nur den Schlauch. Odyffews. So ſchafft die Kafe, fdafft die Lammer nun heraus. Seilenos. Das will id, kümmre wenig um die Herren mid. Die Heerden aller Kyflopen gab’ id gern dafitr, Um einen eingigen Beer auszuſchlürfen mur, Und ftiirgte mid von Leukas' Fels in’S Meer hinab Um Einen Rauſch mit ummwölkten Augenbraun. Wer nicht am Trinken Freude hat, der iſt ein Narr; Da werden alle Geiſter wach, da ſchließen ſich Der Frauen Reize voller auf, Umarmungen Und Drücke, Küſſe folgen und ich weiß nicht was, Und alles Leids Vergeſſen. Sollt' ich ſolchen Trank Nicht küſſen und des Kyklopen ungeſchlachten Kopf Froh fahren laſſen ſamt dem Einen Auge vorn? (geht in die Höhle.) Der Chor. Vernimm, Odyſſeus; plaudern wir ein wenig noch! Odyfſeus. Recht! Als die Freunde redet keck mit eurem Freund! Der Chor. Ihr nahmet Troja's Mauern ſamt der Helena? Coyffeus. Und Konig Priamos’ ganzes Haus zerſtörten wir, Der Chor. Nicht wahr: fobald das ſchöne Weibden euer war, Habt ihr e8 alle nadeinander durchgeküßt? 19* 292 Der Kyklop. Denn Freude madt der Wechſel vieler Männer thr, Die falſche Schlange! Da fie kaum die ſcheckigen Pomphofen wm die Sdenfel jah, die goldene Halstette, die dem PHryger um den Nacken hing: So ward fie närriſch, und verließ den beſten Kerl, Den Menelaos. Wire dod) der Frau'n Geſchlecht Gar nie geſchaffen worden, — als allein fiir mid! (Seilenos tommt aus ber Höhle guild.) Seilenos, Hier habt ihr Alles, Stiice vom dent Werdevieh, O Fürſt Odyſſeus, zarter Lammer blifenden Nachwuchs, und Käſe, dick und fett, im Ueberfluß. Jezt fort damit, und ungeſäumt von der Höhle weg: Mur gebt mir erſt der Rebe frohen Trank dafür! Odyſſeus. Dort ſeh' ich, ah! den Kyllopen! Was beginnen wir ? Wir find verforen, Wer! Wo, wo fliehn wir Hin? Srilenos. Su dieſe Felskluft, wo Ou did) verbergen kannſt. Odyſſeus. 95 Das wire mißlich, gingen wir fo ſelbſt in's Nez. Seilenos. Bewahre! Biel Schlupfwinkel Hat die Felfentluft. Odyſſeus. Mein, nein! Gewaltig thäten da Die Troér grok, Wenn wir vor Cinem flöhen: und id hielt dod oft Bor vielen taujend Phrygern Stand mit meinem Schild 200 Mein! Goll der Tod uns treffen, jei's eim edler Tod: Und wenn wir leben, retten wir den alten Ruhm. (Er tritt mit jeinen Wefährten auf bie Seite.) Der Kyklop. 293 Die Vorigen. Der Kyklop. Der Kyklop. (heranelfend) Halt! Sachte! He, was gibt e8? Weld ein toller Muth? Wozu der wilde Jubel? Nicht des Bachos Luft, Nicht eh'rne Klappern fdalten hier, fein Paukenſchlag. 205 Wie ſteht's im Stalle mit den jungen Lämmern? Sind Sie ſchon am Euter, laufen ſie den Müttern nach, Friſchweg zu ſaugen? Iſt in Binſenkörben ſchon Des fetten Käſes Fülle, den ihr ausgepreßt? Wie? Sprechet, redet! Oder gleich ſoll dieſes Holz 210 Euch weinen machen! Blicket auf, nicht unterwärts! Der Chor. Sieh da! Zu Zeus ſelbſt heben wir das Haupt empor, Und ſeh'n Orion droben und der Sterne Heer. Der Kyklop. Iſt unſer Mittageſſen hübſch zurecht gemacht? Der Chor. Ja freilich; ſei die Kehle nur bereit dazu! Der Ryflop. 215 Sind and die Trinkgefäße ſchon mit Mild gefüllt? Der Chor. Austrinfen fannft du, wenn du rwillft, ein ganzes Faß. Der Kyklop. Schaf- oder Kuhmilch, oder ift’s gemifdhter Tranf? Der Chor. Wonad did) lüſtet; trinfe mid mur midt hinab. Der Kyflop. Bewabhre! Denn ihr fpranget mir tm Baud Herum, 220 Und riffet Poffen, dag id müßt' alsbald vergehn. (Er bemerft plözlich den Odyſſeus mit fetnen Gefährten.) 250 260 265 Der Kyklop. 295 Des Fleifhes aus dem Walde bin ish itberfatt, Sh babe Leu'n und Hirſche fon genug verfpeist; Dod ift es langher, dag idk) Menſchenfleiſch genoß. Seilenos. Das Neue nad dem langgewohnten Alten, Herr, Schmeckt immer befjer. Freilid war's nicht neulich erſt, Dag Fremde hier in deiner Höhle did) befudt. Ody ffeus. Kyklop, vernimm aud andrerjeits uns Fremdlinge. Wir wiinfdhten Nahrungsmittel eingufaufen, und Verfügten uns yu deiner Höhle her vom Schiff. 5 Die Lammer hat uns diefer um den Beder Wein Berfauft und tibergeben, als er ausgezedt; Wir waren einig, nirgends ward ein Zwang geiibt. Yun ſchwazt er lauter unverniinftig Zeug, naddem Man thn auf böſem Sdader traf mit deinem Gut. Seilenos. Was? Bh? Verdirb, Elender! Odoffeus. Wenn id Liigen fprad. Seilenos. Nein, beim Pofeidon, welder did) erzeugt, Ryflop, Beim allgewaltigen Triton, bei Kalypfo, bei Nereus und Nereus' Todtern, bet den heiligen Meerfluten ſchwör' ich und dem ganzen Fiſchgeſchlecht, Mein allerſchönſtes Herrdhen, mein vortrefflides Kyflopdhen, dak id nie dein Gut den Fremdlingen BVerfaufte. Wenn id liige, treffe böſer Lod Hier diefe bofen Buben, die mein Viebftes find! Der Chor. Du ſtirb! Ich felbft jah, wie du dort den Fremodlingen 296 Der Kyflloy. 270 Das Gut verfaufteft. Wenn ich unwahr rede, foll Mein Vater fterben; doch die Frembden log in Rub. Der Myflop. She ligt! Wwf dieſen Alten baw” ich fefter nod, Als auf Rhadamanthys, und geredter nena’ i ifn. Nun will id) Antwort: Freunde, fagt, woher ihr famt, Woher ihe ftammet, welche Stadt euch auferzog. Odyſſeus. Wir find vom Eiland Ithaka; vow Nion, Das unfer Arm zerſtörte, fomen wir, Kyflop, Un dei Geftade durch des Meeres Wuth verſtürmt. Der Ahllop. Shr jogt der ſchnöden Helena, der Entfithrien, nad Bur Veſte Troja’s, zu Sfamandros’ Nadbarin? Odyſſeus. Ja, wir; Die ſchweren Mithen überſtanden wir. Der Kyflop, Sdmadvoller Heerjug, einem eingigen Weib zulieb Sn Schiffen auszuziehen nad der Phryger Land! Odyſſeus. Die Götter wollten's: keinen Menſchen ſchilt darum! Doch wir — zu dir, Herr, flehen wir, dem edlen Sohn Des Meerbeherrſchers, ſagen frank und ohne Scheu Nicht morde deine Freunde, die dein Felſenhaus Beſuchten, nicht zum Granelmahle ſchlachte fie! Denn wir, o Herr, wir bauten Tempelſize ja Sn Griedenlands Meerbuchten deinem Bater einſt. Und unjerftirt tft Tänaros' geweihter Port, Der hohe Buſen Malea's, der göttlichen Uthene filberreider Fels anf Sunion, Der Anlerplaz Geräſtos; und die ſchwere Schmach, Der Kyflop. 295 Berubt an Hellas, ſchenkten wir den Phrygern nidt: Der Ruhm ift awd der deine, weil du Hellas’ Gaun Bewohnſt an Aetna’s feuerſprüh'ndem Felfenhanpt! Nad Menjdenfitte wende did) gu meinem Flehn, In deinen Schuz nimm arme Sdhiffbrudleidende, Und: gaftlid) bent uns Gaben, Hilf mit Kleidern ans, Und unſre lieder ftede mit, gleid) Ochſenfleiſch, An Spieße, Schlund und Magen dic zu fattigen! Genng bereits hat Troja Hellas’ Land verwaist; Es tranf dag Blut fo Bieler, die fein Eiſen traf, Entrig den Frau'n die Manner, macht' WAltmniitterden Und graue Bater finderlos. Wenn Du den Weft Um Feuer röſteſt und vergehrft als grauſes Mahl; Wo fol es dann hinfommen? Folge mir, Kyfloy, Gebiete deiner Viifternheit, gieh frommen Sinn Dem gottvergeRuen revel vor; denn mandem Wann Hat böſe Gier mit ſchwerer Strafe ſchon gelohnt. Seilenos. Jd) will dir rathen: laß von dieſes Mannes Fleiſch Nichts ungenofjen; ſpeiſeſt du die Bunge weg, So wirft du gar beredfam, gar gewandt, Ryflop, Der Kytlop. (ju Ddyfiens) Du gutes Menſchlein, Reichthum ijt des Weiſen Gott, Das Andre Dunft und eitle Wortgebilde mur, Die Meevesfeften, die mein Boater anfgebaut, Die laff’ iG loufen; was erwähnſt du fie mir aud)? Mir iſt Kronions Donnerleil nicht ſchredlich, Freund; Rein ſtärkrer Gott and ſcheint mir Zeus, als ich, gu fein, Das Andre find mir Poſſen mur: das follft du gleich Vernehmen, Wann er ans den Hohn Plazregen ſchickt, 298 Der Kyklop. Beut dieje Feljenhihle mix ein didtes Dad, Ein Kalb yum Mable brat’ id) mix, cin wildes Thier, Und jtrede meinen Band empor, befeudt’ ibn wohl, Austrinlend einen Cumer Mild, ftampf’ auf den Grand, Und ſchlage mit Rens’ Donnern wn die Wette Larm, GieBt dann der Thrafer Boreas uns Schnee herab, So Hil’ id) warme Pelge mir von Thieren om, ) Und made Feuer, und der Schnee — nidt acht' ich ihn. Die Erde muß mix, mag fie wollen oder nidt, Gras wachſen lafjen, dag die Heerde fetter wird, Die ſchlacht' id) Keinem, auger mir (den Gittern nicht Und meinem Baud hier, aller Gitter Könige. : Denn voll fic) effen jeden Tag, voll trinken fidh, Und fid) um Nichts abhärmen, das, das ijt Der Bens, Den weife Männer ehren. Die mit fiinjtlider Geſeze Kram der Menſchen Leben buntgefärbt, Die mag der Henfer Holen! Ih will meinem Sinn, Ohn' abzulaſſen, gittlid) than, und ſchmauſe did). Und nimm zum Gaſtgeſchenke, dag Niemand mich ſchilt, Das Feuer dir und meines Vaters Keſſel dort, Der, wenn er ſiedet, warm umhüllt dein zühes Fleiſch. Nun geht Hinein, ihr! Tretet wm den heiligen Altar des Hibhlengottes, mir ein lever Sdmans! (Er geht mit ben gejfangenen Schiſſern in die Hohl.) Odyſſeus. Ach, ach! Entflohen bin ich wohl des Troérfriegs, Des Meers Gefahren; aber nun gerieth id hier An diejes Frevlerd Feljenherg und fdeitere! © Pallas, Gittin, Beusgeborne Königin, 850 Nun, mun errette! Granjer, ale vor Shion, St unſre Noth, am Todesabgrind ſchweben wir, 355 360 370 375 Der Kyklop. 299 Und du, bewohnend lidter Sterne Sty, o Reus, Der Fremden Hort, ſchau diefes! Siehſt du foldes nit: Wähnt mur der Thor did einen Gott, du bift ein Nichts! (Er gebt in die Höhle.) Erſter Halbchor. Oeffne deinen weiten Schlund, Kyklop, Sperr' auf den Rachen; dir bereit und fertig ſchon Dampft in den Kohlen Gekochtes, Gebratenes: ſchling' es hinab denn! Und zerleg' und zerhack' und zerbeiße ſie, Die Glieder der Fremdlinge, die du Auf zottigem Geisfell niedergeſtreckt! Bacchos, verlaß mich nicht, Und ſend' allein du mir allein ein rettend Boot! Zweiter Halbchor. Fahre wohl, du grauſe Felskluft, fahre hin das Opfermahl, Des Aetna's Sohn, Der wilde Kyklop verſchlingt, Der ſich ſelbſt an dem Fleiſche labt Der Fremden, nicht dem Altar es bringt! O grauſam iſt er, grauſam, Der die Fremden ſchlachtet, die An ſeinem Haus und Herde Schuz geſucht, Sie zerſtückt und zerreißt, Und das Geſottene ſchmaust mit gräßlichem Zahne, Gekocht auf heißer Kohle, Menſchenfleiſch! (Odyſſeus kommt aus der Höhle gurid.) Odyſſeus. Was fag’ ih, Götter? Grauſes mußt' ich ſehn im Fels; Unglaublich iſt es, Fabeln gleich, nicht Menſchenwerk! 300 Der Kyklop. Der Chor, Was gibt’s, Odyijeus? Hat der gottvergeljene Ryflop die lieben Freunde dir hinabgewitrgt? Odyſſeus. Er faßte zwei in's Auge, wog in den Händen ſie, Die ſtärlſten unter allen und genährteſten. Der Chor. Wie widerfuhr end ſolches, Unglückſeliger? Odyſſeus. Nachdem wir eingetreten hier im Felſenhaus, Entflammt' er erſt des Feuers Glut auf breitem Herd, Auf den er Hoher Stämme Laft von Ciden war, So viel ſich anf dret Gitterwagen laden läßt. 885 Dann nahm er Fidjtenbliitter und beveitete 390 Auf niedrem Grund cin Lager, nächſt der Flamme Ghat. Und einen Trinknapf füllt' er, der zehn Kannen Hielt, Und goß gemelfter Rithe weiße Milch hinein, Stellt' einen Epheubecher ſich daneben, der Drei Ellen breit ſchien, aber wohl vier Ellen tief, Und hing den eh'rnen Keſſel über dem Feuer auf, lind brannte fpize Pfähle vorn im Feuer hart, Geglittet mit der Senje, dod) aus Dornenhol;, Gehaun am Aetnaberge dort mit ſcharfem Beil. Drauf, al& der gottverhakte Mod) der Unterwelt Geriijtet Wes, pact’ er mir und morbdete Zwei meiner Falhrtgenofjen mit gewandter Fauſt; Gr warf dew einen in des Keſſels eh'rnen Schlund, Den andern wieder faßt' er hod) am Wupgelent, Und ſchmettert ihn an eines Felſen ſpizen Zahn, Dag ihm das Hirn verfprigte, nahm fein graujes Beil, Und ſchlug das Fleiſch herunter, briet’s am Heuer gar, Der Kytlop. 301 Warf andres, um es gu Foden, in des Keſſels Band. Ich weinte Helle Zähren, ich Unfeliger, Und fdaltet’ um dex Ryflopen, und bedient' ihn rafdj; . Die Andern hielten, Vögeln gleid, ſich bang verſteckt In Felſenlöchern, todtesblag im fdjenen Blick. Rut, alS er meiner Freunde gnug Hinabgewiirgt, Und efle Yuft ansathmend auf dem Rücken fiel, Gab eine Gottheit mir es ein: mit reinem Trant Des Maron fill’ ih einen Napf, und bring’ es ihm, lind fpredje: ,, Dir, des Meerbeherrjders Sohn, Ryflop, Hier fiehe, welden Gittertrant Hellenenland Aus Rebenblut bereitet, des Dionyfos Luſt!“ Sr, überſatt vom ſchauervollen Menjdemnahl, Nimmt ihn, und giehend ſchlürft er ihn mit Einmal ans, Und Gebt die Hand und ſchmunzelt: „Beſter fremder Mann, Wohl ſchönen Trank gu ſchönem Mahle beutſt du dal Sobald id merkte, daß der Tranf ihn hod) erfreut, Bot ich den zweiten Becher ihm; mir ahnte, daß Ihn bald der Wein verderben, daß er büßen wird. Und ſchon au ſingen hob er an; ich aber goß Ihm Bedher ein anf Becher, und beraufdt’ ihn ganz. Er fingt und johlt, indeſſen meine Geführten laut Aufheulen, dak die Höhle dröhnt. Ich fchlitpfte frill Hinaus, und will did) vette, wenn du willft, und mich. So jpredet: wollt ihr oder wollt ihr nit entfliehn Dem Mann, dem ungejdladten, und wm VBacdios’ Altäre wohnen bet der Nymphen froher Schaar ? Dein Vater drinnen ftimmt damit vollfommen ein. Dod) ift er ſchwach durd Alter und vom Wein betiubt, Und hängt am Beder jappelnd, wie an Vogelleim, Lind ſenkt die Flügel. Aber du bift Jüngling nod; 302 Der Kyfloy, So rette did) mit mir, und deinen alter Freund, Den Bacdos, fudje wieder anf, der fei Ryflop! Der Chor. O meur Geliebter, dag id ſähe diejen Tag, Da wir des Ungethiimes frevlem Haupt entfliehn! Dent fdon fo lange fehlt der holde Becher mir, Und ans der Haft gu kommen weiß id) keinen Path. Don fens. ) So hire nun die Strafe, die wir ansgedadt Dem Ungethiin, und wie du deiner Haft entfliehft. Der Chor. Sprig! AUfiatijder Cithern Laut vernühm' wh nicht So freudig, als des Ungeheners Untergang. Obyfjeus. Sum Sdinauje will er gehen, dort den Briidern nad, 5 Den Kyflopen, Hod) mit feinem Bacchostrank vergniigt. Der Chor. Ich merfe: draußen denlt ihr ihn in Waldesnacht Ru morden, oder ſtürzet ifn vom Fels hinab. Odyfſeus. O, nichts dergleichen; ſchlauer Hab’ ich's ausgedacht. Der Chor. Wie denn? Von deinen Liſten hört' id) ſchon vorlängſt. Odyſſeus. 50 Sd rathe dieſen Gang ihm ab, und ſtell' thm vor: Kyklopen foll er dtefen Wein nicht ſchenken, nein, Ihn ſelbſt allein Hehaltend ſich des Lebens freun. Lind ſchläft er nun, von Bacchos überwältiget, Dann ift im Haws Hier eines Oelbaums Aſt, und den Haw’ id) mit diefem Schwert herab, und ſpiz' ihn gu, Yeq’ tha in’S Feuer, und fobald er angebronnt, 460 46 or 470 475 480 Der Kyflop. 308 Ergreif' id, ſtoße glithend ihn dem Kyklopen in’s Gefidt, und brenn’ ihm mitten aus des Auges Lid. Gleichwie der Rimmrer, der ein Schiff gufammenfiigt, Den Bohrer tüchtig an den zwei Handhaben drebht, So dreh’ ih meinen Balken um im leudtenden Kyflopenauge, bis der Stern vertrodnet ift. Der Chor. Juchhei! Juchhei! Wir ſind entzückt, wir raſen! Wie fein ausgedacht! Odyffeus. Dann bring ih eud, den Alten und die Freunde dort In meines dunkeln Schiffes weit gewölbten Band, Und Doppelruder tragen euch aus dieſem Land. Der Chor. Sprich, kann ich nicht auch, dir geſellt in heiligem Bündniß, den Baumaſt, der das Aug' ihm blenden ſoll, Anfaſſen? Gerne nähm' ich Theil am blut'gen Werk. Odyſſeus. Das ſollſt du: viele Hände braucht der große Pfahl. Der Chor. Die Laſt von hundert Wagen höb' ich, traun, empor, Wenn id) dem Unhold, der mir ſchlimm verderben ſoll, Ausbrennen kann ſein Auge, wie ein Weſpenneſt. Odyſſeus. So ſchweiget alle, (denn ihr kennt nun meine Lift,) Und wann id euch gebiete, folgt des Meiſters Wort. Denn nicht verlaffen will ig, dite da drinnen find, Dte Freunde, mag nidt ohne fie gerettet fein. Rohl könnt' th fliehen, bin zur Höhle fon heraus; Dod war’ es unredt, wollt’ id fie, mit welden id Hieher gefommen, laffen und allein entfliebn. 304 Der Kyklop. Erſter Halbdjor. Wohlauf, wer ftellt fid voran? Wer folgt Wuf den Erſten fofort, und ergreift das Gebalf, lind bohrt dem Styflopen in’s Aug’ es hinein, Und zerſchmettert den funlelnden Stern ihm? (Man Hirt Geſang aus bee H5Gle.) Zweiter Halbchor. Sei ſtill, fet ſtill Da fommet er berauſcht, Mistinigen Laut, reizloſen Gefang Unftimmend, hervor aus dem Felfengemad; Bald joll ex mir jammern und heulen. Wohlan, ex lerne von uns den Gefjang, Den ex nimmer gelernt! Durdaus, ha! mug er erblinden! Der gange Chor. Strophe. O Beglidter, der mit Iubeln Wn dem Holden Onell der Trawben, Bu dem Fejtgelag ſich ausſtreckt, Den Geliebten froh tm Arm Hilt, Und im Yager mit den Loden Des gelicbten Mädchens fpielend, Und von Del duftend da8 Harwpthaar, Un der Thiir’ harrt und hineinruft: „Wer madht anf? Der Myflop. (der aus ber Höhle Hherausgetreten) Erſte Gegenftrophe, Yalalah! Ich bin von Wein voll, lind genoß des ſchönſten Mahles, Bin befrachtet, gleich dem Laſtſchiff, Bis hinauf jum Baudverdede. Der Kyklop. Mis verlodt der Wieſe Prangen 5OS Jn des Verges Griin gum Schmauſe, Su der Sippſchaft der Myflopen. D fo gib, Fremdling, den Schlauch her, ſchenke mir ein! Dev Ghor. Bweite Gegenftrop he. Aus der Liebesgrotte taht er Mit verzücktem Liebesblicte ; 510 O, mig liebt ein ſchöner Jüngling! Deiner harrt die glüh'nde Fackel Und der Kuß der zarten Rungfrau In dem Thaw der kühlen Grotte, Und ein buntfarbiger Kranz ſchlingt 515 Um das Haupt dir, wm die Schläfe ſich ſofort. Odyffeus. Kyklop, vernimm mu; denn genau bin wh bekannt Mit dieſem Bacchos, den th dir au trinfen gab. Der Ahllop. Der Bachios — fitr weldhe Gottheit halt man thn? Odyſſeus. Der Freuden größte ſpendet ex den Sterbliden. Der Ahllop. 520 Ud ja! Co lieblid) font er mir den Schlund herauf. Odyſſeus. Cin folder Gott iſt's; femem Menſchen thut er weh. Der Kyflop. Wie mag er gern in einem Schlauche fein, der Gott? Odyſſeus. Du magſt ihn hinthun, wo du willſt, da wohnt er gern. Der Myflop. In einem Fell zu wohnen ziemt fiir fermen Gott. Euripides v. Donner. IL. 3. Aufl. 20 306 Der Kytlop. Coyifens, Wie? Wenn's Genuß bringt? Sdadet dir das Fell dabei? Der Ahllop. | Die Schläuche Haff’ ih; dod) den Tranf da lied’ i) wohl. Odyffeus. So bleibe hier und trinke wobhlgemuth, Kyflop. Der Kyflop. Und meinen Brüdern ſpend' ih nidt von diejam rank? Odyffeus. Mehr Chre haſt du, wenn du thn fiir dich behältſt Der Ahllop. 530 Und mehr Gemeinſinn, thet’ 1 thn den Freunden mit Oonifens, Sdhmadworte, Schläge, Zänlerein gebiert der Schmaus Per Ahllop. Sd) zeche tüchtig; dennoch rührt kein Menſch an mid. Odyſſeus. O Freund, yu Hauſe bleibe, wer getrunken hat! Per Ahllop. Ein blinder Thor tft, wer degedt nicht luſtig wird Ody ijeus, > Und weife, wer im Rauſche fen ga Hauſe bleibt, Der Kytlop. Was thun, Setlenos? Räthſt du mir yu bleiben, Freund? Seilenos. Gewiß; wozu bedarf es andrer Gafte nod? Der Ahllop. Wohl blüht, von jungem Raſen rings umgrünt, Die Flur Srilenos. Und bet der Somenwärme trinkt es ſich fo ſchön: 540 Drum log did) nieder, ſtrecke did) auf weichen Grund! ov ae ) Qtr Der Kyflop. 907 Der yflop. Gut! Was ftellft du dod den Beder Hinter mid, o Frennd?: Seilenos. Dag Reiner ihn wegnehme. Der Kyllop. Nein, Du felber willft Shu heimlich trinfen! ftell’ ibn mx da vorne bin! . Du nenne deinen Namen, Freund: wie nennt man did? Odyffens. 5 „Niemand“. Dod welde Liebe rithm’ id einft von dir? Der Ryflop. Von deinen Freunden allen ſchmauſ' ich dich zulezt. Oduſſeus. Da gibſt du mir ein ſchönes Gaſtgeſchenk, Kyklop! Der Kylklop. (zu Seilenos) Du, was beginnſt du? Trinkſt den Wein mir heimlich aus? Seilenos. ~ Nein; weil id) freundlid blidte, hat er mid) geküßt. Der Kyflop. Dag did —! Den Wein wohl Higteft du, er küßt did nid. Seilenos. Bei Beus, ev fagt, ex liebe mid, id fet fo ſchön. Der Kyklop. Schenk' ein und gib den Becher mir nur tiidtig voll. Seilenos. Laß uns die Mtifdung priifen, ob fie ridtig iſt. Der Kyklop. Gib fo, du Tölpel! 20* Der Kyklop. 309 Odyfens. Da Haft du, nimm und trinfe, lag nichts übrig drin. Fortziehen muß man, bis man ftixbt, an foldem Trank. Der Ryflop. Juchhei! Geſcheit dod ift das Holy des Rebenbaums. dv ffews. Und wenn du reichlich gogeft auf ein reichlich Mahl, 570 Durftlos den Magen negteft, ſchläfft du felig ein; Dod, laffeft du was brig, dörrt did Bacchios. Der - Hobo! Lalah! *anep. Kaum ſchwamm id durd; das nenn’ ih lautre Selighett! Mir fdeint der Gimmel mit der Erd’ in Einem Kreis Herumgutangen, und id ſehe droben Bens’ 575 Lidtthron und aller Gitter reine Glorie. Nicht küſſen mag iG; laffet mid, ihr Chariten! Mir gnügt an dem Ganymedes; bab’ iG ihn im Arm, Wie herrlid, bei den Chariten! Sold ein babies Rind Behagt mir beffer als ein Madddenangefidt. Seilenos 580 Ich bin des Zeus Ganymedes, meinft du wobl, Kyklop? Der Ryflop. Den ih (o Himmel!) rauben mug dem Dardanoé. Seilenos. Helft, meine Kinder! Schmählich wird mir mitgeſpielt! Der Chor. Du ſchiltſt und höhnſt den Liebling, weil er ſich begedht? Seilenos. Weh! Bald empfind’ id diefes Trankes Bitterkeit! (Der Ryflop fdleppt thn taumelnd tn dte HdHle.) 310 Der Kyllop. Odyſſens. Wohlauf, ihr Vacchoskinder, edle Jünglinge! Nun iſt er innen; bald vom Schlaf gebunden wird Fr Menſchenfleiſch aus grauſenvollem Schlunde ſpein. Der Stamm im Felsgewölbe dampft Rauchwirbel auf; Und weiter Nichts iſt übrig, als des Auges Stern Dem Kyflopen auszubrennen; drum fei mr etn Mann. Der Chor, Wie Fels und Diamanten feft ijt unſer Muth! Dod) geh’ hinew jest, ehe Schmach den Bater trijjft; Wir find yu jedem Dienfte dir nad Wunſch bereit. DOdyfjeus. Hephaftos, Aetna’s Herrſcher, mun entäußre did Des böſen Nadbars, breun' ihm aus des Auges Stern! Und du, o Schlummer, Ausgeburt der ſchwarzen Nacht, wall’ auf das gottverhaßte Thier mit ganzer Macht, Und laßt Odyſſeus, nad) dem ruhmgekrönten Kampf Vor Troja, nicht mit fermen Schiffern untergehn Durch Einen, dem Nichts Götter, Nichts die Menſchen find! Sonſt gilt der Zufall wns allein als ächter Gott, Und Göttermacht iſt ſchwächer, als das Ungeführ. (Er geht in die GoHle.) Det Chor. Faſſen wird ohne Raft Das Eiſen mun des Mannes Hals, der die Gajtfreunde verſchlingt: an der Flamm' erliſcht ihm des Auges lichter Stern. Schon zur Kohle ward der Stamm; verſteckt Liegt in Der Aſche bereits der gewaltige Baumaſt. Komm denn, Maron, komm! Wuthenthraunt ſchaffe dein Werk! 610 615 620 625 630 Der Ryflop. 311 Blende den Stern im Kyklopenauge, Dag der Trank ihm ſchlecht befomme! Auch id möchte den ephentragenden Gott, Den holden Bromios, wiederfehr, Und aus der Wulſte des Kyllopen fliehn. AG, wird mir je died Glid gu Theil ? Odoffens. (tommt etlig aus der Hoͤhle Hervor) Um aller Götter willen ſchweigt, ihr Beftien, Seid rubig, beißt in die Lippen! Nidt laut athmen mix, Nicht blingeln ditrft ihr, Reiner darf fig viiufpern, dak. Das Ungehener nicht erwacht, bevor wir ibm .- > Den Strahl des Anges ansgeldfgt in unfrer Olut. Der Chor. Wir ſchweigen, ſchlucken durd den Mund die Sure binab. Odyfieus. Auf mun, hinein geht eilig, fat des Baumes Stamm Mit beiden Händen; wader ift er durdgeglitht. Der Chor. Beftimme Du men, wer zuerft den Heifer Kloz Ergreift, dem Ungeheuer auszuglühn da8 Lid, Damit wir aud Theil haben an dem ſchönen Loos. Erſter Halbdor. Wir ftehn ein wenig allguweit von der Thüre fern; Den Brand in's Auge ftogen wir ihm nimmermehr. Sweiter Halbdor. Und wir, wir wurden plözlich lahm im Augenblid. Erjter Halbchor. Dann geht es euch gerade fo wie mir: im Stebn BVerrentten wir die Füße, wiffen nicht wovon. 312 Der Kyllop. Cdyifeus, Im Stehen habt ihy euch verrenft? Erſter Halbdjor. Und die Augen find Uns voll von Staub und Aſche, wiffen nicht woher, Odyſſeus. Ihr ſeid mix feige Schlingel, helfet mir gu Nichts! Der ganze Chor. Herr, unjer Rückgrat, unfer Buckel danert uns; Wir modjten unfre Zähne nicht mit Stößen uns Einſchlagen laſſen: dieſes nennſt Ou feigen Sinn? Dod) iſt von Orpheus mir bekannt cin Zauberlied, Bei deſſen Tinen thm der Pfahl von felbft in's Hirn 40 Einfährt und diefen Erdenſohn in Flammen fegt. Odyſſeus. Schon lange wußt' ich, daß du ſo geartet biſt; Nun weiß ich's beſſer. Meine Freunde muß id) denn Ru Hilfe rufen. Wenn Du nichts mit deiner Hand Bermagſt, jo braudje deine Bunge dod, damit Durd deinen Zuruf meine Sdaar ermuthigt wird. (€r geht in Die Hdgle.) Der Chor. Ganz wohl! Bd bin der Konig, feid die Bauern ihr! Durd meinen Zuruf werde blind das Ungethitm! Auf, auf! Stoßt qu nut Hervengewalt! Nur friſch ane Werks Brennet des Auges Lidt ihm aus, dem gifteverfdjlingendem Unthier ! 50 Dampft ihn ein, brennet ihr, Den Aetnaſchäfer; in’s Ange bohrt, Schleift ihn, dag er, wilthend von Schmerz, end) nicht ſchmählich bezahle! ey ⸗ — Der Kyklop. 318 Odyſſeus (mit den Seinigen anus ber Höhle ſtuürzend). Der Rytlop. Der Shor. Der Kyllop. (nod) in der Hole) Weh, weh! Der Strahl des Anges ift mir ausgebrannt! Der Chor. Cin {diner Päan! Singe fo mix fort, Ryflop! Der Kyllop. Weh! Wie bin ih mighandelt! Id Berlorener! Dod follt iby ladend nicht entfltehn ans dieſer Kluft, Shr Taugenidtfe! Denn id ftehe bier am Thor Des Schlundes, beide Hinde fired’ ih aus nah end! (Ex tritt volendo aus der HEGle heraus.) Der Chor. Weßwegen fdreift du fo, Kyflop? Der Kyllop. 3 bin dabin! Dev Chor. Woh! fiehft du häßlich aus! Der Aytlop. Bin efend obendrein. Der Chor. Du fielft berauſcht wohl mitten in die Rohlenglut? Der Ryley. „Niemand“ erſchlug mid. Dev Chor. Ulfo that dir Reiner web. Der Kyflop. „Niemand“ hat mid geblendet. Der Ehor. Blind denn bift du wigt? 314 Der Kyflop. Der Royflop. O warejt du's! Der Chor. Wie kann dich Miemand blenden? Det Ankllop. Pah! > Du ſpotteſt? Wo iſt „Niemand“? Der Chor. Nirgendwo, Kytlop. Der Ahllop. Der Fremde, daß ou recht verſtehſt, Hat mir's gethan, Der Sdurfe, der mit ſeinem Tranke nud verdarb. Der Chor, Sa, midtig, ſchwerbezwingbar ijt ded Weins Gewallt. Der syflop. Ha, flohn dte Frechen? Oder find fie nod) tm Fels? Der Chor. Sie ſtehen ſchweigend hinter jener ſchattigen Felswand verborgen. Der Kytlop. Sage, Freund: zu welder Hand? Der Chor. Bu deiner Rechten. Der Kyflop. Wo? Der Chor. Gerad' am Weljen bier. Greif: haſt du? Der Ahllop. Leid gum Leide, ja! Den Kopf zerſtieß Sh mix am Felfen. Der Kyklop. 315 Der “hor. Und fie fliehn vor dir davon, Der RKyflop. 675 Hier midts du ſagteſt eben, hier, Der Chor, Hier meus’ ich nicht, Der Kyflop. Der Chor. Sie ſchleichen linfer Hand unt did) herum. Der Ahllop. Weh mir! Du höhnſt mid, fpottelt mein in meter Noth. Der Chor. Ich jpotte nidjt mehr; ſieh, der „Niemand“ fteht vor dix. Der Nyllop. (umbertappend) Nichtswürd'ger, wo, wo bift du? Odyſſeus. Weit von dir entfernt Steht hier Odyſſeus, und von Wachen wohlgeſchirmt. Der Ahllop. Wie ſagteſt du? Welch neuen Namen nennſt du da? Odyſſeus. Ich bin Odyſſeus, alſo hieß mein Vater mid). Dau ſollteſt heute büßen dein verruchtes Mahl! Denn, traun, mit Schande brannt' id Troja's Burg in Schutt, Hatt’ id) an dir nicht meiner Freunde Mord gerächt. Der Kyflop. Uh, adj! Ein alter Gotterfprud erfüllt ſich man. Durd did geblendet wiirden wir, weifjagte der, Wenn du von Troja fameft, Dod aud dir verhieß Wo denn’? 690 316 Der Kyklop. Der Sprud, du witrdeft büßen einft fiir dieſe That, Und lange Sett umtreiben anf der hohen See. Ody ifeus. Verdirb, du Scheuſal! Dod bewirkt' ih dieſes ſchon. Ich gehe mun an's Ufer, und Sifelia’s Meerwogen theilend, ſchiff' ich heim in's Vaterland. Der Myflop. Nein, wahrlih! Denn teh brede diefen Felſen ab, Lind fdmettre did) famt deiner Schiffsmannſchaft in Grund. Empor die Berghöhn fteig’ ih, ob evblindet and, Und flettre hier den durchgehöhlten Fels hinauf. Der Chor. Und wir, Odyſſeus gugefellt auf diefer Fahrt, Wir Dienen fortan ohne Raft dem Bacchios. Aumerkungen 3u dem Ryklopen. Bers 3. 5. = 8 = fi. - 18, = 18. = 937, Hera rächte fid) an Bacdos, dem Sohne des Hens und ihrer Nebenbublerin Semele, dDadurd, daß fie ihn mit Wabnfinn ſchlug. In diefem Buftande entfloh er den Oreaden, den Nymphen des Berges Nyſa, die nad) dem Gebote des Zeus ihm gefdugt und erzogen batten, und irrte, von Seilenos begleitet, durch die Welt. An Deut Kriege wider die Giganten (die Erdgeborenen) nahin Vacchos mit feinem Lehrer Seilenos Theil. Enkelados, einer der Giganten, fiel durd) die Hand der | Pallas Athene. Bacchos mriethete einft, zur Ueberfabrt von der Inſel Bta- ria mad) Naros, cin Fahrzeug tyrrheniſcher Seeräuber. Da er ſich nicht als Gott zu erkennen gegeben hatte, ſo wähnten die Elenden, an dem Jüngling eine Beute zu finden, und lenkten von der rechten Fahrt ab, um ihn an Der nächſten Küſte gu verkaufen. Der erzürnte Gott ver- wandelte fie in Delphine. Bothe. Die Söhne des Seilenos, die Satyrn. Maleia oder Malea (mit kurzer Dtittelfylbe), ein Bor- gebirge an der ſüdöſtlichen Spize von Latonien. Sikinnis, eine den Satyrn eigenthiimlide Art des Tanzes. Anmerkungen zu Dem Myllopen. Wit Withada, der Gemabhlin des theſſaliſchen Fürſen Oeueus, foll Bacdos dic Deianeira gezeugt haben. Der vom Chor Angeredete ijt cin Schafbod, Y. porra, cad” 6 ot y, & wade veuei; \' BF As F . , wh, wi, O xEepaaras, 1 Glyw nérpor Taye ood, a F - a 1 ar 2 ? wi, VEY hy, VTEC we, — ma ff a iow pydopora OFaOMYOS ee 4 a Ly Kvxhwnos ayooure, Yu ärmliche Geifffelle gehüllt. Laudlice Trade, welde Die Satyrn, als Hirten eines graujamen Herm, jejt ebenfalls anlegen mußten, wabrend fie ſonſt im Hird = und PBantherfellen auf dex Bühne erſchleuen. Odyſſeus war, nad) einer ſeine Mutter ſchmähenden Sage, cin Sohn des räuberiſchen Königs Siſpphos von Korinth. S. die Anmerkung gu B. 11. Feigenläſe: Käſe, mit Feigenſaft geronnen. Odyſſeus hatte den Maron, den Prieſter des Apollen zu Ismaros in Thralien, als er Ismatos zerſtorte, verſchont umd dafür den köſtlichen Wein von ihm sum Geſchenl erhalten. Bei Homer ft Maron cin Sohn des Suanthes, Den Ariadne dem Dionyjos qebar, wabhrend Euripides ihn unmittelbar gu einem Sohne Des Backhoes macht. Y. cond’ aoxov, og never mv, sigoges, yepow. Der Wels von Yeulas, einer Juſel tm jonijde Meere, der Kilfte von Afariuanien gegeniiber, beribmt durch die Sage, daß fic die Dichterin Sappho wow in in Das Meer hmabgeſtitrzt habe. y, xnipew eeherwy. Vers 178, 182. 183. = 268. » 291, 292. 293. 294. 342. Anmerfungen gu dem Myklopen. 319 Das ſchöne Weibchen, Helena. Die Pomphoſen, die weiten Unterkleider ber Aflaten. Der PHryger ift Paris. Die bsfen Buben, die Satyrn, die SSHne des Seilenos. Rhadamanthys, Fürſt vow Kreta, der wegen feinet un⸗ beſtechlichen Gerechtigleit gleich ſeinem Bruder Minos zum Richter des Todtenreiches beſtellt ward. Tänaros, ein Vorgebirge von Lafonien, und auf ihm ein berühmter Tempel des Pofeidon. Eine ſchauerliche Schluft bes Gebirges war (meinte man) der Eingang in das Schattenreid), und Allmene's tapferer Sohn (Oerafles) follte den Kerberos Hier herausgeſchleppt haben. Unweit dem Borgebirge lag eine gleidmamige Hafenftadt. Ueber Malea, f. gu B. 18. Sunion, ein Borgebirge von Attila, feiner Silberadern’ wegen berithmt, mit emer Hafenftadt an feinem Fuße. Gerdftos, ein Borgebirge in Cubsa, dem Pofeidon beilig. ; meines Baters Keffel, dew der Kyllop auf irgend cine Art von feinem Vater Pofeidon befommen pat. Homerifden Helden erhsht et folder Umftand den Werth der Sache; diefem Unholde wiht: denn wie er ſeinen Vater adjtet, erbellt aus V. 317f. 5d. Der Hihlengott, der Baud. Bgl. B. 384. . L. xadog wy edad veg qyectc. Gib fo, ohne lange gu prilfer. . Die Alten betrdngten fid) ftets, aud) wenn fle allein tranfeit. 820 Anmerfungen zu dem Kyflopen. Bers 592. Den Bater, dew Seilenos. 640. Einen Sohn der Erde neunt Odyſſeus den Polyphe mos, weil er cin Feind der Gotter ijt, wie Die Wigarten, Die Von der Erdgöttin abſtammten. Päan, Gejang, Hymne. XI. Andromade. —⸗ Perſonen. Andro mache, Hektors Wittwe, Kriegsgefangene des Neo- ptolemos oder Pyrrhos. Molottos, Sohn des Neoptolemos und der Andromache. Peleus, Vater des Achilleus, Großvater des Neoptolemos. Menelaos, König von Sparta. Hermione, ſeine Tochter, Gemahlin des Neoptolemos. Die Amme Hermione’s. Oreſtes, Sohn des Agamemnon und der Klytämneſtra. Die Meergöttin Thetis, Gemahlin des Peleus. Dienerinnen. Ein Bote. Der Chor: Frauen von Phthia. Der Schauplaz tft in Phthia. Die Bühne zeigt den Palaſt des Neoptolemos, gegenüber den Tempel der Thetis, vor welchem Andromache als Schuzflehende am Altare ſizt. Euripides v. Donner. 3. Aufl. II. 21 Vi 10 15 20 Andromache. Des Aſiatenlandes Zier, o Theberſtadt, Von wo mit goldner Gaben Schaz Andromache Vormals zur königlichen Burg des Priamos Gekommen, Hektorn anvermählt als fruchtbare Gemahlin, wohl beneidenswerth in früh'rer Zeit, Dod nun der Frauen allerunglüchſeligſte! 3d fah, wie Heftor, mein Gemabhl, erſchlagen ward Von Thetis’ Heldenfohne, wie von hohem Thurm Hinabgefttir3t ward unfer Gohn Aftyanar, Wis WArgos’ Sihne Troja’s Flur eroberten; Und eine Sflavin, aus dem allerfreiften Stamm Vormals geadtet, fam id) felbft in Hellas’ Aun, Des Bnfelfiirften Neoptolemos Kriegsgeſchenk, Das ihm vom Raube Troja’s ansgefondert ward, Und wohne min auf Nadbarfluren PHthia’s hier, Des Landes um PBharfalos, wo, von Menſchen fern, Dem Sdhwarm entflohn, die Meeresgöttin Thetis einft Gewohnt mit Peleus: thren Bund veremigend, Nennt Thetideion diefen Ort der Theffaler. Da weilt Adilleus’ edler Sohn in diefem Haus, Und (apt den Peleus herrfden in Pharfalos’ Land, Nidt nad) dem Repter tradtend, weil der Alte lebt. Und id) gebar in Ddiefen Haufern einen Sohn, ; 21* 324 Andromache. Geſellt Adilleus’ Sohne, der mein Herrſcher ft. Und frither, troy Dem Yetde, hielt mid) immer dod) Aufredt die Hoffnung, wenn der Sohn am Leber fei, Schuz einft und Sdirm gu finden wider, Ungemad. Dod nun der Herrjder fic vermählt Hermione, Die Todter Sparta’s, und veridmaht mei Sflavenbett, Werd’ ish von ihr mit grauenvoller Samad verfolgt, Denn durd geheime Sauber ihe Unfrudtbarfeit Berettend, (jagt fie) vawb’ id) ihr des Mannes Herz; Im Hauſe herriden woll’ id ſelbſt an ihrer Statt, Gewaltſam fie vertreiben aus dee Gatten Gunſt, 35 Jd, die von Aufang widerjtrebend ihm gefolgt, Und nun thi aufgab. Zeuge mir der groke Zeus, Dak nur mit Widerwillen ich fein Bett getheilt! Dod) nicht Hered’ id diefe, fie will meinen Tod; Menelaos beut der Todjter feine Hand dabei. Und eben darum tft er nun im Hanje, fam Darnm von Sparta. Ich in banger Angſt entfloh Ru Thetis’ Tempel in des Hauſes Nahe hier, Und fize harrend, ob ev mir abwehrt den Tod. Der Stamm odes Pelews und ev felbft ehrt dieſen Det, 5 Der Benge feines Ehebunds mit Thetis war. Mein einzig Söhnchen aber fandt’ id) ingeheim Sn andre Hanjer, daß man ihn nicht mordete, Denn fein Erzeuger ift mit feiner Hiilfe mir Jezt midt gerwartig, aud) dem Sohne frommt ev mit: Gr weilt im Delpherlande, dort dem Yorias Die Raſerei gu büßen, dag er Redenjdaft Von tha gu Pytho heifdte fiir des Vaters Tod, Ob nicht, der alter Siinde Schuld abbittend, er Dee Huld Apollons fiirderhin gewinnen mag, 55 60 Andromade. 825 Eine Dienerin tommt aus dem Haufe de3 Reoptolemos. Andromage. Die Dienerin. Gebieterin! Mit diefem Namen ſcheu' id nidt Did nod zu nennen, weil id fo did) aud genannt . Sn Ddeinem Hauſe, da wir Troja's Flur bewohnt: Stets war id dir und Heftor, deinem Gatten, Hold, Und fomme nun, dir Schlimmes anguliindigen. Wohl furcht' ih, dag der Herren einer mid erſpäht, Dod treibt mid) Mitleid: Grauſes droht Menelacs dir Mit feiner Todjter; fet Davor auf deiner Hut. Andromade. O theure Nebenfflavin! (Denn das bift du mir, Der frühern Herrin, welhe nan anglidlid ift;) 5 Was thun fie? Welde Hinterlift erfinnen fie, Und wollen mid ermorden, mid) Verlorene ? Die Dienerin. Gie tradhten, deinen Knaben, Unglidfelige, Bu morden, den du außerhalb des Hauſes bargſt. Andromache. | Weh mir! So weiß fie, dak ih meinen Cohn verbarg? 70 75 Woher? Verloren bin ih, ah, ih Clende! Die Dienerin. Weiß nicht: indeß von ihnen felbft vernahm id es; Von Haufe ging DMtenelaos, ihn gu fuden, fort. Andromadde. . So wir’ id denn verloren! Mind, es werden did Die beiden Geier morden, und nod immer weilt Der Mann im Delpherlande, den du Vater nennft. 326 Undromade. Die Dienerin. Ja, wire der hier, fitind’ es nidt fo ſchlimm um did, Das glaub’ id) fider; ohne Freunde bift du jest. Undromade. Kam wiht von Peleus Runde, daz ex fommen wird ? Die Dienerin. Su alt an Jahren ijt er, um dir beizuſtehn, Wndromade. Mejendet hab’ id) wohl nad ihm, mat Einmal ma, Die Dicnerin. So meinſt du wohl, cim Bote finumre ſich um dich? Undromade. Wie jollt’ er? Möchteſt etwa du mir Bote fem? Die Dienerin, Was aber fag’ id), wenn id long von Hauſe war? Andromache. Du findeſt viel Ausflüchte; denn Ow biſt ein Weib. Die Dienerin. SS iſt geführlich; ſorglich wacht Hermione. Undromade. Sich dod! Im Leid entgiehft du deinen Freunden did, Die Dienerin. Wiitnidten! Nimmer flage diefer Schuld mid an! Jd gehe, (weil Das Yebew einer Slavin dod Nicht viel bedentet,) wenn nnd and ein Leiden trifft. {aebt ab.) Wndromade. Co gehe — dod wir wollen — wie wir alleseit In Thränen leben, Klagelaut und Jammerton — Aufſchrein zum Aether; denn ed iſt Erleichterung, Genuß den Frauen, die das Ungltic heimgeſucht, 95 100 105 110 1195 Andromadge. , 327 Es auf den Lippen und im Mund gu führen ftets. SG mug um BVieles Hagen, nicht um Eines nur, Um meinen todter Heltor, um die BVaterftadt, Mein hartes Sdhidfal, welches mid gebunden Halt, Nachdem ich fhmadbeladen ſank in Sflaverei. Nie glücklich nennen follft du mir den Sterbliden, Bevor du feinen legten Tag gefeben, wie Gr den vollendend, niederwallt in's Todtenreid. Unbeil bradte dir Paris, o Ilios, feine Gemablin, Als in der Che Gemach Helenen heim er geführt. Darum erſchien aus Hellas mit taufend Maſten der Wuthrich Ares, eroberte did), Troja, mit Feuer und Schwert, Raubte mir meinen Gemabhl, der Berlorenen, welden am Wagen defielnd, der Meergöttin Sohn um die Mauern gefdleift. Sh ward aus den Gemächern gefiihrt gum Geftade des Meeres, Beugte der Dienftbarkeit traurigem Bode das Haupt: Und viel Zähren entftrimten die Wange mir, als ih im Staube Meinen Gemahl und die Stadt und die Gemächer vers ließ. Ich Unſelige, weh! Was frommt mir, zu ſchauen die Sonne, Mir, Hermione's Magd, die mich ſo bitter bedrängt, Daß ich, die Säule der Thetis im Flehn mit den Armen umſchlingend, Weine, der Quellflut gleich, welche dem Felſen ent⸗ ſtrömt? Andromade. Per Chor tritt anf. Andromade. Der Chor. Srfte Strophe. Troerin, die Du fo Longe verweilft an dem Sige der Thetis, Und ihn nicht verläſſeſt! Sine Phthioterin gwar, dod) fom ich gu dir, Wfiatin, Ob ih ctwa Wettung Für Did) aus ſchwerem Leide finden mag, Das mit Hermione did) in dem feindliden Hader verſtrickte Urme, die das Yager Bei dem Sohn des Achilleus Weit thr, der Herrin, theilen mug. Erſte Gegenftrophe, 5 Kenne dein Loos, und das Leiden erwage mir, das did betroffen! Du, die Tochter Troja’s, Kämpfeſt mit deinen Gebietern den Kampf, mit den Spröß— lingen Sparta’s ? Fliehe weg vom Hauſe Der Meergiittin, dem opferreiden! Was Frommt ef dir, Arme, did) bang im entftellendem Grant gu verzehren, Weil dich drängt die Herrin? Es bezwingt die Gewalt dich. Was willſt du dich, Machtloſe, quälen? Zweite Strophe. Auf von dem ſtrahlenden Siz der unſterblichen Tochter des Nerend! Andromade. . 829 85 Wiffe, dak in fremdem Land 40 55 Sklavin du biſt, in der feindlichen Stadt, Wo deiner Freunde keinen du Schaueſt, unglüchkſeligſte Ler Frauen, ganz’ Verlorne! Bweite Gegenftropbhe. Slierin, du fameft gum Hauſe mir, ſchmerzlich bedauert; Dod wir fdweigen, billig ja Fürchten wir meiner Gebieterin Groll, (Zwar deines Loofes jammert uns) Daß die Todter Helena’s, Wie wir did lieben, febe. Hermione. Andromade. Der Chor. Hermione. (vor ihren Dienerinnen umgeben) Den Glanz des goldnen Schmuckes, der mein Haupt um⸗ fängt, Und dieſer Kleider bunte Pracht, ich habe ſie Nicht aus Achilleus' oder Pelens’ Hauſe mir Als Critlingsgaben einer Braut hiehergebradt ; 3 Mein, fdon im Spartiatenland Latonia PVerehrte fie Menelaos, unfer Vater, uns Mit großem Mahlſchaz, daß id) wohl frei reden darf. Euch, Frauen, ſag' ich dieſes als Erwiederung. (ſie wendet ſich an Andromache) Doch du, die Sklavin, die des Krieges Speer gewann, Willft uns vertreiben, Herrin Hier im Hauſe fein; Beriidt von deinen Baubern, haßt mein Gatte mid, Und meine Sugend ſchwindet unfrudtbar durd did. 330 Andromade, Denn ftarf in foldent Treiben ijt in Aſia Der Geijt der Frauen; aber ich verwebhre dir's, Und helfen foll dir diejes Hans der Thetis nichts, find nichts Wltar und Tempel; ſterben mußt Ou mir. Wenn eine Gotthett, wenn ein Menſch dich) retten swell, Mußt du den alten Herrſcherſtolz ablegen, mut Demiithig niederfallen, mir an’s Stine gefdmiegt, Und mete Wohnung jdeuern, und ans goldenen Gefäßen fprengen Waſſerthau vom lautern Quell, Mußt wiſſen, wo du weileſt: ijt dod) Hektor nicht, Noch Priamos, nicht Troja, ſondern Hellas hier. Dod, Arme, jo weit führte did) Dein Unverſtand, Du waglt dem Sohn des Mannes, der den Gattew dir Gemordet, beizuwohnen, und dem Mörder jelbjt Gebierſt du Kinder, Solches ijt Barbarenbrauch Der Bater freit die Todter, und die Mutter freit Den Sohn und Brüder Schweſtern, und der Yiebjten Hand Erjdligt die Liebften: alle Dem webrt fein Geſez! Uns das au bringen, hüte Did); es ziemt ja nicht, Daf Einem Mann zwei Frauen unterthänig find; Mein, gerne ligt an Cines Weibes Liebe ſich Geniigen, wer nicht wohnen will tm Ungemach. Der Chor. Wohl it cin rachbegierig Voll der Frau'n Geſchlecht, Und Nebenbuhlerinnen frets ant ferndlichften. Andromache. Weh! Der Jugend Feuer bringt Gefahr den Sterblichen, Vornehmlich wenn ſich Tugend ihm nicht zugeſellt. Wohl bindet, fürcht' ich, mein Geſchick die Zunge mir, Obwohl id manches Wahre dir erwiedern kann, Andromage. 331 Und bab’ id) Recht, beforg’ id), dak mir's Schaden bringt. Denn bitter fühlt der Große, der voll Uebermuth Sid blaht, die beffern Worte vom Geringeren; Dod jelber mid verrathen — das fei ferne mir! 90 Sprid, Madden, weldhem ſichern Grund vertrant’ id) derm, Wollt’ i den Mtann dir rauben, den das Recht dir gab? Weil etwa Sparta ſchwächer ift als Phrygien, Mein Gli fo glingend, und du mid als Freie fiehft? Wohl, weil id ftoly auf Sugend und auf Korperreiz, Auf memes Reidhthums Grige ftolz und Freundesmacht, Un deiner Statt in deinem Hauſe ſchalten will? Wohl, dag ih Söhne, Slaven zeug' an deiner Statt, Die Armen, die mir folgen, wie dad Boot dem Schiff? Dod wird man dulden, dak die Söhn' Andromade's Ginjt über PHthia herrſchen, Hleibjt du finderlos ? Um Heltors willen freilich ltebt mid Hellas’ Voll, lind id bin fremd thm, und gebot in Troja midt. Nidt meiner Zauber wegen haßt dein Gatte did, Kein, weil mit ihm gu leben du did) nicht bequemft. 5 Aud) dieſes weet die Liebe; nidt Schönheit, o Frau, Der Tugend Reize find e8, die den Gatten freun. Berdriept dich Etwas, hod erhebft du dann die Stadt Der Sparter, adtejt Styros’ Inſelland für Midts; Reid) prahlſt du vor mit Reiden, und Mtenelaos gilt 10 Mehr als Adilleus; darum haft did dein Gemabl. Dein eine Frau mug, aud vermählt dem ſchlimmen Mann, Sid fitgen, mug nidt hadern in hoffärt'gem Tro3. Und wire nun dein Gatte Fürſt in Thrafia, Dem ſchneeumſtürmten Lande, wo der Reihe nad Sin Mann mit vielen Chefrau’n fein Lager theilt: Sprih, würd'ſt du diefe tödten? Alſo wälzteſt du Sa) er 0 OQ cS Cv pmo gy 332 Andromache. Die Schmach der Unerſättlichkeit auf alle Frau'n! Wie fhindlid! Zwar mehr, al& die Manner, leiden wir An dent Gebredjen, aber Hug verhehlen wir's, 20 Mein theurer Heftor, gern ertrng id) dir zulieb Die Nebenfrauen, wann Kythera did) bethiirt, Und ihren Kindern reidt’ ich oft jogar die Bruft, Damit wh memalé Bittres dir bereitete. So feſſelt' ich durch Tugend meinen Gatten ſtets; Du aber duldeſt, immerdar von Furcht erfüllt, Auch nicht den Tropfen Himmelsthau an deinem Wann, In Männerliebe ſuche doch die Mutter nicht, O Frau, zu übertreffen; ſchlimmer Mütter Art Au fliehen, ziemt den Kindern, die verſtändig find. Der Chor. Wenn du's, o Herrin, über did) gewinnen fannft, Laß dich bereden, und verſöhne dich mit ihr. Hermione. Was foll, dein Kampf mit Worten, was dein ftolger Ton, Als wäreſt du die Weije, und die Thivin 1h? Andromache. Das biſt du nad den Worten, die Du eben ſprachſt Hermione, 235 Weih, deine Weisheit wohne nicht in meiner Brut! Andromache. So jung an Jahren, redeſt du das Schnöde nur. Hermione, Du redeft nidt, Ou thuft es, wie du's fannjt, an mir, Undromade, Erträgſt du nicht ſtillſchweigend deiner Liebe Geymerg ? Undromade. 333 Hermione. Wie? GSollte dad nicht allen Frau'n das Höchſte fein ? Undromade. > Nur Giner, die ſich gnügen läßt, Dem andern nicht. Hermione. Barbarenbraiude kennt man mdt in meiner Stadt. Undromade. So dort, als hur, bringt Schande, was ſchmachwürdig iſt. Hermione. Schlau bijt du, ſchlau, Weib; dennod ift dein Tod gewiß. Andromache. Das Bild der Thetis (ſiehſt du?) blickt auf dic) herab. Hermione, Ste hagt wm thres Soles Tod dein Baterland. Andromache. Nicht td, ihn mordet' Helena, die did) gebar. Hermione. Wud fürder alſo wühlſt Ou fort im meinem Schmerz? Wndromade. Ich ſchweige, fieh, und öffne midt mehr metnen Mund. Hermione. Auf da8, warum id hier erſchien, antworte mir. Andromache. 50 Dir, jag’ id), fehlt der weiſe Sinn, der dir gegientt, Hermione. Verläſſeſt Ou der Thetis feufdes Heiligthwm ? Andromache. Nur wenn ich ſterbe: lebend ſcheid' ich nicht von hier! 334 Andromage, Hermione. Dae ift beſchloſſen, und dee Gatten wart’ id nich Audromache. Auch id), fürwahr, ergebe mid) nicht eher div. Hermione. 255 Wit Feuer with’ td gegen did), nicht ſchon' th Dem, — Andromache. So ſenge nur; die Götter ſchauen deine That — Hermione. Nod) acht' id) grauſer Wunden Schmerz an deinem Leib. Andromache. Wit Blut entheilige den Altar; fre ſtrafen Dich! Hermione. Barbarenbrut, fühlloſer, Harter Uebermuth, Dn willft Dem Tode trozen? Dod ich bringe did Sogleid mit deinen Willen fort von diefem Sig: Sold) einen Rider hab’ id. Dod) verſchweig'“ ih nom Mein Mittel, offenbaren wird dir's bald die That. Siz’ unbeweglich! Wenn did aud geſchmolznes Blei : Ringsher umſchlöſſe, trieb' ich dennoch dich hinweg, Bevor Adilleus’ Sohn erſcheint, auf den Ou bauſt. (ab) Undromade. Unf diefen baw’ ih. Schrecklich, daß die Sterblichen Gin Gott gelehrt hat, Waldgewitrm zu bindigen: Was ſchlimmer ift, al8 Feuer, als der Sdhlange Brut, Cin böſes Weib, gu zahmen, fond nod) Reiner aus! Cin joldes Uebel find wir Frau'n den Sterblichen. 280 285 Andromade. 335 Der Chor. Erfte Strophe. Groge Redrangnifje wahrlich erhoben fid, Ale Reus’ und Maja’s Sohn Nad) den Waldthalern Ida's dort, 5 Der Gotterfrauen Dreigefpann mit ſchönem Joch Daberlenfend, fam; Das Gefpann, mit dem traurigen Swift am die Schönheit bewehrt, Lenkt' hin zu des Hirten Gehöfe, hin zu dem einſamwallenden Jünglinge, Zum Herd der öden Schäferwohnung. Erſte Gegenſtrophe. Und in die waldigen Thäler gelangten ſie, Und wuſchen dort im Strom Klarer Bergquellen ihre Glang- geſtalt; zu Paris eilten ſie darauf, entbrannt In wildhadernder Zwietracht; und mit Worten des Truges umſpann Kypris ihn, Die, lieblich zu hören, Umſturz der Freiheit, bittern Sturz, der Phrygerſtadt, Der unglückvollen Troja, brachten. Zweite Strophe. Hätte doch über das Haupt ſie geworfen das Unheil, Sie, die den Paris gebar, Bevor er Ida's Fels zur Wohnung nahm, Da, mit heiligen Lorbeerzweigen geſchmückt, Kaſſandra rief: „Ermordet ihn, 5 Die unnennbare Schmach fiir des Priamos Stadt! Wem nahte fie nidt, weldhem Haupt des Troervolfs Glehte fie nicht, dieſes Kind gu tddten? 306 Undromade. Zweite Gegenftrophe. Sttons Frauen umjdlingen die Bande der Knechtſchaft Nicht, nimmer nähmeſt du, Frau, Den Siz im Hauſe meiner Hervjder ein: Und es endeterr Hellas’ flaglidje Mühn, Da jetne Sohn’ um lion Zehn Jahre hindurd umirrten im Kampf; Der Che Yager ſtänden nidjt verddet, nod Weinte der Greis um verlorne Kinder. Menelaos führt der Soh Andromache's, Molotrad, herbei. Andromache. Der Ehor. Menelavs, Frau, deinen Sohn ergriff th, weldjen mgeheim Bor meiner Todjter du verbargft wm fremden Haws, Dich müſſe retten, probhlteft du, der Géttin Bild, Und dieſen, Frau, die Leute, Die verborgen thr: Dod) warft du minder liſtig, als Menelaos war. Und wenn du nidjt verlaffend dieſe Statte räumſt, So wird der Knabe hHingewiirgt an deer Stott. So magft du denn erwägen, ob Du ſterben willft, Ob deines FrevelS wegen ev verDderben joll, Den Ou an meiner Todter und an mir verübſt. Andromache. O Ruhm, o Ruhm, wie viele tauſend Sterbliche, Die Nichts geweſen, hobeſt du zur Macht empor! Wohl preiſ' id) jene glücklich, die ſich wahren Ruhm Errungen; wer ſich ihn erlog, hat ſeinen Ruhm 320 Dahin; dem Glücke dank er's, daß ex weiſe ſcheint. Du nahmeſt einſt mit einem auserleſenen Hellenenheere Troja, du Feigherziger, 325 330 340 8345 Andromade. 337 Der auf das Wort der jugendliden Tochter fo Aufftiirmt im Borne, dak ex ſich gum Kampf erhebt Mit mir, dem armen Sflavenweib? Bh adte did Nidt wiirdig Troja’s oder Troja dein binfort. Von außen glingt der Citle, der fic) werfe ditnft; Nad innen ift er Wien gletd, nur dak vielleidt Ihn hebt des Reidthums Fille, der fo viel vermag. Menelaos, auf! Bollenden laß uns dies Gefprid. Mich tödte deine Lodter, fie verderbe mid): Der Schmach oer Blutſchuld wird fie dann mdt mehr entfliehn. Und im Gericht des Volkes mußt du ſelber auch Die Schuld des Mordes tragen, den du mitverübt. Doch wenn ich ſelbſt entrinne, wenn kein Tod mich rrifft, Erſchlagt ihr meinen Knaben? Wie verſchmerzte dann Der Vater wohl gleichmüthig ſeines Sohnes Tod? Fürwahr, fo ganz unmämnlich nennt thn Troja nicht. Nein, was die Pflicht ihn lehrte, was Peleus', des Ahns, Und ſeines Vaters würdig iſt, das wird er thun: Er wird dein Kind verſtoßen. Soll ein Andrer dann Sie frei'n, was wirſt du ſagen? Daß ſie, wacker ſelbſt, Dem ſchlechten Mann entflohen? Doch das glanbt man nicht! Wer mag ſie frei'n auch? Oder ſoll ſie unvermählt In deinem Haus ergrauen? Armer, ſiehſt du nicht Das Meer ſo vieler Uebel, das did) rings umgibt? Wie viele Kebsfrau'n wünſchteſt du der Tochter mid, Eh' als jie das erfiihre, was ich nun gefagt? Um kleine Dinge ſchaffe man kein großes Leid, ) Und wenn ein unheilvolles Leid wir Frauen find, So fer der Männer Weife nicht Dew Frauen gleid)! Euripides v. DTonner. II. 3. Aufl. 22 338 Andromade. Hab’ id) mit Zaubereien dir dein Kind umitridt, Und ihren Yeib verfdlofjen, wie fie felbft erflart: Dann willig, nicht gezwungen, nidt den Opferherd 355 Umſchlingend, unterwerf' id felbft der Buge mid Vor deinem Eidam, der mir Fein geringres Leid Berhängen möge, weil er finderlos verblieb. So lantet unjre Mede; dod) von deinem Sinn Beſorg' id) Eins nur: hadernd um ein ſchnödes BWeib, 360 Haft du ja ſchon der Bhryger arme Stadt zerſtört. | Der Chor, Du fpradejt freier, als die Frau zu Männern ſpricht, Und deiner Seele Feuer tiberfdhritt dad Maß. Menelaos, Das ift gering ja, meinſt du wohl, nidt wiirdiq mein, Des Oberfeldherrn, nod) des Griechenlandes, Frau. 5 Dod wifje: was ein Jeder eben wünſcht, erſcheint Ihm größer, als der Phryger{tadt Crobernng. Jd) werde meiner Lodter (denn ich acht' es grok, Des Manns beranbt yu werden,) trem zur Seite ftehn- Denn Alles, was fie duldet, gilt der Frau gering; 570 Dod wer ihr raubt den Gatten, raubt das Leben thr. Wie Pyrrhos meinen Slaven fret gebieten Dorf, Bebeut den feinen wiederum mein Haus und id. Denn Freunde Haber, wenn fie wahrhaft Freunde find, Rein eignes Gut mehr, fondern nur gemeinſames. 375 Und harrt’ id) nun des Fernen und beftellte nidt Das Meine beftens, war’ id) ſchwach, nicht luggeſinnt So räume diefes Heiligthum der Göttin; denn Wenn du den Tod erdulbdeft, ftirdt der Knabe nist; Dod) weigerft du gu fterben, dann ermord’ id ihn: 280 Bon Beiden Ciner fallt dem Tod als Opfer Heim. UWndromade. Andromache. Ud), weld) ein bittres Lebensloos, weld) bittre Wahl Wird mir gelaſſen! Wähl' ich, iſt Unglück mein Theil, Und wähl' id) nicht, umringt mid) unheilvolle Noth. Du, der ſo Schweres mir verhängt um leichte Schuld, Wozu, warum mid) tödten? Sprich! Weld cine Stadt Verrieth ich? Welchen deiner Söhne mordet’ ih? Sprich, welches Haus verbrannt' ich? Nur gezwungen gab Jd) deinem Eidam mid dahin; mm willſt du mid, Nicht ihn, den Schuldigen, tödten? Denkft des Wnbeqinns Nicht mehr und eilft gum Ende, das die Folge war? © meines Unglücks! Mein verlornes Baterland, Wie ſchrecklich leid’ ih! Wozu ward id) Mutter andj, Was fligt’ id) eine Doppellaft yur alten Laſt? Dod was beflag’ ih dieſes, und bejammre nid, Und Denfe mt des Veides, Dads mich mun bedriingt? Jd, die den Hektor ſchleifen fah um Alion, In graujen Flammen untergehn die Trotrjtadt, Dam, eine Slavin, auf Achäa's Schiffe fom, Gefdleppt am Haare, wie fie dam in's Phthierreid) Gelangte, Heftors Mördern fid) vermählen mug! Wo bite mir das Leben Reig? Wo fan’ id) hin? Auf diefe Leiden oder auf vergangene? Ein Sohn, de& Lebens Auge, war mir iibrig mod); Ihn denken fie gu morden, Das diinft ihnen redt. Sie ſollens nidjt, auf dak id) Urme leben mag! In ihm ja blüht nod) Hoffnung, wenn ev leben bleibt: Mir wir’ es Sdhande, ſtürb' ich met fitr meinen Sohn. (Ste verlüht ben Wltar.) Seht her, den Altar radium’ id, bin in enver Hand: Durdbohrt mid, mordet, bindet mid), erdroffelt mid! 22* 340 Andromache. Sohn, deine Mutter geht hinab in Hades’ Haws, Daß Om micht fterbeft! Dod, entrinnſt du dem Gefehid, So denfe dDeiner Mutter, wie fie litt und ftarb, Lind melde deinem Vater, wenn mit Thränen du An feinem Mund hingft und um ijn die Hinde ſchlingſt, Wie mir’s ergangen! Kinder find den Eltern ſtets Shr Leber: tadelt diejes Wort, wer's mat erfuhr, Gr leidet minder, aber hat Unglück im Glüd. Der Chor, Mit tiefem Mitleid ir’ ich's; denn das Mißgeſchid Rührt alle Menſchen, wenn es and ein fremdes it. Mit deiner Tochter hätteſt du die Frau, o Herr, Verſöhnen ſollen, fie befrein aus ihrer Voth. Menelaos. Ergreift mir dieſe, ſchlingt die Arme feſt um ſie, Shr Diener; denn unholde Worte hört fie mur. (qu Andromache Ich drohte, daß du räumteſt dieſen heil'gen Herd, Den Tod des Knaben, und berückte did) damit, Sn meine Hand gu kommen, die dich tödten wird Und wiſſe: dir ward dieſes Yoos verhingt von uns; Dod) liber deines Sohnes Yoos wird unjer Kind Beſtimmen, ob er fterben, ob ex leben foll. Auf denn, in's Haus hier, cilig, daß Du lernſt, hinfe Den Freien mit zu trozen, Ou, das Sklavempeih! Andromache. Weh! Mit Trug beſchlichen haſt ou mich; wir find getäuſch WMenelavs. Bor aller Welt verkiinde dies: id) läugn' es nicht! 435 440 445 Cc AUndromage. ° 841 Undromade.. Gilt das am Strom Eurotas end far redt und flug? Menelaos. PVeleidigungen rächt man and im Troerland. Andromache. Sind Gitter nicht mehr Götter, find fle nicht geredht? Renelacs. Wenn Götter ftrafen, trag’ ich's; dod did) tödt' ich jegt. Andromache. Wud diefes Kind, naddem du's meinem Arm entrafft? Menelass. Nein; meiner Tochter geb' ich's, wenn ſie's tödten will. Andromache. Weh mir! So muß ich wahrlich dich bejammern, Kind! Menelass. Sin kühnes Hoffer freilich bleibt ihm nimmermehr. Wndromade. Shr, alle Menfden baffend voll Erbitterung, Bewohner Sparta’s, finnend auf verfdlagnen Rath, Der Lügen Meiſter, die gefdmeidig bife Lift Anfpinnen, Winkelzüge, frumme Pfade nur Ausfpdhn! Mit Unrecht ehrt man end in Hellas’ BVolf! Was wiret ihr mit? Haufet ihr night Mord auf Mord, Jagt nicht nad ſchnödem Gewinne? Spridt nicht ener Mund Stets Andres, wahrend ener Herz ftets Andres denft ? Verderbet! Nicht fo bitter ift mir, traun, der Cod, 542 Wndromade. Als du's beſchloſſen: mein Berderben war es ja, Als unterging der Phryger unglückſel'ge Stadt Und mein geprief'ner Gatte, deffen Speer did) oft Ju's Schiff vom feften Lande trieh tn feiger Flucht Dod nun erſcheinſt Ou wider Frau'n ein furdtbarer Kriegsmann, und mordeft: morde mid! Bh gönne div Und deiner Todter nimmermehr ein ſchmeichelnd Wort. Du bift im Sparterlande grog und angejehu, Sd war's m Troja. Wenn id jet unglücklich bin, Nicht juble deßhalb; Gleiches fanm aud) dir geſchehn Der Chor. Erſte Strophe. Ninmer flirwahr lob’ id's, dak ein DMtoun der ramen swe Und zweier Mütter Söhne nährt, Der Häuſer Swift und feindlich herbe Plage. Eine Liebe fet dem Mann geting, Witt andern Frauen pfleg’ ex nicht Gemeinſchaft. Erſte Gegenftrophe. Tragt fid) ja dod) aud) im Staate zweier Herrſcher Bod Nicht leidter, als des Einen Geren; Da häuft fid Loft auf Laſt wd Bürgeraufruhr. Zwiſchen zwei Sejangesmeiftern liebt Die Muſe Swift und Ciferjudt gu ſpinnen. Zweite Strophe. Und wann des Sturmes wilder Hand die Schiffer faßt, Da theilt fid) thr Sum, wie das Steuer su wenden fei; Ws jdajft der Weiſen Menge Nichts, mehr richtet aws Fin felbjtherrvidender ſchwächerer Geiſt, 5 Dev ungetheilt ue den Haujern und im Staat gebeut, Wenn das Heil foll gefunden werden. Andromache. Zweite Gegenſtrophe. Das zeigt die Tochter Sparta’s hier, Menelaos' Rind: Wie mit Feuer, verjolgt fie das andre Gemahl, erſchlägt In wilder Swietradt Ilions unfelige ) Lodter, und mordet der Armen den Sohn. Gottlos, gejejlos ijt der Mord, ift haſſenswerth; Did) ereilt, Herrin, mod) die Rene. Dod ich fee ja ſchon hier vor dem Palaſt Das verbundene Paar, 5 Das ein trauviger Sprud yu dem Tode verdammt. Unglückliches Weib! Unjeliger Sohn, Du gehſt um Andromache's Lieb' in den Tod, Haſt, ledig von Schuld, Nichts wider die Fürſten verbrochen. Wndromade gefeſſelt). Molottos. Meneldos. Der Chor. Wndromade. Sebt, — mit Stricen die blutigen Hand’ umwunden, bine untergehn Wing wd) unter die Grde. . . . Wiolottos, Whutter, Mutter, in deinem Arm wall’ aud ih zu den Schatten. Wndromade. Feindesopfer, ihr Herrſcher ded Phthierlandes! Molottos. © Bater, komm Deinen Lieben ein Retter! 500 344 Andromache. Andromache. Du wirſt ruben an meiner Bruſt, theurer Sohn, an der Mutter Brut, Fei Der Todten tm Gabe todt! Molottos. We! Was joll id) Berlorner, was du, wnjeliqe Wlatter? Wienelaos, In die Erde hinab! Denn ihr fomet Hieber Aus feindlider Burg, und ein doppeltes Leid Rafft end) in den Tod; did) tédtet mein Spruch, Und den Knaben erſchlägt Hermione dix, Mein Kind. Denn ein gräßlicher Wahnſinn 7's, Zu verjdonen den Feind und des Feindes Geſchlecht, Kaun tödten ich thu Und das Haus von Bekümmerniß löſen. Audromache. © mein Gatte, des Priamos Sohn, o nnte mich Demme Hand, Deine Lanze med) retten! | WMWobolottos. Uh! Wo find' id) ei Zauberlied, abzuwehren das Clend? Andromache. Flehe, Mind, und umſchlinge Das Knie des Herrſchers Molottos. © lieber Herr, Laß mid) leben, o Yteber! Wndromade, Thränen nezen das Auge mir, fließen ſtrömend, tore ſonnenloe Rinnt die Quelle vom glatten Fels. Undromade, 354. Molottos. Weh! Wo wird mix in dieſer Noth Rettung tröſtend er— ſcheinen? Menelaos. Was umſchlingſt du mein Knie, was flehſt du mich an, 5 Mid, taub wie der Fels, wie die Woge ded Meers? Wohl hin id) den Meine ein Schuz; gu div Richt Liebe mid) nicht; den id) Habe fo viel Bom Leben verſchwendet, bis Troja’s Burg Ich erobert und fie, die Mutter du nennſt; Shr dankſt du das Loos, Das did) qu den Schatten hinabruft. Der Chor. Den greiſen Peleus feh’ ih jezt im der Nähe dort Hieher den alterfdweren Tritt bejdleunigen, Peleus. Wienelaos. Andromade. Maolottos. Der Chor. Peleus. Euch frag’ ih, Frauen, und den mordbereiter Pam: Was deutet dieſes? Wie, warum franft unjer Haus? Was thut thr, Tod verhingend ofr’ Urtheil und edt? Halt’ ein, Menelaos, etle nidjt fo wider Recht! (au ſeinem Führer) Du führe mid) geſchwinder; Hier gilt feine Raſt, So ſcheint mir, nem, ich wünſche, dag fic) neuverjüngt, ) Wenn je, der Jugend alte Kraft heut regt' in mir, Vor Allem will ih diefem Weib als guter Wind Die Segel ſchwellen. Sage mir, nad weldjem Recht (et beutet auf bie Ellaven, welche Andromadhen fiilhren) Die dir die Hande banden und did jamt dem Sohn 346 Andromache. Fortführen! Wie das Mutterſchaf mit ſeinem Lamm, » So ſtirbſt du, weil wir ferne find und Pyrrhos fern. Andromache. Greis, dieſe Männer führen mid und meinen Sohn Alſo gum Tode, wie du ſiehſt. Was fag’ wh dir? Nicht Cines Nothrufs Cile ſcholl vom mir zu div, Mein, tauſend Boten hab’ td) ausgeſandt wm did). Den Swift im Haus mit dieſes Mannes Todjter Hayt Du wohl vernommen, und warum id flerben muß Und nun von Thetis’ Herde, die den Heldenfohn Dir einſt gebar, der Hohen, die Du fromm verehrſt, Cutfiihren, reigfen fie mid) fort, und ginnen mix & Rein Recht und feinen Richter, und erwarten nicht Des Fernen Rückkehr; meines Sohns Verlaſſenheit Und meine kennend, wollen fie mid) Elende Und diejes Rind ermorden, das dod) Nichts verbrad. Darum beſchwör' id) bei den Göttern dich, 0 Greis, 550 Un deine Kniee finfend: (denn dein theures Kimn Mit meiner Hand gu beriihren, tft mix midt vergonnt) © rette mid! Verſagſt du diejes mir, fo mug Sd fterben, mir gum Yeide, Greis, und end) gur Samed. Peleus. Die Feſſeln Lijet, oder trifft end) Ungemad, 5 Und laßt des Weibes Hande fret, gebiet’ id) ead). Wienelaos, Und id) verbiet’ es, wahrlich fein Geringerer, Mis du, wud dieſes Weibes Herr mit größerm Med. Peleus. Wie? Kamſt du her, in meinem Hause Herv gu fei? In Sparta frei ju fdalten, war dir nicht genug? Andromade. 347 RMenelass 560 Ich führte fie gefangen aus dem Troérland. a 65 a) en 80 Peleus. Als Ehrenlohn empfing fie meines Sohnes Sohn. Menelaos. Sein ift das Meine, denk' id), und das Seine mein. Peleus. Bum Redten, nicht gum Böſen, gu Gewalt und Mord. Menelaos. Aus meinen Armen führſt du ſie niemals hinweg! Peleus. Dann firbt das Haupt dir blutigroth mein Septer bier. J Menelaos. Komm an, du ſollſt's erfahren, komm, berühre mid! Peleus. Tu Feigfter, feiger Aeltern Gobn, du wärſt et Mam? Gleichwie zu Männern, alfo fpridt man wohl gu div? Der feine Gattin rauben ließ vom Phrygier, Und unverfdloffen, unbewadt fein Haus verlief, Als walte drinnen im Gemad ein züchtig Weib, Cie, die Der Frauen ſchlimmſte war? Gelbft wenn fie will, Kaun eine Frau zu Sparta nidt enthaltfam fein, Wo Frau'n das Haus verlaffen und mit Jünglingen, Nachläſſig offen thr Gewand, die Hüften nadt, Sm auf und Ringerfiinften, unertraglid mir, Vereint ſich uben. Kann es da ein Wunder fern, Wenn ihr, o Sparter, feine keuſchen Frau'n ergieht? So follte Helena fragen, die aus deinem Haus Nad einem andern Lande mit dem Jünglinge 348 Undromadhe. Im Wonnetaumel, deine Lieb’ aufopfernd, zog. Und diejer Frau zuliebe Haft aus Hellas du ) Gin ſolches Kriegsheer ausgefiihrt nad Nion. Du mußteſt fie verwiinjdhen, nicht den Speer um fie, Dee ſchlecht erfundne, rühren, met, fie laſſen dort, Und Lohn nod geben, um fie niemals mehr zu ſehn. Dod nummer Haft du deinen Sinn hierauf geſtellt, Nein, gabjt der tapfern Seelen viel dem Lode preis, Haft alte Mütter kinderlos daheim gemaddt, Und granen Batern edle Söhn' hinweggeraubt. Bon dieſen Ciner, fel’ td Unglüchſeliger Qn dir, Achilleus' Mörder, einen Rachegeiſt. Du famft allein aus Troja nichtverwundet heim; In ſchöner Hille bradteft du die ſchöne Wehr So ſchön, wie dorthin, wiederum hieher zurück. Ich fang dem Byrrhos immer vor, niemals mit dir Den Bund gu ſchließen, und des ſchnöden Werbes Mind Nicht heimzuführen, denn die Neuvermählte bringt Der Matter Schmach mit. Freier, darauf achtet mix, Die Töchter edler Muütter nur end) anzutraun! Dann, — welchen Frevel übteſt du am Bruder ang, Triebſt ihn au ſeiner Tochter Mord in blindem Wah? So bangte dir's um einer ſchnöden Frau Beſiz. Sn Troja — dem id folg' aud dorthin dir — erjdjingit Du midjt die Gattin, die man gab in deine Macht; Nein, ihre Bruft erblickend, warfſt du hin das Schwert, Empfingſt die Küſſe, fosteft win das faljde Weib, Der Mypris Sklave, wie zuvor, Feigherjziger! Und min in meiner Rinder Haus, die ferne find, ) Dringft du, zerſtörſt du, mordeft du dies arme Weibh Und ihren Knaben ſchmählich hin, der Thetinen dir Undromade. 349 Und deinem Rind im Hauje nod) entloden wird, Und wär“ er Baftard and wm dritten Glied. Es blüht Die dürre Saat oft ſchöner, als etn fettes Land, Und mancher Bajtard übertrifft den ächten Sohn. Drum nimm dein Kind und gehe! Beſſer iſt's, man wählt Den wadern Urmen vor dem reidhen Böſewicht Rum Sdwiher und Verwandten: du warjt immer Nichts! Der Chor. Uns fleinem Anlaß wet die Zunge Sterbliden ) Oft argen Hader; aber forgjam hütet ſich Der Weife, daß mit Freunden ihn fein Bank entzweit. Wienelaos, Wie mag man Greife rühmen, dah fie weije find, Wie ene, ie ſelbſt Argos einſt fiir Flug erflirt, Went dt, des hohen Vaters Sohn, Belews genannt, 25 Und mir verjdjwagert, redeft, was dir Sdjande bringt, Und Sdhmad anf uné ausſchütteſt wm dies fremde Weih? Die mußteſt Om wegtrerben über Neilos' Flat Und PBhafis’ Woge, rufen mid) zu gleider That, Da fie dem Yond entiprojjen, wo von Hellas’ Bol! So viele Todte durd) den Speer gefallen find, Und and die Schuld at deines Sohnes Morde theilt! Denn Paris, der Uhilles, deinen Sohn, erſchlug, War Heftors Bruder, und fie felbft war Heftors Weib. Und du verweilejt unter Einem Dach mit iby, Und neben thr an Einem Tiſche ſizeſt du, lind fie gebtert die ſchlimmſten Feinde dir tim Hans, Um dieſes abzuwenden, Gres, von Dir und mur, Will id) fie tddten, reife fie aus deinem rm, Dod ſprich (Derm Wed’ und Gegenrede zienmn ſich rwobl): 350 Undromage, Wen meine Todter nicht gebiert, und ihrem Schooß Entſproſſen Kinder, wirſt du die zu Herrfdern Hier Im Phthierland erheben, foll der fremde Stamm Sn Hellas Herriden? Und id) wire thiridt, wenn 3d Ungebithr abwehre, dit wärſt weiſe nur? 45 Auch das bedenfe: hätteſt du dein Rind vermahlt Mit einem Biirger, und ify würd' ein folded Yoos ; Ertrügſt du's fdweigend? Rimmer! Und mm fdmabfi bu jo Der Fremden wegen Freunde, die dir nahe ſtehn? Hat mit dem Mann dod) gleides Recht die Gattin, die Der Mann beleidigt, und der Mann hat gleides Recht, Der eine Gattin ohne Zucht tm Hauſe nahrt. Er aber hat in feinen Händen große Made, Sie kann allein anf Cltern und Verwandte bau'n. So jditz’ id) aljo billig aud die Meinen wohl. Du hift cin Greig, und wabhrlid) eher frommſt Ou mir, Erwähnſt du meinen Kriegeszug, als wert On ſchweigſi. Nicht willig, mein, nad) Götterſchluß, litt Helena; lind dies hat Hellas' Bolfe grokes Heil gebradt. Denn fic, der Waffen und des Kriegs unkundig font, Errangen Ruhm in Sadladten: ijt Erfahrung dod Jn allen Dingen Lehrevin der Sterbliden. Wen id die Gattin wiederfand und mid enthielt, Die Hand an fie zu legen, hab’ id) wobhlgethan: © dag and du den Phofos nicht ermordeteft! So warn’ ih did) wobhlmeinend, nidt von Zorn brannt; Doch wenn du grollend raſeſt, iſt dein frecher Mund Gewaltig, mehr frommt aber mir gelaſſner Sinn, Undromade. Der Chor, Nun laſſet endlid) (weit das Befte wire dies) Vow either ede; denn thr ftraudjelt beide fonjt. Peleus, Weh! Welch üble Sitte waltet dod) in Hellas’ Bolf! Wenn Kriegesheere Siegstrophä'n errichteten, So nennt man ſolches nicht ein Werk der Kämpfenden; Des Heeres Führer trägt allein den Ruhm davon, Der, unter Tauſend Einer mor, die Lanze ſchwang, 75 Und mehr nicht that, als Einer, dod) mehr Ruhm gewinnt. Des Bolfes Haupter, die fid) hod) im Würden blahn, Thun ftolyer, als die Menge, find fie nichtig and); * Dod) tanjendmal gejdetdter find die Niedern oft, Wenn's nidt an Selbjtvertrauen und am Willen fehlt. RO So ſizeſt Ou did) blähend, fo dein Bruder and, Ob eurem Zug nod Troas, ob den Thaten dort, Wo Müh'n und Leider Andrer euch verherrlidten. Jd werde did) mer lehren, daß fein grigrer Hak Mich wider Alerandros, Troja’s Sohn, bejeelt, Entweichſt du nicht ans diejen Hallen ungeſäumt Mit demer Todter, die hinaus vor diefes Hans Meir Enkel bald am Lockenhaare ſchleifen wird, Die, weil fie feine Kinder Hat, nicht dulden will, Daf Andre Mütter merden, da jie nicht gebiert. Weil Mutterfreuden ihr verjagt ein herbes Loos, Geziemt es fid), daß feime Kinder uns erbliihn? Himweg von dtejer, Slaven, daß id) ſehen mag, Ob Ciner ihre Hande mir gu löſen wehrt. (gu Andromade) Erhebe did), damit 1, wenn aud) zitternd, Frau, 352 Andromache. Der dichtverſchlungnen Bande did entledige! (jit einem der Stlaven) So hajt du thr die Hande, böſer Menſch, verlest? War's denn cin Stier, ei Lowe, dew du mit Strider bandjt? Haſt wohl befiirdjtet, daß fie dich, ein Schwert gefaßt, Abwehre? (qu bem Knaben) Komm an meine Seite hier; o Kind, ) Help thre Feſſeln löſen! Ich erziehe did) Jn Phthia, einen großen Feind für dteje Hier. Fehlt' end, o Sparter, Kriegesruhm und Schlachtenlampf, Sn allem Undern überträft ihr Keinen ſonſt. Der Chor. Ein zügelloſes Weſen it der Wlten Wet, X45 Und fdwer gu zähmen, weil fie ſchnell zum Sorne find, Wieneiavs, Sn vajdem Unmuth treibt es did zu Schmähungen; Sd aber dring' in Phthia nicht gewaltſam em, Will Böſes weder üben noch erdulden aud). Und jezo (denn ich Habe nicht viel Muße) will 710 Ich heim mich wenden. Nahe liegt uns eine Stadt, Nidt fern von Sparta, die, vordem verbiindet ung, Jezt uns befeindet; über jie mit Heeresmacht Wid) ſtürzend, unterwerf’ id) fie Dem Spartervelf, Sd) fomme, wann id) Alles dort nad meinem Sinn Vollendet, wieder; Aug' in Auge ved’ ich dann Au meinem Cidam, und vernehm’ anc ihn ſofort. Und wenn er Dieje züchtigt, und fid) mäßig zeigt Fortan, jo wird thot Gleiches aud) vow uns gemabrt. 20 25 30 35 Andromagde. 853 Dod, ift ex zornig, foll er uns aud zornig febn, Und was er uns thut, werden wir ihm wieder thun. Was Du gu mir geredet, leicht ertrag’ id es; Denn wie des Sdhattens leeres Bild, fo ſchwazeſt du, Sn Alem fonft umnidtig, nur im Reden nid. (er geht ab.) Peleus. Tritt hier an meine Seite, Kind, und fithre mid, Und du, Bedringte; denn entritdt dem wilden Sturm, Gelangtet ihr in einen heitern ftillen Port. Undromadhe. O Greis, der Himmel fegne did) und dein Gefdledt, Dag du mein Kind gerettet und mid armes Weib! Dod forge, dak uns dieſe nicht auf ödem Pfad Belauern und mich rauben mit Gewalt, o Greis: Sie ſehen, du biſt alterſchwach, kraftlos bin ich, Und dieſes Kind unmündig. Das bedenke, daß Uns, nun gerettet, nicht hernach der Feind berückt. Peleus. Was bringſt du da für feige Weiberreden mir? Wer wird an euch Hand legen? Geh! Verderben ſoll, Wer's wagt! Mit Götterhülfe ja gebieten wir In Phthia viel Fußknechten und viel Reiſigen: Noch ſteh' ich aufrecht, bin ſo ſchwach nicht, wie du meinſt. Auf ſolchen Mann ja wär' ein Blick von mir genug, 40 Zu baun ein Siegsmal ihm zum Hohn, ſo alt ich bin. Ein muth'ger Greis trägt über viele Jünglinge Den Sieg davon: was hilft dem Feigen Körperkraft? (ſie gehen.) Euripides v. Donner LL 3. Aufl. 28 Undromade. Der Chor. Strophe. Nidt leben midst’ id, oder ans edlem Geſchlecht Entſproſſen fein, aus reichem begiitertem Haus! ) Wenn ein böſes Schickſal den Edlen getroffen, Iſt ihm die Hülfe nidt fern; Und welde der Ruf als erlaudjte amen preijt, Die frint Ehre und Ruhm: nie tilgt die gewaltige Beit Des wadern Mannes Spuren; tm Tode fogar ) Leuchtet ſeine Tugend, Gegenſtrophe. Wohl iſt es edler, ruhmloſe Siege verſchmähn, Als kühn das Recht umſtürzen mit Hag und Gewalt. Unfangs zwar iſt dieſes für Sterblide lodend; Aber eS welft mit der Zeit, 55 Und Sdhmad und Entwürdigung wilt es auf das Hane, Sold) cin Leben gefillt mir, ſolches erfor id) mix and, Das keine rechtlos waltende Macht in der Stadt Duldet und im Hanfe. Schlußgeſang, Alter aus Aeakos' Stamm, Einſt (ich glaub’ es) zogſt du, vereint den Lapithen, ame zum Kampfe Mit dem geprieſenen Speer der Kentauren; Ueber das ſtürmiſche Meer Der Symplegaden führte dich das Argoſchiff Auf jener gefeierten Fahrt; 5 Und als Kronions hoher Sohn Die Stadt des Glos ehedem mit Word umfing, Kameſt du, mit jenem den Ruhm theilend, Grets, nad) Europa. Andromade, Dic Amme Hermionc’s, Der Chor. Die Amme. Wie dod, geliebte Frauen, fic) fiir uns das Leid, Mit neuem Leide wedfelnd, häuft an diejem Tag! Denn unjre Herrin im Palaft, Hermione, Vom Vater preisgegeberr und in tiefem Schmerz Die Sdhuld erfermend, dag fie wollt’ Andromaden Und ihren Sohn ermorden, wählt min felbjt den Tod, Den Gatten fürchtend, daß er fie fitr joldje Schuld Schmachvoll vom Hauje trethe, ja vielleidt den Tod Shr gebe, die Schuldloſen Tod bereitete. Raum hemmen Diener, die man ihe zur Hut geſezt, Ste, die den Strang um thren Nacken ſchlingen rill, Und reigen mühſam aus der Rechten ihr das Schwert. So ſchwer bekümmert, fühlt fie num, daß ihre That Nicht ſchön geweſen. Wher ich bin müde jest Der Fürſtin Mord yu wehren, ihr geliebten Frau'n. So gehet ihr denn ungeſäumt in's Haus hinein, Und wehret ihe gu fterben: leiht man dod) Das Ohr Dem neuen Freunde Lieber al Dem alten Freund. Per Chor. Und wirklich bor’ id innen ſchon Die Diener ſchrein Der Dinge wegen, welde Ou zu melden kamſt. Wohl will die Arme zeigen, wie betrübt fie fei Ob ihres Frevels; aud dem Hauſe ſtürzt fie dort, Entflohn der Diener Händen, weil jie fterben will. Wudromade. Die Borigen. Hermione. Hermione, D web, wel) mir! Jd zerraufe mein Haar, mit den Nägeln Rerfleijd’ ih die Wang’ und der Buſen mir. Dic Amme. Kind, was bequinft du? Schänden willft du deinen Verh? Hermione, Ud, ach! In dew Wether entiwalle mir, fret von den Loren, Mein zartgewobener Saleier! Dic Amme., Verhiille, Kind, dex Buſen, giirte dein Gewand! Hermione. Warum foll id) in's Gewand die Bruſt hüllen? Was id) dem Gatten gethan, liegt offen ant Zag, Verbirgt fid) nicht. Die Amme. Dich ſchmerzt, es, daß du nachgeſtellt dem Nebennweih? Hermione, Sa, i beweine fic, die feindſel'ge Bhat, Die id) verübt, id) Verfludte, verfluht vom Geſchlecht Der Sterbliden, Die Amme. Bergeben wird dir dein Gemahl, was du verbrachſt. Hermione. Was raubteft du mir aus den Händen das Sdmwert? O gib, Theure, gib's zurück, daß ih es an Die Bruſt ſeze! Was wehrteſt ou mir den Strang? Andromage. 357 Die Amme. Und ließ' ich fret did) rafen, dag du dir den Tod — Hermione. Weh, mein Geſchick! Wo faumt des Blizes Flamme? 810 Wo ſchweb' ih auf zu Felfen, Sn da8 Mteer hinab, in der Gebirge Wald, Dap id in Hades’ Haus hinabwall' im Tod? Die Amme. Warum did alfo qualen? Alle Menſchen trifft, Bald oder ſpät, ein gottverhangtes Ungemad. Hermione. 815 Du Haft, Vater, Haft, ad! mid verlaffen, wie Am Meerftrand ein Schiff, einfam und ruderlos. Sh mug ſterben, mug, — werde nidt wohnen mehr Hier in dem Brautgemad. An weld Gotterbild wend’ id flehend mid ? 820 Fall” id) gu Füßen ihr, Sflavin dem Sflavenwerd ? Könnt' id) entfliehn aus dem phthiotifden Lande, Wie der Vogel mit blauem Gefieder, Wie das tannene Fahrzeug, weldjes, die erfte Barke, Durd dte Kyanen fubr! Die Amme. 825 Das Uebermaß des Rornes lobt’ iG nicht, o Kind, Als du das Unredt übteſt an der Troerin, Und Lobe jezt nicht deine gar zu große Furdt. VerftoRen wird did) dein Gemahl deßwegen nicht, Weil ihn des fremden Weibes ſchnödes Wort beritdt. 830 Gr führte nidt gefangen did) aus Lroja fort; B58 Undromade. Als eines edlen Mannes Kind errang er did Mit großer Mitgift ans der hodjbegliidten Stadt. And) wird der Vater nimmer, sore Ou fürchteſt, Sind, Did feig verlafjen, will man did) awstreiben Hier. So geh’ hinein denn, laß did) vor dem Hauſe dod Nicht linger bliden, daß es dir nicht Schande bringt, Hier vor der Wohnung fo geſehn su werden, Rind, Der Chor. Sin Mann aus fremdem Londe, fremd von Wugefidt, Kommt Hier mit eilend raſchem Schritt auf uns Heran. Orejtes. Die Borigen. Oreſtes. Shr fremden Frauen, Hat Achilleus“ edler Sohn Hier ſeine Wohnung und die königliche Burg? Der Chor. Gewiß; indeß wer bift du, der Ou folded fragſt Drejtes. Des Agamemnon wid der Klytämneſtra Sohn, Genannt Orejtes, Mad) des Zeus dodonijdem 5 Drafel wandr’ id. Weil i mm gen Phthia fam, So möcht' th gern nad) einer anverwandten Frau Mid) hier erfunden, ob fie lebt und glücklich ijt, Hermione von Sparta; denn obwohl fie fern Bon unjerm Lande wohnt, ift fie dod) geltebt von wns Hermione. Sohn Agamemtnons, der tm Sturm den Schiffenden Ein Port erſchien, bei deinen Knieen fleh’ id dire 890 900 910 915 Andromache. 361 Go morbdet er mid) ſchmählich, oder mitffen wir Der Buhle dienen, welder ih vordem gebot. Wie, midte Semand fragen, Haft du fo gefeblt? Butritt von bifen Weibern war mein Untergang, Die, folde Reden führend, mich erbitterter: „Du duldeft, daß die ſchlechte Kriegsgefangene, Das Sklavenweib, des Gatten Liebe theilt mit dix? Bei Hera, nem, tn meinem Haufe follte fie Nicht lebend mehr an meines Gatten Seite ruhn!“ 5 Und id, vernehmend immer died Ceirenenwort Der Fugen, vielgewandten, ſchlau geſchwäzigen, 3d ward von Thorbeit aufgeblaht. Was follt’ ih ftreng Den Gatten hüten? Hatt’ id dod) das Nöthige, Reichthum dte Fille, war im Hause Kinigin, Und adte Söhne fonnt’ ich ihm gebiiren, fie Halbjflaven meiner Kinder und Baftarde mur. Sa, laffe nimmer, nimmer — jehnmal fag’ th es — Cin Mann von Cinfiht, welder fic) et Weib erfor, Bu feiner Gattin andre Frau’n in's Haus herein: Denn diefe Leiter immer nur zum Böſen an. Die Cine, jagend nad) Gewinn, verfithrt die Frau; Die Andre midte, dak fie, gleid) ihr, fitndigte; Biel’ andre treibt die blinde Gier. Go mug das Glück Des Manns im Haufe ſchwinden. Wahrt hiegegen wobl Mit Schlöſſern und mit Riegel eures Haufes Thor: Denn feinen Segen ſchaffen euch dte fremden Frau'n Mit Sdhwazen und Befuden, nein, viel Ungemad. Der Chor. Bu heftig fhmahft du, Königin, auf dein Gefdhledt. Wohl mag id) dir's verzeihen; dennod follten Frau'n Der Frauen Schwächen allezeit beſchönigen. Undromade. Oreſtes. Ein weiſer Mann war's, der gelehrt die Sterbliden, Die Rede anzuhören, die der Andre ſpricht. Sd wußte wohl um diefes Hanfes Wirrniſſe, — Um deinen Hader, der dich trennt von Heftors Weih, Und harrte darum lauſchend, ob dm bliebeſt bier, Ob, etwa fürchtend dieſes kriegsgefangne Weib, Du lieber fliehen wollteſt aus des Gatten Haus. Nun fam ich, deine Briefe nicht erwartend, ſelbſt, Did, wenn du ſprächſt vom Fliehen, wie Ou jezo thuſt, 5 Bon hier hinwegzuführen. Denn einft wart du mein, Und wohnſt bei diejem Manne durd Menelaos' Schuld, Der, eh’ er eindrang in die Marken Slions, Did) mir zum Weib gegeben, Dann dem Pyrrhos dich Berheifen, wenn ex Trond’ Burg erobere. Wis aber Byrrhos wiederum hiehergelangt, Vergab id deinem Vater; dod) ihm fleht' id an, Mir deine Hand gu laffen, und eröffnet' ihm, Welch Schickſal mic verfolge, „daß ich eine Braut Von Freunden wohl erlangte, doch von Fremden nicht, Verbannt vom Vaterherde, wie ich's jezo fei.” Da ſchalt er trozig, warf den Muttermord mix vor, Die Götterfrauen mit dem blutroth glüh'nden Blick Ich, tiefgebeugt durch meines Hauſes Ungemach, Empfand, empfand Schmerz, aber trug das Mißgeſchich Und ſchied mit ſchwerem Herzen, deiner Gand beraubt. Doch weil ſich nun dein Schickſal umgewandelt hat, Und du bei dieſem Ungemach nicht Hülfe weißt, Fuühr' ich dich weg, in deines Vaters Arm zurück > Denn mächtig ift Verwandtſchaft und hülfreicher Rigts 945 In böſen Tagen, als cin Freund ous gleidem Stamm, Andromache. So mordet er mid) ſchmählich, oder müſſen wir Der Buhle dienen, welder id) vordem gebot. Wie, möchte Jemand fragen, Haft du fo gefebhlt? Butritt von böſen Weiberm war mein Untergang, Die, folde Reden führend, mich erbitterten: „Du duldeſt, daß die ſchlechte Kriegsgefangene, Das Sklavenweib, des Gatten Liebe theilt mit div? Bei Hera, nein, in meinem Hauſe follte fie Nicht lebend mehr an meines Gatten Seite ruhn!“ & Und id), vernehmend immer dies Seireneuwort Der flugen, vielgewandten , ſchlau geſchwäzigen, Sd) ward von Thorheit aufgebläht. Was follt’ id) ſtreng Den Gatten hiiten? Hatt’ i dod) das Néthige, Reichthum die Fille, war im Hauſe Königin, Und adjte Söhne font’ id) ihm gebären, jie Halbjflaven meiner Kinder und Bajtarde mur. Sa, laſſe nummer, nimmer — jehnmal fag’ ich es — Ein Mann vow Cinfidt, welder fid) ein Weib erfor, Bu feiner Gattin andre Frau'n in's Haws herein: Denn diefe leiten immer mur zum Bojer an. Die Cine, jagend nod) Gewinn, verfiihrt die Frau; Die Andre möchte, daß fie, gleid ihr, fiindigte; Biel’ andre trevbt die blinde Gier. So mug das Glück Des Manns un Hauſe ſchwinden. Wahrt hiegegen wohl Mit Sdliffern und mit Riegel eures Haujes Thor: Denn feinen Segen ſchaffen end) die fremden Frau'n Mit Sdhwagen und Beſuchen, nein, viel Ungemach. Der Chor. Zu heftig ſchmähſt du, Königin, auf dein Geſchlecht. Wohl mag id dir's verzeihen; dennoch ſollten Frau'n 915 Der Frauen Schwächen allezeit beſchönigen. Undromade. Was gabt ihr das Kunſtwerk eurer ſchaffenden Hinde voll Sh mad) Ares, Dem Meiſter der Schlachten, dahin, ließt ohne oul Die Burg Croja’s ihm gum Rabe? Erfte Gegenftrophe, Ihr ſchirrtet zahlreich Wagen und Roſſ' an dem Strand des Simois, 975 Und erregtet die blutigen Männerkümpfe, denen Nie lohnte Der Kranz: Zu den Schatten des Hades wallten Troas’ Gebieter hinad; Unf den Altären von iow ftrahlt midt mehr die Flanune, Vom Weihrand Der Opfer duftend. Zweite Strophe. 980 Der Sohn des Atreus fiel von der Hand des Gemabis; Und felbft entpfing fie blutigen Tod um den Mord Durd die Hand der Kinder, Cin Gott, ein Gott, jein orafelfiindend Wort Sudhte fie heim und Er, 985 Welder fam von WArgos, Der Sohn Agamemnons, der Nad des Gottes Geheiß, ach! die Mutter mordete. © Herrider, Gott Phöbos, wie glaub’ id) das? Bweite Gegenftrophe. Es flagten viele Frau'n un verjammelten Volt 990 Bon Hellas ihrer Kinder wnfeligen Tod, Flohn die Hetmat, famen Ru andern Ehgatter. Nicht allein anf did Stiirmte dad herbe Leid Oder auf die Deinen: Undromade. Herinione, Für unfre Hochzeit forgen wird mein Vater ſchon, Und mir geziemt bieriiber fein entſcheidend Wort. Dod ohne Siumen führe mid hinweg von hier, Dak mein Gemahl nicht frither hieher fommt in’s Hans, Nod) bei der Runde, daß id) Pyrrhos’ Wohnungen Berlajjen, Peleus uns verfolgt auf ſchnellem Rog. Orejtes. Den Arm des Greiſes fiirdte mit, nod) ſchrecke did Der Sohn Achillens, weil er aljo mid) gehöhnt. Denn fold ein Liſtgewebe ſchlauen Truges ward Mit unentwirrbar’n mörderiſchen Banden thm Von meiner Hand bereitet; nod) verſchweig' ich es; Dod) wenn's gethan ijt, wiſſen wird's der Delpherfels. Der Wluttermirder (halter meine Freunde nod Getreu an ihrem Gide dort im Delpherland) Lehrt ihn um Reine freien, welde mir gebiihrt. Zu jeinem Unheil fordert er des Vaters Blut Von Delphi's Herrjder, Phöbos, und die Rene wird Ihm nimmer frommen, weil er num dem Gotte büßt, Durd diejen felbjt und unſer Zeugniß wider ihn Berdirdt er ſchmühlich; meine Made kennt er dann! Denn traun, verhagter Menſchen Glück verfehrt em Gott Ulett in Unglück, ouldet nist des Stokes Wahn. (fie geben ab,) Dev Chor. Erfte Strophe. O Phdbos, Ou, der Blions herrliche Burg emporgethiirmt, Du Herrider im Meere, der blauen Roſſe Lefer 970 Durd wogende See! 1020 366 Andromache. Peleus. Weld eine Hoffnung nährend? Will ex ſelbſt fie frein? Der Chor. Und deines Sohnes Sohne Tod bereiten awd. Peleus. Verborgen, oder Aug' in Aug' in offnem Kampf ? Der Chor. Jn Phobos’ Heiligthume mit den Delphiern. Peleus, Weh, wee! Das ift ſchrecklichh Ohne Säumen fol Mir Ciner eilig gum Wltar in Pytho gehn, Und dort den Freunden melden, was fid) hier begab, Bevor UAdillens’ Sprößling ftirbt von Feindeshand! Win Bote, Belens, Der Khor. Der Bote. Ach, weld ei Unheil komm' id) Unglückſeliger Dir, Greis, zu melden und dew Freunden unſers Herr! Peleus. Ha! Wie klopft erwartend voller Furcht mein ahnend Herz! Der Bote. Nicht mehr (vernimm's!) at dees Cohnes Cohn, o Gres Peleus; fo viele Schwerterſtöße trafen ihn Von Delphern und dem Fremdling aus Mylene's Wolf, Der Chor. Weh, was beginnſt Ou? Stürze nidt yur Grde, Gres! Erhebe did)! Andromade. 865 995 Ganj Hellas erlag, erlag; Dte gefeqneten Gaun TCroja’s aud durdhfdmetterte Der Donnerftrahl , ftreut’ umber Blut und Tod. Peleus. Der Chor. Peleus. Shr Frauen Phthia's, gebt auf meine Frage mir Beſcheid: ein ungewiffes Wort vernahm mein Obr, 1000 Dag Menelaos’ Todter aus dem Hauſe bier Entflohn. Ich forme, weil id gern ertundete, Ob diefes wahr ft: um das Wohl abwefender Verwandten mug fid fiimmern, wer zu Hauſe blied. Der Chor. Peleus, Ou hörteſt ridtig; uns gegiemt es nidt, 1005 Das Leid gu bergen, weldes uns betroffen Hat: Vom Hauje fliidtig, eilte fort die Königin. Pelrus. Von welcher Furcht ergriffen? Nichts verhehle mir! Der Chor. Den Gatten fürchtend, daß er aus dem Hauſe fie Verſtoße. Peleus. Weil ſie ſeinem Kind den Tod gedroht? Der Chor. 1010 Gewiß, und fürchtend jenes kriegsgefangne Weib. Peleus. Mit ihrem Vater oder wem entfloh die Frau? Der Chor. Sie hat der Sohn Agamemnons aus dem Land entführt. Andromache. 1055 Und Einer ſagte: „Was, o Angling, ſollen wir Vom Gotte dir erbitten? Weßhalb fomeft du?” Dod Pyrrhos ſprach: „Wir fommen, um die fruhn Schuld Dem Phöbos abzubilßen; denn icy forderte Ihn einſt um meines Vaters Tod zur Rechenſchaft.“ Mut kam's gu Tage, was Dreftes’ bifes Wort Vermodte, daß mein König unwahr rede, daß Er Schnoödes ſume. Pyrrhos trat in's Innere Des Tempels ein, wm vor dem Gottesſpruche nod Bu flehn dem Phibos, und entflammt der Opfer Glut; Dod nahe fland ihm cine Schaar Gewaffneter, Verhiillt vow Lorbeer; ihrer Ciner war der Sohn Des Agamemnon, der die Tücken all’ exjamn, Und er, geſehn von Allen, fleht’ Wpollon an; Dod fie, mit ſcharfem Stahl bewehrt, verwundeten Adilles’ Sohn, den waffenloſen, unvermerft, Da weidt er rückwärts, (Denn zum Tode wor ex nicht Verwundet,) und entgieht ſich, und entrafft jofort Das Webrgeriithe, das am Pflod der Säule hing, Trat dann zum Altar, fiirdterlid im Waffenſchmuch Und ruft die Sihne Delphi's, alſo fragend, aw: „Was wollt ihr mid ermorden, der auf frommem Bfad Gefommen? Was verbracd id, daß ih fterben fol?” Dod) einen Laut erwiedert ous den Tauſenden Nicht Einer; Steine flogen aus den Handen rings, Und wie von dichten Flocen Schnee's ringsher gedriingt, Hielt er die Wehr vor und vermied die Würfe wohl, Hierhin und dorthin mit der Hand den Schild geftredt, Dod) Nichts vermodte Pyrrhos; denn viel Pfeile, vvel Geſchoſſe, Lanzen, Spieße, doppelſchneidige Andromade. 367 Peleus, Verloren bin id, bin dahin! Die Stimme ſchwand, und meiner Kniee Kraft entwid! Der Bote. Vernimm, wofern du deine Freunde rächen willſt, Die Dinge, die gefdehen, und erhebe did). Peleus, O Schickſal, ah! An meines Alters leztem Riel, Wie Haft Ou mid) umfongen, mich Unjeligen! Wie ſtarb des eingigen Sohnes cingiger Sohn mir hin? Sprid! Wie betviibt es laute, Hiren will ich's doc! Der Vote. Nachdem in Phöbos' hehrem Siz wir angelangt, Da weihten wir dret klare Sonnenläufe froh Dem neuen Schauſpiel, unfern Blick erfiittiqend. Dod) war es fdon verdadjtiq, daß ſich überall Dos Volk zuſammenſchaarte, das bei'nt Gotte wohnt. Und durd) die Stadt fdritt Ugamemnons Sohn einker, Und rawite Rede böſer Wrt in jedes Obr: „Erblickt the ihn, der durch des Gottes Heiligthum, Das golderfiillte, Ourd der Männer Schäze geht? Sum zweitenmale kommt er, wie guvor er ſchon Dierher gefommen, auszutilgen Phibos’ Haus! Da ging ein böſes Murmeln durch die ganze Stadt; Hes Volfes Haupter ſammeln ſich und pflegen Rath; Auch ftellter, die dee Gottes Schaz verwalteten, 20 Im faulumvringterr Heiligthum Sdugwaden ane. Wir Hatten feine Runde nod) vow alle dem, Lind nahmen Sdhaje, die Parnaſſos' Laub ernährt, Und zogen hin mit Freunden und den pythiſchen Orakeldeutern, traten dann am Phibos’ Herd, 370 Andromade. 5 Und dadjte jo, nad bijer Menſchen Weije, nod Des alten Haders, RKiunte der wohl weije jen? Der Chor. Hier tragen fie ſchon den Gebieter heran: Sie tragen ihn heim von dem delphijden Yand. Ungliidlider Monn, unglücklich, o Greis, Aud ou! Ded Achilleus Sprößling empfangft Sm Hauſe du midt fo wie du gehofft, Lind im Yeide verjantit Du jelbjt in das gleiche Geſchick, Herr. Peleus, Was fiir cin Leiden erblick' id Berlorener 1125 Hier, und empjang’ es in meinem Palajte! Wel’, o theſſaliſche Stadt, id vergweifele; Nicht mehr blieb das Geſchlecht und die Kinder mix, Nimmer un Hanje! Schmerzliches Yoos! Auf welden Befreundeten 130 Wend’ id) das Auge hinfort und erfreue mid? Yieblider Mund, und o Kinn, und ihr Hinde! Hätte Der Gott did) gemordet vor Sion Un des Simois Geftade! | Der Chor. Dann war fein Name hodgeehrt im Tode nod, O Greis, und alfo wäreſt du glückſeliger! Peleus, Ehbund, Ehbund, der du das Haus hier, Der Ou die Stadt mix vernichteteſt! Wh, ad! Hätte dod) nicht dad Geſchlecht Der Hermione, Dieſes dem Haus und den Kindern verderbliche, 40 oem L50 195 Andromade. Deiner Gemahlin Gejdledt, Tod und Verderben, o Sohn, dir bereitet; Hatt’ es der Blizſtrahl eher getddtet! Hatteft du nimmer da8 Blut des erfdlagenen Göttlichen Vaters von Phöbos gefordert, 5 Du, der Sterblide, vom Gotte! Der Chor. Sh ſtimm' um meines Herrſcher's Fall Das Lied an, wie's geztemt um Todte. Peleus. Wel, weh! Ich ftimme jammernd ein, Ich unglidvoler Greig, und weine. Der Chor. Geſchick der Gottheit ift e&, Gott verhingt das Leid. Peleus. Du ließeſt, Theurer, mid) allen im Hauſe, Mid finderlojen Greis zurück. Dev Chor. Vor deinen Kindern ziemte dir zu ſterben, Greis. Peleus. Wie? Zerrauf' id) nicht mein Haar? Coll id) die Hinde mat an's Haupt, Mit blutigem Schlage legen? Weh, o VBaterjtadt! Meir nahm eit Gott beide Söhne, Phöbos. Der Chor. 371 Du Sohn de8 Unglücks, der du Leid erfubrft und fabft, O Greis, wie wirft du fiirder Leben? 24* 370 Andromache. 1115 Und dachte fo, nad) böſer Menſchen Weiſe, nod Des alten Hadero. Könnte der wohl weiſe fein? Der Chor. Hier tragen fie ſchon den Gebieter heran: Sie tragen ihn heint von dem delphifdjen Land, Ungliidlider Mann, unglücklich, o Greig, Uud du! Des Achilleus Sprößling empfängſt Im Hauſe du nicht fo wie du gehofft, Und un Leide verjantit Du jelbjt in das gleiche Geſchick, Herr. Peleus, Was fiir ein Leiden erblick' id) VBerlovener 25 Hier, und empfang’ e8 in meinem Balajte! Weh’, v theffalijde Stadt, id) vergrweifele; Nicht mehr blieh das Geſchlecht und die Rinder mix, immer un Hanſe! Schmerzliches Loos! Auf welden Befreundeten Wend’ id) das Auge hinfort und erfreue mid? Lieblider Mund, und o Kinn, und ihr Hände! Hätte der Gott dich gemordet vor Sion Wn des Simois Geftade! Der Chor. Dann war jen Name hodgeehrt im Tode mod, D Greig, und alſo wäreſt du glüchkſeliger! Peleus. Ehbund, Ehbund, der Du das Hans hier, Der du die Stadt mir vernidteteft! Ah, ah! Hatte dod) nicht Das Geſchlecht der Hermione, Diejes dem Haus und den Kindern verderblide, Andromade. 371 40 Deiner Gemablin Geſchlecht, Tod und Verderben, o Sohn, dir bereitet; Hatt’ es der Bligftrahl eher getddtet! Hätteſt du nimmer das Blut de8 erfdlagenen Göttlichen Vaters von Phöbos gefordert, » Du, der Sterblidge, vom Gotte! * Der Chor. Ich ſtimm' um meines Herrſcher's Fall Das Lied an, wie's geziemt um Todte. Peleus. Weh, weh! Ich ſtimme jammernd ein, Ich unglückvoller Greis, und weine. Der Chor. 50 Geſchick der Gottheit iſt es, Gott verhängt das Leid. — — = Beleus. Du ließeſt, Theurer, mids allein im Haufe, Mid kinderloſen Greis zurück. Der Chor. Vor deinen Kindern ziemte dir zu ſterben, Greis. Peleus. Wie? Zerrauf' ich nicht mein Haar? 55 Soll ich die Hände nicht an's Haupt, Mit blutigem Schlage legen? Weh, o Vaterſtadt! Mir nahm ein Gott beide Söhne, Phöbos. Der Chor. Du Sohn des Unglücks, der du Leid erfuhrſt und ſahſt, O Greis, wie wirſt du fürder leben? 24* 372 Andromache. Peleus, Der Mühen Riel mit ſchauend, einſam, Finderlos, Mein Leid ausharren bis gum Tode. Der Chor. Umſonſt begltidten Götter did) bei'm Chefeft. Peleus, Entflogen ijt, entſchwunden all dad Meine, Jn Staub gebengt mein hoher Sinn! Der Chor. Dun wandelft einſam durch das einſam ftille Hang, Peleus, Reine Heimat hab’ id mehr: Fahre yur Erde diejfer Stab! Und du in nidtlider Grotte, Nereus’ Todter, wirft Mich Armen todt ſtürzen ſehn aur Erde! Der Chor. ) Was wogt in der Luft? Weld) Göttergebild, She Sungfrau'n, ſeh' ih? O ſchaut, blickt auf! Wohl ft es ein Gott, der, Heitere Luft Durchſchwimmend, herab auf Phthia ſchwebt, Zu dem roſſegeſegneten Lande. Thetis erſcheint Peleus. Der Chor. Thetis, 5 Peleus, der Che wegen, die did) mir verband, Erſchein' id) Thetis aus des Nereus Hauſe Hier. Bor Allem mahn’ ih, härme did) mit allzuſehr Des Misgeſchickes wegen, das did) jezt betray. Wid) id) jo jollte Kinder, nidt zur Trauer mir Andromache. 1180 Gebären, und den Renner, den ich dir gebar, Verlor id, Pyrrhos’ Vater, Hellas’ erſten Sohn. Warum id fomme, fag’ ih, Ou vernimm das Wort, Den hier, Udhillens’ todten Sohn, beerdige, Die Leiche führend gum Altar, dem pythifden, Bur Sdmad den Delphern, dak fein Grab Verkünder fei Des freveln Mordes, den Oreftes’ Hand veriibt. Andromade, die Frieg8gefangne Troerin, Nachdem der Ehe Bande fie mit Helens Verbunden, joll fie wohnen im Moloſſerland Samt ihrem Knaben, der allein von Weatos’ Geſchlecht juviifblieh, und von deme die Könige Ubftanunen, die, fid) folgend, in Moloffia Sim Glice herrſchen follen; denn auf Erden darf Nicht untergehen dein Geſchlecht und meins, o Greig, Nod Ilion's; aud) defjen Looſe kümmern ja Die Götter, ob es Pallas gleich in Staub geſtürzt. Did) aber, Dag du meiner Liebe Gunft erfennft, Will id, entiproffen einem Gott, und Gittin felbft, Bum Gott erheben, dag du niemals alterft und 1200 Unſterblich fortlebjt, allem Crdenleid entrückt. Du wohnſt in Nereus' Hauſe dann mit mir veretnt, Cin Gott der Gittin zugeſellt fiir alle Zeit; Und wenn du dorther aus dem Meer den trodnen Fup Erhebſt: Achilleus, unjern Sohn, erblidft du dann, Den Theuren, der auf ſchönem Inſellande wohnt, Auf Leule's Ufer innerhalb Cureinos’ Flut. So gehe denn zur gotterbauten Delpherſtadt Mit dieſer Leiche; wenn Ou fie beftattet haſt, So wandle nad der alten Klippe Sepias, 1210 Und hore’ in tiefer Grotte, bis vom Meeresgrund 574 Andromade. Ich komme mit Der fünfzig Nereiden Chor, Der did) geleitet; denn das gottverhingte Loos Biemt dir gu tragen, weil es Zeus aljo gefüllt. Laß ab gu trauern wm die Hingefchiedenen; 5 Denn allen Menſchen wurde dies Geſchick von Gott 1220 Beſtimmt: entrichten müſſen fie des Todes Schuld (Sie verſchuinden Peleus. Erhabne, Heil dir, mein geliebtes edles Weib, Du Tochter Nereus'! Was Ou mir gu thun befiehlſt, IAſt würdig dein, und deiner Kinder würdig and. Dem Gram gebiet’ id, Herrjderin, auf dein Geheiß; Und wann id thn bejtattet, geh' id) Belions Felsthal gu grüßen, wo id), Schone, did) umarmt. Aus edlem Hauſe wähle denn der weife Mann Sin Web, an Edle geb’ er feine Tidjter ows; 5 Mad) cinem Weibe miedDrer Art gelüſt' ihm nicht, Und briidjte fle Die reichſte Morgengabe zu: Denn Glück verleihen nimmerdar oe Götter ihm. Per Chor. Vielfache Geftalt hat der Gitter Geſchich; Gar Vieles verhängt unerwartet ihr Rath, ) Und was du gewahnt, vollendet ſich nicht. Rum Unmigliden findet die Bahn ein Gott. So endete dieſes Begeqnif. Vers 1. - 13. 30. Anmerkungen zu Andromache. Die Theberſtadt iſt Thebe in Kilikien, wo Eetion, der Vater Andromache's, herrſchte. Neoptolemos oder Pyrrhos, der Sohn des Achilleus, war auf der Inſel Skyros in Theſſalien geboren, wo ſein Großvater Lykomedes König war. Lorias, Beiname des orakelgebenden Apollon von den dunkeln, räthſelhaften Oraktelſprüchen. Pytbo, ver alte Name Delphi's. — Phöbos Apollon gab Paris den Pfeil, mit welchem er den Achilleus, den Vater des Pyrrhos, tödtete. vL. of0g “fons. Für yeraos l. Towe;. Y. el pty Gevotual V. Die Baumeiſter des Alterthums pflegten dte Steine der Gebäude durch eiſerne Hater und geſchmolzenes Blet gu verbinden. Reus’ und Maja's Sohn, Hermes, Die Götterfrauen, Here, Pallas und Aphrodite, welche Der Gotterbote Hermes zu Dem Gehöfte des Paris fitbrte. Anmerfiungen zu Andromade. iber Das Haupt werfen, cin Ausdruck vow Dingen die man als Unheil fortſchleudert, um jede Spur pow ihnen zu vertilgen. Den Sig am Altare, wo Andromache Schuz vor ihren Feinden ſuchte. . add? ov meloeras. V. axlyjot appovea dojua® doriag iumoiy, Der Vater des Peleus war Meafos, cin Sohn des Hens, Konig der Yufel Aegina, * Photos wurde von feinen Brildern, Belews und Tela- mon, ermordet, weil er es ihnen in ritterlichen Uebungen quvorthat, worauf Aealos beide aus threm Baterlanbde Aegina vertrieb, Dieſe, Andromadhe. Bei dem Hochzeitfeſte Des Lapithentinigs Peirithoos, gu welder mit andern theſſaliſchen Fürſten auc) Belews tam, mifhandelter die Rentauren im der Trumfenbeit bie Braut Hippodamia, und entgiindeten den Krieg, der mit der Vertreibung der Kentauren vom Pelion fich enbigte. Peleus war einer der Argonauten. Auf der Argonantenfahrt befrette HeralleS die Tochter des troiſchen Königs Laomedon, Hefione, von cimem Meerungebeuer, deffen Raub fie werden follte, und ber Konig verhieß ibm dafür feine ſchnellen Roffe. Ws Laomedon fein Wort brach, zerſtörte Herafles tm Bere mit Telamon und Peleus Troja. Q. Mnte, Hames, o marep, émaxriay povad lonsor ovoay ivalov xamac. Olet, Olt pet tGd" ovxér evorxtow vuugedlw atéya. Tritt eH eine 1, agPelnr. Das tannene Fahrzeug, das Shiff Argo. Bers 824. =» 887. = 888. s 987. = 939. » 953. s 957. -« 961. = 968f. « 987. = 992. = 1026. « 1065. - 1066. = 1090. Anmerkungen zu Andromade. 3717 Die Kyanen, die kyaniſchen Inſeln, and Symple⸗ gaden genarnt, zwei felfige Juſeln bed ſchwarzen Meeres an ber Mündung des thrakiſchen Bosporos. File rovdꝰ I. ad”. . Das Orakel des Gens gu Dodonaea it Epirus war eines der Altefter in Hellas. Schuzflehende trugen Olivengweige in bet Hinde, die mit Wolle umwunden waren. Von Tantalos, einem Sohne des Hews, ſtammten Oreftes und Hermione. Sonat war Fens ber Schuz⸗ gott der verwanbten Hauer. R. adic ovw ay elnos tig tad itnuceraves ; Die Gstterfranuen, die Erinnyen. LR. Suppogas 3° yveayopuny. L. oo sig Ee TBgecev. Soa d. i. Ove téaa. Auf dem Delpherfelfen ftand die Burg von Delphi und dex Tempel Apollons. Bgl. B. 51 f. Phöbos und Pofeidon hatten dent Laomedon die Mauer Troja’s erbant. . Ein Gott, Apollon, welder dem Oreftes den Mutter⸗ mord gebot. L. adutwy insPag Ixraver, wargos govedc. Borher vv f. ur. Auf did. Der Shor redet Hermione an. Der Fremdling aus Mykene ift Oreftes, F. ag l. ayy’. In der Mabe ded heiligen Dreifufes fland ein ore beerbaum. Vielleicht cine Anfpielung anf den Sprung bed Achillens aus dem Sdiffe an's Land, der bas Meer am Geſtade Wers 1129, 1189, 1203. 1206, Aumerkungen zu Andromache. auffluten machte, und wovon eine Ufergegend bet Troja Achillesſprung genannt wurde. VY. aurog te wexoig ele Fv wolous avvdnupoas. Nach Helenos, einem Sohne des Priamos, der Mortig im Woloferlande ward, berridte Plolottos, Wore mache's Gobn, dafelbit, Den trednen, unbenegten Huh: cin Beichen der Mttlichleit. Leule, ein Erland des ſchwarzen Meeres, der Mün— dung des Boryſthenes gegenüber. F. xeexag |, xeelong Mebrudt bet & Bots in Heipyig. Guripines. Deutſch in den Bersmaßen der Urfdrift von J. J. C. Donner. Dritte Auflage. Dritter Band. — — — ů-— Jeipzig und Zeidelberg. C. F. Winter'ſche Verlagshandlung. 1876. XIII. XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. Inhalt des dritten Bandes. Die Troevinmemn . . . 2. 2... ... Jon.. Gleftra .. 2. 2... .. Der rafende Herafles . . . . . . . Die SchugflehendDen . . . . . Die Herafliden . . 347 Seite 153 . 217 wh gos Sees XIII. Die Trocrinunen. ~ Und thm gelobt Athene, daß er Argos' Land Als Phrygerfeldherr ſeinem Volk erobern ſoll; Europa's Marken, Aſia's Herrſchaft verhieß Des Zeus Gemahlin, gebe Baris ihr den Preis; Dod Kypris, Hod) von meinem Reiz entzückt, verſprach Wid) ihm gu geben, wider ihr die Göttinnen An Schönheit. Nun erwäge, was hiernidft geſchah. Kythere fiegt, und (alſo frommte Hellas’ Bolt Mein neuer Ehbund!) ihr erlagt den Phrygern nid, Befiegt im Lanzenkampfe, tragt fein fremdes Bod), Was aber euch Heil bradte, war mein Flug: id ward Verfauft der Schinheit wegen und erdulde Schmach, Wo meinem Haupte billig wohl ein Kranz gebührt. Nod) nidjt beriihrt’ id, fagft du wohl, das Nähere, Warum id heimlid) deinem Haus entflohen bin. Es fom (mit ihm fam cine Gittin, grog an Macht) Mein böſer Dimon, ob ifr Wlerandros ihn Mit Namen, oder Paris aud) ihn nemnen wollt: Und den, o Schnöder, ließeſt du in deinem Haug, Die Troerinnen. 41 Und zogſt im Schiff aus Sparta fern’ in's Kreterland! Wohlan! 935 Nicht dich befragen will' ich nun, ich frage mich: Wo waren meine Sinne, daß ich deinem Haus Entfloh, dem Fremdling folgte, Land und Haus verrieth? Schilt auf die Göttin, über Zeus erhebe dich, Der, Herr der andern Götter, doch der Sklave ward 940 Von dieſer Göttin: werde denn auch mir verziehn! Doch — ſcheinbar zeihen könnteſt du mich Einer Schuld: Als Alexandros zu den Schatten ſchied, und mich Kein Gott in neuer Ehe band, ſo mußt' ich wohl Das Haus verlaſſen und zu Hellas' Schiffen fliehn. 945 Dies wollt' ich auch vollführen: das bezeugen mir Die Späher auf den Mauern und auf Thurmeshöhn, Die manchesmal mich trafen, wann ich ingeheim Am Strick von hoher Zinne mich hinunterließ. Doch raubte mich der neue Gatte hier und ward, 950 Troz allen Phrygern, mein Gemahl, Deiphobos. Wie ſtürb' ich nun, mein Gatte, noch gerecht durch dich, Ich, welche dieſer mit Gewalt zum Weibe nahm, Ich, der die Schönheit ſtatt der Siegeskränze nur Mit bittrer Knechtſchaft lohnte? Willſt du größer ſein 955 Als Götter, dies zu wollen nur iſt Thorenwahn. Der Chor. Hilf deinen Kindern, Fürſtin, hilf dem Vaterland, Ihr glattes Wort vernichte! Denn wohl redet ſie Geſchickt und iſt voll Tücke; das iſt wahrlich ſchlimm. Helabe. Zuerſt den Götterfrauen bin ich Helferin, 960 Und will erweiſen, daß ſie nicht geziemend ſprach. 42 Die Troerinnen. Ich glaube nidt, daß Here, daß Zeus' göttliche Sungfrau zu Thorheit alſo ſich entwürdigten, Daß Here Argos, Pallas ihr Athen verkauft, Um PBhrygern, um Barbaren unterthan zu fein, 965 Scherz war e8, daß fie, fimpfend um der Schöne Preis, Bum Ida gingen! Denn warum erfiillte wohl Sold eitles Sehnen, ſchön yu fein, der Here Bruft? Dak ihr ein beſſrer Gatte würd' als Kronos’ Sohn? Aud jfudte Pallas einen Gott zum Manne wohl, ) Sie, die von ihrem Vater Beus Jungfräulichteit Erbat und Hymens Freunden flieht? O mache dod Die Götter nicht gu Thoren und beſchönige Nicht dein Verbrechen: du beltight die Weiſen nicht! Du fagteft weiter, Kypris fei (wie lächerlich!) Mit meinent Sohn gefommen in Menelaos' Hans. Sie formte, wenn fie rubig im Olympos blieb, Did ſamt Amytlä führen nad der Troerſtadt! Mein Paris glingte Göttern gleich an Wohlgeſtalt; Dein Sinn, der ihn erblicte, ward zur Kypria. Ihn jahft du goldenftrahlend in barbarifden Gewanden prunten, und in Wuth entbrannteft du. Denn Argos, wo du weilteft, bot dir Weniges; Bon Sparta ſcheidend, hoffteſt du, die Phrygerſtadt, Bon Golde ſtrömend, werde dir im Uebermaß 5 Geniiffe fpenden, weil des Gatten Haus dir nicht Genügte, ſchwelgend deine Luft gu fattigen. Wohlan! Du ſagſt, gewaltjam hätte did) mein Sohn entführt. Wer hirte das in Sparta? Welden Jammerruf Erhobft Du, da dod) Kaſtor, da fein Bruder dod 990 Rod lebte, nod) nicht gugefellt den Sterne war? Dte Troerinnen. 43 Drauf als du famft gen Troas und auf deiner Spur Die Danaiden, und der Speere Kampf begann: Da priefeft du Menelaos, wenn etn Sieg von ihm Verkündet wurde, dak mein Sohn ſich angftigte, 995 Nun feiner Liebe foldh gewalt’ger Feind erftand. Dod wenn die Troer fiegten, war Menelaos nidts. Nur auf das Glück hinfdauend, allezeit bemüht, Nur ihm gu folgen, folgteft Du der Tugend nid. Dann ließeſt du dich ingeheim, behaupteft du, 1000 Am Strid den Thurm hinunter, bliebſt mit Strauben nur. Wo fah man aber Geile did befeftigen, Wo Sdhwerter ſchärfen, was ein tugendhaftes Weib hun mußte, dte fic) nad) dem frühern Gatten febnt? Und dod beſchwor ih, mabnte did) vielfad und oft: 1005 „Zieh' bin, o Todter: meine Söhne freien dann Um andre Frauen; Heimlid) fend’ id) dich hinaus Bum Heer Achäa's; ende du den blut’gen Kampf Troja’s mit Hellas!” Aber du verſchmähteſt dies. Denn Paris’ Haus behagte deinem Uebermuth, 1010 Du wollteft angebetet von Barbaren fein. Dies war dir etwas Großes; drum erfdieneft du Stets aufgefdmiidt, und fabjt mit deinem Gatten dod Denjelben Aether! O der Abſcheuwürdigen! Dir ziemte nur gefdoren, in zerriſſnem Kleid, 1015 Von Kalte gitternd, tiefgebeugt einherzugehn, Beſcheidne Tugend übend ftatt Schamloſigkeit, Nachdem du früher alſo dich verſündiget! Damit du weißt, Menelaos, wo ich enden will: Zum Preis für Hellas tödte die und ehre ſo 1020 Dich ſelbſt; den andern Frauen, Herr, gib das Geſez, Daß ſterbe, die dem Gatten ſchnöd die Treue brach! 44 Die Troerinnen. Der Chor. Wie's deiner Ahnen wiirdig ift und deines Stamms, So ftraje, Herr, die Gattin, wende Tadel ab, Als ſeiſt du weibiſch, geige Did) Dem Feinden ſtark! Wienelavs, Wie's meine Meinung immer war, fo fagft aud du, Dak diefe hier freiwillig meinem Hans entfloh Ru fremder Buhlſchaft; Kypris ward zum Sdeine nur Hereingejzogen. Büße Denn durd) Steinigung, Vergilt Achäa's lange Müh'n durch lurzen Tod, Damit du wiſſeſt, daß man uns nicht ſo beſchimpft! Helena. Bei deinen Knieen, — rechne mir der Götter Schuld Nicht an und laß mich leben, ja verzeihe mir! Hetabe. Verrathe nicht die Kriegsgenoſſen, die ſie dir Erſchlug: für fie, für ihre Kinder fleh' id, Herr. Menelaos, Lag ab, o Greifin: mid) bekümmert dieſe midt! Euch, Diener, fag’ th, fchaffet fie gum Stener fort Des Sdhiffes, das fie tragen foll im Argos' Land! 7 ? Hefabe. Sie gehe widt an Eines Schiffes Bord mit dir! Menelaos. Wie jo? Du meinft, fie ware ſchwerer als juvor? Hefabe. Wahrhaft ja liebt nicht, weſſen Herz nicht immer liebt Menelaos, Damit mein Sum vergefje, was er einft geliebt, Gejdhehe, was du wünſcheſt: midt daſſelbe Schiff Soll fie mit uns befteigen; wohl ermahnft du mid, Die Troerinnen. 45 Nad) Argos fommend, wird die Schlimme ſchlimmen Tod 1045 CGrleiden, wie ſie's wiirdig ijt, und alle Fraun Beſcheidne Sitte lehren: leidt iſt diejes nid; Dod wird das Ende diejer Frau den Thorenjinn Der andern ſchrecken, waren fie and ſchlimmer mod! , (aeht ab mit Helena und dem Wefolge,) Det Chor. Erſte Strophe. Alſo gabjt du den Tempel in Troja, die duftenden Opferherde, Den Udiern, o Zens, hin, Samt der Heiligen Fladen Glut Und hodwallendem Maud der Myrrhe, Und Pergamos’ Burghdhn Und Ida's Waldthale, gritn vom Epheu, die Der Sdhnee Skamanders falt durchſtrömt, Und Ida's Haupt, welded zuerſt Helios trifft, Dieſen vont Himmel umſchimmerten Gotteswobhnfi;! Erfte Gegenftrophe, Hin, hin find dir die Opfer, der Chöre frohlider Nuf im Dunlel, Nachtfeſte der Götter; Hin iſt goldener Bilder Glanz, Hin die zwölfmal erneuten heiligen Mondsfeiern der Phryger. Mid) kümmert's ſchwer, ob du deſſen denkſt, o Herr, Umwandelnd deiner Himmel Siz In Aethershöhn, als die Stadt unterging, Die des umlodernden Feuers Gewalt verzehrte. Zweite Strophe. Theuerſter, du, mein Gemahl, 46 Die Troerinnen, 1070 Schweifſt ungebadet, grablos, Umber am Strand des Kolytos; mid entfiihrt das Saif Ueber das Meer anf Schwingen des Ruders Bur rogprangenden Flur, wo die fteinernen RKyflopenmanern himmelan fid) heben. Der Kinder Schaar am Thore weint Und ſtöhnt in bittrer Seelenangſt, Und ruft und ruft: Mutter, wel) mir! Allein führt mid Argos’ Heer, Allein, fern’ hinweg aus deinem Blick, Führt mic) im bläulichen Meerſchiffe yur heiligen Flur Salamis’ oder jur Burg, ragend am Doppelgeftad’ Ephyre's, wo fid) das Thor . Erſchließt von Pelops’ Reiche. Bweite Gegenftrophe. Wenn das unjelige Boot Mitten die See durchſchneidet, Dann ſchmettre nieder in die Bari’ ein heiliger Strahl im Aegäermeere von Bens her, Weil es von Alion mid) lautweinende, Vom BVaterland, als Sflavin führt nad Hellas, Und goldne Spiegel, Wonneluft Der Madden, trigt fiir Helena, Die Todter Zeus’! Dak er niemals Bur Flur Sparta’s fomme, nie Aum uralten Herd, der Ahnen Si, Oder in Pitane’s Stadt, oder, o Pallas, in dein Ehernes Haus, der Mann, der durd) dad ſchändliche Trauer dem Simois bringt Und Schmach der großen Hellas! Weh, wel! 1100 1105 1110 1115 1120 1125 Die Troerinnen. 47 Leid wedfelt um Leid in dem Unglidsland, Steté new, ftets nev. Seht, iliſche Frawn, Ad, feht des Aftyanay Leichnam dort, Den im graufamen Sturg von den Thitrmen hinab Helleniſche Männer gemordet! Talthybios mit Dienern, die den Leichnam des Aſtyanar tragen. Hekabe. Der Chor. Talthybios. Cin einzig Schiff von allen ift, o Hefabe, Burtidgeblieben, da8 des Pyrrhos übrige Kriegsbeute nad Phthiotis' Küſte tragen fol. Er ſelber, Pyrrhos, ſchiffte fort, nachdem man ihm Verkündet Peleus' grauſes Leid, daß ihn der Sohn Des Pelias, Akaſtos, aus dem Lande trieb: Weßhalb (denn längres Weilen ſchuf ihm keine Luſt) Er eilig fortzog und mit ihm Andromach, Die, da ſie ſchied vom Lande, mir der Thränen viel Entlockt, um Troja weinend und des Gatten Grab Anredend. Auch erflehte ſie die Gunſt von ihm, Den Todten hier zu beſtatten, der ſein Leben ließ Hinabgeſtürzt vom Thurme, deines Sohnes Sohn, Und dieſen Schild aus Erze, der das Schrecken war Von Hellas, den ſein Vater einſt zur Seite trug, Daß nicht zu Peleus' Herde, nicht zum Brautgemach, Wo ſeine Mutter wohnen wird, Andromache, Der Schild gelange, den zu ſeh'n ihr ſchmerzlich ſei. Nun, ſtatt des Cederſarges, ſtatt des Marmormals, Begrabt in ihm den Knaben, und mit deinem Arm Verhülle ſeinen Leichnam im Gewande, Frau, Und kränz' ihn, wie dein Schickſal dir es jezt vergönnt, Da ſie geſchieden und des Herrn Eilfertigkeit 48 Die Troerinnen. Shr midt geftattet, ihren Sohn in’s Grab zu thun. Wenn du geſchmückt den Leichnam, häufen wer um ihn Die Erd', erhöhen eine Lang’ auf ſeinem Grab. Vollende du nun eilig, was geboten iſt! Bon Einer Mühe hab’ ich euch bereits erlost: Denn als id) hier Sfamandros’ Fluten überſchritt, So badet’ id) den Todten, wuſch die Wunden rein, Nun will id) etlen, thm ein Grab aufſchütten gehn, 5 Dak meine Müh' und deine fic) vereimigend Bum Strand der Heimat ohne Raft das Schiff entyithet. (geht ab.) Hefabe. Legt Hin gur Erde meines Sohns gewölbten Schild! Unblic der Trauer, der mein Ange nidt erfreut! Shr, groß und ſtolz an Waffen, dod) an Geifte fein, Warnm, Achäer, übtet ihr den graujen Mord An dieſem Knaben? Dak er Glion dereinft Bom Fall’ erhebe, forgtet ihr? Nichts wart ihr Dew, Wis wir erlagen, da fiir uns zahlloſe Mad, Da nod) mein Heftor glidlid rang tm Lanzenlampf⸗ 5 Nun, da die Stadt erobert, unfer Volf vertilgt, War foldes Kind end) furdtbar? Nimmer lob’ ich os, Wenn Furdt die Männerherzen ohne Grund beſchleicht. Du Lieber, weld cin Sammertod fam über did! ; Starbſt du fiir deiner Ahnen Land cin Diingling einſt, Vermählt, begabt mit gittergleider Herrfdjgewalt: Du wärſt beglückt geweſen, wenn das glücklich macht Mun ſahſt du Dieſes, Haft es, Rind, im Geiſt erfannt, Nit wijjend, daß du's ſaheſt, halt der Guter nicht Genoſſen, die dir Hektors Haus in Fülle bot. 1155 Unglücklich Haupt, wie kläglich, ad, zerfleiſchten dich 1160 1165 1170 4175 1180 1185 Die Troerinnen. 49 Die Vatermauern, die der Gott emporgetbiirmt! Die Mutter pflegte diefes Haar fo forgfam einft, Und küßte diefe Loder —: aus zerſchmetterten Gebeinen (Graufres nenn’ ih nicht) grinst bier der Mord! Shr, Hinde, tragt des Vaters holdes Chenbdild: Dod nun — wie hangt thr alfo ſchlaff und aufgelöst! O Mund, du goldner, der fo viel verhieß, Ou biſt Dabhin! Du lLogeft, als du fpradft, in mein Gewand Did ſchmiegend: „Mutter, viele Locen will id dir An deinem Grabe weihen, und der Freunde Sdwarm Hinführend, ruf' th holder Namen Laut dir zu.“ Nicht du begrabft mid; id, die Greifin, finderlos, Beraubt der Heimat, lege did), den Cohn, in's Grab. Weh mir! Die vielen Küſſe, meine Sorg’ um did, Dein ſüß Verjpreden ift dahin! Was fdreibt dir wohl Gin Singer einft auf deinen Grabeshiigel, Kind? „Dem Knaben hier gab Argos’ Kriegesheer den Tod Aus Furdt.” O Inſchrift arger Smad fiir Hellas’ Volt! — Cohn, wird dir aud) fein Vatererbe fonft, empfängſt Du dod den Erzſchild, der did) bald als Sarg umjdlieft. O du, der Heftors ſchönen Arm vordem gefdirmt, Weh, deines beften Hiiters bift du mun beraubt! — Ant Ringe Haftet deiner Hand geliebte Spur, Am ſchöngewölbten Rande klebt hier nod der Schweiß, Der oft von deiner Stirne trof in heiger Moth, Mein Hektor, wenn ou fampfend an die Wang’ ign Hieltit! Auf, bringt dem armen Leidnam feinen Schmuck daber, Wie wir’s vermigen! Pridtig ibn gu ſchmücken, gönnt Uns nidt das Sdidjal: was id bab’, empfangft du bier! Gin blinder Thor ift, wer beftindig wähnt fein Olid, Und freudig hinlebt. Denn das Glitd nad feiner Art Euripides v. Donner. 3. Aufl. III. 4 50 Die Troerinnen. Springt, wie der Wahnfinntrunfene, bald hierhin und bald Dorthin, und immer glücklich war Derfelbe mie. Der Chor. Sieh dort, in Handen bringen dir vom Phrygerraub Die Frau'n das Befie, was den Todten fdmilden ſoll. Hefabe. (indem fie ben Leichnam ſchmulckt) Nicht weil du Freunden obgeſiegt im Wagenlampf Und Bogenſchießen, Bräuchen, die der Phryger ehrt, Nicht, weil du jagteft bis zum Uebermaß, o Rind, Reicht div des Vaters Mutter Schmuck aus jenem Schaz, Der che dein war, den die Gottverhafte mum, Den Helena dir raubte, die dein Yeben and Memordet und dem ganjen Hauje Tod gebradt! Dev Chor, Du trajft, Du trafft, ad, mein Herz, o Ou, der mit Mode Dereinft herrſchen follt’ in meiner Biter Stadt! Hefabe. Womit id did) an deinem Brautfeſt jdmiidte, wann Du did) vermahlt der erſten Todter Afia’s, Mit ſchönem Phrygertleide ſchmück' id) jezo did). And du, der ftolje Vater einft ungahliger d SiegSmale, Heftoré theurer Schild, nimm deinen Rrang! Nie wirft Du fterber, ftirbjt du mit dem Todten auch Dein hoher Ehren bift du werth, viel werther alg Die Wehr des ſchlauen Böſewichts aus Ithala. Der Chor, Weh! Br banger Trauer empfiingt did, 1210 © Rind, der Erde Schooß. Webhflage, Mutter — 1215 1220 1225 1230 Die Troerinnen. 51 Hefabe. Wel, weh! Der Chor. Wehflag’ um den Todten! Hefabe. Weh! Der Chor. Und web über dein umembares Leid! Helabe Sh Hille Tider heilend um die Wunden dir, — Dein Arzt, ih Arme, freilid) nur dem Namen nah; — Die andern Heilt der Vater dir im Todtenreid. Der Chor. © fdlage, fdlage dir das Haupt Mit dem Wedfelflag der Hinde! Weh mir! Hefabe. O liebe, theure Frauen — Der Chor. Hefabe, fage mir: was foll diefer Ruf? Hefabe. Die Gotter wollten aljo Nichts als meine Noth, Und unfre Troja haßten fie wie feine Stadt: Wir bradten frudtlos Cpfer. Dod, Hatt? uns ein Gott Nicht aus den Höhen in den Tod hinabgeftiirst, Wir lebten ruhmlos, fein Gefang verherrlidt’ uns, Durd der im Mund der Entel unfer Mame lebt. Geht, übergebt den Todten feinem diiftern Grab; Denn Todtenkränze hat er ja, wie's thm gebührt. Und wenig Himmert’s, mein’ idp, die Dort unten find, Ob einem Hier ein reiches Todtenopfer wird; Das ift mir eitler Uebermuth der Lebenden. (Talthybios und die Diener gehen mit dem Leichnam ab.) ge 52? Die Troerinnen. Der Shor. Ud, ad! Weh' Bhr, die fo glänzende Hoffnungen cinft An did), an das Veber des Sohnes gelknüpft! Hod) pried man did) einſt; denn Ou wareft erblüht Aus edlem Geſchlecht: Mun raffte dich grauſamer Tod hin. (Moan erblickt in ber Ferne Krieger mit Fadeln.) Hefabe. Da! Wen fehen wir dort auf Ilions Höhn? Wer ſchwingt in den flammenden Händen den Brand? Wohl will nod ein weiteres Jammergeſchichk Auf unjere Stadt ſich entladen. Talthybios tommt zurlick. Hetabe. Der Chor. Talthybios, Gud ruf’ id, Führer, die befehligt find, die Stadt Jn Flammen auszutilgen, lagt die Brände nun Nicht mehr in euren Händen ruhn, legt Feuer an, Daß, ſind die Mauern Ilions in Staub geſtürzt, Wir froh zur Heimat ſegeln ans dem Troerland! Dod) ihr, (denn zwei Gebote ruft das Eine Wort!) Geht, Troerjungfrau'n, wenn Achäa's Heeresfürſt Den Hellen Schall der Krigsdrommete fdmettern läßt, Bu Hellas’ Schiffen, abzuziehn aus diejem Land; 50 Und du, die Greijin, aller Frau'n wunjeligfte, Folg' ung: fie fommen, die Odyſſeus Hergejandt, Wis deffen Slavin did) das Loos aus Troja führt. Helabe, Jd Urme! Dieſes alſo war das Aeugerfie, Die Troerinnen. 53 Der Gipfel alles meines Leids: iG muß das Land 255 Der Vater laffen, meine Stadt vergehrt die Glut! 260 265 270 Auf, greifer Fug, befliighe mühſam deinen Schritt, Damit id ſcheidend grüße mein unglitdlid Land! O Stadt, fo hohes Muthes einft im PBhrygervolf, Bald ift, o Troja, deines Namens Glanz dabin! Du loderft auf in Flammen, uns entfiihren fie Als Slaven! Götter! Dod warum zu Göttern flehn? Sie hörten ja ſchon lange nicht auf meinen Ruf. Auf! In's Feuer ſtürzen will ich mich: mein ſchönſter Ruhm Iſt, in der Flamme ſterben, die mein Land verzehrt! (Sie will der Flamme zurennen: Talthybios vertritt ihr den Weg.) Talthybivs. Du rafeft über deinem Leid, Unglidlide! — Wuf, faßt fie, fdonet ihrer nidt! Aus unfrer Hand Empfange fie Laertes’ Cohn als fein Gefdent; Hefabe. Weh, web! O Herr, Kronos’ Cohn, Vater de8 Phrygervolfs, Reus, fiehft du, weld) umviirdig Loos Wir Enkel deines Dardanos erdulden? Ter Chor. Sr fieht es; dod) Die Stadt, ehe fo grok, @ing unter, Heimatlos; nicht mehr ift Troja. Hefabe. Wie flammt Ilos' Burg! Hod in Feuer gliihend Codern Stadt und Thiirme Per—⸗ gamos’, 5 Yoder die Rinnen der Mauern. Wie Raud mit den Schwingen der Liifte, 54 Die Troerinnen. Sv, vom Speer getrojfen, ſinkt die Stadt in’s Nichts hin. Und zermalmend durdwogt die Palajte der Brand Und die Feiudeslanze. © Land, meiner Kinder Nährerin! Der Chor. Wehe! Hefabe. O Kinder, Hirt, veruehmt der Mutter Stimme! Der Chor. Mit Schmerzenston rufft Ou deinen Todten gu, Und greiſe Glieder jenfft du matt zur Erde, Und ſchlügſt den Boden mit beiden Händen. Wie du, ſez' aud id) mein Knie zur Erde, Ruje meinen armen atten, Die im Grabe wohnen. Helabe. Wan fiihrt, man ſchleppt uns — Der Chor. Webhe, wel) rufft du laut! Hefabe. Bum Sflavenhaus, von meinem Heimatlande fern! Weh! Briamos, du, der dahinjanf Ohne Grab und ohne Freund, Bon meinem Leide weikt ou Nichté! Denn ſchwarzer Tod umhüllt dein Auge, Heil’ger, den Unheil’ge fred) gemordet! Ha, meiner Bitter Tempel, du, geliebte Stadt — Der Chor, Weh! Hemmt die veriviiftende Glut, hemmt der Lange Spizen! Die Troerinnen. Hefabe. Bald ſtürzt ihr, adh, namenlos auf's theure Yand! Der Chor. Der Staub, der qleid) Naudhes Schwingen jum Wether fliegt, Yagt uns die Häuſer nicht mehr erkennen. 1300 Des Landes Glanz finkt in’s Nichts hin; Wiles Hier und dort in Trümmern! Nidt mehr Aft das arme Troja! OHefabe. Vernehmt ifr, hirt ihr, wie die Burg einſtürzend fradt? Der Chor. Griditttert bebt, erfdjiittert finft in Staub die Stadt. Hefabe. 1305 Weh! itternde, zitternde Glieder, Tragt meinen Fug hinweg, Geht dahin gum traurigen Tag der Knechtſchaft! Talthybios, Uh, ungliidjelige Stadt! — Und dod Wendet euren Schritt zu Hellas’ Schiffen! Anmerkungen 3u den Troerinnen. Bers 10, Epeios, dex Crbauer des troiſchen Roſſes, war em Sohn des Banopens, der fi in PHOS niedergelaſſen hatte, wobin fic) aus Bsotien der Parnaſſos erjtredt. WS Hausbefdirmer, als Schuzgott des Hauſes, wurde Reus, wie Feſtus beridtet, innerhalb dev Befriediqung einer jeden Wohnung verehrt (intra conseptum domus cu- jusque colebatur). Im inneren Hoje fland fein Altar, Der von einer niedrigen Mauer umſchloſſen war. F. olaroe |, AaPoe. Kaffandra, die Tochter ded Priamos und der Helabe, hatte von Phobos die Gabe der Weiffagung empfangen. Utreus’ Sohn, Agamemnon, Adyug cot éuaurti ve xorrds, qui ad te et Me ex aequo pertinent. L. ov ay riiyns. Ajas, der Sohn des Oileus, riff Kaſſandra, die Prie- fterin Athene’s, bon Dem Altare der Gettin, .Myfono0s, Delos, Styros, Lemnos find Snjda deS ägäiſchen Meeres. Raphareus ijt ein Borgebixge der Inſel Eubsa, wo fo viele Hellenen auf der Heimfabrt ſcheiterten. . Die Worte vad re, die fic) im der Urſchrift an die Porte tipas & bv. wm. done dag anſchließen, find im Der Ueberſezung zu xddecs gezogen. B. 95 ift wohl éexreg— Gav au fdpreibert, Vers 99. = 107. = 112. = 117, = 118. = 125, 2 127. = 138. 2 186. « 138. = 142. = 157. = 163. « 171. - 179. = 195, = 198f. = 201, 2 208, = 208. = 209. = 210. = 216. = 220 f. Anmerfungen zu den Troerinnen. 57 . déony v. . ougedlomevog. . 58090tc Adxtpore: taGeioc. . endo ale daxgiwv théyas. . doa OF yaven. .. EpPoyyy. mlextac. . ‘ExdByy und vorher wohl aud) Ielanoy ift Gloffe. . Upedgos oxnvaic. £ U » SUQONxEs. CD 0D 0D (DO 0D 0D OD 1D 4 4 ⸗o . paleas xazgas ducsvupqpos. Borher adozyos péleae. . oO téxvoy und dy f. 7d. t(D 2. pdlecs moyOov, inaxsodpevas, que auditure sitis has voces: mulieres trojan, prodite etc. LQ. of o éxdelnortes. L, ogPgevs cay wuyav. So las der Sdpoliaft und er flarte: Yxacge yy cavtys poy». Dann ift nad) pyar gu interpungiren umd im folgenden Verfe 7AGec gu ſchreiben. v. tay oay xai tua Aipay Baralecs. L. vector textwy owpata leroow, véatov’ poyOss Yo xoelaous. L. wut aura. Yoonae wegzulaffen. Q. dla. Peirene, eine Quelle bet Rorinth. Der Peneios ftrdmte durd) da Thal Tempe, das am Huge des Olympos in Theffalien lag. Der dtndifhe Grund des Hephäſtos, Sicilien. Die Auen, dem joniſchen Meere benachbart, bezeichnen Thurion, eine Bflangftadt ber Athener, zwiſchen den Flüſſen Krathis und Sybaris. Von dem Krathis erzählte matt, daft, wer fid) in ihm bade, glingend, wie Unnerfungen gu den Troerinnen. mit Dele gefalbt, anus dem Waſſer fieige, und Daf) die Haare, von feinem Wafer gewalden, nach und nad blouber werbeit. Pers 250. Das dorifde Land, Griedenland. 2358, 255, 256. 262. 252 f. 285. 29). S62, S74, 978. 380. Phthia, eine Landſchaft Theſſallens Die Schlüſſel des Tempels, in dem fie Prieſterin war. Die Kränze, die fie als Prieſterin um den Hals trug. Sie dient — als Opfer. v. 65 mavra taxei wevrOad’ avrinal’ avduc loesae. Obie wervrwr. Hur Heit des trojijdjen Krieges begjerchnete der Rome Adder eigentlid) diejenigen Grieden, welche Laledämen bewohuten; Hellenen aber hießen die Chefjalier. Bothe. Q. eldnyudvas. talevPepor éy roig Torro, gencTosa Hatura, qualis est in his (talibus) ete. V. aveye, mageze pus pepe etc. L. dyor xdd" énl. Y. dide 0, w “Exare. V. wmadle nod’ aiPégior yogor, Wilt wow |, ver. L. Puymddo, Das von aye yooow abhäugig tft. Y. dvaye moda aov. \'. laxyaig. Ihn mord’ id, fagt Kaſſandra, indem Wgamtemnond Liebe git ihr dex Klytämneſtra zum Borwande Diente ihn au tédten, V. wodew dé delbw. Yt. maida. Erzogen die Kinder Andere, die nimlich wm thret- willen im bem trojifden Krieg gezogen waren, V. 9 vet’ dxalys 16 spares énahior; Bers $91. = 433. - 449. = 453. = 454. = 462. Anmerfungen gu den Troerinnen. 59 2. ra 6° “Extogos aos Atimg’, daxvcor, ws tye. Mat ténnte aud) erklären: Fortana Hectoris tibi acerba, audi, ut se habeat. Hiernach wdre gu itberfegen: Vernimm von Heltor’s Schickſal auch, da8 did) betrübt. Die Hier und in den folgenden Verſen angedeuteten Ge- fabren, die Odyſſeus beftand, tennt wohl jeder Lefer aus ver Odyſſee. Schmuck der Sebherin, ayalpar evia, d. i. wevecxe. L. not add” éuPalver pe yor ; uxtt dv pOuvoy av avgary otc. Pit Seidler: non amplius ta me præœrertes secundam velis ventum ex- spectans, i. e. Jam non minus, quam tu, in Greciam trajicere gestio, quippe quz vindictam a te sumtura sim. Y. Gf weOnoet, w xuxai, yeauiar necsony; ciger’ els oydor dtuees. & oot gle ta pos gil, @ xdgpa. L. v. LQ. vearior. ~ Oédn yury yoads els Séene aqGonas. w~ sodvece notnovta oder PAdnorre 2. Ged dwour, yaguy aluvyos ap fyoroawds. LQ, Mwxer nug var. Von Pallas Athene belehrt, hatte Cpeios das Roß ge- baut. xapatonosg égnula reaver, d. i. (nad) Seidler) exitiosa, cudi obnoxia solitudo juvcnum, qui non congregati, sed dispersi atque a suis deserti singuli in cubilibus oppri- mebantur. Die Worte azo Teolas find mit dogePnvatorg zu ver⸗ binden, ober mit oforr, wozu Dann doer ergdnat werden muß. Yd) verbinde die Worte wae’ euor serales mit tard ahyéwy V. 590. 592. 2. ot&, w diye Ayawr. 394 f. v. neeofuyerts TTgitpo, xolmioal yo és ds. 60 Bers 596. 598. 603. 608, 635 f. Anmerlungen gu den Trotrinnen. . ods wo olf peyddon (0, |, Hmetg olde Rudy x08 ol weyetdoe)* oyerdla, rede etc, ore D, i. #F 4, V. wai fudv Domo. Ohne adaxguros. Ich leſe nad) eigener Vermuthung xaerrsov, umd fehreibe beide Berfe fo: @ jeep, O Texde« xdptigov, Aoyww éxovooy lg aoe tépyer PnPala pgevrt, Will man im erſten Berfe Aéyow beibehalten, fo Tefe man im folgenden o ft. ole. . chieras vig nagovw? etagetlas, aberrat a priori felici- tate, ev geht bes friiheren Glückes verluftig. Wher, be merit Matthid, addito wryyv (in anime caret falicitate) in est simul significatio desiderii et wgritudinis, Diejen Sinn haben wit im der Ueberſezung ausgedrück Nd) verbinde wzleisov mit eidoS/ag, welches letztere Dem Sinne nad) aud) gu rofedoaon gehbrt, V. séoyua f. svytoa, Y. 8 yao daxpua vw ouoe ta on. Der Pelopiden, des Agamemnon und des Plewelas, deren Bater Atreus ein Sohn des PelopS war. roavre wxijoe tov alts még! tomeore it Nominatw des Subjeftes. „Möge ſolches durchgeſezt werden and im Betreff ſeiner eigenen Minder!” Y. deity age. 43 f. Die Infinitive zed» und doar ſind nicht durch ein ans 753 f. 789 f. qelajjenes dei oder zor gu erklären, foudern abbangig von filouee B. 735. ES ift defwegen nad) dpar DB, TH4 nicht emt Bunt, foudern cin Komma gu ſezen. Wörtlicher: Nicht Heftor lommt mehr, der den ſtolzen Speer ergreift, lind, dich errettend, aus Dem Grabe wiebertehet. V. wai avacdela rio Huerioag yropeng waddov plrog églv, Bers 803 f. 2 806ff. + 822. 2 825 f. Anmerfungen zu den Troerinnen. 61 Der Dativ avacdely ift abbangig von uaddoy —loc, fo wie tH¢ Huetégas yroung f. q Neeréga yraun. Wort- lid): qui impudentia magis amicus est, quam noster animus, i. e. quam nos. Als Pofeidon und Athene iiber die Benennung der Stadt Athen ftritten, entſchieden die Götter, fie follte nad) deffen Namen genannt werden, der Den Menſchen das nüzlichſte Geſchenk hervorbringen würde. Pofeidon ſchlug die Erde mit dem Dreizack, und es ſprang das kriegeriſche Roß hervor; Athene warf ihren Speer, und, roo er fiel, ſproßte ber friedliche Oelbaum. Yor Ge— ſchenk ward für das heilſamſte erkannt, und die Stadt führte ihren Namen. Athene's Oelbaum auf der Burg in Athen, aus dem ebengedachten Wettſtreite mit Poſei— Don, ward nod) gu den Zeiten des Plinius gefehen. Bok gu Birgil’s WB. 1. 12 f. Herakles, der Sohn Alkmene's, landete mit den librigen Argonauten an der Kilfte von Troas, und befreite Hefio= nen, Tochter des trojifden Königs Laomedon, dic, gur Gilhne für das Vaterland, von einem Meerungeheuer follte verfdlungen werden. Laomedon hatte ibm dafiir feine Roffe verfprocen, die itber die Saat hinliefen, ohne fie gu beugen; allein da der Held aus Kolchis zurückkam, weigerte fid) der König, fein Wort gu halten. . Erzürnt liber dieſe Treulofigheit, kehrte Herakles in der Folge mit augerlefenen Qiinglingen guriid, zerſtörte Troja, tödtete den Laomedon, und gab deffen Todter Hefione feinem tapferften Kriegsgefährten, Telamon, zur Gemablin. Bothe. Troiſcher Könige Sohn, Ganymedes, Sohn ded trojiſchen Königs Tros und Bruder des Ilos und Aſſa⸗ rakos. Wegen ſeiner Schönheit ließ ihn Zeus durch ſeinen Adler vdn dem Berge Ida, wo er die Heerden weidete, im den Himmel olen, und madte ihn gu feinem Mundfchenten. L. qidves D dleas lays, olor olwvdc texéwy Uneg Bog. Ammerkungen zu den Troerinnen. Eos, dic Gittin der Morgenriithe, fiebte den Lithones, den Solu des Laomedon, und entführte ifn nas Aethiopien, wo fie von ifm den Emathion und den Memon gebar, . & ro d& rae. . ane Diyyog dhodw vide yoiav, i.e. Aldoppoy sider he pater, Seidler. . dre Lover levees ift, wie es aud) Bothe genommen hat, „im Geiſte erwägen, bei fic) gu Rathe gehen.” wile ois coiew ift su Tefen Acyoros, und Die ganze Stelle fo gu faſſen: „Ich will demſenigen, was dit, wie id) glaube, mix im Gergen vorriiden wirft, mit Worten begequen, indem ic) meine und deine Rlagen einarber gegeniiberftelle,” Der Alte, Priamos. . M18 Helabe mit Alexandros (oder Paris) ging, trdmmte ihr, fie gebäre cine Fadel, die Troja verzehre. Als Alexandros (bemerlt ci alter Erllärer Homers) von Philoftetes getödtet war, ſezte Priamos Helenen zum Kampfpreiſe fiir dew Tapferſten i der nchſten Schlacht ans, und fo erlangte fie Der Bruder ves Wlerandros, Deiphobos, melange aopasg. Amyklä, Stadt in Lafonien, wo Helena mit ihrem Bater Tyndareos wohnte, Ich leſe Meme y' a Adder, und ſchließe diefe Worte av Das Vorangehende. . Der Yoda heißt Gotteswohnfig vornehmlich dep balb, weil Zeus auf ihm gu verweilen pflegt, Bod Pomponins Mela fchien fein Gipfel beinahe ſchon von Mitternacht an Strahlen zu werfer, die fid), je mabey pas Licht der Sonne fam, nad und nad in Eine Lichtglanz vereinigten. Vers 1061. = 1064. = 1070. 2 1074. = 1076. = 1081. z 1083. = 1087. = 1095. = 1096. = 1110. = 1129. = 1156. = 1170. = 1174, = 117%. = 1181. = 1188, Anmerfungen zu den Troerinnen. 63 Nadtfefte ber Gotter, nächtliche Feſte mit Chor- tdngen und Gefang. Die heiligen Mondsfeiern, Feſte de3 Neumondes, bie am erften Tage de3 Monats gefeiert wurden. Bothe. avvdoos, 0. i. & dedapedévocg, ungebadet, ungewafden. Man wufd die Todten, bevor fie beftattet wurden. S. gu Iphigenia in Aulis B. 149. daxguas xatgoga aréver. xat1090¢, xatgogos, wie das römiſche suspensus, im der Bedeutung von dem durd) Furcht unfider gemadten Buftande der Seele, deren Gleichgewicht geftdrt ift. Ephyre's Doppelgeftade. Rorinthos, das an gwei Meeren liegt (Daher bimaris Corinthus bei Horag) hieß in alten Zeiten Ephyre. Das Reid des Pelops, der Peloponnes, wobhin der Weg tiber die Landenge filhrt, auf welder Korinthos liegt. nig dinaltor, d. i. dilnadror, uno Acds naddopevoy, ein Feuerſtrahl von Zeus Her. Pitane, Stadt in Lafonien am Curotas. Pallas, in dein ehernes Haus. Pallas hatte in Lakedämon einen Tempel mit ebernen Wänden, und filbtte Davon den Beinamen yodxlorxos. : {. 3 yagu porns Tor. v. énupemeoyortes agsper dogu. Der Gott, Apollon. v. xdsemoe ct exeivor, Bgl. B. 1162. ow xnodld xdunmas exBalov glloy cone. F. ade ot 1. addwr, das mit marque gu verbinden ift. Am Ringe, eigentlid) an dem Riemen, weldher durd dew Ring des Schildes gezogen war, um diefen daran fefter 3u halten. Bothe. v. Foateg “Exrog. Q. xadelg cords nurize: nord. * A0— — — ee faa ee — — n — ——— —11215 Anmerkungen zu Den Troerimnen. ⏑—⏑—Q— i das gu of gebort B. 1191. Mach cuwe- mv V7 AML interpungiren. cee ea “reg u, @cvson ouv PEXQO). eo interpungirte wohl auc ter Scholiaſt, wenn er Helabe's Worte fo CCU: waefroe enrontrun Th vExpu ax ano@are Tem Arzt, doch) mehr Dem Ramen als der Gache mach. mußte bei dieſer Ueberſezung das Wort cle wwe 1 Cee werden. Pity fda vides finldag ni aot xavéypawe Aix, i. @. (pul! magnas spes vite Tatas ducebat te vivo (émi goi, conditione, ut tu viveres). TL 1d Lenting. Y. ii’ rhe rng Anyog Fyy oigas dvo, ut idem sermoe iluplicen: vicem sustineat. Seidler. MA. 1. REET Vo digerfe, DAS mit wrépvye zu verbinden iſt. XIV. 3 o MN. <2 Perfonen. Hermes. Son, Sohn des Phöbos Apollon und der Kreufa. Der Chor: Dienerinnen Kreuſa's. Kreufa, Kinigin von Athen. Xuthos, ihr Gemahl. Cin Greis, Pfleger Kreuſa's. Gin Diener Kreuſa's. Pythia, die Priefterin des Phobos Apollon zu Delphi. Pallas Athene. Der Schauplaz ift in Delphi vor dem Tempel Apollons. Curipides v. Donner. ML. 3. Aull. 5 wae — — — 10 20 Hermes. Von Atlas, der auf eh’rnen Schultern aufgethürmt Den Himmel trigt, der Götter alten Siz, entſproß Aus einer Göttin Schooße Sie, die mid gebar, Den Hermes, der fid Diener nennt des höchſten Reus. 3h fam zum Delpherlande, wo im Mittelraum Der Erde thronend Phöbos fingt den Sterblicden, Allzeit enthitend Gegenwart und Miinftiges. Es liegt in Hellas eine nidt ruhmloſe Stadt, Benannt von Pallas, die mit goldner Lanze prangt; Dort gwang Apollon mit Gewalt Kreujen einft, Erechtheus' Kind, zur Liebe, bei den nördlichen Felshöhn an Pallas' Hügel im Athenerland, Genannt „die Langen“ von den Herrſchern Attika's. Doch nicht bemerkt vom Vater — ſo gefiel's dem Gott — Trug ſie des Leibes Bürde. Da die Stunde kam, Gebar Erechtheus' Tochter einen Sohn daheim, Und bringt zur ſelben Höhle, wo der Gott ſich ihr Geſellt, das Kindlein, ſezt es wie zum Sterben aus In eines hohlen Körbchens wohlgewölbtem Rund, Und übt den Brauch der Ahnen und des Erdenſohns, Des Erichthonios. Dieſen gab Zeus' Tochter einſt, Nachdem ſie ſchüzend ihm geſellt ein Schlangenpaar Als Lebenshüter, an Agraulos' Töchter hin, Um ſein zu wahren; darum iſt es noch Gebrauch Der Erechthiden, ihre Kinder aufzuziehn v* 68 Son. In goldnen Sdlangen. Alſo wand aud thren Scud Um's Kind die Jungfrau wie yum Tod und fated vow ihm. Lind bittend fprad mein Bruder Phöbos fo gu mir: Du Lieber, auf, gum erdentſproſſnen Volk Athens, Des ſtolzen, eile, fennft du dod) der Göttin Stadt; Dort nimm das nengeborne Rind aus hohler Kluft Samt feinem Korb, in feine Windeln eingehüllt, Und bring’s gu meinem Seherſiz in Delphi's Stadt, Und Teg’ es hier vor meines Haujes Schwelle hin. Das Andre (mein ja, wiſſe das, ift dieſes Mind,) Will id beftellen. WMleinem Bruder Loxias Willfahrend, nahm id jenen Weidenforh und trug Ihn fort, und legt’ am Boden diejes Heiligthums Den Knaben nieder, öffnet' aud ſogleich des Korbs ) Gewundnen Dechkel, dag dex Knabe ſichtbar fei. Doch als die Sonne himmelan die Roſſe trieb, Betritt Apollons Heiligthum die Prieſterin, Und auf den zarten Knaben traf ihr Heller Blick. Da zürnt ſie, daß ein Delphermädchen ſich erlühnt, In's Gotteshaus gu legen fold) geheime Frucht. Ihn wegzuſchaffen denft fie ſchon vom Heil'gen Ort; Dod mild Erbarmen iiberwand die Groujamfeit, lind Phöbos webrte, daß der Sohn verftogen ward. Sie nahm den Säugling, jog thn anf und abnte nicht, Daf Phöbos Vater, oder wer die Mutter fer, Und aud) der Knabe ſelber kennt die Cltern nid. Gin Kind nod, ſchwärmt' er jpielend wm die nahrenden UWltir’ Apollons; als er drauf zum Manne ward, Beſtellten Delphi's Biirger ihn, des Gottes Gold 55 Bu Hitter und fir Alles treuer Hort zu fein; Stets lebt er feitdem ohne Fehl tm Gotteshars, 60 cop) et 70 75 80 Yon. Rreufa, feine Mutter, ward dem Xuthos dann Vermählt, und alfo knüpfte fid) der Che Band: Das Volt Athene’s und Chalfodons Bitrger, dte Sm Land Euböa wohnen, fakte Kriegesſturm, Den mitbeftehend und den Feind bewältigend Die Hand Krenfa’s ex gewann al Ehrenlohn, Obwohl ein Fremdling; denn er ftammt von Aeolos, Zeus’ Sohn, und ift Adder. Lange fon vermablt, Sind finderlos die Beiden. Darum famen fie Hieher, fid Kinder wünſchend, zum Prophetenſiz Des Phibos. Alfo lenfte Loxias es felbft, Der feines Sohnes, wie eS ſchien, nod nicht vergaß. Sr wird dem Xuthos, wenn er diefes Haus betritt, Den eignen Knaben ſchenken, wird des Xuthos Sohn Shn nennen, dag ihn, angelangt im DMtutterhaus, Die Mutter anerfenne, Phöbos' Liebestrug Berborgen bleibe, während ihm fein Erbe wird. Und Jon, Grinder eines Reihs in Afia, Co will's Apollon, heißt er einft in Hellas’ Vol, Dod) nad den Vorbeergrotten wend’ id nun den Schritt. Bu fehen, wie ſich lofen wird des Jünglings Loos. Denn fon Hervorgehn feh’ id) dort de8 PHdbos Sohn, Mit griinen Lorbeerreifern hier des Tempels Hof Bu faubern. Mit dem Namen, den er tragen wird, „Jon“ begrüß' id von den Göttern ibn zuerft. (er geht in ben Lorbeerhain.) Jon. (tritt aus bem Tempel) Cieh, mit dem ftrahlenden Wagen des Vierfpanns Glingt Helios über den Erdkreis fdon, Und die Sterne, fie fliehn in die heilige Nat 69 70 Son, 85 Bor der hunmlijden Glut. Unerſteigliche Höhn des Parnaſſos, begrilft Vom erwachenden Tag, gliihn ſchwelgend in Licht, Das wonnig den Sterblichen leuchtet. Und der ſonnigen Myrrhe Gedüft wallt auf Bu dem Tempelgeſims; Und die Delpherin thront auf heiligem Stubl, Lind fingt helleniſchem Bolfe den Spruch, Den ftiirmend Apollon ihr vorfang. Ihe Delphier, Diener Apollons, auf! Wallt yu den filbernen Wirbeln Kaſtalia's, Und wann the im Than der kryſtallenen Flut Euch badetet, eilt in den Tempel hinein; Und gu Lauten des Heils mee weihend den Mund, Laßt Herljames mir dte Verlangenden, die Rathfragen den Gott, Bon gtinftigen Lippen vernehmen! Dod ish will (dant müht' id ja ftets Als Knabe mid fon) mit dem Vorbeersweig, Mit Heiligem Meis aw dem Tempel umber Rein Fehren die Schwell' und mut tropfender Flut Anfeudten den Grund und mit meinem Geſchoß Wegſcheuchen das Bolf, das gefliigelte, das, Tin verheerender Schwarm, Die geheiligten Gaben wmflattert. Denn der Mutter beraubt und des Boaters beraubt, Dien’ id) in Andacht Den ernahrenden Hallen Apollons. Strophe. Mein Diener, blühendes Reis, Komm, du Sprofje des ſchönſten Lorbeers, Son. 71 115 Der Phöbos' heilige Flur Mir faubert am Tempel, Aus gittliden Garten gepflückt, Wo de8 Bornes ewiger Chan, Der den ewigen Quell herauf 120 Sendet gum Lidte, Trantt der Myrte gemeihtes Laub: Mit div faubr’ id) de8 Phöbos Grund, Sobald fid der Gonn’ eilender Fittig morgens hebt, Dien’ ihm täglich, dem Gotte. 125 Pian, Paan, fet glitdfelig, ftets glückſelig, Herrlider Sohn der Leto! GegenftropHhe. Wie fchin tft, Phobos, der Dienft, Den th übe vor deinem Hauſe, Fromm ehrend den Seberfiz: 130 Wie rühmlich die Mühe, Den Göttern die dienende Hand zu leihn, Die nicht fterblig, die ewig find! Sn fo löblichen Müh'n will ih Nimmer ermitden. 135 Phibos tft mir Vater; denn hod Preiſ' th meinen Pfleger und Freund. Shn, tren mir und bold, nenn' ig ja meinen Vater wohl, Phöbos Hier in dem Tempel. Päan, Päan, ſei glückſelig, ſtets glückſelig, 140 Herrlicher Sohn der Leto! Dod nun laß ruben die Arbeit, Mein Lorbeerreis! Aus goldenent Gefajfe ſtröm' id nod den Crdquell, . Der von Kaftalia’s ftrudelndem Born fid ergiept, 72 You, 5 Sprenge des Wafers Flut, fiindlos und vein von Schuld O mög' id, jo dir zu dienen, Niemals ablaſſen, o Phöbos! Und laſſ' ich jemals, ſei es zum Heil! Ha, ſieh! Hier ſchwärmen fie ſchon und flattern hervor Aus dem Melt am Parnaſſos, die Bagel, Ich jag’ end), naht dem Geſims nicht, Streift nicht an den goldenen Tempel! Did), Bote des Reus, trifft unfer Geſchoß, Did), der mit der Klauen die Kraft all’ anderer Bagel befiegt? Dort ſchwimmt zum Altar nod) ein andrer heran, Cin Schwan. He! Lenkft du dew ſchimmernden Fup Nicht anderswobin ? Nicht ſchüzt did) deines Geſangs Cinflang Mit der Cither Apolls vor meinem Geſchoß! Auf, bebe den Flug, Und trage mir hin zu dem deliſchen Teich (Dein Blut foll fließen, gehordft du mir nidt!) Die melodiſchen Zaubergeſänge! Wer rudert, o ſieh! Dort wieder heran mit der Fittige Slag? Wohl mill er ein Strohueft unter dem Sims Für die Kinderchen baun? Did) foll Mein ſchwirrender Bogen verſcheuchen! Du hörſt widt? Wandre von hinnen und nif? ant wirbeln—⸗ den Strom des Wlpheios Oder im ifthmifden Hain, und verheere mir Nicht Weihegeſchenk' und Hallen Upollons! Mir graut, euch niederguftreden: Shr thut ja die Stimmen der Gitter den Sterbliden fund, 175 180 185 190 195 Jon. 73 Dod will ih im Amt, das mir Obliegt, dem Apollon dienen und ftets Shm huldigen, meinem Ernährer. Per Chor, in zwei Halbdhsre getheilt, betradtet die bemalten Säulenwände der Tenrpelballe. Erſter Halbdjor. Night in der göttlichen Stadt Athen mur Sind faulengetragene Hallen Der ewigen Gotter und wird Phöbos verehrt an den Wegen: Nein, bet Loxias aud, dem Sohn Leto's, leuchtet des Rwillingspaares Schönäugiges Antliz. O ſieh' hier, betrachte Die lernäiſche Schlange: Zeus’ Sohn Tödtet ſie mit goldener Sichel; hieher wende das Auge! Zweiter Halbchor. Ich ſeh's: ihm an der Seite ſchwingt dort Den lodernden Brand ein Andrer. Wohl iſt's jener, von welchem wir Fabeln bei unſern Geweben, Sein Schildträger Jolaos, der Mit Zeus' Sohn die gemeinſamen Kämpfe beſteht und vollendet. Erfter Halbchor. Auch den hier betrachte: Auf fliegendem Roſſe ſizt er, Tilgt die feuerſchnaubende Kraft Des dreileibigen Unthiers. 74 Son. Zweiter Halbdor. Ringshin fend’ td die Blice ſpähend. Sieh dort an den fteinernen Mauern Kampfgewühl der Giganter! Griter Halbdjor. Wohl, the Geliebten, ſehn wir es Hier. Sweiter Halbdpor. Siehft du's, wie fie den Gorgoſchild Auf Entelados ſchwingt? Erſter Halbchor. Ich ſeh's: Pallas, unſere Göttin! Zweiter Halbchor. Und nun — den zwiefachflammenden, zermalmenden Bliz In des Zeus ferntreffenden Händen? Erſter Halbchor. Ich ſeh' ihn, wie fein Strahl Den feindlichen Mimas glühend verzehrt. Und einen andern Erdenſohn ſtreckt Bromios noch in den Tod hin Mit harmloſem Stabe des Epheus. Der Chor. (au Jon, der am Tempelthore ſteht Did), der hier vor dem Tempel fteht, Frag' id: darf ich den Heil’ gen Raum Blanken Fußes betreten? Jon. Nimmer, ihr fremden Frau'n! Der Chor. Doch hört' ich > Wohl von dir eine Kunde, Freund? Jon. Mod welder verlangt dich? Jon. Der Chor. Ob der Tempel Apollons and Wirklid) Der Erde Nadel umſchließt? Son. Sn Binden gehiillt, und Gorgonen umher. Der Chor. Alſo meldet die Gage. | Son, Sobald ihr im Vorhof Opjer gebradt, Und von Phöbos ein Wort yu vernehmen begehrt, Dann ſchreitet Hinein; dod), ſchlachtetet ihr Rein Lamm, Dann meidet den heiligen Raum. Der Chor. Run wei ich's, will den Brand) J Des Gottes nicht misachten und an dem, Was außen iſt, mein Auge weiden. Jon. Seht, was geftattet ijt, Alles mit Augen an. Der Chor. Mein Herrſcher fendet mid, Des Gottes Hallen anzuſchaun. Jon. Wie nennt ſich das Hans denn, weldem ihr dient? Dev Chor. Der Pallas Veſten find dte nahrenden Size meiner Herejder. Dod hier fteht fre, nad der Ou fragteft. (Strenja tritt auf.) Krenja, Fon, Der Chor. jon, 235 Du zeigſt ein edles Wejen und fite deinen Sinn 76 Jon, Fiirgt mir das Aeugre, wer Ow immer feift, o Fra. Denn meiftens mag, wer eines Menſchen äußere Geſtalt erblidt, erfernen, ob ex edel tft. Wohlan! Dod du erſchreckſt mid; denn die Blice fenfteft du, Und badeft hell in Zähren ſchöner Wangen Glanj, Sowie Du Phöbos' heilig Hans vor Augen ſahſt. Wie hat did) folder Kummer iibermannt, o Frau? Wo jeder Andre, der des Gotted Haus erblict, Frohlockte, wird das Wuge dir von Thränen fendt. Sreuja. Ich finde, Fremdling, was du fagft, nicht ungereimt, Dag iiber meme Thränen Ou did) wundern magſt. Als id) Apollons Tempel Hier erblicte, ward Gin alt Gedächtniß wieder jung in meiner Bruft: Zu Hanfe war mein Sinnen, und ich) werle hier. 250 Wir armen Frauen! Gotter, was erkühnt ihr end? Wie mun? Wohin uns wenden um Geredtigheit, Wenn wns das Unrecht niederdriidt der Dradtigen ? Jon. Was ſoll er doch, dein räthſelhafter Gram, o Frau? Kreuja. Midis! Wile Pfeile ſchoß wh ab, vom Weiteren 5 Schweig' id, und du bekümmre did mht mehr darum. Jon. Wer bift dr? Woher kamſt du? Wo dein Baterland? Mit weldem Namen müſſen wir did) nennen, raw? ſtreuſa. Kreuſa heiß' ich, und Erechtheus zeugte mich; Die Stadt der Athenäer iſt mein Baterland. Jon. 77 Jon. 260 Du wohnſt in einer ruhmgekrönten Stadt, du ſtammſt Von edlen Vätern: wie verehr' ich dich, o Frau! Kreuſa. So weit, o Fremdling, weiter nicht reicht unſer Glück. Jon. Iſt's wahr, bei allen Göttern, was man ſich erzählt — Kreuſa. Wovon verlangſt du Kunde? Laß mich's wiſſen, Freund! Jon. 265 Daß aus der Erde deines Vaters Ahn entſproß? Kreuſa. Ja, Erichthonios: doch der Adel frommt mir nichts. on. Nahm ihn Athene wirklich auch vom Boden auf? Kreuſa. In ihre Jungfraunarme, den ſie nie gebar. Jon. Und gab ihn, wie man auf gemaltem Bilde ſieht — SKreufa. 270 Den Tidtern Kekrops', ungefehn ihn aufzuziehn. Jon. Und diefe ld8ten, birt? iG nod, de8 Korbes Band. SKreuja. Deßhalb aud fterbend farbten fie den Fels mit Blut. Wohl! ane Dod — ift es ridtig, oder nur ein leer Gerücht — Krenfa. Was willſt du wiffen? Gerne ginn’ ich dir die Beit. | 78 Yorn. Fon. 5 Dag einft Erechtheus deine Schweſtern opferte? ſtreuſa. Er gab entſchloſſen fiir das Land die Töchter hin. Jon. Mur du von deinen Sdhweftern famft davon, und mie? Kreuja. Jd lag, ein neugebornes Rind, tm Mutterarm. Jon. Barg deinen Vater wirklich dann ein Erdenſchlund“ strenja. Writ feines Dreigads Schlägen tilgt Pojeidon ihn. Jon. Und Makrä heißt die Stätte, wo dein Vater ftard? ſtreuſa. Was fragſt du dies? Erinnerungen weckſt du mir — Jon. Sie liebt Apollon, Phöbos' Bliz liebt dieſen Ort. Kreuſa. Sr liebt, er liebt ifn? Daß ich ihn doch mie geſehn! Jon. 285 Wie? Kannſt du haſſen, was dem Gott ſein Yiebjtes it? Kreuſa. Nein; einen Frevel weiß ich, in der Kluft verübt. Jon. Dod welder Athenäer, Frau, war dein Gemahl? Streuja. Rein Biirger; Fremdling, fom er her aus fernem Lownd, Jon. Wer iſt es? Edel muß er wohl geboren fein. 290 Der Acolide Xuthos, der Zeus’ Cnfel war. Wie ward der Fremdling dei Gemahl, der Biirgerin? Sireuja. Euböa lehnt ſich nachbarlich an Attila — Jon. Durch Waſſerſcheiden, fagen fie, von ihm getrennt. Streuja. Sm Bund mit Kefrops’ Enfeln nahm er diefes Land. Jon, Shr treuer Helfer, und erhielt dann deine Hand? sirenja. Als Mriegesmitgift, als des Kampfes Chrenjold. yon. Du kamſt allen her, oder im des Gatten Hut? Rreuja. Mit thm: Trophonios’ Heiligthum beſucht er tod). Son. Yur um gu ſchauen? Oder wünſcht er einen Spruch? Rrenja. Von ihm und PHibos will er Eins erkundigen. Jon, Kommt ihr um Kinder oder um des Feldes Frucht? Areuſa. Vereint in langer Ehe, find wir finderlos, Jon. So haft du wie geboren, warft nie Mutter, Frau? Areuſa. Apollon weiß um meine Kinderloſigkeit. 80 Son. Jon. 305 Unſel'ge, ſonſt fo glücklich, dod) nicht glücklich bier! Areuſa. Wer biſt du? Selig preiſ' id) fie, die did) gebar, Jon. Des Gotted Diener heiß' ih, Fran, und bin es and, Strenja. Geweiht von Delphern, oder irgendwo gelauft? Jon, Nur Eines weiß id), dof ich Phöbos eigen bin. Krenſa. So muß ich dich bedauern, wie du mich, o Freund. Jon. Weil mix geheim blieb, welder Eltern Sohn ich ſei. Areuſa. Du wohnſt im Tempel, oder ſonſt in einem Haus? Jon. Des Gottes Haus ijt meines, wo id) ſchlafen mag. Krruſa. Du lamſt als Jüngling oder ſchon als Kind hieher? Jon. Ws Kind, behauptet Mander, der's gu wiſſen memt. sireuja. Und hat did) eine Delphertn mit Milch genahrt? Jou. Nie ſah id) Frauenbrüſte; dod, die mid) erzog, — ſtreuſa. Wer war es, Armer? (Leidend fand id) andres Leid!) Son, Dre Seherin des PHibos gilt alg Mutter mir, Jon. ſereuſa. 320 Bon wem gepflegt denn wuchſeſt du zum Mann heran? Jon. Von Phibos’ Herd, von Pilgern, die Hiehergelangt. Rrenja. Ungliilid) deine Mutter, wer fie immer war! Jon. Wohl gab der Fehltritt einer Frau das Leben mir. Rreuia. Dod) Haft du Mittel? Dein Gewand ift reich beſtellt. Jon. Uns ſchmückt des Gottes Habe, dem wir dienen hier. Areuſa. Nach deinen Aeltern gingſt du mnie zu ſpähen aus? jon. Mir fehlt's an allen Spuren, fie gu finden, Frau. Areuſa. Weh! Wie deine Mutter, leidet auch ein andres Weib. Jon. Wer? Theilt jie meinen Kummer, ſoll mir's Freude ſein. Areuſa. Um ihretwillen kam id) ch’ als mein Gemahl. Jon. Wonach verlangſt du? Denn ich will dir helfen, Frau. rreuſa. Geheime Spriiche wünſch' ich mir aus PHdbos’ Mund. Jon. Sprich immer; ich vermittle dann das Uebrige. Kreuſa. So hire, was id) ſage; doch — ich ſchäme mid. Curipibes v. Downer. LL. 3. Mull. ( 82 Sou, Son, Dann wirft du Nichts ausrichten; deun trag it die Shane strenja. Apollon, fagt die Freundin, hab’ ihr beigewohnt. Jon, Ypollon einem Weibe? Fran, fo rede mide! rena, (Meheim dem Vater, ſchenkte fie ihm einen Sohn. Jon. Nicht jo! Sie ſchämt ſich deſſen, was cin Menſch verbrach Sivenja, Die Schmach, von der fie redet, widerfuhr ihr and), Jon. Durch welche Handlung, wenn em Gott ſich ihr geſellt“ Kreuſa. Sie ſezt' thn aus, den Knaben, dem fie Mutter war. Jott, Wo welt Der Säugling? Athmet ex im Sonnenlicht? Krenſa. Das weiß kein Menſch: dies chen frag’ id) Hier den Gort, Jon. Und, lebt er nicht mehr, wie ereilt' ihn fein Geſchick— Areuſa. ‘Sin Thier der Wildniß ködtet' ihn, fo fürchtet fie, Jon, weldje Zeichen bauend hat fie das erfannt? Strenja. fand ihn nicht mehr, wo fie foum ihm ausgeſezt. Jon. Und war ein Tropfen Blutes anf dem Weg gu jehn? Jon, Kreuſa. 50 Sie läugnets; oft zwar ſpähte ſie am Boden um. Jon. Wie lange Zeit her iſt es, daß das Kind verſchwand? Kreuſa. Dir würd' es, wenn's nod) lebte, gleich an Jahren ſein. Jon. Ad, arme Mutter! Grauſam that der Gott an ihr.. Kreuja. Und ſpäterhin gebar fie feinen andern Sohn. Jon. 55 Wie, wenn ihn Phöbos heimlich ftahl und auferzog? ſtreuſa. Wär's recht, allein genießen, was gemeinſam iſt? Jon. Wie ſtimmt (o Jammer!) dies Geſchick zu meinem Loos! Kreuſa. Auch dich verlangt nach deiner armen Mutter wohl. Jon. O wecke nicht mein Leiden, das entſchlummert war! Kreuſa. 30 Ich ſchweige; du vollende, was ich dich gefragt. Jon. Was deine Hoffnung eitel macht, erkennſt du das? Kreuſa. Wo blühte Hoffnung jener Unglüchkſeligen? Jon. Wie wird der Gott enthüllen, was er bergen will? Kreuja. Tint nicht gemeinfam allem Volf fein Seherſpruch? 6* 84 Jon. Jon. Er ſchämt ſich dieſer Sade; dringe nicht in th. Areuſa. Sie grämt ſich über ihr Geſchick, die ſolches litt. Jon. Wohl wirſt du Niemand finden, der div dads enthüllt. Der Gott, um eignen Hauſe folder Sduld geziehn, Gr würde jenem, welder dir's verfiindigte, Mit Recht ein Leid zufügen. Drum entferne oid: Nicht Fragen darfft du, was dem Gott zuwider iſt. Denn bis gu foldem Thorenwahn verirrten wir, Wenn wir die Sitter zwängen, was fie nit gewollt, Uns aufzuſchließen, fet es durch geſchlachtete Yanunopfer an Altären, ſei's wun Vogelflug. Denn was wir troy den Göttern mut Gewalt erſtrebt, Das ift ein Schein, cin wefenlofes Gut, o Frau; Nur was fie willig geben, ijt etn Segen uns. Der Chor. So vielen Menſchen ward verhingt fo viele Noth, Mur nad der Art verſchieden; Dod) ein laut'res Gluch, Das triffft Ou wohl im Menjdenleben nimmermehr! Kreuſa. O Phöbos, unrecht handelſt du, fo Hier wie dort, An jener Fernen, deren Wort td Hier vertrat. Du retteft wht den Detnen, den Ou retten follft, Und gibt, ein Seber, ferner Mutter nicht Beſcheid, Daf ihm cin Grabmal wiirde, wenn er ftarb, und wenn Er lebt, der Mutter Augen einft ihn wiederſäh'n. Mun — muß ich's gehen lofjfer, wenn des Gottes Mund Sid weigert mir yu fagen, wads ih wiſſen will. 390 Dod, Freund, id) fehe meinen edlen Gatten bier, Yon, Den Xuthos, nahe, welder aus Trophowiod’ Erdkluft juriidfehrt; ſchweige gegen ihn davon, Was wir befproden, daß du mir die Schmach erſparſt, Als ſchwazt' id) Heimlichleiten aus, und unſer Wort 5 Nicht alſo, wie wir's ſprachen, ausgebreitet wird. Denn Männern gegenüber iſt der Frauen Stand Beflagenswerth: aud) gute werden mitgehaßt Im Sdhwarm der böſen: fo betritht ijt unſer Loos. Xuthos. Areuſa. Yon. Der Chor. tuthos. Empfange meiner Huldigungen Erſtlinge Zuerſt Apollon: Heil ihm! Heil auch dir, Gemahl! Did) Hat mein fpites Kommen wohl mit Angft erfiillt? ftreuja. Nein: dod) Du fameft, da Die Sorg' an mid) Heran Sid drangen wollte. Weldjen Spruch verfiindet uns Trophonios? Werden Kinder unjerm Bund entblühn? Xuthos. Gr wollte Phöbos' hohem Götterſpruche mit Vorgreifen; Eines fprad er nur: nidt finderlos Big? th und du von Phöbos' Seherſize heim. Sreuja. Apollons hehre Mutter, lag aur quten Heit Uns angelangt fein, wende du gum Beſſeren Das Opfer, da8 wir deinem Sohn vordem gebradt! Xuthos. Das wird geſchehn! Dod wer verfilndet Phöhos“ Spruch“ Jor. Wir walter außen, Undre fiehn dem Innern vor, Die nidft am Dreifuß figen, aus der Delpherjtadt 386 Jon. Die Beſten, Fremdling, die Des Loojes Wurf erfor, Futhos. Sdin! Was wir wiſſen wollten, weiß td Alles mun. Ich will hineingehn. Wurde dod das Opferthier, So hör' id), heut fiir alle Pilger insgemein Gejdhladtet vor dem Tempel, und empfangen mill Wud id) an diefem Segenstag des Gottes Spruch. Du tritt zum Altar, nimm dte Yorbeerzwerge, Frou, Und rufe laut die Sitter, daß ein frohes Wort, Den Sohn verheißend, mid) begliidt in Phsbos’ Hans! (Er gebt tn dew Tempel. Nreuja. Es wird, es wird gejdehen! Wollte Lorias Nun endlid) einmal ſühnen, mas er ehedem Verſchuldet, ex verſöhnte zwar nicht völlig uns; Dod was er bite, nähm' id); denn ev iſt ein Gott, (Ste geht ob.) Jon. Was will die Fremde, daß ſie ſtets in räthſelhaft Verdeckten Läſterworten anf Apollon ſchmäht? Iſt's Liebe wohl gu jener, die fie Hier vertritt? S's ein Geheimniß, welded fie verſchweigen muß? Dod) was helümmr' id) unr Erechtheus“ Todter mid, Die nichts mit mir gemein hat? Auf, mit goldenen Gefäſſen will id) ungeftwmt zum Becken hrm, Um Than yu fprengen! Tadeln mug wh Phobos wohl Was fällt ihm cin? Dungfraucn freit er mit Gewalt, Und läßt fie ziehn, zeugt heimlich Rinder und verläßt Sie ſterbend. Thu nicht alſo! Wurde dix die Macht, Ueb' auch die Tugend! Strafen ja die Götter auch, Wenn ein's Der Menſchenkinder ſchlimm geartet iſt. 440 Wie war’ es billig, daß ihr uns Geſeze gebt, 445 450 Da 455 460 465 Fou. Und felbjt geſezlos gleides Fehls euch ſchuldig macht? Wenn ihr (geſchehn wird's nimmermehr, ich ſag' es nur) Für jeden Nothzwang Buße gäbt den Sterblichen, Du, wie Poſeidon oder Zeus, des Himmels Herr: Ihr leertet, Unrecht büßend, eure Tempel aus! Denn Frevel iſt es, daß ihr erſt den Lüſten fröhnt, Bevor ihr überleget. Nie geziemt es mehr, Zu ſchelten, wenn wir Böſes, das die Götter thun, Nachahmen; ſcheltet jene, die es uns gelehrt! Der Chor. Strophe. Zu dir, die der Geburten Qual Noch nie durchkämpfte, zu dir Fleh' ich, meiner Athene, Die der Titan Prometheus einſt Aus Zeus' erhabenem Haupt Entbunden, o göttliche Nika: Ru dem ppythiſchen Hauſe Komm, von Olympos' goldenem Saal Zu den Pfaden dich ſchwingend, Wo Phöbos' heiliges Land, Der Erde mittelſter Herd, An dem Altar, den Reigen umziehn, Orakel verkündet! Ja du, komm mit der Leto Kind, Shr zwei Göttinnen, zwei Jungfrau'n, Und ehrwürdige Schweſtern des Apollon! Und ihr, o Mädchen, erfleht Des Erechtheus altem Geſchlecht, Daß eudlid) tu klaren Orakeln das Glück Holdſeliger Kinder ihm werde! Jon. Gegenſtrophe. Dei Das baut ja den Sterblichen Für überſchwängliches Glück Den nie wankenden Grund auf, Wenn im Glanze der Jugend ein Geſchlecht, friſchgrünend und ſtark, Aufblüht in den heimiſchen Hallen, Um der Biter exerbten Reichthum fortzupflanzen vom Ahn Auf andre Geſchlechter. Denn das iſt Schirm in der Noth lind Wonn' in den Tagen des Glücks, St im Kriege dem Heimatland Die rettende Schuzwehr. Mir gilt höher, als Reidthum, als Roniglhiher Gemader Prunk, Die forgfiltige Zucht edler Kinder. Dod ein finderlos Yeben haſſ' th, lind tadele, wem es gefällt. © war’ id) bei magigem Gut an ein Loos, Dae Kinder beglückten, gqefettet! Schlußgeſang. Du geheiligte Stätte Ban's lind du nachbarlicher Fels In Dem klüftigen Makrä, Wo die drei Jungfrauen, WAgraulos’ Tidter, tm Chortany ſchwingen den Fug Ueber grünende Bahnen am Tempel Athene's, wann zur medfeluden Weiſe der Feldſchalmeien, o Pan, Du den Geſang in deinen Felſengrotten floteft, 500 505 Yon. 89 Wo dem Apollon eine Bungfrau den Sohn Gebar und den Vögeln gum Mahl und dem Wilde zu blutigem Raub Dabhingab, der bittern Liebe ſchmachvolle Frudt! Niemals hört' id am Webeftubl, | Nod) in Gefpraden, e8 ladle das Glück Söhnen der Gitter, dem Schooße von fterbliden Müttern entfproffen. Jon. Der Chor. — Jon. Sagt, o Frauen, die vor dieſes Hauſes weihrauchduftenden Feſtaltären Wache haltend und den Herrn erwartend ſtehn, Ram er ſchon vom heil'gen Dreifuß, vom Orafelfiz zurück, Xuthos, oder weilt er innen, forfht, wonad fein Herz verlangt? Der Chor. Nod im Tempel ift er, Fremdling, nod verlieR er nidt das Haus. Dod als ob er eben fime, Hiren wir des Tempels Thor Knarren, und bereits Herauggehn fannft di dort den Herrfder ſehn. Xuthos. Jou. Der Chor. Xuthos. lid, mei Cohn! Denn diefer Anfang meiner Rede ziemt mir wobl. Jon. Glück fiir mid: du fet befonnen, und wir fahren beide wobl. Xuthos. Deine Hand gib mir zu fiiffen, deinen Leth lag mich umfahn. 5 90 Jon. Jon. Biſt ou, Freund, bet Simen, oder ſchlug mit Wahnſtun did) ein Gott? Xuthos, Bin id) ſinnlos, wenn id lieben will das Liebſte, das id fand? Jon. Weg, damit du, mich berührend, nicht zerreißeſt Phöbos Kranz! Xuthas. Ueb' id) hier dod) nicht Gewaltraub; denn th fond mein Liebſtes ja. Jon, Weidjt du uidt, bis mein Geſchoß fic) tiey in Deine Lungen bohrt ? Luthos. 20 Was entfliehſt du mir? Erkenne On dein Liebſtes auch in mir! 2 5 Jot, Thoren, wahnufjinntruntne Fremde, Flug zu maden Lied’ ich nicht. Xuthos. Morde, brenne! Vaters Mörder wirſt ou, gibſt du mir Den Tod. Jon. Uber wie wär'ſt On mir Voter? Lachen macht mid dieſes Wort, uthos, Und warum? Der Yauf der Rede wird dir kundthun, wer ich fet. Jon. Du behauptejt dem —? Son. 91 Xuthos. Dein Vater bin ig, und du bift mein Sohn. Jon. Wer verbiirgt das? Xuthes. Der did) aufzog als den Meinen — Loxias. JOR. Du bezeugft es dtr allein. Xuthes. Des Gottes Spriide lehrten mich's. Jon. Dich berückte wohl ein Räthſel. xXxuthos. Hatt’ ich den nicht recht gehört? Jon. Und das Wort des Phöbos lautet —? Xuthos. „Daß der mir Begegnende“ — Jon. 30 Wann begeguend? Xuthes. „Wann heraus ich trait’ aus diefem Gotteshaus’ — JOR. Weld ein Loos erfahren wiirde? Xuthes. „Xxuthos' Sohn, des Königs, fei.” Jon. Leiblich, oder als Geſchenk nur? Xuthes. Als Gefdent, und leiblich aud. 92 Jon Jon. Wir zuerſt alſo begegnen deine Schritte? Luthos, Reinem jonft. Jon. Und woher fam ſolche Fügung? xXuthos. Mir ſo räthſelhaft, wie dir. Jon. 535 Gut! Dod welche Mutter hat mid dir gejdentt? Xuthos. Ich weiß es nicht. Jon. Sagte dir's nicht Phobos? Xuthos. Froh des Sohnes, fragt’ id dieſes nicht. Jon. Wir’ id) Derm ein Sohn der Erde? Xuthos, Kinder zeugt memals dat Vand, J, Jon. Wie nun bin th dew? xuthos. Sd weiß nicht, baue nur auf Phdbos’ Wort, Jon. Auf, von Wnderm lof wns reden! Xxuthos. Beſſer wird das fein, o Rind. Jon. 540 Yiebteft du fdon andre Mädchen — Son. 93 Xuthos. Sn bethérter Jugend wohl. Jott. Gh’ Erechtheus' Todter dein ward? Xuthes. Freilich feitdem nimmermebr. Jon. Alfo geugteft du mid damals? Xuthos. Mit der Beit ſtimmt's Rberein. Jon. Aber dann — wie kam ich hierher? Xuthos. Das gu deuten weig id nicht. JON. Auf fo langem Pfade wandernd? Xnthos. Diefes irrt aud meinen Ginn. Jon. 545 Kamſt du ſchon zum Felfen PBytho’s? Xuthos. Sa, zu Bacchos' Fackelfeft. Jon. Welcher Freund hat dich bewirthet? Xuthos. Der mit Delphermidden mid — Jor. Eingeführt gu Bacdhos’ Reigen, meinft du? Xuthos. Sm Pldnaden{dworn. 4 Jon. Jon, Müchtern oder voll des Weines? Xuthos. Durd des Bacchos Luſt berückt. Swit. Alſo da ward id) gezeugt, Herr? Xuthwos. Dein Geſchick fand did), o Wind. on. Wie gelangt’ ih denn gum Tempel? Xuthos. : Ausgeſezt vom Madden wohl. Jon. Nun entfloh td) dod) der Knechtſchaft! Xuthos. Nimm den Bater an, o Kind. Sou. Sa, dem Gott mistrau'n geziemt fic) nimmermehr! Xuthos. Da denfft Du recht. jon. Und was follt’ id) Andres wünſchen — Xuthos. Nun erkennſt du's, wie Ou mußt. Jon. Als der Sohn zu ſein von Zeus' Sohn? Xuthos. Das beftimmt dir dein Geſchich Jon. 55 Dich umarm' ich denn, o Vater? Jou. Xuthos, Wenn du Delphi's Gott vertranft, Swit. Heil div, Vater, Heil dir! Xuthos, Freudig nehm' id) an dew Holden Grug, Jon. Heil Dem Tag, der heut heranfitieg! Xuthos. Selig hat er mich gemacht. Jon. Theure Mutter, werd' ich einſt auch ſehen deine Huldgeſtalt? Jezt verlang' th mehr denn vormals, wer du ſeiſt auch, Did) zu ſchaun. Doch du ſtarbſt wohl, und vergebens ſuchen wir dein Angeſicht. Der Chor. Das Git des Königshauſes ijt and unſer Glück: Dod) wünſchten wir durd Kinder unjre Hervin aud Begliict gu wiſſen und Erechtheus' edles Hans, Xuthos, Sohn, daß id did) gefunden, Hat ein guter Gott 5 Zu meinem Heil vollendet, Hat did) mir vereint, Und du and fandejt ungehofft das Thenerjte. Dod) was du bHilltg wünſcheſt, ijt aud unſer Wunſch, Dag Ou die Wetter wiederfinden mög'ſt, o Sohn, Und id) die Gattin, deren Schooß did) mir gebar, Wohl wird ſich's finden, ſtellen wir's der Beit anbheim. Verlag des Gottes Boden, wo du Fremdling warſt, Lind, gleichgeſinnt Dem Vater, etle nach Athen, Wo dein der ſtolze Herrſcherſtab des Vaters harrt Und großer Reichthum. Wenn dir Eins von Zwei'n gehricht; 96 Son. Mie wirſt Ou dod) unedel, wirft mat arm genannt, Mein, edel wirft du heißen und an Schäzen reid. Du ſchweigſt? Warum zur Erde ſchlägſt ou deinen Büd, Geräthſt in Sorgen und erweckſt dem Bater Furcht, Uns Fröhlichkeit in Trauer plözlich umgeſtimmt? Jon. Nicht Einen Anblick bieten uns die Dinge dar, Ob wir entfernt find oder aus der Mahe ſehn. Ich fegne freudig mein Geſchick, das mid in dir Den Vater heute finden ließ; dod) Hire mein Bedenfen! Cingeboren, jagt man, ift Athen, 5 Das jftolye, fe von außen etngewandert Boll, Mich trafe zwiefach Schande, drängt' id) Hier mid ein, Als Sohn des fremden Baters und Baftard gugleid. Mit diejer Schmach belaftet, wird man mid cin Mids, Ans Nichts geboren, fdelten, wenn th madtlos bin; Und wen id, ftrebend in den erſten Rang der Stadt, Ctwas zu gelten wünſche, wird der Miedrige Wir grollen; denn der Ueberleqne wird gehaßt: Die Wackern aber, die, begabt mit Fähigkeit, Still find und niemals um Gewalt on Staat ſich mühn, 5 Sie werden meiner fpotten, dak id) Thörichter In dieſer unruhvollen Stadt nicht raſten foun, Die Redner, herrſchend in der Stadt, ſie werden mich Mit Vollsbeſchlüſſen, ftieg’ ich auf in Wurd' und Amt, Nod mehr umlagern: alſo, Vater, geht es ja: Denn die den Staat beherrjden und am Ruder ſiehn, Sind gegen Rebenbubler frets am ſeindlichſten. Und dring’ id) Damn, ein Fremdling, cin in's fremde Haws, Bum finderlofen Weibe, das Hisher mit dir Gethetlt ihr Unglück, aber mum getiujdt, allein 605 610 615 620 625 630 63) Jon. 97 Für ſich das Schickſal tragen wird voll Vitterteit: Wie mag id hoffen, dak fie nicht mit Recht mid) Haft, Wenn id an deiner Seite mun dafteh’ und fie, Die Rinderlofe, deine Luft mit Schmerz erblickt, Du dann, mid baffend, did) zu deinem Weibe neigft, Mid liebend, deines Hauſes Glück und Rube ftirft? Wie mandhe Morde, Morde durch entfeelend Gift, Erjannen Frauen gu der Männer Untergang ! Und augerdem beflag’ id) deine Gattin, daß Sie finderlos hinaltert; edler Vater Rind, Berdient fie nidt die Schande, finderlos zu fein. Die Königsherrſchaft aber, die man fälſchlich preist, Sft wohl von Anſeh'n locend, dod) dabetm im Haus Voll Qualen. Wer mag felig, wer fann glidlid fein, Der bange ſpähend, ob Gewalt im Finſtern ſchleicht, Gein eben friftet? Lieber will id) ftillbegliidt, Cin Mann im Bolfe, leben, als ein König fein, Der fic) die böſe Rotte gern gu Freunden wählt, Und vor dem Tode zagend, ftets die Guten hast. Du fagft vielleicht: dies Wes iiberwiegt das Gold, Süß ijt der Reichthum! Dod) den Tadel lied’ ih nid, Das Geld in Handen hütend, nod) der Sorgen Oneal. SG lob’ ein harmlos Leben mir im Mittelſtand. Nod Hire, Vater, weldes Glück ich hier genop. Der Erde Sdhinftes wurde mir, der Muße Glück, Und Ueberlaufes wenig: aus dem Blaze trieb Kein Böſer mid, und unerträglich tft es ja, Den Plaz zu raumen, weggedringt von Sdledteren. Und bet Gebeten, bet Gefpraid von Göttlichem Bedient’ id frohe Menſchen, felbft von Kummer frei. Die einen Pilger zogen ab, dte famen an, Euripides v. Donner. IL 3. Aufl. 7 98 Jon. So daß th new den neuen ſtets willlommen war. lind was, and) wider Willen, Wunſch der Menſchen tft - Geſez und Neigung lieRer vor dem Gotte mid Gerecht erfunden werden. Lleberleg’ ich died, So dent’ ih, Vater, beffer fei es hier alé dort, Yag mid) mir felber leben; iſt's dod gleide Luſt, Sid freun des Grogen und vergnitgt bet Kleinem fein. Per Chor, Schön ſprachſt du, wenn durch deine Worte denen Glück Bereitet wird, Die meinem Herzen theuer find, Euthos. Laß ab von dieſen Meden, Lerne glücklich ſein: Denn wo id) did) gefunden, will id opfern, Sohn, Wit Dir gemeinjam ſizend am gemeinen Wahl, Und dein Geburtsfeft feiern, das id nie beging. Als einen Hausfreund führ' td mur für jezt did) ein, Did) Dort am Wahl au laben, and nad Attila Mur, um das Lond ju ſehen, midt als meinen Cohn, Denn meme Fran betviitben will wh nimmermehr, Die finderloje, wenn i ſelbſt im Gluͤcke bin. Zulezt beſtimm' ic) mein Gemahl, die günſt'ge Set 5h Berriigend, dah fie meinen Thron dic) erben laft, Dod Jon jet dein Rome, weil’s das Glilck gefiigt, Dag du mix, als ich Phöbos' Hans verließ, zuerſt Entgegentrateſt. Auf, der Freunde vollen Kreis Verjammle nod) gum frohen Opfermahl und fprid Das Wort des Abſchieds, weil Ou jest ans Delphen ziehſt (fu Dem Chore) Sud, Dienerinnen, euch befehl’ ich Schweigen an; Denn wenn ihe meinem Weibe jdwagt, trifft end der Tod Yon. 99 Jou. Go geh’ id); aber Cines feblt gu meinem Glück. Denn, Vater, find’ ich jene mist, die mid) gebar, 65 Was ift mir dann das Leben? Wenn ih wünſchen darf, 670 675 680 685 Sei meine Mutter Biirgerin aus Attifa, Dak id al8 meiner Mutter Sohn frei reden mag. Denn dringt gu Bilrgern ächten Stamms ein Frembder ein, So mag er Bürger heißen, dod verftummt- fein Mund Als eines Knechtes, frei zu reden wagt er nidt. (Weide ab.) Der Chor. Strophe. Thränen erblick' id) fon, hire, was Herber Gram Anſtimmt in Seufzer ausbredend, wann Meine Gebieterin vernimmt, daß ein Sohn Ihrem Gemahl erblüht, Indeß ſie ſelbſt ſich kinderlos, verlaſſen ſieht. O Sohn Leto's, Gott der Seber, Welch einen Spruch ſangeſt du? Woher ſtammt der Jüngling, der im Heiligthum Bei dir großgenährt wurde, von welchem Weib? Denn mid bethört fein Seherſpruch: ein Trug lauert bier! Sd zittre voll Angft, wie dies Geſchick enden wird. Denn, traun, Celtfames fagt mir der Seltfame. Dein Knaben ladt ein tritgend Glück: Er ward aus fremdem Blut gezeugt. Wer dächte hier nidt gleid) mit uns? Gegenftro phe. Freundinnen, joll ich's nidt meiner Gebieterin Mit Donnerlaut in’8 Obr rufen von 1* 100 Ihrem Gemahle, der ihr cinft Alles war, Und deſſen Hoffnungen Sie theilte? Cr wor glücklich, fie vergeht tm Leid, Gin Raub fdon des grauen Alters: Dod) thn, den Unjeligen, Ehren wir Freunde nidt, ihn, der vow fern’ in's Haws Kommend yu Glanz und Mat, fein Loos vow ihrem jehied, Tod über ihn, der meine Herrin ſchnöd' hinterging! O laßt es ihm mie gedeihu, Went ex im Feuer end, Himmliſche Mächte, hellflammende Kuchen weiht! Die Herrſchaft lieb' ich nicht, im der Am Mahle fid) der mene Sohn, Wejellt dem neuen Bater, labt: SGlupgefang. Da, wo Parnafjos’ Berghaupt empor Mit Felstlippen gu dem himmliſchen Size jteigt, Wo Bacchios, flammende Fackeln ſchwingend umber, In raſchem Tanz mit nächtlichſchwärmenden Bacchinnen hupft. Komme der Knabe dod) nimmer in meine Stadt, Mein, in der Blilthe nod welke ſein junger Tag! Denn Urſache zu ſeufzen find’ unſre Stadt, Drängten fic) Frenidlinge ein. Uns genügt, der vordem Führer war, Erechtheus, der Furſt. Kreuſa. Gin Greis. Der Chor, Kreuſa. Du, der Erechtheus auferzog, der Vater mir Vordem geweſen, als er noch im Lichte war, 715 O Greis, gu Phobos’ Seherſiz erhebe dich, Jou. 101 Um did) mit uns ju freuen, wenn er ſeinen Sprud, Der Kinderfegen Hoffen läßt, mir fundgethan. Süß ift es ja, mit feinen Freunden glidlid fein: Dod, fam ein Leiden über uns, (was ferne fei!) 720 Dann ift e8 ſüß, in treuen Mannes Auge febn. Ich ehre did), wie meinen Vater du geehrt, Obwohl id deine Herrin bin an Vaters Statt. Der Greis. Du hegſt, o Lodter, edlen Sinn, der würdigen Vorfahren witrdig, ſchändeſt night den alter Gamm 725 Der edlen Biter, die der Erd’ entfproffen find. Bend, zeuch gum Gempel mid) empor und leite mid; Steil find die Seherhöhen, traun: fo werde du Arzt meines Alters, ftiize mir den ſchwachen Fug. Rreuja. Eo folge mir und ſeze pritfend deinen Schritt. Der Greis. Sdau her! 730 Wohl find die Füße langſam, dod) der Geift bebend. Kreuſa. Stemm' auf dem frummen Pfade did) an deinen Stab. Der Greis. Blind ift aud) diefer; denn des Alters Blick ift kurz. Kreuſa. Wohl Haft du Recht; indeſſen nimm es nicht fo ſchwer. Der Greis. Ungerne nur; doch über Schwäche ſieg' ich nicht. (Sie ſind an der Vorhalle des Tempels angelangt.) Kreuſa. 5 Shr Frauen, wader bet Gewirk und Webeſtuhl Für mid) gefdaftig, welder Spruch ward unferm Herrn ~] 00 Gr Jon. Des Wunſches wegen, welder und hierhergefiihrt? Sagt an; denn, wißt ihr Gutes uns, verſchweudet ihr Die Freudenbotſchaft nidt an wndanfbare Herrn. Der Chor. yD Shidial! Nrenja. Ein folder Cingang deutet nicht auf großes Glitd, Der Chor. O Unjelige! Bringt uns der Sprud, der unſerm König ward, ein Led? Wohlan! Was thun wir, wo der Tod uns nahe droht? Kreuſa. Wozu das Lied? Weßwegen, Frauen, fürchtet ihr? Der Ehor. Was hier beginnen? Reden oder ſchweigen wir? Sirenja. Sprig: denn cin Ungliic weißt du wohl, da8 mid betray. Der Chor. So ſei's gejagt, und träfe zwiefach mid der Tod! Dir ift, o Herrin, nie vergönnt, ein Kind im Arm 20 Su wiegen, wie gu legen ein's an deine Bruſt. Strenja, Der Greis. Lodter! Strewja. Ich Unglückliche! Weh, weh! Ungemach mein Loos! Todeslaſt, Freundinnen, Oriict mich ſchwer. Wir ſind verloren! O daß id ſturbe! Der Greis. Theures Kind! 755 760 765 770 Son. 108 Kreufa. We, webe, web! Bis in die tiefften Tiefen zuckt dieſer Schmerz, durchwühlt meine Bruſt. Der Greis. O ſeufze noch nicht — Kreuſa. Aber der Jammer iſt da! Der Greis. Bevor wir hörten — Kreuſa. Welcherlei Kunden für mich? Der Greis. Ob, Gleiches duldend, unſer Herr das Ungemach Mitleidet, oder du allein unglücklich biſt. Der Chor. Ihm hat, o Greis, Apollon einen Sohn geſchenkt, Und er allein iſt ohne ſie des Glückes froh. ſtreuſa. Dies Leid, das du mir noch zu dem erſten nennſt, Füllte des Unglücks Maß! Der Greis. Und muß der Knabe, den du nennſt, von einem Weib Erſt nod) geboren werden, oder lebt er ſchon? Der Chor. Ihm ſchenkt Apollon einen Sohn, der ſchon das Ziel Erreicht des Jünglingsalters; ich war ſelbſt dabei. ſtreuſa. Wie meinſt du? Unſäglich, unerhört ja klingt, Was du mir ſagſt, o Frau. 104 Von. Der Hreis. And mir; dod wie ſich diejer Gottesſpruch erfiillt, Und wer der Jüngling, — dieſes fag’ uns deutlichtr. Per Chor, Wem, aus dem Tempel eilend, dem Gemahl zuerſt Entgegenfomme, den zum Sohn gab ihm der Gott. Areuſa. Wehe, weh mir! 5 Alſo mein Loos iſt ein Leben, kinderlos: in Einſamleit Wohn' th tm verwaisten Hauſe! Per Greis. Wen meinte Phobos’ Seherjprud? Wem fom der Mann Des armen Weibs entgegen? Wie, wo fah ex ihn? Der Chor. Du denkſt, o theure Firftin, wohl des Jünglings nod, Der hier den Tempel fehrte? Das ijt Xuthos’ Sohn. Kreuſa. O flög' ich auf durch wolkige Luft, Fern über Hellas' Erde hinaus, Auf zu den Sternen der Nacht, Weil ich ſolchen Schmerz erdulde! Der Greis. Mit welchem Namen nannte denn der Bater ihn, Vernahmſt du's, oder hat ex ſchweigend Nichts beftimmet? Der Chor. Gr nennt ijn Don, weil er ihm entgegenfam. Der Greis. Wer ct Des Jünglings Weutter ? Der Chor. Das vernal id nicht Dod) ging (Bamit Ou wiſſeſt, was ich weiß, o Greis,) 30 )0 Yon, 105 Kreuſens Gatte heimlich fort in heiliges Gezelt, des Biinglings Chrentag durd Opfer und Gaftmahl zu fetern, das er gibt dem neuen Sohn. Der Greis. Wir find vervathen (deine Roth ift meine ja) Durd deinen Gatten, Fiirftin, werden plangemäß Bon ihm verhihnt und aus Eredhtheus’ Königshaus Verſtoßen. Und id fage das, nicht weil th thm Feind bin, id fag’ es, weil id mehr Did Lieb’ als thn, Der, dir vermablt, ein Frember, fid) im diefe Stadt Cindrangend, Haus und alle Habe nahm von dir, Und dann mit einent andern Weib ein Rind exjielt, Geheim erzielt hat: wie geheim, erflar’ id) dir. Cobald er fand, du feieft unfrudtbar, gefiel’s Ihm nidt, dein Loos gu theiler und dir gleich gu fein: Nein, eine Slavin freit er ingeheim und zeugt Ten Sohn und gibt ibn auger Landes aufzuziehn An einen Delpher; unerfannt zu bleiben, wuchs Gr dann, ein Gottgeweihter, auf in Phöbos' Haus. Und al8 der Jüngling aufgeblüht: da lodte did Als Kinderlofe dein Gemahl hierherzugebn. So war's der Gott nidt, welder fog, dein Gatte war's, Der, lingft den Sohn ergiehend, folden Trug erfaun: Wenn du's entdeckteſt, wälzt' er auf den Gott die Sduld, lind blieb's verborgen, wollt’ er ihm im Lauf der Beit, Sid) felbjt gu ſchüzen, übergeben Thron und and. Den neuen Namen Hat er längſt fiir thn geprigt: Er nennt thn Son, weil er ihm entgegenfam. Weh! Wie find mir dod die Frevler allegett verhaßt, Die Schelmerei'n ausfinnen, und mit Ränken dann 55 60 70 Jon. Wofür denn kämpf' ih der Tugend Kampf? Ward nidt der Gemahl gum Verräther an mir? Man raubt mir die Heimat, raubt mir das Kind, Und dte Hoffmung entſchwand, die zum herrlichen Riel Sh zu lenfen gewiinfht und nidgt es vermodt, Da den Bund mit dem Gott, Da die Sdhmerzensgeburt id) verheblte. Dod wabhrlid, bet Reus’ fternfunfelndem Siz, Bet der Göttin dabeim auf den Felfen UAthens, Bet dem Heiligen Strand de8 tritonifden Gees Mit der wogenden Glut, Nicht Langer verberg’ ich's, wälze die Laft Bon der Seele mir ab und erleidtre die Bruft. Heiß ſtrömt mir von Rabren das Aug’, und der Geijt, Er tranert, umftridt von der Sterbliden Drug | Und dex Gitter Berrath: id) entlarve fie men, Dte undantbar Ant befdworenen Bunde gefrevelt! Du, der die melodijdhen Stimmen mit Madt Aus fiebentiniger Laute lockt, Die des Feldes unbefeeltem Horn Süßhallende Muſengeſäng' einhaucht, Did klagen wir an, Sohn Leto's, Bei dem Licht, das heute heraufſtieg! Du kamſt mir, vom Golde der Locken Strahlend das Haupt, als in den Buſen Des Gewandes ich Safranblumen mir einſt, Goldglänzende, brach, mich zu ſchmücken. Und die Lilienhand mir umfaſſend, zogſt Du mich zu dem Lager des Felſengemachs; Laut rief ich: o Mutter, o Mutter! 10 Son, Sa, ein verlodender Gott, Zogſt du mid ohne Scheu Hin, wo dir Kypris winkte. Ich Urme gebar dir den Knaben, Den, bang vor der zürnenden Mutter, Jd warf in Dein bergendes Yager, Wo du Sdhindlider mid) unjeliges Weib Mit ſchändlichen Banden umſtrickteſt. Und nun, adj! tft er geſchwunden, Bon den Vögeln entrafft zur Speife, — Mein Sohn und der deine dabhin! 90 Dod) du fingft deine Päane Su dem Klange der Cither! Ach, Leto’s Sohn, div ruf' id, Der Sdhidjalstunden enthiillt anf goldenem Stubl, Und im mittelften Size des Erdballs thront, — 5 In das Or dir will id es rufen: Wel, treuloſer Buble, dir, Der meinem Gemahle den Jüngling Sn das Haus fiihrt, ihm, der feinerlet Ould Diy eriwiefet: Mein Sohn und dein Sohn ſchwand unbefannt, Hin ſchwand er, von Vögeln des Waldes geraubt, Bon den Hitllenden Windeln der Mutter hinweg. Ha! Dich hagt Delos, die Zweige des Lorbeers haſſen, es Hagt Did der Palmbaum, prangend in zartem Yaub, Wo Leto did) einft, den unſterblichen Sohn, Umarmt bon Rronion, geboren. Der Chor. Ud, weld) cin Abgrund thut fid) auf von Ungenrad, Das Thrénen wohl ans jedem Ange loden muß! 910 915 920 925 Jon. 109 Der Greis. Wir können, Todter, wabhrlid) uns nicht fattigen An deinem Anblid: fo verwirrt ift unfer Ginn. Raum ſchöpf' ich finnend jene Flut der Leiden aus, Faßt mid) am Steuer diefe, die dein Wort erregt, Mit dem du did, vom alten Ungemad hinweg, Sn andrer Leiden newe Bahn geworfen Haft. Wie fagft ou? Weßhalb klagteſt du den Phöbos an? Und weld) cin Kind gebarjt du? Wohin legteſt du’s, Dem Wild gu ſüßem Raube? Wiederhol’ es mir. Kreufa. Ich ſchäme mid), mein Alter; dod erzähl' ih es. Der Greis. Auch nehm' ich edel am Geſchick der Freunde Theil. Kreuſa. So hire denn! Du kennſt im Kekropsfelſen wohl Die Grotte gegen Norden, die ſich Makrä nennt? Der Greis. Gewiß, wo Pan's Kapellen und Altäre ſtehn. Areuſa. Hier war es, Greis, hier kämpft' ich einen ſchweren Kampf. Der Greis. Und welchen? Deine Rede preßt mir Zähren aus. Rreuja. Mit Phibos ſchloß ich ſträubend hier den Leidensbund. Der Greis. O Lodter, alfo war es dies, was mir geabnt? Kreufa. Was meinft ou? Wenn du Wahres ſagſt, will id’s geftehn. Der Greis. Als ingehetm du feufgteft um verborgnes Web? 110 Jon. Arena. Das war es: offen wenn’ id) Div mein Leider jegt. Der Grels. Und wie verbargft du's, daß der Gott div beigewohnt? strewn. Ich ward — erſchrick mat bet dem Wort! — ward Mutter, Greig. Der Greis. Wo? Wer entband did? Oder rangit du gang allein? Arenſa. Allein im Felſen, wo der Gott ſich mir gejellt. Der Greis. Wo weilt der Sohn? So bijt du nicht mehr kinderlos. Strenja. Todt iſt er, Alter, wilden Thieren ausgeſezt. Der Greis. 5 Todt? Ahn befdiigte Phöbos midft, der Granjame? Arenſa. Er ſchüzt' ihn nicht; in Hades' Hauſe wächst er auf. Der Greis. Wer hat dew Knaben ausgeſezt? Doch nicht du ſelbſt? strenja. Ich jelbft; im Dunkel hüllt' id) ihn in Schleier ein, Der Greis, Lind wußte Niemand, was du deinem Sohn gethaw? Strenja. Mei Mißgeſchick und meine Heimlicfeit allein. Der Greis, Dein Mind im Felſen Laffer — wie vermodtejt dus? ſtreuſa. Wie? Manche Jammerlaute ſtieß id) aus, o Greig, Jon Der Greis, Unjelig Wagmp! Dod dev Gott ift ſchuldiger! Siveuja. Hätt'ſt Ou das Rind die Hande ftveden ſehn nad mix! Der Greis, Die Bruſt verlangend oder nad) dem Muttterarm — Arcuſa. Zurück an den Ort, wo's vom mir fein Leid erfuhr! Der Greis. In welcher Meinung ſezteſt du den Knaben aus? treuſa. Ich dachte, Phöbos rette wohl den eignen Sohn. Der Greis. Wehl! Wie ſtürmt auf deines Hauſes Gli der Leiden Sturn! Strenja. Warum verhillft du weinend dir das Haupt, o Greis? Der Greis, Did, Kind, und deinen Vater fo in Leid gu fehn! Streuja, Das it der Menjdjen Leben: Nichts hat hier Beftand! Der Greig, Yag uns dem Gram gebieter, niGt mehr jammern, Kind! Strenja. Was denn beginnen? Rathlos tft das Mißgeſchich. Der Greis, Un deines Leid's Urheber ride did, dem Gott, Krenn. Und wie bezwäng' id) Menſchenkind den Starferen? Der Greis. Bind’ an dew Hohen Seherfiz des Lorias! 112 Jon. Streuja. Ich fürchte mid); und Yeiden hab’ ih ſchon genug— Der Greis, So wage, was dir möglich: tödte deinen Dian! Strenia. Der alten Liebe def’ id), al® ex edel war. Der Greis. Dann dod den Jüngling, der ſich wider did) erhob! Areuſa. Wie? Ware mir's mur möglich! Denn ih wollte geri. Der Greis. Nimm deine Diener, rijte fie mit Schwertern ans, Srenja. Id will es wagen; aber wo gejdieht die That? Der Greis. In Den Hetl’gen Selten, wo jeur Mahl dre Freunde labt. Areuſa. Cin Mord vor Aller Augen! And find Sfloven fdwad, Der Greis. Feig biſt Ou: weh mir! Sume du denn jelbjt anf Nath! Rrenia. Aud weik ih ſchlaue Mittel dir und wirfjame, Der Greig. Für beide biet’ id) meine Hand gu deinem Dien. Rrenia. BVermmm! Der Erdenjdhne Sdhladt iſt dir befannt? Dev Greig. Su der fie PHlegra wider Zeus vereinigt jab. Arcuſa. Dort war's, wo Gia Gorgo ſchuf, dat Ungethum Yor. Der Greig. Als Bundsgenoffin ihrer Sihn’ im Götterkampf? streija. Gewiß; und Pallas, Todjter Bens’, erlegte fie. Der Greis. Yn welder grauſen Ungeftalt erſchien fie denn? ſtreuſa. Mit Ringeln einer Schlange war die Bruſt bewehrt. Der Greis. Das ijt ja wohl die Sage, die wir längſt gehört —? MCHA, Dak ihre Haunt Athene’s Bujen deen ſoll. Der Greis. Das Kriegsgewand der Ballas, das man Aegis nent? Arenſa. ) Der Nome ward thm, als fie fam zur Götterſchlacht. Der Greis, Wie follte dies Dem deinem Feind verderblid) fein? Kreuſa. Den Erichthonios kennſt du, Greis? Du ſollteſt woht! Der Greis. Den erſten eurer Ahnen, der Die Erd' erſchuf? Areuſa. Ihm gab Tritonis, als er foum geboren war — Der Greis. Was gab fie? Zaudernd bringft du mir das Wort fervor. Sirewin. Zwei Tropfen Blutes, die der Gorgo Leib entſtrömt. Der Greis. Wie wirken dieje beiden auf der Menſchen Art? Eurſpides v. Donner, ML 3. Mui. * 114 Jon, Areuſa. Tod bringt der eine, Kranle heilt der andere. Der Greis. Worin verborgen hing ſie's um des Knaben Leib? ſrreuſa. In goldnem Band; er gab fle meinem Vater dann Der Greis. Nach ſeinem Tode wurden fie dein Cigenthum? Areuſa. Gewiß; und hier am Handgelente trag’ id) fie. Der Greis. Dev Göttin Doppelgahe mun, was ift's mit ihr? Areuſa. Der Tropfe Bluts, der aus der hohlen Ader floß — Der Greis. Sprid, wie gebvaudt man dieſen? Was ijt feine Mroft? | Sireuja, Kranfheiten bannt ex und erhöht den Yebensgeift, Der Greis. Was wirft der andre Tropfe, Rind, von Dem Ou fpridft? Sirenja, Tod bringt ex; denn von Sdlangen Gorgo’s ift fein Gift Der Greis. Du träg'ſt ihn wohl gefondert, nicht im Eins gemifht? Areuſa. Geſondert; Gutes mengt ſich ja mit Bijem nicht, Der Greis. Lieb Mind, ſo haſt du Alles, was dix nöthig oft Streuja. Durch dieſen ftivbt der Jüngling; Ou gibjt ihm dem Tod, or 00 010 015 020 Jon. 1138 Des Sreis. Wo, wie vollend’ ich's? Du gebeutft, mein ift die That, Kreufa. In Pallas’? Stadt, fobald ex unfer Haus betrat. Der Sreis. Nidt wohl gefproden! Deinen Tadel geb’ ich beim. Rreufa. Wiefern? Dir abnt wohl, was aud mir zu Sinne fount? Der Sreis. Aud wenn du's nicht wärſt, hießeſt ou die Mörderin. Krenſa. Recht! Heißt es doch, Stiefmütter ſei'n den Kindern gram. Der Greis. Drum tödt' ihn hier, und läugnen kannſt du dann den Mord. Kereuſa. Aud koſt' ich fo viel frither dann der Rade Luft. Der Greis. Und tdufdeft deinen Gatten, wo er täuſchen will. Kreufa. Nun gilt’s gu Handelu: nimm Athene’s Goldgefag Aus meiner Hand hier, dies Gebild’ uralter Runft, Geb’ hin, wo Xuthos insgeheim Sticropfer bringt, Und wenn das Mahl vollendet und der Opferwwein Den Géttern ausgegoffen wird, fo nimm das Gift Aus deinem Mantel, gieß' es in des Jünglings Trant, Dod ihm allein, mit Allen, gib den Beder dar, Shm, der alé Herr in meinem Hauſe fdalten will. Und drang’s ibm durd die Keble, dann gelangt er mie Bur ftoljen Stadt Athene’s, nett, bleibt hier und ſtirbt. Der Sreis. Du wende denn in deiner Wirthe Haus den Schritt; & * Jon. 117 Vermöchte fie Hetteren Blids 1050 And’re gu fehen, die, fremden Stamms, Herridten im Vaterhauſe, Sie, die Todter aus edler Ahnherrn Blut! Bweite Stropbhe. Ihn müßt' ich ſcheun, welden das Lied feiert, den Gott, Wenn an den Bornen der ſchönen Reigen 1055 Den Fackelglanz wm hehrer Nacht Der Fremdling wad mitſchauen diirfte, Wo Reigen des Reus geftirnter Aether tant, Selene Froh zu Reigen fid) giirtet 1060 Und die fünfzig Töchter des Nereus Und die Nymphen im Meere Und im endloswogenden Strudel Her Ströme, verherrlichend did, Jungfrau, ſtrahlend in goldnem Kranz, 1065 Und die heilige Mutter: Hier hofft er den Thron zu gewinnen, Eindringend in fremdes Erbe, Phöbos' flüchtiger Diener. Zweite Gegenſtrophe. Nun ſehet, ihr, die, den Geſang ſchändend, in kühn 1070 Läſternden Liedern von unſrem Treubruch, Von unerlaubter heimlicher, Ruchloſer Frauenliebe ſingen: Viel heiliger ſind wir, treuer, Als die falſchen Männer. 1075 Widerrufend ertöne Ein Schmachlied über gebrochne Treue, ſtrafend die Männer! 00 05 10 15 20 25 Jon. 119 Sei's daß wir fterben oder ſchau'n der Gonne List. Der Diener. Nadhdem Kreufa’s Gatte fi von Phöbos' Haws Entfernt und feinen neuen Sohn gum Mahl gefithrt, Bum Opfer, das er Gittern froh bereitete: : Ging Xuthos dabhin, wo der bacchiſche Feuerglanz Des Gottes gudt, um Dionyfos’ Doppelfels Mit Blut zu negen, weil er wiederfand den Sobn, Und fprad gu diefem: „Bleibe du und lag ein Relt Erhöh'n im Umkreis durd die Kunft der Zimmerer. Ich opfre nun den Beugungsgottern; ſäum' ich dir Bu fang, den Freunden werde dod) das Mahl beſtellt““ Er nimmt die Rinder und entetlt; der Jüngling läßt Des Reltes Umkreis ohne Wand in edlem Maß Auf Pfeilern hod aufridten, dod der Sonnenglut Vorfidtig webrend, fo de8 Mittags heißem Strahl, Wie jenent, wo der Somme fintend Leber flrebt. Er mak ein Viered winlelredst, von hundert Fug Auf allen Seiten, und der Mittelraum umſchloß, Wie Renner fagen, im Geviert zehntauſend Fug, Weil Ion alles Delphervolf zum Mable fwd. Dann nimmt er heil'ge Weberei’n aus Phöbos' Schaz, Und itberdedt (0 wunderbare Schau!) das elt. Erſt anf dite Dede breitet er den Flügel and Des Teppids, eine Gabe, die Herakles einft, Reus’? Sohn, vom Amazonenraub dem Gott geweiht. Darauf mit Farben eingewebt war diefes Bild: Uranos, die Sterne fammelnd aus des Acthers Kreis. Bur legten Bahn tried fein Gefpann der Sonnengott, Und 30g des Abendfternes lichten Glanz ſich nad. Die Nacht in fhwarjem Schleier ſchwang ihr Zweigeſpann Jon. 1130 An leichtem Bande: hinter ihr der Sterne Chor; Die Pleias wallte mitten durch den Wether hin, Und, jdwertgegiirtet, Orion, und über ihm Dic Bärin, die den golduen Schweif jum Pole feet. Selene’s volle Sdeibe ſchwang jid hod empor, Die Monde theilend, aud) die Hyas, Schiffenden Der Stiirme fidres Zeichen, Daun die leuchtende Fos, die Sterne ſcheuchend. An den Wänden Hing Er andre Webereien auf: barbarijde Meerſchiffe, wohlberudert, mit helleniſchen Sm Kampfe, Jäger hod) ju Roß, halbthieriſche Kentauren, ungezähmter Leu'n and Hirſche Fang. Zulezt am Eingang windet ſich, dew Töchtern nah, Refrops in Schlangenkreiſen, eines Attilers Gejdenf. — In Saales Witte ließ ex goldene Miſchkrüge ſtellen. Run erhob ſich auf den Zehn Und lud ein Herold alles Boll der Delpher cin, Sum Mahl ju kommen. Wie der Saal jig angefiullt: Da, ſchmucke Kränz' un Haare, labten fie das Hexy Un veiden Tiſchen. Als Die Luſt gejiittigt war, 1150 Da tritt der Alte mitten auf des Belted Plan, — Und vegt im Kreis der Gäſte viel Geladter auf Durd fein geſchäftig Weſen; denn Handwaſſer gießt Sr aus den Urnen und entflammt der Myrrhe Schweiß, Den Saal durdriudernd, und bejorgt dex Scheulen Wt 54 Bei goldnen Bedern, Das ex jelbjt fidh aujgelegt. Drauf als die Floten Hongen und der Rundpolal Umging, begann dev Alte: „ſchaffet ungeſäumt Hinweg die kleinen Becher und die großen bringt: So zieht die Freude raſcher ein in jede Bruſt!“ 1160 Da mühten ſich dic Knechte, brachten ſilberne Son. 121 Und goldne Beder, und den ſchönſten nimmt der Greis, Damit er wohlgefällig jet dem nenen Herrn, Und reidt den vollen Weinpofal, in welden ev Scnellwirtend Gift geworjen, das, den neuen Sohn Damit gu tidten, fagt man, ihm die Herrin gab, Das wußte Niemand. Als der nengefundne Sohn Tranfopjer jpenden wollte mit den Wnderen: Da ſcholl aus cines Dieners Mund ein arges Wort. Er, Der bet waderu Sehern grog im Tempel ward, ) Mahim dieß als Unglückszeichen, ließ dew Beder ſich Writ neuem Weine filler, und den erfien Trunk Der Erde weihend, heißt ev All' ein Gleiches thun. Nun herrſchte Sdhweigen, und mit Waſſer fiillten wir Geweihte Beder und mit Tranf von Biblos’ Hohn. Indeß wir folded thaten, flog ein Tanbenjdwarm Bum Zelt Heran: deun ungeführdet wohnen fie Um Haus Upollons. Wls fie mum den Wein gefprengt: Da tauchten jene voller Gier die Schnäbel ew, Und ſchlürften ijn den federreichen Hals Hurab. Nicht ſchlecht bekam den andern diejer Gottedstranf; Yur Ewe, die am Size, wo der neue Gobhu Geſprengt, vom Xrunte wippte, ſchüttelt fid) ſofort Am Fliigelleibe, ſchwirrt umher wie toll, und ächzt Und ſtöhnt in dumpfen Lauten; voll Entſezen fieht Der Eingeladnen ganze Schaar des Vogels Qual. Sr zappelt fort, ſenkt ſchlaff die Purpurfüße Dann, Und ſtirbt. Der gottgeſchenlte Sohn ſtreckt über Tiſch Den bloßen Arm aus ſeinem Oberkleide vor, Lautrufend: „Wer anf Erden wollte meinen Dod? 1190 Sprid, Alter: du ja thateft fo geſchäftig hier, Und deine Hand Hat diefen Beder mir gereicht!“ 122 Jon. Schnell faßt er feinen greifer Arm und ſorſcht ihn awd, Ihn darzuſtellen als ertappt anf folder That. Und itberfiihrt, befennt er nothgedrungen fon Kreuſens Unthat und des Tranfs Geheimniffe. Da ſtürmt der Ditngling, der Wpollons Spruch enthult, Wit feinen Tiſchgenoſſen wunverweilt hinaus, Und tritt vor Pytho's Häupter hin und fpridt das Wort: „O Erde, heil’ge, fterben follten wir durd Gift, Das uns Eredthens’ Todjter bot, cin frembdes Weih! Die Fürſten Delphi's fegten dann cinhellig feft, Dag meine Herrin ſterben foll vom Fels geſtürzt, Weil fie den Hetl’gen tödten, Mord in PHdbos’ Haus Veriiben wollte. Nod der Unheilvollen, die Den Todespfad hereilte, fpaht die ganze Stadt. Sie, die au Phibos’ Hauſe fam, nad einem Sohn Verlangend, büßt ihr Leben ſammt der Hoffnung ett. Der hor. Reine Schuzwehr wider den Tod Blieb mir, feine mir Armen! Nun fom Wiles gu Tage, uun, Durd todbringenden Tranf bacchiſcher Trauben, dent Sih die Tropfen vermiblt, gräßlicher Schlange Gift! Ja, died Opfer der Hollen iſt, Menem Leben cin Leid, enthüllt: Tod der Steinigung bringt e& meiner Herrin! Welche beſchwingte Fludt entführt Mich in der Erde dilſterſten Schooß, Daß ich fliehe das ſchmachvolle Geſchich, Das mich bedroht? Soll ich dem ſchnellſten Hufe des Vierſpanns oder des Schiff's Eilendem Riel mid vertranen? Son. Wie verbergen wir uns, wenn cin gnadiger Gott Nicht felbft uns entrafft? Was wartet anf did) Hergfriinfendes nod, 1225 Ungliidlide Herrin? Collen nidt wir, Die den Andern ein Leid gu bereiten gedadt, Nun felbft es erdulden, wie's rect ijt? Rreuja ſtürzt berbei. Der Ehor, Krenja. Dienerinnen, mid) verfolgt man, blut'gem Tode mich au weih'n: Delphi's Ausfprud hat geridtet, gibt mid grauſem Morde preis Der Chor. 1230 Alles Leid, das dich umfangen, fern’ ich, Unglückſelige! Strenja. Mun wohin fliehn? Kaum entzog ih ans dem Hauſe meinen Fuß Bor dem Tode, floh verftohlen vor der Feinde Wuth Hieber. Der Chor. Und wohin fonft, alé gum War? Streuja. Wher was frommt dtefer mir? Der Chor. Fleh'nde darf man nidjt ermorden. Streuja. Das Geſez gibt mir den Tod. Der Chor, 1235 Wenn ihr Arm dich greift. Rreuja. Und eben ftiirgen fie, bewehrt mit Stabl, Hier heran, die grimmen Feinde, Jon. Der Chor. Seze Dic) zum Heil’ ger Herd! Trifft did) hier aud dein Berhängniß, ladeft du dod auf bas Haupt Deiner Mörder cine Bhutfduld; tragen mußt Du Dem efdjict ? Jon cilt mit Bewaffneten berbci. Rreuja. Der Chor, Jon. O Stiergeſtalt des Kephiſſos, dem dies’ Weib entſproß, Weld cine Natter zeugteſt du, weld) Dradenbild, Das aus den Augen Mordesflammen fpritht, im thr, Die, fcinen Frevel ſcheuend, felbjt der Gorgo nicht Nadfteht, mit Deven Gifte fie mid morden will? Ergreift fie, Dag ihr ungeſchornes Lockenhaar Parnafjos’ Fels zerraufe, wann in jähem Stuy Sie Dort die Klipp’ hinabgejdlendert werden wird! Wohl ſchirmten gute Gitter mid, bevor yur Stadt Uthen id) fam, in folder Mutter Hande fiel, Un deinen Helfern Hab’ id) deinen Sinn erfannt, Und weld ein feindlich Grauen mix in div erwuchs. Denn war id erſt in deinem Haus, umſchlangſt du mid, Und fandteft alsbald nid) hinad in Hades Hans. Dod nicht Apollons Opferherd nod) Tempel joll Dig vetten, Mitleid hoffft du? Deir gebührt es mehr Und meiner Mutter; ob ihe Leib aud ferme fet, Dod) immer gegenwartig ft ihr Name mir. O ſeht bie Schnöde, welden Trug aus Truge fie Geflodten! Chew gu Phobos’ Ultar fitidtet fie, Als müßte jie mt büßen, was jie frevelte. Jon. 195 Kreuſa. O Mich hier zu tödten wehr' ich dir in meinem und Des Gottes Namen, deſſen Herd ich zugeflohn. on. Was haſt du, Weib, mit Seabee, er mit Dir gemein? Streufa, Dem Gotte weih’ id) meinen Leth gum Cigenthum. Jon. Und wollteft ihn vergiftert, der des Gottes ift? Kreufa. 5 Nicht mehr Apollons, deines Vaters warft du ja. Jon. Sein war id, weil id feinen Vaterſinn erprobt. Srenfa. So warſt du's damals; jezt bin ich's und Ou nicht mehr. Fort. Du wareſt ſchuldvoll, mid) beflectte feine Schuld. Kreuſa. Ich wollte dich nur tödten, meines Hauſes Feind. Jon. '0 Dod nicht mit Waffen drang' ich ein in dein Gebiet. Rreufa. Nod) mehr, den Flammen gabft du preis Erechtheus' Haus. Jon. Mit welchen Fadeln oder welder Feuersglut? Rreufa. Das Meine nahmft du mit Gewalt, 3u fdalten dort. Sort. Nein, mur das Land des Vaters, mein ererbtes Gut. Kreuſa. 5 Wie hätten Aeols Söhne Theil an Pallas’ Land? 126 Jon. Jon, Mit Waffen, nidt mit Worten nur, hat er's geſchirmt. Krenja. Cin Helfer ift ja nimmermehr Des Yandes Herr. Son. Furcht vor der Zukunft alfo tried gum Morde did? Kreuja, Um nicht gu fterben, fiele dir dads Meine ju. Jon. Du grollft, die Rinderlofe, dag mic) Xuthos fand. rena, Du willft den Kinderloſen deme ihr Gut entziehn? Jon. Rein Theil an meines Vaters Gut gebiihrte mir? Areuſa. Un Schild und Speer mur; dieſes iſt dein ganzer Schaz. Jon. Verlag den Altar und den gottgeweihter Sy! Kreuſa. 1285 Gebiete deiner Mutter, wo fie vor dir ſteht! Jon, Du follteft mir nicht büßen, meine Mörderin? Areuſa. Nein, wenn du mich in dieſem Tempel morden willſt! Jon. Wie? Stuürb'ſt du freudig auf des Gottes Kränzen hin? ſtreuſa. Ich kränke derer Einen, die mid erſt gekräuft. Jon. 1290 Schlimm, daß ein Gott den Menſchen nicht, wie's billig iſt, Und nicht im weisheitsvollem Sinn Geſeze gab! Jon, Denn nicht aim Altar fizen follt’ cin Böſewicht, Mein, fortgewieſen werden; eine Frevlerhand Darf Gotter nidt beriihren! Nur der Fromme, der _ 1295 Unredjt erfahren, follte fliehn in's Heiligthum, Und nicht der Boje, wie der Gute, gleides Recht An gleidher Stitte nehmen ans der Gitter Hand. PHthia tritt aus dem Tempel. Kreuſa. Jon. Der Chor, Pythla. Halt cin, o Sohn! Den gotthbetrauten Secherſtuhl Berlaſſend, überſchreit' id) dieſe Schranlen hier, 1300 Apolls Prophetin, die des Stuhles alten Braud) Bu wahren, auserfehen ward aus Delphi's Frau'n. Jon. Heil, Theure! Mutter, wenn du mid aud nicht gebarſt! Pothia. So mag id heißen: mix gefällt der Name wohl. Jon. Vernahmſt Ou, wie mix diefe Tod bereitete? Pythia, 1305 Gewif; indeß aud) deine Rode geht gu weit. Jou. Ich dürfte den nicht tidten, der mid tödten will? Pythia. Stets find die Frau'n dew Kindern erſter Che gram. Jon. Stiefmiittern wir aud, thaten fie uns Böſes an. Pythia. Nicht alſo! Nun vom Tempel du nad Hauſe ziehſt — Jon. 1310 Was ſoll ich da beginnen, was gebeutſt du mir? Vou. Puythia. Komm rein yur Stadt mit guten Borbedentunger, Jon. Mein ijt ja Jeder, deſſen Hand den Feind erſchlug. Pythia. Thu's mdt, und hire, was ich weiter fagen will. Jon. Sprich! Wohlgemeint iſt Wiles, was Ou reden magft. Pothia, Du fieheft diefes Körbchen Hier in meinem Urm? Jon. Ein altes, das mit Bändern rings umwunden iſt. Pothia. Ich fond in ihm als neugebornes Rind dich einft. volt. Wie fagit du? Dieſe Kunde Flingt mir rounderjam. Pothia. Verſchwiegen Hab’ ich's immer; nun enthiill’ ih es. Jon. 1320 Warum verbargſt du's, da du ſchon fo lang mid) fandſt Pythian. Zu ſeinem Diener wollte dich Apollon hier. Jon. Und jezo mat mehr? Dod) woraws erfern’ wh das? Poythia. Den Vater zeigend, lagt er did) von hinnen ziehn. Jou. Bewahrteſt du's freiwillig oder anf Befehl? Pythia. 1325 Mein Gott Apollon prigte tief in's Herz mir ein — Jon. 129 Jon. Und was qu than? Vollende deine Reden, Fra! . Pythia. Bewahren miiff’ id folden Fund bis diefen Tag. Jon. Und welden Vortheil, welden Nachtheil bringt er mir? Pythia. Hier find die Windeln eingehiillt, worin du lagſt. Fon. 30 Du nennft mir Zeidhen, auszuſpähn der Putter Spur. Pythia. Weil's nun die Gottheit alſo fügt und früher nicht. Jon. Heil dieſem Tag, der ſel'ge Wunder mir enthüllt! Pythia. So nimm es denn, ſpäh' eifrig deiner Mutter nach, Und durch Europa wandre rings und Aſia, 35 Und forſche ſelber. Sd) erzog did), liebes Kind, Dem Gott zulieb und übergebe nun an dich, Was Phöbos wollte, daß ich's ungeheißen fand Und wahrte. Seines Wollens Grund errath' ich nicht. Indeſſen war es auf der Welt Niemanden kund, 40 Daß wir es hatten, oder wo's verborgen war. Nun lebe wohl! Gleich einer Mutter lieb' ich dich. Beginne ſie zu ſuchen, wo du ſuchen mußt. Erſt forſche nach, ob eine Jungfrau Delphens dich Geboren und an dieſem Tempel ausgeſezt, 45 Dann, ob ein Weib in Hellas. Alles weißt du jezt Von uns und Phöbos, der das Schichſal fo gelenkt. (Ste sieht fid in den Tempel juried.) Euripides v. Donner III. 3. Aufl. Q 130 Son. Jon, Ud)! Heiß aus meiner Augen ſtrömt die Zähre mir: Jd weile dort im Geifte, wo die Mutter mid, Die Frudt verborgner Liebe, heimlich ausgejegt, * Und nidt die Bruft mir reidte, dak ih namenlos Cin dienftbar Leber führte hier tm Gotteshans! Des Gottes Rath ijt heilſam, nur das Schidſal ſpielt Grauſam mit uns; denn während id) tm Mutterarm Mid miegend ſchwelgen follte, mid des Lebens frewn, 95 War mix der Mutter jiige Lieb’ amd Pflege fern. Unglücklich and) die Mutter, dag fie gleides Leid Grlitt: des Sohnes durfte fie fid) mit erfreun! Nun nehm' id) diefes Körbchen, will’s dem Gotte weihn, Um mie zu finden, was td mat germ finden mag, Denn bin id einer Sflavin Sohn: viel beffer dann, Die Mutter ſchweigend lajfen, als fie wiederſehn! O Phobos, deinem Tempel will id dieſes weihn. Dod was beginn' ich? Kämpf' id) midst des Gottes Huld Entgegen, der die Mutterſpuren mir bewalrt? Geöffnet mug es werden: fei’ muthvoll gemagt! Dent meinem Schidjal mag ich dod niemals entfliehn. Thr heil'gen Krünze, was verbergt ihr end vor mir, Shr Binder, die Hewahren, was mein Liebjtes ijt? Sieh da den Umkreis dtefes ſchöngeflochmnen Sorbs: ) Gin Götterſchickſal, daß er mt gealtert rt! Rein Roft bededt die Flechten, da dod) Lange Reit Entſchwunden, feit das Körbchen diejen Schaz bewahrt! ſtreuſa. Weld unverhofft Gebilde tritt vor meinen Blidk? Jon, | Du ſchweige! Längſt fon wußteſt du mir gar gu viel. Jon, Areuſa. 1375 Nicht linger darf ih ſchweigen: mahne du mich nicht! Ich ſehe ja das Körbchen, Sohn, in welchem ich Dich, einen zarten Säugling noch, einſt ausgeſezt Sn Kekrops' Höhle, Makrä's felsbededter Kluft. Ich eile weg vom Herde, muß id ſterben ard, (Sie ſpringt herab. Jon. (au ben Dienern.) Ergreift fie! Rajend, wie von Götterwuth, entſprang Sie dort des Altars Bildern: anf, und feſſelt fie! ſtreuſa. Ihr mögt mich endlich morden; denn dies Körbchen, dich, Und was es einſchließt, halt” ich feſt und Laff’ es nicht! Jon. Welch Unerhörtes! Auszupfänden droht ſie mich! Streuja. Nicht aljo! Nur den Vieber fad die Viebende, Jon. Ich, den dit heimlich morden willſt, dein Lieber ih? Strenja. Mein Cohn! Der Mutter tft ja dies ihr liebſtes Gut, Jon. Laß ab nut Ränkeſpinnen! Leidjt entlarv' id) did, ſtreuſa. Danad verlangt mid) eben, dahin ziel' ich, Sohn. Jon. M dieſer Korb leer, oder birgt er irgendwas? ſtreuſa. Er birgt die Windeln, drin ich einſt dich ausgeſezt. Jon. Mind lannſt du fie benennen, eh Ou fie geſehn? ge 1400 182 3 ou. Rrenja. Ich will den Lod erdulden, wenn ich's wiht vermag, Son, Sprig)! Staunen weet mir deine Zuverſicht, raw. Rrenuja. Seht cin Gewebe, dad id etnjt als Mädchen wob, Jon. Was iſt es? Denn Dungfrawett weben Yeanderter, AMreuſa. Noch unvollfonunen, nur ein rohes PBrobeftiie, Jon. Du könnteſt mich hier täuſchen: ſprich, was ſtellt es vor? Areuſa. Im Mittel ſeiner Fäden prangt der Gorgo Bild. Jon. Zeus! Weld) ein Schickſal jagt verfolgend uns unther? Kreuſa. Umſäumt mit Schlangen, wie man wohl die Aegis malt, Jon, Sich da! Geweb’ und Bander, wie ich's fond, jo nimm es hier! Kreuſa. Du meines Webſtuhls Gugendwerl aus alter Zeit! Jon. Nt mehr darin noch? Oder riethſt Ou dieſes mur? strenja. Swe alte Draden mit Gebiß von lautrem Gold, Jon. Pallas’ Gefdent, womit fie Kinder ſchmücken heigt? Nrenja. Dem Braud gemag des alten Erichthonios. 10 15 20 25 Son. ‘133 Jon. Was foll er, wozu (fage) dient der goldne Schmuck? Krenſa. Den Hals der Neugebornen ſoll er zieren, Kind. Jon. Hier ſind die Drachen: nenne nun das Dritte noch! Kreuſa. Mit einem Kranz vom erſten Oelbaum ſchmückt' ich dich, Den Pallas ihrem Felſen einſt entſprießen ließ. Der, iſt er hier noch, läſſet nie ſein friſches Laub, Und grünt als Schößling eines Baums, der nie verwelkt. Jon. O Mutter, freudig ſchau' ich dich, Geliebteſte, Und ſchmiege mich an deine freudigen Wangen hier. Areuſa. Sohn, Licht, der Mutter holder als der Sonne Licht, (Der Gott vergibt mir's!) in den Armen halt' ich dich, Den unverhofft Gefundenen, den ich im Haus Perſephone's drunten im Grab bei den Schatten gewähnt! Jon. Ja wohl, du liebe traute Mutter, träum' ich mir Bald todt in deinen Armen, bald nichttodt zu ſein. Kreufa. O du weithin fret wallendes Himmelslidt! Ha, weld bellen Laut tin’ id, jubl’ iG? Wobher ward mir die nimmergebhoffte Seligkeit, wober mir diefe Luft? Jon. Ich hätte mir doch Alles eher möglich noch Gedacht als dieſes, daß ich dein, o Mutter, ſei. 134 Jon, Streuja. Bor Furdt beb’ id) noh — Son, Als ob du mid) nicht hätteſt? Kreuja. Denn die Hoffnungen Sdwanden mir längſt dahin! (aut Bothia hineimrufend) Woher, Frau, woher nahmeft du meinen Sohn, Nahmſt tha ur deinen Brim? Durd weld) eine Hand fam er in BHdbos’ Haus? Fon, Durd Gitterfiiguig! Mögen wir fortan im Glück Uns freun des Lebens, wie's zuvor unglücklich war! Arenſa. Kind, nicht thränenlos wurdeſt du geboren, Mit Weinen aus der Mutter Arm geriſſen! Doch jezt athm' ich, Sohn, wieder an deinem Mund, Athme Die Selighcit unnennbarer Luſt! Jon. Mein Glück verkündend, preiſeſt du dein Glück zugleich ſtreuſa. Nun bin ich nicht mehr ohne Sohn und Erben: Auf feſtem Grunde ruht das Haus, das Yond Hat ſeinen Herrſcher. Berjiingt iſt Erechtheus, Und das Erdengeſchlecht ſſeht nimmer hinfort Nacht und Tod; nein, empor blidt es gu, der Gonne Glang. Don. © Mutter, aud mein Vater ſoll zugegen jeu Und dies Eutzuden theilen, das id) euch erſchuf. 1450 1455 1460 Son. 135 Was, Kind, fagft du ba? Weffen, weffen bin id überführt! Jou. Wie meinft du das? ſereuſa. Du biſt aus anderm, anderm Stamm. Jon. Weh! Wohl bin id) verbotner Liebe Frucht von dir? Kreufa. Nicht von der Fadeln Licht oder von Reigentang Wurde der Bund geweiht, der dir das Leben gab. Jon, Ad, ah! Wobher, o Mutter, ftamm’ id Miedriger? Kreuſa. Gorgo's Mörderin zeuge mir — Jon. Was willſt du ſagen? Kreufa. Die an dem heimiſchen Fels Auf olivenumkränzten Höh'n waltet — Jon. Mir räthſelhaft und dunkel, was du ſagſt. Kreuſa. Daß Leto's Sohn am Nachtigallfels — Jon. Was ſoll's mit Phöbos? Kreuſa. Mich zu der heimlichen Liebe bethört. Jon. Sprich: denn du ſagſt mir Gutes, Heilverkündendes. 136 Jon. Kreuſa. Sd gebar in Dem zehnten Dondafreije Dem Apollon did) in verheimlichter Qual. Fon. O fitge, Holde Runde, wenn du Wahres ſprichſt! Arenſa. Den Jungfrauenſchleier von der Mutter Hand Hüllt' ich dir um, meiner irrenden Spule Werk. » Ich reichte nicht die Milch und nicht die Bruſt dir, Der Mutter Nahrung, noch tin Bad mit Händen: In verlafjener bder PFelsqrotte, Der Raubpögel blutiqg Mahl, wardft du hinaus Seworfen in Todesnadft, Jon. 75 O Mutter, Grauſes thateft du! Areuſa. Von Furcht Umſtrickt, gab td dein Leben, o Sohn, dahin und ließ Ungern dich ſterben. Jon. Und ich wollte dich Frevleriſch ermorden! Areuſa. Weh, weh! Grauenvoll war damals mei: Loos, Und fürchterlich nun aud! Verſtürmt von Glück zum Unglüch Wanlen wir irrend umber, und Wiederum lächelt das Glüch Denn wechſelnd ijt der Lüfte Hauch. Treu bleibe das Glück! Wir litten gemng: 1485 Run webt nad Lewd uns gitnftiger Wind, o Sohn. 90 95 0 — 05 Son. 137 Der. Chor. Es mige einem fein Gefdhid auf Erden je Unglaublich dünken, wenn er fieht, was bier geſchah! Jon. O die du tauſend Menſchen ſchon verwandelteſt, Ihr Loos in Unglück, wieder dann in Glück verkehrſt, O Thche, wie hat unſers Lebens Wage dod Zu Muttermord und eignem ſchnödem Tod geſchwankt! Weh! So kann man dies denn alles ſehn an Einem Tag, So lang der Sonne ſtrahlend Licht am Himmel flammt! Ich fand, o Mutter, einen theuern Fund in dir, 5 Fand mein Geſchlecht in jeder Weiſe tadellos. Das Andre will ich alles dir allein vertraun. Tritt näher: denn zuflüſtern will ich's deinem Ohr, Und was geſchehn ift, hüll' id ein in Dunkelheit. — (Ictfe :) Bedente, Mutter, feblteft di, wie mandhesmal Sungfraw’n in unerlaubter Liebe ſich vergebn, Dak du die Schuld nidt wälzeſt auf de8 Gottes Haupt, Und nicht, indem du meine Schmach gu webren fudft, Mid Phöbos' Sohn nennft, wenn er nicht mein Vater iſt! Kreuja. Mein, bet dex Siegerin Pallas, die gu Wagen einft, Dem Beus zur Seite, wider Erdgeborne ftritt: Mein Sohn, gum Vater haft du keinen Sterbliden, Nein, ihn, den König Phöbos, der dich anferzog. Jon. Wie gab er einem Andern dann den eignen Sohn, Behauptet, Xuthos habe mid als Cohn gezeugt? 1525 138 Sow. Srenja. Dies jagt der Gott nidt; mur verfdenfen will ev did, Den cignen Sprifling, wie der Freund wohl aud dem Freund Den eignen Sohn zum Erben ſeines Hauſes gibt. Jon. Ob wahr der Gott iſt, oder ob er Falſches uns Verliindet, Mutter, billig macht mid) das verwirrt, Sirenja. Mein Sohn, vernimm denn, was mir jest gu Sinne font. Bu deinen Wohl hat Phöbos in cin edles Hans Did eingeführt; denn hießeſt du des Gottes Sohn, So wilrde me des Hauſes volles Erbe dir, Und nie des Vaters Name, Barg id) jelber nicht Den Bund mit PHdbos, ſann geheun auf deinen Loo? Wohlmeinend theilt er einem andern Mann dich jut, Jon. Ich foun in dieſer Gade nicht jo ruhig ſein, Mein, Hier in ſeinem Hauſe frag’ ich Phöbos ſelbſt, Ob eines Menſchen oder ob ſein Sohn ich ſei. (Ballas, Athene erſchelnt fiber Dem Glebel des TZempels auf cen Wages.) Ha! Was ſchwebt am weihrandduft'gen Hous empor und geigt Der Gitter Antliz, welded Hell wie Sonnen glingt? O Mutter, laß wns fliehen, daß wir Himmliſches Nicht ſchauen, wenn's uns anzuſchaun verboten ijt! Athene. Fleuch nicht! Es iſt ja keine Feindin, die du fliehſt, Mein, Hier, wie dort im Atthis, eure Gönnerin. Den Ramen tragend deiner Stadt, erſchien ich hier, Pallas, von Phöbos hergeeilt in rajdem Lauf, Jon. Der felbft vor ener Auge ſich gu treten ſcheut, Damit ihr ihn midt tadelnd an BVergangnes mahnt, Und mid) gefandt hat, um dos Wort end lundzuthun, Daf dieſes Weib dem Vater Phöbos did) gebar, Und er dich jenem ſcheulte, Der did) nicht gezeugt, Auf daß ein hohes Fürſtenhaus dein eigen ſei. Dod als die Sade völlig fund und offen war: Da deinen Tod befiirdtend durd der Mutter Hand Und ihren Tod durch deine, ſchritt ex rettend ein, Der Fürſt Apollon wollte, dies verbeimlidend, Erſt in Uthen enthiillen, dag fie Deine fei Und du von thr entſproſſen und aus Phöhoe' Blut. Dod win die Gade, der zulieh' id) mein Geſpann Geſchirrt, und PBhibos’ Gotteswort ju enden, hort! Nimm dieſen Biingling, fehre Heim zum Yand Wthens, Kreuſa, jex’ ihn auf den Thron der Ringe; Denn weil der Mingling ans Credjthens’ Blut entfprog, So herrſcht er billig Wer mein geliebtes Land, Ganz Hellas wird ihm feieru; denn das Doppelpaar Der Sihne, das aus einer Wurzel ſtammt, von ihm, Wird diejes Landes Stämmen cinft den Namen leih'n Und ſeinem Bolle, weldes wohnt um meinen Fels. Der erfte Stanun ijt Geleon’s; an dieſen reih'n Hopleten fid), Argaden, Aegiforer an, Genannt von meiner Aegis. Die von diefen dann Geboren werden, wohnen, waun die Beit erfdeint, Dereinft in Anfelftadten der Ryfladen und Un Meergeſtaden, und verleihen meinem Land Die Madt; fie werden auf den zwei Feftlanden, die Sid gegenüberliegen, ihr Gefilde bau'n, In Ufien und Europa, dann von dir, o Gobn, ph Son, Sih Joner nennend, leben in des Ruhmes Glony. Kreuſa, dic und Xuthos werden Söhne nod Erblühen: Doros; er verherrlidt einft den Staat Der Dorer: Pelops’ Bnfel wählt Der Andre fic, Adios, der bet Rhion auf dem Meeresſtrand Als Herrjdher waltet, und das Voll, nad ihm genannt, Wird hod) fid) riihmen, dag es feinen Namen trägt. Sahin hat Apollon Alles fo wollendet: ex Entband did) fhmerglos, und die Demen wußten's nicht Dann als du Den geboren und in Windeln ihn Gelegt, bejfahl ex Hermes, anf den Arm fofort 575 Das Kind gu raffen und hieher gu tragen, wo Gr feiner pflegte, daß es nicht ſein Leben liek. Dod nun verjdweige, dak dit feine Mutter bij, Damit fit) Xuthos freuen mag des fiiRer Wahns, Lind du mit Deinem Glücke froh heimziehſt, o Frau! Lebt wohl! Nachdem ihr end) erholt aus dieſen Muh'n, Verheiß' ich euch cin hochbeglüchtes Erdenloos. Jon. Tochter Rens’, des großen, Pallas! Boll Vertrau'n em- pfingen wir, Was du ſagſt, und gerne glaub’ ich, dak Apollon mid) gezeugt, Dieſe mid) geboren, was mir frither and ſchon glaublich ſchen ſtreuſa. Hore mich nun! Phöbos lob’ ih, den ih frither mut gelobt, Weil er mix den Sohn zurückgab, deffen er vorher vergaß Shin erſcheinen mir die Pforten, ſchön des Gottes Scherſtz, Der mir forft unhold erfdienen. Freudig leq’ i nun di Hand i) : In des Thores Ring, begrüße frohes Muthe die Pforten hier. Jon. 141 Athene. 10 Löblich, daß du Phöbos preiſeſt, andres Sinns als ehedem: Langſam ſchreitet Götterrathſchluß, doch zulezt machtvoll daher. Kreuſa. Zieh'n wir nun, mein Sohn, nach Hauſe! Athene. Fiehet ihr, ich folge nach! Jon. Unſer werth iſt die Gefährtin. Kreuſa. Und die Freundin unſrer Stadt. Wthene Seze did) auf alte Thronen! Jon. Ehrend ijt mir der Befiz. Der Shor. 5 Reus’ und Leto's Sohn, Apollon, Heil div! Weffen Hans die Moth Wild umberftiirmt, auf die Götter bau’ er und verzage nidt! Denn zulezt ervingt der Edle ſtets den wohlverdienten Lohn; Doch dem Böſewicht (wie wär' er's würdig auch?) lacht nie das Glück. Anmerkungen zu Fon. Die Mutter des Hermes hieß Mala. Sie wax cine Tochter ded Atlas und det Pleione, die vow Oleanos und Lethys ſtammt. Delphi war nad griechiſchem Glauben dev Mittelpuntt ber Erde. Die Stadt ift Athen, fo genannt von ihrer Sdhuggsttin Uthene oder Pallas. Bes Erdenfohnes, des Cridthonios, Die Erde vertvat Mutterftelle, Da Pallas die Liebe des Hephajtos nicht erwiederte. Dennoch forgte die Göttin filr das Rind: fie legte eS in einen Kajten, übergab denſelben der Pandrofos, der Tochter des Kefrop$ und der Agranlos, zur BVerwahrung, und verbot ihr, den Kaſten gu Offer. Uber ihre Schweftern, von Neugier getrieben, OSffineten ihn, und fauden das Rind bon Schlangen mwunden welche fie in die Akropolis warfen. Erichthönios, im Heiligthum Athene's auferzogen, wurde ſpäͤter Knig von Attifa, und au ſeinem Andenfen erhielt ſich ber dew Athe- uern, beſonders vornehmeren, Der Gebrauch, ben Rindern goldene Sdlangenbilder um den Hals au bangen. Yum Theil nad Bothe sens’ Todter, Pallas Atheite. Der Erechthiden, der Athener, fo genanmt som ihrem alten Könige Erechtheus. L. “KpsyGeldarg Pre. In goldnen Sdlangen, d. i. in Sdhlangenbilbern als Halsgehängen. Bers 29, = 69. = 74, 95, - 112, - 118. = 125. > 158. - 161. Anmerkungen gu Son. 143 Die Athener Hielten fic) fiir Autochthonen, fiir Ss hne der Erde felbft, auf welder fle wandelten, d. 6. fte glaubten, tein eingewanbderte3 Bolf, fondern Ureinwohner ihres Landes (aborigines) gu fein. Lorias, Phöbos Apollon. um den nährenden Altar Apollons. Ex his enim alebatur, quæ Apollini offerebantur, muneribus et victimis. Brodæus. Der Goldreidthum des delpbhifden Oralels war im Alterthum berühmt. Chalkodon hieß ein alter König Cubsa’s. You, Griinder eines Reichs in Afia, des nag ihm genannten Yoniens, wohin er eine attifde Colonie führte. L. quegidar, wovon der Dativ Aporoios abbingt. ,,acci- piunt curram Solis, mitem i. e. gratum atque utilem mortalibus.* Die LU. xgaeiny ift wohl die Erklärung von gyueviday. Die Delpherin, die weiffagende Prieſterin gu Delphi, die Pythia, die in den dlteften Zeiten, nad) Plutard, nur Cinmal des Jahres in den Tempel gefithrt wurde, fpdter Cinmal in jedem Monat, an gewiffen heiligen Tagen, und aud) an folden nur, wenn das Opfertbier, beim Ausgießen des Weines auf fein Haupt, am gangen Ksrper gegittert hatte. Der Lag, an dem unfere Handlung vorgeht, ift alfo et befonders feterlider. — Auf hei- ligem Stuhl, auf dem Dreifug, der itber der myſti⸗ ſchen Hable ftand, aus welder die Oralel heraufſchollen. Botbhe. Die Ouelle Raftalia flog am Fuge des Paruaſſos durch Delphi. Denerndhrenden Hallen Apollons. S. zu Bers 52. You redet den Beſen an, der ihm Dienfte thut. Päan, ein Beiname Apollons, al8 des heilenden, ret- tenden Gottes. Bote des Zeus, der Adler. Der velifde Teich, etn See auf der Inſel Delos Anmerkungen zu Dor: neben der Geburtſtätte des Apollon, auf welchem heilige Schwäne gehalten wurden, Bers 162, VL. alwdko o, et wr neloe. 169. Alpheios, em Flug bei Bria und Olympia. 170. Der ifthmifde Hain, dev Hain ves — der Landenge, auf welcher Korinthos Lag. 180. Phöbos als Beſchllzer der Wege (Aghieus) ward auf Straßen verehrt, wo feine Bildſäulen flanven, 181. And bet Lorias, d. i. aud it Delphi; dem Dralel⸗ fige des Gottes. 155, YixmdieBlepapov pug, Das Swillingspacr, Apollen und Artemts. 185. Des Hens Sohn, Herakles. ISS. Den loderuden Brand, wn damit de Wunden, die ex Der Schlange beigebradt, ansgubrennen. Bothe. 195. Auf fliegendem Roſſe, vem Pegaſos. Der Reiter ift Bellerophon, das dreileibige Unthier die Chi— mira, vorn Lowe, hinten Drache, it Der Mitte Ziege. Wemeint ift der Kampf ver Gigantew gegen die! olgnt- piſchen Getter, Enfelados, einer dev Gigauten: ebenfo Mimas Bers 208, Bromios, Bacdos, Der beilige Naum ift das innere Tempelgemach, wo Bythia die Dralel gab. ‘f. Nad Strabo geigte man im Tempel gu Delphi cimen nit wollenent Bindert umwundenen Rabel, at Dew die beiden Noler abgebiloet waren, die anf Geheiß des Zeus von Morgen und Abend ausfliegend bei Delphi zuſammentrafen. Statt diefer Adler nenut Euripides Bers 219. Gorgonen. Un Dem, was außen iff, aw den Bildern des Säu— lenganges. v. Foxow. Alle Pfeile ſchoß id ab, d. h. die Sache it von meiner Seite abgethaw, id) will nicht weiter Dara bertfen und die begöonnene Rede abbrechen. \ Anmerfungen zu Jor. 145 Vers 270 f. Die Töchter des Kekrops, Herfe und Aglauros, wur- = 280. e 284. » 298. = 308. = $335. - 382. = 419. = 429. - 4383. bert, weil fie den Kaſten, worin Eridthonios fag, wider bas Verbot der Pallas Sffneter, von der gitrnenden Gsttin mit Wahnſinn geftraft, in welchem fie ſich vor der Atro- polis binabftiirgten. Vgl. gu B. 20. Im Kriege dex Athener mit Cumolpos, dem Thrater- ténige, erbtelt Erechtheus einen Orafelfprud, dak er fiegen miirde, wenn er eine von feinen Töochtern (nad) Curipides mehrere) ber Perfephone opferte. Cr that e3, nachdem feine Gattin Brazithea eingemilligt, und trug den Sieg davon. Bothe. Pofetdon raffte den Credtheus in einem Erdbeben Hin, weil er feinen Sohn Enmolpos in der Schlacht getddtet batte. Phöbos' Bliz liebt diefen Ort, dv. i. Phöbos, der Gott mit dem Bogen, der nad dem Volksglauben bligte. ,,Diligit illam locum Pythius. fulgurantem gestans arcum, quem solet.“ Q. reg; cl thug; uymov wpeldy ay’ ideir. Das Orakel des Trophonios war in einer Höhle bei Lebadeia in Böotien, zwiſchen dem Helifon und Chäro— neia, nicht gar weit von Delpbi. Geweiht von Delphern, dv. i. von den Bürgern Delphi's felbft dem Apollon geweibht. Trdg ift die Scam, weil fie vom Handel abhält. Dort, m Makrä. | Den Doppelfinn in diefen Worten beftimmt Hermann fo: „den Xuthos fcheint Kreuſa gu bitten, daß Apollo Das jezige Opfer gnädiger aufnehmen möge, al8 die fritber ihm dargebradhten: für fic) felbft aber wünſcht fie, da iby früherer unglitdlicher Verkehr mit dem Gotte jegt in beſſeres Glück umfdlagen und fie den ihr entrifjenen Gobn finden möge.“ die fte hier vertritt, indem fie um ibhretwillen dag Orakel fragt. Obne fid) weiter um Kreuſa ju kümmern, will Fou an Euripides v. Donner. UL 3. Aufl. 10 Bers 520. = §45. = 60951. = 654. 571. - O74. 984. - 689. - 693. Anmerfungen yu Ion. 147 Y. yrwgsooy. Der Fels Pytho's, Parnajjos, an deffen Huge dex Tempel Apollons im Delphi ftand. — BWacdos’ Fackelfeſt, die Orgien bes Bacchos, die Nachts bei Fackelglanz gefetert wurden. Jou, bevor ex feinen vermeinten Vater fand, hatte Ur⸗ fade gu fürchten, daß er außer der Ehe gezeugt und vielleidht gar ber Gohn einer Sklavin fet. Cinem Grieden ging Nichts über da3 Glitd, fret oder, was eben das⸗ felbe war, edel geboren zu fein. Aus dem Lidte, das ex von Xuthos über feine Geburt erhielt, ſchien es Har gu fein, dag er zwar unebelid), aber dod) von Vater utd Mutter Seite fret geboren fei; denn wiewohl Xuthos die Mutter nicht nennen fonnte, fo war er dod) we- nigftens fo viel gewiß, daß die Mänade, in deren Arme Bacchos und Pothos ihn geworfer Hatten, eine edfe Delpherin war, weil mur eine folde an den Orgien Theil nehmen founte. Natürlicherweiſe war alfo das exfte und angenehmſte Gefühl, das ihn bet diefer Ent- deckung ergriff: „So bin id) wenigſtens dem driidenden Gedanken, vielleidt eine Sktlavin zur Mutter gu haben, glücklich entgangen!“ Dern ob er ſich gleid) higher diefen Gedanken Dadurd) au erleichtern gefucht hatte, daß er keines Sterbl hen, ſondern eines Gottes Knecht fer und es gu fein fiir bobe Ehre halte; fo war dies dod) iim Grunde mur ett Nothbehelf, und dic Gewigheit, Niemands Knecht zu fem, ging dod) über Ales. Wieland gu ſeiner Ueberſezung des Jon. Xuthos war der Sohn des Aeolos, Königs von Sta, Aeolos emt Sohn des Hens. des Gottes Boden, das dem Phöbos Heilige Gebict Delphi's. (Eins von Yweten, die Vitter. wy ytyrwoxw aege, woriiber ich Bedenken babe. L. 6 pendér wv xaS sdevwy xexdgjoosas. R Aoyuoe sc. Oey, Weiter wird - darn geleſen: ye 10 * 148 Bers 656, 672, 683. 694, 695, Anmerlungen zu Dor, Avotwr inygerwr yalysowr, & youmerog, Joyos Cour ſind sermones de diis. Yon, Fur, ‘Jow, d. i, Der Aommende Y. alagug serayuar elafohas. v. dronos atone yee nepadidmol mor, Y. nome J aclerog giiwy, maritus yero inhondratas, despectus est ab amicis Crousu, sx Towoer tiiyoc, hon sequayit fortunas suas ot oxoris. wie es GB, 805 heißt, a feepyer avery onosog elrme ris euyns ¥ Ycor pégerr. Hunt Behuf der Ueberſezung leſe idy: co d° fede eioerae rugavridos wiv o pliow, 9 (8c. vrgewrlde) Oy mikey cet, me vero (Xuthus) experietur non amicam tyrannidi. cui imminens cum patre epulatur filins. Die Dewtiden Berje wurden denen in der eutſprechenden Stropbhe gleid gebildet. Y. ca d’ a@movtos & zone. oiow mAyog, i. 6. are Toiow adyog Inadow. S. au B, 656. Wit Herman: AcOor di, xave vow yooror, aatrnaPas Otlwr. croarrld’ cixe megifadeiy twedie yag, 1. & af res in occulto manerct, deoursu temporis, ut sibi preo- sidium pararet, regnum ei erat conciliaturus. Dic Sottin, Pallas Atheme anf der Burg, Wet dem See Triton im Libyen war Athene geboren. Angeredet witd Apollon, deſſen Laute fieben Gatten batte nnd daber ſiebentbnig beift, Des Feldes unbefecltes Hor, entweder das Horm ver Schildlrite, liber welded die Saltem dex Lasts ale liber cinen Schaliboden, gefpanut waren, oder iiberhampt der Schallboden der Yante, welder vou Hort war. Y ive a fy ddyeow ndieog peeddons. V. pllor Polvap’, Y. aloytwoues wiv, @ yéeoor. Der Kelropsfcls, anf welchem die Burg vom Wthen jtand, Die Metrops erbaut hatte, Bers 970. = 971. « 978. « 984. - 994. = 1031. = 1054, ~ 1055, 1056. - 1064. 1065. - 1079. 1085. = £105. Anmerkungen zu Jon. 149 Die Söhne der Erbe, die Giganten, thürmten Berg auf Berg, um den Himmel gu erftiirmen, wurden aber por den Gittern überwunden. Phlegra, eine Stadt in Thracien. Pallas überzog mit der Gorgohaut ihren Schild, und befeftigte, gum Schrecken der Gigante, das fdlangen- umwundene Haupt ves Ungeheuers darauf. Bothe. Tritonis, Pallas. S. gu B. 957. Die hoble Ader ift die große Aber, die fid) auf der rechten Seite de3 Bruſtpanzers befindet; die kleinere, aorta, iſt auf der linken Seite. Aristoteles histor. anim. 3, 3. duo pdsBeg eloiv ty to Owoaxe’ xai A perv peellww bv voicg deftoic pallory, 4 dd tlattay év Trois agesegoic, Hy xadsol teres aogtyy. Die auf Dreiwegen verehrte Zaubergsttin Helate wird hier mit der Tochter Demeters, Perfephone, verwechſelt. Der Gott iſt der in den eleuſiniſchen Geheimniſſen mit Demeter und Perſephone gemeinſchaftlich verehrte Bacchos. Bei dem Brunnen der ſchönen Reigen (pedag xadspevoy Kadilyogow) wurden von den Frauen Reigen anfgefilhrt und Lieder zu Chren des Bacdhos geſungen. Die Feſtfeier beging man Nachts unter Fackelſchein. Fremdlinge waren davon ausgeſchloſſen. Der Fremdling iſt Jon nach der Meinung des Chors. Die Jungfrau, Perſephone. Die heilige Mutter, Demeter. Q, delxyvos vag ode Aidg ove naldwy. LQ. pllas yuvaines. v. pePdherg Dax bv Ugdtoss xaxs. Dionyfos’ Doppelfels, die gwet dem Dionyfos (Bacdos) und Apollon heiligen Gipfel de3 Parnaſſos. 150 Anmerkungen yu Son. Bers 1109. Die Heugungsgotter, die Götter Der Geburs, Zeus, Here, und wohl and Bacchos, dem wenigitens’ an Weburtsfeften immer Opfer qebracht wurden. 1113 ff. 2. pdoyacs, Das abhängig ift pow pedahec GB. 1114. Im lezteren Berje find di Worte are mpage pedons Bodag Alor (3. 1115) gu verbinden mit idovero B. 1113. B. 1115 tft für axviveg zu leſen axtivog, das zu Podag gehört. B. 1116 ſeze math mvege cin Komma, und verbinde cS mit yefconse tysome (fo leſe man filr fysoer) B. 1117, welches aul wegefodag B. 1112 ſich bezieht. B. 1117 leſe man nok wae jtéow Te. Mus PHibos' Schaz im Tempel zu Delphi. Die Nacht fährt mit einem Doppelgejpain, das Teime Zugſeile bat und mir durch cin Cerdtes Band mit ber Deichſel verbunden ft. 1131, Die PBleias, das Sicbengefrirn: die Cimgabl fiatt Der Mehrzahl. 1132. Orion hier mit kurzer Mittelſſylbe, wie mm Der Ure drift, Der Orion wird mit einem geaiidten Sehwerte abgebildet. Y. zevoney zu spata besiiglid). beziehen fich auf Abenteuer ded Heralles, Relrops war anf dem Bilde mit Schlaugenringeln Dargejicllt; denn cr war balb Menſch, halb Schlangt (ovupputs cize awpere eevdpog wer dpaxovras, wie Apol- odor fagt 3, 13). MIS die Floten Mangen, am Cude des Waji- mahſes. Bei dem Tranlopfer ward der Wein, bevor mam ſclbſ tranl, anf den Tiſch oder im die Flamme des Altares geſpreugt. Wenn You dic Spende der Erde weibt, dD. b. fie auf die Erbe gießt, fo dentet ex — an, daß ev fie wngiiltig machen wolle. Dic Becher heifer geweiht wegen ver — die Bers 1178. 1180. s 1199. 1207. 1211. 1239. 1269. 1279. 1288. 1311. 1366. 1374. 1383. 1401. 1402. 1405. 1414. 1418. 1433. 1447. 1453. 1456. 1460. Anmerfungen zu or. 151 jie enthalten. — Biblos, eine Stadt in. Thracien, war durch ibren Wein berühmt. LQ, ele cevte. Der Gottestrank, der gu Ehren des Gotteds bei der Spende ausgegojjene Wein. L. pagpcxoss ~Ovjoxopey. famt der Hoffuung, den Sohu gu finder. Durd den Trant, welder der Taube den Tod brachte. Die Stromgstter wurden gewöhnlich in Stiergeftalt abgebildet. — Kephiffos, dex Gott eines bet Ather vorüberſtrömenden Fluſſes, war der Aeltervater Rreufa’s. Q. lerecve o Ovra. Q. ef od pos pédlow tiyor. Bu pedddwy ergdnge aus V. 1273 olxeiy ra epee. Die Altäre waren mit Kränzen geſchmückt. Rein, ohne Blutſchuld. L. neghulry nor’ ay, XY. alya at nodla etc. Q. tur ¢ low xexguuptrwy. wie maw wohl die Aegts malt. Mitten auf der Aegis waren Schlangen abgebildet. LQ. deat F ais. L. donxortes (eoynioy te) aayyouvaos yévur. Gewiſſe ‘Pflanzen, fagt Theophraft (Pflanzengeſchichte 4, 14.), ſowohl wilde als andere, foller febr Tange dauern, wie aud) die Mtythologen erzählen, 3. B. von Dem Oelbaume zu Athen. Der Gott ver Sonne, Helios. Q. rddev Mapes tudy Bydpos én’ ayncias ; Mein Vater, Xuthos. Yn Griechenland wurde die VBraut Abends unter Fackelſchein, mit Gefang und Reiger, dem Brdutigam zugeführt. Gorgo's Mbrderin, Pallas Athene. . Adyers edna x8 aagy trade. 152 Bers 1479, 1454, 1490. 1504, 1505, 1530, 1555, Unmerfungen zu Sow. V. doi, iors dewad pew of cove ripen, Jelhcin J? xat trad taooomeo® tneider. Y, wevéro bezieht fic) allerdings auf mvetiware GB. 1488. Uber dieje aveveara find ta viv ovre avevpara, Dit leat wehenden Lüfte. Dieje dD. h. Das Gliid, meine Rreuja, jollen tren bleiben, follem beſtändig fein, Code, die Gettin des Schicſſals Die Siegerin, (eigentlidd der Gieg, Nile,) em Beiname der Pallas. Die Erdgebornen, die Giganten. Mtthis, der alte Name von Atta. Rad Herodotos (5, 66) beftand bas athenifde Bolk urſprünglich aus vier Stämmen, die nad Sons bier Sihnen, Geleon, Aegiloreus, Argades und Hoples — Weleonten, Megiforer, Argaden und Hopleten hießen Die Hopleten (GwAprec, omdpras) waren KriegSlente, die Arqaden Handwerler (¢eyddec, épyara), die Wegitover (wohl von «id, Euripides leitet den Namen von der Aegis der Athene ab) Hirten. Die Berufsart der Geleonten ift ungewiß. Ach dos entfloh wegen eines Mordes nad Lalonien, und fief fic) bei dem Borgebirge Rhion nieder: da— bet im Der Folgezeit dieſer Strid) Landes mad) ibm Adaja hieß. Bothe. Pity Ane |. ye. XV. Elektra. —— — Perſonen. Ein Landmann aus Mykenä. Elektra, Tochter Agamemnons und der Klytämneſtra. Oreſtes, Bruder der Elektra. Pylades, der Freund des Oreſtes. Der Chor: mykeniſche Jungfrauen. Klytämneſtra, ehemals die Gemahlin Agamemnons, jezt des Aegiſthos. Ein Greis. Ein Bote. Die Dioskuren, Kaſtor und Polydeukes. Der Schauplaz iſt in der Nähe von Argos auf dem Lande. Gin myyleniſcher Landmann. © grane Burg von Argos, Strom des Inachos, Von wo mit taujend Maſten einft iws Troérland, Dem Schlachtengotte folgend, Agamenmon fam! Nachdem er Troja’s Herrſcher dort, den Priamos, Erſchlug und los’ ſtolze Stadt croberte: Da jog er heim in diefes WArgosland und hing Bahlreih an hohen Tempeln auf den Bhrygerraud. Dort wor er gltdlid; aber hier, am eignen Herd, Erlag er Klytämneſtra's, feines Weibes, Trug, Erſchlug Aegijthos meuchlings ihn, Thyeftes’ Sohn. So ging er unter, fo verlor er Tantalos’ Uraltes Scepter, und Megifthos herrſcht un Yond, Der Todter Tyndars, Agamemnons Weib, vermiihle. Dod, die, nad) Troja ſchiffend, ev yu Hauſe ließ, — 5 Orefted und Eleltra's holde Blithe war's — Oreſtes, den Wegifthos tödten will, entriictt Des Boaters greifer Pfleger ingeheim und gibt In Phokis’ Land ihn aufzuziehn dem Strophios. Elettra, die im Vaterhauje blich daheim, — Nah ihr verlangten, alé der Jugend Bluthezeit Sie ſchmückte, werbend Hellas’ erfte Diinglinge. Dod fürchtend, Söhne midten einft awd ihrem Schooß Erftehn, des Vaters Rider, hielt Aegiſthos fie 25 156 Gleftra. Ru Haus, und keinen Brautigam verband er thr. Sa, weil ihn aud die Sorge quilt, fie fornte wohl Geheim gebiren einem Mann von edler Wt, Beſchließt er fie gu tödten; dod) da rettet fie Die Mutter, fonft jo granjam, aus Wegifthos’ Hand. Denn einen Vorwand hatte fie beim Gattenmord; Dod Hak erwed’ ihr, forgte fie, Des Kindes Tod. DHierauf erſann Aegiſthos dieſes Andere: Gold bot er ans jum Lohne, wer Oreſten thm, Der avs dem Lande flüchtig ward, ermordete; Elektren aber gibt ev mir yum Weibe, mir, Der aus moyfen der Biter Blut entſproſſen et. Wohl adtet diefer wegen mid) Niemand gering; Denn hohen Standes bin ih, gwar an Gütern arm, Und freilidh dadurd ſchwindet aud des Adele Glany, Gr dadjte, mr vor einem ſchwachen Feinde fid Vorſehn gu müſſen, gib’ ex fie dem ſchwachen Mann. Denn ware fie des angefeh’nen Mannes Werb, So weet’ er Agamemnons Blut vom Schlummer auf, Und fener revel Strafe traf’ Aegifthos’ Haupt. Ich habe niemals (Aphrodita zeuge mir’s!) » Beriihrt die Sungfrau: reines Mädchen ift fie nod), Erréthen müßt' ih, wenn id) edler Männer sind Mißbrauchen wollte, deffen ich nicht witrdig bin. Marr ihn beflag’ id), welder mir verſchwägert heißt, Den Schmerzensſohn Oreftes, wenn er, heimgelehrt, Der Schweſter ungliidvollen Bund dereinſt erblict, Dod wer mid einen Thoren fault, dag ih in's Haws Gin junged Weib nahm, das ih nidt berühren will, Der wiſſe, Dag ex nod verlehrtem Wahne mur Die Tugend migt und felber gleiches Sinnes ift. Eleftra. , 157 Gleftra tritt aus dem Hanfe mit einer Wafferurne auf dem Ropfe. Der Landman. Elektra. 55 © düſtre Nacht, der goldnen Sterne Nährerin, In der ich, dieſe Waſſerurn' auf meinem Haupt, Hinaus zu ſchöpfen gehe nach des Stromes Quell! Wohl ſank ich nicht in ſolche Noth: ich zeige nur Acgifthos’ Hohn den Göttern, ſtröme meinen Gram 60 Um Agamemnon in den großen Aether ans, Denn meine Mutter, Tyndareus’ rudlofes Rind, Steg, threm Mamn gefallig, aus dem Hauſe mid, Und adtet, weil fie andre Kinder ihm gebar, Oreftes und Cleftra mur als Fremdlinge. Der Landmann. 65 Was qualft du did) um meinetwillen, Ame, fo? Du ſchaffſt dir Mühen, du vordem fo zart gewöhnt, Und läſſeſt, mahn' ich immer auch, nicht ab davon. Gleftra. Sh adte did) fiir cinen gottergleiden Freund; Du triebft in meinem Leide feinen Gpott mit mir. 70 Und grog fiir Dienfden ijt das Glück, in ſchwerer Noth Der Arzt zu fiuden, wie ex mir in dir erjdien. Drum mug id, ungebeigen aud), jo weit td fann, Dir deine Müh'n erleidjtern, muß, mit dir vereint, Arbeiten tragen, dag die Vaft did) minder Dritdt. 75 Du haft der Arbeit augen gnig; mm Haufe mug Ich Alles orden: fommt der TagelOhner heim, So freut er ſich, es innen woblbeftellt gu ſehn. Der Landmann. Wenn dir's gefallt, fo gehe: find die Quellen dod Nidt weit vom Hauſe. Grout der Tag, fo will id felbft 158 Gleltra. ) Yu's Feld die Stieve treiben und die Flur beſä'n. Rein Trager, der die Götter blog wn Munde fiihrt, Rann mühelos fid) ſchaffen, was das Yeben nabrt, (Ste gehen nod verſchledenen Seiten abd.) Oreſtes. Pylades, Oreſtes. Mein Pylades, vor allen Menſchen act’ ich dich Als meinen Gaſtfreund, der nur hold und eigen bled: 5 Allein vow allen Freunden warft du mir getrew Im Leide, Das Aegifthos itber mid) gebradt, Der mix den Vater im Verein mit whe erſchlug, Der frevien Wlutter, Aus Apollons Heiligthum Erſchein' ich Miemand weig darwin) any Argos' Grund, Dag mir die Mörder biigen fitr des Baters Mord. Sd) guig qu meines Vaters Grab m dieſer Nacht, Und weiht' ihm Thränen, ſchnitt ihm ab von meinem Haar, Und anf der Grabjtatt opfert’ id) des Lammes Blut, Berborgen vor dem Herrider, der um Yand gebeut. 5 Indeß in Argos’ Mauern fez’ id) nicht den Fug. Auf awet Gedanfen hingewandt, betrat ich heer Des Londes Gränzen: dag id ſchnell in andres Land Die Schritte lenfe, falls etn Späher mich erfennt, Und meine Schweſter ſuche: (denn fie jer vermählt, Und wohne, mat mehr ledig, bier, behauptet mats) Sie will td fpredhen und dem Mord als Helferin Mejellen und erjahren, wie's in Argos. fteht. Jezt (Cos Hebt ihr lichtes Flammenaug' enpor) Laß uné zur Seite lenfen hier von dieſem Pfad. > Bielleicht ein Pfliiger oder aud) ein dienend Weib Wird uns erſcheinen, welde wohl uns fagen fonn, Cleftra. 159 Ob meine Sdhwefter heimiſch ift an diefem Ort. Dod — hier ja feb’ ich eben eine Dienerin: Sie tragt die Flut des Quelles auf gefdor’nem Haupt 110 Daher. Go laf uns niederfizen und von ibr Erforſchen, ob uns Kunde wird, mein Pylades, Der Dinge, die uns Hergefiihrt in diefes Land. Sie treten in ein nahes Gebüſch. Elektra tommt mit der RMafferurne vont Brunnen guriid.) Elettra. Strophe. O beflügle den Schritt: denn die Zeit drängt! Hinein, hinein jezt, mit lauter Klage! O weh, weh mir! 115 Mich erzeugte des Atreus Sohn, Klytämneſtra gebar mich, die Grauſe Tochter des Tyndaros, Und Elektra, die arme, nennt Mich der Bürger von Argos. 120 Weh, weh, trauriges Leben, weh, Gräßlicher Leiden Qual! Und du ruheſt im Grabe nun, Vater, entſeelt von Aegiſthos und Deinem Weib, Agamemnon! 125 Auf! Wecke den alten Trauergeſang, Wieder wecke der Thränen Luſt! Gegenſtrophe. O beflügle den Schritt: denn die Zeit drängt! Hinein, hinein jezt, mit lauter Klage! O weh, weh mir! Armer Bruder, in welcher Stadt 160 Elektra. Weilſt du flüchtig, in welchem Hans, Seit du dort in den Hallen des Vaters im bitterſten Ungemach Trauernd ließeſt die Schweſter? Kämſt du doch ein Erretter mir 5 Armen in dieſer Moth, (O Reus!) rächteſt des Vatermords Graͤuel, wenn dein irrender Fuß Dich heimtrüge nach Argos! Nimm das Gefäß mir vom Haupte herab, um in nächt⸗ licher Klage Das Schickſal des Vaters laut zu bejammern! Schlußgeſang. Ein helltönend Lied ſtimm' ich, ein Todeslied, Dir an, Vater, der drunten im Grabe wohnt! Unabläſſig und täglich Klagt mein Schmerz: mit dem Nagel zerfleiſch' id) mir Raden und Wange, » Lege die Hand an’s gefdorene Haupt, Um did) jammernd, o Todter. O verwunde dein Haupt! Dem ſuüßtönenden Schwane gleich, Der ant Ufer des Stroms umher ) Mad dem trauten Vater ruft, Welchen trüglicher Sdhlangen Wey Tödtend umfing, jo wein' wh lout, Unglückſeliger Bater, um dich, Der du das lezte der Bäder im traurigen 5 Bette des Todes geloſtet! O Gram! O der graunvollen Axt, Die Did) mordete! © des graunvollen Verrathes nad dent Troërzug! Eleftra. 161 Night mit Bandern und Kränzen, Vater, empfing did) dein Gemabl: 160 Mit zweiſchneidigem Schwerte bot Sie dem Aegifthos zur Schmach dtd dar, Und errang fid) den Bublen. Der Chor. Eleftra. Der Shor. Ugamemnnons Lodter, o fieh Hier mid fommen, Elektra, gu div an die ländliche Hittte! 165 Es fam heut, es fam Cin Biirger Mtyfene’s, der Von Mild lebt, ein Bergwanderer, Meldet, daß auf den dritten Tag Argos’ Volt ein Opfer und Felt 170 Angefiindet, und alle Sungfrau’n Sid bereiten, zu Hera’s Tempel gu zieh'n. Elektra. Nicht zu Wonnen, geliebte Frau'n, Nicht zu goldnem Geſchmeide fliegt Mein unſeliger Geiſt auf; 175 Nicht zu Mädchen aus Argos im Reigentanz mich geſellend, Schwing' ich meinen behenden Fuß: Thränen vergieß' ich, Thränen nur ſind meine Luſt, Täglich Wonne mir Armen. 180 Sieh mein ſchmucklos flatterndes Haar, Sieh die zerriſſnen Gewänder hier, Ob Agamemnons Tochter es ſo, Ob es dem Königskinde geziemt Oder Ilion, das gedenkt, 185 Wie mein Vater es einnahm. Euripides v. Donner. III. 3. Uufl. 11 162 Sleftra. Der Chor, Ja, grog ijt Hera! Auf, und empfange von mir vielfarbiger Feiergewanbde Goldnes Gewebe, das Sich ſchön zu der Schönheit fügt! Du wähnſt, ohne daß ou die Götter chrſt, Ueber die Feinde mit deinen Thränen Zu ſiegen? Mit Klagen ja nicht Wirſt du dir heitere Tage ſchaffen, Nein, nur mit Gebet gu den Göttern, o Kind. Eleltra. Kein Gott hort anf der Armen Ruf, Rein Gott adjtet der Opfer, die Einſt der Vater geopfert. We mir um den Erjdhlagenen, Wel um den lebenden Flüchtling, Der im fremdem Vande vielleicht Elend umbertrrt und am Sflavenherde darbt, Sohn des herrliden VBaters! Ich jelbjt wohn' im diirftigen Haus, lind an der Seele jehrt mir der Gram; 5 Fern vom Baterherde verbannt, Weil” id) am einſamen Feljengebirg; Aber die Mutter, dem Fremdling vermablt, Ruht ta Lager ded Mörders. Der Chor. Biel Leiden Hat jie Hellas’ Voll und deinem Haws Gebradt, die Schweſter deiner Mutter, Helena. Elektra. Ihr Frauen, weh! Von meinen Klagen laff’ i nin, Seht dort, die Fremden, die verfiedt am Hauſe fid 215 229 Eleftra. 163 Gelagert, fommen aus dem Hinterbalt hervor. Flieht thr den Pfad hin ungefaumt, ih ei? in's Haus, Den frevelhaften Männern ans dem Weg zu gebn! Oreftes. (vertritt ihr den Weg). Vermeil’, o Arme, zittre nidt vor meiner Hand! Elektra. O Phibos!) Knieend ſieh mid hier: met morde mid! Oreftes. Sh tödte lieber Andre, mir Verhaftere. Elektra. Geh! Nicht berühre, was du nicht berühren darfft! Oreftes. Mit größerm Redht beriihr’ id feines Menſchen Hand. Elektra. Was lauerſt du gewaffnet hier an meinem Haus? Oreſtes. Bleib' und vernimm mich, und du ſagſt das Gleiche dann. Elektra. Ich bleibe, bin in deiner Hand, des Stärkeren. Oreſtes. Ich bringe dir von deinem Bruder Kunde, Frau. Elektra. Mein Theurer! Lebt er oder deckt ihn Todesnacht? Orejtes. Er lebt: das Gute will ich dir kundthun zuerſt. Glettra. X fet gefeqnet für da8 hochwillkommne Wort ! Oreſtes. Gemeinſam wünſch' id) ſolches Glück uns Beiden an. \\* 164 Gleftra. Eleltra. Wo weilt in unglückſel'gem Bann der Arme denn? Oreſtes. 230 Gr übt die Bräuche manches Voll's und kämpft ſich durd- Eleltra. Und ihm gebricht wohl, was er Tag für Tag bedarf? Oreſtes. Dies hat ev; hülflos aber iſt ein Flüchtiger. Eleftra. Min, welche Botſchaft meldeſt du vom Bruder mir? Oreſtes. Er möchte wiſſen, ob du lebſt und wie du lebſt. Elettra. Wohl ſiehſt du, wie mein Körper hingeſchwunden ft. Oreſtes. Von Gram verzehrt und Trauer; ich beflage did, Eleltra. Bom Meſſer abgeſchoren auch des Hauptes Haar. Oreſtes. Du härmſt did) um den Bruder, um des Vaters Lod? Elettra. Was könnte mir aud theurer wohl als dieſe ſein? Oreſtes. Was kann dem Bruder werther als die Schweſter jem? Wicttra. ern, nidjt an meiner Seite, weilt er, dex mid liebt! Orejtes. Weßwegen wohnſt Ou, fern der Stadt, an diejem Mort? leftra, Cin tödtlich Ehband feſſelt mid, o Frembling, hier. Sleftra. Orejtes. Dein armer Bruder! Sit aus Argos dein. Gemahl? 145 Rein Gatte, wie der Vater mic ihn etnft beſtimnt. Orejtes. Sprich, daz ich's einem Bruder dann beridten fonn, Steftra. In diejem Hauſe wohn’ ih, ferm der Stadt, mit ihm, So mag eur Griber wohnen und ein Rinderhirt. @leftra. Arm tft der Mann, dod edel gegen mid) und fromm. ; Oreſtes. 150 Wodurch bewährt er dieſen edel frommen Sinn? Elektra. Mein Lager anzurühren Hat er mie gewagt. Oreſtes. Gelobt' ex Keuſchheit? Oder Halt er dich gu ſchlecht? leftra. Er wollte nicht beſchimpfen meiner Aeltern Stamm. Orejtes. Wie modte folder Che Glück hn nicht erfreun? Wicftra. 155 Der mid) ihm jdentte, meint er, fei nidt Herr dazu, Drejtes. Ich merte ſchon: Oreſtes tinnt’ ihn ftvafen einſt! Gleftra. Das eben fdent er, und befonnen ijt er and. Orejtes. Sin edler Mann das, dent man ſchön vergelten 166 Elektra. Elektra. Sa, kommt er endlich wieder heim! Jezt iſt ex feen Orejtes. ) Die did) gebar, die Mutter, lies fie dieſes gu? Gieftra. Die Frauen find den Gatten, nicht den Rindern, hold. Orejtes. Weßwegen that Aegiſthos dieſe Samad dir an? Elektra. Damit id) Schwache zeugte, ſolchem Mann vermablt, Oreſtes. Daf dir fern Sohn erblithe, der ihn giidtige? Gleftra. So meint’ er böslich. Büßt' ex mir dod einſt dafiir! Oreſtes. lind daß du Jungfrau bliebeſt, weiß Aegiſthos dies ? (leftra. Mitnichten weiß er's: das verhehlen ww vor ihm. Oreſtes. (auf ben Chor bewtend) Die Frau'n, die Hier uns hören, find fie dir getren? (leltra. Creu werden fie verſchweigen, was id) jprad und Dit. Oreſtes. Nun, wenn Dreſtes Fame, was geſchehe wohl? ieftra. Das fragit du? Schmählich! Kam es mit gum Weukerften? Orejtes. Des Baters Mörder tddten, fprid, wie finn ev dad? Gleftra. Kühn wagend, was am Bater kühn der Feind gewagt. leftra. Oreſtes. Und ihm vereint aud) wagteſt du den Muttermord? 275 Vereint, mit jenem Beile, das den Vater traf. Oreſtes. Und ſoll ich das ihm melden als dein feſtes Wort? Elektra. Gern ſterb' ich, wenn ich meiner Mutter Blut vergoß! Oreſtes. Ha, ſtänd' Oreſtes nahe hier und hörte das! Elektra. Ich wilrd’ thn nicht erkennen, Freund, erblickt' ich ihn, Oreſtes. 280 Rein Wunder: Rind nod, wurdeſt du vom Kind getrennt. Gleftra. Erkennen wird’ ibn Ciner unſrer Freunde nur. Orejies. Der, der ihn heimlid), fagen fie, dem Tod’ entriß? Elektra. Der edle Greis, der meines Vaters Pfleger war. Oreſtes. Ward deinem todten Vater aud cin Grab zu Theil? Eleltra. 285 So, wie's ihm ward: aus ſeinem Hauſe warf man ihn. Oreſtes. O wehe mir! Was ſagſt du? Denn mit Gram erfüllt Gefühl fiir fremde Leiden and) — der Menſchen Herg, Dod) ſprich, damit ich's Deinem Bruder melden fann, Das Wort der Trauer, das er dod) vernehmen mug. 290 Theilnahme füllt ja nimmermehr des Thoren Bruſt, 168 Elektra. Dod wohl des weiſen Mannes, und es bringt Gefahr, Wenn allzuhohes Wiſſen and im Weiſen wohnt. Der Chor. Denjelber Wunſch, wie diejer, heg' aud id, o Fra: Vou Argos ferne, weif ich mt, was Böſes dort Geſchehn; erfahren midte nun and wh davon. Glettra. ; Hut, wen eS fein mug: und dem Freunde muß ich wohl Mittheilen mein und meines Baters ſchweres Leid. So fich’ id), Fremdling, weil Ou mid) zur Wede drugſt, Verfiind’ Oreſten meine Roth und ſeine Moth: Zuerſt in welden Rleidern Hier, in welchem Schunz Jd) trauern, unter welchem Dad ich wohnen muß, Anftatt im Königshauſe, das mid ſonſt gehegt; Mithvoll ant Webftuljl web’ ih mir die Kleider ſelbſt, Jd miifte fonft uadt geben, hatte kein Gewand; Vom Quelle trag’ ih felber mir das Waſſer her, Und halte mid) von Feſten und von Meigen fern; Die Frauen flieh’ id), weil ic) mod ett WlHdden bin, Und fliehe Raftorn, dem als Ebenbürtige Ste mid) verlobten, eh’ er zu den Göttern ging. Dod) unter Phrygerbeute ftoly auf ihrem Thron Sigt meine Mutter; Dienerinnen Aſia's, Gefangne meines Vaters, ſtehn um ihren Stuhl, Die bunten Phrygermäntel ſchön befeſtigend Mit goldnen Spangen; aber ſchwarz flebt nod das But Des Voters an den Wänden, und, der ihn erſchlug, Befteigt des Baters Wagen Hihn und fährt daber, Und Halt in blutbefleckter Hand frohlodendftol; Den Stab, womit er Hellas’ Heeren einſt gebot. Mod ungeehrt ift Agamemnons Grabesftatt, ~ Elettra. 169 320 Empfing nod) nie Trantfpenden, mie der Myrte Zweig, Und ſeinem Seiterhaufen ward fein Opferſchmuck. Von ſüßem Weine trunken fpringt der herrlice Gemahl der Mutter, fagt man, auf das Grab daber, lind wirft mit Steinen nad des Vaters Marmormal, 325 Und dieſes Wort de8 Hones wagt er wider uns: „Wo bleibt Oreftes? Iſt er bier, des Vaters Grab Bu ſchüzen?“ Aljo höhnt ev ihn, dev ferne weilt. Deßhalb, o Fremdling, fleh’ ich, thu’ ihm diefes fund! Und Viele flehen, denen id) Dolmetſcher bir: 330 Die Hande flehn, die Lippen und mein armes Herz, Mein Haupt, das abgefdorne, umd ſein Vater flebt. Samad ijt es, wenn der Vater Troja’s Burg zerſtört, Und er, der Cine, nicht den Einen tödten fann, Er, Jüngling nod, und eines beffern Vaters Sohn. Der Chor. 835 Hier feh’ id deinen Gatten: nad vollendeter Arbeit des Tages fdreitet er dent Hauſe gu. Der Landmann. Crejtes. Pylades. Eleftra. Der CHor. Der Landmann. Ha! Weldhe Frembden feh’ id) Hier an meiner Thür? Sn welder Abſicht nahten fie der ländlichen Wohnſtätte? Mich wohl fuden fie. Dem Weibe bringt’s 340 Unebre, fo mit jungen Männern dazuſtehn. Gleftra. Mein Liebfter, fet dod) meinetwegen unbeforgt! Du follft die Wahrheit Hiren: diefe Frembdlinge, Botſchafter find fie, von Oreftes mir gefandt. Dod ihr, — verargt ihm foldes Wort, o Freunde, nid. 170 Sleftra, Der Landmann, Mun? Lebt Oreftes, ſchaut er nok der Sonne Licht ? Gleftra. Sie jagen’s wohl, und nicht unglowblid) ſcheint e& mir. Der Landmann. Gedentt er deines Vaters aud und deiner Noth ? Gleftra. Ich hoff’ es, machtlos aber ift cin Flüchtiger. Der Landmann. Und weldes Wort von deinem Bruder melden fie? Elektra. 360 Er ſandte fie, um nachzuforſchen meiner Noth. Der Landmann. Nun, dieſe ſeh'n ſie, Andres ſagſt du ſelber wohl. Elektra. Sic wiſſen Alles, Nichts davon blieb ihnen fremd, Der Landmann, So jollten diefe Pforten längſt euch offen ſtehn. Auf, tretet eur: fiir ener frohes Wort empfangt Ahr Gaſtgeſchenke, wie fie dieſes Hans verbirgt. Nehmt ihr Geräth, o Diener, tragt's in's Hans hinein! Ihr, widerſprecht nicht; ſeid ihr doch als Freunde mir Vom Freund gekommen! Bir id aud ein armer Mann, Dod zeig' th wahrlich nimmermehr unedlen Sim! Oreſtes. 360 O Götter! Iſt es dieſer, der den Bund mit dir Verheimlicht, der Oreſten nicht beſchimpfen will ? Gicttra. Wohl heißt er mein, heißt Gatte diefer Armen hier. (auf ſich deutend & leftra. DOrejtes. Ha! Rein fires Merfmal gibt es dod fiir Cdelmuth : Denn viel verworren ift der Sinn der Sterbliden. 365 Wohl manden Sohn von edlem Bater ſah id ſchon Bum Nights entartet und de8 Böſen Kinder gut; Sm Geift des reichen Manned ſah id) Diirftigheit, Und hohen Sinn in armer Hiille großgenährt. Wie fillt man, ſorgſam fdeidend, Hier dew rechten Sprud? Nad Gelde? Traun, ein übler Richter wire das. VBielleiht nad Armuth? Dod an thr hängt diefer Flud: Sie führt Dew Menſchen durch die Noth zum Böſen an. So dod nad Waffen? Wer vermag un Angefidt Des Speeres auszuſprechen, wer der Wackre jer? 5 Am beſten alfo laſſen wir's dahingeftellt. Denn diefer Mann hier, weder grog im Argos’ Yand, Nod) aufgeblaht von feines Hauſes Ahnenglany, Cir Monn des BVolfes, zeigte fid) ale Biedermann, Vie mollt ihr weije werden, die thr, leerem Wahn Dienftbar, umberirrt, wollet mat nad Handlungen Der Menſchen Adel ſchäzen, nicht nad) Seel’ und Geift? Denn weiſe Männer ftehen wohl den Staaten vor Und mohl dem Hauſe; Körpermaſſen, leer an Geift, Sind Säulen mw des Marftes; and im Rampfe hilt » Cin ftarfer Arm nicht beffer als ein ſchwacher ans: Der Muth, des Geiftes Gegenwart entfdeidet Hier. Nun (er verdient es, ob er fern, ob nahe fei, Oreftes, Dem zuliebe wir gefommen find,) Nehm’ uns die Halle gaſtlich auf! Ihr, tretet ein $90 In's Haus, o Diener! Rich’ ich dod dew dürftigen Gaftfreund, dere liebevollen Wirth, dent Reichen vor, 172 lettre. So lob' id) denn and) dieſes Mannes Gaſtlichleit. Dod licber, Sungfrau, wollt’ id, daß dein Bruder mid Sm Haus des Gite’s cinfiihrte, felbjt cin Glüchicher Vielleicht, er kommt nod); dem WApollons Sprüche find Wahrhaft, der Menfden Seherkunſt iſt eitleé Nichts (Qrefies und Pylabes gehen mit ben Dienern tn’) Sauk) Der Chor. Gleftra, nun ijt unfer Herz mehr als zuvor Erwärmt von Frenude; denn vielleidt qeftaltet. fid Dein Schidjal, wenn and) langſam, jezt in's Beffere. Eleltra. )0 Du kannteſt deines Hauſes Noth, warum empfingſt Du dieſe Fremden, Armer, die dod edler find? Der Landmann. Nun, ſind ſie edel, wie es ſcheint, ſo werden ſie Bei Kleinem ſo zufrieden wie bei Großem ſein. Elektra. Mein Freund, Ou fehlteſt, weil wir unbermögend find: Drum gehe hin zum Greiſe, der den Vater mic Erzog, den theuren, und am Fluſſe Tanaos, Der Argos’ Marken jdeidet vom Lalonerland, Die Heerden weidet, ans Mykene's Stadt verbannt: Und famft Du dorthin, melde, Dag er Einiges Hieher beſchaffen müſſe fiir der Gafte Mahl. Er wird fic) freuen, wird den Gittern danken, wenn Gr hirt, der Knabe lebe, dew er rettet’ einſt. Bon meiner Mutter ans dem BVaterhauſe bleibt Uns nichts gu hoffe; ja, die Schnöde grämte fid, 5 Vernähme fie die Runde, daß Orestes leht. Der Landmann. Mun, wenn es alfo dir gefallt, jo will i das Elektra. Dem Greiſe melden: gehe du ſogleich in's Haus, Und ordne drinnen. Cine Fran ja findet Viel Bum Eſſen aufzutiſchen, wenn ſie's finden will. Soviel gewiß auch haben wir im Hauſe noch, Um dieſe Fremden Einen Tag yu ſättigen. Elektra geht t's Gaus.) Erwäg' ich Fälle ſolcher Art in ſtillem Sinn, Erkenn' ich wohl auch, welche Macht im Gelde wohnt, Um Fremden mitzutheilen, um den franfen Leib Durd Pflege herzuſtellen; denn gum tigliden Genuß bedarfft du wenig; wer geſüttigt ijt, Der Arme, wie der Reide, Hat gleichviel davon, (Er geht ab.) Der “hor, Erſte Strophe. Herrlide Schiffe, die mut jahllojen Rudern Einſt hinflogen vor Ilios, ) Sm Chor tanjend mit der Nereiden Schwarm, Wo, von der Flite Tönen entzückt, Der Delphin wm die blauen Schnäbel Im Wirbel fid) ſchwang, Der gu des Simois Ufern nad 5 Troas Thetis’ erhabnen Sohn, Flüchtiger Renner Adhillens, dich Und Ugamemnon gelertet! Erjte Gegenftrop he. Der Mereiden Chor bradte vom Strand Cubda’s Shm des Hephäſtos goldenen Sdild, Den funftvollen, goldner Amboſſe Wert. Und am Belion juden, an Oſſa's äußerſten heil'gen Baldhöhn, 174 Gleftra. Wo fie fpaben umher, Ihn die Nymphen, wo Hellas’ Ruhm Ginft der reifige Vater erzog, Den Meerfprigling der Thetis, den fdnell- figigen Hort der Atriden. Bweite Strophe. Neulich erzählte mir Einer m Nauplws’ Port, Der von Troja gefommen, Weldhe Bilder, die Schrecken des Phrygervolles, den Umkreis Deines geprieſenen Schildes dir Schmückten, Achilleus. Auf dem Felde des Reifes hielt Perſeus, mordend über die See Mit gefliigelten Fußſohlen einherſchwebend, die Gorgo, Samt Reus’ Geſandten, Hermes, Den Sohn Maja's, der Fluren Hilter. Zweite Gegenftrophe. lind in der Mitte des Schildes in blendendem Slany Strahlte Helios’ Scheibe Mit den geflügelten Roſſen, Und der Sterne himmliſcher Chor, Megengejtirn und Plejaden, für Hektors Auge jo furchtbar. Auf dem Helm mit den goldnen Bildern Trugen die ſingenden Sphinxe den Raub Sit Den Klauen; am bruſthüllenden Bled) eilte die giutſchnau— bende LWwin, die fid) wüthend Dem Roß nachſtürzt' am Quell Perrene’s. Schlußgeſang. 470 Dort aud ſtürmten in blutigem Kampf vierfüßige Moffe, 475 480 490 495 — Elektra. 175 Und ſchwarz wogt' hinter ihnen auf der Staub. Und ſolcher lanzenkundigen Männer König, ihren Gemahl, erſchlug Das ruchloſe Weib. Drum werden dich Die Götter in den Tod ſenden; ich ſehe noch, Wie vom Nacken das Blut dir ſtrömt, Den der entſeelende Stahl getroffen! Der greiſe Erzieher Agamemnons tritt auf. Bald hernach Elektra. Der Greis. Wo weilt die Jungfrau, meine hohe Gebieterin, Die Tochter Agamemnons, den ich einſt erzog? Welch ſteilen Aufgang hat man doch zu dieſem Haus, Wie ſchwer zu klimmen für des Greiſes matten Fuß! Doch muß ich wohl zu Freunden ohne Weigerung Den krummen Rücken ſchleppen und das müde Knie. O Tochter — eben ſeh' ich ja vor'm Hauſe dich! — 5 3h komm' aus meiner Heerde dir ein junges Lamm Bu bringen, da8 id feiner Mutter Bruft entzog, Und Kuchen, Kafe, den id) aus den Körben nahin, Und defer alten langbewahrten Bacchosſchaz, Ler lieblid) duftet; wenig mur; dod) mundet wobl Davon ein Becher, beigemifdt dent ſchwächern rant. Beh’ Ciner, bringe den Fremden dies in's Haus hinein! Sd will indeß mit meines Rockes Ripfel bier Mein Auge trodnen, weldes feudt vow Thranen ft. Glettra. Was preßt dir, Alter, Thränen aus? Wohl mabhnte dich's An meine Leiden wiederum nad langer eit? Wohl jammert did) Oreftes’ unglückſel'ge Fludt, 176 Gleftra, Wohl aud mein Vater, den du einſt im Wrme tengft Und dir und Deinen Freunden frudtlos aufersogit? Der Greis, Fruchtlos, ja wohl! Dod) widjt verjagen fonnt’ ich's mir; Sd ging, vom Weg’ ablenfend, ſeinem Grabe guy, Und kniete hin und wernte, weil Miemand mid fah; Und aus gelistem Schlauche, den ich bringe hier, Wein fpendend, legt' id) mm die Gruft der Myrte Zweig. Dod) nun gewahrt’ id auf der Brandftatt felbft ein Saf, 5 Bon Wolle ſchwarz, als Opfer, frijd vergognes Blatt, Und abgefdor'ne Yoden aud von blondem Haar, Und ftaunte, Todjter, welder Menſch dem Muth gehabt, Bu nah'n dem Grobe. Sider kein Argeier war's; Wohl aber fam dein Bruder ingeheim vielleicht, Und ehrte ſeines Baters unglückſelig Grab. Sieh dieje Locken, lege fie yu deinem Haar, Ob dies dem abgefdor’nen gleid) an Farbe fer. Dein, die von Cines Vaters Blut entſproſſen find, Sind meift in Wem an Geftalt und Art ſich qleid. Elektra. Du redeſt nicht, wie's klugen Männern ziemt, o Greis Du meinſt, Aegiſthos fürchtend, jet mein muthiger Dreſtes heimlich angelangt in dieſem Yand? Lind Dann fein Haar, wie glich’ es meinem Haare wohl? Sr wuchs tm Mingpla;, edler Bater Kind, heran; So ward eS rauber: memes blieb vom Kamme jart, Auch findeſt Ou bei Vielen gleiches Haar, o Greig, Die dod) von Cinem Blute widt entſproſſen find, Der Greis. Co tritt im feiner Sohle Spur und priife, Kind, Ob fie mit deines Fußes Maß zuſammenſtimmt. Elektra. Eleltra. 525 Wie könnte hartem Steinesgrund der Füße Spur Wohl eingedrückt fein? Aber wär' es möglich and: Nie könnten doch des Bruders und der Schweſter Fuß Einander gleich ſein: größer tft Der männliche. Der Greis. Dod) wenn Oreftes heimgekehrt hier ſtünde, haſt 530 Du Nichts, woran Ou dein Geweb' erfermen magft, In Das id) thn einhiillend einjt dem Tod entrif? Eleltru. So weißt du nicht mehr, daß ich, als Oreſtes floh, Nod Kind war? Aber Hitt’ id and) ein Kleid gewebt; Wie triig’ er, damals Knabe, jezt daffelbe nod, Wenn mit dem Leibe nicht zugleich die Kleidung wast? Mein, wohl um Dunkel nahte mitlerdvoll dem Grab Sin Fremdling oder Biirger und bejdor ſein Haupt. Der Greis, Wo find die fremden Danner? Denn ich will fie ſehn, Und deines Bruders wegen mid) evfindigen. Fleftra. Dort aus dem Hauſe kommen ſie mit raſchem Schritt. Dreſtes. Pylades. Elettra. Der Greis. Der Greis. Sie ſcheinen edel: aber das tt trügeriſch. Dent Mander edlen Standes iſt dod) bösgeſinnt. Indeſſen ruf' id) qriigend: Heil end, Fremdlinge! Drejtes. Heil dir and, Alter! Welchem Freund ans alter Beit 545 Geſhört, Eleftra, diejes alt verblidne 2° Curipides d. Donner, UL. 3. Mal 178 Gleftra. Eleltra. Es iſt der Mann, der meinen Vater auferzog. Oreſtes. Wie? Der ODreſten ingeheim dem Tod entritdt? Elektra. Der ihn gerettet, wenn er noch am Leben iſt. Oreſtes. Ha! Was priift mid dod der Alte, wie des Silberſtücks Glanghellen Stempel? Seh' id) fonft Jemanden gleid? @ieftra, Shu freut’s, Oveftes’ Bugendfreund in div zu febn. Oreſtes. Des lieben Biinglings! Sieh, ex hüpft um mid herum! Gteftra. Aud ih, o Fremdling, wundre mid, thn fo yu ſchn. Der Greis, Sleftra, Herrin, jage, Kind, den Göttern Donf — Gieftra. wily etwas Fernes oder was wns nahe liegt? Der Greis. Des theuren Schazes wegen, den ein Gott dir zeigt. Gicttra. Wohlan, id) bete! — Willft du nod) Etwas, o Greis? Der Greis, So blice, Lodter, dieſen an, den Theuerſten! Eleltra. Schon lange fürcht' ich, daß du nicht bei Sinnen ſeiſt. Der Greis. 560 Von Sinnen ich und ſehe deinen Bruder hier? Cleftra. Elektra. Was ſagſt du, Alter? Welches unverhoffte Wort? Der Greis. Ich ſeh' Oreſten, Agamemnons Sohn, vor dir. Glettra. Und welches Merkmal haft du, dem ich trauen darf? Der Greis. Die Narb’ an feiner Braue: nod Saheim, mit dtr Cin Reh verfolgend, fiel er und verlegte fid. Glettra. 179 Wie, Greis? Das Beiden diefes Falls bemerk' i wobl. Der Greis. Und ſäumſt gu ſtürzen an das Herz des Cheuerften? Cleftra. Nicht Langer; denn dein Reiden überzeugte nid, Mein Wlter! (Oreftcs umarmend.) Endlich famft du mir, th alte did Sm Arme wider Hoffen! Oreſtes. Und ich endlich dich! Elektra. Was nie mir ahnte! Oreſtes. Was auch ich niemals gehofft! Elektra. Du biſt Oreſtes? Oreftes. Der allein did retten wird, Gelingt Der Raub mir, welden id erjagen will. 12* 600 180 Sleftra. Vertranend hoff’ ich's; oder, wenn Geredtigheit Grliegt dem Unredht, glaub’ ih nicht an Götter mehr. Der Chor, Du kamſt endlih, Tag, fameft im ſpäter Zeit! Du ſtrahlteſt herauf, Ou zeigſt dem Volk Gin glanzhelles Lidt, ihn, der tm langer Fludt, Fern vom Hauſe des Baters, ah! Umherirrend, wiederfam! Gin Gott, ja, em Gott bringt unferen Steg, O Freundin, zurück! Hebe die Hände, hebe das Wort, Sende Gebete himmelan, daß mit Glück, Mit Gli der Bruder einzieh' in der Väter Stadt! Drejtes, Wohlan! Des Grußes Holde Luft ward mix zu Theil, Lind jpat hernach nod wollen wir dre Luſt evnen’n, Mun aber, Alter, der jo gang geleqen font, Sprid), wie des Vaters Mörder ich beſtrafen mag, Und wie die Mutter, die des Frevlers Yager theilt? Sind wohl in Argos Freunde mir nod zugethan? Uh, oder ſchwand mir Alles, wie mein Glück, dabin? Wem zugeſellen darf ic) mid? Nachts oder Tags? Auf weldem Pfade ftiiryen wir auf meinen Feind? Der Greis. Mein Sohn, tm Ungliic Hoffe mux auf feinen Freund! Yin unverhoffter, ſeltner Fund ijt folder Schaz, Dag Ciner jo dag Boje, wie das Gute, theilt. Dod du, von Grund aus bift dur fiir die Freunde fodt, Und feine Hoffnung blüht dir mehr: jo Hire mid). Sn deiner Hand ruht und un Gite ofl deine Macht, Wont du Stadt und Baterhans gewinnen mußt. Elektra. Oreſtes. Dod) was beginnend, kommen wir an dieſes Biel? Dev Greis. Thyeftes’ Sohn und deine Mutter tödteſt du. Orejtes. Nad) diefem Kranz verlangt nid: dod) wie wird er mir? Der Greis, Nicht umerhalb der Mauern, ob du wollteft aud. Orejtes. Von Wadden, Yangentragern ijt der Mann umringt? ) Der Greis. Gewiß! Vor dir ſich fürchtend, ſchläft ev wenig mw. Oreſtes. Wohlan, fo gib du deinen Math uns jezt, o Greis! Der Greis. Und hire du mich; eben fiel mix Etwas ein. Orejtes. O migft du Hetl verfiinden, und verſtänd' id ed! Ter Greis. Ich ſah Aegiſthos, als ich Herfam dieſen Pfad — Oreſtes. Ich hor’ es gerne, dieſes Wort. Wo ſahſt dw ihn? Der Greis. Nicht weit vom Feld hier, wo die Roſſe weidend gehn. Oreites. Was that er? Hoffnung ſeh' ich blüh'n aus herbem eid. Det Greis. Gin Feft der Nymphen ordnet er, fo ſchien es mir. | Oreſtes. Für ſchon geborne Kinder oder künftige? 182 Elektra. Der Greis, Nur Eines weiß wh: StiereSopfer rüſtet er. Oreſtes. Mit was fiir Männern? Wor er nur mit Ktuechten da? Der Greis. Blog fein Gefinde, fein Wrgeier war mit ihm. Orejtes. Nicht Emer, der mid am Geſicht erkennte, Greis? Der Greis, Nur Knechte find es, welde did) niemals gefeln. Drejtes. Sie würden, wenn wir fiegten, übergehu zu mv? Der Greis. Das ift fo Sflavenfitte, vortheilhaft fiir did. | Oreſtes. Wie mag es mir gelingen, ihm zu nah'n, 0 Gres? Der Greis. Geh’ hin, wo Stiere ſchlachtend ev did) fehen mug — Oreſtes. Wohl hat er dicht am Wege ſeinen Meierhof? Der Greis, Did dort erblicend, ruft er did) gum Opfermahl. Oreſtes. Den ſchlimmſten Tiſchgenoſſen, wenn ein Gott es will! Der Greis. Wie's dann ſich weiter findet, ſieh am Orte ſelbſt. Oreſtes. Gary wohl! Dod meine Mutter, wo verweilt fle jest? Der Greis. In Argos: ſpäter wohnt fie nod dem Dtahle bei, 635 640 645 Sleftra. Oreftes. Was folgte fie bem Gatten nicht ſogleich dabin? Der Sreis. Den Hohn der Biirger fiirdtet fie und blieb dabeim. Orefted Das Boll, fie weiß es, nimmt an the wohl Aergernif. Der Greis. Go ift es: Wile haffen fie, die Frevlerin. Oreftes. Wie geb’ id nun auf Cinmal ihr und ihm den Tod? Giettra. Bum Mord der Mutter fdaff’ id felbft Gelegenbeit. Orejtes. Und jenen andern wird das Glück vollziehn mit uns. Cleftra. Nur foll der Greis uns beiden feine Hiilfe leihn. Der Greis. So ſei ¢8: wie vollftredit du dann der Mutter Mord? Gicttra. Geb’, Alter, Klytämneſtren anzukündigen, Geboren hab’ id einen Cohn, fei Wöchnerin. Der Greis. Von lange her ſchon, oder erft in jüngſter Beit? Gleftra. Seit gehen Gonnen: heute fet die Reinigung. Der Greis. Wohl; aber wie führt diejes ihren Tod herbei? Gleftra. ‘ Gie tommt fogleid), vernimmt fie, daß ic) Mutter bin. Der Greis. 183 Wie ſo? Du meinft wohl, fie bekümmre ſich um did? 134 Sleftra. Eleltra. Gewiß; fie weint unt meiner Rinder edles Loos, Der Greis, Vielleicht: dod lenfe wieder wm auf's Borige. Eleltra. Nun, fommt die Mutter, ijt es, troun, um fie geſchehut Der Greis. Sie muß hinein, zum Hauſesthore ſelbſt hinein! Eleltra. So ſteigt fic leicht in Hades’ düſtres Hand hinab! Der Greis. Wie gerne ſtürb' ih, wenn ich das mir nod geſehn! Eleltra. Vor Allem weiſe Dieſem mn der Weg, o Greis — Der Greis. Wo jezt Aegiſthos Opfer bringt den Himmliſchen. Gieftra, Dann geh yur Mutter, melde, was ic) dir gejagt. Der Greis. So daß fie meint, ans dDeinem Munde hore fies. Cieftra, (gu Defies) Du mußt voran mm, Du vollziehn den erſten Mord, Orejtes. Ich möchte gehen, mieje mir Demand der Weg. Der Greis. Lind id) geleite wahrlid) nicht ungern did hin Reus, meiner Ahnen Gott, W Der über meine Feinde mir den Sieg verleiht, Erbarm did) unſer: jammervoll fiel unſer Loos! Sleftra, @lettra. Srbarme did: aus detnem Stamme jproffen wir! Oreſtes. Und Hera, die Ow walteſt anf myfenifden Ultiren, Gottin Erde, die mein Arm berührt, Verleihe Sieg uns, wenn wir um Geredted fleh’n! Gleftra. © lag fie Rade nehmen fiir des Voters Tod! Oreſtes. Du, der ſo ſchmachvoll hingewürgt im Grabe wohnt, Hilf, Vater, hilf den Kindern, die du ſo geliebt! 370 Komm, nimm gu Bundsgenoſſen all die Todten dir, Die, dir vereinigt, Troas einſt eroberten, Und die Dem Frevler zürnen, den ein Mord beflectt! Hörſt du’s, an dem fo Grauſes meine Mutter that? Wieftra, Ah weig, er Hort dies Alles. Dod) zum Werle mum, 5 Und triff WAegifthos tüchtig! Das empfehl' id dir. Wenn du, befiegt im Kampfe, fintft m Todesnadt, So bin aud id) todt: nenne mich nicht lebend mehr! Jd ftoR’ ein doppelſchneidig Schwert in meine Bruſt. Hinein gum Hauſe gehend, mad)’ id mir's zurecht, Und wenn von dir uns frohe Kunde fam, fo wird Das ganze Haus frohloden: dod), erletdeft du Den Tod, geſchieht ganz Andres: das erklär' id dir. Oreſtes. Nun weiß ich Alles. Eleltra. Darum zeige dich als Mann! Doch ihr, o Frauen, gebet mir durch lauten Ruf 685 Bon dieſem Kampf ein Zeichen! Ich will Wache ſtehn, Elettra. Kehrte fodann guriid in die BVerjaurmlung, rufend: Dag er tm Hanje Das Lamm bewahre mit dem goldnen Bliege. Zweite Strophe. Da war's, da verriidte Der Sterne leudtende Bahn Beus, und Helios’ lidten Glory Und der Eos ſchimmerndes Antliz, Trieb fie dDurd das Gebiet ded Weftes, Dak es die gittlide Flamme durdgliht, Und die Waſſergewölle nad Norden; Und Ammons durftende Wüſten Verfdmadteten, da tein Than, Da fein Regen fie nezt, Zeus' holde Gabe. Zweite Gegenftrop he. So lautet das Gerücht: dod 3d) traue der Sage laum, Dag Hyperion feinen Siz, Den goldenen, heißen, gewechſelt, Leid dem Menſchengeſchlecht au bringen Wegen eines Sterbliden Sduld. Wohl frommen die Sagen des Schreckens, Dag der Sterblidje fürchte die Götter, Die Ou vergefjend, den Wann Mordeſt, mit dem Ou die edlen Geſchwiſter zeugteſt. Ha, Freundinnen! Vernahmt ihr — oder täuſchte mich ein eitler Wahn? — Den Lärmen? Klang's nicht unterirdiſchen Donnern gleid? Horch! Deuftlich, unverkennbar ſchwillt der Stimmen Laut. Elektra, Herrin, lomm hervor, verlaß das Hans! Elektra. 189 Eleltra. 755 Mein Liebſter, traun, vor Schrecken mocht' ich dein Geſicht Nicht gleich erkennen; aber nun erkenn' ich did. Wie ſagſt du? Todt iſt der Arge, der den Vater mir erſchlug? Det Bote. Todt ift er: zweimal fag’ ich, was du gerne hörſt. Der Chor. Shr Gitter und o Dike, du allfehende, 760 Du ftameft endlid! Cicftra. Wie geſchah's, wie gab er ihm Ten Tod, Thyeftes’ Sohne? Gern erführ' id das. Der Bote. Wir lenkten unfre Sdritte weg vom Hauſe Hier, Und famen dorthin, wo der Weg zwiefach fic theilt, Da, wo Myhkenä's Herrſcher war, der ftolze Fürſt. 765 Sn wafferreidher Garten Grün lujtwandelt er, Und wand fid Kränze von der Myrte zartem Zweig. lind und gewahrend rief er: „Heil end), Fremdlinge! Wer feid ihr, woher fommet ihr, aus weldem Land?” Da jpridt Oreftes: „Aus dem Land der Bheffaler; 770 Wir gehn yum Alpheos, um dem Rens Olympia’s Su opfern.“ Das vernehmend, hob Aegijthos an: „Heut müßt ihr unfre Gafte fetn am Opfermabl: Stieropfer bring’ id eben hier den Nymphen dar. Hebt iby am friihen Morgen euch vom Lager dann, 775 So migt ihr gleidweit fommen. Drum in’s Haus Hinein:” (Und alfo fpredend, faßt er unfre Hand, um uns Hineingufiihren:) „nicht verweigern dürfet ihr's!“ Als wir im Hauſe waren, fuhr Aegiſthos fort: Elektra. 191 810 Stößt weg die Knechte, faßt fodann bes Kalbes Fug, Entblößt, die Hand einftemmend, rings das weiße Fleiſch, Und zog die Haut ab, fdneller als die Doppelbahn Der Moff’ ein Renner zweimal durchzulaufen pflegt, Und ſchloß des Thieres Inn'res auf. Wegifthos nahm Das Cingeweid’ und forjdte, fand der Leber Kopf BVerfehrt, und wie daneben Adern und Gefäüß Der Galle ſchweres Leiden ihm vertiindigten. Da runzelt er die Stirne; dod) dein Bruder fragt: „Warum jo traurig?“ — ,,Tiide, Freund, und Hinterliſt Bon auſſen fitrdht’ id. Unter allem Menſchen ift Dreftes mein und meines Hauſes ſchlimmſter Feind.” Der aber fprad: „Du fiirdteft eines Flidtlings Trug, Du, Fürſt des Yandes? Reicht mir flatt des Dorerſtahls Cin Phthiermefjer, day wir Forſchungsopfer nod Zulezt verſpeiſen! Denn das Bruftbein hau’ ich durch.“ Gr nimmt's, zerhaut es, und das Cingeweid’ erforſcht Aegijthos jondernd. Während ev fic) miederbengt, Jezt, auf die Zehen tvetend, trifft dein Bruder ihm Des Haljes Wirbelknochen und jerbridt zugleich ) Des Mitens Fugen. Auf und wieder zappelt er Am gangen Körper, jammert auf in ſchwerem Tod, Die Knechte ſahn's und rannten ungeftiim jum Rampf, Dak Viele ftritten wider Zwei. Dod heldenfiihn Stand mit Oreftes Pylades, die blanle Wehr Entgegenjdwingend. Bener rief: ,,Cin Feind der Stadt Kant iG und meine Diener nidt in dieſes Land; Nein, ſeines Vaters Mörder ftraft Oreftes mur, Der Sohn des Unglücks. Alſo laßt mid leben, ihr, Des Vaters greije Diener!” Wls fie das gehiirt, 840 Da rubten thre Laren, und Oreſtes wae Gleftra. 193 Eleftra fommt aus dem Haufe guriid. Oreftes und Pylades mit den Diener, welche die Leiche des Aegifthos tragen. Der Shor. Elektra. Siegreicher Sohn des Helden, der den Sieg gewann Im Kampf um Troja's ſtolze Stadt, Oreſtes, nimm, 870 Nimm dieſen Kranz, der deine Locken ſchmücken ſoll! Denn auf der Rennbahn rangſt du nicht in eitlem Kampf, Nein, kommſt zurück, nachdem du deinen Feind erlegt, Aegiſthos, der den Vater dir und mir erſchlug. Aud du, des frömmſten Mannes Kind, o Pylades, 875 Der ihm zur Seite kämpfte, nimm aus meiner Hand Den Kranz: du haſt im Kampfe gleiches Theil mit ihm Errungen. Mög' ich allezeit euch glücklich ſehn! Oreſtes. Zuerſt, Elektra, danke du den Göttern als Urhebern dieſes Glückes; dann auch preiſe mich, 880 Der ſeinen Arm den Göttern und dem Glücke lieh. Denn nicht mit Worten ſtritt ig, nein, durch meine Hand Erlag Aegifthos: und damit ich's Allen lar Vor Augen ftelle, bring’ id dir den Todten felbjt. Wirf thn zum Raube, wenn ou willft, den Thieren Fin, 885 Hang’ ihn am Pfable ſchwebend auf, dem Luftgeſchlecht Bum Mahl, den Vögeln: ift er dod dein Sklave mun, Der dein Gebieter ehedem geheißen war! Gleftra. Sd muß errithen, (aber dod erklär' th mig) — Orejtes. Wovor? O rede! Denn befitrdten darfft du nidts. Gleftra. 890 Auf Todte Sdhmad gu häufen: Hag war’ unſer Sob Euripides ©. Donner. III. 3. Aufl. 965 970 975 980 Elektra. 197 Crejtes. Einſt fduldlos, werd’ id) ſchuldig fein des Mtuttermords. (Fteftra. Und rächſt du nicht den Vater, feblft du detner Pflidt. Crejtes. Dod büß' ich Dann der Mutter, geb’ id ihr den Tod. Gteftra. Wen aber wirft du büßen, bleibt er ungerächt? Oreſtes. Ein böſer Geiſt wohl ſprach es, der dem Gotte glich. Gieftra. Auf Herligent Dreifug fizend? Nein, das glaub’ id nid. Crejtes. Dod glaub’ id) aud nidht, dag der Spruch wahrhaftig fet. Gicftra. Sn feigen Unmuth ſinke nidt, verzage nidt! Lreftes. Co foll id) fie verſtricken durd denfelben Trug ? Gieftra. Womit Aegifthos, ihr Gemahl, durd did erlag. Lreites. Sd geh’ hinein denn, ſchicke mid) gu grauſem Werf, Wil thun das Graufe: wenn's den Göttern fo gefallt, So fet es! Süß und bitter tft dex Kampf fiir “mid. (er geht in’s Gaus.) Der Chor. O Beherrfderin du des AUArgeiergebiets, Tyndareos' Kind Und Schweſter der tapferen Söhne des Beus, Die wohnen im Lidt, in ätheriſcher Glut, Vou Geftirnen umftrahlt, in der wogenden Cee 196 @leftra, Oreſtes. Wohlan, den Leichnam, Diener, tragt in's Haus hinein, Und hüllt the ein in Dunkel, daß die Mutter, wanm Sie kommt, den Todten nicht erblickt, bevor fie ftirdt! Gicftra. (auf den Weg nach Argos hinblicend,) Halt ein! An Andres werde nun von uns gedadt! Oreites. Wie? Siehft dou Helfer etwa, die von Argos nah'n? Elektra. Nein; nur die Mutter ſeh' ich, die mid einſt gebar. Oreſtes. So geht ſie glücklich mitten in das Nez hinein! Wicttra. Und prangt dabei im Wagen, prangt im ſtolzem Kleid. Orejtes. Was alfo thun wir? Wagen wir den Wluttermord ? lettre, Erbarmt dic) dem Der Mutter, min du fie geſehn? Orestes. Web! Sie foll ih morden, die mid) anfyog und gebar? Gieltra. So wie fie jelbft den Boater dir und mer erjdlig. Oreſtes. Weld Wort des Wahnes, Phöbos, ſcholl aus deuem Mund — Gicltra. Dod, ijt Apollon thividht, wer ijt weije damn? Oreites. Das mir den Mord dex Wiutter (welden Graul!) gebor! @leftra. Wie lann's dir fdaden, wenn du deinen Bater vik? Slettra. 305 So Ddiirft ihr groflen: aber ſonſt, wozu der Groll? Uns gab an deinen Vater einft Tyndareos, Nicht uns gu tödten oder die vow uns entſproß. Dod er verlodte trügeriſch, als liebte fie Der Sohn des Peleus, unſer Rind von Hauje weg Bur Budt von Wulis; dort durdftie® des Baters Stahl Am Fug des Altars Iphigenia's weiße Brut. Und wenn er, aus ded Feindes Hand die Vaterjtadt, Das Haus gu retten und der andern Kinder Haupt, Die Cine fitr die Vielen gab: verzeihlich war's; Mun aber gab er, Helenen, der fippigen, Buliebe, weil ihr Gatte dieſe Falſche nicht Bu zügeln wußte, meinem Rind den Todesſtoß. Ich hätte trozdem, ob er mid) and) ſchwer gekrünkt, Ihm nicht gegrollt, dem Gatten, nicht getödtet ihn; Da bringt er mir die gottbetraute Scherin Heimfehrend als Genoffin, und das Cine Bett Sm Einen Hauſe nahm zugleich zwo Frauen anf. Wohl ſind die Weiber thöricht, ich beſtreit' es nicht; Wenn ſolcher Thörin Gatte nun der Sünde fröhnt Und ſeine Frau verachtet, will's das Weib dem Mann Nachthun und ſieht nad einem andern Freund ſich wm. Der laute Tadel britftet ſich ſofort an uns; Die Männer, die Schuld haben, trifft der Tadel unicht. Dod, führten Räuber ingeheim Menelaos fort, 30 Durft' th Oreſtes tödten, um der Schweſter Mann, Menelaos, ausguldfen? Vie deim Bater dies Geſchehn? Dod er wohl durfte freveln wider mid, Und id ihm nidt vergelten, der mein Rind erjdlug ? Jd tödtet' ihn: wohin gu geben war, den Weg 35 Bu feinen Feinden ſchlug id) ein; denn welder Freund 200 Elettra, Des Vaters hätte ſeinen Mord mit mir getheilt? Mun fage, was Ou fagen willft, entgegne fret, Dag euer Vater ohne Recht gemordet ward, Elettra. Du biſt im Rechte; doch es ift ein ſchimpflich Red; Denn eine Gattin, iſt fie flug, muß überall Dem Gatten nachſehn. Wenn dix das nicht wohlgefllt Und deine Meinung nicht zu meinen Worten ſtinmu So denfe, Diutter, was Ou mir zulezt gejagt, lind daß du freie Rede mir an did) vergönnt. Alytümneſtra. Wud nun geftatt’ ich's, und verweigr’ es nidt, o Rind. Elektra. Und, hörſt du's, Mutter, wirſt du mir fein Leides thun? Alytümneſtra. Mitnichten! Deinem Sinne ſtimm' ich gerne bei. Gleftra. So red’ id; und mit dieſem Borwort heb’ ih an: O meine Mutter, wohnt' im dir ein beſſſrer Sinn! 0 Zwar Helena’s und deine Sdhinheit ward fir end Verdienten Yobes Quelle; dod ihe waret zwei Geſchwiſter, beide thöricht und nicht Kaſtors werth! Sie ward entführt und ſchiffte wohlgemuth davon: Du gabeft Hellas’ beftem Mann den Todesſtoß, Vorwendend, fiir die Todjter müſſe dei Gemahl Dir bluten, Denn nicht Jeder weif fo gut ale ids Wie du, bevor man deines Kindes Tod beſchloß, Als eben ſich von Hauſe dei Gemahl entferit, Am Spiegel fdon die blonden Locken ordneteſt. 60 65 70 80 85 Gleftra. 201 Dod) wenn die Gattin, ift Der Mann vom Haufe fern, Sih puzt und fdhinmadt, zähle fle den Schlimmen ju. Denn draußen braudt fie keineswegs cin retgendes Gefidht zu zeigen, wenn fie widt auf Böſes firnt. Von allen Frau'n in Hellas weiß ich did allein, Die, wenn es Troja glitdlid’ ging, voll Freude war, Und deren Blick ſich triibte, wenn es unterlag; Denn deines Gatten Wiederkehr verwünſchteſt du. Und Sittſamkeit zu wahren, war dir dod) fo leicht. Nicht fGledhter als Aegifthos, traun, war dein Gemabl, Den Hellas fid) zu ſeinem Feldherrn auserfor ; Und da die Sdhwefter Helena fold) Arges that, So blühte dir etm Hoher Ruhm: denn bife That Iſt edlem Sim ein Beiden, deffer Wink’ er folgt. Dod wenn der Vater, wie Ou fagft, Dein Kind erſchlug: Was that denn id) dir Leides, was mein Bruder dir? Was Haft du mad des Gatten Lod das Vaterhaus Nidt uns gegeben, fonder einen Vublen dir Dafür erhandelt, feine Hand um Lohn erfanft? Und midst entfloh ftatt deines Sohnes dein Gemabl, Aud ftarb er nicht ftatt metner, der mir Lebenden Brwiefaden Tod gab, ſchlimmern als der Schweſter Tod. Coll Mord dew Mord vergelten, mug dein Cohn und id Vereint, den Vater rächend, did) dem Tode weihn. Denn war das Cine billig, ift aud dies gered. Sa wer, auf Reichthum oder hohe Stand erpidt, Die Böſe freit, ift thöricht; denn ein züchtig Weib Aus niederm Gaus ift einer Edel vorzuziehn. Dev Chor. Sm Reid) der Ehen fpielt das Glück: wir ſehen ja, Dem fallt ein felig Liebesloos, dem Andern mid. 1040 1050 200 Wleftra. Des Voters hätte feinen Mord mit mir getheilt? Nun fage, was du fagen willft, entgegne fret, Dak euer Bater ohne Redt gentordet ward, (Sleftra, Du biſt im Rechte; dod) es ijt ein ſchimpflich Recht; Denn eine Gattin, it fie flug, muß überall Dem Gatten nachſehn. Wenn dir das nidt wohlgefällt, lind deine Meinung mat yu meinen Worten ſtimmt: So denfe, Mutter, was ou mir zulezt gejagt, Und dag du freie Rede mix an did) vergönnt. Alntümneſtra. Auch mun geftatt’ ich's, und verweigr’ es nicht, o Kind Eleltra. Und, hörſt du's, Mutter, wirſt du mir kein Leides than? Aytamneſtra. Mitnichten! Deinem Sinne ſtimm' ich gerne bei. 4 Elektra. So red’ ich; und mit dieſem Vorwort heb’ ih anz © meine Mutter, wohnt' in dir cin beff'rer Simm! Zwar Helena’s und deine Schönheit ward fiir end Verdienten Lobes Quelle; dod) ihr waret zwei Geſchwiſter, beide thöricht und nicht Kaſtors werth! Sie ward entführt und ſchiffte wohlgemuth davow: Du gabeft Hellas’ beftem Mann den Todesjtog, Vorwendend, fitr die Tochter müſſe dew Gemabhl Dir bluten. Denn nicht Jeder weiß fo gut alé id: Wie du, bevor man deines Kindes Tod beſchloß, Als eben fid) von Hauſe dein Gemahl entfernt, Um Spiegel ſchon die blonden Locken ordneteſt. | | | — Dort ſteht der Korb, das Opfermeſſer iſt geſchärft, Das ſchon den Stier geſchlachtet, dem zur Seite du Geopfert hinſinkſt, aud im Hades deſſen Brant, Sleftra. Stlytimnejtra. Laß dieſe eden; aber, Rind, was riefſt du mid? Gicftra. Du Haft vernommen, glaub’ id), dag id Mutter ward, Drum opfre Ou ftatt meiner (id) verſteh' es nidt) Am zehnten Tage der Geburt, wie's üblich ift; Denn id bin wnerfahren, weil id) wie gebar. Siytimnejtra, Das ziemt der Andern, die did) deiner Laſt entband, Elektra. Ich rang's allein and, ih gebar das Rind allein. Kiytimmejtra. So ganz von nahen Freunden liegt dein Haws entfernt? Gicttra, Wer adjtet je des Armen Freundjdaft wünſchenswerth? Alytümneſtra. So geh’ id, mem der Tage Zahl vollendet ift, Und opfre froh den Gittern: wann id dieſen Dienft Dir that, enteil' id) auf das Yand, wo mem Gemabhl Den Nymphen opfert. Wher ihr, o Diener, führt Die Roſſe Hier gur Krippe: wenn ihr ungeführ Vermuthet, dag mein Opfer ausgeridtet fei, So ftommt: gefillig muß ich and dem Gatten jein. (fie geht in’S Gaus.) Eleltra. Tritt ein zur armen Hiitte! Dod wohl hüte dich, Dag wiht der Maud der Wände dir die Kleider ſchwärzt: Denn Opfer bringſt du, wie's den Göttern ziemt von Dir, 202 Gleftra. Kiptdmnejtra, Den Vater ſtets gu lieben, ift in deiner Art. So geht es: Ein Kind gibt fid) ganz dem Vater hin, Das andre neigt fid) wieder mehr der Mutter gu. Ich will es dir vergeben: bin ih ſelbſt doch midjt So gar erfreut, o Tochter, iiber meine That. Warum indefjen bift du nidt gebadet, gebft So ſchlecht bekleidet, da du laum geboren haſt? Ach, weh mix Armen, dak id) ſolche That veriibt! Mehr, als ich follte, reigt’ ih auf des Gatten Zorn! Elektra. Su ſpät beklagſt du's, min du fern Heilmittel Haft, Der Vater ift geſchieden: dod) was rufſt du nidt Den fern von hier Verftiirmten, deinen Sohn zurück? , Alytümneſtra. Nicht ſein gedent' id; blog um mich bin wh beſorgt: Denn mächtig zürnt er, heißt es, um des Vaters Tod, Eleltra. Was aber geht mid) dein Gemahl fo grimmig an? Kiytimnejtra. So ift er einmal; du ja bift awd ungeftiim. Glettra. Wohl, denn man kränkt mid); aber bald erliſcht mem Zorn. Klytimnejtra. So wird dir aud mein Gatte nicht mehr feindlid fein. Eleltra. Gar trozig thut er; wohnt er doch in meinem Haus! Klytämmeſtra. Schon wieder — ſiehſt du's? — fachſt dit neuen Hader ant Elettra. 1110 Ich ſchweige; denn ih fürcht' ihn; ja, wohl flirt’ th int Elektra. 205 Der Chor. Auch ich beklage, die von Kindeshänden ſtirbt! Doch Recht uͤbt ein Gott, wenn es die Stunde fügt. 55 Schwer, ſchwer büßteſt du, verrucht thateft du An dem Gemahl, o Graun! Doch ſieh, vom Hauſe wenden ſie daher den Schritt, Beſprizt von ihrer Mutter friſchvergoſſ'nem Blut: Siegsmale, weckend düſtrer Trauertöne Gruß! 60 Wohl iſt auf Erden kein Geſchlecht unſeliger, Kein's war es jemals, wie der Tantaliden Haus. Oreſtes, Pylades und Elektra treten aus dem Hauſe. Der Chor. Diener tragen die beiden Leichen vor das Haus. Lrejtes. O Erdkreis, o Reus, Der alles Irdiſche ſieht, Schaut hier, o faut, die blutigen Graiuelthaten : Starr am Boden liegen die Betden, todt Vom Schlag meines Arms, ein Troft meines Leids! Gleftra. Wohl werth der Thriinen, Bruder; dod mein ift die Schuld! Mit Feuer fam ih Arme wider fie daber, Die mid einft geboren! >) 6 Orejtes. 70 Weh, Sdhidfal, weh dein Sdhicfal, du, mir Mutter einſt, Die gräßlich herbes Leid und mehr nod Von eigner Kinder Händen Litt, Obwohl du billig Vatermord gebüßt baft! O web, dag du mir die Rad’ anbefablft, 75 Phöbos, unausfpredlich unverheblbar blutiges Leid mix ſchufſt! In welch andre Stadt entflieh' ich? 1200 1205 1210 1215 1220 Eleftra. 207 Oreftes. Bor diefe beiden Augen warf id mein Gewand, Hob den Stahl, wie opfernd, auf, Und ſenkt' ibn ein in der Mutter Bruſt. Elektra. Ich rief dich mahnend auf zur That, Und faßte ſelbſt zugleich das Schwert. Der Chor. Ja, du verübteſt der Thaten ſchwerſte! Oreſtes. Nimm, birg in dieſe Tücher hier der Mutter Leib, Ded? ihre Wunden zu! (vor die Leiche tretend) So haſt du Mörder dir gezeugt! Elektra. (bie Todte verhüllend) Sieh, freundlich und nicht freundlich dir, Hull' ich dich in's Todtenkleid, Endend das ſchwere Geſchick des Hauſes! (Dte Dtosturen erſcheinen.) Dev Chor. Dod itber das Dad des Palaftes (o feht!) Dort ſchweben ja, find es Damonen? daber, Sind's himmlifhe Götter? Cin Weg bahnt hier Sih für Sterblidge nidt! Was treten fie dod Cidtbar vor die Blide der Menſchen? Kajtor. Cohn Agamemnons, hore mid: es rufen dtr Der Mutter Briider beide gu, dte Sdhne Zeus’, Sh Kaftor und mein Bruder Polydeukes Hier. Wir dampften eben graufen Sturm in wilder See, Und eilten ber nad) Argos, als wir fahen, wie 1190 1195 206 Eleftra. Welder Gaftfrennd, welder Fromme, fdeute mit mid anzuſchaun, Der den Schooß der Mutter ſchlug? Elettra. Wohin, wohin, ad, werd’ ich gehn? Bu welchem Tang, Ru welchem Hochzeitfeſte? Welder Gatte wird Mid) im Broutgemad empfangen? Oreſtes. In andern Sim iſt dein Gemüth gemandelt nad dem Winde! Fromm denkft du jezt, und anders dachteſt du guvor: Grauſam, Yiebe, thatejt du Un mir, dem Bruder, der fid) ſträubte, Schweſter! Uh, fahft du, wie die Mutter ans dem Kleid hervor Die Bruſt enthiillte bet dem Mord, die Arme, (webe, wel nur!) lind fic) kläglich niederwarf am Boden? Weid) ward mir Das Herz. Eleltra. at) weiß es, wohl ergriff did) Schmerz, Als du der Mutter Weheruf Vernahmſt, die dich geboren. Oreſtes. An's Kim die Hand mir legend, rief ſie jammernd mee Die Worte gu: „Mein Kind, mein Kind, Erbarmen!“ Und hing fid) feft an meine Wangen, Dag der Stahl aus meinen Händen fant. Gieftra. © Grauen! Wie vermodteft du’s Der Mutter Word mit Augen Su ſehen, wie fie binftarb ? Gleftra. Orejtes. Bor diefe beiden Augen warf id mein Gewand, 1200 Hob den Stahl, wie opfernd, auf, Und fenft’ ihn ein in der Dtutter Bruft. Giettra. Ich rief did) mahnend anf zur That, Und fagte felbft gugleid) das Schwert. Der Shor. Ja, du veriibteft der Thaten fdrwerfte! Oreſtes. Nimm, birg in dieſe Tücher hier der Mutter Leib, Ded? ihre Wunden zu! (vor ble Lelche tretend) So Haft du Mörder dir gezeugt! Gicftra, (bie Dobte verhiillend) Sieh, freundlid) und nicht freundlid) dix, Hill’ ih did) in's Todtenflerd, Endend das ſchwere Gejdhic des Hauſes! (Die Diosturen erſcheinen. Det Chor, Dod iiber das Dad des Palaſtes (o feht!) Dort ſchweben ja, find es Damonen? daher, Sind’s himmliſche Gotter? Cin Weg bahnt hier Sid fiir Sterblidhe mat! Was treten fie dod Sichtbar vor die Blide der Menſchen? Sajtor. Sohn Agamemnons, hire mid): es rufen dir Der Mutter Britder beide gu, die Söhne Reus’, Ich Kaſtor und mein Bruder Polydenfed hier. Wir dämpften eben graujer Sturm im wilder See, 1220 Und eilten her nad) Argos, als wir ſahen, wie f Elektra. Elektra. O drück' an die Bruſt mir liebend die Bruſt, 00 Bruder, Geliebteſter: Uns trennt von dem Hauſe der Ahnen ein Fluch, Der gemordeten Mutter blutiger Fluch! Oreſtes. Auf, ſchlinge die Arm' um den Bruder, und laut, Wie den Todten am Hügel, bejammere mich! Kajtor. 05 Web! Furdtbar tint felbft Göttern das Wort, Das jezt dir entfloh: Denn aud id und die Himmliſchen fühlen fie mut, Vielduldender Sterbliden Tritbfal. Oreftes. Sd fehe did) niemals wieder. Gleftra. Und id, 10 Sd) foll wie mehr in’s Auge div febn. Lrejtes. Dies ift mein leztes Geſpräch mit dir. Elektra. Leb glücklich, o Stadt! Yebt glücklich aud) ihr, argeiiſche Frau'n! Crejtes. Du Treuefte, ſcheideſt du ſchon von mir? Elektra. 5 Wohl ſcheid' ih, Thränen im zärtlichen Blick. Oreſtes. (gu Pylades) Mein Freund, zieh' hin, ſei glücklich und nimm Dir Elektra zum Weib. — t 14 * 211 Anmerkungen zu Elektra. Vers 1. JInachos, ein Flug bet Argos. - § los, etn alter König Troja’s, von dem Shion den Namen hat. Ueber ihn, fo wie ilber das trojiſche Königs— geſchlecht überhaupt, f. Homer Yl. 20, 215—240. - 23. & nosvtrogag 18 natgds. - 29. Klytämneſtra glaubte fic) wegen der Ermordung Aga- memos gerechtfertigt, weil er unter dem Vorwanbde, feine Sochter Iphigenia mit Achilleus vermählen gu wollen, diefe famt dex Mutter nad Aulis gelodt und dann geopfert hatte. 2 §8 Wohl fant ich nidt in foldhe Noth, daß id teine, Diencrin halter könnte, die an meiner Statt Waffer triige. Sie thut die gemeine Arbeit nidt aus Noth, fondern um damit den Gésttern ihre unwürdige Lage zu zeigen. 59. Die Alten glaubten, daß die Getter Nachts auf Crden unter dem Menſchen wandelten. - 60. & agin, da8 fic) an patégyonas B. 57 anſchließt: V. 5S und 59 find wie eine Paranthefe gu faffert. 99. L. Cyrav x adelgyy. Man könnte anc) Tefen: Opto F adedgiiv, wo Dann Cytw von twa B. 97 abbangig wire. - 109. auf geſchor'nem Haupt: Zeiden ber Trauer. 115. & @yevopay Ayautuvovos. (Obne xsge.) - 180. &. thanor Evyyor’, alarevers. Wer die alte LeSart: Evyyove, Aatoevecc, beibehalten will, fefe ben deutfchen Vers fo: Weilft Du dDienend, im weldem Haus. v Vers 488. = 490. = 503. = 587. = §47. « 631. = 644. 2 655. - 675. Anmerfingen zu Clettra. 215 LQ. wolsoy te oder yorioy ve. L. oxtgor rad’. S. zu V. 320. Q. oxot0g AnBwr exelgnr” ij cade yOordg. Q. edxdewe. L. nagésae 3° Ire nooes, L. dty’ ndlac. Q. ner’ anarvtayv jenrtel. Q. xai cok agogwra, Oonoiiar AiycaOov Seveir. - 689ff. S. die Anmerk. zu Iphigen. in Tanri B. 185. Nach = 696. = 1700. = 730. = 745. = 746. nem Tove des Pelops ftritten feine beidben Söhne, Atreus und Thyeftes, um die Thronfolge. Cin göttliches Zei- chen follte entſcheiden: und fiehe! Atreus fand in feiner Heerde ein Lamm mit goldenem Blick. Aber feine Gee mahlin Aurope entwendet das Thier, und ſchenkt es ihrem Buhlen Thyeſtes. Atreus, darüber ergrimmt, ſtürzt die Verrätherin in's Meer, ermordet ingeheim die Söhne Des Bruders, und tiſcht ihm vas Fleiſch der— ſelben auf: ein Gräuel, vor dem der erſchreckte Sonnen—⸗ gott nach Morgen zurückfloh und oie Geſtirne aus ibren Bahnen wichen. VBgl. BW. 715ff. Auf eine ſteinerne Bühne traten die Herolde, wenn ſie dem Volke Etwas kundthun wollten. L. gaopat aden, Zeichen, wodurch jede Furcht vor einem einheimiſchen Kriege entfernt wurde. Daher die Chortänze V. 701, vaher die Opfer bet offgnen Teme petit B. 702 ff. v. wo énfloyor Guess, carmina Thyesten dominum nominantia, celebrantia, éridéysoas Ovdsny. LQ Ovaric tvex? adentac. apay ny auteig tyvde moe. Der Stun ift: cum haec mihi dicis, hortaris, ut me occidam. Q. Inioxt, tonvag fog pays tryas afer. Fag ift einſylbig zu Tefen. XVI. Der rafende Herakles. — — Perſonen. Amphitryon, Vater des Herakles. Megara, ded Herafles Gemabhlin. Lyfos, König von Thebä. Thefens, König vow Athen. Sris, Yyfja, die Gottin der Wuth. Cin Bote. Herafles, Sohn des Amphitryon und dev. Allmene. Deffen drei Söhne als ftumme Perjonen. Der Chor; Greife von Theba, Dey Schauplaz ift in Thebi. 1 qn —) er Amphitryon. Megara mit den Kindern des Heralles ain Altare Zeus’ des Retters gelagert. Ampbhitryon. Wer fennt den Mann nicht, deffen Weib Reus einft umarmt, Amyphitryon aus Argos, der Alfios’ Sohn, Des Sohns von Perfeus, und Herafles’ Vater ift, Mid, hier in Thebä wohnend, wo der Erde Schooß Die Männerſaat entfproffen, deren Wenge Der Gott der Sdhladten übrig ließ, die Kadmos' Stadt Der Söhne Söhnen aufgebaut? Von ihnen ftammet Der Sohn Menökeus', Kreon, der dies Land beherrfdt. Und Kreon ward der Vater diefer Megara, Der einft am Hochzeitfeſte bet der Flöten Lon Zujauchzten alle Kadmosfihn’, als Herafles, Der Stolze, fie in meine Wohnung Heimgefithrt. Mein Sohn verlieR dann Thebe, das id mir zum Siz Grforen, lief den Schwäher und die Gattin bier, Und wiinfdt’ in Argos Mtauern, da8 Kyklopen einft Erbaut, gu wohnen, das id) floh, naddem durd mid Gleftryon gefallen. Dod um meine Noth Bu lindern und im Vaterreich zu wohnen, jolt Sr fitr die Rückkehr grofen Lohn Mykene's Herrn, 20 Entwilderung der Erden, ob die Stadeln ibn Der Hera trieben oder fein Geſchick ihn zwang. Amphitryon. Megara mit den Mindern des Heratles am Wtare Hens’ des Retters gqelagert. Umphitryon. Wer kennt den Mann nidt, deſſen Weib Zeus cinft umarmt, Amphitryon aus Argos, der Alläos' Sohn, Des Sohns von Perjens, und Herakles' Vater ijt, Mid, hier in Thebä wohnend, wo der Erde Schooß Die Männerſaat entiprofjen, deren Wenige Der Gott der Schlachten iibrig liek, die Kadmos' Stadt Der Sihne Söhnen aujgebaut? Bon ihuen ſtammt Der Sohn Menöleus', Kreon, der dies Land beherrſcht. Und Kreon ward der Vater diejer Megara, Der einft am Hochzeitfeſte bei der Flöten Ton Rujaudsten alle Kadmosſöhn', als Herafles, Der Stolze, fie in meine Wohnung heimgefülhrt. Mein Sohn verlieR dann Thebe, Das ih mix gum Gy Erforen, ließ den Schwäher und die Gattin hier, Und wünſcht' in Argos’ Manern, das Kyflopen einft Erbaut, gu wohnen, das ich floh, nachdem durch mid Elektryon gefallen. Dod um meine Noth Zu lindern und im Baterreid) gu wohnen, zollt Er fiir die Miidfehr grogen Lohn Mykene's Herrn, 20 Entwilderung der Erden, ob die Stacheln ihn Der Hera trieben oder fein Gefdhic ihn zwang. Der rafende Herakles. 223 Der Chor. Bu dem hohen Gemade, Hin gum Lager des Greifes nah'n wir Greife, Gelehnt an Stabes Stiize, kläglich wimmernden 10 Weblaut erhebend, gleid) dem grauen Schwane: Bir, mur ein Shall, nur ein düſtres Wahngebilde Nachtgeborner Träume, Zwar zitternd, doch freundwillig, nah'n wir. Ihr vaterloſen Söhne, du, 15 O Greis, und du, bedrängte Mutter, Die den Gatten ſeufzend ruft, Der im Haus der Schatten weilt! Laſſet die Füße nicht, Laßt die ſchweren Glieder nicht ermatten, 20 Dem Roſſe gleich am Wagen, das die Felſenhöhn, Gebeugt von Arbeit, ſchweren Schritt's hinanſtrebt! Faſſ' an die Hand, faſſe mein Gewand, Wenn meines Fußes ſchwache Tritte wanken! Ein Greis, geleite du den Greiſen, 25 Dem einſt in tapfrer Männer Kampf Jünglingslanzen, als er Jüngling war, Zur Seite ſtanden, nicht zur Schmach Dir, geprieſ'nes Theben! (die Kinder betrachtend) O ſeht, wie, des Vaters Blicken gleich, der Söhne Blick 30 Strahlt in wilder Glut! Und auch im Unglück welkte nicht der Kinder Reiz, Nicht der Anmuth holdes Bild. Hellas, ha! Welche Kampfhelden, welche Verlierſt du, raubt man dieſe dir! 222 Der rajende OHerafled. Nicht überſchreiten; (ftirfer find die Woden dort, Als wir:) anf unfrer Freunde Schuz vermigen wir Nicht mehr zu zählen: fage denn, was dir beditntt, Damit wir Zeit gewinnen, wir Unmächtigen, Uns nod) gu retten, wenn der Tod uns nahe ſtehi. Amphitryon. O Tochter, traun, in ſolchen Fällen iſt es ſchwer Bu rathen, wenn man’s ohne Wahl leichthin verfudt. Megara. Fehlt dir's an Leid nod? Liebſt du jo der Sonne Vit? Amphitryon. Das Leben freut mich, und die Hoffnung lieb' id aud, Wiegara. Und wh; dod, Alter, hoffe nits Unmögliches. Amphitryon. Säumt mur das Unglück, iſt es ſchon Erleichterung. Megara. Die Zeit der Trauer ängſtet mich, die mitten liegt. Amphitryon. Mein Kind, vielleicht nod möchten wir mit quiem Wind Entflieh'n Der Trübſal, welche mid) und did) bedrangt; Aud) kommt dir wohl dew Gatte, mir mem Sohn zurüd. Drum jet getroft und detnen Kindern fille du Der Thranen Quelle, trofie fie, berücke fie Mit Mahrden triigend, ijt es and etm armer Drug! Denn wohl ermüdet endlid) aud) der Menſchen Leid; Nicht immer athmet ungeftiin des Windes Hauch, lind wer on Glüch iſt, iſt es nicht auf immerdar; Denn Alles wechſelt unter ſich, Nichts bleibt beſtehn. Der aber iſt der Beſte, der auf Hoffnungen Allzeit vertraut; verzagen mag der Schlechte nur. Der rafende Herafled. Der Chor, Bu dem hohen Gemade, Hur zum Lager des Greifes nah'n wir Greiſe, Gelehnt an Stabes Stine, kläglich wimmernden ) Wehlaut erhebend, gleid dem grauen Schwane: Wir, nur ein Sdall, mur ein diiftres Wahngebilde Nadtgeborner Träume, Bwar jitternd, dod) freundwillig, nah'n wir, Shr vaterlofen Söhne, du, O Greis, und du, bedrängte Mutter, Die den Gatten ſeufzend ruft, Der tm Haus der Schatten weilt! Vaffet Die Füße mit, Laßt die ſchweren Glieder nidt ermatten, Dem Roffe gleid) am Wager, das die Felſenhöhn, Gebeugt von Urbeit, ſchweren Schritt's hinanſtrebt! Faſſ' an die Hand, faſſe mei Gewand, Wenn meines Fußes ſchwache Tritte wanten! Ein Greis, geleite du den Greiſen, Dem einſt in tapfrer Männer Kampf Jünglingslanzen, als ex Jüngling war, Zur Seite ſtanden, nicht zur Schmach Dir, geprieſ'nes Theben! (die Kinder betrachtenb) O felt, wie, des Voters Blicken gleid), der Söhne Blick Strahlt in wilder Glut! Und aud) im Unglück welfte nidt der Kinder Reig, Nicht der Anmuth holdes Bild. Hellas, ha! Welche Rampfhelden, welche Berlierft du, raubt man dieſe dir! 224 Der raſende Herafled, Dod) hier erblic’ id) Lykos ja, des Yondes Herrn; Ge ſchreitet eben nahe zum Palaſt heran. Lytos mit Gefolge. — Megara. Der Chor. Yytos, Herafles’ Vater und Gemabhl, euch fragt’ id gern, Wenn mir’s vergönnt ift, und verginnt ift mir’s, foviel Ich will, au fragen, weil id euer König bin. Wie lange judjt ihr eure Reit gu friſten mod? Wo feht ihr Hoffnung oder vor dem Tode Schuz⸗ Wähnt ihr, Herafles, der in Hades’ Hauſe ruht, Der fomme wieder, daß ihr fo voll Ungebiihr Anhebt die Tranerflage, wenn thr fterben jolt — Du, der mit eitler Prahlerei ganz Hellas fullt, Daß Rens, dein Weib umarmend, einen Bott gezeugt, Du, die des beſten Mannes Weib zu fein ſich ruhmt? Was iſt es denn, dad Große, das dein Held vollbradt, Der cines Sumpfes Schlange wohl vernidtete, Den Leu'n Nemeia's, welder er in Striden füngt Und prablt, mit Armes Schlingen hab’ er ihn erdriidt? Darauf vertranend hadert ihr? Defwegen foll Heratles’ Stamm dem Tode nicht verfallen fein? Des Planned, der, fo nichtig, dod) Des Helden Ruhm Gewann, im Kampf mit Thieren ſtark, in Anderm nicht, Der nie den Schild am linken Arme trug und nie Der Lanze kühn ſich nahte, nem! den Bogen nur, Die ſeigſte Waffe, führte, ſtets zur Flucht bereit! Denn Pfeil und Bogen zeigen nicht des Mannes Werth; Nein, kühn beſtehn der Lange raſche Hurd’, ine Kampf Shr kühn entgegenbliden, das bewahrt den Dian, Dod, fo au handeln, Alter, tretbt nidt Grauſamleit, Mid swingt die Vorfidt; weiß ich dod, von meiner Hand 25 30 wh Qt 10 aoa or Der rafende Heratles. 227 Dod) Hier beſchüzt euch, Kinder, nidt die Theberftadt, Nidt Hellas, mid, den fdhwaden Freund, fudt ener Bld, Mid, welder Nits hat, als der Bunge leeren Schall. Der einft fo tapfern Arme Kraft, fie floh dabin, Die Starke ſchwand, vom Alter zittert mir das nie. Dod, war’ id jung nod, meiner Glieder Herr wie fonft, Die Wehr ergriff’ id, farbte dem ſein blondes Haar (auf Lykos beutend) Mit Blute, dag er über Atlas’ Marken weit Hinaus vor meiner Lanze floh’ in feiger Fludt! Der Chor. Seht da! Dem edlen Deanne beut ſich immer Stoff Bum Reden, ift er ungeiibt in Worten aud. Lyfos. Erhebe du did) wider uns mit ftolzem Wort: Sh wende dafür gegen did dte ſchlimme That. (gu den Dienern) Auf, fendet ihr gu Parnaffos’, ihr in Heliton’s Thalfdludten Männer, Klöze mir vom Eichenſtamm Bu fallen; wenn ihr diefe dann zur Stadt gefdafft, Co hiuft am Opferherde rings das Holz empor, Und fo verfengt fie alle, fo verbrennt fie mir, Damit fie wiffen, daß im dtefem Lande nidt Der todte Kreon, fondern id) jezt Herrſcher fei! (gu dem Chor) Und ihr, o Greife, weldhe mir und meinent Sinn Entgegenftreben, bald beweint thr midt allein Herafles’ Kinder, fondern eud) und ener Haus, Wenn eud) ein Leid getroffen; dann entfinnt ihr end, Dag thr dte Sflaven meiner Macht geworden feid! 15 * 226 Der rajende Herafles, Madhdem er taufjend Pfeile warf auf Andere. 4 Den ferne ftehend, wehrt ex ab ded Feinded Macht, Und trifft mit unfidjtbarem Pfeil die Schenden. Den eignen Körper gibt er nicht Dem Gegner preis, Nein, wohlgeſichert fteht er; und das ijt im Kampf Das Klügſte ja, Derm Feinde wehzuthun, und fid Sugleid zu wahren, nicht dem Zufall bloßgeſtellt. Nun, — dieſe Worte lauten wohl ganz anders, Herr, Als deine Reden fiber bas, was uns entzweit. Dod) ſprich, warum du dieſe Kinder tödten willſt“ Was thaten fie dir? Klug in Einem adt’ ich dtd, 5 Dag vor der Helden Söhnen du, feigherzig jelbjt, Did) fürchteſt: aber dieſes ift dod hart fitr uns, Wenn deiner Feighert wegen uns Tod treffen foll, Der dir von uns gebührte, die wir beffer find, Went Zeus geredjten Sinnes fic) bewährt' an uns. Verlangft du nun in dieſem Lande Herr zu ſein, Laß uns ans Kadmos' Marken zieh'n als Flüchtlinge: Dod nicht Gewalt verübe, daß du nicht Gewalt Erfahreſt, wann ſich umgewandt dee Glückes Hauch. web! O Land bes Kadmos! Denn gu dir aud) werd’ id) mith, 5 Dir zuzurufen diejes vorwurfsvolle Wort: So ſchirmet ihr Herafles, fo des Helden Stamm, Der, Ciner, wider alle ftritt, die Minyer, lind Dem ihr's danfet, daß ihr fret Das Aug' erhebt? Auch Hellas Lob’ i nimmer, roll es ſchweigend wie 220 Grtragen, daß fie meinem Sohn jo ſchnöde lohnt, Sie, die mit Feuer, Lanze, Schild den Kindern Hier Beiſtehen mußte, dantbar, dag er Land und Meer Weithin gereinigt und die großen Vih'n vollbradt. BO Bd 90 95 )0 Der rafende Herafles. 229 Was unter Schmerzen id gebar? Und Sterben diintt Aud mir cin Unglitd; aber wer, Nothwendigteit, Dir widerftrebte, mein’ iG, war’ ein blinder Thor. Weil unfer Loos denn Sterben ift, fo fterben wir, Nicht Hingezehrt von Flammen, wunfrer Feinde Spott, Was mir ein größres Uebel ditnft, als felbft der Tod! Denn vieles Cole ſchulden wir an unfer Haus, Du haft im Krieg dir hohen Ruhmesglanz erfimpft: Co wir’ es unerträglich, ftiirbft du feigen Lod! Und mein erhabner Gatte hat genug gezeigt, Daß er der Kinder Leben nidt erfaufen will Um ſchnöden Rufes Sande; denn der edle Mann Fühlt Schmerz um feine Kinder, wenn fie Sdande trifft. Ich aber darf de8 Gatten Vorbild nicht verſchmähn. Dod nun erwäge deiner Hoffnung Grund mit uns, Du meinft, Herakles fehre nod) an's Lidt zurück: Wann ftiey ein Tobdter aus de8 Grabes Nacht herauf? — Dod wohl mit Worten ftimmten wir den Lyfos um? Ummöglich! Meiden miiffen wir den rohen Feind, Uns fitgen nur dem weifen, wobhlgezogenen, Von dem dir leichter Gnade wird, vertrauteft du. Sd dadte fon, wir follten fitr die Kinder Hier Um and’sverweifung bitten; dod) hart ift es aud, Das Leben retten für der Armuth Jammerloos. Denn eines Gaftfreund’s Wuge zeigt dem flüchtigen Waftfreunde, fagt man, heitern Blick nur Cinen Tag. So wag’s mit uns zu fterben, was dod) deiner Harrt: Bet deinem Hodfinn rufen wir, o Greis, did auf! Wer wider Götterſchickſal auszudauern ftrebt, Wohl ift er muthig, dod fein Muth ift Thorenmuth; Denn was verhingt ift, wendet aud fein Gott zurück. 228 Der rofende Herafles, Der Ghor. Shr Söhne diejer Erde, die Der Schlactengott, Des Draden Kiefer leerend, Hier einſt ausgeſüt, Unf, hebt die Stabe, Stitzen eurer Hand, empor, Und firbt mit Blute diejes Mann's rudlofes Haupt, Der, nidt aus Kadmos’ Stamme, Theba’s Siinglingen Gebent, der Feigling, hergeſchifft aus fremdem Yond! Dod) ftraflos ums gebteten folljt Ou nimmermehr, Nicht haben, was mit vielen Mühen diefe Hand Errungen! Dorthin hebe did), woher du fomft, Und frevle: dem Herafles’ Kinder tödteſt du Niemals, jo lang id) tebe! Nicht fo tief verbirgt, Entfernt von feinen Kindern, ihn der Erde Schooß. Du brachteſt diejem Lande ja dew Untergang: Gr, jein Erretter, Grntet nicht verdienten Danf. Und mith’ id) dann mid) mylos, wenn id) meinem Freund Sm Tode diene, wo Der Freund am nöthigſten? 55 O wie verlangft du, meine Hand, nad Speer und Schwert Dod deine Unmadt löſchte dein Berlangen ans. 3d wiirde dir wohl wehren, dex mich Knecht genannt, Und hier in meiner CXheberftadt mit Ruhm bejtehn, Wo du did) briifteft! Weiſe denft ja midht die Stadt, Die franft an Aufruhr und zerfällt durch bijen Math: Sie hätte Dich jonft mimmermehr jum Herrn beftellt. Wirqara. Dank end, ihr Greije! Denn es jiemt den Freunden wohl, Geredt ju jiirmen, wenn in Noth die Freunde find. Dod jollt ihr, unjertwegen anf den Herrn ergrimmt, Kein Leid erfahren! Num vernimm, Amphitryon, Auch meine Meinung, ob fie dir am Orte fdjeurt. Sd liebe dieſe Kinder; wie denn liebt' id) midt, Der rafende Herafles. 231 Megara. O Kinder, folgt der Mutter gramgebengtem Schritt Bum viterliden Dade, wo jezt andre Herrn 85 Im Hauſe fdalten; wunfer blieb der Name mur! Amphitryon. O Reus, vergebens theilteſt du mein Lager denn, Vergebens war des Sohnes Tempel unfer Ruhm! Du warſt ein minder treuer Freund, als wir gehofft. Ich Menſch beſieg' an Tugend did, den großen Gott; 40 Ich gab ja nicht Herakles' edle Kinder preis. Du wußteſt einzuſchleichen in der Frauen Gunſt, Und brachſt in Andrer Lager ungerufen ein; Zu retten aber weißt du nicht die Deinen, biſt Ein geiſtigblinder oder nicht gerechter Gott! (ſie gehen mit den Kindern in das Haus.) Der Chor. Erſte Strophe. 45 Phöbos fällt in das fröhliche Lied mit Trauergeſang ein, Weckt mit goldenem Kiele der Lieblichhallenden Laute Klang. Doch ich will Ihn, der in die Nacht der Erde, 50 Der Schatten ſtieg, (ſoll ich den Sohn Kronions, Amphitryons Kind ihn nennen?) Seine Müh'n im Geſange kränzen Mit ſchallender Lieder Lob. Denn großherziger Thaten Preis 55 Iſt die Zierde der Todten. Erſt erlösſt' er Kronions Heiligen Hain von dem Löwen; Ihm umhüllte das blonde 230 Der rajende Heralles, Der Chor, Wenn ritftiq ware diejer Arm, und Ciner did Bu höhnen wagte, würd' thm leidt ein Riel gefegt. Jezt bin id Nichts mehr: du bedente jelber nun, Wie du dem Unglück wehren magſt, WAmphitryon, Amphitryon. Nicht Lebensluſt, nicht Feigheit Halt vom Tode mid Zurück; dem Sohn mr rettet' id) die Minder gern. Dod ſcheint es, frudtlos ftreb’ id) nad Unmöglichem. Sieh, diejer Nacken bietet fid) Dem Schwerte dar; Durchſtoße, morde, ſtürze mich vom Fels hinab! Nur Cine Gnade bitten wir, o Herr, vow dir: Eh Ou die Kinder ködteſt, tödte mich und fie, (anf Megara Dewterrd) Dag nidt im Todeskampfe wir (unjeliger Anblick! die Kinder ſchauen, die Der Mutter und Des Vaters Boater rufen! Sonſt, wie dir's gefällt, So thue! Nichts ja rettet uns vom Tode mehr. Megara. Bu Gnade füge Gnade, fleh' auch ih zu dix, Dag dir, der Cine, Heiden uns gefallig jeift. Laß mid) die Kinder ſchmücken mit dem Todtenſchmuch, Das Hans erjdliefend, das man uns dis jezt verſchloß, Daß dies dod ihuen werde, died vom Baterhans! Yuyfos. Das wird geſchehen: Diener, ſchließt die Pforten anf! — Hinein, und ſchmlickt enh! Kleiderſchmuck mißgönne teh midht, Und habt thr end mit eurem Todesſchmuck umhüllt, Erſchein' id wieder, eud) der Unterwelt gu weihn. (geht ab.) Der rajende Herakles, Miegara, O Rinder, folgt der Mutter gramgebeugtem Schritt Bum väterlichen Dade, wo jezt andre Herrn Sm Hauje fdhalten; unjer blieh der Monte mer! Amphitryon. O Zeus, vergebens theilteſt du mein Lager denn, Vergebens war des Sohnes Tempel unſer Ruhm! Du warſt ein minder treuer Freund, als wir gehofft. Ich Menſch beſieg' an Tugend did), den großen Gott; ) Ich gab ja nicht Herakles' edle Kinder preis. Du wußteſt einzuſchleichen in der Frauen Gunſt, Und brachſt in Andrer Lager ungerufen ein; Zu retten aber weißt du nicht die Deinen, biſt Tir geiſtigblinder oder nicht gerechter Gott! (fie gehen mit Den Findern tm pas Haué. Dev Chor, Erfte Strophe. Phobos fallt in das fröhliche Yied mit Trauergejang ein, Wet mit goldenem Riele der Vieblidhallenden Laute Klong. Dod id) will Ihn, dev in die Nacht dev Crde, Der Shatten ſtieg, (ſoll ih den Sohn Kronions, Amphitryons Kind ihn nemnen?) Seine Müh'n im Gejange franyen Mit fGhallender Lieder Lob. Denn gropherziger Thaten Preis Sit die Zierde der Todten. Erſt erlost’ er Kronions Heiligen Hair von dem owen; Ihm umhuüllte das blonde 232 Der raſende Herakles. Haupt der furchtbare Rachen des feurigen Unthiers, deckt' ihm den Ritcen. Erfte Gegenftrophe. And) der wilden Rentauren Voll, Das anf Vergen umherſchweift, Traf er mit blutigem Bogen einſt, Sandt’ ihm Tod mit beſchwingtem Geſchoß. 55 Das weiß der fchinwirbelude Strom Peneios, Die weiten, frudtleeren Gefilde jahen’s Und Beltons Weljenthaler, Auch des Homola nahe Grotten, Wo, mit Fidten den Arm bewehrt, ‘0 Sie die Gauen Thefjatia’s Hod anf Roſſen begwangen. Dann die Hinde mit goldnem Geweih Streckt' er hin, die gefledte Räuberin des Gefildes, 5 Die der Sittin von Oenoé, Der Thiertddterin, Luft war. Bweite Strophe. Uud den Wagen beftieg er Und bezwang mit dem Baum die Koffe Diomedens, die au der Hlutigen Koſt am det mordender Krippen Hinftiirmten, ungehemmt vom Raum, Sih an Menjdenfleijd (o grauſes Mahl!) gu laben. Dahin über Hebros' Silberflut Sezt' er und vollbradte Das Werf, dienſtbar dem Herrn Diyfena’s. 5 Dranf an Pelions Höhn erſchloß er dem Bergſtrom ein Thor: Der rafende Herafles, Und der Fremdlinge Mörder, Kylnos, erlegt’ ex in Amphanaia's Ungaftlider Wildnig. Zweite Gegenftrophe. Wud gu fingenden Jungfrau'n ) In des Hefperos Fluren fam er, Um die goldene Frucht mit der Hand von den goldenen Blittern gu pflücken, Erſchlug den purpurjduppigen Draden, der unnahbar fie bewadt’ in weiter Kreiſen. Der See tiefe Budten orang er urd, | Meeresftille ſchuf er, Die Bahn ebnend der Menſchen Rudern. Mitten aud an des Himmels wölbenden Thron fagte fein Urm, Als er fam gu des Atlas Haus, und trug die geftirnten Gye ) Der Gitter mit Mannskraft. Dritte Strophe. Rur gaultummelnden Amajonenfdaar Am vieldurdftrimten Mädoterſee Bog hin der Held durch Eureinos' Brandung; (Und wen vom Land Hellas nidjt Sammelt’ ex zum Freundesheer ?) Der Aresjungfrau Gewand Tradtet’ er, dem goldnen, nad, Des Giirtels unheifvollem Raub, Des fremden Mädchens ftolje Beut’ empfing fofort 410 Hellenenland, fie bewahrt Mykenö. Und den taujendfipfigen Hund, 234 Der rajende Herakles, Den mordjhnaubenden, Lerna's Hydra, tilgt’ er mit Feuer, Tandt’ in Gift die Perle, Die den Tod Erytheia’s Hirten, Dem dreileibigen, ſandten. Dritte Gegenſtrophe. Noch viel anderer Kämpfe Siegesbahn Durchlief er, ſchiffte zum Hades dann, Dem ſchmerzenreichen, Biel ſeiner Mühen, Und endet dort (Armer! fem Leben, kam nicht mehr zurück. Von Freunden leer trauert das Haus; Auf dem Todespfade, wo Niemand zurückkehrt, harrt der Rahn Charon's der Heldenſöhne ſchon: o Sünd', o Gräul! Auf einen Arm blickt dein Haus: du kommſt nicht! Bluͤht' ich kräftig in Jugend nod), Schwänge der Speer in der Feldſchlacht; Samt den Altersgenoſſen Schirmt' id) flarf die Minder: Aber nun verſchwand mir der Leng Der glückſeligen Sugend, Dod) id) fehe ja dort, in der Todterr Gewand, SiG nahen Herafled’ Kinder, des Manns, Der ehe jo grog war, aud fem Weib, Das die Söhne wie Moff’ an der Seite des Bods Hinfdleppt, und Alkmena's greiſen Gemahl. 3d) Verlorener, web! Ich fann nicht mehr des erlofdenen Blids 440 Borbredenden Thränen gebieten, Der rajende Herakles. 235 Megara und Amphitrhbon flommen mit den Kinder aus dem Hauſe jurid. Der Chor. Wiegara. Wohlan! Wer iſt der Prieſter, der die Kinder ſchlachtet? Wer Der Würger, der mein armes Leben morden foll? Bereitet find die Opfer, im den Tod gu gebn. O Kinder, weld ein Trauerzug von Todten wir, Greig, Knaben, Mutter allzumal dabhingejdleppt! O mein Berhängniß, meiner Söhn' unſelig Loos, Die (weh!) zum leztenmale mun mein Auge ſieht! Euch gab ich Leben, und dem Feind erzog ich euch, Bum Hohn, zum Spielwerk und geweiht dem Untergang, Web! Ich jtitrgte tief vom ſchöngeträumten Glück hina, Das enved Vaters Rede mid einſt hoffen ließ. Dir theilte, Sohn, der todte Vater Argos gu, Das Haus Curyjtheus’ jollteft du bewohnen einſt, Im ſchönen Frudtland Herrfdend, ut PBelasgia, Des grimmen Thieves Hiille warf er dir um's Haupt, Des Yeu'n, womit gewaffnet ev dem Kampf beftand. Du follteft Serr tm wagenveiden Thebe jem, Das Yond befizen, welded td) als Erb’ empfing, Wie du von meinent Bater dir’s erbatjt, o Rind. In deine Redjte, Feindestroz gu webren, gab Gr feine Keule, Dadalos’ trugvoll Gejdent. Und. dir verhieß ev als Beſiz Dedalia, Das jein Geſchoß ferntreffend einſt eroberte, So hob er cud) drei Söhne hod) empor zu drei Gewaltigen Throne, jeines Muths ſich ſtolz bewußt. Ich hatte froh im Geiſte ſchon zu Bräuten euch 236 Der rafende Herafles. Die beſten Jungfrau'n tm Wthenerland erſehn, Sm Spartervolf, in Thebe, dak ihr glücklich wärt, An fidern Tauen ener Schiff befeftigend. Und nun — dahin ift Wes; wmgewandelt iſt Das Schickſal, das die Kerem euch gu Brüuten gibt; Mich Arme läßt es Thränen ftatt des Bades weih'n! Und hier des Vaters Vater gibt das Ehrenmahl Dem Shattengotte, der Herafles’ Schwäher ward! AG! Wert vow euch am erſten oder wen zulezt Drie’ id) an dieſen Buſen? Wen küßt diejer Deund? Wen, wen wumarm’ id? Wie, der gelben Biene gleich, Samml’ id die Klagen aller auf in Einen Laut, Vereine fie in Cinem langen Thränenſtrom? O Theurer, wenn man eine Stimm’ aus Menſchenbruſt Vernimmt im Hades, ruf' th div, Heralles, yu: „Dein Vater ftirbt, es fterben deine Sohn’ und id, Die deinetwegen alle Welt einft glücklich pried, Romm, rette! Wer and) Sdatte nur, erſcheine mir! Und nur erjdeinend wärſt du mir ein ftarfer Sang: Denn gegen did) find deiner Sihne Mörder feig!” Amphitryon. Bereite du, Frau, was dew Todesgöttern ziemt: Sq aber hebe meine Hand zum Himmel auf, Und rufe dir, Bews, willft du dieſe Kinder hier Beſchüzen, eile, weil du bald nicht mehr vermagft! Dod oft ja rief id) ſchon zu dir: ich rief umfonft; Gin ftrenges Schickſal, wie mir ſcheint, will unfern Tod, Auf denn, o Greife! Flüchtig eilt das Leben Hin; Drum wweihet froh der Erde kurzen Traum der Luft, » Von Tagesanfgang bis yur Nacht von Rimmer frei! Auf unfre Wunſche nimmt die Zeit niemals Bedadt: 40 145 Der rafende Herakles. 239 Herafles. Dod was bedeutet diefer Schmuck, der Todten giemt? Megara. Die Todeſskleider find es, die wir angelegt. Heralles. Ihr ſollt gewaltſam ſterben? Ich Unſeliger! Megara. Rein Freund befdiigt uns, und man fagte did fiir todt. Herafles. Wie fam es denn, daß folder Kleinmuth euch befiel? Megara. Mykene's Herrjder that eS uns durch Boten fund. Herafles. Warum verließt ihr diefeS Haus und meinen Herd? Megara. Gewalt vertrieh den Vater aus der Lagerftatt — Heratles. Durd Sdmad den Greis zu franten, trug er feine Scheu? Megara. Bon dtefer Gottin, der Gewalt, wohnt fern die Sdeu. Herafles. So batten wir, von Haufe ferne, feinen Freund? Megara. Wo hatte denn aud Freunde, wen das Glück verließ? Herafles. Die Minyerfhladten, die id ſchlug, vergaßen fie? Megara. Freundlos, id wiederhol’ es, ift das Misgeſchick. Herafles. O reißt die Todesfdleter flugs vom Haupt herab, Und hebt das Auge wiederum empor zum Lidt, 238 Der rajende Gerafles. Wmphitroon. © liebſter Maun, o Licht in deines Boaters Nat! Du bift gerettet, fommft fiir uns yu rechter Reit. Heraties. Was meinſt du? Vater, welden Aufruhr treff' 1h Hier? Wiegara. Wir find verloren! Du vergib, Greis, wen id dir 25 Das Wort vorausnahm, weldes dir an ihn gegiemt. Wir Frauen find ja weider als der Mann geſtimmt, Und meinen Rindern drohte Tod, id) wor Dabin. DHerafles, Apollon! Wie beginnft du deine Reden mir! Wieqara. Todt find dre Britder und mein alter Vater todt. Herafles, Wie? Was begann er? Welder Speev hat ihm entjeele? Megara. Yyfos, ded Yandes nener Fürſt, ermordet' thn, Heralles. In offner Feldſchlacht? Oder tobt’ Aufruhr im Vand? Diegara. Aufruhr erſchloß ihm RKadmos’ fiebenthorig Meid). Heratles. Dod, Frau, warum denn faßte Furcht den Greis und dij? Megara. Dem Vater, mir und unſern Söhnen droht der Tod. Herafics. Was fagit du? Wie? Berwaiste Kinder fürchtet ev? Megara. Sie möchten Rade nehmen einſt um Kreons Tod, Der rajende Herafles. rer Gut gu rauben; denn thr Gut daheim Der Aufwand und zerſtob der Mußiggang. Nejehen, als du kamſt in dieſe Stadt; ſam, dag Ou nicht der Feinde Schwarm er Hoffen did) Verderben trifft. Heratles. eS gleichviel, ob Die ganze Stadt mich jah. y tinen Bogel jah id) jiingft am fdlimmen Ort, und ſchloß, ein Unglück habe wohl euch heimgeſucht; So fam id denn vorfidtig ingeheim in’s Vand. Umphitryon., 90 Zum Glück erjdienft du; mom begrüße deinen Herd, Und laß dad viaterlide Hans dein Auge ſchaun. Bald fommt der König, Der Gemahl und Sohne dix Fortſchleppen, morden, und zugleich mid ſchlachten will, Indeß du dort weilſt, fiigt ſich Wiles wohl für did, 95 Und Siderbeit gewinnſt du; dod) verſeze nicht Die Stadt in Aufruhr, eh du diejes wohl vollbradt. Heraties, So will id) thun; Ou fpradejt recht: ich geh’ hinein! Spit heimgefehrt aus ſonnenloſer Griinde Nat, Bon Hades’ Reich und More's, will wh allererſt O Die Gitter grüßen, die des Hauſes Hiiter find. Amphitryon. So famjt du wirklich in Des Hades Hans, o Kind? Heratles. Und fiihrte fein dreifipfig Ungethiim an’s Licht. Amphitryon. Sin Kampf ed zwingend, oder alé Kora's Geſchent? Heralies, Im Rampf: die heil'gen Weihen jah ich Glücklicher. Euripides v. Donner, M1. 4. Aufl. 16 240 Der rajende Herafles, Das freundlid) wedjelnd leuchtet nad der Todesnadt! Ich aber eile (nun bedarf es metnes Arms) Vorerſt von hinnen, ftir;’ in Stauh die Wohnungen Des neuen Herrjders, hau’ ihm ab fein frevleds Haupt, Und werf’ es vor den Hunden: wen im Thebervolf 3d ungetren erfunden, dem id) Gutes that, Mit diefer fieggefrinten Wehr vertilg’ ich ihn. Mit raſch beſchwingten Pfeilen tödt' ich Andere, Mit Blut der Todten Fill’ ih an Jsmenos Flut, Und Dirke's flare Welle fiirbt ſich blutigroth! Wem foll id) eher Retter feim, als meinem Weib, Dem Greis, den Kindern? Fabhret wohl, ihr Rampfesmiih’a! Unnitz ja wart ifr alle mehr, als dieſer Kampf! Sd) muß fiir meine Sohne, ſowie fie fiir mid, Im Rampfe fterben; oder wie beſchönt' id es, Daß id mit Leu'n und Hydern mid im Kampfe maf, In den Curyfthews mid) geſandt, und nidt den Tod Bon meinen Kindern webhrte? Nicht mehr Hevafles, Der fieggefrinte, hieß' id) Dana, wie fritherbin. Der Chor, Wohl ijt es billig, dag feim Rind der Vater ſchirmt, Der Sohn die granen Meltern, fein Gemahl der Dari. Amphitryon. Dir ſteht es zu, den Freunden Freund gu fein, o Sohn, Den Feind gu haſſen; aber eile nicht gu fer. Heralles. Worin, o Vater, etl’ id) mehr als billig hier? Amphitryon. Gar Biele, arm an Oiltern, die Dem Rufe mad) Flir Reide gelten, find dem Lylos zugethan, ) Bereiten Aufruhr und der Stadt den Untergang, Nn i) Der rafende Herafles. 241 Um Andrer Gut yu rauben; denn ihr Gut dabeim Verfdhlang dex Aufwand und jerftob der Müßiggang. Du wardft gefehen, als du famft in diefe Stadt; Drum fei behutiam, dag du nidt der Feinde Schwarm Aufregft und wider Hoffer dic) Verderben trifft. Heralles. Mir gilt es gleichviel, ob die ganze Stadt mich ſah. Doch einen Vogel ſah ich jüngſt am ſchlimmen Ort, Und ſchloß, ein Unglück habe wohl euch heimgeſucht; So kam ich denn vorſichtig ingeheim in's Land. Amphitryon. Bum Glück erſchienſt du; mm begrüße deinen Herd, Und laf da8 väterliche Haus dein Ange ſchaun. Bald fommt der König, der Gemahl und Sohne dir Fortſchleppen, morden, und zugleich mid fhladten will. Indeß Ou dort weilft, fiigt fic) Wiles wohl fiir did, Und Sicherheit gewinnſt du; dod verfege nicht Die Stadt in Aufrubr, eh du dtefes wohl vollbradt. Herafles. So will id) thun, du fpradejt recht: ich geh’ binein! Spat heimgefehrt aus fonnenlofer Griinde Nacht, Bon Hades’ Reid) und Kore's, will id allererft Die Götter griifen, die des Hauſes Hiiter find. Amphitryon. So kamſt du wirklich in des Hades Haus, o Kind? Herakles. Und führte ſein dreiköpfig Ungethüm an's Licht. Amphitryon. Im Kampf es zwingend, oder als Kora's Geſchenk? Herafles. Sm Kampf: die heil'gen Weihen fah id See: Euripides v. Donner. ILL. 3. Aufl. 242 Der rafende Herakles. Umphitryon. 605 Und ift im Königshauſe fdon das Ungethiim ? Heralles. Der Hain Demeters nahm es anf in Hermion. Wmphitryon. Weiß Argos’ Konig, dag On kamſt an's Licht herauf? Heralles. Nein; eher wollt' id) wiſſen, wie's end hier ergeht. Amphitryon. Dod was verzogſt Ou ſolche Zeit in Hades’ Haus? Heralles. Theſeus zurückzuführen, ſäum' ich, Vater, dort. Amphitryon. Und wo verweilt er? Ging er heim in's Vaterrtich Heralles. Nad) Atthis, freudig, daß er Hades’ Land entflohn. Dod auf, o Kinder! Folgt dem Bater nad in's Haws. Shr geht yu größrer Freude, traun, Hinein, als thr 515 Herausgegangen. Alſo ſeid getroften Muths, Und badet euer Ange mt in Thranen mehr! Du, there Gattin, ſammle did) und faſſe Muth, Hör' anf yu zagen! Laſſet ab von meinem Reid: Denn Flügel hab’ ich feime, will end) nidt entfliehn! Ha! Sie weiden nicht, nein, Mommern um fo fefter fid An mei Gewand. So nahe war end) die Gefahr? Ich will fie filhren, will fie mix, gleichwie das Schiff Die Boote, nachziehn; denn um meine Kinder mag Ich gern mid müh'n! Hier find fid alle Mlenfden gleid. 625 Denn feine Minder liebt der Hochgeborne, liebt 30 Der raſende Herakles. 248 Der Namenloſe. Dieſer lebt in Fülle, der Iſt arm; doch Kindesliebe wohnt in jeder Bruſt. (Sie gehen mit den Kindern in bas’ Haus.) Der Chor. Erfte Stropbhe. Sugend erfreut, feffelt mid ſüß; aber das Alter laftet Ueber dem Haupt dritdender ftets als die Felfen Aetna's, Und in Dunfel Hilt es mir da8 Lidt der Augen. Niemals werde mir Aſia's Thron, Afia’s Schäze mir eigen, Nod fei voll Goldes die Wohnung, Sft hiefür Jugend der Preis, 35 Dies herrlidfte Gut für den Reidthum, Dies herrlidfte Gut in der Moth! Dod das traurige, tddtende Alter hafſ' ih: Hina in's Meer Stürz' eB! Nie gu der Sterbliden Haufern, nod gu den Städten nah’n Sollt' e8, fondern in Aethershshn Stets auf Schwingen dabinfliehn! Erfte Gegenftrophe. Waret iby flug, Gétter, und wögt Mtenfdengefdhid mit Weisheit ; Schenktet thr wohl doppelte Sugend, ein Helles Merkmal Des Verdtenftes, dem, weldhen es ſchmückt; vom Hades Rehrt? ev wieder zum Sonnenlicht, | Die neuen Bahnen zu wandeln; Unedeln aber verlieh’t thr Gin einfad Lebensgeſchick. Co wiirden die Böſen am ebften Und die waderen Männer erfannt, 16* 244 Der raſende Herafles. We durd nächtlich Gewölle den Schiffern blintt der Gejtirne Zahl. Dod fern gittlides Zeichen grant Nun die Guten und Bojer ab; Ewig wedfelnd nud wogend ringt Nur nad Schäzen das Leben. Zweite Strophe. Nie laff’ 1h ob, Shariten, euch Beigugelellen den Muſen | Bum holdeften, ſchönſten Berets, Mög' ih miemals ohne Gefang Leben, ewig umbliht von Kränzen! Aud ein grauer Ganger preist nod Der Gejangsgottinnen Mutter; vom fiegsfrohen Herafles 665 Tönen unſere Lieder Nod, wo Bromios' Gabe ſtrömt, Wo die Saiten der Lyra Hell Sdallen und Libyerfloten, Nie will i Die Muſen fliehu, ) Die Dem Meigen mid) lehrten. Zweite Gegenftrophe. Den Lobgejang, delijde Frau'n, Stimmt thr an, um die Pforten Bu lieblichen Tänzen gejellt, Feiernd Leto's herrliden Sohn; 5 Und id) ſtimme vor deinem Hanfe, Wie der Sdwan, ein greijer Ganger Mit Dem wweiflodigen Bart, den Gefang an, o Herakles: Du bift unjerer Lieder Schöner Stoff; den Ruhm der Geburt 30 35 90 395 00 Der rafende Herafles. 245 Ueberftrablend, gabft du nad Ptih’n Dies jegt fturmlofe Leben Den Sterbliden, bändigteſt Alle Sehreden der Thierwelt. Lytos mit Gefolge. Amphitryon. Der Chor. Lyfos. Du fommit gelegen aus dem Haus, Ampbhitryon: Denn lange Zeit fon ift eS, dag ihr drinnen eud Mit Trauerfdleiern und dem Sdinud der Todten ſchmückt. Dod auf! den Kindern und dem Weib de8 Heratles Gebeut hervorgutreten aus dem Hauſe bier, Und fterbt fodann freiwillig, weil thr fo verfpradt. Amphitryon. Du drangft, o Herr, verfolgft mid) Ungltdfeligen, Und fpotteft meiner, nun dahin die Meinen find. Mit Mak gu eilen ziemte Hier dem König and). Dod weil den Tod gu leiden uns dein Wort gebeut, So muß ich folgen, mug vollziehn, was dir gefallt. Lyfos. Wo weilt das Weib nur, wo Herafles’ Sdhne, Greis ? Amphitryon. Soviel ich auſſen merke, kniet ſie, glaub' ich wohl — Lytos. Was thut fie? Was gu glauben, hajt du fidre Spur? Ampbhitryon. Auf heiligen Altarftufen dort und fleht um Suz. Lyfos. Unnüz, um Rettung anjuflehn die Himmlifden! Amphitryon. Und auch den todten Gatten ruft ſie ganz umſonſt. Der rajende Herafles. O Redt, Heil dir, Heil, 720 Und dir, Götterloos, wiedervergeltendesd! weiter Halbdjor. Dort bift du endlich, wo du ftevbend büßen wirſt, Du, Der Du Beſſre qualteft, als Ow felber bift! Erſter Halbdjor, Wonnevoll ftrimt mein Ang’ in Freudenthrinen aus: Gr fam wiederum, — o Gliic, mie zuvor Geahnt! — fam zurück, unſeres Landes Fürſt. Siweiter Halbdjor, Run aber laf uns, Wer, and) nad innen ſpähn, Ob Einer duldet, was wir gern thn dulden fihn. Yofos (innen). O wel, wel mir! Erſter Halbchor. Horch! Das Lied, meinem Ohr ſo ſüß tönend, wird Im Haus angeſtimmt: nicht fern weilt der Tod! Er ſchreit, der Mord Beginnt, ſtöhnend fällt vom Mordſtahl der Fürſt. Lytos innen). © Kadmos' weites Land, mid) mordet Hinterliſt! Zweiter Halbchor. Du wareſt auch ein Mörder: dir wird, dulde nur! Vergolten, büßen mußt du nun für ſchlimme That. Erſter Halbchor. Wo befleckt ungerecht ein Sterblicher hinfort Die Seligen des Himmels, erhebt wider fie das ſiunloſe Wort, ' Dak der Gitter Macht nidts vermige? 765 770 775 780 785 790 Der raſende Herakles. Eilet hervor, ſteigt aus dem Strome Des Vaters, und feiert Im Lied, den Nymphen geſellt, Den Siegeskampf des Herakles! Pytho's waldiger Fels und du, Helikoniſcher Muſen Siz, preiſet hoch, Preist in fröhlich hallendem Laut Der Theber Stadt, die Mauern, Wo die Saat der Planner ent{prog, Die Sdhaar mit den ehernen Silden, Die Söhnen der Söhne das Land gab, Cin Liht den Kadmeiern! Bweite Gegenftrophe. Shr verbriiderten Statten, wo Ruht' ein Sterblidgeborener Und Beus, der in da8 Lager Der perfeifdhen Nymphe fam! Denn dein alter Verein mit ihr, (Was id’, o Reus, nimmer gedadt) Nun ward er mir glaublid, Und glangend zeigte die Beit Den Heldenmuth des Herafles, Der aus der Erde Kammern hervor, Aus Plutons nidtlidem Haus Heimgefehrt! Du bift uns ein edlerer Fiirft, Als diefer feige König. So ward jezt deutlich erfannt Sm Kampfe bligender Schwerter, Ob nod es gefalle den Göttern, Das Redht zu bebiiten. 249 Der rajende Herafles, Yoffa. Aus edler Aeltern edlem Blut bin id) gezeugt, 820 Der Nacht erhabne Todjter und des Uranos; Dod diefes Amt Hier neiden mir die Freunde nidjt, Und ftraf’ ich liebe Menſchen, ift mir's feine Luft. Drum will i Heren, will id) did), bevor ihr feblt, Ermahnen, wenn ihr anders meinem Wort gehorcht. Nicht unberithmt auf Erden nod) bei Göttern it Der Mann, gu deffen Hauſe Ou mich ſenden willſt, Bahnloje Wüſten, wildes Meer beruhigend, Stellt' er allein der Götter Ehre wieder her, Dre kühn von Frevlerhänden angetaſtet ward. Deßhalb erſinnt ihm, rath’ ih end, fein großes Leid. Gris. Tadle du nidt, was von Here, was von mir beſchloſſen ward, Ynjja. Auf den beften Pfad geleit’ id, flihre did) vom böſen ab. Iris. Nicht, um Mäßigung zu zeigen, ſendet Hera dich Hieber. Luyffa. Zeuge mir die Sonn’, ih thue, was ih mie zu thun verlangt! Aber dir und Hera folgen Heigt mid) ftrenger Pflicht Gebot, Und im Flug end) nachzuſtürzen, wie der Hund dem Sager jolgt: Geh' id denn! So briillt des Meeres Woge midt, jo furdtbar bebt Nicht die Erde, midt fo graunvoll gudt des Blizes Sdhmer- zenshauch, Wis ich, gleich Wettrennern, ſtürme nad) der Bruſt des Herafles. 865 870 875 880 885 Der rafende Herafles. 253 Ha, ſchnell wird der Sohn fterben von BVaters Hand! 3h Unglidlider! Weh, Reus, deinen Sohn, den bald finderlofen, Wird ein ridendes Strafgeridt, Treibend zu Wuth, zu Mord, mit fdwerem Leide heimfuden. Unfelig Haus! Schon hebt ein Tanz an ohne der Pauken Getin, Nicht von dem bacchiſchen Thyrſos bewillfommt, (Unglücksgeſchlecht!) Bu blutigen Thaten, nicht dionyſiſchen Trank— ſpenden, wo das Blut der Traube ſtrömt. Zur Flucht, o Kinder, eilt hinaus! Ein Lied des Mords, Des Mordes tönt euch hier entgegen! Nach ſeinen Kindern jagt er; nicht umſonſt Wird Lyffa die Hallen durchraſen! Weh, weh, das Leid! Wie beklag' ich, ach, den greiſen Vater Und die Mutter der Söhne, die Umſonſt Söhne geboren! O ſiehe! ſieh! Vom Sturm erſchüttert bebt das Haus, ein ſtürzt das Dach. Ha, was beginnſt du, Sohn des Zeus? Zerſtörung, Zerſtörung der Hölle bringſt du, Wie dem Enkelados Pallas einſt Geſandt, auf dieſes Haus. Ein Bote kommt aus dem Hauſe. Der Chor. Der Bote. Ihr altergrauen Häupter! Der Chor. Was ſoll mir dieſer Ruf von dir? Der Bote. Da drinnen iſt es grauenvoll. = Der rajende Herakles. 255 Gin fihnend Opfer, und warum zwiefach mid mith'n, Nun id mit Einmal Alles wohl vollenden foun? Erſt, wenn id meines Dringers Haupt hiehergebradt, Entfiindig’ ih von dieſem Blute meine Hand. Gießt aus die Ouellflut, werft die Körb' ans enver Hand! Wer gibt mir Pfeil und Bogen, wer des Armes Wehr ? Gen Argos eil' ih. Hebel, Haden nehmt yur Hand, Daf wir die Mauern, die Kyflopenhand’ erbaut, Mit Meifel einft und rothem Richtſcheit wohlgefügt, Zuſammenſchmettern anf den Grund mit krummem Stahl! Dann fdritt er nad den Roſſen, (aljo gab er vor, Man jah fie nidjt,) beftieg des Wagens hohen Siz, Und trieh, als fithrte feine Hand den Stachelftod. Dod) Furdt gugleid und Laden fam die Diener an, Und Mander fagte, Hingewandt zum Anderen: past unfer König oder treibt er Scherz mit uné?” Herafles aber ſchritt tm Hans hinab, hinanf, Und ftiirgte mitten in der Gaal und fom zur Stadt ) Des Nijos, fagt’ er, war er gleid) im feinent Haws. Dann legt er fid) zu Boden, wie er ijt, umd läßt Ein Wahl bereiten; dod) ex weilt mv kurze Frift, Und zieht im Geift nad Iſthmos' wald'gen Ebenen. Und dort bes Kleiderzwanges fid) entledigend, Ringt er mit — Niemand, und verliindet froher Sieg, Sein eigner Herold, rufend: „hört!“ wo nirgend fid Gin Hirer findet. Dann bedroht' er Argos’ Herrn Graunvoll, und war in Urgos, wie er wähnt. Sofort Ergriff der Vater jeine Heldenhand und fprad: pein Sohn, was ijt dir? Welde Art von Wanderung Sft dad? Zu Wabhnfinn hat der Mord did) wohl beriict, Den eben du begangen?”“ Dod) Herafles wähnt, Der rafende Herafles, 257 Dod ihm zuvor eilt und in's Haus entrafft den Sohn Die ſchwerbedrängte Mutter und verfdlieRt das Thor. Und ev, als war’ er wirflid) vor Mylene's Stadt, Stigt, haut und hebt die Thiiren, bricht die Pfoſten aus, Und firedt mit Cinem Pfeile Weih und Sohn dahin. DHierauf, dem Greis yu morden, eilt er flugs zurück Da trat ein Bild, wie Pallas anzuſchau'n, an ihn Heran, die Lange ſchwingend, unterm Helm das Haupt, Und warf ein Felsftiid anf die Bruſt des Herafled, Das fetne Mordwuth hemmte, daß ihn Schlaf befiel. Gr ſank yur Erde mieder, mit Dem Riicen ſchlug Er an die Säule, welde, bei des Hauſes Sturz Sutzwetgeborfter, auf dem Marmorfuße lag. Wir aber wandten aus der Fludt den Fuß qurild; BVereint dem Greife, banden wir mit ftarfem Seil Ihn an die Säule, dag er nicht nod) neve Schuld Bur alten fiige, wann der Schlaf von ihm geflohn, So jdlummert unglückſel'gen Schlaf der Arme mu, Der Söhn' und Weih gemordet. O gewiß, es iff Der Menſchen feiner auf der Welt unſeliger. Der Chor, Der Mord, welden einft Urgolts’ Fels geſehn, Der beriihmtejte war er in Hellas, der größte, Der Mord, den Danavs’ Tidhter veriibt. Dod, was dieſen Mord verdunfelte, der Mord, Durd den Profne’s armer einziger Sohn erlag, da8 finige lide Rind, Für end, Muſen, jag’ id, ward er vollbradt. Du, Bens hoher Sohn, du trafſt dreter Söhne Haupt, Die du gezeugt, tn wilden Wahnſtnnes Wuth. 1000 Um wen von Diefen Flag’ id, Euripides v. Donner. 1. 3, Aufl, 258 Der rajende Herafles, Um wen ſtimm' id) an Todtengejang oder ein Lied, Dem Nadtgott geweiht? (Die Thilren Hffnen fic); mon erblict den Heralles wiſchen Sen Deichen figend und ſchlafend.) O ſeht de8 gethiirmten Palaſtes Riegel, fie wanken geborften: web! © feht vor dem Vater die Kinder, Kläglich vom Elenden hingeltrect, Der nod) dem Mord in grauenvollem Schlummer ruht! O feht hier die Bande, der verſchlungenen Stride Feffeln um Heralles’ Glieder hier, Rings befeftigt an de8 Saales marmornen Säulen! Dort aber, gleid) dent Vogel, der in bangem Schmerz Der jarten Kinder Weh beflagt, dort naht dev Greis, Mit mattem Schritte bittern Gang beſchleunigend. Amphitryon. Der Chor, Amphitryon. Thebiſche Greiſe, wollt ihr nicht ſchweigend, ſchweigend Ihn fein Misgeſchick, nun ex in Schlummer fant, Vergeſſen Laffer? Der Chor. © Greis, dic) beflag’ id) und die Kinder und Das fiegreide Haupt, ad! und die Zähre fließt. Amphitryon. Geht weiter fort von hinnen, fein Geräuſch, ihr Alten, fein Geſchrei! 1020 Weck aus der Ruhe nicht den fig ſchlummernden! Der Chor. Weh! Weld ſchreclicher Mord! Der rafende Herafkles. 259 Amphitryen. Ha, ihr werdet mich tödten! Erſchreckt ſtarrt er auf. Ihr Alten, laſſet leiſer das Klagelied ertönen, 1025 Daß nicht, aus dem Schlummer geweckt, er die Bande zerreißt, Und die Stadt und den Vater vertilgt und das Haus in den Grund ſtuürzt! Der Chor. Ich kann nicht, id kann nidt. Amphitryon. Stil! Ob er athmet wohl.. .? Mein Ohr neig' ih bin. Der Chor. Er ſchläft. Amphitryon. Ja, ſchläft unſeligen Schlaf, 1030 Er, der ſeinem Weibe den Tod gab, und den Kindern den Tod gab, ſendend den rauſchenden Pfeil. Der Chor. Beklage nun — Amphitryon. Ich klage. Der Chor. Das Loos der Kinder — Amphitryon. Weh mir! Der Chor. Und deines Sohnes. Amphitryon. Ach, Ach! 260 Der rafende Herafles, Der Chor, Ah, Wlter! Amphitryon. Stille, ſtille! Sr wendet ſich eben wieder, vom Schlummer erwadt. Auf! In's Haus will id ſchnell, will mid) verbergen gehen. Dev Chor. Getroft! Deines Sohn's Augen umhüllt nod) Nacht. Amphitryon. O ſehet, ſehet! 1040 Dem Lichte der Sonne möcht' ich in dem Leide wohl Eutfliehen; indeß, tödtet er mich, den Vater, Flüügt ex gum Leide das Leid, und mug Den Erinnyen and) nod büßen die Blutiduld, Der Chor. Da war's fiir did) gu fterben Beit, als du dex Mord Der Brüder deines Weibes rüchend Heim Zogeſt, nachdem du jerftirt das meerumwogte Taphos. Mmphitryon. Entflieht, entflieht, o Greife, flieht vom Hauſe meg! Entweicht vor dem wiithenden Manne, Der aus dem Schlummer erwadt! 1050 Denn bald hauft er end anf Mord andern Mord, Bedroht Nadmos’ Stadt in Wahnſinnes Wath, Der Chor, Was haft du deinem Sohne fo maklos gegrollt, In foldes Weer von Leiden ihn verjenft, o ews? (Amphitryon und der Chor verbergen fic) im Hintergrinde.) Heraties. (erwadend) Ha! Ich athine nod und fehe, was ih fehen joll, 1055 1060 Der raſende Heratles. Grd’, Himmel und des Gonnengottes Pfeile dort. Dod faßte mich's, wie Mteeresiturm: in grüßlichen Wahnſinn des Geiſtes fiel id: aus den Lungen ringt Mein glüh'nder Odem langſam num, nun ſchnell empor. O ſieh! Warum mit Stricken, wie das Schiff im Port, Iſt meine jugendliche Bruſt, mein ſtarler Arm Gefeſſelt an der Marmorſäule Trimmer hier? Der Flugelpfeil, der Bogen liegt am Grund verſtreut, Der fonjt an meinen Armen Hing, mein Kampfgenoß, lind dev mid) ftets bewahrte, mie th ihn bemahrt. Wohl, ſcheint es, wohn’ wh nahe hier Dem Todtenreidh, Ud, oder fant id) wiederum in Hades’ Haus, Wohi Curyfthens mix zurückzugehn gebot. Dod) nicht den Feljen ſeh' id) hier des Sifyphos, Nod) Pluton oder Perſephaſſa's Herrſcherſtab. Ich bin betäubt, (o Grauen!) weiß nicht, wo id) bin. Ho! Wer von meinen Freunden weilt fern oder nah, Der mid) entreißt dem Zweifel, mein Vergeſſen heilt? Denn alles fonft Gewohnte ward mir unbefannt. Wmphitryon. (ber, tole ber Chor, wieder hervorgetreten) Shr Greiſe, ſoll ich meinem Yew entgegengehn? Der Chor. Ich gehe mit dir, bleibe dir im Leiden tren, Heratles. Was weinſt du, Vater, was verhüllſt Ou dein Geſicht, Und wendeft fern von deinem thenern Sohn did) ab? Amphitryon. Mein Kind! Denn auch unglücklich biſt du dennoch mein. Herafies. Lind welded Gerbe duld’ id), dag dir Thränen wet? 262 Der raſende Herafles. Amphitryon. 1080 Was and ein Gott beweinte, widerfüühr' es ihm. Heraties. Gin prunfend Wort: dod welches Unglück ift geidehu ? Amphitryon. Du ſiehſt es ſelber, wenn du jezt dein mächtig biſt. Herafies. Sprig: agit du neuer Frevelthat mein Leben an? Amphitryon. Ich werde ſprechen, wenn die Mordwuth dich verließ. Heratles. Wuth hatte mid befallen? Nicht entſinn wh md, Amphitryon. Noch jezt erwiig’ th, ob di ganz bet Sinnen biſt. Heratles. Argwöhniſch ſprachſt du wiederum ein Räthſelwort. Amphitryon. Was thu” ih, Greiſe? Wſ' ich ihm der Feſſeln Band? Heratles. Auch jenen nenne, der mid band; ich ſchäme mid, Amphitryon. So viel vom Leid erfährſt du: lak das Andre ruhn! Heraties. So gniigt das Schweiger, um zu wiſſen, was id will? Amphitryon. Reus! Siehſt du hier, was uns von Hera's Throne tom? Herafies. Ward uns von ihr denn zugeſandt ein feindlich Loos? Wmphitrvon. Sohn, lag die Gittin; forge nur um deine Poth. 195 00 05 Der rafende Herakles, 263 Heratles. Ich bin verloren! Weldes Unglitd nennft da mir? Ampbhitryon. O fiehe! Schau die Leiden deiner Rinder Hier! Heralles. Weh! Welden Anblick feh’ id Unglitdfeliger ? Ampbhitryon. Graunvollen Krieg, Sohn, führſt du wider dein Geſchlecht. Heralles. Was fpridft du mix von Kriegen? Wer erfdlug fie hier? Amphitryon. Du, deine Waffen und der Gott, der dies verhängt. Heralles. Wie? Was begann th? Vater, Unheil meldeft du! Amphitryon. Du rasteſt! Unheil thu' ich kund, wie du's erfragſt. Herafles. Und aud an meinem Weibe ward zum Mörder ih? Ampbhitryon. Dies Alles ward von Ciner, deiner Hand vollbradt. Herafles. Weh, weh! Des Fammers ditjtre Wolf’ umlagert mid. Amphitryor. Deßhalb, o Sohn, beklag' ich jammernd dein Gefdid. Heraties. War's meme Wuth aud, die das Haus zertritmmerte ? Amphitryon. Mur Sines weiß ig, dak du ganz unglücklich bift. Herakles. Wo fagte mid dad Wiithen? Wo verdarb es mich? 264 Der rafende OHerafled, Amphitryon. Als did) das Opfer am Altar entfiindigte. Herattes, Weh mix! Warum denn fdon’ id) meines Yebens nod, Nachdem id) mete Liebſten, meine Söhn' erſchlug, Und ſtürze nicht vom ſteilem Felſen mid Hinab? Warum mit ſcharfgezücktem Stahl durchbohr' ich nicht Dies Herz, an mir zu rächen meiner Kinder Blut? Warum verderb’ id diejen Leib in Flammen met, Vom Leber tilgend alle Schmach, die meiner harrt? Dod) meine Todesgedanfen hemmt, der Hier erſcheint, ThHejeus, mein Anverwandter und mein trewer Freund, Ey wird mid fehen, und des Kindermordes Grint Wird ihm vor Augen treten, meinem Thenerfter, Weh! Was beginner? Wie, wohin vor meinem Leid Cntfliehn? Auf Schwingen oder in der Erde Nacht? Wuf! In Gewandes Duntel HUW ich diejes Haupt; Denn Scam erfiillt mid, daß ih ſolche That verübt; Das Frevlerauge wend’ wh nicht dem Reinen gu, Will nidjt den Unbeflectten zieh'n in meinen Tod! Thejeus wit Gefolge. Amphitryon. Heralies Der Chor, Thejens, Sa fom mit Undern, weldje bei Wjopos’ Flut Su Wehr geriiftet harren, Söhnen Wttita’s, Der Waffen Beiftand deinem Cohn au bringen, Greig, Denn nad der Eredhtheider Stadt erſcholl der Ruf, Es habe Lyfos dieſes Landes Thrown geraubt, Und fid) erhoben wider end) zu Krieg und Schlacht. Danfvoll vergeltend, was Herafled mix gethan, Der rafende Herakles. 265 15 Der mid erldst vom Hades, fam id, wenn, o Greis, Ihr meines Arms und meiner Heeresmacht bediirft. Dod ad, warum bededen Leiden hier den Grund? Bin id betrogen, fam zu fpat, dem neuen Leid Nidht mehr gu webren? Wer erfdlug die Rinder hier? :O Und weffen Weib war, weldhe dort mein Aug’ erblidt? Zieh'n Kinder dod gum Langenfampfe nicht hinaus: Nein, wohl ein andres großes Leid entded’ id) bier. Amphitryon. Der du den Hügel, den ölreichen, bewohnſt, o Fürſt! Theſeus. Was rufſt du mir und hebſt ſo kläglich an, o Greis? Amphitryon. 15 Gin unſelig Loos ſandten die Götter uns. Theſeus. Wer ſind die Knaben, über die dein Auge weint? Amphitryon. Erzeugt, ach, erzeugt hat ſie mein armer Sohn, Und dann legt' er kühn an ſie die Mörderhand. Theſeus. Sprich gute Worte! Amphitryon. Was du verlangſt, ich thät' es ſo gern. Theſeus. 0 Du meldeſt Grauſes! Amphitryon. Alle dahin ſind wir, im Fluge dahin! Theſeus. Was? Wie geſchah's? Der rafende Herafles. Amphitryon. Sn des Wahnſinns Zuckungen tobt' ex umher Von der hundertköpfigen Hydra Gift. Theſeus. Das iſt der Hera Wert! Dod wer fizt dort unter den Leiden, o Greis? Amphltryon. Mein, mein Sohn iſt das, der vielduldende, der Zu dem Gigantenkampf, Göttern verbündet, einſt, Den Schild am Arm, jog in's Phlegrüerfeld. Theſeus. Weh, weh! Wo lebt ein Andrer, welder gleich unglücklich ijt? Amphitryon. Keinen Sterblichen findeſt du, Der fo vielfach litt, der fo vielfach irrend umherzog. Thejeus. Warum in Sdletern birgt ex ſein unjelig Haupt? Umphitryon. Dein Auge ſcheut er, Des Freundes Und des Berwandten, das Blut aud, Das den gentordeten Kindern entſtrömt. Thejeus. Sq fom ja mitgutrauern, Greis; enthiill’ ihn dem! Wmphitryon. Unf, metn Sohn, mimm vont Auge dein Gewand, Und wirf es hin, zeige der Gonne den Blid! Denn es lämpft mit dem Schmerze die Pflicht: fo fiege die Pflicht! Ich werfe mich flehend hin, 1170 Und faſſe dir Kinn und das Knie und die Hände, Sohn, Der rafende Heratles. 267 Und die granen Zähren entſtrömen mir. Wobhlan, Gohn, bandige Den grimmen Ldwenfinn: er reift Bu mordathmender, unbeiliger Wuth did fort, 75 Und Leid willft du new gu Leid fiigen, Rind! 30 35 Theſeus. Wohlauf! O du, der hier in banger Trauer fist, Did ruf’ ih, geige deinen Blick den Freunden mm! So ſchwarze Wollenhülle hat ja keine Madt, Daf deines Jammers Höhe fie verbergen mag. Warum, die Hand vorftredend, zeigft du mir den Mord? Wohl, dak mid deine Rede nicht entheilige? Unglück mit dir gu dulden, Freund, mid Himmert’s nidt. Denn id war einft aud glidlidg; dent’ an jene Rett, Als dun vom Hades an das Licht uns rettetelt. Wie ſchmählich, wenn der Freunde Dankbarteit erliſcht, Und wenn man wohl am Glide mitgeniegen will, Dod night im Ungliid mit dem Freund gu Schiffe gebn! Erhebe did), enthülle dein unſelig Haupt, Blid’ auf gu mir! Der hodgefinnte Sterblide 90 Trägt ohne Widerftreben, was ein Gott verhangt. (er zieht thm die Hilde vom Geſicht.) Herakles. Du ſahſt, o Theſeus, meiner Kinder Todeskampf? Theſeus. Mein Ohr vernahm's, dem Auge zeigſt du hier das Leid. Heralles. Was haſt du Phibos’ Lichte dann mein Haupt enthüllt? Theſeus. Was? Du verunreinſt Götter nicht, ein Sterblicher. 268 Der rajende Heralles. Heratles, 1195 lend, Urmer, mein unreines, fludjbeladnes Hanpt! Thejeus. Wird dod) des Freundes Mahe nie Dem Freund gum Fluch Herafles, Sdin! Dak ih Guted dir gethan, es reut mid nicht. Thejeus. lind fiir das Gute jeig’ ich Dix jezt Mitgefühl. Herafies, Des Mitgefühls bedarf' id), der die Söhn' erſchlug— Thejens. Ich flag um did, Dag deines Glückes Stern erloſch Heraties, Und fand'ſt du jentals einen Unglitdjeligern? Thejens. His an des Himmels Sterne reidht dein Misgeſchich Heratles. Drum bin id woblbereitet, in Der Tod gu gehn. Theſeus. Du wähnſt, die Gottheit fimmern deine Drohungen? Herafics. 205 Und trogt der Himmel, und dem Hommel trozen wir, Theſeus. Still, daß du nicht, großſprechend, grog’res Leid evfahrit! Oeratles. Bol Leides bin ih, Habe Raum fiir leines mehr. Theiens, Was aber willft du? Bornentbrannt wo ſtürmſt da bin? Heralles, Todt wandl’ id in der Erde Schooß, woher wh Tom. Der rajende Herafles, Theſeus. 1210 Di ſpracheſt eben, wie's gemeinen Menſchen ziemt. Heratles, Leicht magſt Ou tadeln; ftehft Du doch dem Letde fernm Theſeus. Das ſpricht Herakles, der ſoviel erduldete? Heralles. Dod nie fo Schweres! Iſt dod) aud im Leiden Maß. Theſeus. Der ſeinen Menſchen wohlgethan, ihr großer Freund? Heralles. Bu nichts ja frommen dieſe mir, und Hera ſiegt. Thejens. Mie duldet Hellas, dag du ſtirbſt aus Unbedadt. Herafles. So hore, dag wh wider deine Mahnungen Mit Griinden fampye! eigen will td dir fofort, Mir war das Leben weder jest nod) friiher Hold. Buerft entſproß td diefem Mann: er mordete Der Mutter qreijen Vater, und, mit Blut befledt, Vermahlt’ er fid) Allmenen, welche mid) gebar. Ward jo des Hauſes erfter Grund mit wohl gelegt, So trifft die Nachgebornen aud nothwendig Flud. Zeus, wer er fein mag, diejer Reus, erzeugt' wm mir Gin Kind, gehaßt von Hera; doch du giirne mid: Dig adt’ id meinen Vater, nidt den Zeus, o Greis, Um Miutterbujen lag id) nod), da fandte mir Des Rens Gemahlin qranenvolle Sdlangen ju Sn meine Wiege, mir gu Tod und Untergang. Dod fpiter, als ich aufgebliht in Jugendkraft, Was foll id) fagen, weldhe Müh'n id) da beftand? 270 Der rafende Heralles, Weld) qgrimme Lowen, weldes Groun dreileibiger Typhonen und Gigantert und vierfüßiger 1285 Rentauren iiberwand ih midt in heißem Kampf! Die Hydra, ve nuit Hundert Häuptern ewig neu Aufwuchs, erſchlug ih, andrer Müh'n jahllofe Schaar Beſtand ich ruhmvoll, ſtieg in's Todtenreich hinab, Den Hund mit dreifach offnem Schlund an Hades' Thor An's Licht au führen, wie's Euryſtheus mix gebot. Zulezt vollbracht' id) dieſe That: ich mordete Die Söhne, dak des Leides Maß voll fei daheim. Nun will mein Unglück, daß id) midjt mehr wohnen darf Sn meiner lieben Theberftadt; dod, blieb’ ich and, Ich welden Tempel trat’ ih, welden Freundestreis? Anreden darf mid) Keiner mehr im meinem Leid. Soll ih nad) Argos? Aber wie? Jd bin verbannt. Wohlan, fo wend’ i emer andern Stadt mid gu! Dort treffen ſcheele Blide mid) als wobhlbefannt, Daf ſchmähend mid) der Zungen bittrer Stadel fae: „Das ift ja Zeus’ Sohn, der die Kinder einſt erſchlug Und feine Gattin! Heb’ er ſich aus dieſem Yond!” Wohl ift dem Manne, den man einſt alé glitdlid pried, Der Wedjel bitter: wem es immer sibel geht, Der fühlt dew Schmerz nicht, meil die Noth auſwuch mit ifm. Bu foldem Unbeil, abu’ id, fommt’s mit mix deremft: Die Erde ruft mir wehrend: „nicht berühre mid!” Mir wehrt das Meer, der Strdme Quellen wehren mit, Will ih hinder, und dem angefeljelten 1260 Srion gleich’ id, welden ftets umſchwingt dad Mad. Wohl ift das Befte, fieht mid) fein Hellene mehr, Wo mir in guten Tagen einft das Gli geladt, Der rafende Heralles. 271 Was foll i fortan leben? Was gewönne mir Cin thatenlofes Leben, das den Fluch verwirtt? 5 Reus’ ſtolze Gattin hüpfe denn lautjubelnd anf, nn Mit goldner Soble ftampfe fie de8 Zeus Olymp: Ste hat ja mun errungen, was fie ſtets gewollt, Den erften Mann von Hellas in den Staub geftiirgt, Sn Grund hinab gefdmettert! Wer verehrte nod Sold eine Gattin, die de8 Kronos hohem Sohn Um eines Weibes Liebe grollt, und Griedenlands Wohlthäter mordet, welche Nichts verfduldeten? Theſeus. Des Zeus Gemahlin iſt es, und kein andrer Gott, Die ſolchen Kampf geſendet: wohl erkennſt du das! Doch unverlezt vom Schichſal iſt kein Sterblicher, Der Götter keiner, lügen uns die Sänger nicht. Vereinten ſich in unerlaubtem Liebesbund Nicht einſt die Götter? Schlugen ſie den Vater nicht Um Herrſchermacht in Bande? Dennoch wohnen ſie In Himmelshöhen, ihrer Schuld ſich kühn bewußt. Was aber wirſt du ſagen, wenn nur du, der Menſch, Unmäßig grollſt dem Schickſal, und die Götter nicht? Ermahnen will ich lieber als elend dich ſehn. So räume Thebä, weil der Brauch es alſo will, Und folge mir zu Pallas' hochgeprieſ'ner Stadt. Dort waſch' ich deine Hände rein von Sündenſchuld, Und geb' ein Haus und meines Schazes Hälfte dir. Und was die Stadt mir, als ich Knoſſos' Stier erſchlug, Und ihr die zweimal ſieben Söhn' errettete, Geſchenkt, es ſei dein eigen: überall im Land Sind mir Gefilde zugetheilt: die nennt hinfort Nach deinem Namen alle Welt, ſo lang du lebſt. Der rafende Herafles, 273 e mit Thranen, (mir verwebhrt’s der Braud!) ihrer Mutter Bruft und Arme fie, \ voll Schmerzen, den ich unbewußt e! Wenn du fie int Grabe bargſt, nm Mauern, wen unglücklich and, ‘heile muthig mein Gejdid. *, Der eud) Leben gab, genoßt des Glückes nicht, end mithvoll gewann, Batererbes ſchönſtes Theil! Aid mordet’ id, pergalt dir nidt, Wattenliebe mix fo trea bewahrt, th unjers Hanjes Hut mir ausgeharrt! ſe Gattin, meine Sibu’, und wee mir! unjelig ward id, mug mid) trennen min und Kindern! O du ſchmerzlich ſüße Luſt Schmerzlich ſüßer Bund mit meiner Wehr! cud), thr Waffen, oder laſſ' td end, + Seiten jdlagend, ftets mir rufen: „Weib Rerſchlugſt Ou mit und, und trägeſt uns, rmörder!“ Und id) wollt’ im meinen Arm n? Wie beſchönt' i's? Dod getrennt von euch, n id) it Hellas Großes ausgefiihrt, 1 Sdande fterben durd dee Feindes Hand? at, behalten muß id) cud) qu meiner Qual! , Thejens, Hilf mix nod: geleite mid 8, (Dorthin tragen wir den Rerberos,) verlajj’nen Vater midt mein Gram verjehrt. 8 Kadmos, alles Bolf der Theber, auf! re Locken, trauert mit, wallt hin gum Grab r, alle jammert in vereintem Schmerz iv. Donner. CL 3. Musi. is Der raſende Herakles. 2738 Und ehre fie mit Thrinen, (mir verwebrt’s der Braud!) Und leg’ an ihrer Mutter Bruft und Arme fie, © ſüßer Bund vol Schmerzen, den id) unbewußt Zerriß, iG Armer! Wenn du fie int Grabe bargft, Dann wohn' in diefen Meauern, wen unglücklich aud, Dod gwinge did) und theile muthig mein Gefdid. O Rinder, der end) zeugte, der euch Leben gab, Der gab den Tod end, ihr genoßt des Gliides mid, Das ih in fhweren Kämpfen euch mühvoll gewann, Euch Ruhm erftritt, des Vatererbes ſchönſtes Theil! Und, Arme, dich auch mordet' ich, pergalt dir nicht, Dag du die Gattenliebe mir fo treu bewahrt, So lang in unfers Hauſes Hut mir ausgeharrt! Weh, meine Gattin, meine Sibu’, und webe mir! Wie ganz unfelig ward id, mug mid) trennen nun Von Web und Kindern! O du ſchmerzlich fiipe Luft Der Küſſe! Schmerzlich ſüßer Bund mit meiner Weber! Behalt' id euch, ihr Waffen, oder laff’ ich enc, Die, meine Seiten fdlagend, ftets mir rufen: „Weib Und Sohn’ erſchlugſt du mit uns, und trageft uns, Die Kindermörder!“ Und ish wollt’ i meinem Arm Gud tragen? Wie beſchönt' ich's? Dod getrennt vow eud, Mit welden id in Hellas Groges ausgeführt, Soll ih in Schande fterben durd) des Feindes Hand? Bleibt denn, behalter mug ic euch gu meiner Qual! Sn Ginem, Thefeus, Hilf mix nod: geleite mid Nad Argos, (Dorthin tragen wir den Kerberos, Dag mid verlaſſ'nen Vater nicht mein Gram verzebrt. O Land de8 Kadmos, alles Volk der Theber, anf! Scheert eure Coden, trauert mit, wallt hin zum Grab Der Kinder, alle jammert in vereintem Schmerz Euripides v. Donner. UL 3. Aufl. 1s 272 Der raſende Herakles, Nad deinem Tode, warn du gingſt m Hades’ Hons, Da werd mit Opfern und erhabnem Marmorgrab Die ganze Stadt Athene's dich verherrliden. Denn herrlich ſchmückt von Hellas’ Bolle fie der Kram Des Ruhmes, dag fie wohlgethan dem tapferm Mann. Ich aber will fiir meine Rettung alſo dix Den Danf bezahlen; jezo thun dir Freunde noth. Wenn Gotter Hold find, dann bedarf's der Freunde wid; Allein geniigt ja, wenn er helfen will, der Gott. Heralles. Ha, weh mir! Fremd klingt alles dies fiir meme Roth. Ich glaube nidt, dag Gitter unerlaubter Luft Sid freuten, nod) daß Götterhand je Feſſeln trug, Nod daß Gebieter einer war des anderen: Mie glaubt’ id) Etwas dieſer Wrt, noch glawh’ i'd je. Denn Nidts bedarf dod), ift er wahrhaft Gott, ein Gott: Das Ulles find armſel'ge Dichtermährchen mw. Indeß beforg’ wh, wenn th and im Leide bin, Für feig yu gelten, ſcheid' id) ab vom Sonnentidt. Denn wer dem Ungliic nicht beherzt entgegentritt, Der mag and eines Mannes Wehr nicht widerſtehn Sd will Dem Tode trogen, cil’ in deine Stadt, Und weiß fiir deine Gaben dir unendlid) Dant. Wohl hab’ ih Leiden ohne Ball ſchon durchgelämpft, Und keines floh id, feines and) hat Silren mir Entlodt, id) glaubte nimmermehr yu folder Schmach, Daß Thranen mir entitrémten, je mid) aufbewahrt! Nun mug id, ſcheint 8, unterthan dem Sdidjal fern, Wohlan! Du fiehft, o Bater, daß ich flieher muß, Siehft, dag id) ſelbſt der Moörder meiner Gime ward: ib fie dem Grabe, fdmitde wohl die Leichname, oO Der raſende Herakles. 275 Amphitryon. Komm, Lieber! Was du wünſcheſt, iſt aud mir erwünſcht. Theſeus. (indeß die Beiden ſich in den Armen liegen) So biſt du deiner Thaten nicht mehr eingedenk? Herakles. Keins meiner Leiden war ſo groß, als dieſe ſind. Theſeus. Sieht Einer dich fo weibiſch, lobt er's wahrlich nicht. Herafles. Dir gelt? ich ſchwach wohl? Früher ſchien's nicht alfo dir. | Theſeus. Gar ſehr! Der große Hérakles, wo fam er bin? Herafles. Was wareft du denn, als did) drunten Leid umfing? Thefeus. An Muthe war id ſchwächer als der ſchwächſte Mann. Herakles. Wie magſt du denn noch ſagen, daß mich Leid gebeugt? Theſeus. Komm! Herakles. (reißt ſich los) Lebe wohl, mein Vater! Amphitryon. Und auch du, mein Sohn! Herakles. Begrabe du die Söhne, wie ich ſchon geſagt. Amphitryon. Dod wer beſtattet mid, o Kind? Herafles, Ich. 16 * 274 Der rajende Herakles. Um mid) und dieje Todten: denn Verderben traf Und all’ ur Ginem ſchweren Schlag durch Here’s Born Zhejeus. Erhebe dich: der Thrinen, Armer, find gemeg! Heratles. ©) Freund, ich kann nicht; meine Glieder find erſtarrt. Theſeus. Aud) ſtarker Männer Nacken beugt das Misgeſchick. Heratles. © wilrd’ td) hier zum Felſen, den fein Leid berührt! Thejeus. Laß ab und grb dem Dienftbereiten Freund die Hand!t Heralles, Dak ih mit Blut nur nicht beflece dein Gewand! Theſens. Befleck' es immer, ohne Scheu: ih weber’ es mt! Heralles. Beraubt der Söhne, find' id) meinen Sohn in dir, Theſeus. Schling' um den Nacken mir die Hand, ih führe dich Heratles. Ein Freundespaar! Dern Einen aber beugt das Yeid, © Greis, yum Freund gewinnen mug man ſolchen Mann Wmphitryon. Biel edle Söhne zeugt das Yand, das ihn gebar- Herafies. Thejeus, o log mid Einmal noch Die Kinder jehn! Thejeus, Wohl, Freund, ein Sauber, der das Herz dir leidter mat? Heralles, L370 Ich wiinjdh’ es; gern umarmt' ich aud) Den Bater nod, Anmerkungen zu dem rafenden Herakles. Bers 4. 18. 23. 30. 38. 61. Ampbhitryon wohnte in Thebä, wohin er von Argos hatte ziehen müſſen, weil er dem Bruder feines Vaters, Clek- tryon, unverfehens getédtet hatte. Bgl. B. 16. Die Mannerfaat find die geharnifdten Krieger, die aus den vou Kadmos gefdten Drachenzähnen empor— wuchſen, und die ſich einander tödteten bis auf Fünf, welche für die Stammväter der Thebäer galten, wie denn auch Kadmos mit ihnen die Stadt Theben erbaut haben ſoll. Für texvdos l. amvgyaas. Im Vaterreich, in Argos, deſen Euryſtheus ſich be⸗ mächtigt hatte. Da Heratles es zurückverlangte, verſprach es ihm Euryſtheus, wenn er die berühmten zwölf Ar- beiten vollbringe. Herakles vollbrachte ſie; aber umſonſt: denn das Schickſal und Here's Haß wider den Sohn einer Nebenbuhlerin ſtand ſeinem Glücke entgegen. Bothe. Mykene's Herrn, dem Curyftheus. Tänaros, ein Bergſchlund in Lakonien, durch den man nad) dent Vohklsglauben im die Unterwelt gelangte. Konige, Sieger in den Heiligen Feſtſpielen, Heroen und Getter fuhren mit weißen Rogen. Für xdecvoc [. xeerog. Den Minyern, Einwohnern der böotiſchen Stadt Or- Homenos, an welche die Theber einen Tribut entrichten mußten, vow dent Herakles fie durd) feinen Sieg befreite. aie Taphicr oder Teleboer, die im Afarnanien und Den naheliegenden Inſeln wohnten, wurden, rocil fie Alt: mene’s Briider getsrtet hatten, von Amphitryon in Vere bindung mit andern Fürſten angegriffen und befiegt. 490 Der raſende Herakles. Umphitryon, Wann erſcheinſt ou? Herafles. Wenn du fie beftattet Haft. Amphitryon. Und wie? Herafles, Bon Theben hol’ id did) au Pallas’ Stadt. So birg in's Grab dte Kinder, wenn's aud bitter ſchmerzt. Ich, Der fei Haus vernichtet durch ſchmachvolle That, Sd) folge Thejeus, wie am Salepptan folgt der Kahn Wer Lieber Reichthum oder Viadt gewtumen will, Als edler Freunde treuen Schaz, Der dent verlehrt Der Whor, Lieftrauernd und leidvoll gehen wir hin, Von dem mächtigſten Freunde verlaſſen. Vers 266. 2 287ff. = 806 f. = 308. = 9337. = 391. « 426. Anmerfungen zu dem rafenden Herakles. 279 Qed FP aoGevela vov n6Goy diwieons, i. e. imbecil- litate tua fecisti, ut desiderium tuum inane sit, durch deine Unmacht, deine Schwdche madteft du dein Ver⸗ langen unnüz und midjtig. Nad) AcBorrag ift ein Fragezeichen zu fegen. Der Ginn ift: ,,Und ift e3 nicht durch Zeugniſſe beftatigt, daß mein Gemabl das Leben feiner Kinder nicht um den Preis der Schande erfaufen will?’ Hier ift mad) der alten Lesart itberfegt, vow welcher abzuweichen ich feinen Grund finde. LZ. 0 yon yao sdeic tor Gear Oroee nadey, Nah der urfpriinglichen Lesart: patny 68 nados toe veay exdijCouer’ Wörtlich: umfonft priefen wir wahrlich den Tempel ded Gohnes, dv. i. dew Tempel, den mein Sohn Heralles bem Retter Zens erbaut hatte, und den wir mit diefem rithmenden Jtamen fdmildten, der uns indeß nicht rettete. Wire die Stelle einer Aenderung beditrftig, fo lafe man wohl am beften: fecctny d8 nado tov texdvt’ exdy Comey. Umſonſt als Vater meines Sohns begriigt’ ich dich. Dann wire der vorangebende Vers der Ueberſezung fo gu Lefer: O Bens, umfonft denn theilteft Du mein Lager einft. Für xrefvag wird hier gelefen: xteiv’ (dD. i. Revere), & (Pypopovor Geav Olvoativ aydddac). Q. xara te TInhsid axtav avaigw noge atlag. Der Fluß Peneios, von Bergſtrömen angeſchwellt, ftand am Supe undurdoringlider Gebirge des Pelion in Oft- theffalien. Herakles durchbrach fie, der Strom ftilrate hindurch dem Meere gu, und die gefouderten Berge bifdeten dads gauberifde Thal Tempe. Die goldene Frucht — der Aepfel. LQ. daar’ & nugortas. 278 Vers = 80. 110, 120, Anmerkungen zu dem rajenden Hevafles, VY, @ald” 4 mégor. Der Schwan fiindigt nad alter Sage feinen Tod durch Geſang an. Y. mit Pflugk? wee moog merpniow Jdémeeg nome dupértog we Coyyqoge Bago géoew Trooyyletow nwile, Y. co dt dic xeexotnyds & 1, 2. 0, d. den Ob wd me, Y. wg anyyepag coe maida Zeig véxow Geav. Eines Sumpfes Shlange, die hundertöpfige Hyder im See Lerna bei Argos. NMemeia, cine Waldgegend in Argolis, wo Heralles ben Löwen erlegte. Der Lanzen Furde, Wuden. Grauſamkeit, arefdece, wit aldag Mitleid begeichwet. Wider die Söhne Der Erde (die Giganten) fam Hee rafles im Dornnerwagen ded Heus den Gottern au Hilfe, Pholoe, cin Wald m Thefjalien, wo Herafles die Kentauren befiegte, als fie Die Hochgeitfeter feines Frew des Peirithoos geftirt hatter. Dirphys, ein Gebirge auf der Inuſel Eubba, die ebe malé vow den Abanten bewohnt war, welche von Abas, einem Sohne Pofeidons, Den Ramen tragen, Deine Wiege. Lylos fam von Cubsa, S. B 82. Die Schwerbewaffneten trngen Banger, Schild, Schwert und ange, Die Leichtbewaffneten Wurfſpießt, Bogen und Steinſchleudern. avreyay nen poror, Da er mur ſeine Kraft, leine Waffe entgegenzuſezen bat. Nach der gewöhnlichen Gage war dieſer Drache von Ares erzeugt, und Kadmos, der ihn getödtet hatte, fate ſeine Zähne anf das Feld. Uns, den Greiſen, im Gegenſaz gegen die Jüungliuge Theba's B. 253, die dem Lylos huldigen. Deßwegen verbinde man dort aeyee mit cow velo, Anmerfungen zu dem rafenden Herakles. 281 au Eleuſis babe einweihen laffen. Dod) nicht diefe meint . hier Euripides, fonder die Mofterien, die nad) dem Volksglauben Cingeweihte in der Unterwelt feierten. Bu dieſen aber wurden wohl nur ſolche gugelaffen, die vorher die heiligen Weiher zu Eleuſis empfangen Hatten. Vers 606. Hermion oder Hermione, eine Stadt auf der fildsft- lichen Küſte von Argolis mit einem Tempel Demeters, im deſſen Nabe cin Erdſchlund war, durd) weldjen Hee rafleS den Kerberos follte heraufgebradht haben. = 607. Argos’ Kinig, Curyftheus. = 664. Der Gefangsgsttinuen Mutter, DMnemofyne, welde vow Zeus die Muſen gebar. = 672. Um die Pforten — des apollonifden Lempels. = 679. & tag d° enyerlas xléosg inegfdliluw dgetais. = 681. L. tod’ axupoy padre. 2 697. & sf yon; dosyo rlrog . r. = 709. Wertlid: Geh denn: du gebft, wohin du muft! - 724. & adh Ycolev, & angog snote dia poerds nino av nadeiv, yas avas, ginco’ file niacan, wozu der redende Halbchor Subject ift: yao avak ift Heratles. Der erfte Vers ift ein iber- zähliger dochmiſcher Dimeter, der zweite befteht aus einem Amphimacer und einem einfadhen Dodmius. Ym Deutſchen ift auch der zweite Vers ein dochmiſcher Di- meter. So = 726f. Cin Rem, dem die Alten ikberhaupt niemals anus dem Wege ginger, findet fic) aud hier im der Urſchrift. 762. Der Flug Afopos, der auf dem RKithdron entfprang, flog Theben und Platda vorbet, und ſtürzte ſich zwiſchen Oropus und dem Vorgebirge Kynoſura ins Meer. Der Töchter des Flußgottes Aſopos waren zwanzig, unbe⸗— ruühmter als ſeine Sdhne Ismenos und Pelagon. Bothe. = 785. L. vipers, was mit orraodoé zu verbinden iſt. = 769. File qSer? l. xdyCer” oder atiter’. 280 Bers 459, 461. Anmerkungen zu Dent raſenden Heralles Y. we EeweOeg ror xeraere(parra me, Ein trugvolles Geſchent ment Megara die Renle wel fie ihren Zwech den Sohn au ſchzen und gu vere theidigen, nicht erfilllte, ibm gleichſam betrog und im Stiche lief. V. dusyre géoeiv, welder Infinitiv vou avesdorxe B. 471 abhängig iſt. Statt des Bades, Das wad) dem Hochzeumahle die Bräute nahmen, und das für vorbedeutend galt. Y. alxeg. Jalkobs will dieſen und dew folgenden Bers fo geleſen wiſſen: oxin yeo Moar leavog ay yévoww ow xeenug Topo, of Téexva xrelrude ort, Hiernach ware su Überſezen: Wis Schatte fommend, wärſt du ſtart, Die Feiglinge, Die deiner Söhne Mörder find, dem Staub zu weihn. Nad) der gewöhnlichen Erflarung wiirde die Ueberſezung des Verſes ſo lauten: Erflehe Du der Todesgötter Huld, o Fras. V. toigde dwaneow Ofte yon. V. rf pyc; vl; repfor 6, 2. ft, Dieſes Haus und meinen Herd, Tempel und Alter des Retters Zeus. Der Minyerſchlachten. Bgl gu B So. V. éxmornon. wet Berje der Urſchrift wurden in drei anSgedehut. Sie lauteten urſprünglich in der Ueberſezung fo: Man jah dic, als du kamſt zur Stadt; drum ſiche grt, Daß nicht du wider Hofſen fällſt im Feindesſcwarm. Oder: Dak nicht did) unerwartet ſtürzt der Feinde SSwarnn Dic Alten melden einſtimmig, daß Heralles, bevor ex in die Unterwelt hinabgeſtiegen, fic) in Die Myſterien Anmerfungen zu dem rafenden Heralles. 283 a BVer8 997. ⸗ 998. ⸗1020. ⸗219030. = 1048. = 1045. = 1050. = 1061. = 1065 ff. « 1075. = 1086. = 1087. = 1091, = 1107. ⸗ 1124. - 1126. dtoyeve’ xogw povortéxvs IT edxyns, gpdvoy tyw Aas Pvopevoy Maoaic. Anfpielung auf einen un3 unbefannten Mythus. Biel leicht rithrte das Schickſal, das die beiden Schweftern (Protne und Philomele) traf, von dem Borne der Muſen ber, den fie durch Uebermuth gereizt batten, fo dak Itys, ber Gohn Profme’s, dew gitrnenden Gsttinnen al8 Opfer gefallen ware. L. w dedc. QL. uy tov evdsaort’ etivag éyelpere. Im Deutfden ein dochmiſcher Dimeter, deffen erfter Dochmius überzählig ift. moog Egiyvios 2 alu atyyovoy Ses, i. o. ngoodses te alua ovyyovoy Egurviicuv, et insuper debebit Fariis poonas czedis cognate. Rothe. ©. gu B. 61. L Feodeg éxngasac. L. raya Of, um der Dodmius Herguftellen. de aber ſteht f. yee, wie fo häufig, auch im der Proſa. L. ngoceius Souvso 4. tuxlopar; L. 5 pany vexgoios yelrovag Gaxsc Yyw, ijns xatmlOov avdis elo Arde naley, Evevodiws dtaviov évrolaic pola. L. ey mgods¢ aac ovppoges. Ich verbinde jon mit oxona. Die Wortfolge ift: xd dn oxona oe, ef B. ev pooveic. Hier die belannte Fügung, wo das Subjelt des regierten Gages (das in ggovetc enthaltene ov) Objekt des regierenden ift (oxonw a t). Diefer Vers und V. 1085 wurden nad) dem Vorfdhlage von Yafobs anders geftellt, als in den Ausgaben. L. agxed crwny yag padely 6 Bslouas; 2. | yag avyneat olxoy éxBaxyeupe’ Eucy ; L. ple’ alia xgati negeBalw oxdrog néndosc. Für aize {. oupa. Inquinari credebant veteras, 282 Aumerlungen gu dem rojenden Herafled, S. au B. 5. Der perfervfden Rymphe, der Allmene, der Enlelin des Perſeuns. V. aig mesdy pros, t. @ wtw écopar kparn. — fcopar dpary, Wit doar épafvero B. 978. ftyeddov — by cali dy. . we Und Palevoue. . péheog ‘Ellas, &, tov evepyévar. . loi Zev, 16 cow yévog ayorow arian dvaaades wpofywres a- mowodinos Olxae xexoiow txmaredwou. Y. ¢ pray téxen yevvarae, Im Gigantenkriege warf Ballas die Inſel Sicilien auf Enlelados, und ftilrate ihn fo mieder. Bothe. Y. repaysen Doppelt obne weld Pow. Aéye in doppelter Fügung, zuerſt mit Dem Saze: TeOMOY rade, und daun mit Dem Mccujatiw rig— povag Thyers. Des Armes Wehr, die Keule. Die Stadt des Mifos, Megata, welche Riſos, wer Sohn Pandions, Königs von Attifa, bei der Theilung bes väterlichen Reiches erhielt. Y. og Fyee i TOseupere devorv, moddg travtlor cadets, V. od¢ elas cov naid’, & ror Kipvadéog, oltig, . indlopog udge. Flür naroe L. merge, Y. moth, why AepLaapoTatoS xeri mEEOS. Die Tichter des Danaods, die, bis anf cine, ihre Brautigame in Der Hochzeitnacht ermordeten. Y. mit Bothe: va O) (i, o. & 82) magédgaue te TOE Meme CrAceRD XVII. Die Schuzflehenden. ~~“ Perſonen. Aethra, Mutter des Theſeus, Gattin des Aegeus. Der Chor: die Mütter der vor Thebe gefallenen ſieben Fürſten und die Dienerinnen derſelben. Theſeus, Sohn des Aegeus und der Aethra, König von Attika. Adraſtos, König von Argos, Führer des Zuges der Sieben gegen Thebe. Herolde. Ein Bote. Evadne, Gemahlin des Kapaneus, Tochter des Iphis. Iphis, Vater des Eteokles und der Evadne. Die Söhne der gefallenen ſieben Fitrften. Pallas Athene. Der Schauplaz iſt vor dem Tempel der Demeter gu Elenſis in Attika. 10 15 20 Aethra fteht an einem Altar vor dew Tempel der Demeter. Der Chor. Aethra. Demeter, die du ſchirmend in Eleuſis thronſt, Und ihr, o Diener, waltend in der Göttin Haus, Gebt mir und Theſeus, meinem Sohn, Gedeih'n und Glück, Gebt Glück Athens Volk und des Thefeus Lande, wo Mein Vater einft im fegensrethen Haufe mid Erzog, und dann, wie Phöbos' Seherſpruch gebot, Aegeus, Pandions Sohne, mid) zum Weibe gab! So ruf’ id flehend, feh’ ic) an die greijen Frau'n, Die, fltehend Argos’ heimiſch Land, mit bittendem Oelzweig gu meinen Knieen Hingefunten find. Cin graufes Schickſal dulden fie: der Krieg erfdlug Jüngſt ihre fieben Heldenſöhn' an Kadmos' Thor, Die Sieben, die Wdraftos, Herr von Argos einft, Vor Theba fiihrte, dah er einen Theil vom Reid Des Oedipus Polyneifes, feinem fliidtigen Cidam, evob’re. Deren Mütter wollen nun Sm Erdenſchooße bergen ihre Leichname; Die Steger aber webhren’s und verſtatten nidt Sie wegzutragen, wider göttlich Recht emport. Wie diefe Frawn, dem Kummer Hingegeber, fleht Unt meine Hülf' Woraftos, der in Thränen dort Ucthra jreht an einem Altar vor dem Tempel der Demeter. Der Chor. Aethra. Demeter, die du ſchirmend in Eleuſis thronſt, Und ihr, o Diener, waltend in der Göttin Has, Gebt mir und Thejeus, meinem Sohn, Gedeih'n und Skid, Gebt Ghic Athens Voll und des Theſeus Lande, wo Mein Bater einft tm feqensretden Hauſe mid Erzog, und dann, wie Phöbos' Seherſpruch gebot, Aegeus, Bandions Sohne, mid) yum Weibe gab! So ruf' id flehend, feh’ id) an die greiſen Frau'n, Die, fliehend Argos’ heimiſch Land, mit bittendem ) Delgweig gu meinen Knieen Hurgefunfen find. Ein grauſes Schickſal dulden fie: dex Krieg erſchlug Siingit ihre ſieben Heldenjohn’ an Kadmos’ Thor, Die Sieben, die Adraſtos, Herr von Argos einſt, Vor Thebä fllhrte, dag er einen Theil vont Reid Des Oedipus Polyneifes, ſeinem flüchtigen Widam, erob’re. Deren Mütter wollen nun Im Erdenſchooße bergen ihre Yeidname; Die Sieger aber wehren's und verjtatten nidt Sie wegzutragen, wider guttlid) echt emport. Wie dteje Frau'n, dem Kummer hingegeber, flebht Um meine Hilf’ Adraſtos, der in Thränen dort 288 Die Sdhuaflehenden. Das Ange badet, und den unheilvollen Ang, Den Krieg bejammert, der ihn fern von Hauje rief. Gr liegt mix an, durd) Bitten meines Sohnes Sinn Au ſtimmen, daß ex jenen ſchafft ein heimiſch Grab Durd) Ueberredung oder durch des Speers Gewalt; Und dieſes Cine legt er meinem Cohn allein Und Pallas’ Volf anf. Opfer fitr der Erde Saat Ru bringer, ging th eben jezt ans meinem Hans ) Bu diefem Tempel, wo der Aehre goldne Frucht Aufſtarrend über Diefem Vand zuerſt erſchien. Dies Laubgewind' in Händen, (unheilvoll Gewind Verweil' id) Hier am feujden Opferherd der zwei Göttinnen, Kora's und Demeters: mid betriibt Der finderlojen Mütter Loos, der greiſen Frau'n, Und heil'ge Zeichen ehr' ic) Hod. Schon eilte mie Bur Stadt ein Herold, der den Theſeus rufen foll, Daf cr dad Ungliic Hebe, das auf dieje drückt, Wo widt, die Pflichten löſe, Die ihr Flehen thm Anflegt, mit frommer Opjer Boll. Denn Wiles nur Durd Winner ansguridjten, ziemt Der weiſen Frou. Der Chor der Viliitter. Erjte Strophe. O gewähr' uns, was von dir, Greifin, die Gretfinnen exflehn, Welde dir hier fanfen au's Knie: Unf, loje die Sohn’ uns, | Die gemordet das Schwert, welde zurückließen den Yeib In Dem leiblijenden Tod grimmigem Bergwilde sum Rand! Erfte Gegenftrophe. Sieh an unfern in heißen Thränen ſich ausjtromenden Gadjmnery, Siche das Haupt, runglid) und gran, 00 05 10 Die Sdhuzflehenden. 291. Die jitngft an Radmos’ Thoren all’ erfdlug das Schwert, Der fieben Feldherrn. In der Hand Oelzweig', umringt Mid ihre Schaar im Kreife, wie du fiehft, o Sohn. Thefeus. Wer ift der Mann am Thore, der fo kläglich ftdhnt ? Wethra. Adraftos, wie fie fagen, Herr von Argolis. Thefeus. Und hier um ihn die Rnaben? Ceine Kinder wohl ? Wethra. Nein, Söhne jener Fiirften, die der Krieg erſchlug. . Zhefeus. Warum yu Thefeus famen fie als Flehende ? Wethra. Sh weiß warum; dod diefe ſagen dir's, o Rind. (Auf Adraftos und den Chor deutend.) Thejeus. (qu Wdraftos) Did, der im Mantel ſich verhüllt, ich frage did. Sprig, dein Gefiht enthitllend, und lag ab vom Gram: Denn Nichts vollbringft du, wenn du dich gu reden ſcheuſt. Adrajtos. | O fieggefrduter Herrſcher im Athenerland, Thefeus, id fomme flehend dir und deiner Stadt. Theſeus. Wonach verlangt dich und wozu bedarfſt du mein? Adraſtos. Wohl weißt du, welch unſeligen Heereszug ich that? Theſeus. Du zogſt ja nicht ſo ſtille durch's Hellenenland. 19* 290 Die Sdhugflehenden, Auf, gevrfletfdt end) Wong’ und Buſen blutigroth mit twei- Bem Nagel! Denn Todtenehren find cin Schmuck der Lebenden. Dritte Gegenftrophe. Des Weherufs unfelig unerſättliche Wolluft ergreift uns, wie vow erhabnem Fels Der Tropfe lautſtöhnend rinnt, Sein Klagen nicht ender will. Der Kinder Tod wet den Schmerz Mächtig auf im Mutterherzen, daß dte Klage nie verſſummt. Wd! © daß ih; todt, vergäße ſolches Misgeſchich! Theſeus. Aethra. Der Chor. Theſeus. (nod) tit ciniger Entfermung) Was hirt’ id) Weherufen, was der Briifte Slag, Was Todtenflagen aus der Göttin Heiligthum Erſchallen? Unſtät gagend treibt die Furdt mid auf, Ob nicht der Mutter Leid geſchah, mad welder ich Ausgehe, weil fie lange fon von Hans verzicht. Ha, was ijt dad? Gin newer Anlaß bietet fic) zur Rede mir, Die greiſe Mutter ſigt am Opferherd, wm fie Piel fremde Frauen, welde mit durd Eines mur Ihr Lewd verkünden; Denn vor grauen Wimpern rollt Die Zähre ſchmerzvoll anf den Grund, aud) jdoren fle Die Loder, ihre Glieder hüllt fein Feſtgewand, Was ift es, Mutter? Dir geziemt, es hundzuthun, lind mir, yu hören; fider tft ein Leid geſchehn. Aethra. Du ſieheſt Hier die Mütter jener Söhn', o Rind, 180 135 140 Die Shug flehenden. 293 Thefens. An wen in Argos gabeft du die Töchter aus? Wdrajtos. Nit Cingeborne wählt' id als Verwandte mir. - Thefens. So gabeft du wohl Fremden Argos’ Töchter hin? Adraſtos. An Tydeus und Polyneikes, Thebä's edlen Sohn. Theſeus. Warum erkorſt du dieſe dir als Eidame? Adraſtos. Des Phöbos dunkler Räthſelſpruch berückte mich. Theſeus. Wie ſprach Apollon, als er ſchlang der Ehe Band? Adraftos. „Dem Eber und dem Löwen gib die Töchter hin.“ Theſeus. Und welche Deutung gabeſt du des Gottes Spruch? Wdrajtos. Die VBeiden famen flüchtig Nadhts an unfer Thor ... Theſeus. Sprich: welche Beiden? Denn du nennſt ja zwei zugleich. Adraſtos. Tydeus begann mit Polyneikes ſchweren Kampf. Theſeus. Wie Thieren, gabſt du dieſen deine Töchter hin? Adraſtos. Ein Kämpfen zweier Thiere ſei's, vermuthet' ich. ThHefens. Weßhalb verliefen Beide denn ihr Abnenland? 292 Die Schuzflehenden. Adraſtos. Und Argos' Edle fanden da durch mid) den Tod. Theſeus. So Grauſes ſchafft der furchtbar ungeheure Krieg. Adraſtos. Und dieſe Todten fordert' id) vow Kadmos' Stadt. Theſeus. Ausſendend Hermes’ Boten, daß ou fie begrübſt? Adraſtos. Doch ihre Mörder gönnen mir die Leichen nicht. Theſeus. Bu ſolch gerechten Wunſche — was erklären fie? Adraſtos. Was? — Nicht gu tragen wiſſen fie des Glückes Gunſt. Theſeus. So lamſt du mich gu fragen? Oder weffenthalb? Wodraftos. Heimführen Argos’ Söhne ſollſt du mir, o Fürſt. Thejeus. Wo fam ed hin mit Argos? War fein Prahlen Widhte? WModrajtos, y Getäuſcht, verloren, fliehen wir ur deinen Schuz. Thejeus. Gefiel es Dir fo, oder will ganz Argos dies? Adraſtos. Begrabe du die Todten, fleht mein ganzes Voll. Theſeus. Was triebſt du ſieben Wagen aus vor Kadmos' Stadt? Wodrajtes. Den Gatten meiner Töchter that ich dieſen Dienſt. 180 135 140 Die Schuzflehenden. 298 Theſeus. An wen in Argos gabeſt du die Töchter aus? Adraſtos. Nicht Eingeborne wählt' id als Verwandte mir. Theſeus. So gabeſt du wohl Fremden Argos' Töchter hin? Adraſftos. An Tydeus und Polyneikes, Thebä's edlen Sohn. Theſeus. Warum erkorſt du dieſe dir als Eidame? Adraſtos. Des Phöbos dunkler Räthſelſpruch berückte mid. Theſeus. Wie ſprach Apollon, als er ſchlang der Ehe Band? Adraſtos. „Dem Eber und dem Löwen gib die Töchter hin.“ Theſeus. Und welche Deutung gabeſt du des Gottes Spruch? Adraſtos. Die Beiden kamen flüchtig Nachts an unſer Thor ... Theſeus. Sprich: welche Beiden? Denn du nennſt ja zwei zugleich. Adraſtos. Tydeus begann mit Polyneikes ſchweren Kampf. Theſeus. Wie Thieren, gabſt du dieſen deine Töchter hin? Adraſtos. Ein Kämpfen zweier Thiere ſei's, vermuthet' ich. Theſeus. Weßhalb verließen Beide denn ihr Ahnenland? Aur jru Klug that ev wohl bei dieſer fri Wdrajte Dod die zu Haufe frevelten an Theicus Der Bruder Hat wohl ſeines Cr Adrajto Ich wollt’ ihn ſchüzen, und ih f Theſeus 150 Befragteſt du die Seher, ſahſt de Adraſtoe Du drängſt mid, mahnſt anen Theſeus Du zogeſt aus, ſo ſcheint es, nid Adraſtos Noch mehr, ich that es wider An Theſeus. Leicht wandten ſo die Götter ihrer Adraſtos 155 Der jungen Männer Ungeftiine ri 160 165 170 1795 180 185 Die Shuzflehenden. Athens Gebieter, zwar ervithen mug der Greis, Bur Erde hin zu ſinken und die Kniee dir Bu faffen, ih, ein Herrſcher und fo glücklich einft: Dod mid dem Leid gu fiigen zwingt dite ftrenge Moth. Rett’ uns die Todten: meiner Noth erbarme did, Erbarme dich der finderlofen Mütter hier, Die, grau von Alter, einfam und verlaffen ftehn! Hieber gu kommen und Hieber den fremden Fuß Bu fegen, der faum ihre matter Glieder tragt, Das wagten odiefe, midt zu Deo's Weih'n geſandt, Mein, Biinglinge gu beftatten, deren Hände fie, Die gretjen Frauen, befjer felbft beftatteten! Klug tft e8, wenn ein Reider auf den Armen blickt, Klug, wenn der Arme Liiftern auf den Reiden faut, Mit dem er, ringend um Bejiz, wetteifere, Klug aud, befiirdtet Ungemad ein Gliidlider. Du fragft vielleidGt, warum id) Pelops’ Land verließ, Warum Athen id ſolche Laft aufbiirden will. Ich will es dir erklären, wie’s die Pflidt gebeut. Hart, graufam find die Sparter, wandelbar von Sinn, Machtlos und fdhwad die Andern: deine Stadt allein Mag diejes miihevolle Werk mit Glück beftehn. Sie fah mein Unglid, ihr erwuchs im iinglinge, Sn dir, ein guter Hirte, deſſen mandes Volt Entbehrte, dag es ohne Führer unterging. Der Chor. Aud ih, o Theſeus, rufe div, mas diefer, ju: O dag du did) erbarmteft tiber mein Gefdid! Theſeus. Mit Andern ſtritt id) mandesmal und eiferte, Wenn Ciner fagen modte, daß des Böſen Zahl 295 296 Die Sdhugflehenden. Auf Erden größer alé die Bahl des Guten fei. Ich Hielt an anderm Glawben feft, id) meinte ftets, Mehr walte Gutes auf der Welt als Schädliches. Denn wire dies nicht, lebten wir nicht mehr im Licht. Dem Gotte dank' ih, welder uns ans thierijdhem, Verworrnem Streben wilder Art das Leben ſchied, Der uns den Geift cinhaudte, dev dic Sprade gab, Die Gedanfenbotin, dak der Menſch Dew Laut erfenmt, Und Frudt jar Nahrung und dev Frudt vom Himmel her Des Waſſers Labjal, daß es nährt der Erde Saat, Srquidt der Menſchen Glieder. Auch gewährt' er uns Schuzmittel wider Sonnenglut und Winterfroft, Führt' ither Meer ung, dag wir dort in wedfelndem Berfehre tanfdhten, was dem eignen Land gebrad, Was Keinem flar ijt und bekannt, erfennen wir, In's Feuer blidend, und die Seher thun e8 fund, Aus Cingeweiden forjdend und der Bagel Flug. Iſt's nicht cin Frevel, nun ein Gott das Leben uns So reid) verjorgte, wenn mit dem uns mdt gentigt? Dod) Menſchenweisheit tradtet über Gottesmacht Hinaus, in Menſchenherzen wohnt der Uebermuth, Dag weiſer wir uns dünken als die Götter felbft, Auch du gefellft did) diefer Bahl von Thoren bei, Du, der die Töchter, weil Apollon? Spruch did band, Als lebten Götter droben, gab an Fremdlinge, Der jemes Hauſes Hellen Glang beſudelte, Mit tritbem Schlamm vermengte! Denn der Weiſe darf Schuldloſe wie vermengen mit den Sdhuldigen: Bu Freunden werb’ er feinem Haus nur Gluckliche! Sieht dod) die Gottheit Beider Loos als eines an, Und wenn's dem Frevler übelgeht, mug fein Genoß Die Schuzflehenden. Mit ihm verderben, ob ex aud) tein Böſes that. 220 Sodann zum Heergug riefeft du ganz Argos anf, Und bradjteft, gegen Seher und Orofel taub, Bum Troz den Göttern, deiner Stadt dew Untergang, Berückt vow jungen Männern, die nad Ehre mer Verlangend, ewig gegen Recht den Krieg erneun, 225 Dem Volf zum UnGeil, Der, um Heeresfiirft zu fein, | Der, Andern Hohn gu bieter, wenn ex Macht erlangt, Gewinnes Halber Andre; Reiner dent daran, Ob fold) Beginnen ſeinem Volk nicht Schaden bringt, Drei Urten Biirger gibt es ja: die Reichen find 230. Niemanden nitze, trachten ſtets mad Mehrerem. Der Arme, dem des Lebens Unterhalt gebricht, Iſt ungeſtum und ſchnödem Neide zugewandt, Schnellt herber Zunge Stacheln auf Vermögende, Von böſer Führer trügeriſchem Geſchwäß berücckt. 235 Dod der in Beider Mitte ſteht, beſchirmt die Stadt, Für Budt und Ordnung wadend, die das Bol! gebot, Und dennoch foll id) dein Genoß im Rampje fein? Was fag’ iG meinen Biirgern alé Befdinigung ? Zieh' hin in Freunde; war es dod) fein quter Rath 240 Von dir, das Schickſal ohne Wahl herbeizuziehn. Der Ehor. Gr hat gefebhlt, dod alfo liegt's in Sum und Art Der Menſchen; darum mugt du’s ihm verzeihn, o Fitrft. Adraſtos. Sowie zum Arzte, kamen wir, o Herr, zu dir. Ich wählte nicht zum Richter meiner Leiden dich, 245 Und wenn dir Etwas, das ich nicht wohl ausgeführt, Auffiel, o König, tadle, ſchilt mich nicht darum, Nein, fördre du mich weiter. Willſt du dieſes nicht, Die Sdhugflehenden, 299 Mist grablos und den Thieven cin Spiel in dent Lande deS Kadmos Mögſt du die Junglinge ſehn, die dir, Sohn, gleichen an Jahren! Blick' auf die Thränen im Auge der Greiſinnen, welche die Rice Hier dir umſchlingen und flehn, fiir die Kinder ein Grab zu bereiten! (Arthra bricht in Thrinen ows.) Theſeus. Was weinſt du, Mutter, hüllteſt vor das Auge dir Den zarten Schleier? Weil dn hörſt den kläglichen Wehruf der Frauen? Mir bewegt' er auch das Herz. Erhebe dieſes graue Haupt und weine nicht, An Deo's heil'gen Opferherd hier angeſchmiegt! Wethra. Wel), webhe! ) Theſeus. Klagen darfſt Ou nicht wm ihr Geſchich, ; Aethra. Unſelige Frauen! Theſeus. Du gehörſt nicht ihnen an. Aethra. Sind, ſag' id) Etwas, rühmlich dir und deiner Stadt? Thejeus. Biel weije Worte famen aud) von Frauen ſchon. Arthra. Doch ſäum' ich dir zu ſagen, was mein Herz bewegt. Theſeus. Wie ſchnöde, Gutes einem Freund verheimlichen! Die Schuzflehenden. Werhra. Ich will fürwahr nidt ſchweigen und mid) dann dereinſt Selbft tadeln, daß id jezo ſchwieg in feigen Sinn, Nod, weil ih fürchte, nuzlos fei das gute Wort Uns Frauenmunde, laff’ id ab von meiner Pflicht. Ich mahne did) vor Alem: denk' an Gottes Made, Damit du, fie misachtend, nicht verderbeft, Rind: Hiedurd allein verdürbſt du, wenn auch weiſe ſonſt. Dod), wenn es nicht ſich ziemte, kühn yu reden Hier Bei folder Unbill, nicht ein Wort verlör' i dann. Mun aber bringt dir diejes Ruhm und Chre, Sohn, Ind mir erwedt es keine Furcht, ermahn' th did, Day Ou die Frevler, die den Todten mit Gerwalt Die Todtenopfer und des Grabes Thetl entziehn, Mit deines Armes Stärke zwingſt du diefer Pflicht, Und jene zähmeſt, die, was Hellas heilig gilt, Rudlos entwethu, Denn was der Menſchen Stidte fehirmt, Sft, wenn man weislid) auf Geſez und Sitte Halt, Aud) wiirde Mander fagen, dak du feigen Sinns Buriidgetreten, als der Kerang der Ehre dix So lodend winfte, daß du wohl mit Chern did Bum Streite giirtend, unberühmten Kampf gelämpft, Wo's aber Helme, Schwerter anzuſchauen galt Und Lange auszudauern, feig erfunden wardſt. Du, der du mein bift, handle fo niemals, o Kind! Siehſt du, wie deine Vaterfiadt, als unbedadt Gelaͤſtert, wie fie wiithend anf die Läſt'rer blidt? Dem unter Mühſal und Gefahr wächst ihe der Dtuth. 5 Dod Städte, die gern raften, gern in Duntel ruhn, Stehn and in Dunfel unbemerft und fiirdten frets. Du willft den Todten, willft den unglüchſelgen Fraum, Die Schuzflehenden. 301 Die deines Arms bediirfen, nicht beiftehn, o Rind? Du zögſt, das Recht gu ſchüzen, aus, drum bangt mir nidt; And feh’ ich Thebä glücklich und vertraue feft, Nod andre Würfe werd’ es thun im Wiirfelfpiel Des Glückes; Alles wandeln ja die Götter um. Der Chor. O theure Frau, du fpradeft, was dem Sohn und uns Bum Heile dient: fo fdaffft du Doppelfreude mir. 7 Theſeus. Was ich, o Mutter, eben ſprach zu dieſem hier, War wohl geſprochen; denn ich legt' ihm offen dar, Durch welchen Rath er ſeinen Untergang verwirkt. Dod ſelber auch erferm’ ih, was du mid ermahnſt, Zuwider fet es meiner Urt, Gefahr und Müh'n Bu fliehen. Edler Thaten viel vollendet’ id, Und wählte mir vor Hellas’ Volfe diefen Ruhm, Die Böſewichter allezeit zu züchtigen. Ummöglich alſo fann id mid) den Müh'n entziehn. Wie werden Theſeus' Haſſer ihn beſchuldigen, Wenn du, die Mutter, die für Sohnes Leben bebt, Zuerſt gebieteſt dieſe ſchwere That zu thun? Ich will zum Werke ſchreiten, will die Leichname Mit Worten löſen oder durch des Speers Gewalt. Gleich ſoll's geſchehn: die Götter werden gnädig ſein. Nur fer es, wünſch' ih, aud) genehm der ganzen Stadt, Ihr wird's genehm ſein, will doch ich; doch frag' ich ſie Zuvor, das Volk iſt alſo mir willfähriger. 3 Ich iibertrug ihm volle Macht und Herrfdgewalt, We Gewährte Freiheit diefer Stadt und gleiches Red. » Fir unfer Wort zu geugen, folg’ Wodraftos uns Bur Volksverſammlung. Wen ih fie dafür geftimmt, »_ Die Schuzflehenden. Thejeus fommt mit einem Herolde zurück. Der Ehor, Thejeus, (au bem Herolbe) Stets übſt du treulich dieſes Amt und dienft der Stadt Und mir, indent dit Minden Hit und wieder trägſt. Jezt überſchreit' Wopos’ und Ismenos' Flut, Und ſage dies der Theber ſtolzem Könige: Theſeus, des Nachbarlandes Fürſt, begehrt in Huld Von dir die Todten zur Beerdigung und wünſcht, Daß cud) Erechtheus' ganzes Boll befreundet ſei.“ Willjahren fie Der Rede, komm ſogleich zurück; Dod wenn ſie's weigerm, mahne fie Dein zweites Wort, Auf meiner Schildbewehrten Schaar gefaßt zu ſein., Denn alles Heer eilt wohlbereit zur Muſterung Dorthin, zum heilig lautern Born Kallichoros. Und waährlich, gern und willig unterzog das Volk Sich dieſer Arbeit, als es mich entſchloſſen fand. Ha! Wer iſt der Fremdling, der mein Wort hier unterbricht Ein Theber, ſcheint es; denn ich weiß es nicht gewiß. Verziehe, Herold, ob er dir die Mühe nicht Erſpart und meinen Wünſchen hier entgegenkommt. Gin Herold ans Thebe tritt auf. Die Vorigen. Der Herold. Wer it des Landes Herrjder? Wem verfiinden wir Die Worte Kreons, dev in Radmos’ Land qebeut, Seit Cteofles vor den fieben Pforten fiel, Von Polyneifes’, feines Bruders, Hand entfeeit? Theieus. 808 ? Freund, gleich Der Anfang deiner Wed’ tft falſch; Ou ſuchſt Die Schuzflehenden. 895 Hier cine Herrſcher; aber nicht Eur Mann gebeut In dieſem Bolfe, jondern frei ift unfre Stadt. Ubwedjelnd herrfden unter ſich Der Reihe nad) Gin Jahr die Biirger; nicht dem Reidthum geben fie Die Ehre, nein, der Arme hat hier gleiches Recht. Der Herold, Dies Cine magft du, wie bei Würfelſpielen, and Vorausgqewahren: denn ote Stadt, die mich gejandt, Wird nur von Cinem Manne, nidht vom Sdwarm, beherrſcht Durd Reden Hlaht die Menge Keiner anf und lenft Sie dort- und hierhin, wie fein Vortheil ihm gebent. Denn wer begiinjtigt eben nod) viel Dank gewann, Wird bald gehaßt and) und entrinnt der Strafe mer, Indem er, nen anflagend, alte Schuld bededt, Und wieder, wie vermidjte feinen Staat ein Bolf Geſchickt ju lenken, wenn es nicht die Reden priift? Die Heit ja, midjt die Eile, gibt den befte Math, Die beften Yehren. Nie vermag der ditrftige Yandmann, und wir’ er fundig aud, (jen mühſames Geſchäft verwehrt's ihm,) gum Gemeinwohl aufzuſchaun. Schmerzhaft, empörend ijt es, traun, für Edlere, Wenn durch der Zunge Schmeichellaut ein ſchlechter Damn, Der nichts zuvor geweſen, Macht on Voll erringt. Theſens. Gin feiner Herold, mit dem Wort verſchwenderiſch! Dod weil and) du gu kämpfen wagteft jolden Kampf, So hire: denn du fadteft an der Worte Streit. ) Nichts ift dem Volk fo feindlid) alé Tyraunenmacht; Da gelten (was das Hidfie) nicht gemeinjame Geſeze; mur Cin König, der ſich alles Recht Die Sdhuzflehenden. 305 Anmaßt, gebeut, und feine Gleidheit waltet mehr. Sind Redte da, gefdjrieb’ne, Hat der Diirftige, 25 Und wem des Reidhthums Fille ward, das gleidhe Redt; Aud darf der Sdhwade wider einen Gitdliden Das Redt vertreten, wann er ihm ruchlos erfdeint; Und wenn er wabrgefproden, fiegt der Kleinere. Aud ift es Freibeit, wenn der Herold ruft im Volf: 30 ,, Wer will den Biirgern guten Rath vertiindigen?” Und hodgeehrt ift, wer es will; wer aber nidt, Der fdweigt. Wo ware gleidh’res Redt in einem Staat? Aud freut ein Volk ſich, weldhes felbft im Land gebeut, Kraftdoller Jünglingsarme, die ſich ihm geweiht; 35 Cin Konig aber adjtet fie dem Feinde gleid, Und jeden Beſten, der ihm flug und weife diintt, Ermordet er, filr feine Bwingherridaft beforgt. Wie mag ein Staat nun fiirder ftarf und fider fein, Wenn Ciner, wie man Aehren pfliict im Lenggefild, LO Wegrafft die Kühnen und der Bugend Blithe bridt? Was frommt es, dak man Kindern Geld und Gut erwirbt, Des Herviders Habe mithevoll gu mehren nur? Was frommt 8, fhine Tidter ſich daheim erziehn, Dem Herrn gu fiiper Wonne, wann’s ibn liiftete, 15 Bu bittrem Gram den Aeltern? Leb’ id fiirder midt, Wenn meine Kinder mit Gewalt ein Fremder freit! — Auf deine Reden gab id dir dies Wort zurück. Dod — was verlangend famft du denn in dieſes Land? Du follteft heulen, wenn die Stadt did nicht gefandt, 10 Du, der fo Leeres ſchwazte! Goll ein Bote dod, Nachdem er fundthat, was man ihm befabl, fogleid Nah Haufe kehren. Gende fortan weniger Schwazhafte Boten Kreon mix in meine Stadt! Euripides v. Donner. IL 3. Aufl. 20 Die Sdhujflehenden. 307 Nachwuchſes, freut des Reichthums. Ihn verſchmähen wir, Sinnloſe Thoren, wählen Krieg, bewältigen Sm Kampf der Menſch die Menſchen und die Stadt die Stadt, Du willft gejallnen Gitterfeinden Hülfe leihn, Weftatten und befdiden, die ihr Tro; verdarb, Nicht aljo Medt war's, daß der Leib des Kapaneus Vom Bliz mnghiht auf hodgeftellter Yeiter dampft, Der auf zum Thore klimmend, auszutilgen ſchwur Die Beſte, woll' es eine Gottheit oder nicht: Nicht, daß Charybdis' offner Schlund den Seher dort Verſchlang, in Abgrund ihm Geſpann und Wagen riß. Und andre Feldherrn liegen nod) vor Kadmos' Stadt, Nachdem die Felfen thr Gebein zerſchmetterten. > Nun glaube, wenn du weifer nicht alg Reus did) rühmſt, Geredjt verderbe Gittermadt den Frevlerſinn. Vor Allem fei der Weife Kind und Altern hold, Set hold dem Vaterlande, das er Heber mug Und nidt verderben! Kühner Feldherr bringt Gefahr nd fihuer Schiffer; wer zu rechter Zeit vergieht, Jit Flug. Die Vorſicht ift die rechte Tapferteit. Adraſtos. Genügend war's, dag uns Kronion züchtigte; Doch ſolche Schmach zu bieten, ziemte nicht für euch, Du Böſewicht! Theſeus. Adraſtos, halte ſtill den Mund, Und eile nicht mit deinen Reden mir guvor; Denn nicht zu dir ward dieſer Herold abgeſandt, Gr fam gu mir; ich alſo mug ihm Rede ſtehn, (au bent Herold) Und nun entgegn' id) auf das Erſte dix zuerſt, 20* BOR Die Schuzflehenden. Sd hörte nie, dak Kreon unfer Konig fei, Nod wüßt' ich ihn fo mächtig, dak er mnjre Stadt, Alſo gu Handeln, zwänge. Denn fo ftrimte ja Der Onell nad oben, waren wir ihm wunterthan. Nicht aud erheb’ id diejen Krieg anf eigne Gand, Sie wie wir bem nicht folgten im des Kadmos Land, Die Todten will id, ohne dak end Leid geſchieht, Und ohne daß td menſchenmörderiſchen Kampf Erhob, beftatter und des gamen Hellas Broud Bewahren. Sprid, was wire hieran tadelnswerth ? Denn, habt von Argos’ Söhnen ihr gelittes and: Sie ftarben. Rühmlich wehrtet ihr der Feinde Macht; Dod ſchmählich, ſtürb' aud) alles Recht fiir fie dahin. Laßt nun die Todten bergen in der Erde Schooß! Woher ein Jedes at das Licht geboren ward, Dorthin zurück and fehrt es, Geift in Aethershihn, Der Leib zur Erde; den beſizen wir ja nicht Als unfer eigen; mur das Leben wohnt in ihm, Und, die genährt ihm, nimmt deveinft ihm wieder anf. Die Todten nit begrabend, franft ihr Argos mir? © wähne das midt! Wiles Bolk trifft ener Hohu, BVerweigert ihr dem Todten femme Rechte, laßt Shun unbegraben: feige ja, Fleimmiithiq muß Der Tapfre werden, wird ein folder Braud) Geſez. Du bift gefommen, Grauſenvolles mix gu drohn; Bor Todten graut euch, wenn des Grabes Raum fle birgt? Und was bejorgt ihr? Daß die Ruh'nden ener Land Berheeren oder Kinder in der Erde Schooß Erzeugen werden, die Dereinft euch siidytigen? Sa wabhrlid) unnitz, albern ift Geſchwäzigkeit, Die frevelhajter, citler Furcht cit Zeugniß ftellt! 0 oO nr Die Sdhuzflehenden. 309 Erkennt der Menſchen Sammerloos, ihe Thörichten! Gin fteter Kampf ift unjer Leben: glücklich find Die friiber, Bene ſpäter, Andre find es nie. Des Gliides Göttin fpielt mit uns, der Leidende Berehrt fie, dak ev glitdlid fet; dev Glückliche Erhebt fie hod, er fiirdtet, daß iby milder Hand Ihm einft entſchwinde. Dies erfennend, zürne nidt Mit ungemeffnem Grolle, wer Unbill erfubr, Und ithe feine Rade, die den Staat verlest! Was foll geſcheh'n mn? Gebt die Lodten mir heraus, Der fie beftatten, üben will die fromme Pflidt; Wo nicht, fo wiffe: mit Gewalt beftatt’ ich fie! Denn nimmer foll in Hellas’ Volk ansgehn das Wort, Dak, meiner Obbut und Pandions Stadt vertraut, Cin alter heiliger Gottesbraud geſchändet ward. Der Chor. Sei gutes Muthes! Hiiteft du des Rechtes Lid, So magft du vielem Tadel bet der Welt entgehn. Der Herold. Verlangft du kurz gu Hiren, was mein Wort an did? Thefeus. Spridh, was did lüſtet, weil du dod) nicht ſchweigen kannſt. Der Herold. Nie führſt du Argos’ Sohne heim aus unferm Land. Rhefeus. Eo hire mid aud wiederum, wenn div’s gefallt. Der Herold. . Ich hore; gönnen mug th dtr, was dtr gebithrt. Theſeus. Aus Kadmos' Land entführ' ich und beſtatte fie. 310 Die Sdhugflehenden. Der Herold. Du muft mit Thebä's Langen erſt den Kampf beſtehn. Biel andre Mühen, größre nod, beftand id) ſchon. Der Herold. Hat did) dein Vater Allen widerſtehn gelehrt? Thejens, Den Frevlern allen; denn die Waders ſtraf wh nicht. Der Herold. Biel haft du frets gu ſchaffen, du und deine Stadt, Thejens, Biel Miuh'n erduldend, ärntet fie des Segens viel. Der Herold, Ronn; Theberlangen harren dein it Kadmos' Stadt. Thejeus. Wie mag cin ungeftiimer Krieg vom Draden Orohn? Der Herold, Du wirfi’s erjahren; jezo bijt du trozig mod). Thejeus. Nie wirft du mid) aujregen, daß mein Zorn entbrennt, Durd) deine ſtolzen Worte! Dod verlag das Land, Und nimm die Thorheit nut zurlick, mit der Ou lamſt; Denn Nichts mit Reden jdaffen wir! (Det Herold gebt.) Es hebe ſich lugs alles Fupvolf und die Wagenführer all: Und wilder Roſſe muthig Heer mit eiſernem Stirnband, von Sdhaume triefend, etl’ in Thebe’s Land! Denn Hin yu Kadmos’ fieben Thoren will th Fehr, 580 Mein ſcharfes Eiſen haltend felbft in ftarfer Hand, Und felbft mein Herold, Dix gebiet’ ih, bleibe Hier, Die Sdhuzflehenden. 311 Adraftos, und vereine nidt mit meinem Loos Dein Schidfal! Denn mit meinem Schuzgott dringt es mid Bu neuem Kampf, cin neuer Streiter, auszuziehn. 5 Nur Eins bedarf id, dak die Gatter helfen, die Das Redht bebiiten. Stehen fie gur Seite mir, Go fieg’ id: dem Die Tapferfeit frommt nichts allein Den Menfden, fteht nidt neben ihr ein bolder Gott. (Ec geht ab.) Adraftos. Der Chor. Erjter Halbdor. O, der verlorenen Heerfiihrer verlorne Mütter! 0 Web, von erbleidender Furdht bebt mir da8 Herz im Buſen! Zweiter Halbdor. Ha, weld) unjelig Wort entfiel dir da? Erjter Halbchor. Wie, Pallas’ Heer, wirft du ſchlichten dtefen Streit? Zweiter Halbdhor. Du meinft mit Waffen, oder durd ein Friedenswort? Erſter Halbdor. Gewinn wohl war’ e8; dod) wenn Mord und Kampf 5 Der Sdhladten Gott wieder erwedt dort im Land, Und Brujt um Bruft vom Sdlage dröhnt: Weldhes Wort, Unglückliche, Erheb' id, die daran die Sduld hat? Bweiter Halbdor. Aber den Mann, der im Glück leudtet, ſtürzt da8 Sdidfal O Wieder hinab: darauf bau’ id in fefter Hoffnung. Erſter Halbdor. Gerecht ift, hoffft du wohl, der Gutter Rath? Die Sdhujflehenden. Gin Bote. Adrajtos. Der Chor. Der Bote. Jd fomme, Frau'n, end vieles Frohe fundjuthun, Bin felbft gerettet, (Bem im Treffen fing maw mid, Dort, wo der todten Helden fiebenfiltige Heerſchaar die Schlacht geſchlagen bet der Dirle Flut,) Und Sieg von Theſeus meld’ i. Yonge Rede will Jd cud erfparen: Kapaneus war einſt mein Herr, Den Reus mit glüh'ndem Donnerſtrahl zu Staub verbramnt. Der Chor. Mid freut es, Vieber, dag du kehrſt an deinen Herd, Und die von Thefeus meldeft. Wenn das Heer Wthens e@ Und glücklich heimlehrt, meldeft du mur Frendiges, Der Bote, Heim fehrt e& glücklich, hat den Kampf gekämpft, wie cinft Adraſtos fimpfen mußte mit den Dangern, Als er vor Kadmos' Vefte jog vom Machos. ; Der Chor. Wie Hat des Aegeus hoher Sohn und die mit ihm Vereint geftritter, unjerm Zens’ Siegsmal' erhiht? Du ſahſt es: ſprich, erfreue, die es nicht gefehn! Der Bote. Der Sonne Lvichtſtrahl, die der Dinge Maß beſtinmt, Glänzt' hell auf Erden, und ich ſtand auf hohem Thurm Um Thor Eleltra's, wo man weit umſchaut in's Land. Da feh’ id drei Heerhanjen dveier Stämme nah'n: Den einen, ſchwergewaffnet, der hinauf fid) zog Rum Hiigelrand Jsmenos', wie die Gage ging, Ihn felbft, Des Landes König, Aegeus' Hohen Sohn, Und die mit ihm, am redten Flügel aufgeſtellt, Die Birger, wohnend in des Kefrops alter Stadt; 314 Die Schuzflehenden. Sodan, bewehrt mit Lange, die vom Meeresſtrand, Gerad’ am Born des Ares; drauf der Reiter Trupp, 650 Am fernfter Saum des Heeres Hinten anjgeftellt, In gleidher Anzahl; unterhalb dem Heiligen Grabmal Amphions hielt der Wagenfiihrer Saar, Dod rubig vor den Mauern fland des Kadmos Golf: Die Todten loge hinter ihm, um die man ftritt. 655 Den Reitern gegeniiber war die Meiterei, Den Wagen Wagen Attifa’s, vierſpännige. Des Königs Herold aber ſprach vor Allen fo: Berſtummt, o Bilfer, ſchweiget, hr vom Theberheer, Und höret mich! Dev Todten wegen kamen wir, 660 Und wollen fie beftatter, Hellas’ alten Braud Getren bewahrend, nicht bedacht auf neuen Mord. Und nichts entgegnet Kreon ihm auf diejes Wort; Still fag er unter Waffen. Jezt erhoben ſich Der Biergefpanne Lenker ungefiumt que Sdladt, » Cinander iiberjagend, fprengten fie Daler, Lind ftellter Wagenfimpfer hin gum Langenftreit. Der bahnt mit Cijen feinen Pfad, der jdwentt das Wo, Den Wagenlimpfern Wttifa’s im Kampf gu ſtehn. Als aber Phorbas, der yur Schlacht die Reifigen Im Bolt des Kekrops führte, ſah der Wagen Zug, Und die des Kadmos Meiterfdjaar befehligten: Begann cin Sdhlagen, und man fiegt’ und ward beflegt. Dies ſah id, aber hirte wits; dort ftand id ja, Wo mun die Wagen kämpften und die Reiſigen. Bon vielen Grauſen aber, das ſich dort begab, Nicht wei ih, was id) nennen foll, erwähn' ih erſt Des dichten Staubgewölles, das gum Himmel wogt, Oder wie fie vorwarts und juriid am Miemenband, Die Schuzflehenden. 315 Geſchleift verſchmachten, und der Strime dunflen Bluts, 0 Da Biele ftitrzten, Mtander, dem fein Wagen brad, 5 Auf's Haupt zur Erde mit Gewalt gefeymettert ward, Und auf des Wagens Critmmern Geift und Leber lief. Als aber Kreon fiegen fah die Reifigen Uthens, ergriff er feinen Schild und jog zur Sadladt, Eh feine Kampfgenoſſen feig ergitterten. Dod aud des Thefeus RriegeSheer ftarb nidt vor Furdt; An ftiirmt er etlig, rafft die- Hellen Schaaren fort, Und donnernd trafen beide Heer’ im Mittel fid, Und gaben und empfingen Lod, und mabnend {doll Durd alle Reihen dort und Hrer der laute Ruf: „Schlagt nieder! — Stemmt die Lanzen, webrt dem BVolf Athens!“ Da ward die Heerfdaar, die der Dradenjaat entfprog, Bur wilden Streiterin: zurück wid binter fig Der Unjern linker Fltigel; dod dev rechte trieb Bur Fludt die Theber; unentidieden wogt der Kampf. Und min errang fi hohes Lob der Heeresfiir(t: Denn Hier allein gu fiegen war ihm nidt Gewinn; Wo feine Streiter wantten, eilt? er hin und rief Mit lauter Stimme, daß die Erd’ es widerſcholl: „O Kinder, hemmt ihr heute nidt den wilden Speer Der SGaatgebornen, ift es aus mit Pallas’ Volk!” Und Muth erwedt er allem Heer der Danaer: Gr felbft ergriff de8 Cpidaurers graufe Wehr, Die Keule, ſchwang und fdleudert’ Ales rings dabin, Zugleich die Naden und das helmbewehrte Haupt Bis auf den Grund abmähend mit der Keule Hol}. Kamm endlid) wandte Kadmos’ Heer zur Fludt den Fug: Sh jauchzte lout und hüpfte freudig auf und fdlug 316 Die SHhujflehenden. Die Hinde klatſchend; jene flohn den Thoren gu. Gejdrei, Geheul der Jüngling' und der Greiſe jdoll Su Thebe’S Manern; Sdreden fillt die Tempel rings. Und nun ihm freiftand, eingugiehn in Radios’ Stadt, Dod hielt ex ein; er fomme, fprad er, mht in Stand Die Stadt gu ftiirzen, fordre fid) die Todten nur, So mu der Feldherr, den man wählt, geartet fein: In Grown und Schrecken jeigt er hohen Muth und hagt Den Ucbermuth des Volfes, das, im Glilde fiol;, Bur hidfter Staffel aufzuklimmen ſtrebt und fo Den Segen cinbiigt, welder ihm bejdieden war. Der Chor, Nun, weil id dieſen unverhofften Tag gefeln, Glaub' id an Gitter, und es diinft die Biirde mir Des Misgeſchickes leidhter, weil der Feind gebüßt. Adraſtos. O Zeus, warum doch preiſen ſie die Sterblichen Als weiſe? Yur an deinem Winke hängen wir, Und alſo thun wir Armen, wie du's eben willſt. Sd waltet' einſt in Argos’ unbezwungner Stadt; Wir waren unjer viele, ftarf in Sugendfroft. Wis Cteokles fic) erbot gu friedlidem Vergleid) und mäßig Heifdte, wieſen wir's zurück, Und büßten ſchwer. Dod jener, damals glücklich, ward, Dem Armen gleich, der plözlich reiches Gut gewann, Voll Stolzes, Stolz ward wiederum des thörichten Kadmeiervolks Verderben. Eitle Sterbliche, Die ſo den Bogen ſpannen ohne Maß und Ziel, Und ob fie manches Leiden aud) mit Recht bedrängt, Des Schickſals Winke folgen, midjt des Freundes Rath! Mit Worten, Baller, wendet ihr das Misgeſchich 740 745 750 755° Die Schuzflehenden. 817 Lind ſchlichtet nicht durch Worte, nein, durd Mord, den Streit. Indeß wogu dies? Gage mir: wie Haft du did @Grettet? Fragen will id) dann das Uebrige. Der Bote. Als Sdreden ob des Kampfes Kadmos' Stadt ergriff, Gilt’ ig die Pforte, wo das Heer einjog, hinaus. Wdrajtos. Die Todten aber bringt ihr uns, um die man ftritt? Der Bote. Die Fuührer dort, die fieben Fürſten, bringen wir. Adrajtos. Wie fagft du? Wo ift der andre Haufe, der im Treffen fiel? Dev Bote. Gr liegt begraben bei Kithärons Felfenfhludt. AWdrajtos. Dies — oder jenfeits? Aber wer begrub ihn denn? Der Vote. Thefeus, am Sdattenfelfen von Eleuthera. Adrajtos. Wo liekeft du die Todten, die er nidt begrub? Der Bote. Ganz nabe: nah’ ift Wes, was man rafd betreibr. Adrajftos. Cin Sflave trug fie ſchmählich weg vom Todesfeld? Der Bote. Wärſt du dabei gemeferr, als er Liebevoll Der Todten wahrnahm, riihmend fpridft du wohl davon; Rein Slave ward zu diefer Arbeit angeftellt. AWdrajtos. Wuſch er die Wunden diejer Unglückvollen felbft? 318 Die Schuzflehenden. Der Bote. Und breitet’ aus thr Lager and verbiillte fie, Udrajtos. Beſchwerlich, ſchmachvoll war die Loft Dem edlen Mann! Der Bote. Wie finnte Menſchen menſchlich Leid fhmadbringend fein? Adraſtos. Weh! Wie glücklich, traf mit ihnen auch mich ſelbſt der Tod! Der Bote. 50 Dun klagſt umfonft und preffeft dieſen Thrinen aus, (auf ben Chot deutend Wodrajtos, Jd glaube, fie find meine Lehrerinnen bier, Dod auf! Die Hand, thr Todten, breit’ ih ans, entgegen end, Und ftrim’ ein thranenvolles Yied des Todes ans, Die Freunde rufend, deren th (o Gram!) beraubt, Wein einſam Yoos beweine. Dent nur dtejes mag Mie mehr der Menſch ervingen, wenn's verloren it, Den Hand) des Lebens. Andres Gut erlangt er leicht Dev Chor, Erfte Strophe. Mit dem Glide vermählt fid) das Leid: Die Stadt erringt hohen Ruhm, 770 Dhres Heeres Fürſten ſchmückt Zwiefacher Ehre Krauz; Ich aber (bittrer Kummer!) muß die Leichen ſchn Der Kinder: doch ein ſchönes Schauſpiel iſt mir auch Dieſer ungeahnte Tag, 5 Nachdem td trug aller Schmerzen größten. Die Shujflehenden. Erfte Gegenftrophe. Ud, hätte bis Hierher mid Der Zeiten uralter Gott) Bor der Liebe ftets bewahrt! Was mupt’ ic) Mutter fein? Jd) hatte nie gefitrdtet, fold) unſägliches Elend zu ſchauen, wenn ich floh der Che Band. Nun gewahr’ ich's offen flor, Mein Led, den Tod, ad! fo licber Rider. (Die Leichname der Feldhercn werden herbeigetragen.) Dod hier ja gewahr’ ic) die Leichname ſchon Der erſchlagenen Sohn’: id) Verlorene, web! O jtieg’ id) gugleid mit den Rindern hinab Zum gemeinfamen Hauje der Todten! Morajtos, Zweite Strophe. Shr Mütter, hebt Rlagen an Um die Todten, die der Schooß Der Crd’ empfiingt: lagt ermiedernd euren Ruf Auf meine Klag' erſchallen! Der Chor. ©) Söhne! Bitter tint der Gruß Dem Weibe, das end) liebend trng! — Bu dir red" td, der dit ftarbeft! Adraſtos. 195 Weh, weh mix! Weld) Leiden brad anf mud Herein! Der Chor. Ad, adh! Dulden, dulden mußten wir (o Graun!) Des Misgeſchicks herbſten Schmerz! Wdrajtos. Sieheft du, Stadt der Argeier, das Schickſal, das mid umſtrickt hat? Or 5 Die Schuzflehenden. 321 Schlußgeſang. Adraſtos. Ein Meer von Leid wogt um euch, Shr unglücklichen Weiter dieſer Söhne! Der Chor. Zerriſſen bluten unſre Wangen, Und das Haupt beſtreuten wir mit Aſche. AWdrajtos. O daß ein Erdſchlund hinab Mich ſchlänge, daß Stürme mich Fortrafften, Zeus' Glutflamme ſchlüg' auf dieſes — Der Chor. Du ſaheſt unſelige Eh'n; Unſelig war Phöbos' Sprud. Das öde Haus des Oedipus Verlafjend, fam über did Verderbenfdhwer Crinnys. Theſeus. Adraftos. Der Chor. Thefeus. Ich wollte ſchon did fragen, als du deinen Gram Bor Diefen Flagteft, dod) ich faumte nod zu dtr Bon div gu reden: min, Adraſtos, frag’ ih did, Von wannen diefe, fo beriihmt durd hohen Muth, (auf die Todten deutend) Entfprofjen waren. Melde du's, der Weifere, Der Bugend diefer Biirger bier; du weift es ja. Denn ihre Thaten find’ id übermenſchlich kühn, Wodurd fie hofften Kadmos' Stadt yu bandigen. Eins will id did) nicht fragen, GHohn ja träfe mid) Mit wem ein Feder in der Schlacht gnu Euripides v. Donner. III. 3, Aufl. —] Die Schuzflehenden. 323 Die böſen Führer, nicht den Staat, befeindet’ er; Denn wahrlich anguflagen ift niemals der Staat, Bringt ibn ein ſchlechter Steuermann in ſchlechten Ruf. Hippomedon, der dritte, war von Ddiefer Art: Als Knabe ſchon verlangt’ er nicht den Liiften fid Der Muſen zuzuwenden, nidt der Weidhlidfeit ; Das Land bewohnend, übt' ex ſich in hartem Dienft, Bog gern zu männlich tapfrer That, yur Jagd hinaus, Handhabte Pfeil und Bogen uud vergniigte fid An Roffen, daß er titHtig fei gum Dienft der Stadt. Der vterte war der Jägerin Atalanta Sohn, Der Diingling Parthenopios aus Arfadia, Sm Glanz der Schönheit ftrablend, der, gum Inachos Gefommen, grokgezogen ward in Argolis. Dort war er, wie's dem fremden Cingewanderten Gezieinte, Keinem läſtig, nicht ein Feind der Stadt, Kein wüſter Banker, was den Cingeborenen Und was den Fremdling iiberall fo widrig madt. Sm Kampfgewühle ſchirmt' ex, wie der Heimifde, Das Land von Argos, frente fig, war unfre Stadt Sm Glid, und wann’s ihr tibel ging, empfand er Schmerz. Geliebt von Vielen, und wie viel der edelften Argeierfrauen! hielt er fid) von Siinde rein. Kurz will id) Tydeus’ hohes Lob verttindigen. Er glänzte nicht in Worten; nur in Waffen Hthn Und woblerfabren, fann er viel Gefdeidtes aus. Meleagros, feinem Bruder, nicht an Geifte gleid, Erwarb er gleiden Namen durd des Speeres Kunſt, Und fand der Mufe volles Spiel im Sturm der Schlacht. An Chrbegierde war er reid; fein hoher Sinn Ward mehr in Thaten als in Worten offenbar. 21* 524 Die Sdhugflehenden, Mad dem, o Thefeus, was ich ſprach, erflaune nicht, Daf Die vor Kadmos' Thürmen nidt den Tod geſcheut, Denn Sdeu vor Böſem pflanzt in's Herz die weiſe Zucht, Und jeder Hochgeſinnte, der die Tugend übt, Erröthet, feig zu heißen; lehren läßt ſich auch Der Muth, jo wie man Vieles, was es nicht gewußt, Bu ſagen und gu hören amd dem Kinde lehrt. Und was erlernt ward, pflegt man bis in's Wter feſt » Bu halten, Darum bildet, gieht die Kinder wohl! Der Chor, Weh, we, gum Unglück erzog, trug ih, Sohn, Unter dem Herzen did), ertrug die Schmerzen Bei der Geburt! Und mm hat mit der Todesgott Der Müuhſale Lohn geraubt: Der Pfleger meines Alters ijt dabin, Der Sohn, den ih, ad! geboren. Thejens. Wohl preijen deutlich Oilles“ Hodgefauten Sohn Die Gitter, die in tiefer Erde dunkeln Schooß Sant jeinem Vierſpann lebend ihn hinabgerajft. Und loben wir Polyneifen, Sohn des Oedipus, So wird man feimer Yiigen und bezüchtigen. Gr war mir Gajtfreund, eh ev, Kadmoe' Stadt entfloha, In Argos' Land freiwillig überſiedelle. Dod weißt du, was itd wünſche, daß du Dieſen thuft? Adraſtos. Nur Eines weiß ih, dah ich dir's gewähren will Theſens. Den Zeus’ Geſchoſſe trafen, hier Dem Kapaneus — Adraſtos. Als heiligem Todten, wünſcht ihr ihm cin eignes’ rah? On Die Shuzflehenden. 325 Theſeus. Gewiß, und Eine Scheiter all den Uebrigen. AWdraftes. Wo wirft du diefem fein gefondert Grab erhöhn? Thefeus. : Dort, neben jenen Häuſern will ich's thm erbau'n. Dod folded Werk beforgen unfre Sflaven, wir PHeftatten diefe! Führet weg die Leichname! Adrajtos. Kommt, arme Mütter, tretet an die Kinder her! Thefeus. Nicht ziemen will, Adraftos, was du da gefagt. Adraftos. Shr Kind umfaſſen ſollte nicht der Mutter Arm? Theſeus. Sie ſtürben, ihre Söhne ſo entſtellt zu ſehn. Denn grauſen Anblicks freut ſich nur der Todesgott. Was alſo willſt du ſteigern noch der Mütter Gram? Adraftos. So ſei's! Geduldig harret nod! Denn weife fpridt Theſeus. Dod wann die Flammen ihr Gebetn verfengt, Dann Holt die Refte. Bammervolle Sterblide, Was ſchwingt ibr Lanzen, mordet euch in wedfelnder Blutthat? Bezwingt end! Laffet rubn die Schreckniſſe, Und ſchirmt die Stadte, friedlid unter Friedliden! Entflieht das Leben dod) fo fdnell: in leidter Luft Durchträumt die flidtigen Stunden, fern von Ungemad! (Mdrafto$ und Thejeus ab. Die Leichname werden fortgettagen.) Der Chor. Stropbhe. Nicht mehr find wir beglückte Mütter, ‘2 326 Die Schuzflehenden. Nod haben wir Theil an der Freunde mehr Unter den Frauen in Urgos’ Land; » Ridgt mehr grüßt Artemis ans, Deren Sohne finken in's Grad. Unſer Yeben ift Gram: Giner irrenden Wolfe gleid, Treiben uns des empirten Sturmes Hand. Gegenſtrophe. Sieben Mütter, geweiht dem Unglüch, Gebaren wir ſieben Kinder einſt, Söhne, gefeiert in Argos' Land: Und min, der Söhne beraubt, Muß ich im Alter trauern allein; Nicht den Todten hiufort, Nicht den Lebenden beigezählt, Friſt' ich, ferne von ihnen, cit traurig Daſein. Schlußgeſang. Uebrig blieben mir Armen noch Thrünen: im Hauſe des Sohnes Mur Denkmale der Trauer, cin Kranz Dunkler Locken, geſchornes Haar, Und Trankopfer, den Todten geweiht, Lieder, deren ſich Phöbos nicht, Der goldlodige Gott, erfreut! Früh durch Trauer emporgeſchreckt, Nez' ich Hinfort mem Buſengewand Wit ſtets quellenden Zähren, Dod) wh ſehe ja dort, ſchon betteten fies Für Hipponoos’ Sohn, feiw Heiliges Grab, Und vor Thejews’ Hans Die Gewand' und den Schmuck fiir die TDodten! Die Shuzflehenden. 337 Sobald das Barthaar eure Wang’ umfdattete. Denn Theben furdtbar fommt ihr einft, herangereift, Wie junge Löwen, und zerſtört die graue Stadt. 0 So mug es fommen. Epigonen werdet ihr Genannt von Hellas im Gefang der Enkel blith’n: Gin ſolches Kriegsheer führt ihr an in Gottes Hut. (fie verſchwindet.) Theſeuns. Athene, Herrin, folgen will ich deinem Wort: Du führſt mich ſicher, daß ich nicht ausgleiten mag. 5 Und dieſen bind' ich durch den Eid. Nur lenke du Mich auf die Bahn des Heiles: wenn du dieſer Stadt Huldreich hinfort biſt, wohnen wir in ſichrer Hut. Der Chor. Adraſtos, wir geh'n und ſchwören den Eid Dem Mann und der Stadt: ſie kämpften für uns O So tapfer und würdig der Ehre! Euripides v. Donner. Ul. 3. Aufl. 22 Die Shujflehenden. Evadne. Ich ſeh' es, das Ziel hier, Das ich erreicht nun! Ya, das Glück Yeitete Hierher meinen Schritt. Mir zum Ruhme will td von Hier, Will von dem Felfen herab mich Stiirzen, pring’ in die Flamme Hinein, Und in Lodernden Gluten Meinem geliebten Gatten vereint, Bruft an Bruft, umarmend, umarimt, Wall’ ih Hinad in Perfephone’s Hans, Durd mein BWeilen im Lichte midt Bon dir lajjend im Erdenſchooß. Lebe wohl, Lit und Liebe! Yeudjteten meinen Kindern in Wrgos mur Fröhliche Hochzeitfackeln dereinſt, Daf fie beglückt' cin treuer Gemahl, Den mit truglos fouterer Glut Edlen Herzens die Gattin umfängt! Der Chor, . Dort fieh, er felbft, dein Vater, leult Den Sdritt heran, Der greife Sphis, zu dem ungeahuten Leid, Gin never Schmerz Wm, went davon iym Runde wird, Jphis. Ebadne. Der Chor. Ibis. Weh dir, Verlorne, wehe mix verlornen Greis! Ich fomme, (zwiefach fandten mir die Götter Leid) Steoflos’ Leichnam, der von Thebes Yonge fiel, Des Sohnes, heimzuflihren in der, Biter Land, Lind meine Todjter ſuch' id anf, die meinem Hans Vers 68. « 105. * 107. ⸗116. - 119. 2 122. = 126. » 153. » 161. 2 169f. = 174, = 178. = 202. » 211. - 215, Anmerfungen ju den Schuzflehenden. 839 au begehen (V. 168), und „ihre Glieder hüllt fein Feft- gewand“ (B. 92). Cin neuer Kampf, wenn dex Wunſch, dew die Helden⸗ miitter fo ſehnlich ausgeſprochen, wirklich erfiillt wird. Bothe. Verhüllung im Mantel war ein Zeichen der Trauer. Q. neggs yag sdey doy. Hermes’ VBoten, Herolde, deren Sdhuggott Hermes tft: ux inlcsavtas pépey 8c. tO evTUZELD, Für qt. 9. Sieben Wage, die fieben Kriegswagen der wider Thebe vereinigten fieben Fürſten. Q. rò db? xddoy. 2. nolsog avg tUgarv0g, evdaluwr Rago. ao auras tyory, xelvor tapelous yegoty, wyaler tizeir. Die gange Stelle lautet wörtlich itberfegt: ut mortuos sepeliant (ips), quas ipsas oportebat justa consequi (wgaiac == vouceue), illoram (h. e. filiorum) manibus sepultas. Nad) dieſem Berfe finden fic) im den Ausgabe mod) pier weitere Verfe, die „aus der Antiope unferes Didh- ters genommen und wohl nur ans Verſehen im dew Tert gefomimen find, nadjdem fie alg Parallelſtellen an den Rand gefdrrieber waren.” Q, Sndgry piv wer. Ya F 5? donc xs cagy, yryveoxoper. Ter Sinn ift: „du gabft deine Töchter an Fremodlinge, der Weifung des Orakels folgend, als ob es Götter gabe, während du mit den Argeiern vor Thebe zogſt, ohne den Sprud) de3 Amphiaraos zu beachten, als ob keine Götter lebten.“ Schuldloſe, wie die Töchter des Adraſtos, Sdul- Dige, wie deren Gemahle, Tydeus und Polyneifes. 22* 330 Die SHhujflehenden, &vadne. 1045 Hierher verlangt’s mid, fdinen Sieg erring’ ich Bier. Iphis. Und welchen Sieg verlangſt du? Lak mich's hören, Rind! Evadne. Sieg über alle Frauen, fo die Gonne ſieht. Iphis. Durch Kunſt Athene's oder kugerdachte Lift? Evadne. Durch Muth: bei meinem Gatten will ich ſterbend ruhn. Iphis. Wie fagft du? Weld unſinnig Rathjel fpridft du Da? Evadne. Bu Kapaneus in den Scheiterhaufen ſtürz' id bier, Iphis. O Tochter, alſo rede nicht vor vielem Bolf! Evadne. Dies eben, hörten's Alle dod in Argos' Land! Iphis. Jd werde, traun, nicht dulden, daß du ſolches thuſt @vadne. Gleidviel! Denn nigt erfaſſen lann mich deine Hand, Und fdon hinunter ſtürz' ich: zwar dich freut es nicht, Doch mich und dieſen, Dem mit mix die Flamm’ umwallt (Sie ſtuͤrzt in ben Srennenden Schetterbaufen binab.) Der Chor. O Frau, welche graufe That wagteſt du! Spots. Jd Urmer bin verloren, ihr Argeierfrau'n! Derr Chor. 1060 Da bu fo ſchweres Leid Vers 523. 2 542. 2 558, - 565. 2 570. 2 598. » 599. - 607f. = 609. » 610. - 612. 2 613. = 614. - 619. © 621. Anmerkungen zu den Schuzflehenden. 341 Z. eic tO pac. LQ. ad rag Gavdvtag vosylaas wy yerv daytiy atages weg 8a. L. of ds Sipifoorair, alii vero mortales nunquam scilicet. Bandtons Stadt, Athen. Hes Thefeus Vater war Aegeus, welder den Sohn des Kreterlönigs Minos tddtete, und deßhalb hart be- fagert und burd) Hunger und Peft gezwungen ward, dem Kreter alle ſieben Jahre fieben Jünglinge und fieben Yungfrauen in das berithmte Labyrinth zu fenden, wo der Minotaurus fie verſchlang. Theſeus befreite Athen von diefer ſchmählichen Kriegsſteuer. Bothe. Der Drache, das Zeichen der Theber, ſteht für die Theber ſelbſt, deren Stammväter aus den von Kadmos geſäten Drachenzähnen entſproſſen waren. S. unſere Anmerkung zu Sophokles' Oedipus in Kolon. V. 1517. Q. tly’ dv, tard aitla, lePorus; 2. roy evruzle Aapngoy. LZ. Geol Peototor véuvory, navvey téouat Fyortes avrol. Die ſchönumthürmte Stadt ift Dhebe. Der Kallidoros war der Demeter Heilig, S. gu B. 383. Der Doppelftrom, Afopos und Ismenos, die bei Thebe fic) vereinigten. L. beidemal eons. ¥. tly not’ aina, tig a. 2. Jo, Tochter des Argeierkbnigs Inachos, wurde von Zeus geliebt, und, um ſie vor der verfolgenden Here zu ſichern, in eine Kuh verwandelt. Deine Wonne, deine Wehr für unſre Stadt, ſchmachvoll verhöhnt. Gemeint find die fieben er⸗ ſchlagenen Heerführer, deren Beſtattung von den Thebern 332 Die Schuzflehenden. Wohl größer, dod) flix ſüußes Nojen nicht geſtimmt. Auf, Diener, fiihrt mich ungeſäumt nad Haus zurüch, Und gebt mid Hin dem Dunkel, wo mein greiſer Leib, Fern aller Nahrung, ausgerehrt hinſchwinden wird! Was wird mir’s helfen, rithr’ id) an der Todter Stawh? O Alter, unentfliehbar Lewd, wie hoff’ ich dich, Wie Beden, der ſein Leben auszudehnen ftrebt, Durd) Bader, Muhebetten und durd Zauberein Der Jahre Lauf ablentend, wm dew Tod gu fliehn! Unnilz der Crden, follte der in jahem Tod Hinfahren und den Dtingern anus dem Wege gehn! (geht ab.) Erſter Halbdjor. Wh! Da bringen fie ſchon den geſammelten Staub Der Erſchlagenen Her, Stilzt, Sllavumen, mid Unmächtige Greifin, da mix die Kraft Mein Schmerz um die Söhne geraubt hat! So lange ja wandl’ id) ſchon in der Heit, Und zehre mid) ab in unendlichem Harm, Wo gibt e& ein Leid, Das ſchmerzlicher rührt an ein menſchliches Herj, Wis Gram wm verlorene Kinder ? Die Söhne Der Helden bringen ihre Aſche Thejens, Wdrajtes, Der Chor. Gin Rnabe. Ich bringe, bring’, unſelige Mutter, Aus der Glut des Vaters Aſche, 1110 Nicht leichte Laſt mir, weil der Schmerz mid) niederbeugt am Wiles, was mein, barg i in lleinem Pawnee, Anmerfungen zu den Schuzflehenden. 343 Vers 822. Des Phöbos Sprud. GS. B. 133 ff. = 823. 826 f. $27. 836. $42. $45. $60. 869. $89. 892. $95. 901. 912. 919. 922. R. fonpa o & woducovoc. Die Wortfolge im beiden Verſen ift diefe: %onua Oldindda dupata dunsoa, 7APé at & Rodiicovog ‘Eguyriic. Dieſe Worte des Theſeus find an den Chor geridtet Bor biefen, d. t. den Kriegerm, welche die Leichname der erſchlagenen Heerführer herbeigetragen und geleitet batten. Y. 9, bezüglich gu peyn B. $35. Behält man 7 bei, fO muß zu wodentor aus dem Relatioum orw V. 835 ber Genitiv ozs ergingt werden. Golde Stellen, wo nad) xai oder 7 im zweiten Gaze das Relativpronoment im verdudertem Cafus aus dem erften Sage hinzugedacht werden muy, find bet den Alten nicht felten. Man ver= gleide z. B. aus der Odyffee nur 2, 54 und 114. Mill man mum in unferer Stelle die alte Lesart 7 beibehalten, fo itberfege man: Und welches Feindes Lanzen ihn verwundeten. Qo gr? av, v. opgs, 10 dior & Bélog 0 (Eteotles war der Sohn ded Iphis aus Argos und Bruder der Evadne. Hippomedon, der Sohn des Ariſtomachos, wohnte in Argolis am Quell Lerna. Tydeus, Sohn des Oeneus, Vater des Diomedes, war Beherrſcher der Stadt Kalydon in Aetolien. Meleagros, der Bruder des Tydeus, iſt berühmt durch die Erlegung des kalydoniſchen Ebers. v. gedoripoyv 7 O05 misatos, d. i. nAsatog tHY peloteulay, Q. xaxocg xexdjodas. Der Sohn des Oikles, Ampbiaraos. % dear az. Wer vom Bliz erſchlagen ward, galt fiir beilig, und wurde an einem abgefonderten Ort begraben. Anmertungen qu den Sus flehenden. 345 Bers 1001 f. LR. Svvanres nodds aiuati, tuxdelag yagsy ivOev souaew. 2 1014. & dasocg F etvaiog yapérac = 4036. 2 1042. = 1061. = 1064. = 1074 f. 2 1083. 2 1095. 2 1097. - 1108, 2 1112. 2 1116. 2 1124, = 1128, 2 43181. 2 1185, 2 1186. - 1142 f. 2 1148 f. = 1158. = 1183. curtnyOes aveas adddoss yevvalac aloyw wuyas. L. deyny AnBosrs ay. L. we. &. Opes tales, visu pateris. Q xasb nodes. L, ef dD? alg tod nAGor xakenstgaOny, naxor oioy segecDus natéea ylyvetar véxvwr. Oder man lefe: Mexesqadyy, sényvory — und am Schluſſe des folgenden Verſes xaxoy. L. adisa xely ye dijo, OL Av naig Ade pos. . Astgoias. . wpelaas yny. . Cwoag péra dn, Oder pésga dF. . Rae. . &, Maig ana tye 3 Yonues. . axét elol cos, pyzeg, téxva, Pefaoww. . MaTEQ, OU pertOs Caw HAVES TéxvaY YOxG. iy’ av Ges Plovtos UP poe dixa natggos. . ag tod Gt Aownds pe d&erae yavos. (D (D 0D 0D 0p 0D pp 0D 0D © . seatnlatary. Wörtlich: „Zweien ließ ex Trauer guritd, der Mutter und — did) wird mie Dex Schmerz um den Vater ver⸗ laſſen.“ L. beidemal pAcor. Wörtlich: non amplius te videbo, caras matris delicias. wilt ce I. ope. Pofeidon verbheerte durch cin Meerungeheuer die Ufer Troja's, aus Rade. gegen den troifden König Lao⸗ mebdon, dev ihn betrogen hatte. Des Königs eigene 336 Die Shujflehenden Dies aber foll er ſchwören: nie will Argos’ Boll Sn diejes Land herführen cine Feindesſchaar, Mein, Andrer Heergug hemmen durd) des Schwertes Macht Dod) wenn es je meineidig dieje Stadt befriegt, Soll Argos’ Land (jo flehe) ſchmachvoll untergeh’n! Nun hore, wo du fpenden mußt der Opfer Blut. Gin eh'rner Dreifug wird daheim von dir bewahrt, Den cinft Herafles, al8 er Croja’s Burg zerjtirt, Indeß er auszog ander Feind zu bindigen, Wn Pytho'’s Opjerherde dir gu weihn gebot. Unf diejem Tijd) verjpriize dreier Schafe Blut, Und ſchreibe dame in feinen hoblen Raum Dew Eid; Mib ifn darauf dem Gotte, welder Bythe ſchirmt, Cin Mal des Bundes und Zeugnis Hellas’ Voll gu fein. Dann birg in tiefer Erde Grund den ſcharfen Stahl, Mit dem ou ſolchen Opfermord vollendeteft, Den fieben Scheiterhanjen der Erſchlagnen nah; Denn Furdt und ſchlimme Wiederkehr bringt Urgos’ Bolk Des Stahles Anblic, sieht e& wider eure Stadt. Erſt wenn du died vollbradteft, laß die Todten zieh'n, Lind gib den Hain, wo Feuer ihre Leichname Geweiht, am Drenveg Iſthmos yx — dem Delphergott. Dir jag’ th dieſes; ihr, Wrgeierfnaben, Hirt: Gereift gu Männern, bredet ihr Bémenos’ Burg, Und ridt den Tod der Bater, die Bort endeten! Du filhrjt, anjtatt ded VBaters, wann du Diingling wardft, Uegialens, dic Männer an, yur Seite dir Der Sohn des Tydeus, formmend aus VWetolia, Diomedes, wie fein Vater ihm dew Ramen gab. 1205 Aufraffen müßt ihr Argos’ erzumſtrahltes Heer, Bur Kadmosburg mit threw ſieben Thoren ziehn, XVMI. Die Herakliden. 22a Perfonen. Jolaos, der Waffentrager des Herafles. Kopreus, Herold des Curyftheus aus Argos. Der Chor: Biirger Athens. Demophoon oder Demophon, Sohn des Thefeus, König von Athen. Makaria, Tochter de8 Heratles. Altmene, deffer Mutter. Euryfthens, Rinig von Argos und Mykenä. Cin Bote. Diener. Der Schauplaz ift in Athen. Pers Aumerkinigen ju den Schußzflehenden. I, In Cleufis, cinem attifden Flecken, welder der Demeter heilig war, wurden alle fünf Sabre die elenjinifehem Fete qefetert, au denen ganz Griechenland sufamnmenfiriuete. Des Pittheus Land, die Stadt Trözen n Wrgoles, wo Bitthews, der Bater Aethra's, herrſchte. Der bittende Oelzweig iit wohl mat Uhner, af die supplex oliva Des Statins. — Wollumwundene Del- zweige trugen Die Schuaflehenden in den Hane. an Kadmos' Thor, an dem Thoren Thebe der Stadt Des Kadmos. Todte unbegraber ju lafjeu, oder ihre Beſtaltung zu oer hindern, bielt man für gottlos. vyllt xetrae |, detras, wovon zeelag dune abhängig oft Y. wove, Mad) dex allgemeinen Gage joll zuerſt in Der Gefilden vor Eleujis die Frucht der Demeter hervorgelommen fern, Das Laubgewinde, die der Acthra dargereichten Oel- zweige, Die fie, als etwas Heiliges, ber Dent Altar ju verweilen zwangen, und die fie als betlige Bciden hochhält V. 36). . odvw. V. ave. Ungeweiht: dem fie kommen nicht zu Dem Altar ter Demeter, um ihr zu opfern oder irgend cine hetlige Peeier 20 Jolaos. (Umber Tempel und Altäre, wo man die Söhne des Hera— kles erblict.) Sdon lange fand id diefes wabr in meinem Sim: Für feine Nächſten jdafft und wagt der edle Mann; Dod wer da8 Herz auf eignen Vortheil, mr gewandt, Frommt midt dem Staat, ift unvertragli im Verkehr, Strebt fic allen yu heben. Celbft erfubr th da. Aus Mitgefühl, weil mir Verwandtidaft heilig war, Trug id, der Cine, viele& Letd mit Herafles, Als er mit un& war, wihrend id behaglichfroh In Argos wobhnen fonnte; nun der Himmel ibn Aufnahm, bewahr' id, Hilfe felbft beditrfend, bier Des Helden Kinder unter meinen Fittigen. Denn als iby Vater dtefer Crd’ entſchwunden war, Wollt’ erft Curyftheus todten fein gefammtes Hans; Dod id entrann ihm und verlor mein BVaterland, Mein Leben ward gerettet. Unſtät floh’n wir dann Bon einer Stadt zur andern ohne Wahl umber. Denn zu der andern Leiden fann der Konig aud Mod dieje Shmad ju häufen auf Herafleds’ Haus: In weldes Land wir flüchten, und er hört davon, Da fordern uns Herolde, da vertretbt er uns, Und droht mit Argos’ Waffen, da8, Freund oder Feind, Night Hein zu adten, und gugleid mit eigner Macht. Und weil denn Alle fehen, wie madtlos und ſchwach 3h bin, wie fein die Rinder, die fein BVater ſchilzt; 35 70 Die Herakliden. 351 Kopreus. Wohl wähnſt du hier an einen ſchönen Ruheſiz, Du Thor, in eine Freundesſtadt gelangt zu ſein? Doch wäre Jemand, welcher dich Unmächtigen Zum Freunde ſich erköre ſtatt Mykene's Herrn? Geh' hin (wozu die Mühe? Flugs erhebe did!) Nad Argos, wo du büßen wirſt durch Steinigung! Jolaos. Mitnichten; Schuz ja bietet mir der Opferherd Des Zeus und dieſes freie Land, in das wir flohn. Kopreus. So willſt du denn von Neuem dieſe Hand bemühn? Jolaos. Traun, nie gewaltſam führſt du mich, noch dieſe fort. Kopreus. Du wirſt's erfahren; ſchlimm geweiſſagt haſt du dir. Jolaos. Nein, das geſchieht in meinem Leben nimmermehr! Kopreus. Hinweg! Ich führe, wehrſt du's auch, die Kinder fort! Denn ſie gehören, wo ſie ſind, dem König an. Jolaos. Die ihr von alten Zeiten her Athen bewohnt, Helft! Uns, des Zeus, des Marktbehüters, Schüzlingen Geſchieht Gewalt! Die heil'gen Binden ſind entweiht, Die Stadt geſchändet, und der Götter Dienſt entehrt! Der Chor. (eilt herbei) Welch lauter Ruf erhob ſich am Altare dort? Ha! Welches Unglück offenbart er bald vor uns? Bers 622, + 655, 42, Anmerkungen zu den Schuzflehenden verweigert worden war. Sie heißen die Wonne des Zeus, weil fie der Gott als Nachlommen der Yo liebt. . dxxonlComer. Inachos, cin Fluß bei Argos, Solon theilte fpaterbin dad attiſche Goll in Prei Stamme, nämlich in Strandbewobhner, Bergbewohner und Thal- bewobhner. Cine jo natiirlicbe Einthellung mag vielleicht älter ald dex Geſezgeber fein. Sie ſtimmt indeß wenig au Diefer Stelle, wo bloß die Bewohner des inneren Yandes Den Strandbewohnerm entgegengeſezt, die Athener aber wie cS fdjeint), als ein eigner dritter Stamm, von Dem ſchmeichelnden Dichter hervorgehoben werden. Die Strandbewohner find mit Spießen, Schlendern und Boge bewaffuet. Botbhe. Der Born des Aves, der Onell Dike. Amphion, ein wvaltery Konig Thebes. vor évOévde ziehe zu oteardy: exercitum, qui bine. i. c. Athenis, profectus erat. Y. xai avaaarasarr’ ele psoov, Der Dual (oer ja, mit dem Plural verbunden, aud) ſonſt nicht gewöhn lich ijt) bezeichnet Theber wand Athener. Der Sinn iſt: EF war ibm nicht geung, Hier, anf der rechten Seite, gu fiegen, wibrend fem tinfer Fliigel geſchlagen wäre. Des Epidaurers Wehr, die Keule BW. 700, die Theſeus vow dem Epidaurier Periphetes erbeutet batee, und iminer, wie Heralles die feimige, trug. Bothe. Y. wg xarge méigae. we = brwe. Eleutherd hieß cine Stadt am Fuge des Mithiron. i. ug 0 ae TOaye, me vexpds Nees Jamin ; Y. anros, XY, auepav, welder Genitiv von merje abbangt. Y. mgooayvre Tov dvenotuwy. Unfelige Eben, deter (des Morafios) Tidter Die Herafliden. 353 Jolaos. Nicht ausgeliefert werden, nicht gen Argos ziehn, 5 Bon deinen Tempeln mit Gewalt hinweggeſchleppt. '0 Kopreus. Dod nimmermehr genitgt es alfo deinem Herren, Der über did) gebietet, dev did) findet Hier. Der Chor. Bu fdeuen ziemt fid), die der Götter Schuz erflehn; Du darfft, o Fremdling, Sie nicht gewaltfam treiben von des Gottes Siz; Dike, die Hobe, duldet den Frevel nicht. Kopreus. So ſende heim, die meines Königs Knechte ſind, Und nimmermehr gebrauch' ich wider ſie Gewalt. Der Chor. Ha, Schmach, Sünde wär' es, trieb' unfre Stadt flehende Wandrer aus! Kopreus. Doch iſt es ſchön auch böſen Händeln fern zu ſein, Und guten Rath zu hören, der das Befjre lehrt. Der Chor. So mußteſt du's des Landes Herrſcher ſagen, eh Du ſolches wagteſt, nicht gewaltſam vom Altar Wegzieh'n die Fremden, ſondern ſcheu'n ein freies Volf. Kopreus. Und wer beherrſcht denn dieſes Land und dieſe Stadt? Der Chor. Des edlen Theſeus hoher Sohn, Demophoon. Kopreus. Mit dieſem alſo kämpfen wir wohl dieſen Kampf Am beſten; alles Andre ſonſt iſt leer Geſchwäz. Euripides v. Donner. III. 3. Aufl. 23 en ‘5 Die GHerafliden. 355 Denn, felbft Argeier, fithr’ id) Hier Argeter heim, Die ih ergriffen, welde meinem Land entflobn, Wo ftrenge Sazung über fie den Tod erfannt. Recht ift es aber, dak wir felbft, als freies Volk, Selbftindig üben unfer Redht Ourd unfre Hand. Sie famen ſchon zu mandes andern Bolles Herd; Wir aber hielten unverritdt am gleiden Wort; Da wagte Miemand eignes Leid herbeiguziehn. Dod floh’n fie hieher, werl fie Thorheit wohl an dir Gewabhrten, oder wollten ſie's im ſchweren Leid Erproben, ob du deinen Schuz, ob nidt, gewährſt. Denn ou, verftandlos, werdeft did), fo wähnen fie, Von allem Volk in Hellas, wo fie hingelangt, Allein erbarmen ihrer ſchlimmberathnen Noth. Wobhlan, erwäge! Wenn du fie aufnimmft in’s Lond, Und wenn du mir fie läſſeſt: was ift dei Gewinn? Von uns erringft du diefen Dank gum Lohne dir: Du fight zu deinem Reide mod) das miadtige Kriegsheer von Argos und Curyfthens’ ganze Macht. Dod wenn, gehorfam ihrem Wort und Klageruf, Du did) erweichen laffeft, mug das Sdwert den Kampf Entſcheiden: dem das hoffe nidt, dak ohne Stabl Von unferm Volke dtefer Streit gefdlidtet wird. Was fagft du dann wohl? Weldes Land ward dir geraubt, Daß Krieg mit Tiryns, dag du Krieg mit Argos willft ? Wer find die Bundsgenoffen, die du fdhirmft? Wofür Begrabft du deine Todten? Wohl wird böſer Ruf Bor deinem Volk did ſchänden, wenn wm einen Greis, Der, fo gu fagen, fdon tm Grabe wohnt, ein Nidts, nd um die Knaben du verfinkft in folden Schlamm. Das Beſte, Hoffmung, blühe dir, erflarft ou wohl. 23* XVIII. Die Herakliden. 22 Perſonen. Jolaos, der Waffenträger des Herakles. Kopreus, Herold des Euryſtheus aus Argos. Der Chor: Bürger Athens. Demophoon oder Demophon, Sohn des Theſeus, König von Athen. Makaria, Tochter des Herakles. Alkmene, deſſen Mutter. Euryſtheus, König von Argos und Mykenä. Ein Bote. Diener. Der Schauplaz iſt in Athen. 10 20 Jolaos. (Umber Tempel und Altäre, wo man die Söhne des Hera- : {les erblickt.) Secon lange fand id dieſes wahr in meinem Sim: Für feine Nächſten jdafft und wagt der edle Mann; Dod wer das Herz auf eignen Vortheil, nur gewandt, Frommt mat dem Staat, ift unvertraglig im Verkehr, Strebt fic allem gu heben. Selbft erfubr ih das. Aus Mitgefühl, weil mir Verwandtidaft heilig war, Trug id, der Cine, vieles Leid mit Herafles, Als er mit uns war, wihrend id bebaglthfroh Sn Argos wohnen fonnte; nun der Himmel ibn Aufnahm, bewahr’ id, Hiilfe felbft bediirfend, Hter Des Helden Minder unter meinen Fittigen. Denn al8 iby Vater diefer Crd’ entfdrwunden war, Wollt’ erft Curyftheus tidten fein gefammtes Haus; Dod id entrann ihm und verlor mein Baterland, Mein Leben ward gerettet. Unftat floh’n wir dann Bon einer Stadt zur andern ohne Wahl umber. Denn yu den andern Leiden fann der Konig aud Mod dieſe Schmach ju häufen auf Herafles’ Haus: Sn weldhes Land wir flitdten, und er hört davon, Da fordern uns Herolde, da vertreibt ex uns, Und droht mit Argos’ Waffen, da8, Freund oder Feind, Nicht fein zu adten, und gugleid mit eigner Macht. Und weil denn Alle fehen, wie madtlos und ſchwach Sh bin, wie fein die Rinder, die fein Vater ſchitzt; Die Herafliden. 351 Ropreus. > Wohl wahnft du hier an einen ſchönen Rubefiz, Du Thor, in eine Freundesftadt gelangt gu ſein? Dod ware Femand, welder did Unmadtigen Bum Freunde ſich erköre ftait Mykene's Herrn? Geh' hin (wozu die Mühe? Flugs erhebe dich!) 'O Nad Argos, wo du büßen wirſt durch Steinigung! Jolaos. Mitnichten; Schuz ja bietet mir der Opferherd Des Zeus und dieſes freie Land, in das wir flohn. Kopreus. So willft du denn von Neuem dieſe Gand bemühn? Solas. Traun, nie gewaltfam fihrft du mid), nod) dieſe fort. Kopreus. 35 Du wirft’s erfahren; ſchlimm geweiffagt haft du div. Jolaos. Nein, das geſchieht in meinem Leben nimmermehr! Kopreus. Hinweg! Ich führe, wehrſt du's auch, die Kinder fort! Denn ſie gehören, wo ſie ſind, dem König an. Jolaos. Die ihr von alten Zeiten her Athen bewohnt, O Helft! Uns, des Zeus, des Marktbehüters, Schüzlingen, Geſchieht Gewalt! Die heil'gen Binden ſind entweiht, Die Stadt geſchändet, und der Götter Dienſt entehrt! Der Chor. (eilt herbei) Welch lauter Ruf erhob ſich am Altare dort? Ha! Welches Unglück offenbart er bald vor uns? Die Herakliden. 393 Jolaos. Deidht ausgeliefert werden, nicht gen Argos ziehn, Worn deinen Gempeln mit Gewalt binweggefdleppt. Ropreus. Dod nimmermehr genitgt e8 alfo deinem Herren, Der über did) gebietet, dev dich findet Hier. Der Chor. Bu ſcheuen ziemt ſich, die der Götter Schuz erflehn; Du darfſt, o Fremdling, O Sie nicht gewaltſam treiben von des Gottes Siz; Dike, die hohe, duldet den Frevel nicht. Kopreus. So ſende heim, die meines Königs Knechte ſind, Und nimmermehr gebrauch' ich wider ſie Gewalt. Der Chor. Ha, Schmach, Sünde wär' es, trieb' unſre Stadt flehende Wandrer aus! Kopreus. 6 Dod iſt es ſchön aud böſen Händeln fern zu fein, Und guten Rath zu hören, der das Beſtre lehrt. Der Chor. So mufteft du’s des Landes Herrfder fagen, eh Du foldes wagtet, nidt gewaltfam vom Altar Wegzieh'n die Fremden, fondern ſcheu'n ein freies Voll. RKopreus. 0 Und wer beberrjdt denn diefes Land umd dieſe Stadt? Der Chor. Des edlen Theſeus hoher Sohn, Demophoon. SKopreus. Mit diefem alfo fampfen wir wohl diejen Kampf Am beften; alles Andre fonjt ift leer Geſchwäz. Curiptdes v. Donner. III. 3. Mull. 23 0 Die Geralliden. 355 Denn, felbft Argeier, führ' id) hier Argeter beim, Die id ergriffen, welde meinem Land entflohn, Wo ftrenge Sazung itber fie den God erfannt. Recht ift es aber, daß wir felbft, als freies Volt, Selbftindig üben unſer Recht Ourd unfre Gand. Ste kamen fdon gu mandes andern Volkes Herd; Wir aber Hielten unverritdt am gletdhen Wort; Da wagte Miemand eignes Leid herbeizuziehn. Dod floh’n fie hieher, weil fie Thorheit wohl an dir Gewabhrten, oder wollten fie’s im ſchweren Leid 45 Grproben, ob du deinen Schuz, ob nidt, gewährſt. 5 Denn Ou, verftandlos, werdeft did), fo wähnen fie, Von allem Volf in Hellas, wo fie hingelangt, Allein erbarmen ihrer fhlimmberathnen Noth. Wohlan, erwige! Wenn du fie aufnimmſt in's Land, Und wer du mir fie [affeft: was ift dein Gewinn ? Von uns erringft du diejen Dank gum Lohne dir: Dr fligft zu deinem Reidhe nod) da8 madtige Kriegsheer von Argos und Curyftheus’ ganze Macht. Dod wenn, gehorfam ihrem Wort und Klageruf, Du did erweiden laffeft, mug das Sdwert den Kampf Entſcheiden: denn das hoffe nidt, dak ohne Stahl Von unferm Volke diefer Streit gefdlidtet wird. Was fagft du dann wohl? Weldes Land ward dir geraubt, Dak Krieg mit Tiryns, dag du Krieg mit Argos willft ? Wer find die Bund8genoffen, die du ſchirmſt? Wofür Begrabft du deine Todten? Wohl wird böſer Ruf Bor deinem Voll did) finden, wenn um einen Greis, Der, fo yu fagen, ſchon im Grabe wobhnt, ein Nidts, nd um die Knaber du verfinkft in folden Schlamm. Das Vefte, Hoffnung, blithe dir, erflarft du wohl. 23* or —) on —) 5 Die Geratliden. 337 Indeß — ich kenne ſeiner Bürger Sinn und Art: Sie ſtürben lieber; denn die Scheu vor ſchnöder That Gilt edlen Männern höher als das Leben ſelbſt. Genug von Atthis’ Volke: denn zu großes Lob Wird leicht gehäſſig, und ich ſelbſt erinn're mich, Oft war mir's läſtig, wenn man mich zu ſehr erhob. Dod) daß es dir gezieme, Die gu retten,- will Sq dir erklären, da du Here im Lande biſt. Pittheus war Pelops’ Sprößling, Pittheus’ Tochter war Aethra; von Wethra’s Schooße ging dem Vater aus, Thefeus. Vernimm min, weldes Stammes Diefe find. Gin Sohn Alkmene's und de8 Reus war Herafles, Alfmene Pelops’ Enkelin. Dein Vater und Herafles alſo ftammen ab von Cinem Whn. Go bift du diefen blutsverwandt, o Demophon. Dod nicht Verwandtidaft, Andres nod) gebietet divx, Den Kindern, Herr, zu vergelten. Denn id, wiffe, 30g Einſt aus mit Thefeus, als Herafles’ Waffentnedt, Dem Gürtel nad, der mandhes Leben mordete ; Und aus des Hades Klüften führt' the Vater cinft An's Licht den Thefeus, das bezeugt gang Hellas wns. Für folde Wohlthat fordern fie gum Dante fid, Daß du fie mbt auslteferft, nicht gewaltjan fie Von deinen Gottern reißend aus dem Lande treibft. Denn dir vor Alem bringt es Sdhmad, Unheil der Stadt: Schuzfleh'nde, Flitdtling’, Wnverwandte — (wehe mir! O blid’ auf fie, Here!) mit Gewalt davongefdleppt! Nein, mimm die Rweige! Bet den Handen fleh’ ich dix, Bei diefem Rinne: laf Herafles’ Kinder nidt Schmachvoll verftopen, mimm fie auf in deinen Arm! Sei ihnen Anverwandter, fet der Armen Freund, Die Herakliden. 359 Kopreus. So wär' es meine Schande, doch dir ſchadet's nicht. Demophoon. Nein, meine, duld' ich, daß du ſie von hinnen ſchleppſt. Kopreus. Du weiſe ſie zur Gränze, dort entführ' ich ſie. Demophoon. Wie thöricht, daß du weiſer als den Gott dich wähnſt! Kopreus. 5 Hieher, ſo ſcheint es, müſſen Uebelthäter fliehn. Demophoon. Schuzwehr, gemeinſam Allen, iſt der Götter Siz. Kopreus. Das iſt gewiß Mykene's Volke nicht genehm. Demophoon. Ich wäre denn in dieſem Lande nicht der Herr? Kopreus. Wohl; aber biſt du weiſe, kränke jenes nicht. Demophoon. 30 Euch kränkt es, wenn ich Götter nicht entheilige? Kopreus. Ich will nicht, daß du kriegen ſollſt mit Argos' Land. Demophoon. So denk' ich ſelbſt auch; aber dieſe laſſ' ich nicht. Kopreus. Doch führ' ich ſie von dannen, die mein eigen ſind. Demophoon. Dann kehrſt du wahrlich nicht ſo leicht nach Argos heim. Kopreus. 35 Verſuchen will ich's, und ſofort erfahr' ich es. (er ſpringt auf die Knaben zu.) 95 Die Herafliden. 361 Liebt Argos ja, Dod heute gewif nod) mehr denn juvor. Denn gweimal fovtel, als wirklich geſchah, Aufthürmen, ift ewig der Herold’ Art. Was, meinft du, fagt ex dem Könige wohl? Dak er Arges erlitt und nahe bereits An dent Wbgrund ſchwebte des Todes! Jolaos. Ein ſchön'res Erbtheil gibt es doch für Kinder nicht, Als edler, wackrer Väter Blut entſproſſen ſein, Und frei'n um edle Frauen. Wer, von Luſt bethört, Mit ſchlechten ſich verbindet, ſolchen lob' ich nicht, Daß er der Luſt zuliebe Schmach den Kindern bringt. Denn böſes Schickſal wehrt dir ab der edle Stand, Wenn niedrer Stand verzweifelt. Wir auch fanden ja Im tiefſten Unglück Freunde, Blutsverwandte hier In dieſen Männern, die allein in Hellas' weit Bewohntem Land Herakles' Söhnen Schuz gewährt. Reicht ihnen, Kinder, eure Hand, o reicht ſie dar, (Und ihr den Rindern:) tretet näher hier heran. Ja, Kinder, ja, die Freunde haben wir erprobt! Drum, wann ihr einſt in eure Heimat wiederkehrt, Und eures Vaters Ehr' und Haus zurückerlangt, Denkt immer, daß ſie Retter euch und Freunde ſind, 5 Und hebet niemals wider ſie den Feindesſpeer, An Dies gedenkend, ſondern ſchäzt als theuerſte Von allen Städten ihre Stadt! Denn ehren müßt Ihr ſie, die ſolchem Reiche, die Mykene's Volk Feindſchaft zu bieten unſerthalb ſich nicht geſcheut, Uns armen Heimatloſen hold; ſie haben uns Nicht ausgeliefert, nicht verjagt aus ihrem Land. Die Herafliden. 363 Dann gehn wir ein gum Hanje. Herr, nicht ſchwächere Gottheiten ſchirmen fimpfend uns, als Argos’ Vol; Denn Uber ihm wadt Hera, Reus’ Gemahl, und uns Sdhirmt Ballas. Dod) gum Heile, mew’ ih, frommt es and, Wenn ftirfre Götter neben uns tm Kampfe ftehn; Denn fiberwinden wahrlidy läßt ſich Pallas nicht. (Demophoon acht ab.) Der Chor. Strophe. Prahlteſt du ſtolz, achten dic) dod) ) Andere drum nicht höher, Fremdling, kommend von Argos! Mit vermeſſenem Wort wirſt du fiirwahr Mid nimmer ſchrecken Das ſei ferne dem großen Lande, > Der reizenden Flur Athenä's! Du raſeſt und Sthenelos“ Sohn, der waltet in Argos! Gegenſtrophe. Mann, in ie Stadt kamſt di, Die me Schwächer erſchien als Argos, 30 Willſt, ein Fremdling, gewaltſam Schuzflehende, die, fliidtig, Wthens Hut jid) vertraut, vom Altar Meigen, beugſt dich Dem Herrſcher mid, lind kein anderes Recht erfernjt du! Wo ziemte fid das, beherrſcht Wahnſinn nicht ore Gemüther? Schlußgeſang— Jd verlange nach Frieden mur; Dod) du, thiridjter Herrſcher, wirſt, Die Herafliden. Die Seher weihen unjre Stadt durd Reinigung, Dem Feinde Fludt yx bringen und den Biirgern Heil. Die Sprudpropheten alle fon verſammelt' ih, Und forjdte wie nad) offnen, fo verdorgenen Drafelworten alter Beit, des Yandes Heil, lind gar verfdjieden lauten die fonft iiberall ; Dod als die Meinung Aller tritt dies Cine vor: Der Schattengottin foll ih (fo gebieten fie) Gin Madden, edlen Vaters Kind, gum Opfer weihn. Ich Hege mim gwar, wie du ſiehſt, liebreichen Sinn Für cud); indeß die cigne Todjter mord’ ich nicht, Nod) wing’ id andre Biirger, unfreiwillig das Zu thun: mit freiem Willen rast dod Keiner fo, ) Dak er die Kinder tödten wird, ſein Thenerftes. Auch ſiehſt Ou jezt wohl überall Verſammlungen, Und Mande nennen's billig, daß ich Fremdlingen, Die Schuz erbitten, helfe; doch ſchilt Mancher auch Auf meine Thorheit. Schirm' ich mm die Flüchtigen, Bereitet ſich im eignen Lande ſchon der Krieg. Da ſiehe du nun und erſinne Rath zugleich, Daß ihr gerettet werdet und dies Freundesland, Und ich daheim vor böſem Leumund ſicher ſei. Denn nicht als Herrſcher walt’ i nach Barbarenbrauch; ) Nein, üb' ich ſelbſt das Rechte, wird das Rechte mir. Der Chor. So wehrt ein Gott denn unjggr Stadt ihr frommes Wert, Die Fremden beiguftehen ſtets fo willig war? Soloas, O Kinder, Sdijfern gleiden wir, die, wann fie laum Des Sturmes wildemporter Wuth entronnen find, Dem Yande nahe treiben; dod vom Ufer ſtößt ro 30 Die Herafliden. 367 Dev Chor. Mein Alter, wälze feine Schuld auf dtefe Stadt. Vielleicht erfprieBlid, aber dod ein arger Sdhimpf War's uns, begingen wir Verrath an Fremdlingen. Demophoon. Du fpradeft edel, aber willft Unmögliches. Nicht dein begehrend, führt dev Fürſt fein Volk Hieber: Was kann's dem Konig frommen, ſtirbt ein alter Mann? Nein, diefe Kinder will ex nur getödtet ſehn. Denn furdtbar wren Feinden find anffproffende Heroenfobne, die der Samad des Vaters einſt Gedenten. Das muß jener wohl vorſeh'n, o Greis. Dod, weißt du fonft uns einen Rath, der beffer ift, Sil’ ihn gu melden; bin dod) id rathlos, nachdem Der Sprud mir tundgeworden, und von Furdt erfitllt. (Demophoon geht ab.) Malaria fommet aug vem Tempel). Jolaos. Der Chor. Mafaria. Daf ic) heraustrat, fdeltet nicht Verwegenheit, O Freunde; diefes bitt' id mir vor Alem aus. Denn eine Frau ziert Sdhweigen, ziert Beſcheidenheit Am ſchönſten, und im Haufe harrend ſtill gu fein. Nur deine Klagen hirend, Freund, erſchien ich hier, Solas, nidt als Sprederin fiir mein Gefdledt. Dod geht e8 mir fo nahe; fdwer bekümmert mid Das Loos der Britder, und um meinetwillen felbft Verlangt e8 mid) gu Hiren, ob zur alten Noth Cin neues Leid gefommen, das dein Herz betrübt. Solas. O Kind, am meiften darf id nicht erft heute did Mit Recht vor Allen loben aus Herafles’ Stamm, Die Herafltden, | Und fteige dennoch in des Todes Haus hinab? Und irrt' ich and), entflohen dieſem Land, umber, Wie fol id nicht errdthen, wenn dann Ciner fagt: „Was kommt ihr hieher mit dem Zweig als Flehende, Shr, voll der Yuft amt Leben? Weidht aus dieſem Yand! Denn feigen Menſchen werden wir nie Schuz verleihn.“ Dod) hoff’ ih and) midt, daß id) fortan glücklich jei, Wenn dieſe todt find und wh ſelbſt gerettet bin. Denn Mander gab fdon Freunde preis in diejer rt. Wer wird et Hitlflos Mädchen fic) zum Weib erſehn, Wer wird fid) Kinder wünſchen, die mein Schooß gebar? Drum will id lieber frühen Tod als unverdient Dies Yoos erdulden. Auch geziemt das beſſer wohl Für Undre, die nicht hohen Stammes find wie id. © fiihrt mid hin, wo fterben möge dieſer Leib! Befrangt mid, weiht zum Opfer mid), wenn’s end gefallt; Und dann befiegt die Feinde: denn dies eben gibt Sid) ohne Striuben willig Hin; laut fag’ wh es: Für meine Brüder leid' ich und fiir mich den Tod. Ich liebe nicht das Leben und ſo fand ich ja Das ſchönſte Glück, fand einen ruhmgekrönten Tod. Der Chor. Was ſoll ich ſagen, dieſer Jungfrau großes Wort Vernehmend, die fiir ihre Brüder ſterben will? Wer auf der Erde ſpräche wohl erhabener, Wo wagte folde Ruhmesthat ein Sterblider ? Jolaos. Von keinem Andern wurdeſt du gezeugt, o Kind, Nein, biſt Herafles’ Tochter, biſt ein ächter Sproß Des göttlich hohen Geiſtes; und ich ſchäme mid Nicht deiner Worte, dem Geſchick bejammr' ich mur. Eurlpides v. Downer. LL. 3. Aufl. 24 5 Die Herakliden. | 371 Fuür Bieles, fiir den Hohen Muth, der dich befeelt, Und weil dad Redht es fordert; denn ote muthigſte Bift du von allen Frauen, die metn Auge fab. Dod, drängt es did, den Brildern und dem Greife nod Etwas zu fagen: geh’ und fprid) dein leztes Wort! Malaria. © lebe wohl, Greig, lebe wohl, und lehre mir So fein, wie Du, die Brüder, Mug in Allem fein, Gleid) Dir: es braudt ja weiter nidt; denn das genitgt. Dod) ftrebend, fie gu retten, {ude nicht den Tod. Die Deinen find wir: deine Hand’ ernährten uns, Aud mid ja fiehft du, welde fiir der Briider Heil Shr bräutlich Leben opfernd fid) dem Tode weiht. Und ihr, o Brüder, die mid) Hier vereint umſtehn, O lebet glidlid, und es fall’ euch Alles gu, Weßhalb mein Herg in blutigem Lode breden wird! Und ehrt den Greis, des Vaters greiſe Mutter ebrt, Alkmenen, die un Heiligthume drinnen weilt, Und diefe Fremden. Endet eure Noth dereinyt, Und haben gute Gitter end) Heimkehr gegdnnt; Denft, wie ihr eure Retterin beftatten müßt! Auf's ſchönſte wohl gegiemt es: denn ich ſäumte mgt, Wo's ener Wohl galt, fondern ftarb fiir mein Gefdhledt. Das ift ein unſchäzbarer Lohn fiir Kinder mir, Für meine Qugend, wenn Gefiihl in Todten lebt. Dod möge died nur ſchwinden! Denn wenn drunten aud Gram unfer wartet, die gu Tod geboren find: Wohin, wohin uns wenden? Für das miadtigfte Heilnrittel aller Uebel gilt ja dod der Tod. Jolaos. Du, die vor allen Frauen durch erhabnen Sinn So ſchön hervorſtrahlt, wirſt fürwahr vor allen auch 24* Die Herafliden. 373 Gin Diener. Jolaos. Der Shor. Später MlEmene. Der Diener. Heil end, o Kinder! Sagt, wohin Bolaos fig Ulnd eure Ahnfrau wegbegab vom Opferberd. | Jolaos. Hier bin ich, wenn ich ſagen kann, ich ſei noch hier. Der Diener. 625 Was liegſt du hier am Boden, Gram im düſtern Blick? Jolaos. Mich traf ein häuslich Leiden, das mich niederbeugt. Der Diener. Erhebe did) jezt wieder, richt' empor das Haupt. solaos. Sd bin ein Greis, und meiner Glieder Kraft entſchwand. Dev Diener. Dod fomm’ id) groge Freude div verfiindigend. Jolaos. 630 Wer biſt du? Früher traf ich dich, wo war es dod? Der Diener. Ich bin des Hyllos Diener: nicht mehr kennſt du mich? Jolaos. So, Liebſter, kommt ein Retter denn in unſrer Noth? Der Diener. Gewiß; und glücklich biſt du jezt noch außerdem. Jolaos. (ruft) Alkmena, du, des Heldenſohnes Mutter, komm, 635 © komm heraus dod und vernimm dies Frendenwort. Sdon lang did härmend, ob Heralles’ Kinder aud Heimfehren würden, aft du did in Schmerz vergebrt. Alfmene. (tritt aus Dem Tempel) Weßhalb erfüllſt du mit Geſchrei dies ganze Haus, Jolaos? Uebt von nenem hier ein argiſcher Die Herakliden. 375 Jolaos. O Wie viele Bundsgenoſſen er dahergeführt? Der Diener. Viel! Andre Bablen fann id dir nicht nennen, Greis. Jolavs. Die Fürſten, hoff' ich, wiſſen das im Heer Athens. Der Diener. Ja wohl! Der linke Flügel iſt ſchon aufgeſtellt. Joluos. Go ſteht das Heer gerüſtet, ſchon zum Kampf bereit ? Der Diener. Sdon find die Opfer vor die Schlachtordnung geführt. Folavs. Wie weit entfernt ift Argos’ Heeresmadt von ihm? Der Diener. Nicht ferne mehr; man kann den Feldherrn deutlich ſehn. Solavs. Was thut er? Sider ordnet er der Feinde Meih’n. Der Diener. Ich meinte fo; denn teine Stimme hörten wir. Dod nun enteil’ ih, möchte nicht, dag ohne mid Mein Here mit unfrer Feinde Heer zufammentrifft. Joluos. Ich gehe mit dir: ſcheint es doch, wir denken gleich; Hülfreich den Freunden beizuſtehn, iſt Beider Danis. Der Diener. So thiridt reden ziemte dir am wenigften. Jolaos. 5 Auch nicht, den Freunden ferne ſein im tapfern Kampf. Der Diener. Du biſt der Starke, der du warſt, nicht mehr, o Freund. OSU wle CAM ver AVL Ue © flag nid) dod) vollenden Du kannſt es nit wollen 685 Nicht linger bleib’ ids wed Dod) wie erſchienſt Os Kriegswehr, im Kampf Die nehm' id); lebend Heim Denn fterb’ ich, nimmer fe 690 Nun geh' hinein, n eine Vom Pflock herab, — e.co fe 5S 2 Die Herafliden. 5 Friſch glüht es im Jugend; der Leib nur ſchwand. Was ringſt du vergeblich um das, was dir Leid bringt und unſerer Stadt fein Heil ? Sm Gefiihle der Unmadt, zeige der Greis Sid Lenffam, erjtreb’ Unmögliches nicht! Nie mag es geſchehn, Dak wieder ihm blühte die Jugend. Allmene. Was dentft du, deiner Sinne nicht mehr mächtig, Hier Allein mit meinen Kindern mid) gu laſſen, Greis? Jolavs. Dem Manne ziemt Kampf; dir gebiihrt die Sorg’ um fie. Allmene. 15 Wie aber, wenn Ou ſtürbeſt, wer beſchirmte mich? Jolavs, Das ift der Entel Sorge, die am Leben find. Witmene. Dod wenn fie (ferne bleibe Das!) der Tod ereilt? Jolaos. (auf den Chor bewtend) Nie fürchte met!) verlaſſen dieſe Freunde did), Wifmene. Darauf beſchränkt fid) mein Vertrau'n; fonft hab’ id) Nichts. Jolavs, 0 Und) Beus erbarmt fic) deiner Müh'n, ich weiß gewiß. Allmene. Ach! Ich will des Gottes Namen zwar nicht läſtern; doch, Ob er gerecht iſt gegen mich, das weiß er ſelbſt. Der Diener. (brings Bie Waffen) Der Waffen Rüſtung fiehft du ſchon volljtandig hier; Die Herakliden. Jolaos. Mein Arm, o dag Ow hente mir verbündet wärſt, Wie deiner ich gedenfe, da mit Herakles Du Sparta niederwarfeft, ftarf in Sugendfrajt: Wie jagt' id) Argos' König dann in wilde Flucht, Ihn, der zu feig iſt, einem Speer zu widerſtehn! Wohl ward mit Unrecht dieſes aud dem Glücklichen: Er gilt fiir muthvoll und beherzt; wir wähnen ja, In allem Künſten Meiſter fet des Glückes Sohu. (Ste gehen ab.) Der Chor, Erſte Strophe. Erd' und nadtlider Stern, Selene, Und, leudtend den Sterblicen, Shr, Heltos’ lichte Strahlen, o bringt mir die Runde, Und Hell jaudgt in den Himmel any, Bu Zeus’ Thron und am Hauſe der Blauäugigen Ballas! Denn th will um das Yand der Heimat, Will kämpfen um meimen Herd, ) Weil ich Flehende aufnahm, Kämpfen tödtlichen Kampf mit grauem Stahle. Erſte Gegenſtrophe. Furchtbar, dak ein fo glücklich Voll, wie Myfen’, in der Laren Sturm So grog, wider mein Land zürnt, 5 Hak int der feindlichen Seele; Doh Schmach war’ eS, verriethen wir, O Stadt, flehende Fremodlinge, Weil's Argos gebietet! Reus fiimpft neberr mir, was verzagt’ id? Die Herafliden. Allmene. Und aud der Greis Bolaos weilt tm Lichte noch? Der Diener. Er lebt, nachdem ihm Großes ward durch Gitterhuld. Allmene. Was iſt's? Cr übte kämpfend wohl ein ſchönes Werk? Der Diener. Bum Biingling wurde rwiederum des Greiſes Arm. Alkmene. Du redeſt Wunderbares; dod) den glücklichen Kampf unſrer Lieben melde mir zuerſt, o Freund. Der Diener. Ein Wort aus meinem Munde thut dir Alles kund. Nachdem von beiden Seiten ſich auf weitem Feld Bewehrte Kriegsmacht ausgedehnt, Stirn gegen Stirn; Schwang Hyllos flugs vom Viergeſpanne ſich herab, Trat zwiſchen beide Heere dann im Mittelraum, Und ſprach: „o Feldherr, der du kommſt aus Argolis, Warum nod linger dieſem Land verderblich ſein? Und aud Mykenä ſchadet's nicht, beraubteſt ou Es Eines Mannes. Alſo komm mit mir allein Allein zum Kampfe! Fall' ich dann, ſo nimm mit dir Herakles' Kinder; tödt' ih did), dann gönne du Des Baters Haus und Ehren mir als Eigenthum.“ Die Krieger lobten's; alle Noth zu wehren, ſei Das Wort ein wohlgeſprochnes, voll Hochherzigleit. Dod) jener Andre ſcheute nicht der Hirer Schaar, Nod) feiner Feigheit ſchämt' er fic), der Heeresfürſt, Schritt mat beherzt gu tapferm Langenfampy’ heran, Nein! wid), der Feigling. Und ein Solder, fam er dod), Knechtſchaft zu bringen Herafles’ gepriej’nent Stamm. Num tehrte Hyllos wiederum in’s Heer zurück. Dre Heratliden. Da rief er Zeus und Hebe'n, ihn mir Einen Tag Bum Jungling umzuſchaffen, dak er züchtige Den Feind. Cin Wunder fannft du jezt vernehmen, Zwei Sterne, die fid) auf der Roſſe Body herab Gejenft, verhüllten fein Geſpann in ſchwarz Gewi lf. Dein Sohn und Hebe war es, wie die Weijeren Behaupten. Er, and diifter ſchwarzer Nacht hervor, Wies Hell der Arme jugendlid) ernenten Glory, Da fing an Skeirons Felfenhihn das Viergeſpann De8 Königs Held Jolaos, band die Hinde dann Ihm ſelbſt, und führt als ſchönſte Kriegsbeute min Den Heeresfürſten euch daher, den ehedem So hochbeglückten; aber jezt ruft ſein Geſchick Der Erde Söhnen allen laut die Lehre zu, Den nicht zu preiſen, ehe man ihn ſterben ſah, Der glücklich ſcheine: denn das Sie währt Einen Tag. Der Chor. Zeus, Siegverleiher, heute ward es mir verginnt, Einmal den Tag gu ſchauen fret von graujer Furcht. Wifmene. Bens, endlid), ſpät gwar, faheft Ou mein Leiden an; Dod weiß id) Dank dir deſſen, was du ſchön vollbradt, Und wenn td vorher midt geglaubt, dag unjer Cohn Bei Gittern wohne, mum erfannt’ ich's zweifellos. O Kinder, mm dod) feid ihr, nun von Mühen Fret, Und fret von Senem, der mix ſchlimm verderben foll, Wiytene’s Hervider, ſollt in eures Baters Stadt Einziehn, des Yandes Erbe ſchaun und Opfer weihn Den Vatergdttern, denen ihe fernabgewandt In kläglich unjtit irrer Fahrt die Welt durdgogt! Dod) was fiir weife Plane hegt Jolaos denn, Daf er des Königs fdhonte, nicht thn tidtete? Die Heratliden, ) Demiithigt yu jeder Beit. Bweite Strophe. Unter den Göttern droben wandelt Sm Himmel dein Sohn, o Greiſin: Er flieht das Gerücht, als ſei er Aus furchtbarer Feuersglut 5 Rum Hades hinabgeſtiegen, Und theilt in der goldnen Halle Das reigende Yager Heba’s. Wohl, Hymenäos, haft du Zwei Kinder des Zeus verherrlidt. Bweite GSegenftrophe. Bieler Geſchick berührt ſich vielfach: Dem Bater der Kinder, ſagt man, Stand Pallas ur Moth zur Seite, Und Retterin diefer war Die Stadt und das Voll Athene's. Sie welrte dem Troze, der @ewalt übte, das Recht verhöhnte. Mir ſei ewig des Stolzes Unerſättliches Streben ferne! Gin Bote, Allmene. Euryſtheus. Der Chor. Der Bote, Du fiehjt es, Herrin, aber dennoch ſei's gejagt: ) Den Herrn Myfkenä's bringen dir die Freunde bier, Cin unverhofftes Sdhauen, ihm aud) ungeabut. Gr wähnte me m deine Hand zu fallen, als Er aus Mykenä mut gewalt’ger Heeresmacht Auszog, nad Höh'rem tradjtend ale des Medjtes Riel, 5 Wthene’s Stadt gu nehmen. Dod) gewandelt hat Cin Gott das Schickſal und verfehrt in's Gegentheil. Guripibe® v. Donner. III. &. Wwf. 25 955 960 965 Die Herafliden. Dod ibm gu tddten, weld) Geſez verbite das? Der Bote. Den Fiirften diefes Landes ift eS nicht genehm. Alfmene. Was? Feinde tödten, Halten fie fitr ungerecht? Der Bote. Sa, wenn fie lebend in der Schlacht ergriffen find. Alkmene. Und den Geboten unterwarf mein Enkel ſich? Der Bote. Er durfte wohl misachten, was hier Rechtens iſt? Allmene. Der durfte nicht mehr leben, nicht die Sonne ſchaun. Der Bote. Unrecht geſchah ihm, dag man ihn wiht gleih erſchlug. Allmene. So wär's hinfort unziemlich ihn zu züchtigen? Der Bote. Auf dieſer Welt lebt Keiner, der ihn tödten darf. Alkmene. Ich wag' es, und ich denke doch zu gelten hier! Der Vote. Viel Gadel wird dir's bringen, wenn du foldes thuft. Alkmene. Das Volk Athens — ich lieb' es: wer beſtritte mir's? Doch ihn, nachdem er kommen iſt in meine Hand, — Auf dieſer Welt lebt Keiner, der mir ihn entreißt! So möge, wer nur immer will, verwegen mich 970 Und höherſtrebend ſchelten, als der Frau geziemt: Doch — glaube mir — vollenden werd' ich dieſe That. 25* 387 Die Heralliden. 389 Als id) es wünſchte, wir’ ih nad Hellenenbraud Nicht rein fiir meinen Mörder, ſtürb' ich jegt durch ihn. Denn fret entließ mid diefe Stadt, fromm adtet fie Weit mehr die Gitter als die Feindfdaft wider mid). 105 Dies meine Bed’ auf deine! Dod nun magft du mid Den Feigling nennen oder aud den tapfern Mann. So fielen meine Loofe. Zwar ich wünſche nidt Bu fterben; aber müßt' id and, mir graute nidt. Der Chor. Altmene, rather will ic dir cin Kleines nur: 110 Lak diefen Mann von binnen, weil’s die Stadt verlangt. Alkmene. Wie, wenn er ſtirbt und euer Wille doch geſchieht? Der Chor. Das wäre wohl das Beſte; doch wie kann's geſchehn? Alkmene. Leicht. Wann ich ihn getödtet, liefr' ich ihn ſofort Als todt den Freunden, die zurück ihn fordern, aus: 15 Denn ſeinen Leichnam gönn' id gern dem Erdenſchooß; Mir aber gahlt er Buge fo durch feinen Tod. Euryſtheus. Ja, tödte mich; ich flehe nicht um Gnade: doch Der Stadt gu Dante, weil fie mid freiließ, und mid Bu morden fdeute, meld’ ih Phöbos' alten Sprud, 120 Der künftig etnft ihr itber Hoffer frommen wird. Shr werdet mid beftatten, wo das Sdidfal will, Vor eurer Göttin Tempel in Pallene dort. Und dir gewogen und der Stadt ein rettender Inſaſſe, werd’ id drunten rub’n im Erdenſchooß, 125 Herafles’ Enkeln aber ftets der fhlimmfte Feind, Sobald fie fommen über euch mit ftarler Mad, Sers Anmerkungen zu den Herakliden. 2. 138. 14, 35. 37. 39. 44. 58. 61. 68. 70. O pdv Plxasog roĩc xihacg xépux’ avrg. Gerbindet man argo mit dixasoc, fo ift ber Sinn des Verſes fo gu faffen: unusquisque vir bonus aliis, i. e. alioram com- modis, natus est. Man tam aber auch avyg mit xépuxe verbinden; dann milfte avg, wie das römiſche vir, in der Bedentung von vir fortis gefaft werden, und gu über⸗ ſezen wäre: vir fortis est aliis, i. e. alios juvat, vel cum suo periculo, ex fdafft und wagt fitr feine M Gh fer. Ueber Euryſtheus f. meine Anmerfung gu den Tradi- nerinnen des Sophokles B. 1026. Q. add? 2ddgav pay. Die Söhne des Thefens, der den Herakles anf feinen friegerifden Zügen beglettete, find Afamas und Demophoor. mit Diefen, den Söhnen de Herakles. Sowohl Herafled al8 Thefens ftammten von Pelops ab. S. unten B. 3083 ff. Zwei Gretfe, Folaos und Alkmene. L. xansBwules ayew oder Oaxeis. Mykene's Herrn, Curyftheus. Daß unter dem Geos fein Anderer als Zeus gemeint ift, erbellt au3 B. 70. voultwr knég ela’ Evguadiws sc. elvas aveic, weil id ber Anfidht bin, daß fle, wo fie find, des Euryſtheus find, bem Euryſtheus angehören. Beus heift Agoräos, der Mtarkthebiiter, weil er anf ber Agora einer Tempel hatte. Unter ſeinem Schuze ftanden hülfloſe Gremblinge, wefwegen er and) Zevs Edvscog und ixdosoc hieß. Vers 2038. 213. 214 f. 219. 222. 228. 241. 251. 264. 274. 318. 851. 856. 869 f. 373. 375. 381. 392. Anmerfungen gu den Herakliden. 393 Pittheus war Herrfder von Trdgen im Peloponnes, fein Vater Pelops war König von Elis. Dem Gilrtel nad, dem Gilrtel dex Amazone Hip- polyte, welden Admete, des Curyftheus Todhter, gu be⸗ figen wilnfdte. (Adurrn, 7 Evguaddws Ouyatng, éne- Ouvpenoe tov ‘Innolii«ng xtyoacOar Cwsyoa.) Heratles 40g mit feinem Freunde Theſeus aus, und erbentete ibn nad) ſchwerem Kampfe. Eine der berithmteften Thaten des Herakles war die Befreiung des Theſeus aus der Unterwelt. £. coi yag tod atayedv yweis,- dv ndles xaxdv* nam tibi soli hoc turpe fuerit, civitati malum. Die Bweige, welde die Schusfiehenden in den Händen trugen und ihren Befdilgern darreichten. L. tarde cup pogas. L. Oxvg. Q. add’ & aod Plafoc. Wie thöricht, daß du klüger alS den Gott did wähnſt! Indem der Herold die Flüchtlinge von den Altdren gu entfernen, und ihnen fo liftiger Weife den Schuz der Getter gu entgieben dentt. An den Grdngen de3 Alkathoos, d. i. an ben Granger bon Megaris, worilber Allathoos, ein Sohn des Pelops, nidt lange vorber König geweſen war. L. yer Unndiatarto. Der von Argos fommende Fremodling ift Roprens. Sthenelos' Gohn, Euryſtheus. L. Aéyw a, ef ndhey gkac, Sy Stwo & doxeic xvonoes. . GAL’, of nolduey eoasd. . Tay suyagitws Fyvcay. . evtUyNS ta nOdGOEr wy, elas. (2D 0D 0H +H . nolg neoodtes coaténeddy t° avev dogos. Anmerkungen zu den Heralliden. 895 Bers 726. L. doxay, und beziehe dies Particip anf Poadvvesc. 734 f. Herakled überzog wegen der Ermordung des Oeonos 744, 747. 758, 762. 768. den Sparterfinig Hippotoon mit Krieg, überwand ihn, zerſtörte Sparta, und fegte dem vertriebenen Tyndareos wieder auf dem väterlichen Thron. 2. ayyellay pos evéyxat’. ylauxg = ty AOavg, et ad cesiam Minervam, i. e. ad «dem cæœsice Minerva. L. xelevopacy Aoysc. QL, swote Svatay jocoves xguravec fu0s pavertas, nouravers éuot find die Sduggitter von Attifa. Die Ehrwürdige ift Pallas, die Schuzgöttin Athens. - 770 f. Yeden Monat wurden in Athen für das Woh! der 773. 784. 796. 798. 813. 821. 829. 838. 889. 840. 848, 850. 874. Stadt -Opfer gebracht, beſonders dex Pallas. Auf den Cuftigen Höhn, auf dev athenifden Burg im Tempel dex Pallas. L.6 pv yéguy sv Pow Idlews ts; QR. xf tavde yaiay sx ldoouer; L. dvdgoc, d. i. avdgog sede. Blut, das Blut Mataria’s. Tyrrhenia's Drommete. Die Trompete foll cine Erfindung der Tyrrhener fein. Athendus fagt: Tuddy- vay 3d iciy evonua xégata te xai oadaiyyec. QR. qv d2 dio xeledopata oder qv da ted xelevopate, auf weld) legtere LeSart die Vulgata ts xeleveparoc gu führen ſcheint. Des Konigs, des Euryſtheus. QR. xlvew Aéyoru’ dy alley. Pallene, Stadt und Gegend in Attila, wo Pallas einen Tempel hatte. L. dopens tx duvcacPels. Steiron, ein Berg zwiſchen Megara und Rorinthos, auf dex Grange Attita’s. €6 oO» neotiuey, tui rationem habens.